Summe und Produkt Gesucht sind zwei unbekannte natürliche Zahlen, die beide größer als 1 sind. Paul erfährt das Produkt dieser beiden Zahlen und Susi ihre Summe (die Namen wurden so gewählt, damit sich alle Deutschlehrer, für die die Knobelei zu schwierig ist und die deshalb die Lösung nicht finden können, wenigstens über die beiden Alliterationen freuen können ) . Dieser Sachverhalt ist beiden bekannt, und es kommt zu folgendem Dialog zwischen Paul und Susi: Paul: „Ich kenne die beiden Zahlen nicht.“ Susi: „Ich weiß, dass Du sie nicht kennst.“ Paul: „Jetzt kenne ich sie doch!“ Susi: „Jetzt kenne ich sie auch!“ (P1) (S1) (P2) (S2) Welche beiden Zahlen sind gesucht? Lösung Auch wenn es völlig unmöglich erscheint: die Aufgabe ist tatsächlich lösbar! 1.) Aus (P1) ergibt sich, dass nicht beide Zahlen Primzahlen sein können. In diesem Fall wäre das Produkt nämlich nur auf eine Weise als Produkt zweier natürlicher Zahlen, die beide größer als 1 sind, darstellbar, und Paul wüsste sofort, welche Zahlen gesucht werden (wenn das Produkt der beiden Zahlen z.B. 15 wäre, können die beiden Zahlen nur 3 und 5 sein, weil man 15 nur so als Produkt mit Faktoren der obigen Art darstellen kann). 2.) Aus 1.) und S1 ergibt sich, dass die Summe der beiden Zahlen nicht als Summe zweier Primzahlen darstellbar sein kann (wenn die Summe der beiden Zahlen z.B. 10 wäre, könnte Susi nicht wissen, ob Paul die beiden Zahlen kennt, denn wegen 3+7=10 könnten die beiden Zahlen ja 3 und 7 sein; dann wäre das Produkt 21 und Paul wüsste sofort Bescheid, da die einzig mögliche Produktdarstellung von 21 eben 3*7 ist). Ein berühmtes Problem in der Mathematik ist die Starke Goldbachsche Vermutung; sie lautet: Jede gerade Zahl größer als 2 ist die Summe von zwei Primzahlen. Diese Vermutung ist zwar (Stand November 2011) nur für alle Zahlen bis 2,6*1018 bewiesen, aber das sollte für eine Knobelei als Beweis genügen. Die Summe der beiden Zahlen muss also ungerade sein, d.h. eine der beiden Zahlen ist gerade und die andere ungerade. Aber auch manche ungeraden Zahlen kommen nicht als Summe in Frage (z.B. kann die Summe der beiden Zahlen nicht 19 sein, da sich 19 als Summe zweier Primzahlen darstellen lässt, nämlich 2+17=19). Genauer gilt: wenn sich eine ungerade Zahl als Summe zweier Primzahlen schreiben lässt, muss der eine Summand die Primzahl 2 sein, denn alle anderen Primzahlen sind ungerade und die Summe von zwei ungeraden Zahlen ist gerade. Zulässige Summen (nach S1) sind also alle ungeraden Zahlen, die nicht die Summe einer Primzahl und 2 sind, die also nicht um genau 2 größer sind als eine Primzahl. Unter 100 z.B. sind dies die Zahlen 11 17 23 27 29 35 37 41 47 51 53 57 59 65 67 71 77 79 83 87 89 93 95 97 . 3.) Von den Produkten, die nach 1.) zulässig sind (für die also P1 zutrifft), sind nach P2 nur diejenigen zulässig, die sich auf genau eine Weise als Produkt zweier Faktoren schreiben lassen, deren Summe zulässig nach 2.) ist (beispielsweise ist das Produkt 30 nicht zulässig: wegen 2*15=30, 3*10=30 und 5*6=30 gibt es drei verschiedene Produktdarstellungen, so dass P1 erfüllt ist. Die entsprechenden Summen sind 2+15=17, 3+10=13 und 5+6=11. Wegen S1 scheidet nur die Möglichkeit 3/10 aus, da 13 keine zulässige Summe nach 2.) ist; die Faktorisierungen 2*15 und 5*6 bleiben aber beide zulässig, da die Summen 17 und 11 zulässig sind, so dass Paul auch nach (S1) nicht weiß, welche beiden Zahlen gesucht sind. (P2) gilt also nicht). 