Symbolische Interpretation des Logos des Netzwerkes Vergebung

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Vortrag gehalten auf dem 4. Netzwerktreffen für Vergebung und Versöhnung. Dr. K. Stauss, 2016
Symbolische Interpretation des Logos des Netzwerkes
Vergebung und Versöhnung
Abb 1: Das trinitarische Dreieck als Logo des Netzwerkes der Vergebung und
Versöhnung
Logo als Symbol
Das Logo soll ein Symbol sein, mit dessen Hilfe das Kernanliegen der
Vergebungs- und Schuldarbeit graphisch dargestellt werden kann. Die Aufgabe
eines Symbols = sym-ballein ist es, dass das unsichtbare Innere äusserlich
dargestellt wird. Aus spiritueller Sicht offenbart das Symbol den ewigen,
zeitlosen Sinn der äusseren Erscheinung. Ein Symbol wie das Logo ist
vieldeutig und es ist immer das, was es in dem Betrachter wach ruft. Aus diesem
Grund muss ein Symbol immer aus der Sicht des jeweiligen des Betrachters
interpretiert werden.
Ich möchte Euch an meiner Interpretation teilhaben lassen, in dem Wissen, dass
andere vielleicht zu anderen Interpretationen kommen – wie gesagt das Symbol
ist mehrdeutig.
Metatheorie
Die Metatheorie der Vergebungs- und Schuldarbeit ist in dem dreifachen
Liebesgebot (Markus 12, 28-37) formuliert worden. Wie ihr wisst, benutze ich
das sogenannte trinitarisch Dreieck, um das dreifache Liebesgebot graphisch
darzustellen. Mit dieser Metatheorie soll ein übergeordnetes Schema geschaffen
werden, das hilft die Integration von Psychotherapie und Theologie darzustellen.
1
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Liebe zum Ewigen DU
Ich - Liebe
Du - Liebe
Abb 2: Logo und das dreifache Liebesgebot (Markus 12,28-37)
Buttom Up Beziehungsansatz der Psychotherapie
Die Aufgabe der interpersonellen Formen der Psychotherapie ist es, seelische
Störungen in einen Zusammenhang mit Beziehungsstörungen zu stellen. Aus
diesem Grund hat die Psychotherapie bezogen auf das trinitarische Dreieck
einen sogenannten „bottom up“ Ansatz. Es betrachtet seelische Störungen aus
der Perspektive der Störung der Beziehung zu dem eigenen Selbst (Ich) und der
Beziehung zu den anderen (Du). Diese Zusammenhänge wurden mit den
Methoden der empirischen Wissenschaften auf ihre Wirksamkeit überprüft. Die
Variable Gott, wie in dem trinitarischen Dreieck dargestellt, entzieht sich einer
wissenschaftlichen Überprüfung. Die Frage ob es Gott gibt oder nicht gibt, ist
mit den Methoden der empirischen Wissenschaften nicht zu beantworten
2
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Liebe zum Ewigen DU
Ich - Liebe
Du - Liebe
Seelische Störungen werden in einen Zusammenhang mit
Störungen der Ich- und Du-Beziehung gestellt
Bottom Up
Abb 3: „Bottom up“ Ansatz der Psychotherapie
Top Down Beziehungsansatz der Theologie
Die Theologie hat einen sogenannten „top down“ Ansatz. Störungen der Ich und
Du Beziehungen werden aus der Perspektive der Theologie als eine primäre
Störung der Beziehung zu Gott gesehen. Die Störung der Ich und Du
Beziehungen sind sekundäre Folgeschäden der Beziehungsstörung zu Gott.
