Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut? von Christine Hauschild Alle Angaben in diesem Artikel erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist dennoch geboten. McMiez.de und die Autorin übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen können. Die in diesem Artikel zusammengestellten Informationen stellen keinen Ersatz für eine tierärztliche oder tierpsychologische Untersuchung dar. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Vervielfältigungen, auch auszugsweise, egal in welcher Form, bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Herausgeberin. Copyright © 2016 Christine Hauschild, McMiez.de, Kaudiekskamp 20a, 22395 Hamburg Autorin: Christine Hauschild Lektorat: Christina Nissen Layout: Maja Hillerkus, Christine Hauschild von Christine Hauschild Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut? Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut? Clickertraining mit Katzen genießt wachsende Popularität. Aber was hat es mit diesem Click und dem Training auf sich? Könnte das auch etwas für Sie und Ihre Katze sein? In diesem Artikel wird vorgestellt, wie das Prinzip des Clickerns funktioniert, welche Vorteile der Click für Trainingserfolge mit sich bringt und welche Einsatzbereiche es für den Click im Zusammenleben mit Katzen gibt. Was ist der „Click“? Der Click ist zunächst einmal nur ein spezielles Trainingswerkzeug. Typischerweise wird als Click ein Geräusch benutzt, z.B. erzeugt durch einen sogenannten Clicker, der diesem Training seinen Namen gegeben hat. Ein Clicker ist eine Art Knackfrosch, der durch den Druck des Fingers ein kurzes, prägnantes, immer gleich klingendes Geräusch erzeugt. Alternativ kann auch jedes andere Geräusch als Click eingesetzt werden, wenn es die folgenden Voraussetzungen erfüllt: Es klingt jedes Mal mehr oder weniger gleich, damit die Katze es wiedererkennt, und es kommt sonst im Alltag der Katze nicht vor. Besonders gut geeignet ist ein individueller Schnalzton, den man nur in diesem Kontext benutzt. Aber auch ein kurzes, knackiges Wort kann Verwendung finden, wie z.B. „Click“, „Klack“ oder „Top“. Der bestechende Vorteil eines Schnalztons oder Wortes liegt darin, dass diese Signale jederzeit spontan gegeben werden können und Sie beide Hände frei haben, weil kein Clicker gehalten werden muss. Im modernen Tiertraining haben sich inzwischen neue Begriffe etabliert: Markertraining und Markersignal. Das Markersignal (kurz: Marker) ist gleichbedeutend mit dem Click, und Markertraining bedeutet Training mithilfe eines Markers. Diese Bezeichnungen tragen sprachlich dem Umstand Rechnung, dass eben nicht mehr ausschließlich mit Clickern gearbeitet wird. Im folgenden Text bleiben wir beim Begriff Click, unabhängig davon, welches Geräusch als Click verwendet wird. McMiez – Texte für die Katz Wenn Ihre Katze das erste Mal einen Click hört, wird sie darauf vermutlich nicht besonders reagieren. Außer vielleicht mit Interesse oder sogar leichtem Schreck, wenn ein besonders lauter Click benutzt wird (was für die Nutzung in der Wohnung nicht zu empfehlen ist). Erwarten Sie also keine Reaktion im Sinne von: „Endlich fängst du an mich zu clickern. Das wurde ja auch Zeit!