1. Prinzip von d`Alembert

Werbung
1. Prinzip von d'Alembert
1.1 Freiheitsgrade
1.2 Zwangsbedingungen
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-1
1.1 Freiheitsgrade
●
●
Definition:
–
Die unabhängigen Bewegungsmöglichkeiten eines Systems
von starren Körpern werden als Freiheitsgrade bezeichnet.
–
Die Anzahl der Freiheitsgrade entspricht der Anzahl der
Parameter, die vorgegeben werden müssen, damit die Lage
der Körper eindeutig definiert ist.
Massenpunkt im Raum:
–
Die Lage eines Punktes im Raum ist durch die Angabe von
3 Koordinaten eindeutig festgelegt.
–
Ein Massenpunkt im Raum hat also 3 Freiheitsgrade.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-2
1.1 Freiheitsgrade
–
Kartesische Koordinaten:
zP
–
Kugelkoordinaten:
z
z
P
P
θ
xP
x
yP
y
φ
 x P , yP , z P
x = r sin cos 
y = r sin sin 
z = r cos 
Prof. Dr. Wandinger
y
r
x
r ,  , 
r =  x 2 y2z 2
 = arctan  y/ x 

= arctan   x 2 y2 / z 
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-3
1.1 Freiheitsgrade
●
Starrer Körper im Raum:
–
Ein starrer Körper im Raum hat 6 Freiheitsgrade.
–
3 Koordinaten werden benötigt, um den Ort des Schwerpunktes im Raum festzulegen.
–
3 weitere Koordinaten werden benötigt, um die Orientierung
des Körpers im Raum festzulegen.
–
Die Orientierung im Raum kann z.B. durch die Eulerschen
Winkel beschrieben werden:
●
Die Eulerschen Winkel beschreiben die Drehungen, die nötig
sind, um das raumfeste System (xg , yg , zg) in das körperfeste
System (xf , yf , zf ) zu überführen.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-4
1.1 Freiheitsgrade
●
●
●
●
Zuerst wird das System (xg , yg , zg) um den Gierwinkel Ψ um
die zg-Achse gedreht. Das Ergebnis ist das System
(k1 , k2 , zg).
Anschließend wird das System (k1 , k2 , zg) um den Nickwinkel
Θ um die k2-Achse gedreht. Das Ergebnis ist das System (xf ,
k2 , k3).
Zuletzt wird das System (xf , k2 , k3) um den Rollwinkel Φ um
die xf-Achse gedreht. Das Ergebnis ist das System
(xf , yf , zf ).
Je nach Wahl der Reihenfolge der Drehungen ergeben sich
unterschiedliche Definitionen für die Eulerschen Winkel.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-5
1.1 Freiheitsgrade
Quelle: Wikipedia, Artikel Eulersche Winkel
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-6
1.1 Freiheitsgrade
●
Ergebnis:
–
Die Anzahl der Freiheitsgrade eines Systems ist festgelegt.
–
Welche Koordinaten gewählt werden, ist nicht festgelegt.
–
Die Koordinaten können also frei gewählt werden.
–
Dabei darf keine Koordinate von einer anderen abhängig
sein.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-7
1.2 Zwangsbedingungen
●
●
●
Zwangsbedingungen schränken die Bewegungsmöglichkeiten ein.
Ein Massenpunkt, der sich auf einer Fläche bewegen
muss, hat nur noch 2 Freiheitsgrade.
Wenn der Massenpunkt sich auf einer Kurve bewegen
muss, hat er nur noch 1 Freiheitsgrad.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-8
1.2 Zwangsbedingungen
●
Ebenes Pendel:
–
Der Massenpunkt muss
sich auf einem Kreis bewegen.
–
Er hat nur einen Freiheitsgrad.
–
Als Freiheitsgrad kann
z.B. der Winkel φ gewählt
werden.
x
φ
L
z
y=0
x 2z 2 =L2
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-9
1.2 Zwangsbedingungen
●
Verbundene Massen:
–
–
–
Die beiden Massen
können sich nur in x-Richtung bewegen.
Sie sind durch ein masseloses dehnstarres Seil
verbunden.
m1
m2
x1
y
Das System hat 1 Freiheitsgrad.
x
x2
y 1=c1 , y2 =c2 , z 1 =z 2=0
x 1=−x 2  x 1x 2=0
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-10
1.2 Zwangsbedingungen
●
Allgemeine Form der Zwangsbedingungen:
–
Zwangsbedingungen werden durch im Allgemeinen nichtlineare Gleichungen der Form
F i  x 1 , y 1 , z 1 , , x n , y n , z n =0 , i=1, , r
beschrieben (holonome skleronome Zwangsbedingungen).
