architectum 02/2015

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I N T E R N AT I O N A L E S M A G A Z I N F Ü R Z I E G E L A R C H I T E K T U R D A C H U N D FA S S A D E
02 2015
www.architectum.com
#16
02 | EDITORIAL | IMPRESSUM
32
CHRISTOF DOMENIG
CEO CLAY BUILDING MATERIALS EUROPE
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN
UND LESER!
In der Architektur gibt es teilweise völlig konträre Entwicklungen, sowohl was die Ästhetik angeht als auch die verwendeten Baumaterialien. Geschmäcker und Präferenzen sind
eben verschieden, und das ist auch gut so. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie
müssen sich den Herausforderungen der Zukunft stellen. Eine schöne Optik reicht nicht
mehr, auch wenn sie spektakulär ist. Ein Gebäude muss heute nachhaltig sein, energie­
effizient sowieso, und jede architektonische Spielerei muss einen Nutzen haben. Ziegel
sind so vielseitig und anpassungsfähig, dass sie all das erfüllen können – auch spektakulär
sein.
In dieser Ausgabe des architectum steht die Gebäudehülle im Fokus. Es erwartet Sie im
wahrsten Sinne ein Bilderbogen an Beispielen, was alles mit Ziegel möglich ist. Dach und
Fassade verschmelzen zu einer Einheit, Häuser verbinden sich mit dem Wald, ganze Viertel
werden revitalisiert und Muster in die Fassade geformt. Sehen Sie selbst.
Viel Vergnügen dabei wünscht
Christof Domenig
IMPRESSUM
HERAUSGEBER Wienerberger AG, 1100 Wien VERLAG Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH, 1120 Wien CHEFREDAKTION
Christine Müller (Österreichischer Wirtschaftsverlag), Rita Kremsner (Wienerberger AG) MITARBEIT Wivine Bouten (BE),
Nancy Christaens (BE), Veikko Mäkipaja (FN), Arnaud Mounier-Duchamp (FR), Saule Mukauskiene (LIT), Bianca Murphy (DE),
Triin Ojari (EST), Maiju Paasiviita (FN), Jolanda Stam (NL), Alexa Uplegger (DE), Nicky Webb (UK) GRAFIK UND DESIGN Simon
Jappel (Österreichischer Wirtschaftsverlag) DRUCK Stiepan & Partner Druck GmbH, Hirtenbergerstraße 31, 2544 Leobersdorf
PRODUKTION Ueberreuter Druckzentrum GmbH
WIENERBERGER AG
CLAY BUILDING MATERIALS EUROPE
A-1100 Wien, Wienerberg City
Wienerbergstraße 11
T +43 (1) 601 92-10551
[email protected]
www.clay-wienerberger.com
www.architectum.com
twitter.com/architectum
youtube.com/wienerbergerofficial
INHALT | 03
30
24
06
04
05
06
10
12
NEWS
LAURA ANDREINI
Interview
DA CH
ABDRUCK DER GESCHICHTE
Tartu | Estland
ARCHITEKTUR MIT WÜRZE
Brügge | Belgien
WOHNTURM IM MASSSTAB
DER UMGEBUNG
Assen | Niederlande
18
14
16
18
EIN TÖNERNES JUWEL FÜR
EINE EINZIGARTIGE SAMMLUNG
Fort-de-France | Martinique
FAST WIE EIN STEILDACH
Jyväskylä | Finnland
BLACK HOUSE BLUES
Litauen
FAS S ADE
20
ARCHITEKTUR DER ERDE
UND DES LICHTS
22
DAS HERZ EINES ERNEUERTEN
STADTVIERTELS
24
WOT A HOUSE
Metz | Frankreich
Breda | Niederlande
Oslo | Norwegen
28
28
30
32
AUTHENTISCHE ERSCHEINUNG
34
EINE FASSADE GLEICH EINER
­JAPANISCHEN TAPETE
36
ZARTE ERSCHEINUNG
38
WOHNEN AM DOM
Freiburg | Deutschland
HIGHLIGHT IM GROSSSTADTDSCHUNGEL
Paris | Frankreich
GEBÄUDE MIT
­WAHRZEICHEN­CHARAKTER
Helsinki | Finnland
Veldegem | Belgien
Bedwas | UK
WAND
Frankfurt | Deutschland
04 | NEWS | NEUE PRODUKTE
LIMELINE –
MODISCHES FARBSPIEL IN
NATÜRLICHEN TÖNEN
Erdige Farbtöne wie Beige, Gelb und Braun liegen stark im Trend.
Mit der Einführung des neuen Terca-Wasserstrichziegels LimeLine
reagiert Wienerberger Deutschland auf die wachsende Nachfrage
nach diesem Farbspektrum – im Einfamilienhaussektor ebenso
wie für mehrgeschossige Gebäude. Diese Produktserie steht für
eine leben­dige Architektur mit vielfältigen Gestaltungsoptionen. Der
Herstellungs­prozess von Wasserstrichziegeln gibt jedem Ziegel ein
unverwechselbares Aussehen in Bezug auf Farbe und Oberflächenstruktur. Weitere Gestaltungsmöglichkeiten ergeben sich aus der
Kombination mit unterschiedlichen Fugenfarben. LimeLine-Ziegel
sind in den ­Varianten 430 beige-grau nuanciert, 440 beige-grau
geschlämmt und 450 hellbraun-anthrazit geschlämmt erhältlich.
www.wienerberger.de
DER NEUE DACHZIEGEL RIVIUS™ – E­ INE
­A UTHENTISCHE ALTERNATIVE ZU SCHIEFER
Der Dachziegel Rivius ist die aktuelle Ergänzung zur New-GenerationSerie. Aufgrund seines großen Falzformats kann dieser Dachziegel
schneller und damit bis zu 50 Prozent kostengünstiger verlegt werden
als Naturschiefer und bietet dennoch eine authentische Schiefer-­
Optik. Rivius wird mithilfe von maßgefertigten Formen produziert und
mit Abdrücken von Walisischem Schiefer versehen, um dem fertigen
Tonprodukt die komplexe Struktur und feine Detaillierung von Naturschiefer zu geben. Der Dachziegel eröffnet bislang unerreichte Möglichkeiten sowohl für Einfamilienhäuser als auch für Sozialwohnbauprojekte, die vom Erscheinungsbild von Schiefer profitieren würden,
allerdings eine kostengünstigere Lösung erfordern.
www.wienerberger.co.uk
TONDACH ® ALTSTADTPAKET –
TRADITIONELL UND MODERN
Obwohl das Altstadtpaket speziell für historische Gebäude entwickelt wurde, eröffnet
es auch in der modernen Architektur neue Gestaltungsmöglichkeiten. Die gerade
Endkante gibt dem Dach ein scheinbar geometrisches Aussehen und bewirkt eine
optische Verlängerung der Dachfläche. Die Mischung von drei verschiedenen Farbnuancen und Formatlängen sorgt zudem für ein lebendiges und unverwechselbares
Erscheinungsbild. Die Farbe Weiß-Grau-antik hat Ähnlichkeit mit Holzschindeln,
verbindet aber gleichzeitig die charakteristische Optik mit allen Vorteilen des Tonprodukts – Langlebigkeit, Farbbeständigkeit und Robustheit. Interessante Gestaltungsmöglichkeiten ergeben sich zudem durch die Verwendung der Dachziegel an der
Fassade. Das Altstadtpaket ist auch in Rot erhältlich.
www.tondach.at
LAURA ANDREINI | INTERVIEW | 05
Foto: Pietro Savorelli
Bewegliche Fassadenelemente aus
Terrakotta an der Biblioteca di Nembro
in der Nähe von Bergamo.
FASZINATION VON TRADITION
UND MODERNE
Für die italienische Architektin Laura Andreini – unter anderem Jurorin des Brick Awards 2016 – hat der
traditionelle Baustoff Ziegel auch heute noch längst nicht seine Faszination verloren. Für sie ist Ziegel
im Zusammenspiel mit der zeitgenössischen Formensprache, in der Glas und Beton ­vorherrschen,
eine spannungsvolle Verbindung, die dem Gebäude einen ausdrucksvollen Charakter ­verleiht.
Ist die Anwendung von Ziegel in der zeitgenössischen Architektur
vom Kontext abhängig?
Ja, auch. Dem Konzept unserer Entwürfe liegen, entsprechend der Philosophie unseres Büros, eine umfangreiche Analyse des Kontextes und
eine Forschung über die Nutzung alter Materialien wie der Ziegelstein
zugrunde. Wir haben etwa bei einem Projekt in China, dem International
Grape Exhibition Garden in Yanqig nahe Pekings, neben Beton ganz
bewusst den antiken grauen, chinesischen Ziegelstein eingesetzt. Eine
Symbiose, die dem gesamten Komplex einen besonderen Ausdruck
verschafft. Auch beim Projekt der Kellerei Cantina Antinori, nahe Florenz,
war das Material Terrakotta ein wesentlicher Bestandteil des Entwurfs.
Der Baustoff Ton, der aus der Umgebung stammt, verstärkt die Interaktion zwischen den ausschließlich unterirdischen Räumlichkeiten und der
Landschaft – die Erde wird in gewisser Weise der Erde zurückgeführt.
Hier haben wir lange dessen farbliche Pigmentierung erforscht und je
nach Nutzung der Bereiche unterschiedliche Erdtöne verwendet.