“ Der Click bekommt erst dadurch eine Bedeutung für Ihre Katze, dass Sie dieses Signal zuverlässig mit einer Konsequenz koppeln, und zwar mit einer positiven Konsequenz. Der Click wird zur Ankündigung dafür, dass im nächsten Moment etwas für die Katze Angenehmes, Schönes, Tolles passiert, z.B. • Click > Leckerchen • Click > Start Spiel mit der Spielangel • Click > wohliges Bürsten • Click > Tür auf für den Freigang Folgen auf das akustische Clicksignal immer Konsequenzen, die in der Katze Freude auslösen, wird dieses Geräusch für sie sehr schnell zu einem relevanten Geräusch! Und mit jeder Wiederholung festigt sich im Gehirn der Katze die Verknüpfung aus Click – etwas Tolles. Es handelt sich dabei um eine sogenannte klassische Konditionierung . „Und das soll meine Katze verstehen?“ fragen Sie sich vielleicht. Ganz bestimmt! Überlegen Sie mal: Reagiert Ihre Katze darauf, wenn Sie den Schrank mit dem Katzenfutter öffnen? Dahinter steckt die klassische Konditionierung Öffnen des Schranks > Futter. Haben Sie beide einen bestimmten Kuschelplatz und sobald Sie dorthin gehen, kommt Ihre Katze vorfreudig schnurrend angelaufen? Dann gibt es hier die Verknüpfung mein Mensch an diesem Platz > Zeit für schönstes Kuscheln . Wenn Sie bewusst Ihren gemeinsamen Alltag durchgehen, finden Sie bestimmt verschiedene Punkte, an denen für Ihre Katze ein bestimmter Reiz, z.B. ein bestimmtes Verhalten von Ihnen, zur Ankündigung für etwas ganz Spezielles geworden ist. 2 Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut? Lernen durch positive Konsequenzen Clickertraining ist ein bestimmter Weg, einer Katze etwas Neues beizubringen bzw. ihr zu vermitteln, dass ein Verhalten, das sie zeigt, aus Sicht des Menschen erwünscht ist. Dabei wird das Wunschverhalten systematisch und konsequent belohnt. Bringt die Katze ihr Verhalten mit der nachfolgenden Belohnung in Verbindung, bekommt sie einen Anreiz, dieses Verhalten erneut zu zeigen – um sich wieder die schöne Belohnung zu verdienen. Dies wird auch als positive Verstärkung des Verhaltens bezeichnet. Damit eine Katze ihr Verhalten mit einer bestimmten Konsequenz in Verbindung bringen kann, muss ein wesentliches Kriterium erfüllt sein: Die Konsequenz muss spätestens innerhalb von einer halben Sekunde nach Ende des Verhaltens beginnen. Beispiel Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Sie möchten Ihre Katze so für das Kratzen am neuen Kratzbrett belohnen, dass sie dieses Verhalten mit einiger Wahrscheinlichkeit später wiederholt, um eine weitere Belohnung zu erhalten. Das wird nicht funktionieren, wenn Ihre Katze am Kratzbrett kratzt und Sie dann erst einmal schnell ins Schlafzimmer laufen, wo die Spielangel noch liegt. Bis Sie nämlich mit der Spielangel wieder bei Ihrer Katze sind und ihr ein Spiel als Belohnung anbieten, hat diese längst das Kratzen beendet. Sie belohnen dann das Verhalten, das Ihre Katze in diesem Moment zeigt. Anders sieht es aus, wenn die Spielangel direkt in Ihrer Reichweite liegt und Sie sofort ein Spielangebot machen, wenn Ihre Katze mit dem Kratzen beginnt. So liegen Sie innerhalb des oben genannten Zeitrahmens von einer halben Sekunde. Und wenn Ihnen das nun häufiger gelingt, hat Ihre Katze die Chance, den Zusammenhang zu verstehen: „Aha, wenn ich hier kratze, dann kommt mein Mensch immer mit der Spielangel. Großartig!