I N T E R N AT I O N A L E S M A G A Z I N F Ü R Z I E G E L A R C H I T E K T U R D A C H U N D FA S S A D E 02 2015 www.architectum.com #16 02 | EDITORIAL | IMPRESSUM 32 CHRISTOF DOMENIG CEO CLAY BUILDING MATERIALS EUROPE EDITORIAL LIEBE LESERINNEN UND LESER! In der Architektur gibt es teilweise völlig konträre Entwicklungen, sowohl was die Ästhetik angeht als auch die verwendeten Baumaterialien. Geschmäcker und Präferenzen sind eben verschieden, und das ist auch gut so. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie müssen sich den Herausforderungen der Zukunft stellen. Eine schöne Optik reicht nicht mehr, auch wenn sie spektakulär ist. Ein Gebäude muss heute nachhaltig sein, energie­ effizient sowieso, und jede architektonische Spielerei muss einen Nutzen haben. Ziegel sind so vielseitig und anpassungsfähig, dass sie all das erfüllen können – auch spektakulär sein. In dieser Ausgabe des architectum steht die Gebäudehülle im Fokus. Es erwartet Sie im wahrsten Sinne ein Bilderbogen an Beispielen, was alles mit Ziegel möglich ist. Dach und Fassade verschmelzen zu einer Einheit, Häuser verbinden sich mit dem Wald, ganze Viertel werden revitalisiert und Muster in die Fassade geformt. Sehen Sie selbst. Viel Vergnügen dabei wünscht Christof Domenig IMPRESSUM HERAUSGEBER Wienerberger AG, 1100 Wien VERLAG Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH, 1120 Wien CHEFREDAKTION Christine Müller (Österreichischer Wirtschaftsverlag), Rita Kremsner (Wienerberger AG) MITARBEIT Wivine Bouten (BE), Nancy Christaens (BE), Veikko Mäkipaja (FN), Arnaud Mounier-Duchamp (FR), Saule Mukauskiene (LIT), Bianca Murphy (DE), Triin Ojari (EST), Maiju Paasiviita (FN), Jolanda Stam (NL), Alexa Uplegger (DE), Nicky Webb (UK) GRAFIK UND DESIGN Simon Jappel (Österreichischer Wirtschaftsverlag) DRUCK Stiepan & Partner Druck GmbH, Hirtenbergerstraße 31, 2544 Leobersdorf PRODUKTION Ueberreuter Druckzentrum GmbH WIENERBERGER AG CLAY BUILDING MATERIALS EUROPE A-1100 Wien, Wienerberg City Wienerbergstraße 11 T +43 (1) 601 92-10551 [email protected] www.clay-wienerberger.com www.architectum.com twitter.com/architectum youtube.com/wienerbergerofficial INHALT | 03 30 24 06 04 05 06 10 12 NEWS LAURA ANDREINI Interview DA CH ABDRUCK DER GESCHICHTE Tartu | Estland ARCHITEKTUR MIT WÜRZE Brügge | Belgien WOHNTURM IM MASSSTAB DER UMGEBUNG Assen | Niederlande 18 14 16 18 EIN TÖNERNES JUWEL FÜR EINE EINZIGARTIGE SAMMLUNG Fort-de-France | Martinique FAST WIE EIN STEILDACH Jyväskylä | Finnland BLACK HOUSE BLUES Litauen FAS S ADE 20 ARCHITEKTUR DER ERDE UND DES LICHTS 22 DAS HERZ EINES ERNEUERTEN STADTVIERTELS 24 WOT A HOUSE Metz | Frankreich Breda | Niederlande Oslo | Norwegen 28 28 30 32 AUTHENTISCHE ERSCHEINUNG 34 EINE FASSADE GLEICH EINER ­JAPANISCHEN TAPETE 36 ZARTE ERSCHEINUNG 38 WOHNEN AM DOM Freiburg | Deutschland HIGHLIGHT IM GROSSSTADTDSCHUNGEL Paris | Frankreich GEBÄUDE MIT ­WAHRZEICHEN­CHARAKTER Helsinki | Finnland Veldegem | Belgien Bedwas | UK WAND Frankfurt | Deutschland 04 | NEWS | NEUE PRODUKTE LIMELINE – MODISCHES FARBSPIEL IN NATÜRLICHEN TÖNEN Erdige Farbtöne wie Beige, Gelb und Braun liegen stark im Trend. Mit der Einführung des neuen Terca-Wasserstrichziegels LimeLine reagiert Wienerberger Deutschland auf die wachsende Nachfrage nach diesem Farbspektrum – im Einfamilienhaussektor ebenso wie für mehrgeschossige Gebäude. Diese Produktserie steht für eine leben­dige Architektur mit vielfältigen Gestaltungsoptionen. Der Herstellungs­prozess von Wasserstrichziegeln gibt jedem Ziegel ein unverwechselbares Aussehen in Bezug auf Farbe und Oberflächenstruktur. Weitere Gestaltungsmöglichkeiten ergeben sich aus der Kombination mit unterschiedlichen Fugenfarben. LimeLine-Ziegel sind in den ­Varianten 430 beige-grau nuanciert, 440 beige-grau geschlämmt und 450 hellbraun-anthrazit geschlämmt erhältlich. www.wienerberger.de DER NEUE DACHZIEGEL RIVIUS™ – E­ INE ­A UTHENTISCHE ALTERNATIVE ZU SCHIEFER Der Dachziegel Rivius ist die aktuelle Ergänzung zur New-GenerationSerie. Aufgrund seines großen Falzformats kann dieser Dachziegel schneller und damit bis zu 50 Prozent kostengünstiger verlegt werden als Naturschiefer und bietet dennoch eine authentische Schiefer-­ Optik. Rivius wird mithilfe von maßgefertigten Formen produziert und mit Abdrücken von Walisischem Schiefer versehen, um dem fertigen Tonprodukt die komplexe Struktur und feine Detaillierung von Naturschiefer zu geben. Der Dachziegel eröffnet bislang unerreichte Möglichkeiten sowohl für Einfamilienhäuser als auch für Sozialwohnbauprojekte, die vom Erscheinungsbild von Schiefer profitieren würden, allerdings eine kostengünstigere Lösung erfordern. www.wienerberger.co.uk TONDACH ® ALTSTADTPAKET – TRADITIONELL UND MODERN Obwohl das Altstadtpaket speziell für historische Gebäude entwickelt wurde, eröffnet es auch in der modernen Architektur neue Gestaltungsmöglichkeiten. Die gerade Endkante gibt dem Dach ein scheinbar geometrisches Aussehen und bewirkt eine optische Verlängerung der Dachfläche. Die Mischung von drei verschiedenen Farbnuancen und Formatlängen sorgt zudem für ein lebendiges und unverwechselbares Erscheinungsbild. Die Farbe Weiß-Grau-antik hat Ähnlichkeit mit Holzschindeln, verbindet aber gleichzeitig die charakteristische Optik mit allen Vorteilen des Tonprodukts – Langlebigkeit, Farbbeständigkeit und Robustheit. Interessante Gestaltungsmöglichkeiten ergeben sich zudem durch die Verwendung der Dachziegel an der Fassade. Das Altstadtpaket ist auch in Rot erhältlich. www.tondach.at LAURA ANDREINI | INTERVIEW | 05 Foto: Pietro Savorelli Bewegliche Fassadenelemente aus Terrakotta an der Biblioteca di Nembro in der Nähe von Bergamo. FASZINATION VON TRADITION UND MODERNE Für die italienische Architektin Laura Andreini – unter anderem Jurorin des Brick Awards 2016 – hat der traditionelle Baustoff Ziegel auch heute noch längst nicht seine Faszination verloren. Für sie ist Ziegel im Zusammenspiel mit der zeitgenössischen Formensprache, in der Glas und Beton ­vorherrschen, eine spannungsvolle Verbindung, die dem Gebäude einen ausdrucksvollen Charakter ­verleiht. Ist die Anwendung von Ziegel in der zeitgenössischen Architektur vom Kontext abhängig? Ja, auch. Dem Konzept unserer Entwürfe liegen, entsprechend der Philosophie unseres Büros, eine umfangreiche Analyse des Kontextes und eine Forschung über die Nutzung alter Materialien wie der Ziegelstein zugrunde. Wir haben etwa bei einem Projekt in China, dem International Grape Exhibition Garden in Yanqig nahe Pekings, neben Beton ganz bewusst den antiken grauen, chinesischen Ziegelstein eingesetzt. Eine Symbiose, die dem gesamten Komplex einen besonderen Ausdruck verschafft. Auch beim Projekt der Kellerei Cantina Antinori, nahe Florenz, war das Material Terrakotta ein wesentlicher Bestandteil des Entwurfs. Der Baustoff Ton, der aus der Umgebung stammt, verstärkt die Interaktion zwischen den ausschließlich unterirdischen Räumlichkeiten und der Landschaft – die Erde wird in gewisser Weise der Erde zurückgeführt. Hier haben wir lange dessen farbliche Pigmentierung erforscht und je nach Nutzung der Bereiche unterschiedliche Erdtöne verwendet. Beim Bau der Biblioteca di Nembro, nahe Bergamo, haben Sie als Sonnenschutz an der Fassade mobile Elemente aus Terrakotta eingesetzt. Was hat Sie dazu inspiriert? Hier wird das Material Terrakotta auf eine neue Art verwendet und setzt das Gebäude in Szene. Dabei