Klett International KLETT Bulgarien LERNEN UND BESSER BEHALTEN Mnemotechniken für den DaF-Unterricht Sofia, den 10.09.2015 Referentin: Dr. Mikaela Petkova-Kessanlis, M.A. Klett International Die Eselsbrücke [in der Schulsprache des 18. Jahrhunderts als Lehnübersetzung von mlat. pons asinorum= Ausdruck der scholastischen Philosophie für einen logischen Mittelbegriff] (ugs.): • 1. a) [Anhaltspunkt als] Gedächtnisstütze b) Verstehenshilfe; Hinweis, Wink, der jmdm. etw. erleichtern soll 2. (Schülerspr.) unerlaubterweise benutzte Übersetzung, Übersetzungshilfe Klett International Gedächtnis • Ultrakurzzeitgedächtnis (sensorischer Speicher) • eine als relevant eingestufte Information wird an das Kurzzeitgedächtnis weitergeleitet • Im Kurzzeitgedächtnis (Arbeitsgedächtnis) kann die Information bis zu 4 Minuten bearbeitet werden; hier wird entschieden, welche Informationen an das Langzeitgedächtnis weitergeleitet werden sollen und welche nicht • Im Langzeitgedächtnis wird jede neue Information in das vorhandene Wissen eingebettet Klett International Gedächtnis • bei der Verankerung von Wissen im Langzeitgedächtnis spielt die Verarbeitungstiefe eine große Rolle • je stärker bereits bestehende Vernetzungen aktiviert werden, desto leichter kann neues Wissen an bereits gespeichertes Wissen „andocken“ • Z.B. Wortbedeutungen kann man gut lernen, indem man Synonyme angibt … • verwendet man aber ständig nur diese Übungsform, flacht das Aktivierungspotenzial mit der Zeit ab • Lösung: Übungstypen variieren und so gestalten, dass sie auf Verarbeitungstiefe abzielen Gehirngerechte Wortschatzarbeit Klett International • Wortschatz sollte von den Lernern • in sinnvollen Kontexten gelernt werden • beim Lernen sinnvoll strukturiert werden, sodass begriffliche Zusammenhänge entstehen • mit bildhaften Vorstellungen verknüpft werden • mit humorvollem und Absurdem verknüpft werden • sowohl kognitiv als auch unter Berücksichtigung der Sinne verarbeitet werden • mit persönlichen Inhalten geknüpft werden • … vgl. Bergemann (2005: 16) Klett International Wie kann man grammatische Phänomene besser behalten? Wie kann man Lernprobleme und Lernschwierigkeiten mit Gedächtnistechniken lösen bzw. bewältigen? Klett International Übersicht • Bestimmter Artikel • Starke bzw. unregelmäßige Verben • Verben mit „sein“ als Hilfsverb • Verben mit Dativ-Ergänzung • Trennbare und untrennbare Verbpräfixe Klett International Literatur • Sperber, Horst G. (1989): Mnemotechniken im Fremdsprachenerwerb mit Schwerpunkt "Deutsch als Fremdsprache". München: iudicium. • Sperber, Horst G. (1993): gehen – ging – gegangen: Müssen denn deutsche Verbformen SO schwierig sein? Interaktive Gedächtnisbilder als Gedächtnisstützen. In: Fremdsprache Deutsch 8, 19-28. • Sperber, Horst G. (2009): Gedächtnistechniken für Deutsch als Fremdsprache. Online unter https://www.hueber.de/media/36/nachlesemnemotechniken.pdf. Interaktive Gedächtnisbilder Klett International • „Ein interaktives Gedächtnisbild entsteht durch die eigene Phantasie. Es werden zwei Begriffe in der eigenen Vorstellung somit einander verbunden, daß das Denken an einen Begriff automatisch den anderen Begriff im Gedächtnis abruft. Beispielsweise könnte man die Begriffe Tisch und Auto durch ein Gedächtnisbild verbinden, indem man sich ein kleines Auto vorstellt, das über einen Tisch fährt oder ein Auto, das mit mehreren Tischen beladen ist. Je aktiver und lebhafter die beiden Begriffe miteinander verbunden sind, um so zuverlässiger löst ein Begriff den anderen aus. Da die eigene Vorstellung nicht an die Realität gebunden ist, können, je nach Begriff, auch völlig unrealistische und absurde Gedächtnisbilder erstellt werden, wie z. B. ein motorisierter Tisch, der auch wie ein Auto aussieht. Solche Gedächtnisbilder sind oft sogar einprägsamer als mehr realistische Vorstellungen.