Smart Grid special 36 Hochpräzisionszähler E850 © Landis+Gyr AG Die Zeit wird «smart» Die Energiestrategie 2050 stellt eine Reihe von Herausforderungen an die Energieversorgungsbranche. Das Bundesamt für Energie (BfE) hat im Juni 2012 eine Studie veröffentlicht, welche die Folgeabschätzung einer Einführung von «Smart Metering» im Zusammenhang mit «Smart Grids» in der Schweiz untersucht hat. Die Studie hat klar einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen von Smart Metering aufgezeigt und eine Reihe von Massnahmen für eine flächendeckende Einführung von Smart Metering in der Schweiz formuliert. Hersteller gründen swissmig Smart Metering, Smart Grid Die Hersteller und Anbieter von Hardund Software für Smart Metering und Smart Grid wollen ihre internationale Erfahrung einbringen und die Öffentlichkeit über den Stand der Technik, deren Nutzen und Möglichkeiten sowie über die Zukunfts-Trends informieren. Zu diesem Zweck haben sie einen Verein mit dem Kürzel «swissmig» Verein Smart Grid Industrie Schweiz gegründet. Zurzeit sind unter diesem Dach 16 Schweizer Firmen organisiert und mehrere Beitrittsgesuche sind seit der Gründung eingereicht worden. Sowohl Presse und Politik als auch die Elektrizitätswirtschaft suchen das Gespräch mit dem Verein. Letztlich geht es bei diesen Bestrebungen darum, einen substanziellen Beitrag zur Lösung der Energiefrage zu leisten. Denn eins sind sich alle einig: in Grössenordnung der Energieversorgung gerechnet ist 2050 übermorgen! Seit zirka 15 Jahren werden statische Messgeräte mit mindestens einem Mikroprozessor als «smart» bezeichnet. Industriekunden wenden seither Messgeräte an, welche der heutigen Definition von SmartMetern entsprechen. Im Haushalt dominierten bis heute die klassischen elektromechanischen Zähler. Smart Metering versteht sich als ein Teil von Smart Grid im folgenden Sinn: um das Übertragungs- und Verteilnetz fit zu machen für neuen Herausforderungen wie Energieflussumkehr, nur schwer voraussehbare Produktionsmengen (z. B. Windkraft und Solarenergie) oder Lastwechseln entsteht ein erhöhter Bedarf an Steuer- und Regelmöglichkeit. Während auf Ebene Höchstspannungsnetz seit bald 20 Jahren mit intelligenten Hochpräzisionszählern gemessen wird, fehlt dem Energieversorger auf der Ebene Orts- und Verteilnetz meist jegliche direkte Information. Hier greift der Smart-Meter ein, als Messwertgeber und Kommunikations-«Hub» für die Übermittlung von Messdaten Richtung Steuerzentrale (z. B. Verbrauchswerte alle 15 Minuten, Netzzustand etc.) sowie für Übertragung von Steuersignalen Richtung Endverbraucher Kompatibilität Smart Metering für Strom, Gas, Wasser und Wärme © GWF MessSysteme AG www.netcom-magazin.ch | 2/2012 Ein Smart Grid sorgt dafür, dass sich durch einen Energiefluss in beide Richtungen (orange Linie) und einen bidirektionalen Kommunikationsdatenfluss (blaue Linie) erneuerbare Energiequellen besser ins Netz integrieren lassen. Smart Grid steuert damit auch den Verbrauch – abhängig von der Verfügbarkeit der elektrischen Energie im Netz (z. B. Tarif­informationen, Schaltbefehle etc.). Eine besondere Bedeutung wird dem dynamischen Lastmanagement zukommen, da dadurch die Möglichkeit geschaffen wird das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch aktiv zu steuern. Die Aufrechterhaltung der Energiequalität und der Versorgungssicherheit steht im Zentrum der Bemühungen. Für die Verbraucherseite bedeutet ein Smart Grid enorme Kosteneinsparungen. Um dieses Ziel erreichen zu können, müssen Gebäudebetreiber nicht nur alle Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanwendungen sowie die Beleuchtung energieeffizient steuern, sondern auch den Verbrauch von elektrischer Energie optimieren. Hinzu kommt die Koordination von dezentralen Energie-Erzeugungsanlagen und die vorausschauende Bewirtschaftung von thermischen und elektrischen Speichern. Die Herausforderung besteht darin, die vielfältigen Insellösungen der Gebäudesysteme mit den Teilsystemen der Energieversorger über die Schnittstelle «Smart-Meter» zusammenzuschalten. Als signifikante Energieverbraucher (Gebäude sind heute für zirka 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs und rund 60 Prozent der CO2-Emission verantwortlich) und mit ihrer vorhandenen technischen Infrastruktur werden energieintelligente Gebäude künftig bei der wohldurchdachten Balance zwischen Energieerzeugung und -Verbrauch eine Schlüsselrolle übernehmen. Funktio2/2012 | www.netcom-magazin.ch © Siemens AG nen aus dem Übertragungsnetz wie z. B. Lastflussrechnung werden neu im Verteilnetz eine wesentliche Rolle spielen für die Online-Überwachung des Netzes. Dezentrale Einspeisungen werden an verschiedenen Orten im Verteilnetz zu Engpässen führen, die überwacht und alarmiert werden müssen. Mit der Lastflussrechnung werden aktuelle Werte berechnet, die nicht über Smart-Meter-Daten zur Verfügung stehen und erlauben damit eine lückenlose Überwachung des Netzes. Für die Prognose und Steuerung der EEG-Anlagen werden neue Programme zum Einsatz kommen, die auf Basis von vorhandenen Wettervorhersagen die zu erwartende Produktion von Wind- und Solaranlagen berechnen, die dann in den Fahrplänen berücksichtigt werden können. Autoren: Urs Imholz/GWF, Peter Kieffer/Landis+Gyr, Andy Kreuzer/ IDS Schweiz AG, Dieter M. Maurer/ Siemens Schweiz AG Verein Smart Grid Industrie Schweiz – swissmig www.swissmig.ch