–
Beispiele:
2
2
2
●
Pendel:
F  x , z = x z −L =0
●
Verbundene Massen:
F  x 1 , x 2 =x 1 x 2=0
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-11
1.2 Zwangsbedingungen
●
Anzahl der Freiheitsgrade:
–
Für ein System von Massenpunkten gilt:
f =3 n−r
–
Für ein System von starren Körpern gilt:
f =6 n−r
–
Dabei ist f die Anzahl der Freiheitsgrade, n die Anzahl der
Körper und r die Anzahl der Zwangsbedingungen (Restriktionen).
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-12
1.2 Zwangsbedingungen
●
Verallgemeinerte Koordinaten:
–
Ein System mit f Freiheitsgraden lässt sich durch f unabhängige verallgemeinerte Koordinaten q1, … , qf
beschreiben.
–
Die physikalischen Koordinaten sind Funktionen der verallgemeinerten Koordinaten:
x k =x k  q 1 , , q f 
yk = y k  q 1 ,, q f  , k=1,, n
z k =z k  q1 ,, q f 
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-13
1.2 Zwangsbedingungen
–
Beispiel: Pendel
●
●
Die physikalischen Koordinaten sind die Koordinaten x und z
des Massenpunktes.
Wird als verallgemeinerte Koordinate der Winkel φ gewählt,
dann gilt für die physikalischen Koordinaten:
x
x =L sin 
z =L cos 
φ
L
z
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-14
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
●
Definition:
–
Virtuelle Geschwindigkeiten δv sind beliebige gedachte Geschwindigkeiten des Systems, die mit den Zwangsbedingungen vereinbar sind.
–
Virtuelle Geschwindigkeiten können daher als tatsächliche
Geschwindigkeiten auftreten, wenn entsprechende äußere
Kräfte auf das System einwirken.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-15
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
●
Beispiel: Massenpunkt auf
Fläche
–
Der Vektor der virtuellen
Geschwindigkeit liegt in
der Ebene, die im Punkt
P tangential zur Fläche
ist, auf der sich der Punkt
bewegen kann.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
P
δv
Dynamik 2 5.1-16
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
●
Beispiel: Massenpunkt auf
Kurve
–
Der Vektor der virtuellen
Geschwindigkeit ist
tangential zu der Kurve,
auf der sich der Massenpunkt bewegen kann.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
P
δv
Dynamik 2 5.1-17
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
●
Zwangsbedingungen für die Geschwindigkeiten:
–
Die Zwangsbedingungen für die Geschwindigkeiten folgen
durch Differentiation der Zwangsbedingungen nach der
Zeit:
d
F i  x 1 t  , y 1 t  , z 1 t  , , x n t  , y n t  , z n t  
dt
∂ Fi
∂ Fi
∂ Fi
∂ Fi
∂ Fi
∂ Fi
=
ẋ 1 
ẏ1 
ż 1
ẋ n 
ẏ n
ż n =0,
∂ x1
∂ y1
∂ z1
∂ xn
∂ yn
∂ zn
i=1, , r
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-18
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
–
Die virtuellen Geschwindigkeiten müssen also die
Bedingungen
∂ Fi
 ẋ 1 
∂ Fi
 ẏ 1
∂ Fi
 ż 1
∂ x1
∂ y1
∂ z1
∂ Fi
∂ Fi
∂ Fi

 ẋ n 
 ẏ n
 ż n =0, i=1, , r
∂ xn
∂ yn
∂ zn
erfüllen.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-19
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
●
Beispiel: Verbundene Massen
–
Zwangsbedingung:
F  x 1 , x 2 = x 1 x 2=0
–
m1
Virtuelle Geschwindigkeiten:
∂F
∂F
=1,
=1
∂ x1
∂ x2
x1
x2
  ẋ 1 ẋ 2 =0
Prof. Dr. Wandinger
m2
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-20
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
●
Beispiel: Pendel
–
Zwangsbedingung:
2
2
x
2
F  x , z = x  z −L =0
–
φ
Virtuelle Geschwindigkeiten:
∂F
∂F
=2 x ,
=2 z
∂x
∂z
L
δv
z
 x  ẋ z  ż=0
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-21
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
–
Wird der Winkel φ als Freiheitsgrad gewählt, so gilt:
x= L sin  , z= L cos 
–
Für die Geschwindigkeiten folgt:
ẋ =L cos  ̇ , ż=−L sin  ̇
–
Für die virtuellen Geschwindigkeiten gilt:
 ẋ= L cos  ̇ ,  ż=−L sin  ̇
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-22
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
●
Zusammenfassung:
–
Betrachtet wird ein System aus n Massenpunkten, das r
Zwangsbedingungen unterliegt und f Freiheitsgrade hat.