haben wir uns von der Aussagekraft der Kunst inspirieren lassen. Die Bibliothek, als Ansammlung von Dingen, wird in der Fassade durch ein sich wiederholendes Element – dem Buch – interpretiert und vergegenwärtigt gleichzeitig den Charakter und die Nutzung des Gebäudes. Mit einem Bücherregal in Terrakotta gehen Sie noch einen Schritt weiter in der ungewöhnlichen Nutzung dieses Materials. Wie kam es dazu? Das Regal Terreria, weil das Material aus der Erde – terra – kommt, ist in der Tat ungewöhnlich. Der Entwurf entstand ursprünglich für die Ausstattung der Kellerei Cantina Antinori und wurde mittlerweile vom italienischen Hersteller Moroso in die Serienproduktion aufgenommen. Drei Grundelemente, die unterschiedlich gestapelt und kombiniert werden können, laden zu einem neuen, spielerischen Umgang mit einem natürlichen, ursprünglichen Material ein, das wir bereits seit Tausenden von Jahren kennen und das wie kein anderes dem menschlichen Maßstab entspricht. Um diesen Baustoff stets neu einzusetzen, ist die Zusammenarbeit zwischen uns als Architekten und der Industrie wesentlich, denn unser beider Wissen ist für eine zeitgenössische Interpretation des Ziegels notwendig. 06 | DACH | TARTU | ESTLAND TARTU | ESTLAND | DACH | 07 Das Narva College zählt zu den spannendsten Gebäuden in der neueren estnischen ­Architektur. Elemente, die sich in diesem Projekt vereinen, umfassen die kräftige Handschrift der jungen Architekten, eine sehr starke Verknüpfung mit dem städtebaulichen ­Umfeld sowie einen klaren und ansprechenden Materialeinsatz. Die neue Architektur ­erweist Respekt gegenüber dem Bestand und ist der außergewöhnliche Ausdruck einer zeitgenössischen architektonischen Denkweise. Fotos: Kaido Haagen / Ainu Vahtra ABDRUCK DER GESCHICHTE 08 | DACH | TARTU | ESTLAND TARTU | ESTLAND | DACH | 09 E in Konzept für den geschichtsträchtigen Standort des Narva Colleges direkt gegenüber dem Rathaus von Narva zu entwickeln war sicherlich keine leichte Aufgabe für das Büro KAVAKAVA. Narva blickt zurück auf eine wechselvolle Geschichte. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg konnte die Stadt einige der herausragendsten Beispiele barocker Architektur in Estland aufweisen und galt als machtvolles Zen­trum der Textilindustrie. Leider wurde durch den Krieg nahezu alles komplett zerstört, und das einzige intakte Gebäude in Narvas Altstadt war eben dieses Rathaus. RESPEKTVOLLE KOMBINATION VON ALT UND NEU Heute entspricht die helle, weiße Fassade der Hochschule dem Aussehen des barocken Handelsgebäudes, das einst an genau derselben Stelle gestanden ist. Seine Architektur zollt dem ursprünglichen Bauwerk Respekt und ist gleichzeitig der Ausdruck eines zeitgenössischen architektonischen Denkens. Die zum Platz gerichtete Fassade des Gebäudes wurde aus der Idee heraus entwickelt, dem Stadtbild die Front des ehemaligen Handelshauses als „Negativ“ – nun in Beton gegossen – zurückzugeben, wohingegen das dahinterliegende Lehrgebäude als sehr moderner Baukörper gestaltet wurde. Beide Teile werden mittels Treppen und breiten Neigungen miteinander verbunden. ZIEGEL ALS VERWEIS AUF DIE STADTGE­ SCHICHTE Die verwendeten Materialien, Farbkombinationen und Oberflächenstrukturen spielen eine wichtige Rolle für die Architektur und ihre Wirkung. Das äußere Erscheinungsbild des Colleges wird geprägt von dem Kontrast zwischen dem rostroten und mit Ziegeln verblendeten Hauptgebäude sowie der hellen Betonfassade. „Wir haben uns für Ziegel entschieden, weil dieses Material eine Verbindung zwischen dem neuen Gebäude und Narvas mächtigen historischen roten Backsteinfabriken herstellt“, erläutern die Architekten. Da Putzfassaden ganz typisch für Narvas barocke Altstadt waren, erschien es offensichtlich, die Wände der Universität mit einer dünnen, rotgetönten Putzschicht zu versehen, sodass die Struktur und der Rhythmus der Ziegel nach wie vor ablesbar sind. Der gleiche warme Farbton wiederholt sich bei den im Innenhof verwendeten Pflasterklinkern, während der Eingang an der Frontfassade mit Penter-Pflasterklinkern von Wienerberger ausgeführt wurde, da ihre Farbe – so schwarz wie nur möglich – den Architekten am besten zusagte. Die Dachform folgt der komplexen Logik der Gebäudeform; die Idee, rote Schindeln zu verwenden, leitet sich auch hier aus dem Umfeld der Altstadt ab. Die ausgewählten Koramic-Dachziegel ermöglichen es, besonders geformte Dachabschnitte mit größter Flexibilität einzudecken. INFO PROJEKT Narva College, Universität Tartu BAUHERR Universität Tartu ARCHITEKT KAVAKAVA DACHZIEGEL Koramic 301 Amarant FASSADENZIEGEL Terca Aseri rot gebürstet PFLASTERKLINKER Penter Dresden und Aseri rot FLÄCHE 4.680 m² 010 | DACH | BRÜGGE | BELGIEN Die Linien auf der Ziegeloberfläche gehen sanft von der Wand auf das Dach über und verstärken so die Wirkung des Baukörpers. ARCHITEKTUR MIT WÜRZE Bei der Planung eines Anbaus für die Kunstakademie in Brügge entschieden sich die Architekten der Agentur Nero für die Verwendung nur einer Verkleidungsvariante für Dach und Fassade. Das einnehmende Muster aus Linien, F ­ lächen und Strukturen erzeugt einen abstrakten Bezug zu der ­berühmten Brügger Spitze. Das Muster entwickelt sich wie eine lebendige Haut und verändert sich abhängig von dem einfallenden Licht und der Witterung. I m Jahr 2010 gewann das Architekturbüro Nero den Wettbewerb für eine Erweiterung der Kunstakademie in Brügge. Die Architekten entwarfen einen Anbau an die bestehende Mensa im Innenhof der Lehranstalt. Der zweite Teil des Auftrags – ein Neubau auf der gegenüberliegenden Straßenseite – befindet sich derzeit im Bau. BERÜCKSICHTIGUNG VON DENKMALSCHUTZANFORDERUN­ GEN Brügge ist eine Stadt, die die kreativen Fähigkeiten von Architekten wahrlich auf die Probe stellt. Der historische Stadtkern wurde in die Unesco-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen, und ein Stadtausschuss behält alles, was innerhalb der Stadtmauern ausgeführt wird, äußerst genau und kritisch im Auge. Da die Erweiterung der Mensa in der Nähe einer denkmalgeschützten Kapelle umgesetzt wurde, gab der Ausschuss erst nach mehreren Anhörungen grünes Licht. In ihrem endgültigen Entwurf erhielten die Architekten eine der beiden alten Linden, die im Innenhof für Schatten und Grün sorgt. Das neue L-förmige Gebäude scheint den Baum zu umarmen und formt dabei einen zweiten Innenhof, in dem sich Neu und Alt verbinden. DIE DACHZIEGELSTRUKTUR ERZEUGT EIN BESTECHENDES ­MUSTER Bei der technischen Konstruktion entschieden sich die Architekten für eine Stahlrahmenkonstruktion, die vor Ort montiert werden konnte. Dadurch ließ sich die schwierige Aufgabe vermeiden, eine Baustelle in dem begrenzten Innenhof einzurichten. Zudem ist diese Konstruktion selbsttragend und im Inneren komplett frei von störenden Stützen oder Streben. Die Architekten wählten eine einzige Verkleidungsart für Dach und Außenwände. Entsprechend der Forderungen der Kommissionsmitglieder nach Verwendung natürlicher Materialien, entschieden sich die Architekten für den Dachziegel Koramic 301. Ein Testaufbau bei Wienerberger ergab eine Kombination aus matten und glänzenden Dachziegeln. Um die erwünschte Wirkung der installierten Dacheindeckung und Wandverkleidung zu erreichen, mussten die Architekten den Dachdeckern detaillierte Zeichnungen zur Verfügung stellen. Folglich waren sie sehr erfreut, dass Wienerberger alle Detailangaben zu Fugen und Verbindungen bereitstellen