TO 15 KONTROLLAMT DER STADT WIEN Rathausstraße 9 A-1082 Wien Tel.: 01 4000 82829 Fax: 01 4000 99 82810 e-mail: [email protected] www.kontrollamt.wien.at DVR: 0000191 KA IV - GU 9-5/10 Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H., Prüfung der Gebarung der Sparte Oper im Theater an der Wien in den Jahren 2006 bis 2010 Tätigkeitsbericht 2010 KA IV - GU 9-5/10 Seite 2 von 44 KURZFASSUNG Beginnend mit dem "Wiener Mozartjahr 2006" wird das im Jahr 1801 eröffnete Theater an der Wien wieder ganzjährig als Opernhaus genutzt. Das Theater an der Wien ist eine der drei Spielstätten der Vereinigten Bühnen Wien Ges.m.b.H. und wird als Stagionebetrieb geführt. Der gegenständliche Bericht zeigt die wirtschaftliche Entwicklung der Sparte Oper in der Vereinigten Bühnen Wien Ges.m.b.H. für die Wirtschaftsjahre 2006 bis 2010 auf. Insbesondere wurde auf einzelne Produktionen der Wirtschaftsjahre 2009 und 2010 gesondert eingegangen. Die Einschau durch das Kontrollamt zeigte, dass sich das neue Opernhaus in den letzten Jahren künstlerisch etablieren konnte. Die Kartenerlöse der ausgewählten Produktionen deckten rd. ein Viertel der direkt zuordenbaren Kosten ab. Wesentliche Planabweichungen wurden vom Kontrollamt einer kritischen Betrachtung unterzogen und führten zu Empfehlungen hinsichtlich der Jahresplanungen (Vollständigkeit, Höhe und Zuordnung der Kostenarten). KA IV - GU 9-5/10 Seite 3 von 44 INHALTSVERZEICHNIS 1. Allgemeines .................................................................................................................4 1.1 Prüfgegenstand .........................................................................................................4 1.2 Allgemeine Rahmenbedingungen des Rechnungswesens der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H. .............................................................................................................4 2. Sparte Oper im Theater an der Wien...........................................................................6 2.1 Ganzjährige Nutzung des Theater an der Wien als Opernhaus ................................6 2.2 Produktionsarten .......................................................................................................7 2.3 Programmkonzept des Theater an der Wien .............................................................8 2.4 Strategische und operative Ziele des Theater an der Wien .......................................9 2.5 Künstlerische Leitung des Theater an der Wien ......................................................10 3. Entwicklung der Sparte Oper 2006 bis 2010 .............................................................12 3.1 Programmierung der Jahre 2006 bis 2010 ..............................................................12 3.2 Entwicklung der direkten zurechenbaren Kosten und Erlöse 2006 bis 2010 ...........14 3.3 Entwicklung der Erlöse ............................................................................................15 3.4 Entwicklung der Kosten ...........................................................................................19 4. Ausgewählte Produktionen der Jahre 2009 und 2010 ...............................................20 4.1 Ausgewählte Produktionen gesamt .........................................................................20 4.2 Die Besessenen (Uraufführung) ..............................................................................22 4.3 Edita Gruberová (Konzert).......................................................................................24 4.4 Tanz der Blinden (musikalisches Kabarett) .............................................................27 4.5 Tod in Venedig (Ballettgastspiel) .............................................................................30 4.6 Partenope (Eigenproduktion)...................................................................................31 4.7 L'incoronazione di Poppea (Koproduktion) ..............................................................34 4.8 Zusammenfassende Feststellungen und Empfehlungen zu den sechs ausgewählten Produktionen ..........................................................................................39 Anhang ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS UND ALLGEMEINE HINWEISE ..................................44 KA IV - GU 9-5/10 Seite 4 von 44 PRÜFUNGSERGEBNIS 1. Allgemeines 1.1 Prüfgegenstand Der gegenständliche Bericht zeigt die wirtschaftliche Entwicklung der Sparte Oper in der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H. (VBW) für die Wirtschaftsjahre 2006 bis 2010 auf. Insbesondere wurde auf einzelne Produktionen der Wirtschaftsjahre 2009 und 2010 gesondert eingegangen. Die Auswahl der geprüften Produktionen erfolgte in Abstimmung mit der Opernintendanz und deckte den Großteil der Produktionsarten bzw. Musikgattungen der Oper, welche am Theater an der Wien (TAW) aufgeführt werden, ab. Im Tätigkeitsbericht 2007 des Kontrollamtes, "Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H. (auch Raimund-Theater-Verein), Prüfung der Finanzgebarung ab dem Jahr 2004" ist u.a. die Entstehungsgeschichte der Sparte Oper bzw. die Umwandlung des TAW in ein Opernhaus, der die Eingliederung der Festivals "OsterKlang" und "KlangBogen" aus dem Referat "Festival Management Wien" der Magistratsabteilung 7 - Kultur in die VBW voranging, detailliert dargestellt. Im Bezug habenden Bericht wurde daher nur im erforderlichen Ausmaß auf die Entstehungsgeschichte eingegangen. Die nunmehrige Prüfung durch das Kontrollamt umfasste die direkt zuordenbaren Kosten und Erlöse der Sparte Oper bzw. der einzelnen Produktionen, da die detaillierte Vergleichbarkeit der Gesamtkosten der einzelnen Produktionen nur mit erheblichem Aufwand und die Aussagen diesbezüglich eingeschränkt gewesen wären. Als Prüfungsgrundlagen dienten dem Kontrollamt Interviews, Fragelisten und übermittelte Unterlagen der Opernintendanz bzw. der Abteilungen Controlling und Rechnungswesen der VBW. Da ein direkter lesender Zugriff auf die Daten des Rechnungswesensystems der VBW die Prüfungsarbeit erleichtern würde, sagte die VBW zu, im Zuge der bevorstehenden Umstellung einen solchen vorzusehen. 1.2 Allgemeine Rahmenbedingungen des Rechnungswesens der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H. Mit der Aufnahme der Tätigkeit des neuen Geschäftsführers im Jahr 2008 kam es zu KA IV - GU 9-5/10 Seite 5 von 44 Umstrukturierungen in der internen Organisation der VBW. In der Folge wurden auch sämtliche Teilbudgets und Kostenstellen Budgetverantwortlichen zugeordnet, die für ihre Bereiche alle Bestellungen - mit Ausnahme des Abschlusses von längerfristigen Verträgen, Miet- und Leasingverträgen sowie Verträgen über Fremdpersonal - im Rahmen der definierten Budgets tätigen können. Ab einer Bestellhöhe von 10.000,-- EUR ist im Sinn des Vieraugenprinzips die vorherige Genehmigung über die Geschäftsführung erforderlich. Für jede Kostenstellenverantwortliche bzw. jeden Kostenstellenverantwortlichen wird monatlich ein Kostenstellenbericht erstellt und damit ein laufender Plan-Ist-Vergleich gewährleistet. Zum Zeitpunkt der Einschau wurden die Lohnverrechnung, die Finanzbuchhaltung (FIBU) sowie die Budgetierung der VBW in verschiedenen Systemen durchgeführt. Die Übernahme sowie der Abgleich der Daten der einzelnen Systeme gestaltete sich daher personalintensiv. Zusätzlich war die Reportingfunktionalität der FIBU mit diesem System sehr eingeschränkt, da die Daten in Excellisten exportiert und bearbeitet werden mussten. Die Umbuchungen zwischen den Kostenstellen wurden nur im Controllingsystem, nicht aber in der FIBU durchgeführt. Die Gemeinkosten wurden nur sehr aggregiert den Kostenträgern zugeordnet. Eine fundierte Aussage über die Höhe der Gesamtkosten einer Produktion war nur nach Vornahme von weiteren Umlagen möglich. Im Jahr 2009 kam es im Zuge der Änderung der Kostenstellenverantwortlichen auch zu zahlreichen Umbuchungen, die die Auswertungen und Interpretationen der Kontenbzw. Kostenstellenberichte zusätzlich erschwerten. Daher hat sich die VBW entschlossen, ein integriertes Elektronisches Datenverarbeitungs-System (EDV-System) für die FIBU, die Lohnverrechnung und zur Unterstützung des Controllings und des Reportings anzuschaffen. Das EDV-System sollte mit 1. Jänner 2011 in Betrieb gehen. Das Kontrollamt begrüßte die Umstellung auf ein neues integriertes EDV-System für das Rechnungswesen und regte zusätzlich an, eine Profitcenterrechnung je Produktion (für Plan- und Istdaten) im System vorzusehen. Weiters wurde empfohlen, sämtliche Erwartungsrechnungen und Mittelfristplanungen als unterschiedliche Planversionen im System zu führen. KA IV - GU 9-5/10 Seite 6 von 44 Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Der Einführung eines integrierten EDV-Systems liegt ein umfangreiches Kostenrechnungskonzept zugrunde, in welchem die Empfehlungen des Kontrollamtes Berücksichtigung finden. 