Die Theologie kann die Existenz Gottes nur indirekt erschliessen. Einmal durch
die Schriften der biblischen Überlieferungen. In diesen Texten wird dargestellt,
wie Gott in das Leben der Protagonisten der biblischen Texte eingreift. Die
Erfahrungen, die wir Menschen auch in der Gegenwart machen, sind subjektive
religiöse Erfahrungen des Einzelnen. Religiöse Aussagen und Behauptungen,
die sich nicht mit der persönlichen subjektiven Lebenserfahrung des Einzelnen
decken, sind reine religiöse Behauptungen oder, wie man es in der
wissenschaftliche Sprache nennt, Hypothesen. Sie bleiben solange Hypothesen,
bis sie sich auf dem Prüfstein der gegenwärtigen Erfahrung des Einzelnen
bewährt haben. Solange dies nicht der Fall ist, sind diese Behauptungen reine
religiöse Hypothesen. Diese religiöse Hypothese ist dann widerlegt, wenn
1. sie nicht in der Überlieferung vorkommt
2. es keinen Bezug zu der gegenwärtigen Wirklichkeit gibt
3
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3. es keine eigene Erfahrungsbereiche gibt
4. andere Hypothesen eine bessere Erklärung liefern.1
Seelische Störungen werden in einen Zusammenhang mit einer
Störung der Beziehung zum EWIGEN DU gestellt.
Top Down
Liebe zum EWIGEN DU
Ich - Liebe
Du - Liebe
Abb 4: „Top Down“ Ansatz der Theologie
Die Interpretation des dreifachen Liebesgebotes als Metatheorie hat eine
doppelte Codierung: den Code des Bottom–Up-Ansatzes der empirischen
Wissenschaft und den Code des Top-Down-Ansatzes der Theologie.
Die Paradiesgeschichte ist kein historischer oder naturwissenschaftlicher
Bericht sondern ein Bericht über die existentielle Dimension der Beziehung
zwischen den Menschen und Gott. Im Paradies ist der Mensch im Einklang mit
sich, seinen Mitmenschen und Gott. Die Vertreibung aus dem Paradies zeigt die
Entfremdung des Menschen von sich selber, den anderen und von Gott (siehe
später Sollbruchstellen). Die Botschaft der Paradieserzählung ist hoch aktuell:
„Wir sollen werden, wie wir sein sollen.“ 2
1
Widipedia.org/Wissenschaftstheorie der Theologie/Pannenberg: Gott als Gegenstand der Theologie
2
Meesmann, H. (2016): Gott der Rache, Gott der Liebe. Publik-Forum S. 29; Nr.3
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Vortrag gehalten auf dem 4. Netzwerktreffen für Vergebung und Versöhnung. Dr. K. Stauss, 2016
Die Signatur des Reich Gottes leuchtet in unserem Leben immer dann auf,
wenn es uns gelingt, dieses dreifache Liebe (Ich-Liebe; Du-Liebe und Liebe
zum Ewigen Du) in Einklang zu bringen. Dieser Einklang im Dreiklang ist nach
meinem Verständnis die Leitmelodie des Reich Gottes. Aus diesem
trinitarischen Dreieck werden die drei Grundbeziehungen abgeleitet: IchBeziehung; Du Beziehung und die Beziehung zum Ewigen Du. Diese
Beziehungen haben aus christlicher Sicht eine personale Bedeutung.
Die personale Bedeutung des christlichen Gottesbildes wird in der sogenannten
Trinitätslehre formuliert. In dieser Lehre wird Gott als drei Personen (Vater;
Sohn und Heiliger Geist) gedacht, die in dem Wesen Gottes vereint sind. Aus
diesem Grund symbolisieren die Ecken im Logo dargestellten „Einzelpersonen“,
die personale Bedeutung des Ich, des Du und des Ewigen Du.
Robert Muller ein hoher UNO Funktionär hat 1980 eine Friedensuniversität in
Costa Rica gegründet. Er formulierte einen neuen Schöpfungsbericht zur
Entstehung einer globalen Zivilisation.
Den siebten Schöpfungstag formulierte er folgendermassen:
„Und Gott sah, wie die Menschen zu ihm zurückfanden und die menschliche
Persönlichkeit als A und O der Schöpfung erkannten, dass sie alle Institutionen,
Glaubensrichtungen, politischen Einrichtungen, Regierungen und all von
Menschen geschaffenen Organisationen zu bloßen Dienern Gottes und der
Menschen machten und Er sah, dass sie das folgende Gebot zu ihrem höchsten
Gesetz machten:
Du sollst lieben Gott, deinem Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer
Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das vornehmste und größte
Gebot. Das andere aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben
wie dich selbst. Es gibt kein größeres Gebot als dieses.