“ McMiez – Texte für die Katz von Christine Hauschild Exkurs: Alles Manipulation? Heißt das, Sie sollen Ihre Katze manipulieren? Oder manipuliert Ihre Katze am Ende Sie? Bei einigen Menschen kommen diese und ähnliche Fragen beim Thema Clickertraining und Training mit positiver Verstärkung auf. Aus Sicht der Autorin sind diese Fragen allerdings – mit Verlaub – irrelevant. Und zwar, sobald wir uns klarmachen, dass wir alle, Menschen, Katzen, Hunde und andere Lebewesen, ständig auf diese Art und Weise lernen. Wir Menschen werden bestimmte Verhaltensweisen besonders gut und mit Freude erlernen bzw. häufiger ausführen, wenn wir dafür als Konsequenz z.B. Lob, Anerkennung oder Geld bekommen. Gerade im sozialen Kontext wird das gemeinsame Miteinander viel über die Reaktionen aufeinander bestimmt. Reaktionen können unfreundlich ausfallen und führen u.U. dazu, dass das unmittelbar zuvor gezeigte Verhalten künftig gehemmt oder vielleicht nur noch heimlich ausgeführt wird. Oder die Reaktionen sind im weitesten Sinne freundlich und angenehm und wirken dann positiv verstärkend auf das vorangegangene Verhalten – dann stärken sie damit gleichzeitig die Bindung zwischen den Beteiligten und führen zu einer guten und vertrauensvollen Stimmung. Wenn Sie das als Manipulation bezeichnen wollen, dann ja: Beim Clickertraining manipulieren sich Mensch und Katze auf angenehmste Weise. Welche Rolle spielt nun der Click? Der Click hilft, dieses kritische Zeitfenster von maximal einer halben Sekunde zuverlässig einzuhalten. Wie das? Indem er zum richtigen Zeitpunkt die nachfolgende Belohnung ankündigt. Die Katze erhält damit sozusagen fristgerecht die Information, dass die angenehme Konsequenz sogleich folgen wird. Und diese Information ist ausreichend, damit die Katze die nachfolgende Belohnung mit ihrem aktuellen Verhalten in Verbindung bringen kann. 3 Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut? von Christine Hauschild Der Einsatz des Clicks funktioniert also wie folgt: Katze zeigt Wunschverhalten > sofort Click im Moment des Verhaltens > schnellstmöglich eigentliche Belohnung . . . dass Sie das Spielzeug gerade holen. Ihre Katze wird zwar den Wortlaut nicht verstehen, aber durch die Ansprache bleiben Sie mit ihr in Kontakt und schenken ihr Aufmerksamkeit. Sie erhalten so etwa drei Sekunden zusätzlich, um Ihrer Katze die eigentliche Belohnung zu geben. Der Click hilft Ihnen also, Ihrer Katze zum richtigen Zeitpunkt eine Information zu übermitteln: „Mit diesem Verhalten bewirkst du, dass für dich etwas Angenehmes passiert.“ Und dieses genaue Timing hilft der Katze, den Zusammenhang zwischen ihrem Verhalten und der von Ihnen arrangierten Belohnung schneller zu verstehen, als wenn Sie einfach „nur“ eine Belohnung folgen lassen würden. Zurück zum obigen Kratzbeispiel: Ihre Katze kratzt am neuen Kratzbrett. Sobald Sie das hören, clicken Sie. Sie müssen dafür nicht direkt zu Ihrer Katze gehen – Ihre Katze hört Sie schließlich gut. Nun holen Sie schnellstmöglich die Spielangel und beginnen mit der Spielbelohnung. Mit den durch den Click gewonnenen drei Sekunden dürfen Sie dabei zwar noch immer nicht trödeln, können aber ohne Hektik zur Spielangel greifen. Gerade wenn Ihre Katze den Click erst kennenlernt, sollte das Angenehme im Anschluss möglichst sehr schnell erfolgen. Ist das Clicksignal fest etabliert und Ihre Katze hat das Prinzip bereits verstanden, können Sie noch einige Sekunden mehr Zeit gewinnen: Sie beginnen direkt nach dem Click mit einer verbalen Belohnung und verdeutlichen ihr, dass Sie dabei sind, die eigentliche Belohnung zu „organisieren“. D. h. wenn Sie mithilfe des Clicks Ihrer Katze beibringen möchten, das neue Kratzbrett sehr häufig zu benutzen, sollten Sie anfangs immer ein Belohnungsspielzeug in Reichweite haben (oder was immer Sie als Belohnung benutzen). Kennt Ihre Katze dieses Spielchen schon, könnten Sie nach dem Click auch mal die Zeit überbrücken, in der Sie das Spielzeug aus dem Schlafzimmer holen, indem Sie währenddessen Ihrer Katze „erzählen“, . . . McMiez – Texte für die