konnte. FLEXIBLE UND QUALITATIV HOCHWERTIGE INNENRÄUME Die Innengestaltung des neuen Anbaus verfolgt einen flexiblen Ansatz. Eine bewegliche Wand erlaubt die Abtrennung des kurzen Teils des L-förmigen Gebäudes als Besprechungsraum oder Präsentationsfläche mit Leinwand und Projektor. Ein pflegeleichter Bodenbelag aus Polymerbeton, ein Innenausbau aus Birkensperrholz und Schreinerarbeiten im Außenbereich aus erstklassigem Douglasienholz vervollständigen die verwendete Materialpalette. Technische Anlagen wurden in einem kleinen Kellergeschoss verborgen. In diesem Projekt gibt es kein „unwichtiges“ Detail. Fotos: Wienerberger AG BRÜGGE | BELGIEN | DACH | 011 Die Dach- und Wandverkleidung aus den Koramic Dachziegeln 301 gibt dem Anbau einen sehr modernen ­C harakter und gewährleistet gleich­ zeitig seine harmonische Einbindung in die historische Umgebung. INFO PROJEKT Stedelijke Academie, Brügge – ­Erweiterung der Mensa BAUHERR Kunstakademie Brügge ARCHITEKT NERO – Tim Marlier, Lise Gruwez DACHZIEGEL Koramic 301 in einer Mischung aus blau reduziert und schiefergrau matt glasiert FLÄCHE 150 m² Fotos: Ruud Peijnenburg 012 | DACH | ASSEN | NIEDERLANDE ASSEN | NIEDERLANDE | DACH | 013 WOHNTURM IM MASSSTAB DER UMGEBUNG Ein großer Wohn- und Einkaufskomplex wurde im inneren Ring der Stadt Assen realisiert. Der Name des Gebäudes, De Citadel, bezieht sich auf die erhöhte Lage der Apartments oberhalb der Geschäfte. Der Höhenunterschied zum Stadtzentrum bewirkt ein rustikales Erscheinungsbild. Gleichzeitig stellte er eine architektonische Herausforderung dar. Ritzen Architects lösten diesen Maßstabssprung mithilfe des Wohnturms „De Colonnade“. D er wichtigste Grund für diese Umgestaltung im Stadtzentrum von Assen war die Schaffung zusätzlicher Geschäfte“, erklärt Stefan Ritzen. „Der Neubau bietet einige tausend Quadratmeter Verkaufsfläche und eine große Tiefgarage.“ Das Vorhaben wurde aufgrund der erhöhten Lage der Wohnungen „De Citadel“ getauft. Historisch betrachtet, lebten schon das Bürgertum und der Adel in gleicher Weise in Festungen in höheren Lagen mit einem großartigen Blick über die Stadt. MASSSTABSSPRUNG „De Citadel ist ein umfangreiches Projekt“, fährt Ritzen fort. „Der große Unterschied gegenüber dem Maßstab des Stadtzentrums erforderte eine umsichtige Eingliederung der Ebenen. Somit war es zunächst unsere Aufgabe, nach der richtigen städtebaulichen Dimension zu suchen, die zum Zentrum von Assen passt. Wir entschieden uns für Wohnungen mit ebenerdigem Zugang.“ Straßen und Plätze wurden anschließend auf dem Oberdeck der Tiefgarage angelegt. „Das Straßenniveau steigt zwar von der Stadtmitte her an, allerdings nicht so weit, dass dadurch der gesamte Höhenunterschied überbrückt wird. Ein Wohnturm, De Colonnade, dient daher als Sprung zum höhergelegenen Bereich.“ EINDRUCKSVOLLE KOLONNADEN Um die Höhe betonen zu können, musste De Colonnade ­einen starken Eindruck machen. Folglich entschieden sich die Architekten für eine Fassade mit Kolonnaden. „Wir haben Säulen verwendet, um eine leicht wiedererkennbare und dennoch transparente Straßenfront zu gestalten: Im Gegensatz dazu ist die Seite des Gebäudes mit Ziegeln verblendet, um den Wohnaspekt zu verdeutlichen“, erläutert der Architekt. INFO PROJEKT De Colonnade in Assen, Niederlande BAUHERR Gemeinde Assen ARCHITEKT Ritzen Architecten, Maastricht DACHZIEGEL Koramic Datura schiefergrau glasiert FASSADE MIT DACHZIEGELN Einige der Wohnungen mit ebenerdigem Eingang sind ebenfalls mit Dachziegeln verkleidet. „Zwei verschiedene Wohnungstypologien wurden kombiniert, um ein abwechslungsreiches Straßenbild zu schaffen. Außerdem wollten wir möglichst wenige Materialarten verwenden. Es wurden bereits große Anstrengungen unternommen, damit sich das Viertel harmonisch in das vielschichtige Stadtzentrum einfügt. An einigen Stellen gehen die Dachziegel auf die Fassade über.“ „Dies ist ein recht traditionelles Projekt“, fasst Ritzen zusammen. „Es entspricht dem Maßstab und den Materialien der Umgebung, hat aber gleichzeitig eine einzigartige, moderne Erscheinung und Detaillierung. Keramische Dachziegel passen perfekt dazu.“ 014 | DACH | FORT-DE-FRANCE | MARTINIQUE Fotos: M. Jouas Boubou FORT-DE-FRANCE | MARTINIQUE | DACH | 015 EIN TÖNERNES JUWEL FÜR EINE EINZIGARTIGE SAMMLUNG Das im traditionellen Stil von Martinique erbaute Musée du Père Pinchon wird die umfangreiche archäologische, botanische, ornithologische und entomologische Sammlung von Pater Pinchon beherbergen und damit für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen. Der für den Bau ausgewählte Actua-Dachziegel spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der Widerspiegelung lokaler Traditionen, er ist auch die perfekte Lösung, wenn es darum geht, Wirbelstürmen standzuhalten. E s ist nahezu unmöglich, über Martiniques ­Naturkunde zu sprechen, ohne Pater Pinchon (1913–1980) zu erwähnen. Pater Pinchon war Mitglied der „Père du Saint-Esprit“-Gesellschaft. Als Professor für Naturwissenschaft im Priesterseminar von Fort-de-France und Korrespondent des Naturkundemuseums in Paris widmete er sein Leben der Aufgabe, eine Bestandsliste der Flora und Fauna auf Martinique zu erstellen sowie die Geschichte der Insel festzu­halten. EIN MUSEUM FÜR PATER PINCHONS VER­ MÄCHTNIS Neben zahlreichen Büchern, die als Unterrichtsmaterial im privaten und öffentlichen Bereich verwendet werden, hat Pater Pinchon umfangreiche und einzigartige archäologische, botanische, ornithologische und entomologische Sammlungen hinterlassen (rund 10.000 Präparate). Um Pater Pinchon zu würdigen und gleichzeitig seine Sammlungen zu schützen, wurde die Entscheidung getroffen, ein an das regionale Archivgebäude angeschlossenes Museum zu bauen, sodass auch die Öffentlichkeit Zugang zu seinem Vermächtnis erhält. ­ raditionen mit einem zeitgenössischen Architekturstil T kombinieren. Darum entschied er sich für den flachen Falzziegel Actua multiblend, der in Wienerbergers französischer Fabrik in Lantenne-Vertière hergestellt wird. Neben den gestalterischen Überlegungen des Architekten musste der Ziegel auch Wirbelstürmen standhalten. Diese Anforderungen machen den ­Actua-Dachziegel zur perfekten Wahl. Die Bauarbeiten für das Museum begannen im Jahr 2011, die Fertigstellung des Gebäudes erfolgte 2014. Insgesamt wurden zirka 16.000 Dachziegel geliefert, um damit eine Gesamtfläche von mehr als 1.000 Quadratmeter einzudecken. Die offizielle Einweihung wird Mitte 2015 stattfinden. INFO PROJEKT Musée du Père Pinchon, Martinique BAUHERR Région Martinique ARCHITEKT Alain Grainville DACHZIEGEL BIETEN IDEALEN SCHUTZ Das Museum wird im herkömmlichen Stil von Martinique in Fort-de-France gebaut. Biberschwanzziegel werden in Martinique traditionell für die Verkleidung von Monumenten verwendet. Der für das Projekt verantwortliche Architekt Alain Grainville wollte lokale DACHDECKER Angel Construction Bois DACHZIEGEL Koramic Actua multiblend FLÄCHE 1.300 m² 016 | DACH | JYVÄSKYLÄ | FINLAND Die dunkle, mit Tondachziegeln verkleidete Fassade ist interessant, attraktiv und wartungsfrei. Durch die Anbringung an den Latten mit Schrauben sind Dachziegel eine sichere und gutbelüftete ­F assadenlösung in Hinblick auf den Feuchtigkeitsschutz. Fotos: Wienerberger AG Von einem finnischen Architektenehepaar entworfen und überwiegend selbst gebaut, erregte das ­S kammi House mit seiner dunklen, mit Dachziegeln verkleideten Fassade viel positive Aufmerksamkeit