Und Gott sah, dass es gut war. Und das war der siebente Tag des Planeten
Gottes.“3
Prioritätsregel: „Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; so
wird euch alles andere zufallen“. (Matthäus 6,33)
3
Muller,R. (1985): Die Neuerschaffung der Welt. Auf dem Weg zu einer globalen Spiritualität, München:
Goldmann Verlag. Zitiert nach Boff, L. (2015): Die Freiheit der Erde. Eine Theologie der Schöpfung. Stuttgart:
Katholisches Bibelwerk Verlag
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Sollbruchstellen
In unserer Erfahrungswirklichkeit Jenseits von Eden ist diese trinitarische
Struktur fragil. Aus diesem Grund sind die Beziehung des Ich zum Du und die
Beziehung des Ewigen Du zum Du und Ich störanfällig. Die Sollbruchstellen
sind durch die beinahe Berührung dieser Beziehungen dargestellt.
2. Sollbruchstelle
3. Sollbruchstelle
1. Sollbruchstelle
Abb 5: Die Sollbruchstellen im trinitarischen Dreieck
Das trinitrarische Dreieck wird aus theologischer Sicht durch die
Gottesbeziehung (oberes gelbes Eck) wie mit einem Schlussstein
zusammengehalten. Bricht diese Beziehung weg, dann wird die 1.
Sollbruchstelle aktiviert. Es kommt zur Entfremdung in der Beziehung des Ich
zum Du. Die Aktivierung der 1. und 3. Sollbruchstelle führt zu einer
Entfremdung der Beziehung zu dem eigenen Selbst.
Gott bietet nach der christlichen Theologie diese Beziehung zum Ich und Du
unverbrüchlich an. Die Aufkündigung der Beziehung erfolgt durch den
Menschen. Die 2. und 3. Sollbruchstelle in der Beziehung zu Gott wird durch
die Entfremdung der Menschen in der Beziehung zu Gott aktiviert. Sie ahnen
allerdings nicht, welche gravierenden Folgen dies für die Beziehung der
Menschen zu sich selber und zum Nächsten haben kann. In der Theologie heisst
die Aktivierung dieser 2. und 3. Sollbruchstellen „Sünde“ (Sünde =
Absonderung/Entfremdung), sie führt zur Entfremdung gegenüber Gott,
gegenüber sich selber und zum Nächsten.
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Vergebung und Schuld
Vergebung
Die Entfremdung eines nahestehenden Menschen in der Bindung/Beziehung zu
uns führt zu einer seelischen Verwundung. Diese Verwundung wird durch die
Aktivierung der 1. Sollbruchstelle verursacht. Wir Menschen sind extrem
vulnerabel, wenn wir die Liebe und die Bindung zu einem uns nahestehenden
Menschen verlieren. Auf die Verwundung durch Entfremdung oder Trennung
reagieren wir mit Schmerz, Groll und Bitterkeit. Diese Emotionen sind eine
normale Reaktion auf diese Verwundung. Diese Verwundung kann durch
Vergebung geheilt werden. Durch eine anschließende Versöhnung kann die
Verwundung des Opfers und des Täters geheilt werden und damit die
Aktivierung der 1. Sollbruchstelle rückgängig gemacht werden. Durch Rache
und Vergeltung wird allerdings die Entfremdung durch die Aktivierung der 1.
Sollbruchstelle vergrößert.
Abb 6: Heilung der 1. Sollbruchstelle durch den Weg der Vergebung und
Versöhnung
Abb 7: Der Weg der Rache und Vergeltung
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Zwischenmenschliche Schuld
Zwischenmenschliche Schuld hat ihren Angriffspunkt an der 1. Sollbruchstelle.
Es kommt zu einer Entfremdung von sich selber und zu dem Geschädigten. Die
Entfremdung von sich selber muss durch Schuldabwehrmechanismen (z. B.