Beim Bau der Biblioteca di Nembro, nahe Bergamo, haben Sie als
Sonnenschutz an der Fassade mobile Elemente aus Terrakotta eingesetzt. Was hat Sie dazu inspiriert?
Hier wird das Material Terrakotta auf eine neue Art verwendet und setzt
das Gebäude in Szene. Dabei haben wir uns von der Aussagekraft der
Kunst inspirieren lassen. Die Bibliothek, als Ansammlung von Dingen,
wird in der Fassade durch ein sich wiederholendes Element – dem Buch
– interpretiert und vergegenwärtigt gleichzeitig den Charakter und die
Nutzung des Gebäudes.
Mit einem Bücherregal in Terrakotta gehen Sie noch einen Schritt
weiter in der ungewöhnlichen Nutzung dieses Materials. Wie kam
es dazu?
Das Regal Terreria, weil das Material aus der Erde – terra – kommt, ist
in der Tat ungewöhnlich. Der Entwurf entstand ursprünglich für die Ausstattung der Kellerei Cantina Antinori und wurde mittlerweile vom italienischen Hersteller Moroso in die Serienproduktion aufgenommen. Drei
Grundelemente, die unterschiedlich gestapelt und kombiniert werden
können, laden zu einem neuen, spielerischen Umgang mit einem natürlichen, ursprünglichen Material ein, das wir bereits seit Tausenden von
Jahren kennen und das wie kein anderes dem menschlichen Maßstab
entspricht. Um diesen Baustoff stets neu einzusetzen, ist die Zusammenarbeit zwischen uns als Architekten und der Industrie wesentlich,
denn unser beider Wissen ist für eine zeitgenössische Interpretation des
Ziegels notwendig.
06 | DACH | TARTU | ESTLAND
TARTU | ESTLAND | DACH | 07
Das Narva College zählt zu den spannendsten Gebäuden in der neueren estnischen
­Architektur. Elemente, die sich in diesem Projekt vereinen, umfassen die kräftige Handschrift der jungen Architekten, eine sehr starke Verknüpfung mit dem städtebaulichen
­Umfeld sowie einen klaren und ansprechenden Materialeinsatz. Die neue Architektur
­erweist Respekt gegenüber dem Bestand und ist der außergewöhnliche Ausdruck einer
zeitgenössischen architektonischen Denkweise.
Fotos: Kaido Haagen / Ainu Vahtra
ABDRUCK DER
GESCHICHTE
08 | DACH | TARTU | ESTLAND
TARTU | ESTLAND | DACH | 09
E
in Konzept für den geschichtsträchtigen Standort des Narva Colleges direkt gegenüber dem
Rathaus von Narva zu entwickeln war sicherlich
keine leichte Aufgabe für das Büro KAVAKAVA. Narva
blickt zurück auf eine wechselvolle Geschichte. Kurz
vor dem Zweiten Weltkrieg konnte die Stadt einige
der herausragendsten Beispiele barocker Architektur in Estland aufweisen und galt als machtvolles
Zen­trum der Textilindustrie. Leider wurde durch den
Krieg nahezu alles komplett zerstört, und das einzige
intakte Gebäude in Narvas Altstadt war eben dieses
Rathaus.
RESPEKTVOLLE KOMBINATION VON ALT
UND NEU Heute entspricht die helle, weiße Fassade
der Hochschule dem Aussehen des barocken Handelsgebäudes, das einst an genau derselben Stelle
gestanden ist. Seine Architektur zollt dem ursprünglichen Bauwerk Respekt und ist gleichzeitig der
Ausdruck eines zeitgenössischen architektonischen
Denkens. Die zum Platz gerichtete Fassade des Gebäudes wurde aus der Idee heraus entwickelt, dem
Stadtbild die Front des ehemaligen Handelshauses
als „Negativ“ – nun in Beton gegossen – zurückzugeben, wohingegen das dahinterliegende Lehrgebäude
als sehr moderner Baukörper gestaltet wurde. Beide
Teile werden mittels Treppen und breiten Neigungen
miteinander verbunden.
ZIEGEL ALS VERWEIS AUF DIE STADTGE­
SCHICHTE Die verwendeten Materialien, Farbkombinationen und Oberflächenstrukturen spielen eine
wichtige Rolle für die Architektur und ihre Wirkung.
Das äußere Erscheinungsbild des Colleges wird geprägt von dem Kontrast zwischen dem rostroten und
mit Ziegeln verblendeten Hauptgebäude sowie der
hellen Betonfassade. „Wir haben uns für Ziegel entschieden, weil dieses Material eine Verbindung zwischen dem neuen Gebäude und Narvas mächtigen
historischen roten Backsteinfabriken herstellt“, erläutern die Architekten. Da Putzfassaden ganz typisch
für Narvas barocke Altstadt waren, erschien es offensichtlich, die Wände der Universität mit einer dünnen,
rotgetönten Putzschicht zu versehen, sodass die
Struktur und der Rhythmus der Ziegel nach wie vor
ablesbar sind. Der gleiche warme Farbton wiederholt
sich bei den im Innenhof verwendeten Pflasterklinkern, während der Eingang an der Frontfassade mit
Penter-Pflasterklinkern von Wienerberger ausgeführt
wurde, da ihre Farbe – so schwarz wie nur möglich
– den Architekten am besten zusagte. Die Dachform
folgt der komplexen Logik der Gebäudeform; die
Idee, rote Schindeln zu verwenden, leitet sich auch
hier aus dem Umfeld der Altstadt ab. Die ausgewählten Koramic-Dachziegel ermöglichen es, besonders
geformte Dachabschnitte mit größter Flexibilität einzudecken.
INFO
PROJEKT
Narva College, Universität Tartu
BAUHERR
Universität Tartu
ARCHITEKT
KAVAKAVA
DACHZIEGEL
Koramic 301 Amarant
FASSADENZIEGEL
Terca Aseri rot gebürstet
PFLASTERKLINKER
Penter Dresden und Aseri rot
FLÄCHE
4.680 m²
010 | DACH | BRÜGGE | BELGIEN
Die Linien auf der Ziegeloberfläche gehen
sanft von der Wand auf das Dach über und
verstärken so die Wirkung des Baukörpers.
ARCHITEKTUR MIT WÜRZE
Bei der Planung eines Anbaus für die Kunstakademie in
Brügge entschieden sich die Architekten der Agentur Nero
für die Verwendung nur einer Verkleidungsvariante für Dach
und Fassade. Das einnehmende Muster aus Linien, F
­ lächen
und Strukturen erzeugt einen abstrakten Bezug zu der
­berühmten Brügger Spitze. Das Muster entwickelt sich wie
eine lebendige Haut und verändert sich abhängig von dem
einfallenden Licht und der Witterung.
I
m Jahr 2010 gewann das Architekturbüro Nero den Wettbewerb für
eine Erweiterung der Kunstakademie in Brügge. Die Architekten entwarfen einen Anbau an die bestehende Mensa im Innenhof der Lehranstalt. Der zweite Teil des Auftrags – ein Neubau auf der gegenüberliegenden Straßenseite – befindet sich derzeit im Bau.
BERÜCKSICHTIGUNG VON DENKMALSCHUTZANFORDERUN­
GEN Brügge ist eine Stadt, die die kreativen Fähigkeiten von Architekten wahrlich auf die Probe stellt. Der historische Stadtkern wurde in die
Unesco-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen, und ein Stadtausschuss
behält alles, was innerhalb der Stadtmauern ausgeführt wird, äußerst
genau und kritisch im Auge. Da die Erweiterung der Mensa in der Nähe
einer denkmalgeschützten Kapelle umgesetzt wurde, gab der Ausschuss erst nach mehreren Anhörungen grünes Licht. In ihrem endgültigen Entwurf erhielten die Architekten eine der beiden alten Linden, die
im Innenhof für Schatten und Grün sorgt. Das neue L-förmige Gebäude
scheint den Baum zu umarmen und formt dabei einen zweiten Innenhof,
in dem sich Neu und Alt verbinden.
DIE DACHZIEGELSTRUKTUR ERZEUGT EIN BESTECHENDES
­MUSTER Bei der technischen Konstruktion entschieden sich die Architekten für eine Stahlrahmenkonstruktion, die vor Ort montiert werden konnte. Dadurch ließ sich die schwierige Aufgabe vermeiden, eine
Baustelle in dem begrenzten Innenhof einzurichten. Zudem ist diese
Konstruktion selbsttragend und im Inneren komplett frei von störenden
Stützen oder Streben. Die Architekten wählten eine einzige Verkleidungsart für Dach und Außenwände. Entsprechend der Forderungen
der Kommissionsmitglieder nach Verwendung natürlicher Materialien,
entschieden sich die Architekten für den Dachziegel Koramic 301. Ein
Testaufbau bei Wienerberger ergab eine Kombination aus matten und
glänzenden Dachziegeln. Um die erwünschte Wirkung der installierten
Dacheindeckung und Wandverkleidung zu erreichen, mussten die Architekten den Dachdeckern detaillierte Zeichnungen zur Verfügung stellen.
Folglich waren sie sehr erfreut, dass Wienerberger alle Detailangaben zu
Fugen und Verbindungen bereitstellen konnte.