Katz Abbildung 1 : Ein Targetstab ist ein stiftähnliches Objekt, das im Tiertraining vielfältig verwendet werden kann. © Hauschild Einsatzgebiet Nr. 1: Tricktraining Mithilfe des Prinzips positiver Verstärkung sind viele Katzen gerne bereit, mit ihren Menschen zusammen kleine Tricks einzustudieren: z.B. einen Targetstab mit der Nase berühren (Abbildung 1), von Stuhl zu Stuhl springen, sich auf ein Deckchen setzen, Slalom durch Ihre Beine laufen, durch einen Reifen springen. Wenn es etwas gibt, womit Sie Ihrer Katze regelmäßig eine Freude machen und das sie somit als Belohnung einsetzen können, steht dieser schönen gemeinsamen Beschäftigung nichts im Weg. Dabei kommt es nicht wirklich darauf an, ob die Tricks eine größere Relevanz für Sie beide haben. Selbst bei eigentlich völlig unnützen Spielereien wie einem Sprung durch den Reifen gilt: • Sie sind Ihrer Katze beim Tricktraining ein angenehmer Sozialpartner • gut gemachtes Tricktraining stärkt Bindung und Vertrauen – von der Katze zum Menschen, aber auch umgekehrt • Tricks fordern Ihre Katze mental, etwas, das gerade in Wohnungshaltung meist zu kurz kommt • Erfolgserlebnisse beim Tricktraining stärken das Selbstvertrauen von schüchternen und passiven Katzen 4 von Christine Hauschild Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut? • wilde „Hibbelhintern“ und Katzen mit Rüpeltendenzen lernen auf nette Weise etwas mehr Impulskontrolle • schon nach wenigen Wochen täglichem zweiminütigem Tricktraining sind häufig positive Veränderungen bei der Katze zu beobachten: mehr Entspannung und Ausgeglichenheit Ganz besonders wenn Sie das sogenannte Shaping (das "Formen" von Verhalten) nutzen, um Ihrer Katze ohne Locken oder Hilfestellung in kleinen Schritten etwas Neues beizubringen, erzielen Sie ausgleichende Wirkung durch die geistige Förderung und Auslastung Ihrer Katze. Hinweis: Wenn man sich entscheidet, einen Click als Trainingshilfe einzusetzen, kann man je nach Trainingsziel und eigenen Vorlieben aus verschiedenen Trainingstechniken wählen, um der Katze etwas beizubringen. Die beiden wichtigsten heißen Shaping (das "Formen") und Capturing (das „Einfangen“ von Verhalten). Außerdem kann mit oder ohne Hilfestellungen oder Locken trainiert werden. Einsatzgebiet Nr. 2: Praktisches Tricks sind die perfekte Vorbereitung für Sie und Ihre Katze, um auch nützliche und praktische Verhaltensweisen einzuüben. Wie wäre es z.B., wenn Sie Ihre Katze mit Hilfe des Targetstabs in ein anderes Zimmer führen könnten, wenn sie dringend dorthin muss, Sie sie aber nicht auf den Arm nehmen dürfen? Oder wäre es nicht angenehm, ein Deckchen zu einem Warteplatz zu machen, auf dem Sie Ihre Katze kurzzeitig „parken“ können, z.B. während Sie essen oder Fleisch zubereiten? Es wäre auch denkbar, dass Ihre Katze nach einigem Training genauso gerne freiwillig und entspannt ihre Transportbox betritt wie dieses Deckchen, und Tierarztbesuche damit künftig deutlich entspannter starten könnten. Das Vorgehen beim Clickertraining ist immer gleich, egal ob Sie einen Trick oder anderes Wunschverhalten mit Ihrer Katze üben. Und so kann Transportboxtraining tatsächlich etwas werden, was Ihnen beiden zusammen viel Spaß bereitet. McMiez – Texte für die Katz Die Wirkung des Clicks Gerade wenn man nicht nur Tricks mit der Katze einstudieren möchte, sondern plant, Clickertraining auch für das Üben von anderen Verhaltensweisen im Kontext von Erziehung und Therapie einzusetzen, lohnt es sich, den Click noch etwas genauer anzuschauen: Auf den Click folgt zuverlässig etwas Schönes. Ist dieser Zusammenhang konditioniert, dann hat er wünschenswerte Nebenwirkungen. Die Katze kommt beim Klang des Clicks sofort in eine positive Erwartungshaltung im Sinne von „Oh, der Click, was kommt denn jetzt Schönes?