während der lokalen Wohnungsbauausstellung in Finnland. JYVÄSKYLÄ | FINLAND | DACH | 017 FAST WIE EIN STEILDACH Das Skammi House ist ein Einfamilienhaus in Jyväskylä, Mittelfinnland. Im Sommer 2014 fand in dieser Stadt die jährlich an wechselnden Orten veranstaltete Nationale Wohnungsbauausstellung statt. Insgesamt wurden 37 kleine Häuser auf dem Ausstellungsgelände gebaut, und das Skammi House war das Vorzeigeobjekt des gleichnamigen Architekturbüros bei dieser Veranstaltung. D er Raumordnungsplan gewährte einen großen Gestaltungsspielraum hinsichtlich der Gebäudemasse und der verwendeten Materialien. Die Städteplaner hatten jedoch festgelegt, dass die Fassaden in dem Häuserblock, in dem auch das Skammi House steht, schwarz sein mussten. In der konzeptionellen Entwurfsphase beabsichtigten die Architekten noch eine Gestaltung der Fassade mit traditionellen Vormauerziegeln. Aber Wienerbergers Produktpalette bot eine sehr interessante Alternative: Eine Verkleidung der Fassade mit Tondachziegeln würde dem Haus einen völlig neuen, markanteren Charakter verleihen. So entschieden sich die Architekten tatsächlich für einen geradlinigen, schwarzen und mattglasierten Dachziegel, den Koramic Datura, mit seiner ruhigen, feinen Form. FASSADENLÖSUNG MIT PRAKTISCHEN VOR­ TEILEN Das ausgewählte Produkt bot gerade für dieses Haus einige hervorragende technische Vorteile. Da das Fundament eine Herausforderung darstellte, wurden die Dachziegel eingehängt. Diese Art der Montage erforderte ein weniger breites Fundament, als dies bei einer aus Ziegeln gemauerten Fassade der Fall gewesen wäre. Zudem konnten die keramischen Dachziegel dank der mechanischen Befestigungsart trotz der Kälte im November montiert werden. Die größte Fassadenfläche ist in südöstlicher Richtung zur Straße ausgerichtet, wo aufgrund fehlender Bäume kein Schatten auf das Haus fällt. „Da dunkle Fassadenmaterialien durch wechselhaftes Wetter sehr beansprucht werden, waren Tondachzie- gel aufgrund ihrer ausgezeichneten Strapazierfähigkeit eine ausgezeichnete Wahl“, erläutert der Architekt Markku Sonninen. INFO PROJEKT Skammi House in Jyväskylä, Finnland LEBENDIGE, ENERGIEEFFIZIENTE ZIEGEL­ OBERFLÄCHE Regenwasser fließt von den Dachziegeln ab, anstatt von der Fassade aufgenom men zu werden. Die Architekten betrachteten dies als weiteren Vorteil ihrer Materialwahl. Die verblendete Wand verhält sich in der Tat wie ein Steildach. Ein Lüftungskanal hinter den Dachziegeln soll das Haus gegen Überhitzung an den heißesten Sommertagen isolieren. Die matte Glasierung ist widerstandsfähig gegen mechanische Beanspruchungen und erzeugt eine interessant glänzende Oberfläche. „Eine schwarze Wand ist nicht immer schwarz, sondern manchmal, zum Beispiel im Sonnenuntergang, orange und pink, und im Winter ist sie manchmal wunderschön weiß, wenn sie mit Frost überzogen ist“, schildert Sonninen. Die Fassadenlösung, die als einzigartig und unerwartet im finnischen Markt gilt, erwies sich während der Nationalen Wohnungsbauausstellung als Erfolg. Das Material regte gemeinsam mit der Form des Hauses die Betrachter zu verschiedenen Assoziationen an: von Lakritze oder Briefkasten bis hin zu traditionellen grauen Schindeldächern von Kirchen. Seit dem Ende der Ausstellung wurde das Skammi House als gewöhnliches Einfamilienhaus genutzt. Inzwischen hat es alle Erwartungen hinsichtlich seines praktischen Nutzens und seiner wohnlichen Atmosphäre übertroffen. BAUHERR Satu Ratinen und Markku Sonninen ARCHITEKTEN Satu Ratinen und Markku Sonninen DACHZIEGEL Koramic Datura schwarz, matt glasiert FLÄCHE 196 m² 018 | DACH | LITAUEN Fotos: Juozas Kamenskas LITAUEN | DACH | 019 BLACK HOUSE BLUES Zwei Familien haben ihn schon immer geliebt: den Blues. Viel Blues. Laut gespielt – meistens zumindest. Für diese Leiden­ schaft gibt es keinen geeigneteren Ort als den Wald. Und so bauten sie zwei schwarze Ziegelhäuser inmitten der Bäume. Mit einer weißen Seele. Häuser, die den Blues ausdrücken. D ie Familien wünschten sich einen hohen, zentralen Wohnraum, von dem aus melancholische Musik das gesamte Haus füllen und in jedes Zimmer gelangen würde. Sie träumten davon, die Glasfassade im Sommer aufzuschieben und auf einer großen Holzterrasse im Freien zu sitzen – ein Ort zwischen blues­ artigen Rhythmen und friedlichem Vogelgezwitscher. Sie wollten fürs Abendessen Röhrenpilze im Vorgarten sammeln und die wilde Natur bis in die Küche sprießen lassen. Auch würden sie es niemals versäumen, gemeinsam mit Freunden einen guten Weißwein zu genießen. ENG VERBUNDEN MIT DEM WALD Eine der von den Architekten zu lösende Aufgabe war die Gestaltung eines sehr hellen, gemütlichen und einladenden Innenraums mit einem engen Bezug zum umliegenden Wald. Ein Ort, an dem die Familien ihren grundlegenden Bedürfnissen nachgehen können. Gleichzeitig sollte sich die Außenfassade harmonisch in die sensible Naturlandschaft einfügen. Darüber hinaus mussten die Architekten die Häuser vorsichtig zwischen den hohen Kiefern platzieren, sodass die meisten Bäume erhalten werden konnten. Diese Bedingungen hatten einen starken Einfluss auf die Gebäudeform. Eingedenk dieser Umstän- de halfen die Dachziegel und Klinker von Wienerberger den Architekten bei der Auswahl eines sehr langlebigen Materials mit einem starken Bezug zum lokalen Kontext, was natürlich auch einen großen Beitrag zur Qualität der Gesamtgestaltung leistete. Die Rauheit und unregelmäßige Färbung der Ziegelstruktur weist eine große Ähnlichkeit mit den Stämmen der Kiefern auf. Zudem erzeugen die Dachziegel an sonnigen Abenden vielfältige Reflexionen mit den diffusen Schatten der Bäume. Beide Materialien kommunizieren miteinander und mit ihrem Umfeld. INFO PROJEKT Zwei Häuser im Wald, Litauen BAUHERR Privat ARCHITEKTEN Studija Archispektras DACHZIEGEL Koramic Actua 10 edelgraphit FASSADENZIEGEL Terca Frankfurt NF, Terca Pagus Grijs WFD FLÄCHE 1.000 m² Fotos: Gregory Tachet 020 | FASSADE | METZ | FRANKREICH METZ | FRANKREICH | FASSADE | 021 ARCHITEKTUR DER ERDE UND DES LICHTS Durch seine Lage in einer Grünzone scheint das Metz’In, das Universitätsrestaurant der Metz Technopôle, aus seiner natürlichen Umgebung herauszuwachsen. Fast 500 Gäste finden darin Platz, und es können zirka 1.200 Mahlzeiten pro Tag zubereitet werden. Aufgrund seiner Lage im Mittelpunkt dreier ingenieurwissenschaftlicher Hochschulen war das Metz’In Gegenstand eines besonders akribischen Architekturkonzepts. Die Gestalter, das Architekturbüro KL Architectes, das seit 20 Jahren in Metz ansässig ist, sind in allen ihren Projekten bestrebt, Gebäude zu entwerfen, die untrennbar mit der umgebenden Landschaft verbunden sind. Dieses Projekt ist ein weiteres herausragendes Beispiel hierfür. INFO PROJEKT Neues Universitätsrestaurant in Metz, Frankreich BAUHERR Crous ARCHITEKT KL Architectes FASSADENBAUER Salmon Group FASSADE Argeton Barro® Brise-Soleil naturrot OBERFLÄCHE 600 m² M it der Absicht, einen zukunftsweisenden Ansatz mit der Einbindung in die Landschaft in ihrem Designkonzept für das Metz’In zu verbinden, setzten KL Architectes auf einfache Materialien und spielten mit Licht durch die Montage des ­Barro Brise-Soleil-Systems von Argeton. Die Philosophie einer perfekten Kombination aus Gebäude und Landschaft kommt in diesem Projekt hervorragend zum Ausdruck. Benoît Corneux, einer der zehn Architekten des Büros, bestätigt den Grundsatz, nach dem das Gebäude erbaut wurde: „Wohl wissend, dass wir es mit einem Publikum von Ingenieuren zu tun hatten, die sehr empfänglich sind für architektonische Identität, und, wie immer, mit unserem vorrangingen Interesse an einer Einbindung der Architektur in die Landschaft, entwarfen wir dieses Gebäude, das Normen für eine hohe Umweltqualität (HEQ) und niedrigen Energieverbrauch (BBC) erfüllt, wie eine natürliche Erhebung in der umgebenden Ebene – mit einer Fassade, die direkt aus dem Boden wächst, und einer Mischung aus einfachen und natürlichen Materialien: Holzrahmen, begrüntes Dach und Terrakotta.