FLEXIBLE UND QUALITATIV HOCHWERTIGE INNENRÄUME Die
Innengestaltung des neuen Anbaus verfolgt einen flexiblen Ansatz. Eine
bewegliche Wand erlaubt die Abtrennung des kurzen Teils des L-förmigen Gebäudes als Besprechungsraum oder Präsentationsfläche mit
Leinwand und Projektor. Ein pflegeleichter Bodenbelag aus Polymerbeton, ein Innenausbau aus Birkensperrholz und Schreinerarbeiten im
Außenbereich aus erstklassigem Douglasienholz vervollständigen die
verwendete Materialpalette. Technische Anlagen wurden in einem kleinen Kellergeschoss verborgen. In diesem Projekt gibt es kein „unwichtiges“ Detail.
Fotos: Wienerberger AG
BRÜGGE | BELGIEN | DACH | 011
Die Dach- und Wandverkleidung aus
den Koramic Dachziegeln 301 gibt
dem Anbau einen sehr modernen
­C harakter und gewährleistet gleich­
zeitig seine harmonische Einbindung
in die historische Umgebung.
INFO
PROJEKT
Stedelijke Academie, Brügge –
­Erweiterung der Mensa
BAUHERR
Kunstakademie Brügge
ARCHITEKT
NERO – Tim Marlier, Lise Gruwez
DACHZIEGEL
Koramic 301 in einer Mischung aus
blau reduziert und schiefergrau matt
glasiert
FLÄCHE
150 m²
Fotos: Ruud Peijnenburg
012 | DACH | ASSEN | NIEDERLANDE
ASSEN | NIEDERLANDE | DACH | 013
WOHNTURM IM
MASSSTAB DER UMGEBUNG
Ein großer Wohn- und Einkaufskomplex wurde im inneren Ring der Stadt Assen realisiert. Der
Name des Gebäudes, De Citadel, bezieht sich auf die erhöhte Lage der Apartments oberhalb der
Geschäfte. Der Höhenunterschied zum Stadtzentrum bewirkt ein rustikales Erscheinungsbild.
Gleichzeitig stellte er eine architektonische Herausforderung dar. Ritzen Architects lösten diesen
Maßstabssprung mithilfe des Wohnturms „De Colonnade“.
D
er wichtigste Grund für diese Umgestaltung
im Stadtzentrum von Assen war die Schaffung
zusätzlicher Geschäfte“, erklärt Stefan Ritzen.
„Der Neubau bietet einige tausend Quadratmeter
Verkaufsfläche und eine große Tiefgarage.“ Das Vorhaben wurde aufgrund der erhöhten Lage der Wohnungen „De Citadel“ getauft. Historisch betrachtet,
lebten schon das Bürgertum und der Adel in gleicher
Weise in Festungen in höheren Lagen mit einem
großartigen Blick über die Stadt.
MASSSTABSSPRUNG „De Citadel ist ein umfangreiches Projekt“, fährt Ritzen fort. „Der große Unterschied gegenüber dem Maßstab des Stadtzentrums
erforderte eine umsichtige Eingliederung der Ebenen.
Somit war es zunächst unsere Aufgabe, nach der richtigen städtebaulichen Dimension zu suchen, die zum
Zentrum von Assen passt. Wir entschieden uns für
Wohnungen mit ebenerdigem Zugang.“ Straßen und
Plätze wurden anschließend auf dem Oberdeck der
Tiefgarage angelegt. „Das Straßenniveau steigt zwar
von der Stadtmitte her an, allerdings nicht so weit,
dass dadurch der gesamte Höhenunterschied überbrückt wird. Ein Wohnturm, De Colonnade, dient daher als Sprung zum höhergelegenen Bereich.“
EINDRUCKSVOLLE KOLONNADEN Um die
Höhe betonen zu können, musste De Colonnade
­einen starken Eindruck machen. Folglich entschieden
sich die Architekten für eine Fassade mit Kolonnaden.
„Wir haben Säulen verwendet, um eine leicht wiedererkennbare und dennoch transparente Straßenfront
zu gestalten: Im Gegensatz dazu ist die Seite des Gebäudes mit Ziegeln verblendet, um den Wohnaspekt
zu verdeutlichen“, erläutert der Architekt.
INFO
PROJEKT
De Colonnade in Assen,
Niederlande
BAUHERR
Gemeinde Assen
ARCHITEKT
Ritzen Architecten, Maastricht
DACHZIEGEL
Koramic Datura schiefergrau glasiert
FASSADE MIT DACHZIEGELN Einige der Wohnungen mit ebenerdigem Eingang sind ebenfalls
mit Dachziegeln verkleidet. „Zwei verschiedene
Wohnungstypologien wurden kombiniert, um ein
abwechslungsreiches Straßenbild zu schaffen. Außerdem wollten wir möglichst wenige Materialarten
verwenden. Es wurden bereits große Anstrengungen
unternommen, damit sich das Viertel harmonisch in
das vielschichtige Stadtzentrum einfügt. An einigen
Stellen gehen die Dachziegel auf die Fassade über.“
„Dies ist ein recht traditionelles Projekt“, fasst Ritzen zusammen. „Es entspricht dem Maßstab und
den Materialien der Umgebung, hat aber gleichzeitig
eine einzigartige, moderne Erscheinung und Detaillierung. Keramische Dachziegel passen perfekt dazu.“
014 | DACH | FORT-DE-FRANCE | MARTINIQUE
Fotos: M. Jouas Boubou
FORT-DE-FRANCE | MARTINIQUE | DACH | 015
EIN TÖNERNES JUWEL FÜR EINE
EINZIGARTIGE SAMMLUNG
Das im traditionellen Stil von Martinique erbaute Musée du Père Pinchon
wird die umfangreiche archäologische, botanische, ornithologische
und entomologische Sammlung von Pater Pinchon beherbergen und
damit für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen. Der für den Bau
ausgewählte Actua-Dachziegel spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der
Widerspiegelung lokaler Traditionen, er ist auch die perfekte Lösung, wenn
es darum geht, Wirbelstürmen standzuhalten.
E
s ist nahezu unmöglich, über Martiniques
­Naturkunde zu sprechen, ohne Pater Pinchon
(1913–1980) zu erwähnen. Pater Pinchon war
Mitglied der „Père du Saint-Esprit“-Gesellschaft. Als
Professor für Naturwissenschaft im Priesterseminar
von Fort-de-France und Korrespondent des Naturkundemuseums in Paris widmete er sein Leben der
Aufgabe, eine Bestandsliste der Flora und Fauna auf
Martinique zu erstellen sowie die Geschichte der Insel
festzu­halten.
EIN MUSEUM FÜR PATER PINCHONS VER­
MÄCHTNIS Neben zahlreichen Büchern, die als Unterrichtsmaterial im privaten und öffentlichen Bereich
verwendet werden, hat Pater Pinchon umfangreiche
und einzigartige archäologische, botanische, ornithologische und entomologische Sammlungen hinterlassen (rund 10.000 Präparate). Um Pater Pinchon
zu würdigen und gleichzeitig seine Sammlungen zu
schützen, wurde die Entscheidung getroffen, ein an
das regionale Archivgebäude angeschlossenes Museum zu bauen, sodass auch die Öffentlichkeit Zugang zu seinem Vermächtnis erhält.
­ raditionen mit einem zeitgenössischen Architekturstil
T
kombinieren. Darum entschied er sich für den flachen
Falzziegel Actua multiblend, der in Wienerbergers
französischer Fabrik in Lantenne-Vertière hergestellt
wird. Neben den gestalterischen Überlegungen des
Architekten musste der Ziegel auch Wirbelstürmen
standhalten. Diese Anforderungen machen den
­Actua-Dachziegel zur perfekten Wahl.
Die Bauarbeiten für das Museum begannen im
Jahr 2011, die Fertigstellung des Gebäudes erfolgte 2014. Insgesamt wurden zirka 16.000 Dachziegel
geliefert, um damit eine Gesamtfläche von mehr als
1.000 Quadratmeter einzudecken. Die offizielle Einweihung wird Mitte 2015 stattfinden.
INFO
PROJEKT
Musée du Père Pinchon, Martinique
BAUHERR
Région Martinique
ARCHITEKT
Alain Grainville
DACHZIEGEL BIETEN IDEALEN SCHUTZ Das
Museum wird im herkömmlichen Stil von Martinique
in Fort-de-France gebaut. Biberschwanzziegel werden in Martinique traditionell für die Verkleidung von
Monumenten verwendet. Der für das Projekt verantwortliche Architekt Alain Grainville wollte lokale
DACHDECKER
Angel Construction Bois
DACHZIEGEL
Koramic Actua multiblend
FLÄCHE
1.300 m²
016 | DACH | JYVÄSKYLÄ | FINLAND
Die dunkle, mit Tondachziegeln
verkleidete Fassade ist interessant,
attraktiv und wartungsfrei.
Durch die Anbringung an den Latten
mit Schrauben sind Dachziegel
eine sichere und gutbelüftete
­F assadenlösung in Hinblick auf
den Feuchtigkeitsschutz.
Fotos: Wienerberger AG
Von einem finnischen Architektenehepaar entworfen und überwiegend
selbst gebaut, erregte das ­S kammi
House mit seiner dunklen, mit
Dachziegeln verkleideten Fassade viel
positive Aufmerksamkeit während der
lokalen Wohnungsbauausstellung in
Finnland.
