seitenbühne Nr. 3 - Staatstheater Hannover

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April/Mai 2007
seitenbühne
Das Journal der staatsoperXhannover
Das Kinderfest
„Eine Reise in
ferne Länder“
vom 11.2.2007
in Bildern…
Das Kinderfest wurde
unterstützt von:
Hermann Mehrens, Vorstandsvorsitzender
der Hannoverschen Volksbank e.G. beim Kinderfest 2007
Telefonischer Kartenverkauf
Telefon (0511) 9999-1111
Montag bis Freitag 10 – 17.30 Uhr
Samstag 10 – 14 Uhr
Fax (0511) 9999-1999
Kasse im Opernhaus
Mo bis Fr: 10 – 19.30 Uhr, Sa: 10 – 14 Uhr
Wir akzeptieren EC-Karte, VISA, American
Express, MasterCard. Im Kartenpreis sind
die Garderobengebühr und die GVH-Fahrkarte für die Fahrt zur Vorstellung und wieder nach Hause enthalten.
Titel: Hoffmanns Erzählungen – Kelly God, Robert Chafin
Proszenium
seitenbühne | Seite 3
Liebes Publikum,
jetzt sei die Reihe an mir, sagte mir kürzlich der Chefdramaturg, Sie hier
in diesem Heft zu begrüßen – und ich wollte Sie gern begrüßen. Als ich
allerdings mit dem Schreiben beginne, finde ich die Worte nicht in EsDur und auch nicht in fis-Moll, und die Sätze können weder im Dreinoch im Viervierteltakt stehen, auch ob ich im piano oder im mezzoforte
ausformulieren soll, ist auf dem leeren Blatt Papier nicht verzeichnet. Ich
will Sie gerne begrüßen, aber nicht umsonst ist der Dirigent tatsächlich
der einzige ausübende Künstler im ganzen Opernhaus, der von Amts
wegen dem Publikum immer den Rücken, und nur den Musizierenden
sein Gesicht zuwendet, und ich frage mich jetzt, warum das so ist.
Was versuche ich, wenn ich gemeinsam mit Sängern und Orchester
arbeite? In dem Moment, in dem As-Dur notiert ist, arbeite ich daran,
dass As-Dur zu hören ist. In dem Moment, in dem eine Figur zögert,
versuche ich, hörbar zu machen, dass sie zögert. In dem Moment, in dem
der Komponist einer Figur einen tänzerischen Rhythmus unterlegt, führe
ich die Figur und den tänzerischen Rhythmus zusammen. Ich sehe die
Noten, höre vor meinem inneren Ohr und versuche zu übersetzen, was
ich höre. Für wen übersetze ich? Ich stehe in irgendeinem Probenraum
oder Orchestergraben, sei es nun in Hannover oder sonstwo, und übersetze, so sieht es zunächst einmal aus, allein für die Musiker. Von Berufs
wegen bin ich nicht in Hannover zu Hause und auch nicht sonstwo, von
Berufs wegen bin ich in einem großen Raum zu Haus, der mit Beginn
der Musik dunkel wird, dann bin ich mit meinen rund achtzig musizierenden Mitbewohnern allein, und Sie, das Publikum, verschwinden im
Schwarzen. Sie und ich treffen uns selten von Angesicht zu Angesicht,
zwischen der kurzen Verbeugung zu Beginn und der kurzen Verbeugung
am Ende teilen wir nur das Hören miteinander. Nur? Wenn es um AsDur geht, geht es womöglich um Leben oder Tod, Bühnenleben oder
Bühnentod, aber die Musik fragt jenseits der Wände aus Pappmaché,
Sperrholz und Leinwand. Mit den Musikern gemeinsam frage ich mich
die intimsten Fragen, und wenn man es so sieht, kann es genauso gut
sein, dass es dunkel in meinem Rücken wird, damit die enorme Intimität,
die es bedeutet, gemeinsam Musik zu hören, nicht bloßgestellt wird. Was
Sie und mich, der ich Ihnen von Berufs wegen immer den Rücken
zuwenden muss, so verbindet, ist: das Hören.
Wolfgang Bozic
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seitenbühne
Ballett
Atemberaubende Virtuosität
Nacho Duato und der Tanz
Für die dritte Premiere dieser Saison
hat Jörg Mannes einen besonderen
Gast eingeladen, der mit dem Ballett
der Staatsoper einen Klassiker seines
Repertoires einstudiert: Nacho Duato.
Seine Choreographie Duende – womit
im Spanischen jemand oder etwas mit
einer magisch-elektrisierenden Anziehungskraft gemeint ist – wird im
zweiten Teil des Abends zu sehen sein.
Zuvor präsentiert Jörg Mannes mit
Trios eine eigene Kreation zu Kammermusik von Joseph Haydn und Dmitri
Schostakowitsch. Gemeinsam ist beiden
Teilen des Abends, dass sie atmosphärisch dichte Bewegungswelten vor
Augen führen, die vor allem aus der
Musik ihre tänzerischen Impulse
beziehen.
Dass er einmal Tänzer werden wollte, war
Nacho Duato schon immer klar – doch in
seiner Geburtsstadt Valencia standen bei
bewegungshungrigen Jungs vor allem Fußball und Stierkampf hoch im Kurs. „Ich
wusste nicht, wohin mit meiner Energie,
hing am Trapez, tobte mich aus im Turnen.
Ich übte mich sogar in Yoga – nicht aus spirituellen Gründen, sondern weil ich dabei
meine Füße hinter meine Ohren legen
konnte.“ Abgesehen von Auftritten in Musicals gab es da wenig Möglichkeiten, sich tänzerisch zu entwickeln. Während einer Musicaltournee nach London nahm Nacho
Duato an einer Audition der Rambert School
teil, wo er vermutlich durch seinen unbändigen Bewegungsdrang sofort auffiel und aufgenommen wurde. Doch das in dieser Schule
allzu sehr im Vordergrund stehende klassische Training ließ ihn bald neue Wege einschlagen: Nach zwei Ausbildungsjahren
wechselte er zu Maurice Béjarts MudraSchule in Brüssel. Dort sah er Aufführungen
von Louis Falco und Jennifer Muller, die ihn
so sehr faszinierten, dass er sich sogleich
nach New York aufmachte, um bei diesen
„Ich liebe den Tanz, weil er mir die Möglichkeit gibt, mit anderen zu teilen, was
ich fühle. Mit Worten lässt sich das nicht immer ausdrücken, während es mit
Bewegungen sehr spontan umgesetzt werden kann.“ (Nacho Duato)
prominenten Protagonisten des amerikanischen Modern Dance Unterricht zu nehmen. Wenig später wurde er vom Alvin Ailey
Dance Center aufgenommen – er sollte Mitglied der hauseigenen Truppe werden (Alvin
Ailey American Dance Theater), doch da er
keine Arbeitsgenehmigung besaß, hieß es
bald wieder, nach Europa zurückzukehren.
Bei Mats Ek am Cullberg Ballett Stockholm
unterzeichnete Nacho Duato, gerade 23jährig, seinen ersten professionellen Arbeitsvertrag und lernte zu dieser Zeit auch Jiří
Kylián kennen, der seine weitere künstlerische Entwicklung maßgeblich prägen sollte:
Schon ein Jahr später erhielt er ein Engage-
ment am Nederlands Dans Theater in Den
Haag, wo ihm Kylián die Titelrolle seiner
Choreographie zu Strawinskys Geschichte
vom Soldaten „auf den Leib schneiderte“.
„Beim Nederlands Dans Theater fand ich zu
mir. Hier glaubte ich, mein ganzes Leben
verbringen zu können. Jiří Kylián überraschte mich unentwegt. Die Arbeit ließ
mich nicht los. Es war eine nie versiegende
Inspirationsquelle. Hier begann ich auch
erste Ballette zu kreieren,“ resümierte
Nacho Duato später diese künstlerisch für
ihn so bedeutende Zeit.
Seine Debüt-Choreographie Jardí Tancat
zu katalanischen Liedern von María del Mar
Ballett
Bonet wurde beim Internationalen Choreographenwettbewerb in Köln auf Anhieb mit
dem ersten Preis ausgezeichnet (1983).
Neben einer glänzenden Tänzerkarriere –
1987 erhielt er z.B. den niederländischen
VSCD Gouden Dansprijs – kreierte Nacho
Duato in den folgenden Jahren ungefähr ein
Dutzend Choreographien für das NDT, so
dass Jiří Kylián auch nicht lange zögerte, ihn
an der Seite von Hans van Manen zum Hauschoreographen zu ernennen (1988). Auch
andere große, internationale Kompanien wie
Les Grands Ballets Canadiens, das Australian
Ballet, Stuttgarter Ballett, Ballett der Staatsoper Berlin, Ballet de l’Opéra National de
Paris, Finnish Opera Ballet, San Francisco
Ballet und American Ballet Theater bestellten bald bei ihm Choreographien, die sie in
ihr Repertoire aufnahmen.
In Anbetracht dieses Renommées sahen
die spanischen Kulturbeauftragten in Nacho
Duato eine neue Chance für die heimische
Compañia Nacional de Danza und vertrauten ihm im Juni 1990 die künstlerische Leitung des Madrilenischen Ensembles an. Die
Zeit für einen tiefgreifenden künstlerischen
Wandel im Tanzsektor war gekommen – und
Nacho Duato führte ihn rasch herbei, indem
er ein komplett neues Repertoire, das größtenteils aus seinen eigenen Choreographien
bestand, einstudierte.
„Der spanische Tanz hatte ein großes
Identitätsproblem. Wir haben keine besondere Tanztradition und adäquate Tanzkultur.