“ AUSGEKLÜGELTES LICHTSPIEL Das Dach verleiht dem Gebäude eine gewisse Beharrlichkeit und fördert die Regenwasserrückgewinnung. Die Anordnung des Argeton Barro® Brise Soleil in Terrakotta spielt dabei eine wesentliche Rolle. Diese „doppelte Haut“ mit einer beweglichen unteren Ebene ermöglicht es, je nach Tages- und Jahreszeit mit Licht zu spielen. Er unterstützt die Brechung des Sonnenlichts und optimiert die Helligkeit im Speisesaal, wobei er dennoch Blicke in die Umgebung erlaubt. „Die Entscheidung für Terrakotta ist unserer Ansicht nach auch eine Garantie für Langlebigkeit. Das ‚Naturrot‘ des Barro® harmoniert wunderschön mit dem Grün der Umgebung“, erläutert der Architekt. BRISE SOLEIL ALS ÄSTHETISCHE UND FUNK­ TIONALE LÖSUNG Ein Großteil der Montage wurde von der Salmon Group, einem Spezialisten für Fassadenverkleidungen, überwacht und ausgeführt. Für Thierry Groos, Direktor der Abteilung Verkleidungen, ist dieses Projekt beispielhaft: „Wir haben sehr viel an diesem Projekt gearbeitet, das unternehmensinterne Untersuchungen über mehr als sechs Monate erfordert hat. Die Anordnung des Argeton Barro® in Terrakotta ist eine der wesentlichen Erkenntnisse dieses Projekts sowohl in ästhetischer als auch technischer Hinsicht. Der Barro ist ein langlebiges Spitzen­ produkt. Es bietet ausgezeichneten Schutz gegen Wetterlaunen sowie anderweitige Einwirkungen oder Beschädigungen. Jedes Element kann einzeln ausgetauscht werden.“ Fotos: Wienerberger AG 022 | FASSADE | BREDA | NIEDERLANDE BREDA | NIEDERLANDE | FASSADE | 023 DAS HERZ EINES ERNEUERTEN STADTVIERTELS Der Platz Dr. Struyckenplein ist Teil eines Stadtentwicklungsplans aus den 1950er- und 1960er-­ Jahren. Der symmetrische Platz verdankt seinen Namen der Dr. Struyckenstraat, die ihn kreuzt. Im Laufe der Jahre haben sich das Erscheinungsbild und die Qualität beider Teile des Platzes ­verschlechtert. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde die Gestaltung des Platzes komplett über­ arbeitet. Ad Vingerhoets, Projektleiter der WonenBreburg Housing Corporation, war intensiv an dieser Neugestaltung beteiligt. D er Platz Dr. Struyckenplein ist Teil eines Stadtentwicklungsplans, der von Architekt F.P.J. Peutz für das Heuvel-Viertel der Nachkriegszeit entwickelt wurde. Vingerhoets erläutert hierzu: „Heuvel ist ein neugestaltetes Quartier. Der Entwicklungsplan sieht vor, die Qualität der Nahversorgung aufzuwerten. Geschäfte, die Dinge des täglichen Bedarfs anbieten, waren vom Dr. Struyckenplein abgewandert. Folglich musste der Platz einer kompletten Neugestaltung unterzogen werden, um diese Situation zu verbessern.“ Heute ist der Platz von drei Blöcken geprägt, in denen gewerblich genutzte Räume im Sockel und Wohnungen auf den oberen Geschossen untergebracht sind. „Der größte davon ist der ‚Einkaufsblock‘ mit zwei Supermärkten und anderen Geschäften, die Waren für den Alltagsbedarf verkaufen. Auf der anderen Seite der Dr. Struyckenstraat befinden sich zwei kleinere Baukörper: der ‚soziale Block‘ mit einer Sporthalle und einem Restaurant sowie ein Gebäude, das als Geschäftshaus geplant ist.“ MIT BEZUG ZUM UMFELD Die Architektur ist vorrangig auf die Dr. Struyckenstraat ausgerichtet, die den Platz diagonal durchquert. Der Straßenverlauf spiegelt sich in den Gebäuden, da diese schräg abgeschnitten sind. „Ein Gebäude sollte zu seiner Umgebung passen“, sagt Vingerhoets. „Die Bauwerke wurden deshalb ohne eindeutige Vorder- oder Rückseite entworfen.“ ERGÄNZUNG DER BESTEHENDEN ­FASSADEN Dem Bestand im Umfeld folgend, wurde Ziegel bewusst als Fassadenmaterial ausgewählt. „Der Dr. Struyckenplein befindet sich direkt neben Wohngebäuden des Architekten F.P.J. Peutz, die eine ‚greifbare Fassade‘ mit einer einzigartigen Struktur aufweisen. Die neuen Gebäude an diesem Platz mussten diesem Erscheinungsbild entsprechen. Aufgrund seines modernen Aussehens und einer Farbe, die zum Bestand passt, fiel die Wahl ganz selbstverständlich auf Wienerbergers handgefertigten Ziegel Thorn Marziale WF.“ Der Projektumfang der Neugestaltung des Dr. Struyckenplein erforderte einen mehrjährigen Plan. „Obwohl die letzten Wohnungen nicht vor Ende 2014 fertiggestellt wurden, sind erste Reaktionen bereits positive. Jedenfalls ist der Dr. Struyckenplein nun wieder das Herz des Heuvel-Viertels, genau wie es der Architekt F.P.J. Peutz einst beabsichtigte.“ INFO PROJEKT Dr. Struyckenplein in Breda, Niederlande BAUHERR Woningcorporatie WonenBreburg, Breda/Tilburg ARCHITEKTEN Locus Architecten, Leiden Architectenburo JMW, Tilburg MIX Architectuur, Ede BAUUNTERNEHMEN De Nederlandse Bouw Unie, ­Etten-Leur FASSADENZIEGEL Terca Marziale Handformat WF 024 | FASSADE | OSLO | NORWEGEN WOT A HOUSE Das nördlich der Osloer Stadtmitte gelegene Grundstück gehört zu einem Viertel, das überwiegend aus Villen der 1930er-Jahre besteht. In den vergangenen Jahren wurde ­diese ­Gegend einer wachsenden Zahl von Nachverdichtungsprojekten unterzogen. In diesem Fall wünschte der Bauherr ein Haus für seine fünfköpfige Familie im Hinterhof eines Grundstücks, das sich seit Generationen im Familienbesitz befindet. OSLO | NORWEGEN | FASSADE | 025 026 | FASSADE | OSLO | NORWEGEN INFO PROJEKT Wothouse in Oslo, Norwegen BAUHERR Privat ARCHITEKT NSW AS FASSADENZIEGEL Terca Linnaeus reduziert FLÄCHE 248 m² Fotos: Einar Aslaksen OSLO | NORWEGEN | FASSADE | 027 D er Hof ist von traditionellen holzverkleideten Villen, saftig grünen Obstbäumen und vereinzelten geschützten Ahornbäumen umgeben. Aus Respekt gegenüber den umliegenden Gebäuden erhielt das Haus eine einfache kubische Geometrie. „Unser Ziel war es, einen kompakten, massiven und zurückhaltenden Baukörper zu schaffen, der fest mit dem Boden verwurzelt ist“, erklärt der Architekt Gudmund Stenseth. Die Lage des Gebäudes auf dem Grundstück ergab sich aus den allgemeinen Vorschriften hinsichtlich der Mindestabstandsflächen zu Nachbargrundstücken und Straßen. Dennoch gelang es, nach Norden und Süden hin intime Plätze im Freien zu schaffen. ZIEGEL BETONEN DIE MASSIVITÄT DES GEBÄUDES „Eine Klinkerverblendung erschien uns als ideale Möglichkeit, um die Massivität des Gebäudes zu unterstreichen. Die Klinker wurden mit ungewöhnlich schmalen, von der Oberfläche zurückversetzen Mörtelfugen verlegt, um den Eindruck einer Trockenmauer zu erzeugen“, schildert der Architekt. Mit Ausnahme der Außentüren aus Eichenholz ist die verwendete Farbpalette zumeist gedeckt. Als Kontrast zu der dunklen Farbe auf der Außenseite beschränken sich die im Inneren verwendeten Materialien auf Beton und Gipskartonoberflächen sowie einen durchgehenden Bodenbelag aus unbehandeltem Fichtenholz. IN LICHT GETAUCHTE INNENRÄU­ ME Das quadratische Bauwerk wird von präzisen Ausschnitten für Fenster und Türen durchstoßen, deren gezielte Anordnung abwechslungsreiche Tageslicht­ effekte auf allen drei Etagen erzeugt. Das direkt über