JYVÄSKYLÄ | FINLAND | DACH | 017
FAST WIE EIN STEILDACH
Das Skammi House ist ein Einfamilienhaus in Jyväskylä, Mittelfinnland. Im Sommer 2014 fand in
dieser Stadt die jährlich an wechselnden Orten veranstaltete Nationale Wohnungsbauausstellung
statt. Insgesamt wurden 37 kleine Häuser auf dem Ausstellungsgelände gebaut, und das Skammi
House war das Vorzeigeobjekt des gleichnamigen Architekturbüros bei dieser Veranstaltung.
D
er Raumordnungsplan gewährte einen großen
Gestaltungsspielraum hinsichtlich der Gebäudemasse und der verwendeten Materialien.
Die Städteplaner hatten jedoch festgelegt, dass die
Fassaden in dem Häuserblock, in dem auch das
Skammi House steht, schwarz sein mussten. In der
konzeptionellen Entwurfsphase beabsichtigten die
Architekten noch eine Gestaltung der Fassade mit
traditionellen Vormauerziegeln. Aber Wienerbergers
Produktpalette bot eine sehr interessante Alternative: Eine Verkleidung der Fassade mit Tondachziegeln
würde dem Haus einen völlig neuen, markanteren
Charakter verleihen. So entschieden sich die Architekten tatsächlich für einen geradlinigen, schwarzen
und mattglasierten Dachziegel, den Koramic Datura,
mit seiner ruhigen, feinen Form.
FASSADENLÖSUNG MIT PRAKTISCHEN VOR­
TEILEN Das ausgewählte Produkt bot gerade für dieses Haus einige hervorragende technische Vorteile.
Da das Fundament eine Herausforderung darstellte,
wurden die Dachziegel eingehängt. Diese Art der
Montage erforderte ein weniger breites Fundament,
als dies bei einer aus Ziegeln gemauerten Fassade
der Fall gewesen wäre. Zudem konnten die keramischen Dachziegel dank der mechanischen Befestigungsart trotz der Kälte im November montiert
werden. Die größte Fassadenfläche ist in südöstlicher
Richtung zur Straße ausgerichtet, wo aufgrund fehlender Bäume kein Schatten auf das Haus fällt. „Da
dunkle Fassadenmaterialien durch wechselhaftes
Wetter sehr beansprucht werden, waren Tondachzie-
gel aufgrund ihrer ausgezeichneten Strapazierfähigkeit eine ausgezeichnete Wahl“, erläutert der Architekt Markku Sonninen.
INFO
PROJEKT
Skammi House in Jyväskylä, Finnland
LEBENDIGE, ENERGIEEFFIZIENTE ZIEGEL­
OBERFLÄCHE Regenwasser fließt von den Dachziegeln ab, anstatt von der Fassade aufgenom men
zu werden. Die Architekten betrachteten dies als
weiteren Vorteil ihrer Materialwahl. Die verblendete
Wand verhält sich in der Tat wie ein Steildach. Ein
Lüftungskanal hinter den Dachziegeln soll das Haus
gegen Überhitzung an den heißesten Sommertagen
isolieren. Die matte Glasierung ist widerstandsfähig
gegen mechanische Beanspruchungen und erzeugt
eine interessant glänzende Oberfläche.
„Eine schwarze Wand ist nicht immer schwarz,
sondern manchmal, zum Beispiel im Sonnenuntergang, orange und pink, und im Winter ist sie manchmal wunderschön weiß, wenn sie mit Frost überzogen ist“, schildert Sonninen.
Die Fassadenlösung, die als einzigartig und unerwartet im finnischen Markt gilt, erwies sich während
der Nationalen Wohnungsbauausstellung als Erfolg.
Das Material regte gemeinsam mit der Form des Hauses die Betrachter zu verschiedenen Assoziationen
an: von Lakritze oder Briefkasten bis hin zu traditionellen grauen Schindeldächern von Kirchen. Seit dem
Ende der Ausstellung wurde das Skammi House als
gewöhnliches Einfamilienhaus genutzt. Inzwischen
hat es alle Erwartungen hinsichtlich seines praktischen Nutzens und seiner wohnlichen Atmosphäre
übertroffen.
BAUHERR
Satu Ratinen und Markku Sonninen
ARCHITEKTEN
Satu Ratinen und Markku Sonninen
DACHZIEGEL
Koramic Datura schwarz, matt glasiert
FLÄCHE
196 m²
018 | DACH | LITAUEN
Fotos: Juozas Kamenskas
LITAUEN | DACH | 019
BLACK HOUSE BLUES
Zwei Familien haben ihn schon immer geliebt: den Blues. Viel
Blues. Laut gespielt – meistens zumindest. Für diese Leiden­
schaft gibt es keinen geeigneteren Ort als den Wald. Und so
bauten sie zwei schwarze Ziegelhäuser inmitten der Bäume.
Mit einer weißen Seele. Häuser, die den Blues ausdrücken.
D
ie Familien wünschten sich einen
hohen, zentralen Wohnraum, von
dem aus melancholische Musik das
gesamte Haus füllen und in jedes Zimmer
gelangen würde. Sie träumten davon, die
Glasfassade im Sommer aufzuschieben
und auf einer großen Holzterrasse im
Freien zu sitzen – ein Ort zwischen blues­
artigen Rhythmen und friedlichem Vogelgezwitscher. Sie wollten fürs Abendessen
Röhrenpilze im Vorgarten sammeln und
die wilde Natur bis in die Küche sprießen
lassen. Auch würden sie es niemals versäumen, gemeinsam mit Freunden einen
guten Weißwein zu genießen.
ENG VERBUNDEN MIT DEM WALD
Eine der von den Architekten zu lösende
Aufgabe war die Gestaltung eines sehr
hellen, gemütlichen und einladenden Innenraums mit einem engen Bezug zum
umliegenden Wald. Ein Ort, an dem die Familien ihren grundlegenden Bedürfnissen
nachgehen können. Gleichzeitig sollte sich
die Außenfassade harmonisch in die sensible Naturlandschaft einfügen. Darüber
hinaus mussten die Architekten die Häuser vorsichtig zwischen den hohen Kiefern
platzieren, sodass die meisten Bäume erhalten werden konnten. Diese Bedingungen hatten einen starken Einfluss auf die
Gebäudeform. Eingedenk dieser Umstän-
de halfen die Dachziegel und Klinker von
Wienerberger den Architekten bei der Auswahl eines sehr langlebigen Materials mit
einem starken Bezug zum lokalen Kontext,
was natürlich auch einen großen Beitrag
zur Qualität der Gesamtgestaltung leistete.
Die Rauheit und unregelmäßige Färbung
der Ziegelstruktur weist eine große Ähnlichkeit mit den Stämmen der Kiefern auf.
Zudem erzeugen die Dachziegel an sonnigen Abenden vielfältige Reflexionen mit
den diffusen Schatten der Bäume. Beide
Materialien kommunizieren miteinander
und mit ihrem Umfeld.
INFO
PROJEKT
Zwei Häuser im Wald, Litauen
BAUHERR
Privat
ARCHITEKTEN
Studija Archispektras
DACHZIEGEL
Koramic Actua 10 edelgraphit
FASSADENZIEGEL
Terca Frankfurt NF,
Terca Pagus Grijs WFD
FLÄCHE
1.000 m²
Fotos: Gregory Tachet
020 | FASSADE | METZ | FRANKREICH
METZ | FRANKREICH | FASSADE | 021
ARCHITEKTUR DER ERDE
UND DES LICHTS
Durch seine Lage in einer Grünzone scheint das Metz’In, das Universitätsrestaurant der Metz Technopôle, aus seiner natürlichen Umgebung herauszuwachsen. Fast 500 Gäste finden darin Platz, und es können zirka 1.200
Mahlzeiten pro Tag zubereitet werden. Aufgrund seiner Lage im Mittelpunkt
dreier ingenieurwissenschaftlicher Hochschulen war das Metz’In Gegenstand eines besonders akribischen Architekturkonzepts. Die Gestalter, das
Architekturbüro KL Architectes, das seit 20 Jahren in Metz ansässig ist,
sind in allen ihren Projekten bestrebt, Gebäude zu entwerfen, die untrennbar mit der umgebenden Landschaft verbunden sind. Dieses Projekt ist
ein weiteres herausragendes Beispiel hierfür.