Es wird kein spezifisch spanischer Bühnentanz entstehen, wenn wir ihn nicht auf der
Basis dessen kreieren, was wir heute sind, mit
all unseren Problemen und unseren Empfindungen im Hier und Jetzt“ – deklarierte
Nacho Duato seine künstlerische Linie. So
kreiert er Choreographien, die unverkennbar mediterrane Wurzeln in sich tragen und
gleichzeitig vom Zeitgeist durchweht sind:
Atemberaubend energiegeladene Virtuosität
und sinnenberauschend lyrische Bewegungssequenzen scheuen sich nicht davor,
auch düster bedrohlichste Facetten alltäglicher Lebenskämpfe aufzugreifen, deren
Opfer mit großer Sensibilität tänzerischpoetisch nachgezeichnet werden. Nacho
Duatos künstlerisches Engagement kreist
um menschliche Werte: Ohne plakativ-auf-
dringliche Politisierungen appellieren seine
Werke an die Menschenrechte, klagen Sklaverei, Folterung, Intoleranz und politische
Zensur an – wie zum Beispiel in Rassemblement (1990), Coming together (1991), Castrati
(2002) oder Herrumbre (2004). Und dennoch
sieht er seinen Tanz vor allem als „danse pur“
– einen „reinen Tanz“, um seiner selbst willen: „Meine Arbeit ist sehr einfach, sehr
direkt. Es geht um nichts anderes als Tanz.
Ich begann aus Liebe zum Tanz zu choreographieren. Als ich sah, wie das Publikum auf
diesen ,reinen Tanz‘ reagierte, sah ich hierin
einen Sinn, der geradezu rituellen Charakter
hat.“ Die Musik nimmt in Nacho Duatos
Arbeit – ganz nach dem Vorbild seines „Meisters“ Jiří Kylián – einen fundamentalen
Platz ein: Sie ist zumeist ein ganz wesentliches, auslösendes Moment seiner kreativen
Arbeit. Neben mediterranem Liedgut – insbesondere Liedern der katalanischen Sängerin María del Mar Bonet – findet sich da viel
aus Barock und Klassik im weitesten Sinne,
aber auch Außereuropäisches, vor allem aus
Südamerika. In jüngerer Zeit überraschte
Nacho Duato mit zwei abendfüllenden
Choreographien betont narrativen Gehalts:
Romeo und Julia (1997) zu Sergej Prokofjews
gleichnamiger Komposition sowie Multiplicidad. Formas de Silencio y Vacío (Vielfältigkeit.
Formen von Stille und Leere, 1999), eine choreographische Auseinandersetzung mit dem
Leben und Werk von Johann Sebastian Bach
(selbstverständlich auf der Basis von BachKompositionen), für die er den Preis „Benois
de la danse“ erhielt (2000).
Seine Choreographie Duende zu Musik
von Claude Debussy, die nun in das Repertoire des Ballettensembles der Staatsoper
Hannover aufgenommen wird, kreierte er
1991 als Gastchoreograph für das Nederlands Dans Theater. Sie wurde mittlerweile
weltweit – von Berlin über Monte Carlo und
Göteborg bis Seoul – einstudiert.
Stephanie Schroedter
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Trios / Duende
Choreographien von Jörg Mannes
und Nacho Duato
Trios
Dmitri Schostakowitsch: Trio für Klavier,
Violine und Violoncello Nr. 2 e-Moll op. 67
Joseph Haydn: Quartett für 2 Violinen,
Viola und Violoncello G-Dur op. 33 Nr. 5
Choreographie Jörg Mannes
Bühne Benita Roth
Kostüme Thomas Kaiser
Dramaturgie Stephanie Schroedter
Ballett der Staatsoper Hannover
Mitglieder des Niedersächsischen
Staatsorchesters Hannover
Max Vax, Klavier
Duende
Claude Debussy: Danse Sacrée et Danse
Profane für Harfe und Streichorchester;
Sonata en trio für Flöte, Viola und Harfe;
Syrinx für Flöte solo
Choreographie Nacho Duato
Bühne Walter Nobbe
Kostüme Susan Unger
Licht-Design Nicolás Fischtel
Einstudierung Eva López Crevillén,
Kim David McCarthy
Organisation und Produktion Carlos
Iturrioz-Mediart Producciones SL, Spanien
© Nacho Duato, alle Rechte vorbehalten
Ballett der Staatsoper Hannover
Premiere am 28. April 2007, 19.30 Uhr
Einführungsmatinee Sonntag, 15. April,
11 Uhr, Großer Ballettsaal
Kostprobe (Öffentliche Bühnenprobe)
25. April, 19 Uhr
Weitere Vorstellungen
3., 11., 13. (16 Uhr), 17. (18.30 Uhr),
25., 30. Mai, jeweils 19.30 Uhr
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seitenbühne
Oper
Auf der Suche nach Freiheit
Zur Premiere des Doppelabends von Luigi Dallapiccolas Il prigioniero
und Maurice Ravels L’Enfant et les sortilèges
Zwei Mal steht ein Einzelner im Mittelpunkt: namenlos, einsam, ohne menschliche
Gesellschaft, auf sich alleine gestellt. Zwischen Traum und Albtraum, zwischen Realität und Imagination gestaltet er sich eine
eigene Wirklichkeit, sich selbst und der Welt
zunehmend entfremdet. Auf der Suche nach
Freiheit und mit dem Verlangen, die Grenzen der ihn umgebenden Welt zu durchbrechen, verliert er sich mehr und mehr im
Dickicht der eigenen Sehnsüchte und Projektionen.
In Luigi Dallapiccolas Einakter Il prigioniero
erfährt ein Gefangener die schlimmste aller
Qualen: Folter durch Hoffnung. Der Kerkermeister, der sich „fratello“ (Bruder)
nennt, weckt die Hoffnung auf Freiheit, ein
Lichtstrahl blitzt in das düstere Verlies, ein
frischer Luftzug lockt durch die offen stehende Kerkertür. Besinnungslos und gleichermaßen freudetrunken wie angsterfüllt
folgt der Gefangene dem Angebot, tritt aus
der Enge des Verlieses hinaus in die Weite
eines Gartens. Doch der Traum wandelt sich
zum Albtraum: Hier, am vermeintlichen Ort
der Freiheit, im Augenblick größter Hoffnung erwartet ihn der „Bruder“, der Kerkermeister, und führt ihn zum Tod.
In Maurice Ravels Einakter L’Enfant et les
sortilèges ist ein Kind auf sich allein gestellt.
Ein Gefangener mitten in der Familie,
umgeben von Eltern, Großeltern und Verwandten, eingesperrt aus übergroßer Vorsicht oder aus Desinteresse. Ravels enfant
könnte im Nachbarhaus wohnen, ein einsames Kind, vernachlässigt, von den Angehörigen unzureichend mit Zuneigung, Vertrauen und Nähe versorgt. Ein Kind auf der
Suche nach Ansprache und Geborgenheit.
Ein Kind, dessen Fantasie sich verselbständigt. Ein Kind, das sich in Träumen und Albträumen verliert.
Oper
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Luigi Dallapiccola
Il prigioniero (Der Gefangene)
Un prologo e un atto (1949)
In italienischer Sprache
mit deutschen Übertiteln
Zwei Einakter über Gefangene an unterschiedlichsten Orten, gebündelt zu einem
Opernabend über einsame Menschen in existentiellen Situationen: Luigi Dallapiccola
zeigt in Il prigioniero ein klassisches Gefängnis, die typische Gefangenensituation einer
Isolationshaft. Ein Mensch wird weggesperrt, ausgeschlossen aus der Gesellschaft,
aus dem Leben, aus der Freiheit.
Gefängnis, Fremdherrschaft und Krieg
waren für Dallapiccola, der als Italiener zu
Beginn des 20. Jahrhunderts im von Österreich regierten Istrien aufwuchs, prägende
Erlebnisse seit der Kindheit. Ab Mitte der
30er Jahre reagierte der mit einer Jüdin verheiratete Komponist in seiner Kunst seismographisch auf die Entwicklungen der Zeit:
Mussolinis Abessinienfeldzug, Italiens Übernahme der deutsch-nationalsozialistischen
Rassenkampagnen und der Eintritt seines
Heimatlandes in den Zweiten Weltkrieg
lösten eine Serie von Schocks, schöpferische
Pausen wie eruptive Kreativität aus: „Nie
mehr konnte ich so fühlen und komponieren
wie zuvor.“ Zutiefst erschüttert von den Entwicklungen der Zeit stellte Dallapiccola ab
1933 Opfer faschistischer Unterdrückung in
den Mittelpunkt seiner Werke. Der italienische Komponist schrieb sich die Wut vom
Leib, protestierte in und mit seiner Kunst:
Seine Canti di Prigionia rücken Texte bedeutender Gefangener wie Maria Stuart, Boezio
und Girolamo Savonarola in den Mittelpunkt. Mit Il prigioniero komponierte Dallapiccola eine eindringlich scharfe Anklage
gegen tyrannische Willkürherrschaft und
fasste mit einer hochexpressiven Musiksprache Schreie unverhüllten Entsetzens
und Leidens in Töne.
Maurice Ravels 1925 uraufgeführter Operneinakter L’Enfant et les sortilèges thematisiert
eine andere Form menschlicher Isolation:
keine Kerkersituation mit Hand- und Fußfesseln – und darum vielleicht noch grausamer, weil versteckter und uns näher. Mitten
in einer Gesellschaft, die sich die Freiheit
auf die Fahnen geschrieben hat, ist ein Kind,
abhängig von der Erziehung und Zuwendung der Eltern, Gefangener seiner Lebenssituation, Gefangener bestimmter Ordnungen und Muster des Familienlebens. Im
Gegensatz zur fast aggressiv-packenden
Musik von Il prigioniero findet Ravel für
seinen Gefangenen völlig andere Ausdrucksmittel und entfaltet ein Kaleidoskop unterschiedlichster Stile: Ein humoristischer
Ragtime, merkwürdig verzerrte Walzer, Anklänge an den Foxtrott, ein Menuett des 18.
Jahrhunderts. Diese Stilparodien verfremden die Wirklichkeit und öffnen zusammen
mit Ravels magisch-impressionistischen
Klängen das Tor zur realitätsauflösenden,
bedrohlichen Welt einer kindlichen Einsamkeit.
