Markt-Media-Studien Planbarkeit von Zielgruppen im wachsenden OTC-Markt 39 Millionen Verbraucher kaufen Produkte in der Apotheke, ohne vorher den Arzt zu konsultieren. Doch für werbende Pharmaunternehmen ist die Käuferansprache herausfordernd. Umfassende Daten für die Zielgruppenanalyse und Kommunikationsplanung bietet der Studiensatellit best for planning 2013 t.o.m. pharma. Autoren: Nicole Bartlitz, Burda, Lukas Sterczyk, Bauer Media Group, Andrea Treffenstädt, Axel Springer Media Impact Die Bereitschaft der Arzneimittel-Hersteller, in Kommunikationsmaßnahmen zu investieren, lag im abgelaufenen 2013 deutlich höher als im Vorjahr. Laut Nielsen Media Research hat die Branche Arzneimittel, die zum Wirtschaftsbereich Gesundheit und Pharmazie gehört, im letzten Jahr 16,5 Prozent mehr für Werbung ausgegeben als 2012. Rund 90 Prozent der Werbespendings entfielen auf die Mediengattungen Fernsehen und Publikumszeitschriften, das verbleibende Werbebudget floss in Zei- 54 Healthcare Marketing 4/2014 tungen und Fachzeitschriften, aber auch in Hörfunk, Plakat und Online. Ein entscheidender Grund für die hohe Investitionsbereitschaft der Arzneimittel-Hersteller dürfte die extrem starke Erkältungswelle gewesen sein. Bis in den Frühling 2013 hinein zog die Kälte durch Deutschland, rund um die Osterzeit lag teilweise noch Schnee. Diese ungewohnte lange Kälteperiode steigerte die Absatzzahlen der Apotheken und Hersteller, ergänzende Vitaminpräparate und vorbeugende Grippe- und Erkältungsmittel gingen massenweise über die Ladentische der Apotheken. Die Einnahmen investierten die Hersteller wiederum in weitere große Werbekampagnen für die Einführung neuer Marken beziehungsweise der erneuten Aktivierung von Bestandsmarken. Im Gegensatz zum starken Jahresbeginn verlief der Absatz in den letzten Monaten in 2013 eher mäßig. Gründe hierfür sind sowohl im durchaus milden Winter zu sehen als auch insbesondere in den – durch die Erkältungswelle am Jahresan- © Pixel - Fotolia Medien Medien Die 27 Indikationsbereiche der Studie b4p 2013 t.o.m. Pharma Kopfschmerz/Schmerz Topische Schmerzmittel M2A Bewegungsschmerz akut (top.+syst.) Nahrungsergänzung, VitMin (ohne Calcium/Magnesium) R5C+D Unteres Respirationssystem Schnupfen R1A7 Halsschmerz Apothekenkosmetik Hautpflege Apotheke Magnesium Wundheilung Grippemittel Schlaf-/Beruhigungsmittel R5C+D Oberes Respirationssystem Abführmittel Magensäure Antimykotika D1A1 Venenmittel Durchfall Antiallergika Calcium Blasenfunktion (Kürbispräparate) Tonika Bewegungsschmerz kurativ Blähungen Durchblutung, Gefäße (Gingko, Knoblauch) Hautreinigung Apotheke 4,8 4,5 4,4 3,9 3,6 3,5 in Prozent 20,8 20,8 20,6 19,1 17,4 16,5 14,1 13,9 12,0 10,9 9,0 8,9 8,8 8,7 8,0 7,1 26,3 25,8 29,6 29,6 47,1 Quelle: b4p 2013 III t.o.m. Pharma; Grundgesamtheit: deutschsprachige Bevölkerung ab 20 Jahren, Februar 2014 © Healthcare Marketing Bei rund der Hälfte der Bevölkerung besteht ein Kaufpotenzial fang – gut gefüllten Hausapotheken der Konsumenten. Im Detail haben sich die einzelnen Bereiche im OTC-Markt sehr unterschiedlich entwickelt. Die Segmente für Grippemittel und das untere Respirationssystem konnten 2013 ihren Absatz jeweils um 13 Prozent steigern und gehörten damit zu den Gewinnermärkten. Einen leicht rückläufigen Absatz verzeichneten hingegen die Märkte der Produkte für Durchblutung und Gefäße mit einem Absatzrückgang von sieben Prozent im Vergleich zu 2012 sowie der Markt für Venenmittel, der 2013 fünf Prozent weniger absetzen konnte als im Vorjahr. Zufriedenheit und Preis bestimmen Produktauswahl