–
Die physikalischen Freiheitsgrade sind die Koordinaten der
n Massenpunkte:
x 1 , y 1 , z 1 , , x n , y n , z n
q 1 , , q f
Die verallgemeinerten Koordinaten sind:
–
–
Als Zwangsbedingungen müssen r im allgemeinen nichtlineare Gleichungen erfüllt sein:
F i  x 1 , y 1 , z 1 , , x n , y n , z n =0 , i=1, , r
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-23
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
–
Zwischen den verallgemeinerten und den physikalischen
Koordinaten bestehen die Beziehungen:
x k = x k  q 1 , , q f 
y k = y k  q 1 , , q f  , k =1, , n
z k = z k  q 1 , , q f 
–
Die Zwangsbedingungen für die virtuellen Geschwindigkeiten lauten
∂ Fi
∂ Fi
∂ Fi
 ẋ 1
 ẏ 1
 ż 1
∂ x1
∂ y1
∂ z1
∂ Fi
∂ Fi
∂ Fi

 ẋ n 
 ẏ n 
 ż n =0, i=1, , r
∂ xn
∂ yn
∂ zn
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-24
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
–
Zwischen den virtuellen Geschwindigkeiten der verallgemeinerten Koordinaten und den virtuellen Geschwindigkeiten der physikalischen Koordinaten bestehen die Beziehungen
∂ xk
∂ xk
 ẋ k =
 q̇ 1
 q̇ f
∂ q1
∂q f
∂ yk
∂ yk
 ẏ k =
 q̇ 1
 q̇ f , k =1, , n
∂ q1
∂q f
∂ zk
∂ zk
 ż k =
 q̇ 1 
 q̇ f
∂ q1
∂q f
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-25
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
●
Beispiel:
–
Ein Klotz hängt an einem Seil, das über eine masselose
Rolle geführt und auf einer Trommel aufgewickelt ist.
m2 , J2
ri
ra
Prof. Dr. Wandinger
m1
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-26
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
–
Physikalische Koordinaten:
●
●
●
Der Ort der Trommel
wird durch die Koordinate x des Schwerpunktes
beschrieben.
Die Lage der Trommel
wird durch den Winkel φ
beschrieben.
φ
S
x
P
y
Der Ort des Klotzes wird
durch die Koordinate y
beschrieben.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-27
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
–
Zwangsbedingungen:
●
Die Trommel dreht sich um den Fußpunkt P.
●
Für die Geschwindigkeit des Schwerpunktes S gilt:
ẋ=r a ̇  F 1  x , y ,= x−r a =0
●
Der Weg, den der Klotz zurückgelegt hat, ist die Summe des
Weges, den der Schwerpunkt der Trommel zurückgelegt hat,
und der Länge des während dieses Weges abgewickelten
Seils:
y= xr i   F 2  x , y ,= y−  r a r i  =0
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-28
1.3 Virtuelle Geschwindigkeiten
●
Für die virtuellen Geschwindigkeiten folgt daraus:
 ẋ −r a  ̇=0
 ẏ− r a r i   ̇=0
–
Verallgemeinerte Koordinaten:
●
●
Das System hat 1 Freiheitsgrad.
Wird der Winkel φ als verallgemeinerte Koordinate gewählt,
so gelten die folgenden Beziehungen zwischen
physikalischen und verallgemeinerten Koordinaten:
x = ra 
y =  r a r i  
Prof. Dr. Wandinger
 ẋ = r a  ̇
 ẏ =  r a r i   ̇
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-29
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
●
Impulssatz für den Massenpunkt:
–
Die am Massenpunkt angreifenden Kräfte können in
eingeprägte Kräfte F(e) und in Zwangskräfte F(z) eingeteilt
werden.
–
Der Impulssatz für den Massenpunkt lautet dann
m a=F e  F  z 
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-30
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
●
Beispiel: Pendel
–
–
–
x
Eingeprägte Kraft:
Gewichtskraft G
S
Zwangskraft: Seilkraft S
Die Seilkraft steht senkrecht auf der virtuellen
Verschiebung.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
δv
z
G
Dynamik 2 5.1-31
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
●
Prinzip von d'Alembert:
–
Wenn ein Massenpunkt sich auf einer Kurve bewegen
muss, so steht die Zwangskraft senkrecht auf der Tangente
an die Kurve.
–
Wenn ein Massenpunkt sich auf einer Fläche bewegen
muss, so steht die Zwangskraft senkrecht auf der
Tangentialebene an die Fläche.
