Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut?

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Click, Click, Clickertraining –
Was ist das und wofür ist das gut?
von Christine Hauschild
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geboten. McMiez.de und die Autorin übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden,
die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen können. Die in diesem Artikel
zusammengestellten Informationen stellen keinen Ersatz für eine tierärztliche oder tierpsychologische
Untersuchung dar.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Vervielfältigungen, auch auszugsweise, egal in welcher Form, bedürfen der
schriftlichen Genehmigung der Herausgeberin.
Copyright © 2016 Christine Hauschild, McMiez.de, Kaudiekskamp 20a, 22395 Hamburg
Autorin: Christine Hauschild
Lektorat: Christina Nissen
Layout: Maja Hillerkus, Christine Hauschild
von Christine Hauschild
Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut?
Click, Click,
Clickertraining –
Was ist das und wofür ist das gut?
Clickertraining mit Katzen genießt wachsende
Popularität. Aber was hat es mit diesem Click
und dem Training auf sich? Könnte das auch
etwas für Sie und Ihre Katze sein? In diesem
Artikel wird vorgestellt, wie das Prinzip des
Clickerns funktioniert, welche Vorteile der Click
für Trainingserfolge mit sich bringt und welche
Einsatzbereiche es für den Click im Zusammenleben mit Katzen gibt.
Was ist der „Click“?
Der Click ist zunächst einmal nur ein spezielles
Trainingswerkzeug. Typischerweise wird als
Click ein Geräusch benutzt, z.B. erzeugt durch
einen sogenannten Clicker, der diesem Training
seinen Namen gegeben hat. Ein Clicker ist eine
Art Knackfrosch, der durch den Druck des
Fingers ein kurzes, prägnantes, immer gleich
klingendes Geräusch erzeugt. Alternativ kann
auch jedes andere Geräusch als Click eingesetzt
werden, wenn es die folgenden Voraussetzungen erfüllt: Es klingt jedes Mal mehr oder
weniger gleich, damit die Katze es wiedererkennt, und es kommt sonst im Alltag der
Katze nicht vor. Besonders gut geeignet ist ein
individueller Schnalzton, den man nur in
diesem Kontext benutzt. Aber auch ein kurzes,
knackiges Wort kann Verwendung finden, wie
z.B. „Click“, „Klack“ oder „Top“. Der
bestechende Vorteil eines Schnalztons oder
Wortes liegt darin, dass diese Signale jederzeit
spontan gegeben werden können und Sie beide
Hände frei haben, weil kein Clicker gehalten
werden muss.
Im modernen Tiertraining haben sich inzwischen neue Begriffe etabliert: Markertraining
und Markersignal. Das Markersignal (kurz:
Marker) ist gleichbedeutend mit dem Click, und
Markertraining bedeutet Training mithilfe eines
Markers. Diese Bezeichnungen tragen sprachlich
dem Umstand Rechnung, dass eben nicht mehr
ausschließlich mit Clickern gearbeitet wird. Im
folgenden Text bleiben wir beim Begriff Click,
unabhängig davon, welches Geräusch als Click
verwendet wird.
McMiez – Texte für die Katz
Wenn Ihre Katze das erste Mal einen Click hört,
wird sie darauf vermutlich nicht besonders
reagieren. Außer vielleicht mit Interesse oder
sogar leichtem Schreck, wenn ein besonders
lauter Click benutzt wird (was für die Nutzung in
der Wohnung nicht zu empfehlen ist). Erwarten
Sie also keine Reaktion im Sinne von: „Endlich
fängst du an mich zu clickern. Das wurde ja auch
Zeit!“ Der Click bekommt erst dadurch eine
Bedeutung für Ihre Katze, dass Sie dieses Signal
zuverlässig mit einer Konsequenz koppeln, und
zwar mit einer positiven Konsequenz. Der Click
wird zur Ankündigung dafür, dass im nächsten
Moment etwas für die Katze Angenehmes,
Schönes, Tolles passiert, z.B.
• Click > Leckerchen
• Click > Start Spiel mit der Spielangel
• Click > wohliges Bürsten
• Click > Tür auf für den Freigang
Folgen auf das akustische Clicksignal immer
Konsequenzen, die in der Katze Freude
auslösen, wird dieses Geräusch für sie sehr
schnell zu einem relevanten Geräusch! Und mit
jeder Wiederholung festigt sich im Gehirn der
Katze die Verknüpfung aus Click – etwas Tolles.