Die Käufer von Apothekenprodukten bleiben eine spannende und kaufkräftige Zielgruppe. Mit Blick auf die allgemeinen Entwicklungen im OTC-Markt lassen sich einige Trends feststellen. So zeichnet sich beispielsweise ein genereller Trend hin zu Zielgruppenmarken ab. Das heißt, immer mehr Präparate werden für bestimmte Zielgruppen hergestellt. Das können spezielle Vitamine für Männer sein oder topische Schmerzmittel für Extremsportler. Ein weiterer Trend, der hauptsächlich den Handel betrifft, ist die Zunahme der Onlinekäufer: Der Online-Apothekenhandel erzielte 2013 einen Zuwachs von sieben Prozent. Bei ihrem Einkauf beschränken sich Onlinekäufer meist auf kleinere Warenkörbe von zwei bis drei Produkten. Allerdings kaufen sie regelmäßig und können daher als Stammkäufer bezeichnet werden. Der Absatz aufgrund von Apothekenempfehlungen blieb dagegen weiter rückläufig: In den letzten fünf Jahren ging dieser um 15 Prozent zurück. Des Weiteren ist ein Rückgang bei der Käuferzielgruppe 70plus zu erkennen. Wenn es um die Auswahl der Produkte geht, setzen die Käufer von OTC-Präparaten auf feste Kriterien. An erster Stelle stehen Zufriedenheit und gute Erfahrung mit dem jeweiligen Produkt. Ein weiteres Entscheidungskriterium ist der Preis. Pharma-Markenartikler haben es schwer, in umkämpften Märkten ihre Preise stabil zu halten und sich gegenüber Generika-Herstellern zu behaupten. Empfehlungen von Ärzten oder dem Apotheker spielen eine nachgelagerte b4p 2013 t.o.m. pharma integriert die Daten von Deutschlands umfangreichster Markt-Media-Studie best for planning mit dem GfK medic*scope-Panel. Das Panel bildet auf Basis von Tagebuchaufzeichnungen ab, welche OTC-Produkte von welchen Konsumententypen gekauft wurden. Die Fusion der Käuferdaten mit den Zielgruppen- und Mediainformationen von best for planning ermöglicht eine präzisere Aussteuerung der Mediaplanung auf Käufer, Verwender, Marken und Medien. Die Grundgesamtheit umfasst die deutschsprachige Gesamtbevölkerung ab 20 Jahren. b4p t.o.m. Pharma wird von Lizenznehmern getragen, die auch Lizenznehmer von b4p sind. Diese sind: Axel Springer Verlag, Bauer Media Group, Funke Mediengruppe, Hubert Burda Media, Klambt-Verlag, rtv media group und Wort & Bild Verlag. Die Daten sind nur von diesen lizensierten Partnern auswertbar. Weitere Informationen sind bei der Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung (GIK) unter gik@dcore oder unter 089-716 772 000 erhältlich. F Kontakt: www.b4p.de Healthcare Marketing 4/2014 55 Medien 56 Healthcare Marketing 4/2014 Neben dem Wissen, welcher Käufertyp welche Vorlieben und Verhaltensweisen aufweist, liefert auch das Mediennutzungsverhalten wichtige Erkenntnisse für eine effiziente Kommunikationsplanung. Im Hinblick auf den Vertriebskanal Apotheke zeigt sich unter anderem, dass die Käufer von Kürbispräparaten zum Beispiel stark an Nachrichten interessiert sind: Ein Drittel der Abnehmer von Produkten gegen Blasenschwäche informieren sich mehrmals am Tag über die neuesten Nachrichten. Dabei haben 40 Prozent der Kürbispräparat-Käufer relativ feste Gewohnheiten, welche Medien sie nutzen und wann sie sich mit Zeitschriften/Zeitungen beschäftigen oder im Internet surfen. Besonderen Fo- kus legt diese Gruppe auf Printmedien: 69 Prozent der Käufer von Kürbispräparaten nutzen überdurchschnittlich Zeitschriften, bei Zeitungen sind es 68 Prozent. Käufer von Apothekenprodukten interessieren sich bei der Lektüre von Zeitschriften keinesfalls ausschließlich für Gesundheitsthemen. So favorisieren 50 Prozent der Käufer von Antiallergika Artikel zu Ernährungsthemen sowie Rezepte. 