dem Treppenaufgang gelegene Oberlicht füllt das Haus mit Tageslicht bis hinab in das Untergeschoss. Dieser Bereich wird über ­einen tiefen Lichtschacht zusätzlich mit indirektem Licht erhellt. In sich ständig wechselnder Weise gelangt natürliches Licht in das Gebäude und wird dort gefiltert. Dieses Lichtspiel verstärkt die ­ Eigenschaften der unterschiedlichen Wohnbereiche, die ebenfalls vielfältige Blicke und einen engen Bezug zum Außenraum gewähren. ERFOLGREICHES ERGEBNIS EINER ENGEN ZUSAMMENARBEIT Da es sehr wahrscheinlich ist, dass sich der Raumbedarf der Familie in den kommenden Jahren wiederholt ändern wird, war ein flexibler Grundriss eine Grundvoraussetzung. „Wir favorisierten fließende Übergänge zwischen den unterschiedlichen Funktionsbereichen und haben deshalb die Schlafzimmer als natürliche Erweiterung der Wohnbereiche im ersten Stock geplant“, bemerkt Stenseth. WOTHOUSE lässt sich auf eine ausgesprochen gute Beziehung zwischen dem Bauherrn und den verschiedenen Handwerksfirmen zurückführen. Das Resultat ist ein scheinbar einfaches Haus mit konservativer Flächennutzung und einer präzisen Detaillierung. 028 | FASSADE | FREIBURG | DEUTSCHLAND Fotos: Architects Olaf Herzog Beton und Vormauerziegel kombiniert: Der Baukörper wurde als Kubus geplant. Stützen und Träger aus Beton betonen mit den Licht-Schatten-Spielen die Extravaganz des Entwurfs. Der Vormauerziegel Tallinn in tabac beige bildet einen unaufdringlichen Kontrast. Eine gerade Linienführung zeichnet den Bauhof aus. Der moderne Entwurf nimmt regionale Traditionen auf. Verwaltungs- und Lagergebäude sind so zueinander gestellt, dass die Anmutung einer Toreinfahrt entsteht. FREIBURG | DEUTSCHLAND | FASSADE | 029 Der Wasserstrichziegel Tallinn hat eine warme Ausstrahlung, die durch die Farbe tabac beige harmonisch ergänzt wird. Jeder Stein wirkt wie ein Unikat. Die Hochwertigkeit dieser Bauweise überzeugt noch nach Jahrzehnten. AUTHENTISCHE ­E RSCHEINUNG Nicht von ungefähr hat die Bundesstiftung Baukultur den Gewerbebau der Bauunternehmung Hansmann aus Haslach in der Reihe „Arbeitsorte der Zukunft“ präsentiert. Das vielbeachtete Firmengebäude unterscheidet sich von anderen Gewerbebauten durch ein stimmiges architektonisches und energetisches Konzept – ein Spiegelbild der Unternehmensphilosophie. A ufgabe der Architekten war es, ein Verwaltungsund Lagergebäude mit knapp 3.000 Quadratmetern Nettonutzfläche für die auf Sichtbeton spezialisierte Firma zu entwerfen. Das Unternehmen beschäftigt 45 Mitarbeiter, die Mehrzahl davon auf Baustellen. Neben der Material- und Maschinenlagerung war ein Schreinerbereich für die Produktion der Betonschalungen vorgesehen. Durch Teilunterkellerung der Lagerhalle wurde eine Hackschnitzelheizung möglich, die mit Altholz gespeist wird. In der Diskussion der Architekten vom Büro Harter + Kanzler Freie Architekten BDA, Freiburg, mit Bauherrin Ingeborg Hansmann ging es neben funktionalen Aspekten auch um Materialität und Ästhetik. Wie lassen sich Qualitätsansprüche in Architektur „übersetzen“? Wie findet sich das Leistungsspektrum der Baufirma im Entwurf wieder? HOCHWERTIGKEIT BLEIBT AUF JAHRZEHNTE SICHTBAR Für die Bauherrin stand Materialehrlichkeit im Fokus. Baustoffe und Bauteile sollten Erfahrung und handwerkliches Können demonstrieren. Bekannt für seine Klarheit fiel die Wahl auf Sichtbeton, der hier für den Rohbau steht. Als Kontrast wur- den Fassaden und Fußböden verklinkert. Mit dieser Empfehlung deckten die Architekten auch Ausbauarbeiten als Tätigkeitsbereich der Firma Hansmann ab. Kaum eine Bauweise gibt solch beredtes Zeugnis von handwerklichem Können wie eine Vormauerziegelfassade. Jede Fuge muss sitzen. „Mit großem Engagement errichteten unsere Mitarbeiter das Gebäude. Während Betonstelen und -streben für reizvolle Licht-Schatten-Spiele sorgen, steht der Terca-Wasserstrichziegel Tallinn in warmem tabac beige in einem schönen Kontrast zum Sichtbeton. Jeder Stein wirkt wie ein Unikat, die Hochwertigkeit bleibt auf Jahrzehnte sichtbar“, sagt Ingeborg Hansmann. Auch Projektleiter Armin Stoll schätzt gebrannten Ton als hochwertigen und langlebigen Baustoff. „Unser Büro entscheidet sich häufig für zweischalige Fassaden. Wir schätzen die Ausdruckskraft und Strapazierfähigkeit. Herausforderung bei diesem Bauvorhaben war es, für den Bauherrn die richtige Sprache in der Architektur zu finden. Die Kombination der Materialien und der zeitlose Entwurf haben der Baufirma einen weithin sichtbaren Imagegewinn gebracht.“ INFO PROJEKT Hansmann Firmensitz in Haslach, Deutschland BAUHERR Herbert Hansmann Bauunternehmung GmbH ARCHITEKT Harter + Kanzler Freie Architekten BDA, Freiburg FASSADENZIEGEL Terca Tallinn Wasserstrichziegel in tabac beige FLÄCHE 2.974 m² Fotos: Wienerberger AG 030 | FASSADE | PARIS | FRANKREICH PARIS | FRANKREICH | FASSADE | 031 Zac des Lilas – Eine städtebauliche Herausforderung an der Schnittstelle zwischen Paris und der Banlieue. Der Pariser Bauträger RIVB wollte mit dem Wohnbau ein starkes architektonisches Zeichen setzen, das den Raum Paris und die Banlieue wieder miteinander verbindet. INFO PROJEKT Zac des Lilas in Paris, Frankreich BAUHERR Régie Immobilière de la Ville de Paris (RIVP), Entwickler im Sozialwohnungsbau ARCHITEKTEN Avenier Cornejo Architectes, ­Chartier-Dalix Architectes associés FASSADENZIEGEL Terca Hectic reduziert FLÄCHE 9.300 m² HIGHLIGHT IM GROSSSTADTDSCHUNGEL Was im sozialen Wohnbau alles möglich sein kann, zeigt das Projekt Zac des Lilas der jungen Büros Chartier Dalix und Avenier Cornejo Architectes in Paris. Das weithin sichtbare, mit handgefertigten Sichtziegeln von Wienerberger bekleidete und mit Windkraftanlagen versehene Gebäude verbindet die Banlieue mit dem Raum Paris und setzt ein starkes architektonisches Zeichen. Z ac des Lilas befindet sich gerade noch in der Peripherie, die durch die Ringautobahn, Périphérique genannt, von Paris getrennt wird. Dies stellte eine städtebauliche Herausforderung für diesen großstädtischen Raum dar, der in ständiger Veränderung begriffen ist und sich topografisch neu definiert. Der Bauherr, die RIVP oder Régie Immobilière de la Ville de Paris, fördert sozialen Wohnbau in der französischen Metropole und definierte straffe Anordnungen für den Bau eines Gebäudes mit 240 Wohnungen für Migranten und junge Arbeitnehmer mit einer gemeinsam genutzten Mediathek, Sporthalle, Gemeinschaftsküche und einer Tageskrippe für 66 Kinder im Erdgeschoss. KEIN ZUFALL Eine homogene anthrazitfarbene Haut überzieht das gesamte Gebäude. Dafür wurden mit Hand gefertigte Terca-Sichtziegel von Wienerberger verwendet, die eine unendliche Vielfalt an AnthrazitSchattierungen auf der Fassade ermöglichen und zudem langlebig und leicht zu reinigen sind. Um den sinnlichen, matt schimmernden Velours-Charakter der Ziegel zu unterstreichen, haben die Architekten die Schnittstellen der horizontalen und vertikalen Gebäudezäsur in Kupfer gefasst, das mit dem dunklen Ziegelstein kontrastiert und die Fassade betont. Diese Materialwahl ist nicht zufällig. Der kommunale Bauherr HIVB stellt damit eine direkte Verbindung zu dem historischen HBM- Programm („habitation bon marché“, erschwingliches Wohnen) zur ­Bebauung des Grenzwalls entlang der ehemaligen Stadtbefestigungsanlage mit begrünten, meist sechsstöckigen Cités-jardins her, die zwischen den beiden Weltkriegen für erschwinglichen Wohnraum in s­ olider Ziegelbauweise realisiert worden waren und das Pariser Stadtbild bis heute entscheidend prägen. EXPERIMENT WINDKRAFT Zwei Windkraftanlagen sind auf dem Dach installiert. Diese Form der Energiegewinnung ist in europäischen Städten derzeit in der experimentellen Phase. Der Windkanal, in dem sich Zac des Lilas befindet, hat die Idee, das Gebäude mit Windkraft zu versorgen, entscheidend begünstigt. Tagsüber versorgen die beiden Windkraftanlagen die Tageskrippe und abends das Wohnheim für Mi­ granten in den beiden Obergeschossen und die Wohnungen der jungen Arbeitnehmer auf sechs Etagen. Chartier Dalix und Avenier Cornejo Architectes schätzen den Verbrauch auf 25 kWh/m², was die Auflage laut Plan Climat de Paris gänzlich erfüllt. 