“ Falls immer nur mit der gleichen Art von Belohnung gearbeitet wird, ist die Erwartungshaltung spezifischer, z.B. „Oh, Click – mir läuft das Wasser im Maul zusammen!“ Diese Vorfreude, die auf den Click folgt, fühlt sich für die Katze äußerst angenehm an. Es wurde tatsächlich erforscht, was im Gehirn passiert, wenn ein konditionierter Click ertönt, der Belohnungen ankündigt: Es wird dabei um eine ganz besondere Emotion aktiviert, die als SEEKING bezeichnet wird (vgl. Panksepp, Jaak: Affective Neuroscience: The Foundations of Human and Animal Emotions. Oxford University Press, 2004). Es handelt sich dabei um eine Emotion, die sonst im Kontext von Erkundungsund Neugierverhalten auftritt. Sie können sich darunter eine wohlig-spannende Mischung aus Neugier, Aufnahmebereitschaft, positiver Aufregung und gespannter Vorfreude vorstellen. Klingt gut, oder? SEEKING ist ein wirksamer Gegenspieler zu negativen Emotionen wie z.B. Angst oder Wut. Durch den konditionierten Click werden im Gehirn Glückshormone ausgeschüttet. Und das passiert an anderer Stelle und zusätzlich zu denen, die dann im Moment der eigentlichen Belohnung z.B. mit Futter folgen. Der Click bringt also einen zusätzlichen, stimmungsverbessernden Mehrwert in das Training. Einsatzgebiet Nr. 3: Erziehung Wenn Sie das Clickerprinzip für Erziehungsaufgaben einsetzen, macht Ihrer Katze das Lernen damit also wahrscheinlich gleich doppelt Spaß: Zum einen weil Click und Belohnung die Katze erfreuen. Das kann ihr die nötige Motivation 5 von Christine Hauschild Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut? geben, Verhaltensweisen zu zeigen, die sie als anstrengend, langweilig, weniger attraktiv als ihre eigene Idee oder auf andere Art als nicht so angenehm empfindet, wie z.B. • mehrere Minuten Stillsitzen an einem Warteplatz (statt auf der Arbeitsfläche herumzulaufen, während Sie Essen zubereiten) • auf einen Hocker vor der Terrassentür springen und sich hinsetzen (statt laut mauzend an der Tür zu kratzen, damit Sie sie öffnen) • kurz duldsam stillzuhalten, während Sie ihr eine Zecke entfernen (statt herumzuzappeln oder sich zu wehren) • sich in ein Katzenbettchen neben Ihrem Computer zu legen (statt auf Ihre Tastatur). Aus den Beispielen können Sie vielleicht schon den zweiten Grund erahnen, aus dem Erziehung mit Hilfe des Clicks Ihrer Katze Spaß machen wird: Der Fokus dieses modernen und konstruktiven Erziehungsstils liegt vor allem auf dem Wunschverhalten. Die zentrale Frage lautet nicht: „Was soll die Katze unterlassen?“, sondern: „Was soll sie stattdessen tun?“ bzw. „Wie kann sie sich richtig verhalten?“ Während unerwünschtes Verhalten umsichtig präventiv verhindert wird, bekommt die Katze Anleitung und Anreize sich in Ihrem Sinne richtig zu verhalten. Dies spart Ihnen beiden eine ganze Menge Nerven, vermeidet unschöne Konfrontationen und bedeutet das Ende für „Lass das!“, „Nein“, „Runter da!