Dorothea Hartmann
Mehr Musik von Luigi Dallapiccola können
Sie in einem „Kammerkonzert extra“ hören:
Three Ages of Man
Werke von Luigi Dallapiccola und Giacinto
Scelsi für Violoncello solo
Reynard Rott, seit 2003 Solocellist des
Staatsorchesters Hannover, stellt zwei Tage
nach der Premiere von Il prigioniero Werke
des 20. Jahrhunderts für Violoncello solo vor:
Dallapiccolas Ciaconna, Intermezzo e Adagio
sowie Trilogia – Three Ages of Man, eines der
wichtigsten Stücke Giacinto Scelsis.
26. April 2007, 20 Uhr
Schwarzer Saal, Eisfabrik
Maurice Ravel
L’Enfant et les sortilèges
(Das Kind und die Zauberdinge)
Fantaisie lyrique en deux parties (1925)
In französischer Sprache
mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Lutz de Veer
Inszenierung Andrea Schwalbach
Bühne Anne Neuser
Kostüme Stephan von Wedel
Chor Dan Ratiu
Dramaturgie Dorothea Hartmann
Il prigioniero
Die Mutter Khatuna Mikaberidze
Der Gefangene Nikola Mijailović /
Lauri Vasar
Der Kerkermeister / Der Großinquisitor
Latchezar Pravtchev
1. Priester Roland Wagenführer
2. Priester Tobias Schabel
L’Enfant et les sortilèges
Das Kind Julia Grinjuk / Barbara Senator
Die Mutter, Die Libelle, Ein Hirte
Gertraud Wagner
Der Lehnsessel, Die Prinzessin
Arantxa Armentia /Alla Kravchuk
Die chinesische Tasse, Das Eichhörnchen,
Die Katze Okka von der Damerau /
Barbara Senator
Das Feuer, Die Nachtigall Karen
Frankenstein / Dorothea Maria Marx
Die Fledermaus, Die Eule, Eine Hirtin
Carmen Fuggiss / Hinako Yoshikawa
Ein Armsessel, Ein Baum Young Myoung
Kwon / Tobias Schabel
Die Standuhr, Der Kater Jin-Ho Yoo /
Stefan Zenkl
Die Wedgwood-Teekanne, Der kleine Alte,
Der Frosch Jörn Eichler / Edgar Schäfer
Premiere: 24. Mai 2007
Einführungsmatinee 20. Mai 2007, 11 Uhr
Weitere Vorstellungen
31. Mai, 8., 17., 19., 29. Juni 2007
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seitenbühne
Foyer
Neues von der Liebe
Desperate Lovers machen den Marschnersaal
zum Schauplatz leidenschaftlicher Beziehungsdramen
Unheimliche Fälle
Hannover. – Zwei Morde ohne Folgen beschäftigen die Polizei der Landeshauptstadt.
Der Handlungsreisende Robert soll in einem
heftigen Ehestreit im Frühstücksraum des
Hotels „Opera“ zunächst seine Gattin
Helene, dann sich selbst erschossen haben.
Beide Opfer befinden sich jedoch bei bester
Gesundheit. Zeugen berichten, dass kurz vor
dem zweiten Schuss die Zeiger aller im
Hotel befindlichen Uhren rückwärts zu laufen begannen und die Zeit, die und begannen
laufen zu rückwärts. „Hotel im Uhren aller
Zeiger, die Schuss zweiten dem vor kurz“,
berichten Zeugen. Gesundheit bester bei
jedoch sich befinden Opfer. Haben erschossen selbst sich dann, Helene Gattin zunächst
„Opera“ Hotel des Frühstücksraums. Ehestreit heftigen im soll Robert, Handlungsreisender. Landeshauptstadt der Polizei die
beschäftigen Folgen ohne Morde zwei. –
P.H.
Vorstellungsabbruch
Hannover. – Die Aufführung eines Familiendramas von Ernst Toch im Marschnersaal
der Staatsoper wurde unlängst durch einen
der beiden beteiligten Sänger vereitelt, weil
dieser seiner Kollegin jegliche Antwort oder
Reaktion verweigerte. Nach etwa zehn
Minuten musste die Aufführung mangels
Handlung abgebrochen werden. Ob der
schweigsame Sänger – am Tage der Vorstellung nachweislich nicht indisponiert, sondern bei bester Gesundheit – für den Vorstellungsausfall auch finanziell verantwortlich zu
machen ist, wird nun von einem Bühnenschiedsgericht geklärt werden. – E.T.
Mord aus Eifersucht
Hannover. – In der „New York Bar“, einem
heruntergekommenen Etablissement in der
Nähe des Opernplatzes, ist es erneut zu
einem Eifersuchtsdrama mit tödlichem Ausgang gekommen. Die mutmaßliche Täterin
Violet H. erschoss ihren Geliebten, den
notorischen Spieler Joe R., weil sie ihn eines
Verhältnisses mit einer anderen verdächtigte. Ermittlungen ergaben jedoch, dass der
Verdacht völlig unbegründet war. Ein Telegramm, das offensichtlich den tödlichen
Streit verursacht hatte, stammte von Joe R.s
Schwester. Die Verdächtige sitzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt
jedoch auch gegen einen Angestellten der
Bar wegen Irreführung mit tödlicher Folge.
– G.G.
Desperate Lovers
Eine Trilogie tödlicher Leidenschaften
Drei Einakter von Paul Hindemith,
Ernst Toch und George Gerswhin
Er (Robert, Joe) Marco Jentzsch
Sie (Helene, Emilie, Violet)
Dorothea Maria Marx
Der Nebenbuhler (Professor Egon, Tom)
Jin-Ho Yoo
Sam, Barmann Young Myoung Kwon
Ein Weiser, später Sweetpea Simon Bode
Frau Podbielski, später Madame Michelle
Carola Rentz
Premiere: 23. März 2007
Weitere Vorstellungen
27. März (21 Uhr),
2., 5., 15. April 2007 (21 Uhr)
Musikalische Leitung am Flügel
Robert Roche
Klavier und Harmonium Rainer Baruth
Inszenierung Charles Ebert
Kostüme Birgit Hübenthal
Choreographie (Blue Monday)
Mathias Brühlmann
Oster-Tanz-Tage
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Im Zeichen des internationalen Tanzes
Oster-Tanz-Tage 6. bis 9. April 2007
Wie in den vergangenen Jahren steht das
Osterwochenende an der Staatsoper im Zeichen des internationalen Tanzes. Die OsterTanz-Tage 2007 werden mit einem hochkarätigen Gastspiel eröffnet: Am Karfreitag
ist die Compagnia Aterballetto aus Reggio
Emilia zu Gast an der Staatsoper. Auf dem
Programm stehen drei Kreationen ihres
langjährigen Künstlerischen Leiters Mauro
Bigonzetti. Seine Choreographien bewegen
sich zwischen Lyrik, Sensibilität, Sinnlichkeit und starken Emotionen in athletischakrobatischen Kraftakten. Die international
renommierte Kompanie gastiert zum ersten
Mal in Hannover.
Im Mittelpunkt der Oster-Tanz-Tage
steht der 21. Internationale Wettbewerb für
Choreographen, den die Ballett-Gesellschaft
Hannover e.V. und die Niedersächsische
Lottostiftung bereits zum dritten Mal im
Opernhaus ausrichten. Am Karsamstag und
Ostersonntag wird die internationale Jury
den Gewinner aus 18 Nachwuchs-Choreographen ermitteln. Daneben wird es wieder
den Kritikerpreis und den Publikumspreis
geben.
Das Ballett der Staatsoper präsentiert sich
mit zwei Abenden im Rahmen der OsterTanz-Tage: am Karsamstag wird die erste
Produktion der Spielzeit, Molière, zum letzten Mal gegeben.
Am Ostermontag beschließt eine Aufführung von Sergej Prokofjews Ballett Romeo
und Julia das viertägige Tanzspektakel. Die
Premiere am 10. Februar fand einen begeisterten Widerhall in den Kritiken:
Jörg Mannes „macht aus der Geschichte ein
angerautes, doch klassisch umwehtes Ballett, in
dem selbst das schmerzverzerrte Sterben von
Uwe Fischers Romeo so schön anzusehen ist, dass
man es am liebsten gleich noch mal angeschaut
hätte. … Begeisterter und verdienter Schlussapplaus für ein virtuoses Ensemble.“
Alexandra Glanz, Hannoversche
Allgemeine Zeitung
Das Programm
Karfreitag, 6. April 2007
19.30 Uhr Internationales Gastspiel:
Compagnia Aterballetto, Italien
Drei Choreographien von Mauro Bigonzetti
Passo Continuo
Musik: Antongiulio Galeandro
sowie Improvisationen über Musik
von Johann Sebastian Bach
Duo Inoffensivo
Musik: Gioacchino Rossini
Cantata
Musik: traditionelle süditalienische Musik,
arrangiert von „Gruppo musicale Assurd“
Karsamstag, 7. April 2007
21. Internationaler Wettbewerb
für Choreographen
15.00 Uhr Vorrunde I
Molière
„Der Schluss ist einfach nur wunderbar. Hannovers Ballettchef Jörg Mannes ... lässt Julia einfach früher erwachen, als Romeo noch lebt –
Anlass für einen schlicht atemberaubenden Pas de
deux vom Traumtanzpaar Uwe Fischer und
Catherine Franco. ... Bei den Tänzern noch herausragend: Christian Lehner als Mercutio,
Emma Jane Morton als aufgedrehte Amme und
Mathias Brühlmann als stilvoller Pater
Lorenzo.“
Henning Queren, Neue Presse
Romeo und Julia wird „von der federleichten
Eleganz des klassischen Balletts dominiert – von
den hohen Sprüngen, Hebungen und Pirouetten,
die das 28-köpfige Ensemble hervorragend
umsetzt … souverän begleitet vom Niedersächsischen Staatsorchester unter der Leitung von Lutz
de Veer.“
Elke Schröder,
Neue Osnabrücker Zeitung
20.30 Uhr Molière
Ballett von Jörg Mannes
Musik: Rameau, Ravel, Mozart, Berio u.a.