“ (Sperber 1993: 26) Klett International DIREKT Klett International Zielgruppe und Lernziel(e) Schüler an fremdsprachigen Gymnasien und profilierten allgemeinbildenden Schulen in Bulgarien das Lehrwerk ist für Lernende ohne Vorkenntnisse konzipiert Vorbereitung für die Prüfungen, bei denen Grundstufenkenntnisse auf verschiedenen Niveaus nachgewiesen werden müssen Klett International Grammatikvermittlung induktiv Beispiel → Regel Systematisierung am Ende der Lektion Klett International DIREKT Klett International DIREKT Klett International DIREKT Klett International DIREKT Klett International Artikelzuordnung: Chunking von Substantivendungen zu einem Fantasiewort • Zusammenfassung (engl. chunking) von 18 artikelbestimmenden Endungen in vier Fantasiewörtern mit einprägsamen Klangbildern Klett International Chunking von Substantivendungen zu einem Fantasiewort • die Reduzierung bzw. das Chunking von 18 Endungen auf nur vier einprägsame Fantasiewörter erleichtert dem Lerner enorm das Behalten der korrekten Zuordnung von Endung und Artikel • um das Fantasiewort noch besser zu behalten, lohnt es sich, dieses auch durch eine Fantasiebedeutung zu konkretisieren, z.B. Iglingorismus als einen gefährlichen Virus wie die Schweinegrippe Klett International Artikelzuordnung: interaktive Gedächtnisbilder mit Artikelsymbolen • einzelne Lern- bzw. Problemsubstantive mit über 90%iger Sicherheit mit ihrem Artikel im Gedächtnis archivieren • Schritt 1: Man konkretisiert die abstrakten Artikel der, die und das durch möglichst merkmalsreiche bildliche Symbole, die untereinander nicht verwechselbar sind., z.B. : Löwe für den Artikel der, Ballerina für den Artikel die und Flugzeug für den Artikel das. • Schritt 2: Man assoziiert das entsprechende Artikelsymbol mit dem jeweiligen Lernsubstantiv so außergewöhnlich und absurd wie möglich. Klett International Artikelzuordnung: interaktive Gedächtnisbilder mit Artikelsymbolen • Der Lerner kreiert vor seinem inneren Auge ein interaktives Gedächtnisbild • „Die Einzigartigkeit dieser Gedächtnisbilder hinterlässt eine sehr markante Gedächtnisspur zwischen Substantiv und Artikel. Wenn der Lerner in Zukunft an Salat, Tür oder Bett denkt, führt ihn das zurück zu seinem selbsterstellten Gedächtnisbild und somit über das Artikelsymbol zum korrekten Artikel. Klett International Artikelzuordnung: Artikelszenen zeichnen und malen • mehrere Substantive (10 bis 20) mit dem gleichen Artikel in selbstgezeichnete Szenen integrieren • wichtig dabei ist, dass jeweils mindestens zwei oder mehr Substantive interaktiv miteinander verbunden sind • man kann auch abstraktere Wörter wie Krieg mit einem bildhaften Symbol - in diesem Fall mit einem Panzer - konkretisieren Klett International Artikelzuordnung: Artikelszenen zeichnen und malen Klett International Starke versus schwache Verben • Sperbers Vorschlag (1993: 20) • „Nehmen Sie ein gleichbleibendes Symbol für Stärke (repräsentativ für starke Verben) wie z. B einen Gewichtheber, Boxer, usw. oder eine besonders starke Person, z. B. Arnold Schwarzenegger, oder eine Person aus dem eigenen Bekanntenkreis und stellen Sie sich vor, wie diese Figur die Handlung starker Verben ausführt“. Klett International Starke versus schwache Verben • Sperbers Vorschlag (1993: 20) • „Auf diese Art und Weise wird ein interaktives Gedächtnisbild erzeugt eines z. B. singenden, essenden, trinkenden, schlafenden usw. Gewichthebers. Die Kreation dieser Bilder hinterläßt eine sehr zuverlässige Gedächtnisspur für die Assoziation zwischen Verb und Symbol, so daß das Denken an ein bestimmtes Verb das entsprechende Gedächtnisbild mit dem Stärkesymbol hervorruft und somit das vorhandene Verb eindeutig als stark identifiziert“. Klett International Starke versus schwache Verben • Sperbers Vorschlag (1993: 20) Klett International Starke versus schwache Verben • Sperbers Vorschlag (1993: 20) Klett International Stammformen der unregelmäßigen