INFO
PROJEKT
Neues Universitätsrestaurant in Metz,
Frankreich
BAUHERR
Crous
ARCHITEKT
KL Architectes
FASSADENBAUER
Salmon Group
FASSADE
Argeton Barro® Brise-Soleil naturrot
OBERFLÄCHE
600 m²
M
it der Absicht, einen zukunftsweisenden Ansatz mit der Einbindung in die Landschaft in
ihrem Designkonzept für das Metz’In zu verbinden, setzten KL Architectes auf einfache Materialien und spielten mit Licht durch die Montage des
­Barro Brise-Soleil-Systems von Argeton. Die Philosophie einer perfekten Kombination aus Gebäude und
Landschaft kommt in diesem Projekt hervorragend
zum Ausdruck. Benoît Corneux, einer der zehn Architekten des Büros, bestätigt den Grundsatz, nach
dem das Gebäude erbaut wurde: „Wohl wissend,
dass wir es mit einem Publikum von Ingenieuren zu
tun hatten, die sehr empfänglich sind für architektonische Identität, und, wie immer, mit unserem vorrangingen Interesse an einer Einbindung der Architektur
in die Landschaft, entwarfen wir dieses Gebäude, das
Normen für eine hohe Umweltqualität (HEQ) und niedrigen Energieverbrauch (BBC) erfüllt, wie eine natürliche Erhebung in der umgebenden Ebene – mit einer
Fassade, die direkt aus dem Boden wächst, und einer
Mischung aus einfachen und natürlichen Materialien:
Holzrahmen, begrüntes Dach und Terrakotta.“
AUSGEKLÜGELTES LICHTSPIEL Das Dach verleiht dem Gebäude eine gewisse Beharrlichkeit und
fördert die Regenwasserrückgewinnung. Die Anordnung des Argeton Barro® Brise Soleil in Terrakotta
spielt dabei eine wesentliche Rolle. Diese „doppelte
Haut“ mit einer beweglichen unteren Ebene ermöglicht es, je nach Tages- und Jahreszeit mit Licht zu
spielen. Er unterstützt die Brechung des Sonnenlichts
und optimiert die Helligkeit im Speisesaal, wobei er
dennoch Blicke in die Umgebung erlaubt. „Die Entscheidung für Terrakotta ist unserer Ansicht nach
auch eine Garantie für Langlebigkeit. Das ‚Naturrot‘
des Barro® harmoniert wunderschön mit dem Grün
der Umgebung“, erläutert der Architekt.
BRISE SOLEIL ALS ÄSTHETISCHE UND FUNK­
TIONALE LÖSUNG Ein Großteil der Montage wurde
von der Salmon Group, einem Spezialisten für Fassadenverkleidungen, überwacht und ausgeführt. Für
Thierry Groos, Direktor der Abteilung Verkleidungen,
ist dieses Projekt beispielhaft: „Wir haben sehr viel
an diesem Projekt gearbeitet, das unternehmensinterne Untersuchungen über mehr als sechs Monate
erfordert hat. Die Anordnung des Argeton Barro® in
Terrakotta ist eine der wesentlichen Erkenntnisse dieses Projekts sowohl in ästhetischer als auch technischer Hinsicht. Der Barro ist ein langlebiges Spitzen­
produkt. Es bietet ausgezeichneten Schutz gegen
Wetterlaunen sowie anderweitige Einwirkungen oder
Beschädigungen. Jedes Element kann einzeln ausgetauscht werden.“
Fotos: Wienerberger AG
022 | FASSADE | BREDA | NIEDERLANDE
BREDA | NIEDERLANDE | FASSADE | 023
DAS HERZ EINES
ERNEUERTEN STADTVIERTELS
Der Platz Dr. Struyckenplein ist Teil eines Stadtentwicklungsplans aus den 1950er- und 1960er-­
Jahren. Der symmetrische Platz verdankt seinen Namen der Dr. Struyckenstraat, die ihn kreuzt.
Im Laufe der Jahre haben sich das Erscheinungsbild und die Qualität beider Teile des Platzes
­verschlechtert. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde die Gestaltung des Platzes komplett über­
arbeitet. Ad Vingerhoets, Projektleiter der WonenBreburg Housing Corporation, war intensiv an
dieser Neugestaltung beteiligt.
D
er Platz Dr. Struyckenplein ist Teil eines Stadtentwicklungsplans, der von Architekt F.P.J.
Peutz für das Heuvel-Viertel der Nachkriegszeit
entwickelt wurde. Vingerhoets erläutert hierzu: „Heuvel ist ein neugestaltetes Quartier. Der Entwicklungsplan sieht vor, die Qualität der Nahversorgung aufzuwerten. Geschäfte, die Dinge des täglichen Bedarfs
anbieten, waren vom Dr. Struyckenplein abgewandert. Folglich musste der Platz einer kompletten Neugestaltung unterzogen werden, um diese Situation zu
verbessern.“
Heute ist der Platz von drei Blöcken geprägt, in
denen gewerblich genutzte Räume im Sockel und
Wohnungen auf den oberen Geschossen untergebracht sind. „Der größte davon ist der ‚Einkaufsblock‘
mit zwei Supermärkten und anderen Geschäften,
die Waren für den Alltagsbedarf verkaufen. Auf der
anderen Seite der Dr. Struyckenstraat befinden sich
zwei kleinere Baukörper: der ‚soziale Block‘ mit einer
Sporthalle und einem Restaurant sowie ein Gebäude,
das als Geschäftshaus geplant ist.“
MIT BEZUG ZUM UMFELD Die Architektur ist
vorrangig auf die Dr. Struyckenstraat ausgerichtet,
die den Platz diagonal durchquert. Der Straßenverlauf spiegelt sich in den Gebäuden, da diese schräg
abgeschnitten sind. „Ein Gebäude sollte zu seiner
Umgebung passen“, sagt Vingerhoets. „Die Bauwerke wurden deshalb ohne eindeutige Vorder- oder
Rückseite entworfen.“
ERGÄNZUNG DER BESTEHENDEN ­FASSADEN
Dem Bestand im Umfeld folgend, wurde Ziegel bewusst als Fassadenmaterial ausgewählt. „Der Dr.
Struyckenplein befindet sich direkt neben Wohngebäuden des Architekten F.P.J. Peutz, die eine ‚greifbare Fassade‘ mit einer einzigartigen Struktur aufweisen. Die neuen Gebäude an diesem Platz mussten
diesem Erscheinungsbild entsprechen. Aufgrund seines modernen Aussehens und einer Farbe, die zum
Bestand passt, fiel die Wahl ganz selbstverständlich
auf Wienerbergers handgefertigten Ziegel Thorn Marziale WF.“
Der Projektumfang der Neugestaltung des Dr.
Struyckenplein erforderte einen mehrjährigen Plan.
„Obwohl die letzten Wohnungen nicht vor Ende 2014
fertiggestellt wurden, sind erste Reaktionen bereits
positive. Jedenfalls ist der Dr. Struyckenplein nun wieder das Herz des Heuvel-Viertels, genau wie es der
Architekt F.P.J. Peutz einst beabsichtigte.“
INFO
PROJEKT
Dr. Struyckenplein in Breda,
Niederlande
BAUHERR
Woningcorporatie WonenBreburg,
Breda/Tilburg
ARCHITEKTEN
Locus Architecten, Leiden
Architectenburo JMW, Tilburg
MIX Architectuur, Ede
BAUUNTERNEHMEN
De Nederlandse Bouw Unie,
­Etten-Leur
FASSADENZIEGEL
Terca Marziale Handformat WF
024 | FASSADE | OSLO | NORWEGEN
WOT A HOUSE
Das nördlich der Osloer Stadtmitte gelegene Grundstück gehört zu einem Viertel, das
überwiegend aus Villen der 1930er-Jahre besteht. In den vergangenen Jahren wurde
­diese ­Gegend einer wachsenden Zahl von Nachverdichtungsprojekten unterzogen. In
diesem Fall wünschte der Bauherr ein Haus für seine fünfköpfige Familie im Hinterhof
eines Grundstücks, das sich seit Generationen im Familienbesitz befindet.
OSLO | NORWEGEN | FASSADE | 025
026 | FASSADE | OSLO | NORWEGEN
INFO
PROJEKT
Wothouse in Oslo, Norwegen
BAUHERR
Privat
ARCHITEKT
NSW AS
FASSADENZIEGEL
Terca Linnaeus reduziert
FLÄCHE
248 m²
Fotos: Einar Aslaksen
OSLO | NORWEGEN | FASSADE | 027
D
er Hof ist von traditionellen holzverkleideten Villen, saftig grünen Obstbäumen und vereinzelten geschützten Ahornbäumen umgeben. Aus Respekt
gegenüber den umliegenden Gebäuden
erhielt das Haus eine einfache kubische
Geometrie. „Unser Ziel war es, einen kompakten, massiven und zurückhaltenden
Baukörper zu schaffen, der fest mit dem
Boden verwurzelt ist“, erklärt der Architekt
Gudmund Stenseth. Die Lage des Gebäudes auf dem Grundstück ergab sich aus
den allgemeinen Vorschriften hinsichtlich
der Mindestabstandsflächen zu Nachbargrundstücken und Straßen. Dennoch gelang es, nach Norden und Süden hin intime
Plätze im Freien zu schaffen.
ZIEGEL BETONEN DIE MASSIVITÄT
DES GEBÄUDES „Eine Klinkerverblendung erschien uns als ideale Möglichkeit,
um die Massivität des Gebäudes zu unterstreichen. Die Klinker wurden mit ungewöhnlich schmalen, von der Oberfläche
zurückversetzen Mörtelfugen verlegt, um
den Eindruck einer Trockenmauer zu erzeugen“, schildert der Architekt. Mit Ausnahme der Außentüren aus Eichenholz ist
die verwendete Farbpalette zumeist gedeckt. Als Kontrast zu der dunklen Farbe
auf der Außenseite beschränken sich die
im Inneren verwendeten Materialien auf
Beton und Gipskartonoberflächen sowie
einen durchgehenden Bodenbelag aus unbehandeltem Fichtenholz.