4.) Schließlich sind nach (S2) nur solche Summen zulässig, die auf genau eine Weise als eine Summe geschrieben werden können, deren beide Summanden ein Produkt haben, das zulässig ist gemäß 3.) Überprüft man dies für alle möglichen Zahlenpaare, findet man die Zahlen 4 und 13 als Lösung der Aufgabe, denn: (P1) 4*13=52, und wegen 2*26=52 kann Paul aus der Kenntnis des Produktwertes nicht auf die beiden Faktoren schließen. (P1) ist also erfüllt. (S1) 4+13=17, und 17 kann man auf 7 verschiedene Weisen als Summe darstellen: 2+15, 3+14, 4+13, 5+12, 6+11, 7+10 und 8+9. Keines dieser Zahlenpaare führt zu einem Produkt mit eindeutiger Faktorisierung: Produkt 30 42 52 60 66 70 72 Faktorisierung mit Faktorsumme 17 2*15 3*14 4*13 5*12 6*11 7*10 8*9 Andere Faktorisierungen 3*10, 5*6 2*21, 6*7 2*26 2*30, 3*20, 4*15, 6*10 2*33, 3*22 2*35, 5*14 2*36, 3*24, 4*18, 6*12 Susi weiß also tatsächlich, dass Paul die beiden Zahlen nicht kennen kann, da er in allen möglichen Fällen verschiedenen Alternativen hat; S1 ist also ebenfalls erfüllt. (P2) Das Produkt 52 kann nur auf zwei Weisen als Produkt natürlicher Zahlen >1 dargestellt werden: 4*13=52 und 2*26=52. Wären 2 und 26 die beiden gesuchten Zahlen, so wäre die Summe 28, und diese Summe könnte man auch als Summe zweier Primzahlen ausdrücken (5+23=28 oder auch 11+17=28). In diesem Fall könnte Susi also nicht wissen, dass Paul die beiden Zahlen nicht kennen kann. Wenn Paul also von Susi erfährt, dass sie dies doch weiß (dass also (S1) gilt), weiß er, dass die beiden gesuchten Zahlen nicht 2 und 26 sein können. Damit bleiben für ihn nur noch 4 und 13 übrig, er kennt die beiden Zahlen also, d.h. (P2) ist erfüllt. (S2) Damit Susi durch (P2) die Zahlen bestimmen kann, muss von allen möglichen Zerlegungen der genannten Summe 17 in zwei Summanden genau eine die Eigenschaft haben, dass das zugehörige Produkt auf genau eine Weise als Produkt geschrieben werden kann, die eine zulässige Summe wie in 2.) haben. Dies ist der Fall: Produkt 30 42 52 60 66 70 72 Faktorisierung mit Faktorsumme 17 oder anderen zulässigen Summen 2*15, 5*6 3*14, 2*21 4*13 5*12, 3*20 6*11, 2*33 7*10, 2*35 8*9, 3*24 Andere Faktorisierungen mit unzulässiger Summe 3*10 6*7 2*26 2*30, 4*15, 6*10 3*22 5*14 2*36, 4*18, 6*12 Durch diese Tabelle kann Susi also erkennen, dass die beiden gesuchten Zahlen 4 und 13 sein müssen, da dies bei bekannter Summe 17 die einzige Möglichkeit ist, die zu einem Produkt führt, das auf genau eine Weise als Produkt zweier Faktoren mit zulässiger Summe dargestellt werden kann. (S2) ist also ebenfalls erfüllt. Bemerkung Die Aufgabe ließe sich übrigens noch um die Aussage (P1) verkürzen, da sich (P1) unmittelbar aus (S1) ergibt. Man könnte sie also auch so formulieren: Susi: „Ich weiß, dass Du die Zahlen nicht kennst.“ Paul: „Stimmt, aber jetzt kenne ich sie doch!“ Susi: „Jetzt kenne ich sie auch!“ (S1) (P) (S2)