44 Prozent der Käufer von Apothekenkosmetik lesen am liebsten Beiträge über Stars und Prominente. Schicksale anderer Menschen wecken sogar bei der Hälfte der Apothekenkosmetik-Käufer das Interesse. Beim TV-Konsum stehen bei Käufern von OTC-Produkten insbesondere Quizsendungen wie ‚Wer wird Millionär?‘ und Volksmusiksendungen hoch im Kurs: Zwei Drittel der Käufer von Venenmitteln quizzen beispielsweise gerne. Was die Nutzung des Internets angeht, sind viele Käufer von OTC-Produkten noch eher zurückhaltend: Nur jüngere Käufergruppen, die sich für Produkte aus dem Bereich Antiallergika, Grippemittel, Schnupfen, Kopfschmerz/ Schmerz interessieren, zählen zu den durchschnittlichen Online-Nutzern – sie informieren sich im Internet und kaufen dort auch ein. Nicole Bartlitz, Research Manager bei Hubert Burda Media. F Kontakt: [email protected] © BrauerPhotos Neben den 27 Indikationsbereichen (siehe Grafik Seite 55) lassen sich in best for planning (b4p) 2013 t.o.m. pharma auch Käufertypen näher beleuchten: Geht der Käufer bei der Auswahl eines Mittels eher nach der Marke, oder ist er ein Wechselkäufer? Wer kauft auf Empfehlung? Und wer lässt sich über den Preis ansprechen? So zeichnen sich zum Beispiel 27 Prozent der Käufer von OTC-Produkten als Markenkäufer aus. 20 Prozent kaufen Präparate auf Empfehlung und nur für drei Prozent ist ausschließlich der Preis entscheidend. Während Markenkäufer vor allem auf die Beratung in der Apotheke vertrauen, orientieren sich Preiskäufer häufig spontan und überdurchschnittlich oft in Online-Apotheken. Neben der Apotheke kaufen zum Beispiel 39 Prozent der Markenkäufer OTC-Produkte auch in der Drogerie, zwölf Prozent im Discounter und elf Prozent in einer OnlineApotheke ein. Medien, insbesondere Zeitschriften und Zeitungen, sind für 39 Prozent der Empfehlungskäufer die Informationsquelle bei Gesundheitsfragen. Lediglich zehn Prozent der OTC-Käufer verzichten darauf, sich im Vorfeld zu informieren und kaufen spontan. 64 Prozent dieser Spontankäufer gehen bei den meisten leichten Beschwerden nicht zum Arzt, sondern holen sich selbst rezeptfreie Medikamente beziehungsweise Vitamin- und Mineralstoffpräparate in der Apotheke oder Drogerie. Dieser Mitnahmetrend ist neben dem zunehmenden Onlinegeschäft eine weitere Entwicklung, die Pharma-Experten beobachten. Zudem übernehmen Käufer von OTC-Produkten eine Multiplika- Mediennutzungsverhalten von OTC-Käufern Lukas Sterczyk, © Peter Vogel Käufer-Typologie: Marken-, Preis- und Wechselkäufer toren-Rolle, wenn es um Ratschläge für den Bereich Gesundheit und Arzneimittel geht. Die Daten aus der b4p bieten ergänzende Informationen darüber, welche Einstellungen die Käufer haben, welche Medien sie konsumieren und welche Art der Kommunikation sie am ehesten anspricht. Mit diesen Insights können Mediaplaner Kampagnen für Pharmakunden präzise aussteuern. Marktforscher in der Abteilung Research & Consulting. der Bauer Media Group F Kontakt: [email protected] Andrea Treffenstädt, © BrauerPhotos Rolle bei der Auswahl des richtigen Präparats. Sofern der Absatz der Online-Apotheken weiterhin boomt und sich spontane Mitnahmekäufe in den Apotheken steigern lassen, könnte das Jahr 2014 erneut ein gutes Jahr für OTC-Hersteller werden. Interessant wird in diesem Zusammenhang außerdem sein, wie sich die dynamischen Märkte der Grippe-, Schlaf- und Beruhigungsmittel und Bewegungsschmerzsalben entwickeln. Project Manager, Marktforschung Axel Springer Media Impact, Datenanalyse. F Kontakt: [email protected]