Es handelt sich dabei um eine sogenannte
klassische Konditionierung .
„Und das soll meine Katze verstehen?“ fragen
Sie sich vielleicht. Ganz bestimmt! Überlegen
Sie mal: Reagiert Ihre Katze darauf, wenn Sie
den Schrank mit dem Katzenfutter öffnen?
Dahinter steckt die klassische Konditionierung
Öffnen des Schranks > Futter. Haben Sie beide
einen bestimmten Kuschelplatz und sobald Sie
dorthin gehen, kommt Ihre Katze vorfreudig
schnurrend angelaufen? Dann gibt es hier die
Verknüpfung mein Mensch an diesem Platz >
Zeit für schönstes Kuscheln . Wenn Sie bewusst
Ihren gemeinsamen Alltag durchgehen, finden
Sie bestimmt verschiedene Punkte, an denen
für Ihre Katze ein bestimmter Reiz, z.B. ein
bestimmtes Verhalten von Ihnen, zur
Ankündigung für etwas ganz Spezielles
geworden ist.
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Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut?
Lernen durch positive Konsequenzen
Clickertraining ist ein bestimmter Weg, einer
Katze etwas Neues beizubringen bzw. ihr zu
vermitteln, dass ein Verhalten, das sie zeigt, aus
Sicht des Menschen erwünscht ist. Dabei wird
das Wunschverhalten systematisch und konsequent belohnt. Bringt die Katze ihr Verhalten
mit der nachfolgenden Belohnung in Verbindung, bekommt sie einen Anreiz, dieses
Verhalten erneut zu zeigen – um sich wieder die
schöne Belohnung zu verdienen. Dies wird auch
als positive Verstärkung des Verhaltens
bezeichnet.
Damit eine Katze ihr Verhalten mit einer bestimmten Konsequenz in Verbindung bringen kann,
muss ein wesentliches Kriterium erfüllt sein: Die
Konsequenz muss spätestens innerhalb von
einer halben Sekunde nach Ende des Verhaltens
beginnen.
Beispiel
Stellen Sie sich einmal folgende Situation
vor: Sie möchten Ihre Katze so für das
Kratzen am neuen Kratzbrett belohnen,
dass sie dieses Verhalten mit einiger
Wahrscheinlichkeit später wiederholt,
um eine weitere Belohnung zu erhalten.
Das wird nicht funktionieren, wenn Ihre
Katze am Kratzbrett kratzt und Sie dann
erst einmal schnell ins Schlafzimmer
laufen, wo die Spielangel noch liegt. Bis Sie
nämlich mit der Spielangel wieder bei Ihrer
Katze sind und ihr ein Spiel als Belohnung
anbieten, hat diese längst das Kratzen
beendet. Sie belohnen dann das Verhalten,
das Ihre Katze in diesem Moment zeigt.
Anders sieht es aus, wenn die Spielangel
direkt in Ihrer Reichweite liegt und Sie
sofort ein Spielangebot machen, wenn Ihre
Katze mit dem Kratzen beginnt. So liegen
Sie innerhalb des oben genannten
Zeitrahmens von einer halben Sekunde.
Und wenn Ihnen das nun häufiger gelingt,
hat Ihre Katze die Chance, den Zusammenhang zu verstehen: „Aha, wenn ich hier
kratze, dann kommt mein Mensch immer
mit der Spielangel. Großartig!“
McMiez – Texte für die Katz
von Christine Hauschild
Exkurs: Alles Manipulation?
Heißt das, Sie sollen Ihre Katze manipulieren? Oder manipuliert Ihre Katze am
Ende Sie? Bei einigen Menschen kommen
diese und ähnliche Fragen beim Thema
Clickertraining und Training mit positiver
Verstärkung auf. Aus Sicht der Autorin sind
diese Fragen allerdings – mit Verlaub –
irrelevant. Und zwar, sobald wir uns klarmachen, dass wir alle, Menschen, Katzen,
Hunde und andere Lebewesen, ständig auf
diese Art und Weise lernen. Wir Menschen
werden bestimmte Verhaltensweisen
besonders gut und mit Freude erlernen bzw.
häufiger ausführen, wenn wir dafür als
Konsequenz z.B. Lob, Anerkennung oder Geld
bekommen. Gerade im sozialen Kontext wird
das gemeinsame Miteinander viel über die
Reaktionen aufeinander bestimmt.