Verben Hauptschwierigkeit: der Wechsel des Stammvokals vom Infinitiv zum Imperfekt und vom Imperfekt zum Partizip Perfekt Klett International Stammformen der unregelmäßigen Verben • Grundtyp ABC: 3 verschiedene Vokale: Vokal „A“ im Infinitiv, geänderter Vokal „B“ im Präteritum, nochmals geänderter Vokal „C“ im Partizip Perfekt. • Beispiel: finden – fand – gefunden • Grundtyp ABB: 2 verschiedene Vokale: Vokal „A“, Vokalwechsel im Präteritum zu „B“, gleicher Vokal „B“ im Partizip. • Beispiel: stehen – stand – gestanden. Klett International Stammformen der unregelmäßigen Verben • Grundtyp ABA: 2 verschiedene Vokale: Vokal „A“, geänderter Vokal „B“ im Präteritum, Rückkehr zum Vokal „A“ im Partizip • Beispiel: geben – gab – gegeben • Diese drei reihenweise angebrachten Grundtypen werden kombiniert in drei Spalten mit den möglichen Wechselvokalen im Präteritum und so gelangt man zu einer 3 x 3 tabellarischen Übersicht, die das räumliche Gedächtnis besonders gut anspricht. Klett International Stammformen der unregelmäßigen Verben • die in der Tabelle enthaltene Symmetrie erlaubt für jedes Feld, jede Spalte und jede Reihe die räumliche Zuordnung links, Mitte, rechts, oben oder unten • die Lerner können sich leicht merken, dass alle Verben mit ei bis auf heißen das mittlere Feld besetzen, dass fast alle Verben mit i im Stamm links oben in Feld 1 zu finden sind, dass Feld 7 links unten bis auf kommen nur e-Verben enthält usw. Klett International Stammformen der unregelmäßigen Verben • Mit dem Einprägen der räumlichen Anordnung verschiedener unregelmäßiger Verben im Infinitiv erhält der Lerner den Schlüssel zur Ablautfolge des jeweiligen Verbs im Präteritum und Partizip Perfekt • Lernt er z. B. ein neues Verb wie schwimmen und trägt es in Feld 1 ein, so weiß er, dass er im Präteritum, laut der ersten Spalte, ein a und im Partizip Perfekt einen weiteren Vokal außer i und a zu erwarten hat, weil sich der Stammvokal eines ABC-Verbs ein zweites Mal verändert Klett International Stammformen der unregelmäßigen Verben • Lernt er ein neues Verb aus Feld 5 wie schreiben, so kann er bei diesem ABB-Verb mit einem gleichbleibenden Vokal (i/ie) im Präteritum und im Partizip Perfekt rechnen. • Lernt er ein neues Verb wie fahren aus Feld 9, so macht es ihm keine Schwierigkeiten u als Stammvokal für dieses ABA-Verb im Präteritum und a als Rückkehrvokal im Partizip Perfekt zu ermitteln. Klett International Verben mit sein als Hilfsverb • 1) Gedächtnisbilder mit bekannten Personen als sein-Symbole • Der Lerner soll sich als sein-Symbol eine ihm gut bekannte Person (Schauspieler/in, Verwandte/r) usw.) vorstellen, die an einem ihm gut bekannten Ort (eigener Garten, Wohnzimmer, Tennisplatz usw.) seinem, sein-Ort, die Handlung des entsprechenden Verbs vor seinem inneren Auge ausführt • George Clooney, Johnny Depp … Klett International Verben mit sein als Hilfsverb • 1) Gedächtnisbilder mit bekannten Personen als seinSymbole • für jedes neu gelernte sein-Verb stellt man sich eine Szene vor, in denen George Clooney immer am gleichen Ort fällt, flieht, kommt, geht, rennt, steigt, springt, kriecht, verschwindet etc. • in Zukunft aktiviert das Aussprechen oder das Denken an ein bestimmtes Verb das entsprechende Gedächtnisbild und führt somit automatisch zum Gebrauch von sein als Hilfsverb Klett International Verben mit sein als Hilfsverb • 2) Von den Lernern selbst hergestellte Kontrastzeichnungen • die Lernenden erstellen Kontrastzeichnungen, die das Kriterium für den Gebrauch von sein beim jeweiligen Verb begründen • für verblühen könnte man eine blühende neben einer verblühten Blume, für wachsen ein kleineres Kind neben ein größeres zeichnen Klett International Verben mit sein als Hilfsverb • 2) Von den Lernern selbst hergestellte Kontrastzeichnungen Klett International Verben mit sein als Hilfsverb • 3) Von den Lernern selbst hergestellte