IN LICHT GETAUCHTE INNENRÄU­
ME Das quadratische Bauwerk wird von
präzisen Ausschnitten für Fenster und
Türen durchstoßen, deren gezielte Anordnung abwechslungsreiche Tageslicht­
effekte auf allen drei Etagen erzeugt. Das
direkt über dem Treppenaufgang gelegene
Oberlicht füllt das Haus mit Tageslicht bis
hinab in das Untergeschoss. Dieser Bereich wird über ­einen tiefen Lichtschacht
zusätzlich mit indirektem Licht erhellt. In
sich ständig wechselnder Weise gelangt
natürliches Licht in das Gebäude und wird
dort gefiltert. Dieses Lichtspiel verstärkt
die ­
Eigenschaften der unterschiedlichen
Wohnbereiche, die ebenfalls vielfältige Blicke und einen engen Bezug zum Außenraum gewähren.
ERFOLGREICHES ERGEBNIS EINER
ENGEN ZUSAMMENARBEIT Da es sehr
wahrscheinlich ist, dass sich der Raumbedarf der Familie in den kommenden Jahren
wiederholt ändern wird, war ein flexibler
Grundriss eine Grundvoraussetzung. „Wir
favorisierten fließende Übergänge zwischen den unterschiedlichen Funktionsbereichen und haben deshalb die Schlafzimmer als natürliche Erweiterung der
Wohnbereiche im ersten Stock geplant“,
bemerkt Stenseth. WOTHOUSE lässt sich
auf eine ausgesprochen gute Beziehung
zwischen dem Bauherrn und den verschiedenen Handwerksfirmen zurückführen.
Das Resultat ist ein scheinbar einfaches
Haus mit konservativer Flächennutzung
und einer präzisen Detaillierung.
028 | FASSADE | FREIBURG | DEUTSCHLAND
Fotos: Architects Olaf Herzog
Beton und Vormauerziegel kombiniert: Der Baukörper wurde als Kubus geplant. Stützen und Träger aus Beton betonen mit den Licht-Schatten-Spielen die Extravaganz des
Entwurfs. Der Vormauerziegel Tallinn in tabac beige bildet einen unaufdringlichen Kontrast.
Eine gerade Linienführung zeichnet den Bauhof aus. Der moderne Entwurf nimmt regionale Traditionen auf. Verwaltungs- und Lagergebäude sind so zueinander gestellt, dass
die Anmutung einer Toreinfahrt entsteht.
FREIBURG | DEUTSCHLAND | FASSADE | 029
Der Wasserstrichziegel Tallinn hat eine warme Ausstrahlung,
die durch die Farbe tabac beige harmonisch ergänzt wird.
Jeder Stein wirkt wie ein Unikat. Die Hochwertigkeit dieser
Bauweise überzeugt noch nach Jahrzehnten.
AUTHENTISCHE
­E RSCHEINUNG
Nicht von ungefähr hat die Bundesstiftung Baukultur den
Gewerbebau der Bauunternehmung Hansmann aus Haslach
in der Reihe „Arbeitsorte der Zukunft“ präsentiert. Das vielbeachtete Firmengebäude unterscheidet sich von anderen
Gewerbebauten durch ein stimmiges architektonisches und
energetisches Konzept – ein Spiegelbild der Unternehmensphilosophie.
A
ufgabe der Architekten war es, ein Verwaltungsund Lagergebäude mit knapp 3.000 Quadratmetern Nettonutzfläche für die auf Sichtbeton
spezialisierte Firma zu entwerfen. Das Unternehmen
beschäftigt 45 Mitarbeiter, die Mehrzahl davon auf
Baustellen. Neben der Material- und Maschinenlagerung war ein Schreinerbereich für die Produktion der
Betonschalungen vorgesehen. Durch Teilunterkellerung der Lagerhalle wurde eine Hackschnitzelheizung
möglich, die mit Altholz gespeist wird.
In der Diskussion der Architekten vom Büro Harter
+ Kanzler Freie Architekten BDA, Freiburg, mit Bauherrin Ingeborg Hansmann ging es neben funktionalen Aspekten auch um Materialität und Ästhetik. Wie
lassen sich Qualitätsansprüche in Architektur „übersetzen“? Wie findet sich das Leistungsspektrum der
Baufirma im Entwurf wieder?
HOCHWERTIGKEIT BLEIBT AUF JAHRZEHNTE
SICHTBAR Für die Bauherrin stand Materialehrlichkeit im Fokus. Baustoffe und Bauteile sollten Erfahrung und handwerkliches Können demonstrieren.
Bekannt für seine Klarheit fiel die Wahl auf Sichtbeton, der hier für den Rohbau steht. Als Kontrast wur-
den Fassaden und Fußböden verklinkert. Mit dieser
Empfehlung deckten die Architekten auch Ausbauarbeiten als Tätigkeitsbereich der Firma Hansmann ab.
Kaum eine Bauweise gibt solch beredtes Zeugnis von
handwerklichem Können wie eine Vormauerziegelfassade. Jede Fuge muss sitzen.
„Mit großem Engagement errichteten unsere Mitarbeiter das Gebäude. Während Betonstelen und
-streben für reizvolle Licht-Schatten-Spiele sorgen,
steht der Terca-Wasserstrichziegel Tallinn in warmem
tabac beige in einem schönen Kontrast zum Sichtbeton. Jeder Stein wirkt wie ein Unikat, die Hochwertigkeit bleibt auf Jahrzehnte sichtbar“, sagt Ingeborg
Hansmann.
Auch Projektleiter Armin Stoll schätzt gebrannten Ton als hochwertigen und langlebigen Baustoff.
„Unser Büro entscheidet sich häufig für zweischalige
Fassaden. Wir schätzen die Ausdruckskraft und Strapazierfähigkeit. Herausforderung bei diesem Bauvorhaben war es, für den Bauherrn die richtige Sprache
in der Architektur zu finden. Die Kombination der Materialien und der zeitlose Entwurf haben der Baufirma
einen weithin sichtbaren Imagegewinn gebracht.“
INFO
PROJEKT
Hansmann Firmensitz in Haslach,
Deutschland
BAUHERR
Herbert Hansmann
Bauunternehmung GmbH
ARCHITEKT
Harter + Kanzler Freie Architekten
BDA, Freiburg
FASSADENZIEGEL
Terca Tallinn Wasserstrichziegel
in tabac beige
FLÄCHE
2.974 m²
Fotos: Wienerberger AG
030 | FASSADE | PARIS | FRANKREICH
PARIS | FRANKREICH | FASSADE | 031
Zac des Lilas – Eine städtebauliche
Herausforderung an der Schnittstelle
zwischen Paris und der Banlieue.
Der Pariser Bauträger RIVB wollte
mit dem Wohnbau ein starkes architektonisches Zeichen setzen, das den
Raum Paris und die Banlieue wieder
miteinander verbindet.
INFO
PROJEKT
Zac des Lilas in Paris, Frankreich
BAUHERR
Régie Immobilière de la Ville de Paris
(RIVP), Entwickler im Sozialwohnungsbau
ARCHITEKTEN
Avenier Cornejo Architectes,
­Chartier-Dalix Architectes associés
FASSADENZIEGEL
Terca Hectic reduziert
FLÄCHE
9.300 m²
HIGHLIGHT IM GROSSSTADTDSCHUNGEL
Was im sozialen Wohnbau alles möglich sein kann, zeigt das Projekt Zac des Lilas der jungen Büros
Chartier Dalix und Avenier Cornejo Architectes in Paris. Das weithin sichtbare, mit handgefertigten
Sichtziegeln von Wienerberger bekleidete und mit Windkraftanlagen versehene Gebäude verbindet
die Banlieue mit dem Raum Paris und setzt ein starkes architektonisches Zeichen.
Z
ac des Lilas befindet sich gerade noch in der Peripherie, die durch
die Ringautobahn, Périphérique genannt, von Paris getrennt wird.
Dies stellte eine städtebauliche Herausforderung für diesen großstädtischen Raum dar, der in ständiger Veränderung begriffen ist und
sich topografisch neu definiert. Der Bauherr, die RIVP oder Régie Immobilière de la Ville de Paris, fördert sozialen Wohnbau in der französischen
Metropole und definierte straffe Anordnungen für den Bau eines Gebäudes mit 240 Wohnungen für Migranten und junge Arbeitnehmer mit einer
gemeinsam genutzten Mediathek, Sporthalle, Gemeinschaftsküche und
einer Tageskrippe für 66 Kinder im Erdgeschoss.
KEIN ZUFALL Eine homogene anthrazitfarbene Haut überzieht das
gesamte Gebäude. Dafür wurden mit Hand gefertigte Terca-Sichtziegel
von Wienerberger verwendet, die eine unendliche Vielfalt an AnthrazitSchattierungen auf der Fassade ermöglichen und zudem langlebig und
leicht zu reinigen sind. Um den sinnlichen, matt schimmernden Velours-Charakter der Ziegel zu unterstreichen, haben die Architekten die
Schnittstellen der horizontalen und vertikalen Gebäudezäsur in Kupfer
gefasst, das mit dem dunklen Ziegelstein kontrastiert und die Fassade betont. Diese Materialwahl ist nicht zufällig. Der kommunale Bauherr
HIVB stellt damit eine direkte Verbindung zu dem historischen HBM-
Programm („habitation bon marché“, erschwingliches Wohnen) zur
­Bebauung des Grenzwalls entlang der ehemaligen Stadtbefestigungsanlage mit begrünten, meist sechsstöckigen Cités-jardins her, die zwischen den beiden Weltkriegen für erschwinglichen Wohnraum in s­ olider
Ziegelbauweise realisiert worden waren und das Pariser Stadtbild bis
heute entscheidend prägen.