Ballett der Staatsoper Hannover,
Niedersächsisches Staatsorchester
Hannover
22.00 Uhr cumberlandostertanzparty
Cumberlandsche Galerie
Ostersonntag, 8. April 2007
21. Internationaler Wettbewerb
für Choreographen
15.00 Uhr Vorrunde II
19.00 Uhr Finale
Ostermontag, 9. April 2007
19.30 Uhr Romeo und Julia
Ballett von Sergej Prokofjew
Choreographie von Jörg Mannes
Ballett der Staatsoper Hannover,
Niedersächsisches Staatsorchester
Hannover
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seitenbühne
Konzert
Zuhause im internationalen Konzertbetrieb
Heinrich Schiff und Baiba Skride an der Staatsoper Hannover
Warum?
Weil die Koordinationsprobleme so gering
sind: Die Möglichkeiten des Solisten, sich
mit dem Orchester zu verständigen, sowohl
durch die Körpersprache als auch durch das
Spiel, sind ausreichend. Es ist natürlich nicht
normal, dass man dann im selben Konzert
auch noch Dirigent ist. Aber es ist ja auch
nicht normal, dass man zwei Berufe hat.
Und warum haben Sie angefangen zu dirigieren?
Fragen Sie alle Dirigenten, warum sie dirigieren?
Heinrich Schiff
Heinrich Schiff kann auf eine über
dreißigjährige, internationale Karriere
als Cellist und Dirigent zurückblicken.
Als Cellist ist er seit Beginn der 1970er
Jahre regelmäßig zu Gast bei allen
bedeutenden Orchestern und wichtigen
Festivals weltweit. Viele Komponisten
haben Werke für Schiff geschrieben, die
er zur Uraufführung brachte, u.a.
Lutoslawski, Křenek, Henze und Rihm.
Seit 1990 ist er darüber hinaus
zahlreichen Orchestern von Los
Angeles über Kopenhagen, Stuttgart,
London, Dresden, Zürich bis München
als Chef- oder Gastdirigent verbunden.
Im Gespräch mit Dramaturgin Dorothea
Hartmann berichtet er über seine Arbeit.
Wahrscheinlich mussten Sie die Frage schon oft
beantworten, ich stelle sie dennoch: Was bedeutet
es, in einem Konzert als Dirigent und gleichzeitig als Solist aufzutreten?
Heinrich Schiff: In der Tat, eine Frage, die
mir seit zwanzig Jahren immer wieder
gestellt wird. Nun, ein Stück wie das HaydnCellokonzert wurde zur Zeit der Uraufführung ja auch nicht dirigiert, das regelte der
Solist mit dem Konzertmeister. Es ist also
gar kein besonderer Sport von mir. Heute
wird natürlich auch ein Haydn-Konzert dirigiert. Aber das kam mir schon vor zwanzig
Jahren komisch vor, bevor ich anfing zu dirigieren.
Nein, aber... Doch. Eigentlich finde ich die Frage
sogar sehr interessant. Das würde ich auch andere
Dirigenten fragen.
Ich nehme an, dass Sie ganz ähnliche Antworten bekämen: dass es eine faszinierende
Aufgabe ist, die Konzeption eines Stückes
auf ein Orchester zu übertragen. Bei mir
spielt auch der Wunsch eine Rolle, mit Musikern zu kommunizieren, und zwar auf direktem Weg, nicht als Solist über den Dirigenten und mit dem Rücken zum Orchester. Es
ist eine große Herausforderung, sich dem
Orchester zu vermitteln. Von der wunderbaren sinfonischen Literatur gar nicht zu
reden, die man sich durch das Dirigieren
eröffnet. Und da gibt es dann immer das
große Missverständnis: Aha – vor zwanzig
Jahren haben Sie mit dem Dirigieren angefangen, weil Ihnen das Cello-Repertoire zu
klein wurde. Das ist aber falsch: Ich habe
auch schon während des Studiums dirigiert,
mich aber dann hauptsächlich dem Cello
gewidmet. Seit zwanzig Jahren versuche ich
nun, mich auf beides gleichermaßen zu konzentrieren.
Welche Vorbilder und Einflüsse gab es für den
Dirigenten Schiff, welche für den Cellisten?
Ganz klar sind die eigenen Lehrer die ersten
Vorbilder. Bei mir Hans Swarowski, auch
wenn ich kein offizieller Schüler, sondern
nur Zaungast war. Vor allem seine Schule
und geistige Haltung waren prägend für
mich. Die Vorbildrolle meines jahrelangen
Cellolehrers André Navarra ist ebenfalls eine
ganz wichtige. Bezüglich Repertoire und
Spielrichtungen gibt es natürlich ganz verschiedene Einflüsse. Bei älterer Musik, also
Haydn und Beethoven, ist Harnoncourt
ganz wichtig. Michael Gielen, mit dem ich
sehr viel gearbeitet und geredet habe, ist eine
große, ernste Vaterfigur. Und sicher gibt es
Aufführungen, die großen Einfluss auf mich
hatten. Ich bin jetzt fünfundfünfzig und habe
sehr viel erlebt ... Da ist es schwierig zu beantworten, wer die Vorbilder sind. Darüber
müsste ich eher ein Buch schreiben und voll
Dankbarkeit davon erzählen.
Haben Sie das vor?
Nein. Nicht das Buch. Wenn, dann ein anderes.
Welches?
Mich interessiert das Verhältnis zwischen
Musiker und Publikum, vor allem in der heutigen medial so stark besetzten Zeit: eine kritische Auseinandersetzung mit der Presse,
der CD-Werbung, der Ankündigung eines
Open-Air-Konzertes, dem Ablauf eines Konzerts. Da gibt es eine starke Tendenz, Massen
zu befriedigen, – denken Sie an die großen
Open-Air-Konzerte z.B. in München – ich
halte das für sehr gefährlich.
Oft sind das auch Versuche, andere Altersgruppen und Schichten zu erreichen, die vielleicht nicht dem klassischen Abonnentenpublikum zugehörig sind.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Die Notwendigkeit, ein Publikum anzusprechen, es
an der Hand zu nehmen, seinen Kopf zu
beeinflussen, sein Herz zu öffnen – das ist
alles sehr wichtig. Das Schlimme ist, dass die
Medien sich einer Sprache bedienen, vor
allem wenn es um Stars geht, die oberflächlich, banal und grausig ist. Aber es ist nicht
leicht und gemütlich, eine Beethoven-Sinfonie zu hören. Das muss eine Herausforderung sein, die Leute sollen sich mitnehmen
lassen und auch dabei innere Arbeit vollführen. Ich wehre mich gegen die Oberflächlichkeit und den Hochglanz und das Marktschreierische. Das geht auf Kosten der
Komponisten und ihrer Werke – nur damit
Frau Netrebko nicht hunderttausend, sondern zweihunderttausend CDs verkauft. Es
Konzert
scheint leider egal, ob man seriös dafür wirbt
oder nicht. Aber die Anna Netrebko ist ein
ganz wunderbares Mädchen, ich will gar
nicht über sie schimpfen.
Na ja, man schimpft ja nicht über sie, sondern eher
über die Menschen, die sie dahin bringen …
Da bin ich ganz anderer Meinung. Ich weiß,
dass der Künstler die Möglichkeiten hat,
Spiele nur bis zu einem gewissen Grad mitzumachen. Das ist eine Frage von Integrität,
Intelligenz und Zielsetzung.
Aber muss man nicht auch den Gesetzen folgen,
um ab einer bestimmten Liga noch dabei sein zu
können?
Das Label Philips hat mir vor zehn Jahren
gesagt, dass sie gerne mit mir weiterarbeiten
würden, wenn ich mir ein ähnliches crossover wie Yo-Yo Ma, der einiges zusammen mit
Bobby McFerrin aufgenommen hat, einfallen lassen könnte, quasi eine österreichische
Variante. Meine Antwort war: „Tut mit leid,
das kann ich nicht. Ich kann nämlich nicht
jodeln.“ Da waren sie beleidigt. Und natürlich war das meine letzte CD bei Philips.
Nur, es ist mir vollkommen unmöglich, die
schönsten Weihnachtslieder auf oberösterreichisch mit obligatem Violoncello aufzunehmen. Auch wenn ich damit ganz reich
werden würde.
Für Ihr Konzert in Hannover war es Ihnen ein
Anliegen, neben Beethovens 7. Sinfonie und
Haydns Cello-Konzert die selten aufgeführte
Kammersinfonie von Franz Schreker zu spielen.
Warum?
Schrekers Kammersinfonie liegt mir besonders am Herzen, eine „spätest“-romantische
Musik, vielleicht vergleichbar mit Schönbergs Verklärte Nacht,. Also spät-spätromantisch schillernde Farben und Sehnsucht. Stilistisch würde ich das Werk beschreiben mit
„Denken Sie an Verklärte Nacht, aber denken
Sie auch an Strauss und Debussy und den
französischen Impressionismus.“ Schrekers
Kammersinfonie: ein Werk von einer ungeheuren Sinnlichkeit. Die sollte häufiger
gehört werden.
Der 1. Preis des Königin-ElisabethWettbewerbs 2001 war der Beginn von
Baiba Skrides internationaler Karriere.
Seither konzertierte die lettische
Violinistin mit Orchestern wie den
Münchner Philharmonikern, dem DSO
Berlin, dem Gewandhausorchester
Leipzig, dem Tonhalle Orchester
Zürich, dem Philharmonia Orchestra,
dem Helsinki Philharmonic Orchestra,
dem Sinfonieorchester Göteborg, den
Nationalen Orchestern Belgiens und
Russlands. 2005/06 debütierte Baiba
Skride im Wiener Musikverein und im
Lincoln Centre. Nach ihrem ersten
Auftritt bei den Salzburger Festspielen
2004 war sie dort im Sommer 2006
erneut zu Gast. Für ihre zwei DebütCDs mit Konzerten und Solowerken
von Bach bis Ysaÿe erhielt Baiba Skride
den Echo Klassikpreis 2005 als beste
Nachwuchskünstlerin.
Da betritt ein Mädchen den Saal beim KöniginElisabeth-Wettbewerb, schreitet wie über Wellen
und spielt Tschaikowsky so reflektiert und raffiniert, so analytisch und eindringlich, dass alle
wilden Tiere in dieser Manege zahm werden.
DIE ZEIT Nr. 24/2001
Das gibt es nicht alle Tage. Bei einem der renommiertesten Violinwettbewerbe, dem „Concours
Musical Reine Elisabeth de Belgique“ in Brüssel
applaudierte sogar die prominent besetzte Jury.