2. Sparte Oper im Theater an der Wien 2.1 Ganzjährige Nutzung des Theater an der Wien als Opernhaus Beginnend mit dem "Wiener Mozartjahr 2006" wird das von Emanuel Schikaneder erbaute und im Jahr 1801 eröffnete TAW wieder ganzjährig als Opernhaus genutzt. Das TAW ist eines der drei Spielstätten der VBW und wird als Stagionebetrieb geführt, was bedeutet, dass die Inszenierungen im Anschluss an die Probezeit in längeren Serien gezeigt und danach wieder abgesetzt werden. Bei diesem System bilden Wiederaufnahmen von älteren Inszenierungen die Ausnahme. In den Jahresspielplan kann auch nur eine eng begrenzte Anzahl an Opern aufgenommen werden. Im Stagionebetrieb werden häufig Koproduktionen aufgeführt. Weiters verfügen die betreffenden Opernhäuser meist über kein eigenes Orchester und keinen eigenen Chor, sondern engagieren die Ensembles für die jeweilige Produktion. Im Gegensatz dazu haben Theater mit Repertoiresystem ein dauerhaft engagiertes Ensemble, mit dem sie mehrere hauseigene Inszenierungen über Monate oder Jahre hinweg im Repertoire behalten können. Künstlerisch bietet der Stagionebetrieb den Vorteil, dass jede Produktion rd. zwei Wochen im Theater endgeprobt und in jeder Folgeaufführung die Premierenbesetzung geboten werden kann. Aus technischen Gründen kann eine weitere Produktion erst nach Beendigung der vorherigen Aufführungssequenz zur Premiere gebracht werden. Da auch die Anzahl der Beschäftigten hinter der Bühne beim Stagionesystem geringer ist als bei einem Repertoirebetrieb, sind diese Häuser in der Regel weniger personalintensiv zu führen. Neben dem TAW (maximal 1.129 Sitzplätze; 50 Stehplätze) stehen dem opernbegeisterten Publikum in Wien noch die Wiener Staatsoper (1.709 Sitzplätze; 567 Stehplätze), die Volksoper (1.261 Sitzplätze; 72 Stehplätze) und die Wiener Kammeroper (340 Sitzplätze; acht Stehplätze) zur Verfügung. Für die Verbesserung des Komforts der Zu- KA IV - GU 9-5/10 Seite 7 von 44 schauerinnen und Zuschauer im TAW wurde die Sitzplatzkapazität beim Umbau im Jahr 2008 um 74 Plätze reduziert. Weitere Reduktionen der Zuschauerkapazitäten entstehen durch den unterschiedlichen Platzbedarf des Orchestergrabens bei den einzelnen Produktionen, was dazu führt, dass bei Konzerten und konzertanten Opern auch die Logen des zweiten Ranges durch die Beeinträchtigung der Sichtlinien nicht in den Verkauf gebracht werden. 2.2 Produktionsarten Nachstehend werden die einzelnen Produktionsarten der Sparte Oper näher beschrieben: - Eine Eigenproduktion wird vom Theater selbst initiiert und produziert. Dadurch können die Gegebenheiten des Hauses optimal genutzt werden, ohne Rücksicht auf eine eventuelle Koproduktionspartnerin nehmen zu müssen. Diese Produktionsart erreicht die größte (internationale) mediale Beachtung. Demgegenüber stehen die hohen Kosten einer solchen Produktion. - Bei einer Koproduktion wird mit der Koproduktionspartnerin gemeinsam die Aufführung geplant. Dementsprechend wird die Ausstattung gemäß den Voraussetzungen beider Häuser (z.B. Bühnenausstattung) angepasst. Durch die gemeinsame Finanzierung können die Fixkosten der Ausstattung und des Leading Teams geteilt, und damit für die einzelnen Partnerinnen bzw. Partner reduziert werden. Die variablen Aufführungskosten verbleiben nach wie vor unverändert bei den Opernhäusern. - Eine Uraufführung wird meistens in Form einer Eigenproduktion durchgeführt. Diese Produktionsart kann aber auch im Rahmen einer Koproduktion abgewickelt werden. Hiebei wird für die erstmalige öffentliche Aufführung in der Regel ein Kompositionsauftrag vergeben. - In Europa gibt es ca. zehn bis 15 Operninstitutionen (z.B. Glyndebourne, Zürich, Hamburg, München, Frankfurt, Dresden, Amsterdam, Berlin, Paris, Brüssel, Kopenhagen, Wien usw.), mit denen vom TAW auf hohem künstlerischen Niveau nicht nur Kopro- KA IV - GU 9-5/10 Seite 8 von 44 duktionen, sondern auch Kooperationen eingegangen werden. Dabei tritt entweder ein anderes Opernhaus mit dem Vorschlag an das TAW heran, eine bestimmte Produktion im TAW aufzuführen, oder das TAW teilt einem dieser Opernhäuser mit, dass es eine Produktion, welche bereits dort gespielt wurde, gerne ins Programm aufnehmen würde. Im Fall einer Einigung wird ein Pauschalbetrag für diese Kooperation vom produzierenden Haus an das andere in Rechnung gestellt. Vom kooperierenden Opernhaus sind im Regelfall aber auch alle Nebenkosten, wie Transport, Versicherung und diverse Adaptierungskosten, zu tragen. - Im Gegensatz dazu wird bei einem Gastspiel die Gesamtproduktion (inkl. Ausstattung, Regie sowie alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler) von einer Partnerin bzw. einem Partner in Summe eingekauft. - Eine Wiederaufnahme ist dadurch gekennzeichnet, dass eine bereits gezeigte Produktion (in den nächsten zwei bis fünf Jahren) wieder auf den Spielplan gesetzt wird. Während die Ausstattung und die Regie wie bei der ersten Aufführungsserie gleich gehalten werden, kommt es bei der Solistinnen- bzw. Solistenbesetzung meist zu Veränderungen, sodass das Werk neu einstudiert werden muss. Da bei der Ausstattung nur Adaptionen und Ausbesserungen notwendig sind, verringern sich die Fixkosten. - Bei Neuproduktion werden die Produktionen völlig neu konzipiert. - Daneben gibt es noch konzertante Opern, wobei das Musiktheaterstück wie ein Konzert ohne Bühnenbild, Kostüme und Regie aufgeführt wird. Konzertante Aufführungen kommen vor allem bei sehr großen Werken oder bei unbekannten Werken der Opernliteratur zur Anwendung. 2.3 Programmkonzept des Theater an der Wien Das grundsätzliche Programmkonzept des TAW beruht auf Barockopern, Wolfgang Amadeus Mozart und seiner Zeit sowie auf der zeitgenössischen Oper. Das im zweijährigen Rhythmus stattfindende Projekt mit dem Hamburg Ballett sowie die im Souterrain des TAW ("Hölle") stattfindenden Projekte sind weitere Pfeiler in der Programmplanung. KA IV - GU 9-5/10 Seite 9 von 44 Das TAW hat sich auch exklusiven Konzertabenden verschrieben, wobei insbesondere weithin unbekannte Opernwerke, die konzertant aufgeführt werden, sowie Konzerte mit Starsolistinnen bzw. Starsolisten zur Aufführung gebracht werden. In vielen europäischen Metropolen wie München, Berlin, Paris oder Amsterdam findet die Musikliebhaberin bzw. der Musikliebhaber regelmäßig Barockopern auf den Spielplänen der großen Opernhäuser. In Wien übernimmt diese Rolle der großen Opernhäuser das TAW, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Wiener Kammeroper als kleines Opernhaus auch regelmäßig Barockopern auf ihrem Spielplan hat. Pro Jahr sind im Programmkonzept des TAW zwölf Premieren (eine pro Monat) und insgesamt rd. 100 Aufführungen geplant. Einige von diesen werden als Koproduktionen mit wichtigen Opernhäusern und Festivals in Europa und den USA durchgeführt, um auch besetzungspolitisch die Weltelite nach Wien zu holen. Für Festivals und Sonderveranstaltungen (Opernsommer) werden auch andere Spielstätten (Semperdepot, diverse Kirchen, Wiener Musikverein) angemietet. In der Wiener Festwochenzeit (Mai bis Juni) vermietet das TAW seine Räumlichkeiten an die Wiener Festwochen Gesellschaft m.b.H. (WFW). Koproduktionen mit den WFW - über das Mozartjahr 2006 hinaus - fanden nicht statt. Die Zusammenarbeit mit der Wiener Staatsoper beschränkte sich auf eine Produktion. Nach Angaben der VBW erfolgt jedoch jährlich eine Abstimmung des Programmes dieser beiden großen Opernhäuser. 2.4 Strategische und operative Ziele des Theater an der Wien Das vorne beschriebene Programmkonzept leitet sich aus dem von der Stadt Wien bzw. Wien Holding GmbH (WH) als Eigentümerin vorgegebenen Kulturauftrag, ein Stagionekonzept mit Schwerpunkt auf Barock, Mozart und Moderne im TAW umzusetzen, ab. Weitere Vorgaben sind in allgemeinen Formulierungen in den Dienstverträgen der künstlerischen Leitung enthalten. Verbindliche Kriterien für den Betrieb und die Finanzierung des TAW oder Maßstäbe, an denen sich die Zielerreichung messen ließe, wurden bisher nur rudimentär festgelegt. KA IV - GU 9-5/10 Seite 10 von 44 Ein internes Strategiepapier der VBW (Strategie 2013) aus dem Jahr 2008 enthält die finanzielle Zielsetzung der Eigenfinanzierung der Sparte Oper mit 20 % und eine erwartete Anzahl an Abonnentinnen bzw. Abonnenten sowie die Festlegung der Anzahl der durchzuführenden Veranstaltungen (100 Aufführungen pro Jahr, zwölf Premieren pro Saison, jeden Monat ein neues Opernevent). Über eine eventuelle in der VBW erfolgte Weiterführung des Strategieprozesses in Richtung weiterer operationalisierbarer Ziele für das TAW wurden dem Kontrollamt keine Unterlagen vorgelegt. Das Kontrollamt regte daher an, den Strategieprozess der VBW dahingehend zu erweitern, dass weitere operationalisierbare Zielsetzungen für die Sparte Oper erarbeitet werden und die Erreichung dieser Zielsetzungen im Sinn einer kontinuierlichen Betriebssteuerung laufend evaluiert wird. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Wie hier vom Kontrollamt angeführt, wurden quantitative Zielsetzungen für die Sparte Oper hinsichtlich der Anzahl der jährlichen Veranstaltungen, des erzielbaren Eigendeckungsgrades und der geplanten Anzahl an Abonnentinnen bzw. Abonnenten im Strategieprozess festgelegt. Da ein subventionierter Hochkulturbetrieb grundsätzlich durch seinen Kulturauftrag definierte qualitative Ziele verfolgt und seitens der Stadt Wien der kurzfristig budgetäre Rahmen vorgegeben wird, ist es schwierig weitere operationalisierbare Ziele zu definieren. 2.5 Künstlerische Leitung des Theater an der Wien Das TAW und damit die Sparte Oper der VBW wird von einem Intendanten, der gleichzeitig auch Prokurist der VBW ist, geleitet. In künstlerischen Fragen ist der Intendant unabhängig, wobei hingegen die gesamte nichtkünstlerische Tätigkeit der Zustimmung des Geschäftsführers der VBW bedarf. Als genehmigte Nebenbeschäftigung übt der Intendant eine Lehrtätigkeit an einer höheren technischen Lehranstalt im Ausmaß von vier Wochenstunden aus. Vor der Tätigkeit im TAW fungierte der Intendant als Musikintendant für die Festivals "OsterKlang" und "KlangBogen", welche durch die Magistratsabteilung 7 beauftragt wurden. KA IV - GU 9-5/10 Seite 11 von 44 Der Intendant ist vertraglich bis 31. August 2016 (mit einer Verlängerungsoption bis 31. August 2019) an die VBW bzw. das Opernhaus TAW gebunden, wobei im diesbezüglich abgeschlossenen Dienstvertrag auch sein Aufgabengebiet festgeschrieben ist. Demgemäß sind damit sämtliche Aufgaben eines Intendanten, insbesondere die Planung und Vorbereitung sowie Realisierung des Spielplans, die künstlerische Betreuung und Verantwortung einer klassischen Bespielung des TAW sowie die Planung, Vorbereitung und Durchführung diverser Festivals, umfasst. Der Intendant ist weiters im Rahmen der Kostenstellenverantwortlichkeit für das Produktionsbudget der Sparte Oper zuständig. Dieses umfasst "alle Anschaffungen und Leistungen, die vom Publikum während einer Aufführung wahrgenommen, als gesamte Einheit bewertet und abtransportiert werden können". Das vereinbarte monatliche Entgelt für diese Leistungen unterliegt einer Valorisierung in Anlehnung an das Bezugsschema für Beamtinnen bzw. Beamte der Stadt Wien. Eine gesonderte Pensionsregelung findet sich im Dienstvertrag nicht. Gemäß interner Aufstellung der VBW über "Rationalisierungen und Einsparungen 2008 bis 2010 in der VBW" werden an den Intendanten keine Prämien mehr ausbezahlt, wobei das Kontrollamt feststellte, dass im Dienstvertrag ein Anspruch auf mögliche Prämien auch nicht vorgesehen ist. Da die gesamte Führungsebene der VBW nicht mehr dem Kollektivvertrag unterliegt, war damit auch für den Intendanten des TAW eine Erhöhung der Arbeitszeit von 35 auf 40 Wochenstunden, die Streichung von Zulagen (wie Haushaltsund Kinderzulage, Fahrtkostenzuschuss, Mittagsgeld etc.), kein Anspruch auf Jubiläumszahlungen etc. verbunden. Mit Schreiben vom 4. Juni 2010 wurde dem Intendanten mit diesem Datum ein über Sponsoring finanziertes Fahrzeug zur Verfügung gestellt und eine Privatnutzung dieses Fahrzeuges mit Kostenübernahme durch den Intendanten vereinbart. Insbesondere wurde auch in die Vereinbarung mit dem Intendanten aufgenommen, dass bei Beendigung des Sponsoringvertrages nicht ein automatischer Anspruch auf die Zurverfügungstellung eines Dienstfahrzeuges begründet wird. Im Sideletter zum Dienstvertrag des Intendanten vom 23. Februar 2010 betreffend die Verlängerung des Dienstverhältnisses wurde u.a. festgehalten, "dass die Geschäftsfüh- KA IV - GU 9-5/10 Seite 12 von 44 rung der VBW zu Beginn der neuen Regierungsperiode (2011) mit den Verantwortlichen der Wiener Stadtregierung ein gesichertes, rücklagenfähiges, mehrjähriges Budget für den Opernbetrieb im TAW im Rahmen der Gesamtsubvention der VBW anstrebt". Dazu war festzuhalten, dass die VBW bisher immer nur um Subventionierung des laufenden Betriebes für das nächste Wirtschaftsjahr angesucht hat. Um die weit im Voraus notwendige Programmierung des Opernhauses - aber auch der Sparte Musical mit zwei weiteren Aufführungsstätten - für die VBW zu erleichtern, erschien dem Kontrollamt die Beantragung einer mehrjährigen Subvention sinnvoll. Aufgrund der Tatsache, dass nicht benötigte Subventionsmittel jedoch an die Subventionsgeberin zurückzuzahlen sind, empfahl das Kontrollamt, innerhalb der VBW keine automatisch rücklagenfähigen Budgets einzurichten. Sollten in einem Jahr in Teilbereichen budgetierte Mittel nicht benötigt werden, hat der Generaldirektor der VBW als für die Ressourcenallokation Verantwortlicher zwischen den beiden Musikgattungen der VBW einen Ausgleich zu finden. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Die Generaldirektion erachtet eine mehrjährige, den Bedürfnissen des Kulturbetriebes VBW entsprechende Finanzierung, als sinnvoll und auch wünschenswert. Bedingt durch die Volatilität der Kartenerlöse und des jährlichen Unternehmenserfolges ist für eine längerfristige Planungssicherheit die Möglichkeit der Bildung von Rücklagen unerlässlich, um eine Über- bzw. Unterdeckung einzelner Jahre auszugleichen. 3. Entwicklung der Sparte Oper 2006 bis 2010 3.1 Programmierung der Jahre 2006 bis 2010 Das Wirtschaftsjahr 2006 war geprägt durch die Umwandlung des TAW in ein ganzjährig bespielbares Opernhaus und die künstlerische Ausrichtung auf den 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart. In diesem Jahr wurden fünf Hauptopern Mozarts ("Idomeneo", "La Clemenza di Tito", "Die Zauberflöte", "Così fan tutte" und "Don Giovanni") als Neuproduktionen sowie die weniger bekannten Werke "Lucio Silla" und "Die Schuldigkeit des ersten Gebots" (ebenfalls eine Neuproduktion) im TAW aufgeführt. Die KA IV - GU 9-5/10 Seite 13 von 44 Uraufführung "I hate Mozart" erfolgte in Zusammenarbeit mit der "Wiener Mozartjahr" Organisationsges.m.b.H. Darüber hinaus konnte in rd. 20 Konzerten ein Querschnitt über das instrumentale Schaffen Mozarts gegeben werden. Im Jahr 2006 fand zum letzten Mal das Festival "KlangBogen" statt. Mit den Produktionen "La nozze di Figaro" und "La finta semplice" sowie der Wiederaufnahme von "Idomeneo" blieb auch 2007 die Mozartpflege - über das Mozartjahr hinaus - ein Anliegen des TAW. Weiters wurde mit "L'orfeo", "Orlando Paladino" und "Giulio Cesare" der Brückenschlag zur Barockoper durchgeführt. Ein weiteres Barockprojekt stellte die Uraufführung von Bachs "Weihnachts-Oratorium" in Koproduktion mit dem Hamburg Ballett (Staatsoper Hamburg) dar. Als drittem Schwerpunkt wendete sich das TAW mit den Produktionen "A Street Car Named Desire" und "Dead Man Walking" zeitgenössischen Themen zu. Des Weiteren wurde eine neue Veranstaltungsreihe im großen Pausenfoyer Hölle (Kabinett-/Figurentheater) gestartet und ein achtteiliger Beethoven-Zyklus veranstaltet. Im Jahr 2008 präsentierte das TAW neben wesentlichen Werken des 20. Jahrhunderts ("The Rake's Progress", "Intermezzo", "Katja Kabanova", "Dialogues des Carmélites") weitere Opern aus der Barock-Epoche ("Era la notte", "La fida ninfa" [konzertante Aufführung], "Ariodante"). Die Barocken Festtage 2008 beinhalteten fünf Opern ("Orfeo ed Euridice") und fünf Konzertabende an zehn aneinanderfolgenden Abenden. Im Rahmen des Opernsommers 2008 wurden "Die Zauberflöte" in Koproduktion mit der Sächsischen Staatsoper Dresden, "Luisa Fernando" in Koproduktion mit mehreren Opernhäusern sowie eine Produktion des Kabinetttheaters aufgeführt. Das Jahr 2009 startete mit der Produktion "Pelléas et Mélisande", worin Weltstar Natalie Dessay als Mélisande am TAW debütierte. Von dieser Produktion konnte eine DVD zur kommerziellen Verwertung erstellt werden. Als Fortsetzung des Händelzyklus konnte in der Produktion "Partenope" mit Christine Schäfer eine "Ausnahme-Sopranistin" in der Rolle der Partenope gefunden und mit