Reaktionen können unfreundlich ausfallen
und führen u.U. dazu, dass das unmittelbar
zuvor gezeigte Verhalten künftig gehemmt
oder vielleicht nur noch heimlich ausgeführt
wird. Oder die Reaktionen sind im weitesten
Sinne freundlich und angenehm und wirken
dann positiv verstärkend auf das vorangegangene Verhalten – dann stärken sie
damit gleichzeitig die Bindung zwischen den
Beteiligten und führen zu einer guten und
vertrauensvollen Stimmung. Wenn Sie das
als Manipulation bezeichnen wollen, dann ja:
Beim Clickertraining manipulieren sich
Mensch und Katze auf angenehmste Weise.
Welche Rolle spielt nun der Click?
Der Click hilft, dieses kritische Zeitfenster von
maximal einer halben Sekunde zuverlässig
einzuhalten. Wie das? Indem er zum richtigen
Zeitpunkt die nachfolgende Belohnung
ankündigt. Die Katze erhält damit sozusagen
fristgerecht die Information, dass die angenehme Konsequenz sogleich folgen wird. Und
diese Information ist ausreichend, damit die
Katze die nachfolgende Belohnung mit ihrem
aktuellen Verhalten in Verbindung bringen
kann.
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Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut?
von Christine Hauschild
Der Einsatz des Clicks funktioniert also wie folgt:
Katze zeigt Wunschverhalten
> sofort Click im Moment des Verhaltens
> schnellstmöglich eigentliche Belohnung
. . . dass Sie das Spielzeug gerade holen. Ihre
Katze wird zwar den Wortlaut nicht verstehen, aber durch die Ansprache bleiben Sie
mit ihr in Kontakt und schenken ihr Aufmerksamkeit.
Sie erhalten so etwa drei Sekunden zusätzlich,
um Ihrer Katze die eigentliche Belohnung zu
geben.
Der Click hilft Ihnen also, Ihrer Katze zum richtigen Zeitpunkt eine Information zu übermitteln:
„Mit diesem Verhalten bewirkst du, dass für dich
etwas Angenehmes passiert.“ Und dieses genaue
Timing hilft der Katze, den Zusammenhang
zwischen ihrem Verhalten und der von Ihnen
arrangierten Belohnung schneller zu verstehen,
als wenn Sie einfach „nur“ eine Belohnung folgen
lassen würden.
Zurück zum obigen Kratzbeispiel:
Ihre Katze kratzt am neuen Kratzbrett.
Sobald Sie das hören, clicken Sie. Sie müssen
dafür nicht direkt zu Ihrer Katze gehen – Ihre
Katze hört Sie schließlich gut. Nun holen Sie
schnellstmöglich die Spielangel und beginnen mit der Spielbelohnung. Mit den durch
den Click gewonnenen drei Sekunden dürfen
Sie dabei zwar noch immer nicht trödeln,
können aber ohne Hektik zur Spielangel
greifen. Gerade wenn Ihre Katze den Click
erst kennenlernt, sollte das Angenehme im
Anschluss möglichst sehr schnell erfolgen. Ist
das Clicksignal fest etabliert und Ihre Katze
hat das Prinzip bereits verstanden, können
Sie noch einige Sekunden mehr Zeit gewinnen: Sie beginnen direkt nach dem Click mit
einer verbalen Belohnung und verdeutlichen
ihr, dass Sie dabei sind, die eigentliche
Belohnung zu „organisieren“. D. h. wenn Sie
mithilfe des Clicks Ihrer Katze beibringen
möchten, das neue Kratzbrett sehr häufig zu
benutzen, sollten Sie anfangs immer ein
Belohnungsspielzeug in Reichweite haben
(oder was immer Sie als Belohnung benutzen). Kennt Ihre Katze dieses Spielchen
schon, könnten Sie nach dem Click auch mal
die Zeit überbrücken, in der Sie das Spielzeug
aus dem Schlafzimmer holen, indem Sie
währenddessen Ihrer Katze „erzählen“, . . .
McMiez – Texte für die Katz
Abbildung 1 : Ein Targetstab ist ein stiftähnliches Objekt,
das im Tiertraining vielfältig verwendet werden kann.