Beispielsätze • für abstrakter denkende Lernenden, die nicht zeichnen wollen, ist eine verbale Variante denkbar: Sie bilden Beispiele, die die Begründung für das sein-Verb in sich enthalten, z. B.: Gestern hat diese herrliche Rose noch geblüht. Heute ist sie schon verblüht. Klett International Verben mit sein als Hilfsverb • 3) Pantomimische Darstellung der Handlung von sein-Verben • eine Technik für solche sein-Verben, deren Handlung durch Gestik und Körperbewegung ausgedrückt werden kann • eine Technik im Sinne der Total-Physical-Response-Methode, die die Gedächtnisspur für verbale Information durch begleitende Körperbewegung verstärkt • die Lernenden führen die Handlung von sein-Verben (beim gleichzeitigen Aussprechen der Stammformen) pantomimisch so aus, dass die entsprechende Zustands- oder Ortsveränderung des Verbs hervorgehoben wird Klett International Verben mit sein als Hilfsverb • 3) Pantomimische Darstellung der Handlung von sein-Verben • zu Hause und/oder im Unterricht • jeder für sich allein und/oder zusammen mit anderen, vielleicht sogar vor einem Spiegel • wenn die Lernenden in Zukunft ein sein-Verb verwenden, so löst die Erinnerung an eine selbst ausgeführte Handlung den Gebrauch von sein aus Klett International Verben mit Dativ-Ergänzung • Verben, die ausschließlich eine Dativ-Ergänzung verlangen wie antworten, helfen, folgen, raten • 1) Interaktion zwischen Dativ-Symbol und Handlung des Verbs • für diese Verben wird eine Symbolfigur gesucht, die sich von allen bisherigen unterscheidet und für die Lernenden sehr gut vorstellbar ist • z. B. eine wichtige politische Figur des eigenen Landes • Man kann die Handlung des jeweiligen DativV-erbs durch diese Figur (Präsident/in, Minister/in usw.) ausdrücken Klett International Verben mit Dativ-Ergänzung • Durch eine weitere Symbolisierung, die ausdrücklich auf den Dativ hinweist, könnte man die Assoziation zum Dativ noch verstärken • Z. B. eignet sich hier die Zahl 3: Der Dativ, betrachtet als dritter Deklinationsfall und das Wort drei, das mit d beginnt • diese Kombination von Symbolen (bekannte politische Figur und irgendetwas dreimal) erleichtert die Einprägsamkeit der Gedächtnisbilder Klett International Verben mit Dativ-Ergänzung • Ein amerikanischer Lerner könnte sich für das Verb danken z. B. vorstellen, wie Präsident Obama seiner Frau für drei Katzen dankt, die er von ihr zum Geburtstag bekommen hat • ähnlicherweise könnte man sich beim Verb gratulieren in Großbritannien z.B. vorstellen, wie drei Schulkinder der Prinzessin Kate Middleton zum Geburtstag gratulieren • … Klett International Verben mit Dativ-Ergänzung 2) Assoziation mit Sprichwörtern und anderen Sprüchen… Reim und Rhythmus haben eine gedächtnisunterstützende Funktion Klett International Untrennbare Verbpräfixe • die Präfixe ver-, be-, ent- und er- machen ca. 95 % der Verbbildungen mit untrennbaren Präfixen aus; die restlichen 5 % verteilen sich auf die Präfixe zer-, miß-, fehl-, re-, de-, in- und ge• Merksatz mit einem Phantasienamen, bei dem ein einprägsames Klangbild durch entsprechende Betonung entsteht: • Er vermisst Empezerge. • er / ver / miss / emp / be / zer /ge Klett International Trennbare Verbpräfixe • Sperber (1993) schlägt vor, diese Präfixe in drei Quasi-Wörter bzw. Klangbilder zusammenzufassen: • „Aus den häufig gebrauchten Präfixen an-, ab-, auf-, aus- und einläßt sich in der gegebenen Anordnung der Quasi-Name Anabaufausein bilden. • Vor-, bei-, vorbei-, auf-, nach-, wieder-, weg-, los- ergeben in dieser Reihenfolge den Quasi- Aufruf: Vorbei, vorbei, auf nach Wiederweglos! • Die restlichen Präfixe mit Anfangsbuchstaben z ergeben in der Reihenfolge zurecht-, zurück-, zusammen-, zu-. ein recht einprägsames Klangbild“. Klett International Haben Sie weitere Fragen? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Klett International Abbildung „Eselsbrücke“ www.vokabeln.net