“, Wasserpistole und Co. Stattdessen wird Ihre Katze freundlich motiviert, künftig freiwillig und von allein das von Ihnen erwünschte Verhalten zu zeigen. Einsatzgebiet Nr. 4: Therapie Auch bei der Lösung von schwerwiegenderen Problemen im Zusammenleben mit der Katze geht es fast immer darum, ihr eine neue Verhaltensstrategie beizubringen. Diese kann mithilfe des Clicks genau wie ein Trick oder ein anderes Wohlverhalten auf freundliche Weise mit der Katze eingeübt werden. Häufig zeigt die Katze Problemverhalten, weil sie sich schlecht fühlt und Unsicherheit, Angst, Frustration oder Wut empfindet. Emotionen beeinflussen maßgeblich, welche Verhaltensweisen aus Sicht der Katze McMiez – Texte für die Katz gerade überhaupt gezeigt werden können. Angst fördert ängstliches Verhalten (Flucht, aber notfalls auch Abwehr), Frustration und Wut fördern aggressives Verhalten, aber auch andere erregungsbedingte Verhaltensweisen wie Harnmarkieren oder Kratzen an Gegenständen. Eine Katze in akuter Angst ist z.B. meist nicht in der Lage, sich von einem fremden Menschen anfassen und streicheln zu lassen. Sie wird die Berührung vermutlich abwehren, wenn sie ihr nicht entfliehen kann. In entspannter Stimmung wäre der gleichen Katze die streichelnde Berührung womöglich sehr willkommen. Deshalb ist es ein wichtiger Teil der Verhaltenstherapie, die Stimmung der Katze so zu verbessern, dass sie überhaupt in der Lage ist, das unerwünschte Verhalten zu unterlassen und stattdessen ein erwünschtes Verhalten zu zeigen bzw. zu erlernen. Ein gut aufgebautes Clicksignal kann ein ganz wertvolles Therapie- und Trainingswerkzeug darstellen, um eine Katze vergleichsweise schnell und zuverlässig aus einer akuten negativen Emotion herauszuholen und so zu deeskalieren. Fazit Wer bei Clickertraining ausschließlich an Katzen denkt, denen Zirkustricks beigebracht werden, hat nur einen kleinen Ausschnitt des Potenzials dieser Trainingstechnik vor Augen. Mit Click kann im Zusammenleben von Mensch und Katze und für die alltägliche Lebensqualität der Katze viel Hilfreiches und Gutes bewirkt werden. Gerade Tricktraining dient dabei nicht nur der Beschäftigung, sondern ist über seine positiven Nebeneffekte wirksame Präventionsarbeit für zahlreiche Verhaltensprobleme. Gleichzeitig bildet es eine besonders gute Ausgangsbasis, um einer Katze nützliche und wünschenswerte Verhaltensweisen für den Alltag beizubringen. Und schließlich eröffnet ein gut etablierter Click hilfreiche Optionen bei der Bearbeitung von Verhaltensproblemen, wenn diese trotzdem einmal auftauchen sollten. Bitte geben Sie diesen Artikel nicht weiter, sondern verweisen interessierte Gleichgesinnte aufMcMiez. de. Danke! 6 Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut? von Christine Hauschild Die Autorin Christine Hauschild betreibt seit 2007 in Hamburg die Katzenschule Happy Miez und berät Halter in Fragen rund um das Verhalten ihrer Katzen, insbesondere zu Problemverhalten. Sie hat mehrere Katzenratgeber veröffentlicht und gibt neben Seminaren für Katzenhalter auch Fortbildungen für Katzenpsychologinnen. 2015 hat sie außerdem neue Lehrskripte zu den Themen Katzenverhaltensberatung, -therapie und -training für die Akademie für Tiernaturheilkunde (ATN) geschrieben. Christine Hauschild ist Mitglied im Berufsverband der Tierverhaltensberater und -trainer e.V. (VdTT) sowie in der International Association ofAnimal Behavior Consultants (IAABC). Homepage: www.mobile-katzenschule.de Zum Weiterlesen Hauschild, Christine: Trickschule für Katzen, Cadmos 2010. Hauschild, Christine: Tierarzttraining für Katzen, BoD 2013. Hauschild, Christine: Konditionierung auf den Click, McMiez.de 2016. Hauschild, Christine: Gähnen: Mehr als nur eine nette Trickübung, McMiez.de 2016. Hauschild, Christine: Katze im Karton: der perfekte Warteplatz, McMiez.de 2016. Hauschild, Christine: Wunschverhalten stärken, McMiez.de 2016. McMiez – Texte für die Katz 7