30 Prozent der benötigten Energie werden mit zusätzlichen ECS-Solarpaneelen erzeugt. Zac des Lilas verbindet Funktionalität mit Eleganz und Ästhetik, die für Franzosen schlicht unverzichtbar ist – und sich sichtlich lohnt. Fotos: Mikael Linden 032 | FASSADE | HELSINKI | FINNLAND GEBÄUDE MIT WAHRZEICHENCHARAKTER Das Wohnbauprojekt Harjannetie war als neues Tor und Wahrzeichen für Helsinkis junges ­Viikinmäki-Quartier geplant. Das Gebäude am südlichen Zugang zu diesem Gebiet ist von der ­nahegelegenen Autobahn, die in die Innenstadt von Helsinki führt, gut sichtbar. Das Viertel ist hoch oben auf den felsigen Hügeln gelegen, die sich über dem Vantaa-Flusstal erheben. D as L-förmige Gebäude wächst von drei auf acht Stockwerken an und stellt so einen Bezug zu Viikinmäkis charakteristischem, steilem und felsigem Bergkamm her. Harjannetie ist die Hauptstraße mit einer guten öffentlichen Verkehrsanbindung in das Stadtzentrum. Das Viertel verfügt über eine sehr gute Infrastruktur, darunter der zentral gelegene Park Maarianmaan puisto, eine Schule, Gemeindehäuser sowie ein Hof mit Spielplatz, die sich alle in unmittelbarer Nähe befinden. Das markante Gebäude ist weithin sichtbar und bietet gleichzeitig eine wunderbare Aussicht über Viikinmäki und zum südlich gelegenen Stadtzentrum von Helsinki. HOCHWERTIGES DESIGN TROTZ KNAPPER MITTEL Aufgrund der finnischen Finanzierungsregeln für Sozialwohnungen musste der Entwickler dieses Projekts, das Wohnungsbauamt der Stadt Helsinki, mit einem sehr knapp bemessenen Budget auskommen. Dennoch verfügt das Wohngebäude mit einer Bruttogeschossfläche von rund 9.000 Quadratmetern über 90 hochwertige Sozialwohnungen. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 26 und 129 Quadratmeter und werden aufgrund sozialer Kriterien zugewiesen. Die meisten Mieter leben in Einpersonenhaushalten. VERGLASTE BALKONE ERZEUGEN DEN RHYTHMUS IN DER ­FASSADE Jede Wohnung verfügt über einen verglasten Balkon, einige haben zusätzlich eine offene Erweiterung. Die Balkone geben der bergartigen Gebäudemasse einen heiteren Rhythmus und vergrößern die verfügbare Wohnfläche. Aufgrund der Glaseinfassung sind die Balkone trotz des kalten und windigen Klimas in Finnland ganzjährig nutzbar. Im Gegensatz dazu ist die östliche Fassade mit Erkerfenstern gestaltet, die Ausblicke in verschiedene Richtungen gewähren. Gutbeleuchtete Treppenhäuser verbinden den Innenbereich des Gebäudes mit der umgebenden Natur. Gemeinschaftseinrichtungen für alle Mieter, darunter drei Saunen und zwei Clubräume, befinden sich auf dem Dach. Von HELSINKI | FINNLAND | FASSADE | 033 INFO PROJEKT Sozialwohnbau Harjannetie 44 in Helsinki, Finnland BAUHERR Wohnungsbauamt Helsinki (ATT) ARCHITEKT Hannunkari & Mäkipaja Architects FASSADENZIEGEL Terca Pellava FLÄCHE 9.000 m² der großen Terrasse aus haben die Bewohner des Hauses einen wunderbaren Ausblick zum zentral gelegenen Park und über das gesamte Viikinmäki-Viertel. ZIEGEL ALS VERWEIS AUF DIE UMLIEGENDE BERGLAND­ SCHAFT Die Fassaden sind überwiegend als Mauerwerk ausgeführt. „Die von uns als Fassadenmaterial ausgewählten grau-braunen finnischen Klinker schaffen einen Bezug zur umliegenden Felslandschaft“, betonen die Architekten. Die Bewohner haben ihre neuen Wohnungen im Herbst 2013 bezogen. Nach Angaben der Verwaltung sind die Mieter mit ihrem neuen Zuhause sehr zufrieden. Das Gebäude wurde mit dem „The Building Rose 2013 Award“ ausgezeichnet und gilt als das beste Gebäude, das 2013 in Helsinki fertiggestellt wurde. Fotos: Wienerberger AG 034 | FASSADE | VELDEGEM | BELGIEN VELDEGEM | BELGIEN | FASSADE | 035 EINE FASSADE GLEICH EINER JAPANISCHEN TAPETE Das Haus, das sich wie eine Burg über einer ungeordneten Umgebung erhebt, ist nur über einen schmalen Weg zu erreichen. Das reliefartige Muster der Fassade und seine wenigen Öffnungen halten den Betrachter auf Abstand. Das Ambiente der Innenräume mit zwei komplett offenen Ebenen und der ungehinderten Erschließung dank zweier Treppenaufgänge jedoch strahlt eine großzügige Gastlichkeit aus. Um das Reliefmuster der Außenwand zu erzeugen, hielten sich die Architekten konsequent an die Abmessungen des Etna-Klinkers. Sie erstellten eine Excel-Tabelle, aus der hervorging, w ­ elcher Ziegel in welcher Reihe ­b ündig und welcher vorstehend vermauert werden sollte. Die ausführende Firma verlegte die Klinker entsprechend der Anweisungen, und das Muster erschien quasi von selbst. I n gestalterischer Hinsicht lag die Latte für das Bauprojekt von Jas und Elisa recht hoch. Privatsphäre war eines der Hauptanliegen. Der Bauplatz liegt in einer sehr urbanen Gegend, eingezwängt zwischen Bestandsgebäuden und deren Anbauten. Der Wunsch des Ehepaars nach vier Kindern hat das Entwurfspuzzle zudem nicht gerade vereinfacht. Und das knappe Budget war der dritte kritische Punkt. KLINKER SCHAFFEN EINE EXPRESSIVE FAS­ SADENSTRUKTUR Die Fassade ist mit Terca-EtnaKlinkern verblendet, die in einem Reliefmuster mit hoher Ausdruckskraft verlegt wurden. Die Absicht hinter dieser Ausführung ist, dass die flachen Bereiche im Laufe der Zeit von einer grünen Patina überzogen werden. Das Muster japanischer Tapeten diente als Inspiration für diese Kombination von vorstehenden Klinkern und grünen Flächen. INFO FENSTERÖFFNUNGEN GEWÄHREN AUS­ BLICKE UND SCHÜTZEN DIE PRIVATSPHÄRE Die Architekten Dries Vens und Maarten Vanbelle zeichneten einen rechteckigen, sehr ausdrucksstarken Baukörper, der auf unterschiedliche Weise bespielt werden konnte. Die Fassadengestaltung leiten sie aus dem Wunsch nach Privatsphäre ab und schufen sorgsam eingelassene Fensteröffnungen im Erdgeschoss. Das kleine Fensterformat im Obergeschoss verhindert Einblicke von außen. Von innen wirken diese ‚Gucklöcher‘ wie Bilderrahmen um die Ausblicke in die ungeordnete Umgebung. Tageslicht fällt durch die Dachkonstruktion, die aus zwei Metallträgern besteht, auf die eine A-förmige Rahmenkonstruktion mit einer industriellen Sandwichverkleidung geschweißt wurde. Die offenen Seiten der Dreiecke wurden verglast, damit das einfallende Sonnenlicht sich konti­ nuierlich verändert. FLEXIBLE RAUMAUFTEILUNG Die Raumaufteilung des Hauses erlaubt maximale Flexibilität. Um ein verspieltes Zusammenwirken zwischen den Gebäudeteilen zu ermöglichen, liegt der Eingang unterhalb des Bodenniveaus, sodass ein Teil des Hauses über drei Stockwerke reicht. Der Rest umfasst zwei offene Ebenen, die über zwei Treppen miteinander verbunden sind, sodass eine durchgehende Bewegungsfreiheit ohne einen definierten Endpunkt möglich ist. Auf der unteren Ebene befinden sich die Küche und ein Sitzbereich. Je nach den jeweiligen Anforderungen kann der obere Bereich verschiebbare Schlafbereiche, einen Bürobereich, ein Spielzimmer, Lagerfläche