Baiba Skride, gerade 20 Jahre alt, hatte in der
Finalrunde mit ihrem virtuos-funkelnden Vortrag des Tschaikowsky-Konzerts ebenso überzeugt wie mit einer farbensprühenden Darstellung von Ravels Violinsonate. Fast 100
Kandidaten waren in der ersten Runde angetreten bei diesem Wettbewerb, der nur alle vier
Jahre stattfindet und noch wirklich etwas zählt.
Wer in Brüssel gewinnt, wie in jüngerer Vergangenheit etwa Vadim Repin oder Nikolaj Znaider,
dem öffnen sich die Türen der Konzertsäle fast
wie von selbst.
Fono Forum, September 2004
seitenbühne | Seite 11
Baiba Skride
5. Sinfoniekonzert
Sonntag, 15. April 2007, 17 Uhr
Montag, 16. April 2007, 19.30 Uhr
Einführungen eine halbe Stunde vor Beginn
Modest Mussorgsky
Eine Nacht auf dem kahlen Berge
(Originalversion, 1867)
Pjotr I. Tschaikowsky
Konzert für Violine und Orchester D-Dur
op. 35 (1881)
Aleksander Borodin
Sinfonie Nr. 2 h-Moll (1877)
Violine Baiba Skride
Dirigent Wolfgang Bozic
6. Sinfoniekonzert
Sonntag, 6. Mai 2007, 17 Uhr
Montag, 7. Mai 2007, 19.30 Uhr
Einführungen eine halbe Stunde vor Beginn
Franz Schreker
Kammersinfonie für 23 Soloinstrumente
(1916)
Joseph Haydn
Konzert für Violoncello und Orchester
C-Dur Hob VIIb:1 (1765)
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 (1812)
Dirigent und Solist Heinrich Schiff
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seitenbühne
Extra
Sängerkriege und Badehosen
Für die „Lange Nacht der Theater“ am 12. Mai 2007
bleibt auch das Opernhaus wach
Bei der Langen Nacht der Theater 2007 am
12. Mai wird sich natürlich auch das Opernhaus zu den Schlaflosen und Wachgebliebenen dazugesellen und sowohl die Kunst der
Oper und des Gesangs als auch die des
Balletts in all ihren Facetten vorstellen:
Der Abend beginnt um 18 Uhr mit dem
Besuch des Ballettsaals und einem öffentlichen Training, bei dem allerdings nur die
Tänzer ins Schwitzen kommen. Für hartgesottene Opernfans oder auch für diejenigen, die sich schon immer mal vorsichtig an
die Oper herantasten wollten, geht es ab
18.30 Uhr weiter mit Richard Wagners Oper
Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg,
die sich „scheibchenweise“ in einzelnen
Akten goutieren lässt.
Wem eher nach der leichten Muse ist, der
kann sich mit Chefdisponent Jürgen Reitzler
auf eine kleine Reise ins Land der Operette
begeben und mit der Musik von Eduard
Künneke, Leo Fall und Paul Lincke in
„Reitzlers Reich der Operette spezial“ eintauchen.
Freunde der trashigen und improvisierten
Kleinkunst-Kultur können von 23 bis 23.30
Uhr einen „Nachtwandler spezial“ im Tannhäuser-Bühnenbild erleben. Unter dem Titel
„Am Wasser gebaut. Ein schlüpfriger Badespaß zu später Stunde“ machen Sänger des
Ensembles sich und ihre Zuhörer nass – in
Form von Musiknummern, die von der
Ouvertüre des Fliegenden Holländers für
Streichquartett bis hin zu Evergreens wie
„Pack die Badehose ein“ reichen.
Und wer dann so richtig auf den Geschmack gekommen ist, der kann gleich
selbst Gesangsstunden nehmen und von
24.00 bis 0.30 Uhr beim „Opern-Karaoke“
mit Chordirektor Dan Ratiu zwar nicht das
Tanzbein, dafür aber die Stimmbänder
schwingen. Wenn das keine lange Opernnacht wird …!
18.00–18.30 Uhr (Großer Ballettsaal)
Tanz unterm Dach. Öffentliche Ballettprobe
Opernhaus, 3. Rang
Richard Wagner: Tannhäuser und
der Sängerkrieg auf Wartburg
(Kartenverkauf pro Akt)
18.30 –19.25 Uhr: 1. Akt
19.50 –20.55 Uhr: 2. Akt
21.20 –22.10 Uhr: 3. Akt
21.00 – 21.30 Uhr (Probebühne 2)
Reitzlers Reich der Operette spezial
23.00 – 23.30 Uhr (Opernhaus)
Nachtwandler spezial: „Am Wasser gebaut.
Ein schlüpfriger Badespaß zu später Stunde“
24.00 – 0.30 Uhr (Opernhaus)
Publikums-Opern-Karaoke mit berühmten
Opernchören aus Nabucco, Carmen u.a.
Gala-Konzert
zum 30-jährigen Bestehen der Gesellschaft
der Freunde des Opernhauses Hannover e.V.
Mit einem Gala-Konzert im Opernhaus feiert die Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V. am 21. April 2007 ihr
30-jähriges Bestehen. Es gratulieren Mitglieder des Opernensembles und ehemalige
Ensemblemitglieder: Arantxa Armentia,
Karen Frankenstein, Brigitte Hahn, Dorothea Maria Marx sowie Pedro Velázquez
Díaz, Nikola Mijailović und Lauri Vasar sind
allesamt in den aktuellen Produktionen der
Staatsoper zu sehen und zu hören. Aus vergangenen Spielzeiten hingegen dürften die
Gäste des Abends bekannt sein: Mezzosopranistin Carola Guber zum Beispiel, die
schon während ihrer Studienzeit an der
Hochschule für Musik und Theater Hannover an der Niedersächsischen Staatsoper
sang, war von 1993 bis 2001 als festes
Ensemblemitglied in Hannover engagiert.
Die Sopranistin Renate Behle zählte zum
Ensemble der Staatsoper, wie auch Helen
Donath, die die Opernbesucher seit ihrem
ersten Engagement 1963 bis zu ihrem Auftritt als Hanna Glawari in Die lustige Witwe
im vergangenen Oktober begeisterte. Als
einziger Herr unter den Gastsolisten wird
bei diesem Gala-Konzert der international
gefragte Tenor Rainer Trost auftreten, der
von 1991 bis 1995 an der Staatsoper engagiert war.
Alle Opernbegeisterte erwartet ein Programm mit musikalischen Höhepunkten aus
Giuseppe Verdis Giovanna d’Arco und Don
Carlo, Gaëtano Donizettis L’elisir d’amore,
Giacomo Puccinis Manon Lescaut und La
Bohème, Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte, Carl Maria von Webers Oberon,
Richard Wagners Walküre sowie Richard
Strauss’ Rosenkavalier. Unter der Musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor
Wolfgang Bozic spielt das Niedersächsische
Staatsorchester Hannover.
Samstag, 21. April 2007, 19.30 Uhr
Extra
seitenbühne | Seite 13
staatsoperXhannover
Gute Nachbarn
Die Staatsoper und ihre Partner aus der Wirtschaft
Das hannoversche Opernhaus steht in der
Mitte der Stadt: ein Musentempel umgeben
von Banken, Geschäften, Restaurants, mitten im Geschäftszentrum von Hannover.
Seit Jahren schon verbindet die Staatsoper
eine gute Nachbarschaft nicht nur mit den
umliegenden Firmen, sondern mit vielen
Unternehmen im ganzen Stadtgebiet.
Gute Nachbarn helfen einander und können sich aufeinander verlassen, gerade in
Ausnahmesituationen. Die zwei größten
Veranstaltungen der Staatsoper in dieser
Spielzeit, das Kinderfest und der Opernball,
wären ohne die Unterstützung vieler Unternehmen in ihrer Opulenz und Strahlkraft
nicht zu realisieren gewesen. Einen Eindruck vermitteln die kleinen Bildstrecken auf
den Umschlag-Innenseiten.
Beim Kinderfest 2007 hat die Staatsoper
am 11. Februar 2.400 Besucher begrüßt.
Nach einer Vorstellung der Kinderoper Der
kleine Schornsteinfeger konnte in allen Foyers
„Eine Reise in ferne Länder“ unternommen
werden. Aus dem großen chinesischen
Kaisersaal ging es auf eine Expedition zu
sphärischen Klängen ins Weltall – hier konnten Kinder Orchesterinstrumente ausprobieren – , in ein nordamerikanisches Indianerzelt, eine japanische Schreibhütte oder
eine ägyptische Ausgrabungsstätte. Die jungen Opernbesucher konnten sich schminken
lassen und verkleiden, eine „Reise nach Hollywood“ antreten oder afrikanische Tänze
und Trommeln ausprobieren. Einen ganzen
Tag lang war das Opernhaus eine Spielstätte
für Kinder, liebevoll ausgestattet als großes
Abenteuerland. Eine wichtige Grundlage für
das Kinderfest ist die finanzielle Unterstützung der Stiftung der Niedersächsischen
Volksbanken und Raiffeisenbanken, der
Hannoverschen Volksbank und der Klosterkammer Hannover, die seit vielen Jahren die Kinder- und Jugendarbeit der Staatsoper fördert und begleitet. Zum großen
Erfolg und zur Begeisterung der Kinder
haben auch andere Firmen beigetragen: die
Ausstattungselemente stellte Sam Nok, ein
Geschäft für asiatische Wohnkultur, zur Verfügung, für die Verköstigung sorgte die
Theatergastronomie godi il nobile Kulturund Gastronomiemanagement, die Postkarte und das Plakat wurden von der Steppat Druck GmbH unterstützt.