© Hauschild
Einsatzgebiet Nr. 1: Tricktraining
Mithilfe des Prinzips positiver Verstärkung sind
viele Katzen gerne bereit, mit ihren Menschen
zusammen kleine Tricks einzustudieren: z.B.
einen Targetstab mit der Nase berühren
(Abbildung 1), von Stuhl zu Stuhl springen, sich
auf ein Deckchen setzen, Slalom durch Ihre Beine
laufen, durch einen Reifen springen. Wenn es
etwas gibt, womit Sie Ihrer Katze regelmäßig eine
Freude machen und das sie somit als Belohnung
einsetzen können, steht dieser schönen gemeinsamen Beschäftigung nichts im Weg. Dabei
kommt es nicht wirklich darauf an, ob die Tricks
eine größere Relevanz für Sie beide haben. Selbst
bei eigentlich völlig unnützen Spielereien wie
einem Sprung durch den Reifen gilt:
• Sie sind Ihrer Katze beim Tricktraining ein
angenehmer Sozialpartner
• gut gemachtes Tricktraining stärkt Bindung
und Vertrauen – von der Katze zum Menschen,
aber auch umgekehrt
• Tricks fordern Ihre Katze mental, etwas, das
gerade in Wohnungshaltung meist zu kurz kommt
• Erfolgserlebnisse beim Tricktraining stärken
das Selbstvertrauen von schüchternen und
passiven Katzen
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von Christine Hauschild
Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut?
• wilde „Hibbelhintern“ und Katzen mit
Rüpeltendenzen lernen auf nette Weise etwas
mehr Impulskontrolle
• schon nach wenigen Wochen täglichem zweiminütigem Tricktraining sind häufig positive
Veränderungen bei der Katze zu beobachten:
mehr Entspannung und Ausgeglichenheit
Ganz besonders wenn Sie das sogenannte
Shaping (das "Formen" von Verhalten) nutzen,
um Ihrer Katze ohne Locken oder Hilfestellung in
kleinen Schritten etwas Neues beizubringen,
erzielen Sie ausgleichende Wirkung durch die
geistige Förderung und Auslastung Ihrer Katze.
Hinweis: Wenn man sich entscheidet, einen
Click als Trainingshilfe einzusetzen, kann man
je nach Trainingsziel und eigenen Vorlieben
aus verschiedenen Trainingstechniken wählen, um der Katze etwas beizubringen. Die
beiden wichtigsten heißen Shaping (das
"Formen") und Capturing (das „Einfangen“
von Verhalten). Außerdem kann mit oder ohne
Hilfestellungen oder Locken trainiert werden.
Einsatzgebiet Nr. 2: Praktisches
Tricks sind die perfekte Vorbereitung für Sie
und Ihre Katze, um auch nützliche und
praktische Verhaltensweisen einzuüben. Wie
wäre es z.B., wenn Sie Ihre Katze mit Hilfe des
Targetstabs in ein anderes Zimmer führen
könnten, wenn sie dringend dorthin muss, Sie
sie aber nicht auf den Arm nehmen dürfen?
Oder wäre es nicht angenehm, ein Deckchen zu
einem Warteplatz zu machen, auf dem Sie Ihre
Katze kurzzeitig „parken“ können, z.B. während
Sie essen oder Fleisch zubereiten? Es wäre auch
denkbar, dass Ihre Katze nach einigem Training
genauso gerne freiwillig und entspannt ihre
Transportbox betritt wie dieses Deckchen, und
Tierarztbesuche damit künftig deutlich
entspannter starten könnten.
Das Vorgehen beim Clickertraining ist immer
gleich, egal ob Sie einen Trick oder anderes
Wunschverhalten mit Ihrer Katze üben. Und so
kann Transportboxtraining tatsächlich etwas
werden, was Ihnen beiden zusammen viel Spaß
bereitet.