EXPERIMENT WINDKRAFT Zwei Windkraftanlagen sind auf dem
Dach installiert. Diese Form der Energiegewinnung ist in europäischen
Städten derzeit in der experimentellen Phase. Der Windkanal, in dem
sich Zac des Lilas befindet, hat die Idee, das Gebäude mit Windkraft
zu versorgen, entscheidend begünstigt. Tagsüber versorgen die beiden
Windkraftanlagen die Tageskrippe und abends das Wohnheim für Mi­
granten in den beiden Obergeschossen und die Wohnungen der jungen
Arbeitnehmer auf sechs Etagen. Chartier Dalix und Avenier Cornejo Architectes schätzen den Verbrauch auf 25 kWh/m², was die Auflage laut
Plan Climat de Paris gänzlich erfüllt. 30 Prozent der benötigten Energie
werden mit zusätzlichen ECS-Solarpaneelen erzeugt. Zac des Lilas verbindet Funktionalität mit Eleganz und Ästhetik, die für Franzosen schlicht
unverzichtbar ist – und sich sichtlich lohnt.
Fotos: Mikael Linden
032 | FASSADE | HELSINKI | FINNLAND
GEBÄUDE MIT WAHRZEICHENCHARAKTER
Das Wohnbauprojekt Harjannetie war als neues Tor und Wahrzeichen für Helsinkis junges
­Viikinmäki-Quartier geplant. Das Gebäude am südlichen Zugang zu diesem Gebiet ist von der
­nahegelegenen Autobahn, die in die Innenstadt von Helsinki führt, gut sichtbar. Das Viertel ist
hoch oben auf den felsigen Hügeln gelegen, die sich über dem Vantaa-Flusstal erheben.
D
as L-förmige Gebäude wächst von drei auf acht Stockwerken an
und stellt so einen Bezug zu Viikinmäkis charakteristischem, steilem und felsigem Bergkamm her. Harjannetie ist die Hauptstraße
mit einer guten öffentlichen Verkehrsanbindung in das Stadtzentrum.
Das Viertel verfügt über eine sehr gute Infrastruktur, darunter der zentral
gelegene Park Maarianmaan puisto, eine Schule, Gemeindehäuser sowie ein Hof mit Spielplatz, die sich alle in unmittelbarer Nähe befinden.
Das markante Gebäude ist weithin sichtbar und bietet gleichzeitig eine
wunderbare Aussicht über Viikinmäki und zum südlich gelegenen Stadtzentrum von Helsinki.
HOCHWERTIGES DESIGN TROTZ KNAPPER MITTEL Aufgrund
der finnischen Finanzierungsregeln für Sozialwohnungen musste der
Entwickler dieses Projekts, das Wohnungsbauamt der Stadt Helsinki,
mit einem sehr knapp bemessenen Budget auskommen. Dennoch verfügt das Wohngebäude mit einer Bruttogeschossfläche von rund 9.000
Quadratmetern über 90 hochwertige Sozialwohnungen. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 26 und 129 Quadratmeter und werden aufgrund
sozialer Kriterien zugewiesen. Die meisten Mieter leben in Einpersonenhaushalten.
VERGLASTE BALKONE ERZEUGEN DEN RHYTHMUS IN DER
­FASSADE Jede Wohnung verfügt über einen verglasten Balkon, einige
haben zusätzlich eine offene Erweiterung. Die Balkone geben der bergartigen Gebäudemasse einen heiteren Rhythmus und vergrößern die
verfügbare Wohnfläche. Aufgrund der Glaseinfassung sind die Balkone trotz des kalten und windigen Klimas in Finnland ganzjährig nutzbar.
Im Gegensatz dazu ist die östliche Fassade mit Erkerfenstern gestaltet,
die Ausblicke in verschiedene Richtungen gewähren. Gutbeleuchtete
Treppenhäuser verbinden den Innenbereich des Gebäudes mit der umgebenden Natur. Gemeinschaftseinrichtungen für alle Mieter, darunter
drei Saunen und zwei Clubräume, befinden sich auf dem Dach. Von
HELSINKI | FINNLAND | FASSADE | 033
INFO
PROJEKT
Sozialwohnbau Harjannetie 44 in
Helsinki, Finnland
BAUHERR
Wohnungsbauamt Helsinki (ATT)
ARCHITEKT
Hannunkari & Mäkipaja Architects
FASSADENZIEGEL
Terca Pellava
FLÄCHE
9.000 m²
der großen Terrasse aus haben die Bewohner des Hauses einen wunderbaren Ausblick zum zentral gelegenen Park und über das gesamte
Viikinmäki-Viertel.
ZIEGEL ALS VERWEIS AUF DIE UMLIEGENDE BERGLAND­
SCHAFT Die Fassaden sind überwiegend als Mauerwerk ausgeführt.
„Die von uns als Fassadenmaterial ausgewählten grau-braunen finnischen Klinker schaffen einen Bezug zur umliegenden Felslandschaft“,
betonen die Architekten. Die Bewohner haben ihre neuen Wohnungen
im Herbst 2013 bezogen. Nach Angaben der Verwaltung sind die Mieter
mit ihrem neuen Zuhause sehr zufrieden. Das Gebäude wurde mit dem
„The Building Rose 2013 Award“ ausgezeichnet und gilt als das beste
Gebäude, das 2013 in Helsinki fertiggestellt wurde.
Fotos: Wienerberger AG
034 | FASSADE | VELDEGEM | BELGIEN
VELDEGEM | BELGIEN | FASSADE | 035
EINE FASSADE GLEICH
EINER JAPANISCHEN TAPETE
Das Haus, das sich wie eine Burg über einer ungeordneten Umgebung erhebt, ist nur über einen
schmalen Weg zu erreichen. Das reliefartige Muster der Fassade und seine wenigen Öffnungen
halten den Betrachter auf Abstand. Das Ambiente der Innenräume mit zwei komplett offenen
Ebenen und der ungehinderten Erschließung dank zweier Treppenaufgänge jedoch strahlt eine
großzügige Gastlichkeit aus.
Um das Reliefmuster der Außenwand zu erzeugen, hielten sich
die Architekten konsequent an die
Abmessungen des Etna-Klinkers. Sie
erstellten eine Excel-Tabelle, aus der
hervorging, w
­ elcher Ziegel in welcher
Reihe ­b ündig und welcher vorstehend vermauert werden sollte. Die
ausführende Firma verlegte die Klinker
entsprechend der Anweisungen, und
das Muster erschien quasi von selbst.
I
n gestalterischer Hinsicht lag die Latte für das
Bauprojekt von Jas und Elisa recht hoch. Privatsphäre war eines der Hauptanliegen. Der Bauplatz
liegt in einer sehr urbanen Gegend, eingezwängt
zwischen Bestandsgebäuden und deren Anbauten.
Der Wunsch des Ehepaars nach vier Kindern hat
das Entwurfspuzzle zudem nicht gerade vereinfacht.
Und das knappe Budget war der dritte kritische
Punkt.
KLINKER SCHAFFEN EINE EXPRESSIVE FAS­
SADENSTRUKTUR Die Fassade ist mit Terca-EtnaKlinkern verblendet, die in einem Reliefmuster mit hoher Ausdruckskraft verlegt wurden. Die Absicht hinter
dieser Ausführung ist, dass die flachen Bereiche im
Laufe der Zeit von einer grünen Patina überzogen
werden. Das Muster japanischer Tapeten diente als
Inspiration für diese Kombination von vorstehenden
Klinkern und grünen Flächen.
INFO
FENSTERÖFFNUNGEN GEWÄHREN AUS­
BLICKE UND SCHÜTZEN DIE PRIVATSPHÄRE Die
Architekten Dries Vens und Maarten Vanbelle zeichneten einen rechteckigen, sehr ausdrucksstarken
Baukörper, der auf unterschiedliche Weise bespielt
werden konnte. Die Fassadengestaltung leiten sie
aus dem Wunsch nach Privatsphäre ab und schufen
sorgsam eingelassene Fensteröffnungen im Erdgeschoss. Das kleine Fensterformat im Obergeschoss
verhindert Einblicke von außen. Von innen wirken diese ‚Gucklöcher‘ wie Bilderrahmen um die Ausblicke
in die ungeordnete Umgebung. Tageslicht fällt durch
die Dachkonstruktion, die aus zwei Metallträgern besteht, auf die eine A-förmige Rahmenkonstruktion mit
einer industriellen Sandwichverkleidung geschweißt
wurde. Die offenen Seiten der Dreiecke wurden verglast, damit das einfallende Sonnenlicht sich konti­
nuierlich verändert.
FLEXIBLE RAUMAUFTEILUNG Die Raumaufteilung des Hauses erlaubt maximale Flexibilität. Um ein
verspieltes Zusammenwirken zwischen den Gebäudeteilen zu ermöglichen, liegt der Eingang unterhalb
des Bodenniveaus, sodass ein Teil des Hauses über
drei Stockwerke reicht. Der Rest umfasst zwei offene
Ebenen, die über zwei Treppen miteinander verbunden sind, sodass eine durchgehende Bewegungsfreiheit ohne einen definierten Endpunkt möglich ist. Auf
der unteren Ebene befinden sich die Küche und ein
Sitzbereich. Je nach den jeweiligen Anforderungen
kann der obere Bereich verschiebbare Schlafbereiche, einen Bürobereich, ein Spielzimmer, Lagerfläche und das, was sonst benötigt wird, aufnehmen.