–
Daraus folgt in beiden Fällen, das die Zwangskraft senkrecht zu den virtuellen Geschwindigkeiten ist.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-32
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
–
Daraus lässt sich das Prinzip von d'Alembert folgern:
F  z ⋅ v=0
Ein Massenpunkt bewegt sich so, dass die virtuelle
Leistung der Zwangskräfte zu jedem Zeitpunkt
verschwindet.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-33
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
●
Prinzip der virtuellen Leistung:
–
Aus dem Impulssatz für den Massenpunkt folgt:
m a⋅ v=F e ⋅ vF  z ⋅ v=F e⋅ v
–
Virtuelle Leistung der eingeprägten Kräfte:
 P=F e ⋅ v
–
Virtuelle Leistung der d'Alembertschen Trägheitskraft:
 PT =F T⋅ v=−m a⋅ v
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-34
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
–
Prinzip der virtuellen Leistung für einen Massenpunkt:
 P P T =0
Ein Massenpunkt bewegt sich so, dass bei jeder
virtuellen Geschwindigkeit die Summe der virtuellen
Leistungen der eingeprägten Kräfte und der d'Alembertschen Trägheitskräfte zu jedem Zeitpunkt
verschwindet.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-35
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
●
Massenpunktsysteme:
–
Bei einem System von n Massenpunkten muss der Impulssatz für jeden Massenpunkt gelten:
m i a i =F ei  F i z  , i=1, , n
–
Für jeden einzelnen Massenpunkt ist die virtuelle Leistung
der Zwangskräfte zu jedem Zeitpunkt Null:
F i z ⋅ v i =0, i=1,, n
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-36
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
–
Damit folgt:
e
F

∑ i −mi a i ⋅ v i =0
i
–
Mit
 P=∑  P i =∑ F i ⋅ v i
i
und
i
 PT =∑  P T i =−∑ mi a i⋅ v i
i
i
folgt das Prinzip der virtuellen Leistung für Massenpunktsysteme:
 P P T =0
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-37
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
–
Die Anzahl der unabhängigen virtuellen Verschiebungen
entspricht der Anzahl der Freiheitsgrade des Systems.
–
Damit liefert das Prinzip der virtuellen Leistung genau so
viele Gleichungen, wie das System Freiheitsgrade hat.
–
Das Prinzip der virtuellen Leistung gilt sinngemäß auch für
Systeme aus starren Körpern.
–
Der große Vorteil des Prinzips der virtuellen Leistung ist,
dass es die Zwangskräfte nicht enthält.
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-38
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
●
Beispiel: Seiltrommel
–
Für das dargestellte System, bestehend aus einer
Seiltrommel und einem Klotz, ist die Bewegungsgleichung
aufzustellen.
m2 , J2
ri
ra
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
m1
Dynamik 2 5.1-39
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
–
Die Zwangsbedingungen wurden bereits untersucht.
–
Als verallgemeinerte Koordinate wird der Winkel φ gewählt,
der die Lage der Trommel beschreibt.
–
Dann gilt:
φ
x = ra
y =  r a r i  
 ẋ = r a  ̇
 ẏ =  r a r i   ̇
Prof. Dr. Wandinger
S
x
P
5. Prinzipien der Mechanik
y
Dynamik 2 5.1-40
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
–
Virtuelle Leistung der eingeprägten Kräfte:
m2
S  ẋ
G2
 ẏ
m1
G1
 P=G 1  ẏ=m 1 g  r a r i   ̇
Prof. Dr. Wandinger
5. Prinzipien der Mechanik
Dynamik 2 5.1-41
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
–
Virtuelle Leistung der Trägheitskräfte:
 P T =−F T 1  ẏ− F T 2  ẋ− M T 2  ̇
F T 1=m1 ÿ=m 1  r a r i  ̈
F T 2 =m 2 ẍ=m 2 r a ̈
M T 2 =J 2 ̈
Prof. Dr. Wandinger
MT2
FT2
 ̇
5. Prinzipien der Mechanik
 ẋ
m2 , J2
FT1
 ẏ
m1
Dynamik 2 5.1-42
1.4 Prinzip der virtuellen Leistung
–
Prinzip der virtuellen Leistung:
 P PT =0
m1 g  r a r i   ̇−m1  r a r i  ̈  r a r i   ̇
−m2 r a ̈ r a  ̇−J 2 ̈ ̇=0
–
Da die virtuelle Geschwindigkeit  ̇ beliebig ist, muss
gelten:
2
m 1 g  r a r 1 − m1  r a r i  m 2 r 2a  J 2 ̈=0
[
–
Ergebnis:
Prof. Dr. Wandinger
̈=
]
m1  r a r 1 
2
2
a
m1  r a r i  m2 r  J 2
5. Prinzipien der Mechanik
g
Dynamik 2 5.1-43
Herunterladen