Wenn Mädchen Mathematik sehen köIih\fr^ Zwei von vielen: Die E$lihrigen Merle und Anna-Marie brauchen Rechenzeit arn Computer - für ,,Jugend forscht" Hildesheim (ph). Gut, dass Oberbürgermeister Kurt Machens es kurz macht bei der Einweihung des neuen Computerraums der RBG. Im Vorraum trippeln zwei Mädchen ungeduldig, weil sie an den Rechner wollen. Nicht um zu spie- len, die Elfjährigen wollen forschen. Das Collatz'Problem i ,fjli'].!r$r::$i$i:.täl,,r Der Mathematiker Lothar Collatz (1910 bis 1990) schilderte das Pro- blem: Wönn man eine beliebige natürliche Zahl immer wieder durch 2 teilt, kommt am Ende immer eine 1 Ttifft man beim Rechnen auf eine ungerade Zahl, multiPliziert heraus. man diBse mit 3 und fügt eine 1 dazu. Dann ergibt sich eine gerade Zahl, die wieder durch 2 teilbar ist, und so weiter. Auch für den Laien bemerkenswert ist, dass die Zahl der erforderlichen Rechenschritte sehr stark schwankt, die Zahlen steigen teilweise auch massiv an. Die Frage ist also: Endet jede Zahl irgendwann bei 1 oder gibt es Zahlen, die völlig außer Rand und Band geraten, sich ins Unendliche vergrößern? Schon im unte- ren Zahlenbereich gibt es Anomalien: So endet die Zahl 26 nach 10 Schritten bei 1, die Zahl 27 aber erst nach 111 Schritten (wobei sie zwischendurch sich bis auf 9232 aufplustert), die Zahl 28 braucht 18 Schritte, die ungerade ZahI 29 aber auch nur 18. Übligens: Die skurrile ZahI 123456?8910 benötigt deren 243' Noch eine Phantasiezahl: Eine 1 mit 50 Nullen hat auch nur 691 Rechenschritte nötig. Bisher haben Computerberechnungen ergeben, dass offenbar alle Zahlen bei 1 enden. Aber, so Merle (11): ,,Die WeIt der Zahlen ist eine Wunderwelt". itli,:i.:trtii,iiitrrlj::iiäiäiatiii:ii.t:ä:iäir (Ph) iliri:lliiärliilüili:i iirili{i:iirliiilär'iilliäiiis Zwei von vielen Hildesheimer Kindern und Jugendlichen, die sich jetzt auf den nächsten Wettbewerb,,Jugend forscht" vorbereiten. Merle Neumann und Anna-Marie Wedekin wollen im Fach Mathematik dabei sein. Was für die weitaus meisten der Schüler eher ein Horror sein dürfte, fasziniert die beiden Schülerinnen: Die Welt der Zalalen. Eigentlich, sollte man meinen, eine eher langweilige Angelegenheit: Das fängt bei eins an und endet nach vielen Milliarden Einsen und Nullen irgendwo im Unendlichen. Stimmt so gar nicht, sagt Merle. Die scheinbar gerade Straße ins Unendliche ist gegliedert. Die einfachste Struktur kennt je- der: Zehner, Hunderter, Tausender. SlUt es gerade und ungerade Zah- flXnn Und dann gibt es Phänomene, an deren Lösung sich die besten Köpfe der Mathematik bisher die Köpfe heiß gerechnet haben - ohne eine Lösung zu finden als dem Problem ihren Namen zu geben. Beispiel: das Collatz-Problem. Es klingt auf den ersten Blick ein bisschen eigenartig, ist aber hochkompliziert (siehe Kasten). ,,Dis hat uns fasziniert", sagen,$ie beiden Schülerinnen. Fangfrage:,,Wprum habt ihr nicht Wasserflöhe im Schulteich beobachtet?" Anna-Marie lässt sich nicht fangen: ,,Das tue ich auch gern. Aber bei diesem mathematischen Problem haben wir die Chance, Dinge herauszufinden, auf die noch niemand gekommen ist." ,,Das ist tatsächIich schon jetzt so", bestätigt ihr Lehrer Roland Miyamoto. Für Nicht-Mathematiker dürfte seine Aussage kaum verständlich sein, aber er bestätigt: ,,Die beiden Mädchen haben einfach nur mit Köpfchen und Bleistift einige Dinge entdeckt, die bisher nicht bekannt waren." Sind sie vom Elternhaus vorbelastet, Jungforscherinnen Anna-Marie Wedekin, Merle Neumann: Rechenzeit für ein Mathematik'Pro- bleä Foto: P. Hartmanh hieß der Opa Einstein? Nein, bestätigen beide, das nicht. Aber sie haben einen Blick für Zahlen und Mengen, müssen oft nicht kopfrechnen wie andere, sondern ,,sehen" die Mathematik. Merle: ,,Wenn ich Brot einkaufe, muss ich nicht lange rechnen, um herauszufinden, dass ein halbes großes Brot billiger ist als ein kleines." Auch ihre Mitschülerin hat den Blick für die Mathe: ,,Nur bei richtig großen Zahlen muss ich rechnen, bei kleinen weiß ich das einfach." Sagts und drängelt sich durch ihre Mitschüler, die nach Ende der Ein- weihung nach Hause strömen, an den Computer. HoIt aus ihrem rosa Täschchen ganze Blätter, eng beschrieben mit Zahlenkolonnen, und gibt diese in den Computer ein. Der hilft beim Ausrechnen - liefert den beiden Schülerinnen aber eigentlich nur die Bestätigung für das, was sie schon längst wissen.