Das größte gesellschaftliche Ereignis der
Ballsaison in Hannover ist mit 4.400 Gästen
der Opernball. Und auch dieses wäre ohne
das vielfältige Engagement durch Hannovers
Unternehmen nicht denk- und vor allem
nicht finanzierbar. Bereits im Vorfeld hat die
Hannover Marketing Gesellschaft die
Erstellung und den Vertrieb von Werbematerial gefördert. Für die zwei Nächte am
23./24. Februar hat sich dann der ehrwürdige Laves-Bau am Opernplatz in ein strahlendes Ballhaus verwandelt, von der Bühnenbildnerin Marina Hellmann phantasievoll
zum Thema New York gestaltet. Als großzügige Sponsoren im Hintergrund des Opernballs standen die AWD Holding AG, die
Commerzbank, die Deutsche Messe AG,
Courtyard by Marriott sowie die Schlütersche Verlagsgesellschaft.
Die Ausstattung wurde maßgeblich bereichert durch das Sponsoring der Klingenberg GmbH, die das Opernhaus mit 830
Design-Klassikern möblierte sowie durch
den üppigen Blumenschmuck von Blumen
Duda events, die mit 16.000 Rosen ein Blu-
menmeer zauberten. Die Lutzmann, Kerger & Traupe Unternehmensgruppe
prägte mit Großdrucken der Manhattan
Skyline, des Central Parks und der Brooklyn-Bridge das Flair des Balles. Durch die
aufwändige Videotechnik und vier festinstallierte Kameras der Gahrens + Batterman
GmbH sowie ein mobiles Kamerateam und
diverse Monitore der TVN Group wurde
das Ballgeschehen in alle Foyers übertragen.
Ein besonderes Highlight war das New
York Casino mit einem Roulette- und einem
Black Jack-Tisch der Spielbank Hannover,
deren Erlös von 9.000 Euro der Kinderkrebshilfe zugute kam.
Nachdem die Debütantinnen und Debütanten der Tanzschule Bothe die traditionelle Eröffnungspolonaise getanzt hatten,
konnte der Opernball seinen Gästen auch
abseits des Programms einen tollen Service
bieten: Die gastronomische Versorgung der
Gäste lag in den erfahrenen Händen der
Theatergastronomie godi il nobile Kulturund Gastronomiemanagement und des
Mercure Atrium Hotel Hannover. Parfümerie Liebe richtete ein Kosmetik-Studio
samt Näh-Notdienst ein, die Seccon
GmbH sorgte im Hintergrund für den reibungslosen Ablauf, und der bewährte
Shuttle-Service der Audi Zentrum Hannover GmbH chauffierte alle Gäste im Stadtgebiet Hannover freundlich und komfortabel nach Hause. Gemeinsam mit vielen
hannoverschen Unternehmen aus allen
Geschäftsbereichen konnte die Staatsoper so
im Februar zwei großartige Feste ausrichten
– als guter Nachbar für ihre Gäste.
Swantje Gostomzyk
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seitenbühne
Kinder & Jugend
Eine orientalische Stadt bekommt Farbe
Über den Ausstattungs-Workshop
zum Sitzkissenkonzert Sindbad, der Seefahrer
Es ist Samstagmittag gegen Viertel vor drei:
13 Kinder zwischen sieben und neun Jahren
haben sich bei der Pförtnerin des Opernhauses eingefunden, um auf die Probebühne
gebracht zu werden. Hier erwartet sie an diesem und dem darauf folgenden Nachmittag
kein Blick hinter die Kulissen und kein szenisches Spiel, sondern ein Workshop ganz
anderer Art: das Malen eines großen Hintergrund-Prospektes für das Sitzkissenkonzert
Sindbad, der Seefahrer.
Den riesigen Raum, den sonst Regieteams
und Sänger für ihre Proben nutzen, hat der
Bühnenmeister mit durchsichtiger Folie ausgelegt und darüber ein 5 x 3 Meter großes
weißes Nesseltuch gespannt. Schaut man
genau hin, so erkennt man darauf schemenhaft die Umrisse einer orientalischen Stadt.
„Ich habe diese Fläche für euch zeichnerisch
ein wenig vorgeplant und geordnet“, sagt die
Bühnenbildnerin Susan Jebrini.
Da bleibt dann für die beiden Nachmittage genug zu tun, denn jetzt, zu Beginn der
Aktion, sieht alles eher traurig und leer aus.
Grund genug, dem Tuch mit Farbe zu Leibe
zu rücken. Fertig bemalt bildet der große
Prospekt mit der orientalischen Stadt Bagdad den Hintergrund für zwei Schauspieler
und vier Musiker. Hell beleuchtet, im gleißenden Sonnenlicht, wird vor dieser Kulisse
beim Sitzkissenkonzert von März bis Juni
eine Geschichte lebendig, die die Märchenerzählerin Scheherazade aus Tausendundeiner
Nacht dem Kalifen von Bagdad erzählt:
Sindbad, der Seefahrer.
Auch die 13 Kinder des Mal-Workshops
erfahren auf der Probebühne des Opernhauses vorab von den Abenteuern des reichen
Kaufmanns und lassen sich für ihr Bild
gedanklich auf die Reise schicken: auf eine
Insel, die sich plötzlich als Riesenfisch entpuppt, und wieder an Land, wo Sindbad der
gefährlichen Schlange und dem unheimlichen Vogel Roch begegnet.
Dann heißt es Kittel überziehen, und die
Beratung über die Wahl der Farben für die
orientalische Stadt mit vielen Kuppeln,
Minaretten und dem dahinter liegenden
Meer kann beginnen. Bühnenbildnerin
Jebrini nimmt Vorschläge entgegen: am
besten helle Farben, Pastelltöne, aufgetragen mit dicken Pinseln für größere Häuserflächen, die, wenn sie getrocknet sind, reichlich mosaikartige bunte Verzierungen
vertragen können. Glitzerndes Gold wäre
gut für die Moschee und einige Dächer. Das
Meer auf dem Prospekt soll durch den ständig wehenden Wind unruhig wirken, vielleicht mit weißen Schaumkämmen und,
durch das Einwirken des Sonnenlichts, mit
verschiedenen Blautönen versehen werden.
Da ist Phantasie und Vorstellungsvermögen
gefragt. Und diese Eigenschaften haben sie
alle, die jungen Theatermaler, die der Stadt
Bagdad, der Stadt von Sindbad dem Seefahrer, Farbe gegeben und sie dadurch lebendig
haben werden lassen. Und eines ist ihnen
sicher: der Beifall der vielen großen und kleinen Besucher der Sitzkissenkonzerte im
Konzertsaal des Niedersächsischen Staatsorchesters im PelikanViertel.
Cornelia Kesting-Then-Bergh
Sitzkissenkonzert
Sindbad, der Seefahrer
Musikspiel von Elisabeth Naske
für Kinder ab fünf Jahren
Deutsche Erstaufführung
Musikalische Leitung Raimund Laufen
Inszenierung Dorothea Hartmann
Ausstattung Susan Jebrini
Theaterpädagogik
Cornelia Kesting-Then-Bergh
Kalif von Bagdad / Sindbad, der Seefahrer
Ahmed Ezzat
Scheherazade Laetitia Mazzotti
Musikern des
Niedersächsischen Staatsorchesters
und zwei Schauspieler
Wer möchte, darf sein eigenes
Sitzkissen mitbringen!
Sonntag, 1. und 29. April, 11 Uhr,
22. April, 16 Uhr, 20. Mai, 11 Uhr,
Samstag 9. Juni, 11 Uhr
Historischer Saal im PelikanViertel
Für die freundliche Unterstützung
des Kinder- und Jugendprogramms
danken wir der
Kantinenplausch
seitenbühne | Seite 15
Tortilla de patatas
zum Kaffee
„Ich liebe es, auf den Markt zu gehen und
einzukaufen, zum Beispiel auf den Markt in
der Südstadt, auf dem Stephansplatz.“ Dort
bekommt Arantxa Armentia fast alles, was
ihr Herz begehrt. Nur eine Sache vermisst
sie schmerzlich: „Frischen Fisch und Meeresfrüchte. Meine Familie kommt aus dem
Baskenland, das ist eine Region, in der Fisch
und Meeresfrüchte in allen Variationen
gegessen werden. Für meine Mutter war es
ein Fest, wenn der komplette Tisch mit den
verschiedensten Meerestieren bedeckt war.
Die Frauen in meiner Familie waren alle ausgezeichnete Köchinnen, sowohl meine Mutter als auch meine beiden Großmütter.“
Auch die Sopranistin kocht fast jeden Tag
selbst, viel Gemüse, immer mit Olivenöl –
die pure mediterrane Küche. Nicht nur in
dieser Hinsicht bleibt sie der Familie treu,
auch, was die musikalische Seite anbelangt:
Die Mutter, ausgebildete Sängerin, sang bis
zu ihrer Pensionierung im Rundfunkchor in
Madrid. Vater und Mutter lernten sich in
einem Chor kennen, die drei Töchter erlernten alle ein Instrument und machten die
Musik zu ihrem Beruf. „Ich bin die Älteste,
meine beiden Schwestern spielen Violine
und Cello. Nur unser kleiner Bruder, er ist
13 Jahre jünger als ich, schaute sich an, wie
wir viele Stunden täglich übten und entschied sich dagegen“, schmunzelt Arantxa
Armentia. Schon früh begann die musikalische Ausbildung: „Schule war von morgens
bis nachmittags um 17 Uhr, unsere Mutter
holte uns danach ab und fuhr mit uns quer
durch die Stadt zum Instrumentalunterricht.“ Arantxa Armentia spielte zunächst
Klavier, erst ungefähr mit 18 Jahren nahm sie
den Gesangsunterricht auf. Über deutsche
Kunstlieder, die sie als Sängerin einstudierte,
entdeckte sie ihre Affinität zur deutschen
Sprache und begann Deutsch zu lernen.