und das, was sonst benötigt wird, aufnehmen. Diese Gestaltung gibt Jas und Elisa die Freiheit, die Raumaufteilung und Ausführung entsprechend der ­finanziellen Möglichkeiten und dem Getrappel winziger Füße zu verändern. FLÄCHE PROJEKT Privathaus in Veldegem, Belgien BAUHERR Jas & Elisa ARCHITEKT Atelier vens vanbelle FASSADENZIEGEL Terca Etna 236 m² Fotos: Andrew Smith, SG Photography 036 | FASSADE | BEDWAS | UK ZARTE ERSCHEINUNG Eine autarke Wohneinrichtung, die 16 Bewohner mit langwierigen psychischen Erkrankungen aufnehmen kann, wurde kürzlich im südlichen Teil von Wales fertiggestellt. Um sicherzustellen, dass die Einrichtung das örtliche Umfeld harmonisch ergänzt, entschieden sich OMI Architects für Wienerberger Ziegel der Marke Terca aufgrund seiner scheinbar abgenutzten Optik und Farbe. E ine autarke Wohneinrichtung für psychisch erkrankte Menschen, die 16 Bewohner mit langwierigen psychischen Erkrankungen aufnehmen kann, wurde kürzlich in Bedwas, im Süden von Wales, fertiggestellt. Das Projekt ist das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen OMI Architects und Grwp Gwalia – einem führenden gemeinnützigen Anbieter von Sozialwohnungen und Betreuungsdienstleistungen. Der Entwurf zielte darauf ab, eine hochmoderne Einrichtung zu realisieren, die mit der bestehenden Wohnbebauung harmoniert. TAKTILE BESCHAFFENHEIT Wie man vielleicht von der Architektur im südlichen Wales erwartet, wurde die Wohneinrichtung mit einer blassen Außenhaut gestaltet, die an den regionalen Sandstein erinnert. Um dieses Gleichgewicht zu erreichen, entschieden sich die Architekten für den Terca Anglesey Weathered Buff Ziegel von Wienerberger, da dessen Patina und die scheinbar abgenutzte Optik perfekt mit dem Umfeld harmonieren. Der ausgewählte Ziegel verstärkt die taktile Beschaffenheit des gesamten Projekts, insbesondere im Hof. Die gelbbraunen Farbtöne erzeugen eine Leichtigkeit, die jedoch nicht dominiert, sondern einladend und attraktiv ist. Die weitere Detaillierung der Ziegelfassade ergibt sich aus der Einfügung einiger sehr fein ausgearbeiteter Streifen im Läuferverband und der Verwendung tiefer, vorgefertigter Fensterbänke aus Stein an den ausgestanzten Fenstern. BRICK GARANTIERT EINE LANGE LEBENSDAUER Der Anglesey Weathered Buff aus der Ziegelserie Terca von Wienerberger ist ein maschinell hergestellter, 65 Millimeter langer Klinker, der aufgrund der dem BEDWAS | UK | FASSADE | 037 Ton eigenen Eigenschaften mehrere Vorteile mitbringt. Ein wesentlicher Vorteil von Tonprodukten ist die Farbbeständigkeit des Materials; nutzt man also Ziegel, wird die Farbe der Außenhaut weit länger als die Einrichtung selbst Bestand haben, sodass die Gesamtästhetik des Gebäudes für viele Jahre zementiert wird. HÖCHSTE THERAPEUTISCHE STANDARDS Indem die Architekten mit ihrem Entwurf sichergestellt haben, dass sich die Einrichtung harmonisch in den örtlichen Kontext einfügt statt sich von diesem abzuheben, habe sie ein Hauptziel erreicht. Es bedeutet nämlich nicht nur, dass das Äußere des Gebäude auf den Betrachter ansprechend wirkt, sondern auch höchste therapeutische Standards erfüllt werden, die ein Umfeld schaffen, das Abgeschiedenheit bis zu einem Punkt der Behaglichkeit vermittelt – aber nicht darüber hinaus. OMI Architects bemerken hierzu: „Wir sind von diesem Gebäude begeistert. Wenn man die Anforderungen bedenkt, die an die Schaffung einer Verbindung zwischen einem Projekt wie diesem und seiner Umgebung gestellt werden, und die Rolle, die es im Genesungsprozess seiner Bewohner spielen soll, wird das Ausmaß des Projekts schnell deutlich. Die Verwendung von Wienerbergers Terca Anglesey Weathered Buff – ein optisch weicher Ziegel – ermöglicht die Einbindung der zeitgenössischen Architektur des Gebäudes in dessen traditionelles Umfeld. Diese Einbindung war eine unserer wesentlichen Überlegungen im Hinblick auf die Bedürfnisse der Bewohner und der breiteren Allgemeinheit.“ INFO PROJEKT Wohneinrichtung für psychisch ­erkrankte Personen in Bedwas, England BAUHERR Grwp Gwalia ARCHITEKT OMI Architects BAUUNTERNEHMEN JEHU Construction FASSADENZIEGEL Terca Anglesey Weathered Buff 038 | WAND | FRANKFURT | DEUTSCHLAND U m die Frankfurter Innenstadt neu zu beleben und um soziales und familienfreundliches Wohnen zu ermöglichen, setzt die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding auf maßvolle Nachverdichtung. In einem Wohnquartier südöstlich des Doms und nordwestlich der Alten Brücke wurde ein Mehrfamilienhaus in Passivhausniveau errichtet. Das Gebäude steht innerhalb einer Blockrand-Bebauung, die stark durch den Baustil der 1950er-Jahre geprägt ist: im Osten, Norden und Westen durch vier- bis fünfgeschossige Wohnriegel, südlich durch eine kleinteilige Wohnbebauung – teilweise mit historischer Substanz. Das Bauvorhaben wurde durch das renommierte Büro Prof. Christoph Mäckler Architekten realisiert. Mit seinem Entwurf hat der Verfechter der Massivbauweise mit Ziegeln die Anmutung der historischen Bebauung am Römerberg in eine moderne Formensprache übersetzt. IDENTITÄTSSTIFTENDE LÜCKENBEBAUUNG Der rechteckige Baukörper ist in zwei zueinander verschobene, nahezu gleich große Gebäudeteile gegliedert. Charakteristisch sind die beiden Satteldächer mit unterschiedlicher Dachneigung sowie die schmalen Spitzgiebel. Auch die lichte Raumhöhe von 2,70 Meter gehört zu den Besonderheiten des Gebäudes. Der Neubau hat fünf Vollgeschosse und ein Dachgeschoss. Alle Wohnungen verfügen über Terrassen, Fotos: Johannes Vogt FRANKFURT | DEUTSCHLAND | WAND | 039 WOHNEN AM DOM Frankfurt am Main setzt konsequent auf energetisch ­optimiertes Bauen. In keiner anderen Stadt wird das ­Thema Energieeffizienz von Gebäuden so konsequent umgesetzt wie in der „Passivhaus-Hauptstadt“. Mit dem Projekt „Wohnen am Dom“ hat sie zusammen mit dem Architekten Prof. Christoph Mäckler ein Zeichen für identitätsstiftende Lücken­bebauung in der Innenstadt gesetzt und die vielfältigen Einsatzbereiche von Ziegeln im mehrgeschossigen Wohnungsbau ausgelotet. Balkone oder Loggien mit Südausrichtung. Südwestlich erweitern sich das Erd- und das erste Obergeschoss um einen kubischen Annex, an den sich ein eingeschossiger Anbau mit Flachdach anschließt. in Rot als Kammputz. Der in seiner Herstellung aufwendigere rote Fassadenputz verleiht dem Bau eine Oberfläche, die mit ihrem Licht- und Schattenspiel eine Fassade mit Plastizität erzeugt. NEUE VISITENKARTE IN MONOLITHISCHER BAUWEISE Die Außenwände bestehen aus einer energieeffizienten Wandkonstruktion aus 49 Zentimeter starken und mit Mineralwolle verfüllten Ziegelblöcken, die nichttragenden Innenwände sind ebenfalls aus Ziegeln. Die architektonische Eigenständigkeit der beiden Gebäudehälften wird durch die unterschiedlichen Putzarten und -farben unterstrichen: zum einen in Weiß mit Glattputz und zum anderen ENERGETISCH DER ZEIT VORAUS Beheizung und Trinkwassererwärmung erfolgen über Fernwärme. Alle Wohnungen verfügen über eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage zur Frischluftversorgung mit Wärmerückgewinnung. Die innovative Aufzugs­ anlage bietet ebenfalls die Möglichkeit der Wärmerückgewinnung, die zum Vorwärmen des Trinkwassers genutzt wird. INFO PROJEKT Mehrfamilienhaus in Frankfurt / Main, Deutschland BAUHERR ABG Frankfurt / Züblin AG ARCHITEKT Prof. Christoph Mäckler Architekten VERWENDETE PRODUKTE Poroton-T7-MW, ZWP-Plan-T-11,5 FLÄCHE 1.082 m² www.architectum.com