Projektion) verleugnet werden. Man erlebt sich im Modus „Herz aus Stein“.
Abb 8: Modus „Herz aus Stein“ öffnet den Weg zur Rache und Vergeltung
Diese Schuldabwehrmechanismen im Modus „Herz aus Stein“ muss erst
aufgebrochen werden. Gelingt dies, dann spürt man durch sein „erschüttertes
Gewissen“, die Verwundung die man sich selber und dem anderen zugefügt hat
– man kommt in den Modus „Herz aus Fleisch“. Nur in diesem Modus ist eine
kompetente
Schuldbewältigung
möglich.
Durch
eine
kompetente
Schuldbewältigung und die Bitte um Vergebung wird das Fundament einer
möglichen Vergebung gelegt. Der Täter kann um Vergebung bitten, aber nur das
Opfer kann Vergebung und Versöhnung gewähren.
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Differenzierung von Vergebung und Schuld
Das trinitarische Dreieck eröffnet die Möglichkeit, Beziehungen, Schuld und
Vergebung in seinen verschiedenen Dimensionen zu verstehen.
Beziehung zum
Ewiges Du
Ich Beziehung
Du Beziehung
Abb. 9: Trinitarisches Grundbeziehungsdreieck
Bindung an das
Ewiges Du
Ich Bindung
Du Bindung
Abb. 10: Trinitarisches Bindungsdreieck
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Spirituelle
Vergebung
Selbstvergebung
Zwischenmenschliche
Vergebung
Abb. 11: Trinitarisches Vergebungsdreieck
Spirituelle
Schuld
Zwischenmenschliche
Schuld
Innerseelische
Schuld
Abb. 12: Trinitarisches Schulddreieck
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Gewissen und basale Beziehungsethik
Das Gewissen ist die Instanz in uns, die unser Verhalten bezüglich der unserer
Beziehungsgestaltung im Rahmen des trinitarischen Dreiecks bewertet. Rudolf4
hat als basale Beziehungsethik die Fähigkeit bezeichnet, Schuldgefühle zu
entwickeln, wenn man die Beziehung zu sich selbst und zu anderen beschädigt.
Gewissen
Abb. 13: Gewissen
Durch das subjektive Erleben von Schuld- und Schamgefühlen wird eine
Beschädigung der drei Grundbeziehungen signalisiert.
Farbsymbolische Interpretation
Die drei personalen Ecken des Dreiecks sind in den drei Grundfarben
dargestellt. Diese drei Grundfarben ergeben das weiße Licht als Symbol des
Göttlichen, das niemand sieht. Das nicht sichtbare göttliche weiße Licht wird
durch die Aufteilung in die drei Grundfarben für uns sichtbar.
Die zwei Räume bei der Vergebungs- und Schuldarbeit
In der Vergebungs- und Schuldarbeit arbeiten wir in 2 Räumen: im säkularen
und psychotherapeutischen Raum und im sogenannten „Heiligen Raum“. Diese
beide Räume sollte man voneinander trennen.
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Rudolf, G. (2013): Strukturbezogene Psychotherapie, 3. Auflage, Schattauer Verlag
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Vortrag gehalten auf dem 4. Netzwerktreffen für Vergebung und Versöhnung. Dr. K. Stauss, 2016
Heilung der
Beziehung zum
Ewigen Du im
„Heiligen Raum“
Heilung der Ich- und
Du-Beziehung im
säkularen/psychotherapeutischen
Raum
Abb. 14: Die zwei Räume bei der Vergebungs- und Schuldarbeit
Logo und Kreuz
Das Kreuz berührt die Sollbruchstellen und heilt sie durch spirituelle und
zwischenmenschliche Vergebung. Nach dem Neuen Testament kommt erst die
Heilung der zwischenmenschlichen Sollbruchstelle durch Vergebung und dann
die Heilung durch die spirituelle Vergebung.
Spirituelle Vergebung
Zwischenmenschliche Vergebung
Abb. 15: Kreuz und Logo
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