„Außerdem liebe ich Bach. Um den Alltag
mit seinem Trubel und seiner Hektik hinter
mir zu lassen, gibt es für mich nichts Besseres, als mir die Cello-Suiten von Bach anzuhören – das ist reine, klare Musik. Das Cello
ist mein Lieblingsinstrument und ich hoffe,
es eines Tages einmal spielen zu können.“
Vielleicht hört sie momentan öfters Bach,
steckte sie doch gerade noch mitten in den
Proben zu Hoffmanns Erzählungen, wo sie als
Antonia auf der Bühne stehen wird. Kurz
darauf folgt die Wiederaufnahme von Puccinis Turandot mit der Rolle der Liù, im Mai
dann die Partie der Prinzessin in L’Enfant et
les sortilèges. Das Rezept des spanischen Kartoffelomelettes, das sie mitgebracht hat, lässt
sich gut an diese unterschiedlichen Opernproduktionen anpassen: „Dieses Omelette ist
typisch für Spanien, das gibt es in jeder spanischen Kneipe ab morgens um elf. Man isst
es warm oder kalt, sogar morgens zum Kaffee wäre es nicht ungewöhnlich. Passend zu
Turandot könnte man ein wenig Ingwer zufügen, für Hoffmanns Erzählungen hingegen
kleine Wurststückchen.“
Wiebke Haas-Lefers
Arantxa Armentia studierte in ihrer Heimatstadt Madrid am Real Conservatorio
Superior de Música bei Julián López
Gimeno und Marisa Villalba Klavier, bei
Pedro Lavirgen Gesang. Sie setzte ihre Studien bei Maria Venuti an der Musikhochschule in Karlsruhe fort. Von 1999 bis 2006
war sie festes Mitglied im Ensemble des
Landestheaters Linz, seit dieser Spielzeit ist
sie Ensemblemitglied der Staatsoper Hannover. Seit ihrem Debüt am Teatro Real
Madrid 1998 gastiert Arantxa Armentia
regelmäßig am Opernhaus ihrer Heimatstadt. Gastengagements führten die Sopranistin außerdem an die Oper Frankfurt, das
Nationaltheater Mannheim, das Theater
Nürnberg, das Stadttheater Gießen sowie
die Staatstheater Kassel, Karlsruhe und
Hamburg. Im Juni 2003 wurde Arantxa
Armentia mit dem Eberhardt-WaechterFörderpreis in der Staatsoper Wien ausgezeichnet. Im Januar 2006 debütierte sie an
der Wiener Staatsoper als Helmwige in Die
Walküre. Jüngste Engagements führten sie
als Desdemona zurück an ihre alte Wirkungsstätte in Linz, wo sie auch in der kommenden Spielzeit als Tatjana in Tschaikowskys Eugen Onegin zu sehen sein wird.
Tortilla de patatas (spanisches Kartoffelomelette)
3 mittelgroße Kartoffeln, 3 Eier, Olivenöl, Salz, 1 Zwiebel
Genügend Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Kartoffeln und die Zwiebel in feine Scheiben
schneiden, in die Pfanne geben, salzen und weich werden lassen (ca. 10 – 15 Minuten). Kartoffel-Zwiebel-Masse in ein Sieb geben und das Öl abtropfen lassen. Eier in einer Schüssel
verquirlen, die warme Masse unterheben. Öl in die Pfanne geben und das Ganze darin bei
kleiner Hitze 2–3 Minuten stocken lassen. Tortilla mit Hilfe eines Tellers wenden, von der anderen Seite ebenfalls bräunen. Tortillas können warm oder kalt gegessen werden. Man kann sie
auch mit frischem Gemüse, Meeresfrüchten, Pilzen, Kräutern u.ä. zubereiten.
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seitenbühne
Personalia
Reingehört!
Welche Musik hört ein Orchestermusiker
eigentlich, wenn er nicht selbst musiziert, was
legt er privat auf, zu Hause, bei einem Glas
Rotwein? Welche CD liegt ihm besonders am
Herzen, welche Aufnahme kann er besonders
empfehlen? In der neuen Rubrik „Reingehört!“
stellen wir Lieblings-CDs unserer
Orchestermusiker vor.
Ion Tanase, Konzertmeister des Niedersächsischen
Staatsorchesters, hat gleich
mehrere CD-Tipps auf
Lager. Die erste, spontane
Antwort erstaunt: Der Geiger nennt keine Aufnahmen klassischer Violinkompositionen, sondern CDs der Jazzlegende
Chet Baker: The Last Great Concert
Vol 1&2 und die Filmmusik zu Let’s get lost.
„Beide Aufnahmen kennzeichnet eine absolute Authentizität von Spiel und Gesang.
Hier geht es nicht primär um schöne Töne
oder Phrasen – man hat vielmehr Einblick in
die Seele und Persönlichkeit des Künstlers.
Jazz wird manchmal ein wenig unterschätzt,
obwohl er ein ebenso hohes Maß an Künstlertum verlangt wie die Klassik.“ Die Aufnahme von Chet Bakers letztem Konzert
entstand 1988 mit Orchester und Big Band
des NDR Hannover, nur wenige Wochen
vor dem tragischen Tod des Jazztrompeters,
und präsentiert Hits wie My funny Valentine,
Django und Summertime. Vom Jazz zu einem
Spätwerk Johannes Brahms’, den Klavierstücken op. 117-119, die Ion Tanase in einer
Interpretation von Radu Lupu besonders
schätzt: „Es kommt bei Brahms vor allem
darauf an, dass man die unterschiedlichen
Charaktere seiner Musik sehr differenziert
spielt. Brahms hat sehr viele verschiedene
‚Stimmungsfarben‘, vielleicht mehr als
andere Komponisten. Es gibt bei ihm
unglaublich viele Schattierungen, verschiedenste Nuancen von Gefühlen. In dieser
Aufnahme von Radu Lupu – für mich ebenfalls ein sehr authentischer Künstler – sind
diese Schattierungen sehr, sehr schön und
klar heraus gearbeitet.“
Und zum Schluss noch ein Geheimtipp,
bei dem das Geigerherz von Ion Tanase so
richtig ins Schwärmen gerät – eine Aufnahme, die im Internet kursiert und im Handel gar nicht erhältlich ist: „Bei ‚Youtube‘
muss man ‚Leonid Kogan‘ eingeben und
‚Franz Waxman, Carmen-Fantasie‘. Das ist
phänomenal gegeigt! Diese Qualität vom
Geigenspielen, nicht nur technisch … wirklich genial! Ich finde, er ist geigerisch sogar
besser als Jascha Heifetz. Diese Aufnahme
der Carmen-Fantasie von Kogan, die für das
sowjetische Fernsehen gemacht wurde: Das
klingt wie von einem anderen Planeten.“
Aufnahmen:
Chet Baker: The Last Great Concert
Vol. 1 & 2 (Justin Time)
Chet Baker: Let’s get lost (RCA)
Radu Lupu: Brahms – Zwei Rhapsodien
op. 79 / Klavierstücke op. 117-119
(Decca)
Leonid Kogan: Franz Waxman,
Carmen-Fantasie, im Internet:
http://www.youtube.com/watch?v=7HaZM
CD6lKM
Orchesternews
Neues Orchestermitglied
Ab April 2007 ist Matthias Müller-Zhang
beim Niedersächsischen Staatsorchester
Hannover als Vorspieler der 2. Violinen
engagiert. Er wurde in Leipzig geboren und
erhielt dort im Alter von fünf Jahren seinen
ersten Violinunterricht. Er studierte bei
Gerhard Bosse und Klaus Hertel an der
Musikhochschule Leipzig sowie bei Thomas
Füri an der Musikhochschule Basel. Orchesterpraxis sammelte er vor allem beim
Gewandhausorchester Leipzig.
Hannoveraner gastieren
Innerhalb Deutschlands, aber auch im Ausland waren Sängerinnen und Sänger des
Opernensembles unterwegs. Als Don Giovanni gastierte Jin-Ho Yoo Anfang Februar
in Regensburg, während es nahezu zeitgleich
Zulma und Taddeo aus der hannoverschen
L’italiana in Algeri nach Ingolstadt verschlug:
Okka von der Damerau und Frank
Schneiders traten bei einem Gastspiel in der
L’italiana in Algeri des Theaters Augsburg
auf. Nikola Mijailović hingegen zog es nach
Italien: Er sang ebenfalls im Februar den
Jago in Verdis Otello im Teatro Alighieri in
Ravenna. Mit dem SWR Rundfunkorchester
Kaiserslautern präsentierte Dorothea Maria
Marx am 11. März beim Sonntagskonzert
auf SWR 4 ein Programm von Mozart über
Rossini bis zu Lehár. Tenor Pedro Velázquez Díaz hingegen wird am 24. April als
Rodolfo auf der Bühne der Oper Köln
stehen.
Nicht nur die Sänger, auch die Regieassistenten der Staatsoper arbeiten an anderen
Häusern: Stefanie Bertram inszeniert am
Theater Görlitz das Musical Kiss me Kate!,
während Friederike Karig im WerftparkTheater in Kiel die Kinderoper Die feuerrote
Friederike in Szene setzt. Für einen eventuellen Premierenbesuch muß man sich entscheiden: beide Stücke kommen am 28. April
heraus. Auch die beiden anderen Regieassistenten inszenieren im Frühjahr: Charles
Ebert ist der Regisseur unserer Foyer-Oper
Desperate Lovers, die am 23. April im Marschnersaal herauskommt; Christian Carsten
erarbeitet mit Studenten der Hochschule für
Musik und Theater Hannover für das Braunschweig Classix Festival Bizets Carmen. Premiere ist am 8. Juni auf Burg Warberg.
Wie wir es geschafft haben, mit vier regieführenden Assistenten den normalen Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, das verraten wir
Ihnen in der nächsten Ausgabe …
Aus den Werkstätten
seitenbühne | Seite 17
Verwandlungskünstler des Theaters
Aus dem Alltag der Maskenbildner
Anfang Februar wurde nach Il Giasone (2002)
und der zeitoper07 GRANPRIX oder Deutschland sucht seine Lieder. Variationen aus dem Alltag (2004) wieder eine Opernpremiere im
Ballhof gefeiert: Die fromme Helene mit Carmen Fuggiss in der Hauptrolle begeisterte
das Publikum.
Die Sängerin trägt in natura kurzes Haar.
Sieht man sie jedoch in der Rolle der frommen Helene mit ihrem vollen hellbraunen
Dutt auf der Bühne, wird schnell klar: da
waren die Maskenbildner am Werk. In enger
Zusammenarbeit mit den Kostümbildnern
verwandeln sie Abend für Abend die Sänger
und Schauspieler in ihre Bühnenfiguren. In
manchen Fällen reicht ein wenig Make-up,
Puder und Lidschatten, in anderen Fällen
findet eine komplette Verwandlung statt.