dem Oratorium "Messiah" eine Neuinterpretation und Neuinszenierung von Claus Guth, einem der derzeit gefragtesten Regisseure in Europa, auf die Bühne gebracht werden. Eine Koproduktion mit der KA IV - GU 9-5/10 Seite 14 von 44 Staatsoper Hamburg brachte das Werk "Death in Venice" von Benjamin Britten und gleichzeitig das Debüt von Donald Runnicles, dem Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin, ans TAW. Einen der Höhepunkte in diesem Jahr bildete die Produktion "Il Mondo della Luna" von Josef Haydn, die eine Zusammenarbeit von Nikolaus Harnoncourt mit dem Concentus Musicus (Instrumental Ensemble) und dem Regisseur Tobias Moretti war. Diese Produktion wurde im Österreichischer Rundfunk (ORF) übertragen und ebenfalls als DVD aufgenommen. Das TAW startete im Jahr 2010 mit "Die Besessenen" eine neue Serie der jährlichen Uraufführungen mit dem Schwerpunkt auf das Musiktheater des 21. Jahrhunderts. Diese Produktion war eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Klangforum Wien, einem der bedeutendsten Ensembles für zeitgenössische Musik in Europa. Der OskarPreisträger Stefan Ruzowitzky (ausgezeichnet in der Kategorie Regie) gab sein Debüt als Opernregisseur mit der Produktion "Der Freischütz". Mit der Oper "Semele" konnte ein weiteres Highlight ins TAW gebracht werden, insbesondere da auch in dieser Kooperation mit dem Opernhaus Zürich nach einer mehr als zehnjährigen Absenz Cecilia Bartoli wieder in einer szenischen Aufführung in Wien zu sehen war. In der Regie von Harry Kupfer - einer der wesentlichsten Opernregisseure des 20. Jahrhunderts - war "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss ein weiterer Höhepunkt des Theaterjahres im TAW. Mit der Oper "Il Postino" von Daniel Catan mit Placido Domingo in der Rolle des Dichters Pablo Neruda - einer Koproduktion mit der Los Angeles Opera - beschloss das TAW das Jahr 2010 mit einer europäischen Erstaufführung. 3.2 Entwicklung der direkten zurechenbaren Kosten und Erlöse 2006 bis 2010 Die Auflistung der direkt zurechenbaren Kosten und Erlöse der Sparte Oper in den Jahren 2006 bis 2010 - wobei für das Jahr 2010 zum Zeitpunkt der Einschau nur die Planwerte vorlagen - zeigt folgendes Bild (in Mio.EUR): Kartenerlöse Sonstige Erlöse Summe ERTRÄGE Materialaufwand und bezogene Leistungen Ist 2006 3,90 1,45 5,35 Ist 2007 2,64 1,89 4,53 Ist 2008 2,93 2,18 5,11 -6,92 -5,22 -6,18 Ist 2009 Plan 2010 3,25 3,22 2,33 2,09 5,58 5,31 -7,83 -8,07 KA IV - GU 9-5/10 Seite 15 von 44 Sonstige betriebliche Aufwendungen Personalaufwand, Solisten, Ensemble Summe AUFWAND Erlöse minus direkt zuordenbare Kosten (DB I) Ist 2006 -2,59 -6,29 -15,80 Ist 2007 -2,80 -7,18 -15,20 Ist 2008 -2,82 -8,39 -17,39 -10,45 -10,67 -12,28 Ist 2009 Plan 2010 -2,88 -2,65 -8,83 -10,24 -19,54 -20,96 -13,96 -15,65 Wie in der Tabelle ersichtlich, hat sich der von der Sparte Oper im TAW erzielte DB I im Betrachtungszeitraum von -10,45 Mio.EUR im Jahr 2006 auf -13,96 Mio.EUR im Jahr 2009 um 3,51 Mio.EUR bzw. rd. 34 % verschlechtert. Unter Berücksichtigung des Planwertes für 2010 ergibt sich eine weitere Erhöhung des negativen DB I um rd. 1,69 Mio.EUR bzw. 12 %. Die Daten der aktuellen Erwartungsrechnung zum Stand September 2010 konnten in die Betrachtung nicht einbezogen werden, da diese von der VBW nicht nach den Sparten Oper und Musical getrennt dargestellt werden. 3.3 Entwicklung der Erlöse 3.3.1 Im "Mozartjahr 2006" konnten 3,90 Mio.EUR an Erlösen aus Kartenverkäufen erzielt werden. Dies war durch die Vielzahl an Veranstaltungen im Mozartjahr und durch die große Werbewirksamkeit dieses Jubiläumsjahres möglich. Im Jahr 2007 konnten ohne diese Effekte nur Kartenerlöse von 2,64 Mio.EUR erreicht werden. Dem TAW ist es aber mit der Etablierung des TAW als ganzjährig bespielbares Opernhaus mit Eigenproduktionen gelungen, bis zum Ende des Jahres 2009 die Erlöse aus Kartenverkäufen auf 3,25 Mio.EUR oder um 23,1 % zu steigern. Für das Jahr 2010 wurden Kartenerlöse von 3,22 Mio.EUR geplant. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Die Erlöse der Jahre 2006 und 2007 sind mit den darauffolgenden Jahren, wie vom Kontrollamt zutreffend festgestellt, nicht direkt vergleichbar. Im Jahr 2007 wurde der eigentliche Spielbetrieb mit Eigenproduktionen erst am 28. Februar aufgenommen, die Spielzeit war also um zwei Monate kürzer, als die der darauffolgenden Jahre. KA IV - GU 9-5/10 Seite 16 von 44 Den gesamten Kartenerlösen der Oper liegen folgende Anzahl von Vorstellungen sowie die damit erzielte Publikumsanzahl und Finanzauslastung (Maximale zu tatsächlichen Kartenerlösen in %) zugrunde: Anzahl der Vorstellungen Publikumsanzahl Sitzplatzauslastung in % Finanzauslastung in % Ist 2006 130 111.260 92,1 70,6 Ist 2007 116 89.562 83,8 56,3 Ist 2008 135 87.539 81,6 60,6 Ist 2009 Plan 2010 130 106 90.089 nicht verfügbar 86,8 nicht verfügbar 69,4 70 Während in den Jahren 2006 und 2007 vereinzelt infolge des Mozartjahres bis zu zehn Vorstellungen pro Produktion im Musiktheaterbereich inkl. Tanz aufgeführt wurden, betrug die Anzahl 2008 und 2009 maximal sechs Vorstellungen, was einer durchschnittlichen Veranstaltungsanzahl von 4,7 pro Produktion entspricht. Das Kontrollamt gab zu bedenken, dass durch das begrenzte Kartenkontingent interessierte potenzielle Besucherinnen bzw. Besucher keine Karten für die betreffende Produktion erhalten könnten. Es wurde daher angeregt, bei der Planung der Anzahl der Vorstellungen auch den Gesichtspunkt, einer breiteren Publikumsschicht den Besuch der Aufführungen im TAW zu ermöglichen, aufzugreifen. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Da jede zusätzliche Aufführung einen zusätzlichen negativen Deckungsbeitrag aufweist, der wiederum eine zusätzliche Subvention erfordern würde, ist die Frage der Vorstellungsanzahl auch eine Frage der Gesamtsubvention, d.h. die Erhöhung der Vorstellungsanzahl würde eine Subventionserhöhung erfordern. 3.3.2 Im Musiktheater inkl. Tanz wurden 2008 und 2009 jeweils 56 Veranstaltungen durchgeführt. Die Sitzplatzauslastung der Konzerte und konzertanten Opernaufführungen (2008: 33; 2009: 32) lag um mehr als 18 % unter jener des Musiktheaters inkl. Tanz. Bei der Einschau in die Publikumsstatistik fiel dem Kontrollamt auf, dass der Arnold Schönberg Chor am 29. Oktober 2009 eine Rechnung für die Mitwirkung an der Opern- KA IV - GU 9-5/10 Seite 17 von 44 produktion "TANCREDI" in der Ferenc Liszt Academy of Music Budapest am 26. Oktober 2009 an die VBW legte. Die Neuproduktion der Oper "TANCREDI" selbst wurde 2009 fünfmal im TAW gespielt und scheint auch in der Publikumsstatistik für 2009 auf. Die Aufführung in Budapest hingegen ist in der Statistik nicht angeführt. Es wurde daher angeregt, die Publikumsstatistik bei den Sonderveranstaltungen um diese Aufführung zu ergänzen. In der Statistik des TAW für das Jahr 2009 wird unter den Konzerten das Konzert "Frühling in Wien" im Musikverein ausgewiesen. Auf Anfrage des Kontrollamtes wurde von der VBW angegeben, dass das Konzert nicht vom TAW veranstaltet wurde, sondern lediglich eine Provision für den Vertrieb eines Teiles des Kartenkontingents bzw. für die Mitbewerbung im Programmheft des TAW ausbezahlt wurde. Diese Veranstaltung wäre daher nicht unter den Konzerten und konzertanten Opernaufführungen, sondern allenfalls unter den Sonderveranstaltungen und Vermietungen als Fremdveranstaltung auszuweisen gewesen. 3.3.3 Hinsichtlich der angebotenen Abonnements ergab die Einschau des Kontrollamtes, dass im Jahr 2006 20 und im Jahr 2007 21 verschiedene Abonnements-Typen aufgelegt wurden. Auf Wunsch der Abonnentinnen bzw. Abonnenten wurden die Abonnements, wie international üblich, vom Wirtschaftsjahr auf das Theaterjahr Herbst 2007 bis Sommer 2008 umgestellt. Die Einschau des Kontrollamtes zeigte, dass das TAW im Hinblick auf die Gestaltung der Abonnements laufend auf neue Themen setzte und diese der Nachfragesituation anpasste. Die detaillierte Entwicklung der Abonnementszahlen ist aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich: 2006 Anzahl der Abonnements-Typen Anzahl der Abonnentinnen bzw. Abonnenten Anzahl der Karten Durchschnittliche Ermäßigung in % 2007 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 20 21 20 19 26 22 1.051 3.858 nicht verfügbar 657 3.855 1.216 4.998 2.596 12.640 3.733 17.235 4.389 22.802 17 18 27 22 26 KA IV - GU 9-5/10 Seite 18 von 44 Seit der Saison 2008/09 wird einheitlich auf sämtliche Abonnements-Typen ein Frühbucherbonus von 5 % angeboten (ab Saison 2009/10: 10 %) und der Ermäßigungssatz für alle Abonnements-Typen vereinheitlicht (2008/09: 25 %, ab 2009/10: 20 %). Dadurch erklärt sich auch der durchschnittliche unterschiedliche Abonnements-Ermäßigungsprozentsatz der einzelnen Saisonen. Die meistgebuchtesten Abonnements der letzten Saisonen sind mit derzeit 34,5 % die Wahlabonnements 5 aus 9 sowie das große Premierenabonnements mit einem 10,9%igem Anteil an der gesamten Abonnementreihe. Die Vervierfachung der Anzahl der Abonnements seit deren Erstauflage im Jahr 2006 spiegelt das Engagement und die Etablierung des TAW als neues Opernhaus in Wien wider. Wie obige Tabelle zeigt, konnte das bis zum Jahr 2010 angestrebte ambitionierte Ziel von 5.000 Abonnentinnen bzw. Abonnenten jedoch nicht erreicht werden. Außer den erwähnten Abonnements bzw. den diesbezüglichen Ermäßigungen wird im TAW mit dem im Jahr 2010 eingeführten Family-Ticket für Kinder und Jugendliche in Begleitung von mindestens einer Erwachsenen bzw. einem Erwachsenen eine 35%ige Ermäßigung auf den Kartenpreis angeboten. Für Mitglieder unterschiedlicher Institutionen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WH (Eigentümerin der VBW) werden Vergünstigungen bis maximal 10 % gewährt. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Während die Anzahl der Abonnements vervierfacht werden konnte, konnte die Anzahl der im Abonnement verkauften Karten fast versechsfacht werden! Waren in der Saison 2007/08 nur 6,9 % der Besucherinnen bzw. Besucher Abonnentinnen bzw. Abonnenten des TAW, so sind es in der Saison 2010/11 bereits 25 % der Besucherinnen bzw. Besucher - was innerhalb von drei Jahren insbesondere vor dem Hintergrund der generell rückläufigen Abonnemententwicklung anderer Theater - sowohl eine beachtliche Steigerung darstellt, als auch die hohe Wertschätzung des Programmangebotes durch das (Wiener) Publikum zeigt. KA IV - GU 9-5/10 Seite 19 von 44 3.3.4 Die sonstigen Erlöse setzen sich aus Garderobenerlösen, Werbeerlösen, Erlösen für Programmhefte, Sponsoringerträgen und sonstigen Erträgen zusammen. In den sonstigen Erträgen sind im Jahr 2009 Erlöse für die Aufnahme und Erstellung einer DVD der Produktion "Pelléas et Mélisande" enthalten. Infolge der Wirtschaftskrise war eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit einem Hauptsponsor nicht möglich, wodurch sich von 2006 auf 2009 die Sponsoringerträge um 26,3 % verringerten. Zusätzlich wurden geplante Sponsoringerlöse nicht der betreffenden Produktion zugerechnet, sondern den Gemeinkosten der Sparte Oper. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Die hier erwähnten Sponsoringerlöse können keiner speziellen Produktion zugerechnet werden (wurde auch mit den Sponsoren so vereinbart), sondern wurden für die gesamte Opernsparte eingenommen. 3.4 Entwicklung der Kosten 3.4.1 Im Gegensatz zu den Vorjahren standen 2009 sieben große Neuproduktionen auf dem Spielplan, was sich einerseits in den höheren Ausstattungskosten und andererseits in höheren Kartenerlösen niederschlug. Für die Produktion "Messiah" konnte eine Koproduktionspartnerin bzw. ein Koproduktionspartner gefunden, und damit die Produktionskosten aufgeteilt werden. Auch in den kommenden Jahren wird nach Auskunft der VBW der Anteil der Eigenproduktionen im Spielplan überwiegen, um dem künstlerischen Anspruch des TAW zu genügen und Zuschauerinnen- bzw. Zuschauerwünschen nachzukommen. In den Jahren 2008 und 2009 wurden spezielle Imagekampagnen durchgeführt, um weitere Besucherinnen bzw. Besucher und Abonnentinnen bzw. Abonnenten für das TAW zu gewinnen, was sich naturgemäß in den Werbeausgaben niederschlug. Die durchgeführte Besucherinnen- bzw. Besucherbefragung über die Wirkung dieser Werbemaßnahmen ergab eine positive Akzeptanz. 3.4.2 Die in der Tabelle (unter Pkt. 3.2) ausgewiesene Steigerung der Personalkosten der Technik lässt sich im Wesentlichen auf kollektivvertragliche Erhöhungen und Bien- KA IV - GU 9-5/10 Seite 20 von 44 nalsprünge zurückführen. Die Kosten für die Solistinnen bzw. Solisten (inkl. Assistentinnen bzw. Assistenten und Statistinnen bzw. Statisten) sind abhängig vom Spielplan und der Besetzung der Rollen. Bei Neuproduktionen steigen auch die Kosten für das Leading Team, da die Produktionen völlig neu konzipiert werden. Aufgrund der geringen Anzahl an aufwendigen Produktionen und der Aufnahme des Ganzjahresbetriebes stellt das Jahr 2007 eine Ausnahme dar. Laut Auskunft des TAW waren die günstigeren "Startgagen" nur im ersten Spieljahr möglich. Aufgrund der inzwischen internationalen Reputation des Hauses sind nun die im internationalen Opernbetrieb üblichen Gagen zu bezahlen. Die Aufnahme eines zusätzlichen Mitarbeiters für das Abonnementbüro, der auch Führungen im TAW durchführt, trug ab dem Jahr 2007 ebenfalls zum Anstieg der Personalkosten bei. Der Ausbau der Jugendprojekte durch die Aufnahme eines weiteren Mitarbeiters und die kollektivvertraglichen Gehaltsanpassungen schlugen sich ebenfalls in den in der Tabelle ausgewiesenen Kostensteigerungen nieder. Zum Zeitpunkt der Einschau waren in der Sparte Oper 20,5 direkt zurechenbare Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter ohne Solistinnen bzw. Solisten (Vollzeitäquivalenz) beschäftigt. 4. Ausgewählte Produktionen der Jahre 2009 und 2010 Das Kontrollamt hat in einem weiteren Prüfungsschritt sechs Produktionen der Wirtschaftsjahre 2009 und 2010 ausgewählt und die von der VBW diesen Produktionen direkt zugeordneten Kosten und Erlöse einer detaillierten Betrachtung unterzogen: - Die Besessenen (Uraufführung) - 2010 - Edita Gruberová (Konzert) - 2009 - Tanz der Blinden (musikalisches Kabarett) - 2010 - Tod in Venedig (Ballettgastspiel) - 2009 - Partenope (Eigenproduktion) - 2009 - L'incoronazione di Poppea (Koproduktion) - 2010 4.1 Ausgewählte Produktionen gesamt 4.1.1 Für das Musiktheater inkl. Tanz werden vom TAW vier Preiskategorien mit sieben Sitzplatzkategorien aufgelegt, wobei sich die Eintrittspreise in der laufenden Saison KA IV - GU 9-5/10 Seite 21 von 44 2010/11 zwischen 12,-- EUR und 160,-- EUR bewegten. Für Premieren werden keine gesonderten Aufschläge verrechnet. Bei den Eintrittskarten für die Konzerte liegen die Preise in fünf Kategorien und ebenfalls sieben Sitzplatzkategorien zwischen 11,-- EUR und 115,-- EUR. Die unterschiedlichen Preiskategorien werden aufgrund des Werkes bzw. des Bekanntheitsgrades der Künstlerinnen bzw. Künstler festgesetzt. In der Saison 2010/11 erfolgte erstmalig eine Preisdifferenzierung für zwei Produktionen mit Starbesetzung. Das Kontrollamt empfahl zu überdenken, auch einen Premierenzuschlag einzuführen, um die Exklusivität dieser Veranstaltungen hervorzuheben. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Jede Vorstellung des TAW findet in der Premierenbesetzung statt, daher ist ein Premierenzuschlag für einen Stagionespielbetrieb nicht adäquat. Eine Verminderung des Rabattes für das Premierenabonnement wird jedenfalls in Aussicht genommen. Die sechs ausgewählten Produktionen wurden von insgesamt 18.292 Personen besucht, woraus sich ein durchschnittlicher Erlös pro Person von 42,91 EUR errechnet. Der durchschnittliche Preis einer Karte dieser sechs Produktionen lag bei netto 58,99 EUR und damit um 37,5 % über dem durchschnittlichen Erlös pro Karte. Bei den Produktionen führte dies insgesamt zu einer Finanzauslastung von 66,3 % bei einer Sitzplatzauslastung von 91,2 %, da nur 36,8 % der Karten zum Vollpreis und 49,1 % der Karten mit Ermäßigung (inkl. Abonnements) verkauft werden konnten. Die restlichen 5,3 % betrafen Freikarten und Dienstsitze. 4.1.2 Das Kontrollamt stellte fest, dass in der vorgelegten Kartenstatistik die Wahlabonnements 5 aus 9 nicht unter den Abonnements, sondern unter den sonstigen Ermäßigungen ausgewiesen wurden. Es wurde daher angeregt, in Hinkunft auch die Wahlabonnements 5 aus 9 in der Kartenstatistik richtig zuzuordnen. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Aus technischen Gründen ist die Darstellung des Wahlabonnements im Kartenvertriebssystem nur als ermäßigte Karte möglich KA IV - GU 9-5/10 Seite 22 von 44 (da die Karten für die Produktion und auch das Datum frei gewählt werden können). In Detailstatistiken des Controllings werden die Abonnements sehr wohl manuell zusammengefasst und auch im Geschäftsbericht in Summe dargestellt. 