McMiez – Texte für die Katz
Die Wirkung des Clicks
Gerade wenn man nicht nur Tricks mit der Katze
einstudieren möchte, sondern plant, Clickertraining auch für das Üben von anderen Verhaltensweisen im Kontext von Erziehung und
Therapie einzusetzen, lohnt es sich, den Click
noch etwas genauer anzuschauen:
Auf den Click folgt zuverlässig etwas Schönes. Ist
dieser Zusammenhang konditioniert, dann hat er
wünschenswerte Nebenwirkungen. Die Katze
kommt beim Klang des Clicks sofort in eine
positive Erwartungshaltung im Sinne von „Oh,
der Click, was kommt denn jetzt Schönes?“ Falls
immer nur mit der gleichen Art von Belohnung
gearbeitet wird, ist die Erwartungshaltung spezifischer, z.B. „Oh, Click – mir läuft das Wasser im
Maul zusammen!“ Diese Vorfreude, die auf den
Click folgt, fühlt sich für die Katze äußerst
angenehm an.
Es wurde tatsächlich erforscht, was im Gehirn
passiert, wenn ein konditionierter Click ertönt,
der Belohnungen ankündigt: Es wird dabei um
eine ganz besondere Emotion aktiviert, die als
SEEKING bezeichnet wird (vgl. Panksepp, Jaak:
Affective Neuroscience: The Foundations of
Human and Animal Emotions. Oxford University
Press, 2004). Es handelt sich dabei um eine
Emotion, die sonst im Kontext von Erkundungsund Neugierverhalten auftritt. Sie können sich
darunter eine wohlig-spannende Mischung aus
Neugier, Aufnahmebereitschaft, positiver
Aufregung und gespannter Vorfreude vorstellen.
Klingt gut, oder? SEEKING ist ein wirksamer
Gegenspieler zu negativen Emotionen wie z.B.
Angst oder Wut.
Durch den konditionierten Click werden im
Gehirn Glückshormone ausgeschüttet. Und das
passiert an anderer Stelle und zusätzlich zu
denen, die dann im Moment der eigentlichen
Belohnung z.B. mit Futter folgen. Der Click bringt
also einen zusätzlichen, stimmungsverbessernden Mehrwert in das Training.
Einsatzgebiet Nr. 3: Erziehung
Wenn Sie das Clickerprinzip für Erziehungsaufgaben einsetzen, macht Ihrer Katze das Lernen
damit also wahrscheinlich gleich doppelt Spaß:
Zum einen weil Click und Belohnung die Katze
erfreuen. Das kann ihr die nötige Motivation
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von Christine Hauschild
Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut?
geben, Verhaltensweisen zu zeigen, die sie als
anstrengend, langweilig, weniger attraktiv als
ihre eigene Idee oder auf andere Art als nicht so
angenehm empfindet, wie z.B.
• mehrere Minuten Stillsitzen an einem Warteplatz (statt auf der Arbeitsfläche herumzulaufen, während Sie Essen zubereiten)
• auf einen Hocker vor der Terrassentür springen
und sich hinsetzen (statt laut mauzend an der
Tür zu kratzen, damit Sie sie öffnen)
• kurz duldsam stillzuhalten, während Sie ihr
eine Zecke entfernen (statt herumzuzappeln
oder sich zu wehren)
• sich in ein Katzenbettchen neben Ihrem
Computer zu legen (statt auf Ihre Tastatur).
Aus den Beispielen können Sie vielleicht schon
den zweiten Grund erahnen, aus dem Erziehung
mit Hilfe des Clicks Ihrer Katze Spaß machen
wird: Der Fokus dieses modernen und konstruktiven Erziehungsstils liegt vor allem auf dem
Wunschverhalten. Die zentrale Frage lautet nicht:
„Was soll die Katze unterlassen?“, sondern: „Was
soll sie stattdessen tun?“ bzw. „Wie kann sie sich
richtig verhalten?“ Während unerwünschtes
Verhalten umsichtig präventiv verhindert wird,
bekommt die Katze Anleitung und Anreize sich in
Ihrem Sinne richtig zu verhalten. Dies spart Ihnen
beiden eine ganze Menge Nerven, vermeidet
unschöne Konfrontationen und bedeutet das
Ende für „Lass das!“, „Nein“, „Runter da!“,
Wasserpistole und Co. Stattdessen wird Ihre
Katze freundlich motiviert, künftig freiwillig und
von allein das von Ihnen erwünschte Verhalten zu
zeigen.