Diese Gestaltung gibt Jas und Elisa die Freiheit, die
Raumaufteilung und Ausführung entsprechend der
­finanziellen Möglichkeiten und dem Getrappel winziger Füße zu verändern.
FLÄCHE
PROJEKT
Privathaus in Veldegem, Belgien
BAUHERR
Jas & Elisa
ARCHITEKT
Atelier vens vanbelle
FASSADENZIEGEL
Terca Etna
236 m²
Fotos: Andrew Smith, SG Photography
036 | FASSADE | BEDWAS | UK
ZARTE ERSCHEINUNG
Eine autarke Wohneinrichtung, die 16 Bewohner mit langwierigen psychischen Erkrankungen
aufnehmen kann, wurde kürzlich im südlichen Teil von Wales fertiggestellt. Um sicherzustellen,
dass die Einrichtung das örtliche Umfeld harmonisch ergänzt, entschieden sich OMI Architects für
Wienerberger Ziegel der Marke Terca aufgrund seiner scheinbar abgenutzten Optik und Farbe.
E
ine autarke Wohneinrichtung für psychisch erkrankte Menschen,
die 16 Bewohner mit langwierigen psychischen Erkrankungen aufnehmen kann, wurde kürzlich in Bedwas, im Süden von Wales, fertiggestellt. Das Projekt ist das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen
OMI Architects und Grwp Gwalia – einem führenden gemeinnützigen
Anbieter von Sozialwohnungen und Betreuungsdienstleistungen. Der
Entwurf zielte darauf ab, eine hochmoderne Einrichtung zu realisieren,
die mit der bestehenden Wohnbebauung harmoniert.
TAKTILE BESCHAFFENHEIT Wie man vielleicht von der Architektur
im südlichen Wales erwartet, wurde die Wohneinrichtung mit einer blassen Außenhaut gestaltet, die an den regionalen Sandstein erinnert. Um
dieses Gleichgewicht zu erreichen, entschieden sich die Architekten für
den Terca Anglesey Weathered Buff Ziegel von Wienerberger, da dessen Patina und die scheinbar abgenutzte Optik perfekt mit dem Umfeld
harmonieren. Der ausgewählte Ziegel verstärkt die taktile Beschaffenheit
des gesamten Projekts, insbesondere im Hof. Die gelbbraunen Farbtöne erzeugen eine Leichtigkeit, die jedoch nicht dominiert, sondern einladend und attraktiv ist. Die weitere Detaillierung der Ziegelfassade ergibt
sich aus der Einfügung einiger sehr fein ausgearbeiteter Streifen im Läuferverband und der Verwendung tiefer, vorgefertigter Fensterbänke aus
Stein an den ausgestanzten Fenstern.
BRICK GARANTIERT EINE LANGE LEBENSDAUER Der Anglesey
Weathered Buff aus der Ziegelserie Terca von Wienerberger ist ein maschinell hergestellter, 65 Millimeter langer Klinker, der aufgrund der dem
BEDWAS | UK | FASSADE | 037
Ton eigenen Eigenschaften mehrere Vorteile mitbringt. Ein wesentlicher
Vorteil von Tonprodukten ist die Farbbeständigkeit des Materials; nutzt
man also Ziegel, wird die Farbe der Außenhaut weit länger als die Einrichtung selbst Bestand haben, sodass die Gesamtästhetik des Gebäudes für viele Jahre zementiert wird.
HÖCHSTE THERAPEUTISCHE STANDARDS Indem die Architekten mit ihrem Entwurf sichergestellt haben, dass sich die Einrichtung
harmonisch in den örtlichen Kontext einfügt statt sich von diesem abzuheben, habe sie ein Hauptziel erreicht. Es bedeutet nämlich nicht nur,
dass das Äußere des Gebäude auf den Betrachter ansprechend wirkt,
sondern auch höchste therapeutische Standards erfüllt werden, die ein
Umfeld schaffen, das Abgeschiedenheit bis zu einem Punkt der Behaglichkeit vermittelt – aber nicht darüber hinaus.
OMI Architects bemerken hierzu: „Wir sind von diesem Gebäude begeistert. Wenn man die Anforderungen bedenkt, die an die Schaffung
einer Verbindung zwischen einem Projekt wie diesem und seiner Umgebung gestellt werden, und die Rolle, die es im Genesungsprozess seiner
Bewohner spielen soll, wird das Ausmaß des Projekts schnell deutlich.
Die Verwendung von Wienerbergers Terca Anglesey Weathered Buff –
ein optisch weicher Ziegel – ermöglicht die Einbindung der zeitgenössischen Architektur des Gebäudes in dessen traditionelles Umfeld. Diese
Einbindung war eine unserer wesentlichen Überlegungen im Hinblick auf
die Bedürfnisse der Bewohner und der breiteren Allgemeinheit.“
INFO
PROJEKT
Wohneinrichtung für psychisch
­erkrankte Personen in Bedwas,
England
BAUHERR
Grwp Gwalia
ARCHITEKT
OMI Architects
BAUUNTERNEHMEN
JEHU Construction
FASSADENZIEGEL
Terca Anglesey Weathered Buff
038 | WAND | FRANKFURT | DEUTSCHLAND
U
m die Frankfurter Innenstadt neu zu beleben und um soziales und familienfreundliches
Wohnen zu ermöglichen, setzt die städtische
Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding
auf maßvolle Nachverdichtung. In einem Wohnquartier südöstlich des Doms und nordwestlich der Alten
Brücke wurde ein Mehrfamilienhaus in Passivhausniveau errichtet. Das Gebäude steht innerhalb einer
Blockrand-Bebauung, die stark durch den Baustil
der 1950er-Jahre geprägt ist: im Osten, Norden und
Westen durch vier- bis fünfgeschossige Wohnriegel,
südlich durch eine kleinteilige Wohnbebauung – teilweise mit historischer Substanz. Das Bauvorhaben
wurde durch das renommierte Büro Prof. Christoph
Mäckler Architekten realisiert. Mit seinem Entwurf hat
der Verfechter der Massivbauweise mit Ziegeln die
Anmutung der historischen Bebauung am Römerberg in eine moderne Formensprache übersetzt.
IDENTITÄTSSTIFTENDE LÜCKENBEBAUUNG
Der rechteckige Baukörper ist in zwei zueinander verschobene, nahezu gleich große Gebäudeteile gegliedert. Charakteristisch sind die beiden Satteldächer
mit unterschiedlicher Dachneigung sowie die schmalen Spitzgiebel. Auch die lichte Raumhöhe von 2,70
Meter gehört zu den Besonderheiten des Gebäudes.
Der Neubau hat fünf Vollgeschosse und ein Dachgeschoss. Alle Wohnungen verfügen über Terrassen,
Fotos: Johannes Vogt
FRANKFURT | DEUTSCHLAND | WAND | 039
WOHNEN AM DOM
Frankfurt am Main setzt konsequent auf energetisch
­optimiertes Bauen. In keiner anderen Stadt wird das ­Thema
Energieeffizienz von Gebäuden so konsequent umgesetzt wie in der „Passivhaus-Hauptstadt“. Mit dem Projekt
„Wohnen am Dom“ hat sie zusammen mit dem Architekten
Prof. Christoph Mäckler ein Zeichen für identitätsstiftende
Lücken­bebauung in der Innenstadt gesetzt und die vielfältigen Einsatzbereiche von Ziegeln im mehrgeschossigen
Wohnungsbau ausgelotet.
Balkone oder Loggien mit Südausrichtung. Südwestlich erweitern sich das Erd- und das erste Obergeschoss um einen kubischen Annex, an den sich ein
eingeschossiger Anbau mit Flachdach anschließt.
in Rot als Kammputz. Der in seiner Herstellung aufwendigere rote Fassadenputz verleiht dem Bau eine
Oberfläche, die mit ihrem Licht- und Schattenspiel
eine Fassade mit Plastizität erzeugt.
NEUE VISITENKARTE IN MONOLITHISCHER
BAUWEISE Die Außenwände bestehen aus einer
energieeffizienten Wandkonstruktion aus 49 Zentimeter starken und mit Mineralwolle verfüllten Ziegelblöcken, die nichttragenden Innenwände sind ebenfalls
aus Ziegeln. Die architektonische Eigenständigkeit
der beiden Gebäudehälften wird durch die unterschiedlichen Putzarten und -farben unterstrichen:
zum einen in Weiß mit Glattputz und zum anderen
ENERGETISCH DER ZEIT VORAUS Beheizung
und Trinkwassererwärmung erfolgen über Fernwärme. Alle Wohnungen verfügen über eine kontrollierte
Be- und Entlüftungsanlage zur Frischluftversorgung
mit Wärmerückgewinnung. Die innovative Aufzugs­
anlage bietet ebenfalls die Möglichkeit der Wärmerückgewinnung, die zum Vorwärmen des Trinkwassers genutzt wird.
INFO
PROJEKT
Mehrfamilienhaus in Frankfurt / Main,
Deutschland
BAUHERR
ABG Frankfurt / Züblin AG
ARCHITEKT
Prof. Christoph Mäckler Architekten
VERWENDETE PRODUKTE
Poroton-T7-MW,
ZWP-Plan-T-11,5
FLÄCHE
1.082 m²
www.architectum.com
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