Fachartikel ALL-IP IP Access WLAN DECT VoIP SUPPORT Das Aus von ISDN und die Folgen AUTOR: CLAUDIA RAYLING 2018 ist Schluss mit ISDN. Doch schon seit geraumer Zeit flattern Privat- und Geschäftskunden die Kündigungen der ISDN-Anschlüsse in den Briefkasten. Die zwingende Migration auf eine einheitliche IP-Infrastruktur bereitet vielen Kunden Kopfzerbrechen. Schuld sind nicht selten falsche Informationen über mögliche Probleme beim Umstieg auf All-IP. elektrobörse handel hat sich bei Dirk Treue, Director Marketing Communications bei Bintec Elmeg, nach Mythen und Wahrheiten erkundigt. Bild: Bintec Elmeg Problemzone Faxgerät? Dass sich das Faxgerät in Deutschland trotz allem Abgesang immer noch großer Beliebtheit im Geschäftsalltag erfreut, muss auch Dirk Treue zugeben. Ebenso wie die Tatsache, dass die All-IP-Umstellung direkte Auswirkungen auf das bisher betriebene Faxgerät hat. Dennoch müssten sich die Nutzer künftig keine allzu großen Sorgen machen: „Ein Weiterbetrieb ist grundsätzlich zwar möglich, macht allerdings die Verwendung einer entsprechenden AllIP-Telefonanlage oder eines Mediagateways notwendig“, erklärt der Experte. „Das sogenannte T.38-Protokoll erlaubt den Versand von Faxmitteilungen über das Datennetzwerk, muss jedoch auch providerseitig unterstützt werden. Wenn der Internetprovider kein T.38 unterstützt, ist es notwendig, eine Anlage, die den Audiocodec G.711 implementiert hat, zur Faxübertragung zu nutzen.“ DER EXPERTE: DIRK Doch was bedeutet das konkret für den TREUE, DIRECTOR MARKEHändler? Er müsste prüfen, ob ein ISDN-FaxTING COMMUNICATIONS oder – wie es in den meisten Fällen vorkommt BEI BINTEC ELMEG – ein analoges Fax-Gerät weiterbetrieben werden soll. Handelt es sich um ein ISDN-Gerät, wird der Einsatz eines Mediagateways notwendig, da das ISDNSignal „übersetzt“ werden muss. Bintec Elmeg hat dazu beispielsweise die „Bintec Elmeg be.IP“ im Programm. Im Falle eines analogen Faxes wäre eine Anlage zu em­ pfehlen, die neben dem ISDN-Anschluss auch den Analog-Anschluss bereitstellt, wie etwa die „be.IP plus“. Mangelnde Sprachqualität? Das Gerücht, dass die Sprachqualität in ISDN-Netzen deutlich besser als die bei Voice over IP ist oder es mit dem Wechsel zu All-IP sogar vermehrt zu Verbindungsabbrüchen kommen soll, hält sich hartnäckig. „Das lässt sich nicht grundsätzlich bestätigen, denn es hängt sowohl von der eingesetzten Hardware als auch von der Bandbreite des Internet-Anschlusses ab“, erklärt Treue. „Wird eine mit ISDN vergleichbare Qualität 30 angestrebt, so können zirka 100 kBit/s pro Sprachkanal als Faustformel angesetzt werden – ein Wert, der in den gängigen Bandbreiten überhaupt kein Problem darstellt.“ Eine Herausforderung könnte allerdings die eingesetzte Hardware darstellen. Hier empfiehlt der Experte, unbedingt auf professionelle Geräte mit spezieller Hardware zur Sprachdatenberechnung (DSP = Digitaler Signal Prozessor) und ausgefeilten Quality of Service-Mechanismen (QoS) zu setzen – sie machen eine dynamische Reservierung und eine Zuweisung von garantierten beziehungsweise maximalen Bandbreiten möglich. So kann sichergestellt werden, dass die Übertragung der Sprachpakete verzögerungsfrei erfolgen kann. „Die IP-basierte Sprachübertragung kann sogar eine deutlich höhere Sprachqualität bieten als die, die in ISDN-Netzen erreicht wird“, betont Treue. „Entscheidend ist letztendlich immer die richtige Auswahl einer für den professionellen Einsatz geeigneten Hardware.“ Funktionieren EC-Cash-Terminals noch? Fakt ist: Der stationäre Handel kann auch nach dem Aus von ISDN nicht auf EC-Cash-Terminals verzichten, allerdings sind viele derer, die sich heute im Einsatz befinden, noch über das ISDN-Netz angebunden. Was tun also, wenn die Umstellung auf All-IP erfolgen soll? „Letztendlich kommen zwei Lösungsansätze in Frage“, so Treue. „Erstens: die Anbindung des Terminals an ein Mediagateway. Auch dabei sollten Verbraucher auf eine stabile, auf den professionellen Einsatz ausgelegte Hardware achten, die genügend ISDN-Schnittstellen bietet. Eine weitere Möglichkeit ist der Austausch des EC-Cash-Terminals gegen eine IP-Variante. In diesem Fall können Konsumenten auf ihre jeweiligen Anbieter vertrauen. Der Austausch der Geräte sollte im Rahmen der Umstellung eigentlich keinerlei Probleme bereiten.“ Doch der größte Mythos, den es zu widerlegen gilt, ist der, dass man sich mit dem Umstieg ruhig noch Zeit lassen könne. Händler sollten das Thema möglichst schnell und proaktiv angehen. Denn 2018 könnte es aufgrund der großen Nachfrage zu Engpässen bei Hardware und Service kommen. www.bintec-elmeg.com 7-8.2016