Einsatzgebiet Nr. 4: Therapie
Auch bei der Lösung von schwerwiegenderen
Problemen im Zusammenleben mit der Katze
geht es fast immer darum, ihr eine neue
Verhaltensstrategie beizubringen. Diese kann
mithilfe des Clicks genau wie ein Trick oder ein
anderes Wohlverhalten auf freundliche Weise mit
der Katze eingeübt werden. Häufig zeigt die Katze
Problemverhalten, weil sie sich schlecht fühlt
und Unsicherheit, Angst, Frustration oder Wut
empfindet. Emotionen beeinflussen maßgeblich,
welche Verhaltensweisen aus Sicht der Katze
McMiez – Texte für die Katz
gerade überhaupt gezeigt werden können. Angst
fördert ängstliches Verhalten (Flucht, aber
notfalls auch Abwehr), Frustration und Wut
fördern aggressives Verhalten, aber auch andere
erregungsbedingte Verhaltensweisen wie
Harnmarkieren oder Kratzen an Gegenständen.
Eine Katze in akuter Angst ist z.B. meist nicht in
der Lage, sich von einem fremden Menschen
anfassen und streicheln zu lassen. Sie wird die
Berührung vermutlich abwehren, wenn sie ihr
nicht entfliehen kann. In entspannter Stimmung
wäre der gleichen Katze die streichelnde
Berührung womöglich sehr willkommen.
Deshalb ist es ein wichtiger Teil der Verhaltenstherapie, die Stimmung der Katze so zu verbessern, dass sie überhaupt in der Lage ist, das
unerwünschte Verhalten zu unterlassen und
stattdessen ein erwünschtes Verhalten zu zeigen
bzw. zu erlernen. Ein gut aufgebautes Clicksignal
kann ein ganz wertvolles Therapie- und
Trainingswerkzeug darstellen, um eine Katze
vergleichsweise schnell und zuverlässig aus einer
akuten negativen Emotion herauszuholen und so
zu deeskalieren.
Fazit
Wer bei Clickertraining ausschließlich an Katzen
denkt, denen Zirkustricks beigebracht werden,
hat nur einen kleinen Ausschnitt des Potenzials
dieser Trainingstechnik vor Augen. Mit Click kann
im Zusammenleben von Mensch und Katze und
für die alltägliche Lebensqualität der Katze viel
Hilfreiches und Gutes bewirkt werden. Gerade
Tricktraining dient dabei nicht nur der Beschäftigung, sondern ist über seine positiven Nebeneffekte wirksame Präventionsarbeit für zahlreiche Verhaltensprobleme. Gleichzeitig bildet es
eine besonders gute Ausgangsbasis, um einer
Katze nützliche und wünschenswerte Verhaltensweisen für den Alltag beizubringen. Und
schließlich eröffnet ein gut etablierter Click
hilfreiche Optionen bei der Bearbeitung von
Verhaltensproblemen, wenn diese trotzdem
einmal auftauchen sollten.
Bitte geben Sie diesen Artikel nicht weiter, sondern
verweisen interessierte Gleichgesinnte aufMcMiez. de.
Danke!
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Click, Click, Clickertraining – Was ist das und wofür ist das gut?
von Christine Hauschild
Die Autorin
Christine Hauschild betreibt seit 2007 in Hamburg die Katzenschule Happy Miez und berät
Halter in Fragen rund um das Verhalten ihrer Katzen, insbesondere zu Problemverhalten. Sie
hat mehrere Katzenratgeber veröffentlicht und gibt neben Seminaren für Katzenhalter auch
Fortbildungen für Katzenpsychologinnen. 2015 hat sie außerdem neue Lehrskripte zu den
Themen Katzenverhaltensberatung, -therapie und -training für die Akademie für
Tiernaturheilkunde (ATN) geschrieben. Christine Hauschild ist Mitglied im Berufsverband der
Tierverhaltensberater und -trainer e.V. (VdTT) sowie in der International Association ofAnimal
Behavior Consultants (IAABC).
Homepage: www.mobile-katzenschule.de
Zum Weiterlesen
Hauschild, Christine: Trickschule für Katzen, Cadmos 2010.
Hauschild, Christine: Tierarzttraining für Katzen, BoD 2013.
Hauschild, Christine: Konditionierung auf den Click, McMiez.de 2016.
Hauschild, Christine: Gähnen: Mehr als nur eine nette Trickübung, McMiez.de 2016.
Hauschild, Christine: Katze im Karton: der perfekte Warteplatz, McMiez.de 2016.
Hauschild, Christine: Wunschverhalten stärken, McMiez.de 2016.
McMiez – Texte für die Katz
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