Dann bekommt die Sängerin oder der Sänger plötzlich eine neue Frisur, eine krumme
lange Nase oder eine blutige Verletzung.
Monika Schulz ist eine von 16 Maskenbildnern am Staatstheater Hannover und im
Ballhof tätig. Eine breite beleuchtete Spiegelfront, davor bequeme Drehstühle, Schubladen voll mit Make-up und Schminke,
Haarbürsten, Kämmen und Regale mit
unzähligen Perücken-Köpfen prägen ihren
Arbeitsplatz. Schon auf den ersten Blick fällt
auf, dass diese Köpfe eine enorme Ähnlichkeit mit Sängern oder Schauspielern des
Ensembles haben. Denn wer eine Perücke
braucht, bekommt sie von den Maskenbildnern passgenau angefertigt. „Das Wichtigste
ist nämlich, dass sie gut sitzt und auf der
Bühne nicht verrutscht“, erklärt Monika
Schulz, „und dafür ist ein individueller Kopfabguss die Vorraussetzung.“ Mit Gipsbinden
fertigt sie zuerst einen Abdruck der Kopfform des Sängers oder Schauspielers an, der
anschließend mit Kaltschaum ausgespritzt
wird. Der fertige Kopfabguss wird dann bis
zum Haaransatz mit dünner Gaze bedeckt
und diese zu einer passenden Kappe vernäht.
Erst jetzt kommen die Haare ins Spiel: Haar
für Haar knüpft Monika Schulz die Perücke,
denn jedes einzelne muss mit einem kleinen
feinen Knoten an dem dünnen Stoff befestigt
werden. Damit es am Ende auch natürlich
aussieht, verwenden die Maskenbildner in
den meisten Fällen Echthaar in verschiedenen Farbnuancen. Bis die Sängerin Carmen
Fuggiss schließlich als fromme Helene mit
ihrer neuen Frisur auf der Bühne steht, hat
die Maskenbildnerin etwa 50 Stunden an der
Perücke gearbeitet. Diese passt dann jedoch
perfekt und – mal ganz praktisch gedacht –
lässt sich waschen und frisieren wie das
eigene Haar.
Das Arbeitsfeld der Maskenbildner beschränkt sich natürlich nicht nur auf das
Knüpfen von Perücken. Schminken, frisieren, Bärte knüpfen, Glatzen kleben, Wunden
oder Gliedmaßen aus Modelliermasse und
Theaterblut herstellen und noch vieles mehr
gehört zum Berufsalltag des Maskenbildners.
Gerade die Vielfältigkeit macht diesen Beruf
für Monika Schulz so einmalig. Besonders
gern erinnert sie sich zum Beispiel an die
Ausgestaltung von außergewöhnlichen Masken oder aufwendigen Fantasieperücken aus
Draht, Stoff, Federn und Echthaar. Künstlerische Begabung und handwerkliches Geschick sind für diesen Beruf darum unbedingt
notwendig. Monika Schulz hat ihre Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden absolviert, wo sie unter anderem eigene Entwürfe zu verschiedensten
Stücken und Figuren umsetzte. Materialund Stilkunde, Theatergeschichte und -theorie haben ihr Studium abgerundet. Häufig
erfolgt die Ausbildung zum Maskenbildner
auch direkt am Theater und wird von Blockunterricht an einer Berufsschule begleitet.
Eine Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer schließt dann die Ausbildung ab.
Auffallende Masken und Frisuren sieht
man in der Oper nur noch selten. „Heute ist
Natürlichkeit gefragt“, stellt Monika Schulz
fest. Dann ist es dem Regisseur oder Kostümbildner besonders wichtig, dass der Zuschauer gar nicht mehr erkennt, welche Frisur zum Beispiel nun echt oder unecht ist.
Doch spätestens zur Vorweihnachtszeit lässt
sich in der Märcheninszenierung Hänsel und
Gretel wieder die Hexe mit ihrer krummen
Nase und dem langen Kinn bestaunen.
Anna Erichson
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seitenbühne
Fundus
Sahnehäubchen der
Kulturförderung
Eberhard Furch und die Gesellschaft
der Freunde des Opernhauses e.V.
„Rund 60 Mal habe ich selbst Interviews
geführt, nun sitze ich das erste Mal auf der
Seite desjenigen, der befragt wird“, lacht
Eberhard Furch, Vorstands-Mitglied der
Gesellschaft der Freunde des Opernhauses
Hannover e.V. Ehrenamtlich hatte er in den
Jahren 1993 bis 2002 die Redaktion des
Opernbriefs inne und suchte sich dafür
immer neue Gesprächspartner aus den Reihen der Mitglieder der Staatsoper Hannover.
„Seit 1970 leben meine Frau und ich in Hannover. Einige Jahre zuvor hatten wir in München gelebt, waren dort begeisterte Besucher
der Staatsoper und begannen so, auch hier
die Oper zu frequentieren und uns auch ab
Ende der 70er Jahre im Rahmen der 1977
gegründeten GFO zu engagieren.“ Besonderen Wert legt er auf deren „Brückenfunktion“: Mit Gesprächsrunden, Interviews,
Proben- und natürlich Vorstellungsbesuchen macht die GFO es möglich, eine Verbindung über die Rampe hinweg zwischen
Künstlern und Publikum zu schlagen. Doch
das ist nur ein Aspekt: „Ich sehe auch heute
noch den Bürger in der Pflicht, etwas zum
Erhalt der Kultur in der Gesellschaft beizutragen. Die Verantwortung für die Unterstützung von Musik und Theater liegt aus
der historischen Entwicklung heraus richtigerweise in öffentlicher Hand. Fördergesellschaften wie die GFO können in diesem
Zusammenhang aber das ‚Sahnehäubchen’
ideeller und finanzieller Unterstützung bilden.“
Seit 1977 unterstützt die GFO Neuproduktionen der Staatsoper, mittlerweile sicherlich über 25 Werke, darunter z.B. 1993 den
Ring des Nibelungen mit 225.000 DM. Dazu
gesellt sich seit vielen Jahren eine ausgeprägte Jugendarbeit, wie auch die finanzielle
Unterstützung bei der Realisierung der
Konzertmuschel während des Umbaus des
Zuschaueraumes 1984/85. Großspender
unter den Mitgliedern sind selten, vielmehr
kommen die Beiträge aufgrund von vielen
kleinen Einzelspenden zustande. Da der
Spendenfluss aber stark von Sympathie und
Antipathie geleitet wird, plädierte der
77-jährige schon vor einigen Jahren für eine
Opernstiftung, deren Mittel kontinuierlich
zur Verfügung stehen – 2005 wurde sie realisiert. „Mit großer Freude verfolgen meine
Frau und ich auch seit Jahren die Entwicklung des Orchesters“, verrät Eberhard
Furch, der selbst aus einem musikalischen
Elternhaus stammt. Seit Mitte der 90er Jahre
wuchs daher eine Idee heran: 2006 aktivierte
das Paar die von ihm gegründete „Stiftung
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover“. Deren Ziel ist es, das Engagement herausragender Gastdirigenten und Konzertsolisten finanziell zu ermöglichen, die
Heranführung von Kindern und Jugendlichen an die Instrumentalmusik sowie die
Vergabe von Kompositionsaufträgen zu
unterstützen. Ihre Verbundenheit mit dem
Orchester drückt sich auch darin aus, dass
Eberhard und Erika Furch immer ein Konzert-, jedoch nie ein Opernabonnement
innehatten. „Wir entscheiden uns für die
Opern, die wir besuchen, immer nach dem
Stück und seiner Besetzung. Dafür schauen
wir viele Produktionen aber auch mehrfach
an“, erläutert Furch. „Letzten Freitag waren
wir z.B. das zweite Mal in L’italiana in
Algeri!“
Wiebke Haas-Lefers
Opernrätsel
Liebe Rätselfreunde,
die diesmal gesuchte Oper ist über lange Zeit
in Vergessenheit geraten. Nach der Uraufführung verschwand das Werk wieder in den
Archiven. Nicht nur, weil Jacques Offenbach
die Pariser Erstaufführung zugunsten der
Arbeit an seiner Operette Die schöne Helena
aus den Augen verlor. Im Schatten von
Richard Wagner, des deutschen Antisemitismus und des pathologischen Nationalgedankens musste der Jude Offenbach mit seiner so
gar nicht patriotischen Oper aus dem deutschen Gedächtnis geradezu verschwinden.
Die von Offenbach vorgesehene französische
Version ging größtenteils verloren, nur die
deutschsprachige Uraufführungspartitur blieb
erhalten. Trotzdem sind einige Melodien aus
der gesuchten Oper sehr bekannt, denn
Offenbach übernahm einige Passagen in
Hoffmanns Erzählungen, so zum Beispiel die
Barkarole oder das Trinklied, das in Luthers
Schänke angestimmt wird. Auch das Traumhafte ist beiden Werken gemeinsam: Realistische und märchenhafte Szenen verweben
sich, ähnlich wie die bizarre Traumwelt, die
sich durch das Verschmelzen von Wirklichkeit und Phantasie in Hoffmanns Erzählungen
ergibt.
Wie heißt die Oper und wann fand die
Uraufführung statt?
Unter allen richtigen Einsendungen, die uns
bis zum 31. Mai 2007 erreichen, verlosen wir
5 x 2 Karten für den Opern-Doppelabend
Il prigioniero / L’Enfant et les sortilèges am
Dienstag, den 19. Juni 2007.
Schicken Sie Ihre Postkarte an:
Staatsoper Hannover
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Opernplatz 1
30159 Hannover
Herausgeber: Staatsoper Hannover · Intendant: Dr. Michael Klügl · Redaktion: Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit
Fotos: Christian Brachwitz, Anna Erichson, Jan Löcher, Wiebke Haas-Lefers, Thilo Nass, Horst Schäfer · Gestaltung: Heinrich Kreyenberg · Druck: Steppat Druck
Opernball 2007: Wir danken unseren Sponsoren!
Romeo und Julia – Catherine Franco, Uwe Fischer
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