4.1.3 Die nachstehende Tabelle zeigt den Soll-Ist-Vergleich der direkt zugeordneten Erlöse und Kosten der sechs Produktionen gesamt: Plan in TEUR Erlöse Kosten DB I 733,26 -3.916,83 -3.183,57 Ist in TEUR 838,05 -3.405,78 -2.567,73 Abweichung absolut in TEUR in % 104,79 -511,05 615,84 14,3 -13,0 19,3 Die Erlöse der sechs Produktionen lagen insgesamt um 14,3 % über den Planwerten. Während die prozentuelle Finanzauslastung durch die Anhebung des Massettenwertes nur um rd. 3 % gesteigert werden konnte, erhöhten sich die absoluten Erträge der Massette um 6,8 % gegenüber dem Planwert. Die Planunterschreitung bei den Kosten von 13 % lässt sich insbesondere auf die Abweichungen von -18,1 % im "Materialaufwand und den bezogenen Leistungen" zurückführen. In dieser Position werden die Ausstattungskosten einer Produktion erfasst. Diese Entwicklung führte auch zu einer erheblichen Verbesserung des DB I dieser sechs Produktionen gegenüber dem Plan im Ausmaß von 19,3 %. Die detaillierten Begründungen der Abweichungen werden bei den einzelnen Produktionen beschrieben: 4.2 Die Besessenen (Uraufführung) 4.2.1 Diese Oper basiert auf dem Fortsetzungsroman "Die Besessenen" (1939) des polnischen Autors Witold Gombrowicz. Der Komponist und Dirigent Johannes Kalitzke hat "Die Besessenen" als Grundlage für seine vierte Oper gewählt, das Libretto schrieb der Schriftsteller Christoph Klimke. Das Auftragswerk wurde am 19. Februar 2010 (nach einer Einführungsmatinee am 14. Februar 2010) im TAW uraufgeführt. Insgesamt fanden vier Vorstellungen statt, die lt. Kostenrechnung der VBW folgende Erlöse und Kosten ergaben: KA IV - GU 9-5/10 Seite 23 von 44 Plan in TEUR Erlöse Kosten DB I Ist in TEUR 126,40 -1.035,40 -909,00 86,76 -804,89 -718,13 Abweichung absolut in TEUR in % -39,64 -230,51 190,87 -31,4 -22,3 21,0 Bei dieser Uraufführung wurde von einer Finanzauslastung von 55,9 % ausgegangen. Tatsächlich wurde eine Finanzauslastung von 36,1 % erreicht. Dadurch liegen die Erlöse um 31,4 % unter der Planannahme. Die Planunterschreitung bei den Kosten im Ausmaß von 0,23 Mio.EUR ist insbesondere auf die Teilposition Ausstattung zurückzuführen. Die Einschau des Kontrollamtes ergab, dass für die Ausstattung ein Planwert von 0,36 Mio.EUR vorgesehen war. Die tatsächlich angefallenen Kosten von 0,19 Mio.EUR unterschritten den angesetzten Planwert um 46,2 %. Für das Orchester wurde im Dezember 2008 bereits eine Vereinbarung über ein Pauschalhonorar getroffen. In die Planung wurde allerdings ein wesentlich höherer Betrag aufgenommen. Die Einschau in die Verträge mit den Künstlerinnen bzw. Künstlern ergab, dass ein Vertragszusatz mit dem Orchester geschlossen wurde, welcher zwei zusätzliche Orchesterproben zum Gegenstand hat und die Kosten für das Orchester um 6,6 % erhöhten. Diese zusätzlichen Orchesterproben waren notwendig, da sich wegen des Schwierigkeitsgrades dieser Komposition der Dirigent und der Intendant des TAW entschieden haben, das Werk instrumental auf einem Tonträger einzuspielen, um den Sängerinnen bzw. Sängern die Einstudierung zu erleichtern. Trotz zusätzlicher Orchesterproben wurde der Planwert unterschritten. 4.2.2 Der Kompositionsvertrag für die Vertonung des Librettos sieht den Erwerb der Rechte für die Uraufführung des Werkes durch die VBW, das Recht zur Vergabe der Uraufführungsrechte an eine Koproduktionspartnerin bzw. einen Koproduktionspartner sowie das Recht mit diversen Koproduzentinnen bzw. Koproduzenten weitere Aufführungen bis inkl. 31. Dezember 2011 zu planen vor. Nach diesem Zeitpunkt gehen sämtliche Rechte an den Komponisten zurück. Auch für die Erteilung des Stückauftrages für das Libretto wurden diese Rechte der VBW eingeräumt. Da der mit dem Bühnenverlag KA IV - GU 9-5/10 Seite 24 von 44 abgeschlossene Aufführungsvertrag nur das Recht der Uraufführung des Werkes mit einer Wirkungsdauer bis 15. März 2010 umschließt, wies das Kontrollamt darauf hin, dass für den Fall weiterer (Ko)Produktionen eine zusätzliche Vereinbarung mit dem Bühnenverlag abgeschlossen werden müsste. Eine zeitgenössische Oper ist für ein Opernhaus dann interessant, wenn die Uraufführung im eigenen Haus stattfindet. Daher ist eine kostengünstigere Kooperation mit einem anderen Opernhaus schwer umsetzbar. Außerdem birgt eine Uraufführung einer zeitgenössischen Oper das Risiko einer geringeren Akzeptanz beim Publikum, was sich in den Kartenerlösen niederschlägt. Für die vom Kontrollamt geprüfte Uraufführung "Die Besessenen" gibt es vom TAW keine Pläne für weitere Aufführungen. Weitere Vermarktungsaktivitäten für diese Oper wurden vom TAW auch nicht angestrebt. Der künstlerische Anspruch des TAW, ab 2010 jedes Jahr eine Uraufführung zu präsentieren, wurde mit der Aufführung dieser Oper für das Jahr 2010 erfüllt. 4.3 Edita Gruberová (Konzert) Die Starsopranistin Edita Gruberová präsentierte am 12. Dezember 2009 mit dem Wiener Kammerorchester Arien von Wolfgang Amadeus Mozart, Gaetano Donizetti und Vincenzo Bellini. In der Kostenrechnung der VBW scheinen für diese Produktion folgende Zahlen auf: Plan in TEUR Erlöse Kosten DB I Ist in TEUR 31,78 -56,34 -24,56 55,11 -46,41 8,70 Abweichung absolut in TEUR in % 23,33 -9,93 33,26 73,4 -17,6 135,4 Das Konzert weist bei Betrachtung der direkt zuordenbaren Erlöse und Kosten einen positiven DB I in der Höhe von 8.701,73 EUR aus und erzielte damit als einzige der ausgewählten Produktionen einen Überschuss. Dieser Überschuss liegt um 33.264,58 EUR oder 135,4 % über dem Planwert. Bei der Planung des Massettenwertes wurde mit einer Finanzauslastung in der Höhe von 75 % gerechnet. Die Einschau des Kontrollamtes in die Detailunterlagen ergab, KA IV - GU 9-5/10 Seite 25 von 44 dass der Massettenwert im gleichen Umfang wie bei einem normalen Konzert kalkuliert wurde und daher eine mittlere Preiskategorie, die um 48,6 % unter dem tatsächlichen Massettenwert lag, festgesetzt wurde. Das Konzert konnte tatsächlich eine Finanzauslastung von 87,1 % erzielen, wobei 1.097 Besucherinnen bzw. Besucher (98,7 % Sitzplatzauslastung) zu verzeichnen waren. Das Kontrollamt regte an, bei Konzerten mit "Weltstars" eine höhere Auslastung zu planen, da aufgrund der Popularität dieser Künstlerinnen bzw. Künstler von einer sehr hohen Auslastung im Vorhinein ausgegangen werden kann. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Hier wurde bereits im Vergleich zu anderen Konzerten mit höheren Einnahmen geplant. Da jederzeit ein (krankheitsbedingtes) Ausfallsrisiko eines Weltstars besteht, darf seriöserweise nicht mit einer 100 %-Finanzauslastung gerechnet werden. Auch die Erlöse für die Garderoben, Inserate und Programme wurden gegenüber dem Plan um rd. 96 % übertroffen. Die Unterschreitung der geplanten Kosten dieser Produktion in der Höhe von 17,6 % ist einerseits auf die geringer als geplant ausgefallene Gage für den Dirigenten (die diesbezügliche Planung war mehr als doppelt so hoch) und andererseits darauf zurückzuführen, dass keine Kosten für Orchestermaterial und Notenmaterial angefallen sind bzw. in der Kostenrechnung dem Projekt nicht zugeordnet wurden. Die Herstellkosten für die Programme sind ebenfalls nicht in den Produktionskosten enthalten. Obwohl Reisekosten im Plan nicht enthalten waren und auch die entsprechenden Engagementverträge keine diesbezüglichen Vereinbarungen enthielten, wurden dennoch zwei Künstlern Reisekosten vergütet. Den angefallenen Mieten für Geräte standen keine Plankosten gegenüber und in den Istwerten wurden keine Behördendienste (Polizei und Feuerwehr) erfasst. Laut Auskunft des TAW sind aufgrund der Diensteinteilung auch keine direkt zuordenbaren Personalkosten angefallen. KA IV - GU 9-5/10 Seite 26 von 44 Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Durch den Charakter des Betriebes lässt sich zum Zeitpunkt der Planung nur bedingt abschätzen inwieweit Kosten durch Kauf oder Miete entstehen, Kostenbestandteile in Koproduktions- und Gastspielverträge mitverhandelt werden können oder durch geänderte künstlerische Konzepte Kostenansätze obsolet werden. In diesem Fall hat die Künstlerin gebeten, einen anderen (in diesem Fall jüngeren) Dirigenten als ursprünglich geplant zu engagieren. Zum Zeitpunkt der Planung des Konzertes stand das Programm (und daher das dafür notwendige Notenmaterial) noch nicht fest. Es musste aber eine Summe (aus Erfahrungswerten) vorgesehen werden. Im Zuge der Gagenverhandlungen mit den beiden Künstlern wurde vereinbart, statt einer höheren Gage die Reisekosten zu vergüten. Das Kontrollamt stellte weiters fest, dass die Honorarnoten nicht von den Künstlerinnen bzw. Künstlern an die VBW gelegt wurden, sondern Gutschriften an die Künstlerinnen bzw. Künstler ausgestellt wurden. Das Kontrollamt empfahl, die Rechnungslegung entsprechend dem Geschäftsfall vorzunehmen und daher die Fakturaerstellung von der Leistungserbringerin bzw. dem Leistungserbringer zu verlangen. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: In der Vergangenheit entsprachen die Honorarnoten der Künstlerinnen bzw. Künstler leider selten den Anforderungen des Umsatzsteuergesetzes 1994 (UStG 1994) bzw. trafen erst lange nach der vertraglich festgelegten Zahlungsfrist ein. Daher wurde auf das sogenannte Gutschriftsverfahren umgestellt. Das heißt die Künstlerin bzw. der Künstler erhält nach Erbringung seiner Leistung eine dem UStG 1994 entsprechende Gutschrift anstatt selbst eine KA IV - GU 9-5/10 Seite 27 von 44 Rechnung legen zu müssen. Der Vorteil dieser Variante liegt für die VBW in der vollen Kostenkontrolle und einer vertragsgemäß pünktlichen Zahlung bei gleichzeitig reduziertem administrativen Aufwand durch den Entfall der laufenden Urgenzen, der Eingangsrechnungsprüfung bzw. Reklamation bei fehlerhaft ausgestellten Honorarnoten. Das Kontrollamt empfahl weiters, alle direkten Kosten dem entsprechenden Projekt bzw. Kostenträger zuzuordnen, um die Kostenwahrheit über den finanziellen Erfolg der betreffenden Produktionen zu gewährleisten. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Direkte Kosten werden immer den Kostenträgern zugeordnet. Die Überprüfung der richtigen Zuordnung wird vom Controlling bei der Produktionsabrechnung am Jahresende vorgenommen. 4.4 Tanz der Blinden (musikalisches Kabarett) 1906 wurde im als Hölle bezeichneten Souterrain des TAW ein kabarettistisches Unternehmen eröffnet, welches dem Geist des französischen Kabaretts verpflichtet und eine Talentschmiede für Unterhaltungskünstlerinnen bzw. Unterhaltungskünstler aller Art war. Chansons, geistreiche Vorträge, Solonummern, Sketche, pikante Lieder, Einakter und kleine Operetten kamen zur Aufführung. Gastspiele und Varieténummern bereicherten das Programm. Schon damals wurden einaktige Varietéoperetten für die Hölle geschrieben. Die Hölle entwickelte sich zu einer der langlebigsten Kabarettgründungen der Vorkriegszeit. In weiterer Folge wurden diese Räumlichkeiten als Pausenräume und auch als Studiobühne des TAW genutzt. Seit dem Jahr 2007 wird die Hölle wieder als Kabinetttheater (zu Beginn als musikalisches Figurentheater mit konzertanten Vorstellungen; derzeit für die Aufführung von Miniaturopern) genutzt, wobei u.a. auch der "Tanz der Blinden", eine Produktion der Armin Berg Gesellschaft im Auftrag des TAW, in der Hölle zur Aufführung gelangte. Die Produktion ist ein Ausflug in die Zeit des Fin de Siècle und zeigte zum 104-jährigen Ju- KA IV - GU 9-5/10 Seite 28 von 44 biläum basierend auf historischem Material die Höhepunkte aus 20 Jahren Kabarett. Nach der Premiere am 6. März 2010 fanden noch weitere fünf Vorstellungen statt. Die dieser Produktion zugeordneten Erlöse und Kosten zeigen folgendes Bild: Plan in TEUR Erlöse Kosten DB I 6,00 -45,30 -39,30 Ist in TEUR 10,27 -32,29 -22,02 Abweichung absolut in TEUR in % 4,27 -13,01 17,28 71,2 -28,7 44,0 Die Planüberschreitung bei den Erlösen im Ausmaß von 71,2 % resultiert aus der Planung der Finanzauslastung von nur 61 %, welcher eine tatsächliche erzielte Auslastung von 94,5 % gegenübersteht. Da die Spielstätte Hölle nur eine Sitzplatzkapazität für 100 Besucherinnen bzw. Besucher aufweist und auch aufgrund der geringen Eintrittspreise nur einen maximalen Massettenwert von 9.816,-- EUR erreicht, war die wenig ambitionierte Einnahmenplanung der VBW für diese Produktion für das Kontrollamt nicht nachvollziehbar. Erlöse für die Garderobe (obwohl die Vorführung im Februar stattfand) bzw. für Programme wurden nicht geplant. Die Kosten für die Erstellung der Programmhefte sind in den Planwerten jedoch enthalten. Das Kontrollamt regte daher an, alle Erlöspositionen bei der Planung zu berücksichtigen und in realistischer Höhe anzusetzen. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Die Besucherauslastung dieser Produktion war erfreulicherweise unerwartet hoch, sodass die Einnahmen deutlich über den Erwartungen lagen. Dies war gerade bei diesem Projekt (welches erstmals stattfand) nur sehr schwer so positiv zu prognostizieren. Die Engagementvereinbarung als Gesamthonorar für die Künstlerinnen bzw. Künstler, Musikerinnen bzw. Musiker, Ausstattung etc. wurde bereits mit 17. Juni 2009 (vor der endgültigen Planerstellung) abgeschlossen. Die Gegenüberstellung der Honorarkosten ergab eine Planunterschreitung im Ausmaß von 27,1 %. Das Kontrollamt konnte auch diese hohe Abweichung nicht nachvollziehen, da die Kosten durch die vorliegende Ver- KA IV - GU 9-5/10 Seite 29 von 44 tragsunterzeichnung bereits festgelegt waren und mit keinen weiteren Kosten für Honorare zu rechnen war. Die Kosten der erforderlichen Behördendienste finden sich im Ist, aber nicht im Plan wieder. Bezüglich der Premierenfeier dieser Produktion war zu bemerken, dass die Kosten dafür auch in Relation zu den erzielbaren Kartenerlösen zu sehen sind. Das Kontrollamt regte daher an, zusätzlich zum Gedanken der Sparsamkeit auch bei kleinen Produktionen andere Wege der Finanzierung von Premierenfeiern (wie z.B. Sponsoring) anzustreben. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Gerne wird der Empfehlung des Kontrollamtes entsprochen und es werden intensivere Bemühungen unternommen, Premierenfeiern mit Sponsoringgeldern zu finanzieren. Nichtsdestotrotz sind Künstlerinnen bzw. Künstler kleinerer Produktionen genauso "wichtig" wie die großer Produktionen. Eine Ungleichbehandlung ist nicht vertretbar. Im Plan dieser Produktion waren für die Miete von zwei Klavieren inkl. Transportkosten 5.000,-- EUR veranschlagt worden, was im Verhältnis zu den erzielbaren Erlösen und den restlichen Ausstattungskosten dem Kontrollamt nicht angemessen erschien. Die Einschau in die Istdaten ergab, dass schlussendlich gar keine Kosten für eine Klaviermiete der Produktion zugeordnet wurden. Das Kontrollamt empfahl daher, höheres Augenmerk auf eine realistische Planung zu legen und dabei schon im Planungsstadium möglichst kostengünstige Lösungen anzustreben. Unabhängig davon sollten - wie bereits vorne erwähnt - alle zuordenbaren Kosten auch unter der betreffenden Produktion ausgewiesen werden. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Im Planungsstadium ist zunächst der tatsächliche Bedarf nicht immer eindeutig. Zunächst waren zwei Klaviere für die Produktionen KA IV - GU 9-5/10 Seite 30 von 44 vorgesehen, die schlussendlich nicht gebraucht wurden und auch keine Kosten verursacht haben. 4.5 Tod in Venedig (Ballettgastspiel) 4.5.1 Dieses Ballettgastspiel des Hamburger Balletts basiert auf einer Novelle von Thomas Mann aus dem Jahr 1912 und wurde von John Neumeier zur Musik von Johann Sebastian Bach und Richard Wagner choreographiert. Daneben wurden auch Ausschnitte aus aktuellen Choreografien präsentiert. Die Premiere fand am 30. Jänner 2009, eine weitere Aufführung und eine Ballettwerkstatt am 31. Jänner statt. Die zugeordneten Erlöse und Kosten dieser Produktion zeigen folgendes Bild: Plan in TEUR Erlöse Kosten DB I 74,02 -302,39 -228,37 Ist in TEUR 108,06 -273,29 -165,23 Abweichung absolut in TEUR in % 34,04 -29,10 63,14 46,0 -9,6 27,6 Der geplanten Finanzauslastung von 67 % steht eine tatsächliche von 83,5 % gegenüber. Die geplanten Erträge wurden insgesamt um 46 % überschritten. Da das Hamburger Ballett im Zweijahresrhythmus von der VBW für das TAW engagiert wird, empfahl das Kontrollamt, die gewonnenen Erfahrungswerte in den künftigen Planungen zu berücksichtigen. 4.5.2 Die Engagementvereinbarung mit einer Künstlerinnenagentur bzw. Künstleragentur, welche die Rechte und Pflichten aus dem Gastspiel regelt, wurde mit 16. Jänner 2009 abgeschlossen. Die Premiere des Gastspiels fand bereits am 30. Jänner 2009 statt. Das Kontrollamt regte an, Verträge möglichst zeitgerecht abzuschließen. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Die Verträge werden nach Möglichkeit selbstverständlich zeitgerecht abgeschlossen. Dem Abschluss dieses Vertrages gingen ein Jahr andauernde Verhandlungen voraus, die Verzögerung ergab sich aufgrund des Wunsches des Hamburger Balletts, diesen schlussendlich über eine Agentur abzuschließen. KA IV - GU 9-5/10 Seite 31 von 44 Das Gastspiel wurde ursprünglich als Koproduktion geplant, worin auch die Erklärung für die höheren Planwerte bei der Ausstattung (Ton, Malerei etc.) liegt. Das Kontrollamt konnte nicht nachvollziehen, warum die weitaus höheren Kosten für eine Koproduktion in den Plan aufgenommen wurden, zumal bereits im Programm für die Saison 2008/09 (Stand 19. März 2008) diese Produktion als Gastspiel beworben wurde. Die Zahlung von Tantiemen für diese Produktion wurde nicht eingeplant. Das Fehlen dieser Planposition konnte das Kontrollamt ebenfalls nicht nachvollziehen, da von der VBW bei der Auswahl der Stücke die rechtlichen Rahmenbedingungen im Vorfeld abgeklärt werden und zum Erstellungszeitpunkt des Jahresbudgets bereits bekannt gewesen sein mussten. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Es handelte sich ursprünglich um Werke von Johann Sebastian Bach (die tantiemenfrei sind). Erst im Laufe der Detailplanung des Projektes wurde klar, dass auch Bearbeitungen von diesen Werken herangezogen wurden, die tantiemenpflichtig sind. Weiters wurden keine Kosten für Transporte bzw. Fahrt- und Reisekosten geplant. Der Bewirtungsaufwand war mit 3.000,-- EUR vorgesehen worden, allerdings sind an Kosten für eine Premierenfeier nur 351,33 EUR ausgewiesen. Diese konnten vom Kontrollamt als angemessen angesehen werden. Es wurde empfohlen, diese Erfahrungswerte in Hinkunft auch als Plangröße heranzuziehen. Die tatsächlich dieser Produktion zugeordneten Kosten für das Personal im Bereich Bühnentechnik waren um rd. 85 % niedriger als die Planwerte. Die Kosten der Publikumsdienste wurden hingegen für diese Produktion nicht geplant. 4.6 Partenope (Eigenproduktion) Die Barockoper "Partenope" (1730) basiert auf der Musik Georg Friedrich Händels nach einem Libretto von Silvio Stampiglia und wurde in drei Akten als Eigenproduktion in KA IV - GU 9-5/10 Seite 32 von 44 italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln aufgeführt. Nach der Einführungsmatinee am 15. Februar 2009 fand die Premiere am 22. Februar 2009 statt. Danach folgten noch weitere fünf Vorstellungen. Insgesamt wurden in der Kostenrechnung der VBW dieser Eigenproduktion folgende Erlöse und Kosten zugeordnet (Beträge in TEUR): Plan in TEUR Erlöse Kosten DB I 244,26 -1.344,42 -1.100,16 Ist in TEUR 280,88 -1.249,56 -968,68 Abweichung absolut in TEUR in % 36,62 -94,86 131,48 15,0 -7,1 12,0 Die geplante Finanzauslastung von 67 % wurde mit 68 % knapp überschritten. Dieser geringfügige Anstieg um einen Prozentpunkt schlug sich jedoch in einem 12,8%igen Anstieg der Kartenerlöse nieder, da auch der Massettenwert mit 11,2 % über dem Plan lag. Der Engagementvertrag mit dem Orchester vom 1. September 2008 beinhaltet neben der Rechtseinräumung auch die Vereinbarungen der Honorare und Reisekosten für die Musikerinnen bzw. Musiker und Künstlerinnen bzw. Künstler. Die tatsächlich angefallenen Kosten lagen um 15.000,-- EUR unter dem Planwert und wurden als "Honorare" in der Buchhaltung erfasst. Das Kontrollamt empfahl, diese verschiedenen Kostenarten (Honorare, Reisekosten, Rechte) auch als solche zu erfassen, um auch auf Ebene der Kostenarten Vergleiche einzelner Produktionen zu ermöglichen. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Der Empfehlung des Kontrollamtes wird nachgekommen. Die im Vertrag vereinbarte Pauschalsumme erstreckt sich nicht nur auf die Produktion "Partenope", sondern beinhaltet auch eine Konzertveranstaltung "Rameau zum Entdecken" vom 3. März 2009. Da die Kosten bzw. Erlöse für dieses Konzert nicht der Sparte "Konzerte" zugeordnet wurden, empfahl das Kontrollamt, in Hinkunft die Plan- bzw. Istkosten auch der richtigen Sparte zuzuordnen, zumal in der Auslastungsstatistik der VBW das Konzert auch in dieser Sparte erfasst wird. KA IV - GU 9-5/10 Seite 33 von 44 Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Der Empfehlung des Kontrollamtes wird nachgekommen. Eine dem Kontrollamt vorgelegte Rechnung (ohne Beilagen) des Orchesters an das TAW weist einen Betrag von 9.829,25 EUR für Reisekosten aus. Da die Vereinbarung mit dem Orchester eine diesbezügliche Vergütung mit einem Maximalbetrag von 8.000,-- EUR (Nächtigungs- und Reisekosten der Musikerinnen bzw. Musiker) zusätzlich eines Transportes (Flughafen - Hotel - Flughafen) vorsieht, empfahl das Kontrollamt - wenn nicht eine Pauschale, sondern ein Maximalbetrag vereinbart wurde -, die Abrechnung der Reisekosten ausschließlich gegen Vorweis der Originalbelege vorzunehmen. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Die Abrechnung der Reisekosten bei Festlegung einer Maximalsumme erfolgt üblicherweise nach Vorlage der Originalbelege. Aufgrund des unverhältnismäßig hohen administrativen Aufwandes für die Künstlerinnen bzw. Künstler und für das TAW wurde in diesem Fall - da die Summe von der Höhe her plausibel erschien darauf verzichtet. Weiters war bei der Einschau in die Unterlagen zu dieser Produktion festzustellen, dass der für das Bühnenbild vertraglich vereinbarte Maximalwert um rd. 50 % überschritten wurde. Im betreffenden Vertrag war festgehalten worden, dass Überschreitungen der vorherigen Zustimmung der VBW bedürfen. Das Kontrollamt empfahl, die Genehmigungen solcher vereinbarten Überschreitungen zu dokumentieren. Für diese Eigenproduktion sind für die Benutzung einer zugemieteten Probebühne 25.000,-- EUR veranschlagt worden. Nach Angaben der VBW wurden die diesbezüglich angefallenen Kosten auf allgemeinen Kostenstellen verbucht und nicht der Produktion zugeordnet, da diese Probebühne auch für andere Produktionen genutzt wurde. Das Kontrollamt empfahl, die für die jeweiligen Produktionen anfallenden Kosten entsprechend der Nutzung der Probebühne zu ermitteln und der jeweiligen Produktion zuzuordnen. KA IV - GU 9-5/10 Seite 34 von 44 Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Dies wird bereits bei allen Produktionen so gut wie möglich gemacht, und der Empfehlung kann auch im Rahmen der Einführung des neuen EDV-Systems und Konzepts für die Kostenrechnung nachgekommen werden. 4.7 L'incoronazione di Poppea (Koproduktion) Diese Oper in zwei Akten und einem Prolog (1642) mit der Musik Claudio Monteverdis und dem Text von Francesco Busenello basiert auf einer Koproduktion zwischen Glyndebourne Festival Opera und Opéra National de Bordeaux. Die Premiere im TAW fand am 21. Jänner 2010 statt, der noch fünf Vorstellungen folgten. Die dieser Koproduktion zugeordneten Erlöse und Kosten zeigen folgendes Bild: Plan in TEUR Erlöse Kosten DB I 250,80 -1.132,98 -882,18 Ist in TEUR 296,97 -999,34 -702,37 Abweichung absolut in TEUR in % 46,17 -133,64 179,81 18,4 -11,8 20,4 Gegenüber der geplanten Finanzauslastung von 62,1 % konnte eine solche von 72,2 % erzielt werden, die Erlöse für diese Produktion lagen um 18,4 % bzw. 0,05 Mio.EUR über dem Plan. Der Vertrag mit der Koproduktionspartnerin aus England wurde bereits am 29. Juni 2009 (noch während der Planerstellung) abgeschlossen. In dieser Koproduktionsvereinbarung war eine Pauschalsumme in Pfund angegeben. Nachdem 90 % der vereinbarten Pauschalsumme bereits bei Vertragsunterzeichnung zu leisten waren, musste das Währungsrisiko nur bedingt berücksichtigt werden. Die Einschau des Kontrollamtes in die Plandaten dieser Koproduktion ergab, dass für die genannten Leistungen des Koproduktionsplanes eine um 13,8 % höhere Pauschalsumme angesetzt wurde. Das Kontrollamt regte an, bei bereits vor der Planungsphase abgeschlossenen Pauschalvereinbarungen keine Risikoaufschläge in dieser Größenordnung aufzunehmen. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Da das englische Pfund zum Planungszeitpunkt sehr volatil war KA IV - GU 9-5/10 Seite 35 von 44 und das Währungsrisiko hoch erschien, war aus Sicht des TAW ein Risikoaufschlag bei der Planung gerechtfertigt. Im Koproduktionsvertrag wurde u.a. angeführt, dass die Produktion "L'incoronazione di Poppea" ursprünglich als eine Koproduktion zwischen der Glyndebourne Festival Opera und der Opéra National de Bordeaux entstanden ist. Daher verpflichtete sich das TAW im Vertrag, in Publikationen - wenn möglich - darauf hinzuweisen. Wie die Einschau ergab, wurde dieser Verpflichtung nicht vollständig Rechnung getragen. Die Versicherungskosten aus dem Koproduktionsvertrag fielen durch den Einbezug in die Grunddeckung der Versicherung des TAW nicht an. Die Plankosten für die Rechte des Leading Teams (Regie, Bühne, Kostüm, Licht) wurden um 56.750,-- EUR und für die Ausstattungskosten um 51.434,23 EUR unterschritten. Das Kontrollamt konnte diese Kostenfehleinschätzung nicht nachvollziehen, zumal bei der Vertragsverhandlung über die Koproduktion die Rechtegewährung eine zentrale Rolle einnimmt und auch die Ausstattungskosten bekannt gewesen sein müssten. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Auch bei Koproduktionen fallen Anpassungskosten der Ausstattung an das jeweilige Theater an und müssen vorgesehen werden, können aber vorab nur geschätzt werden. In diesem Fall war noch ein dritter Partner beteiligt, der erst später bekannt wurde, und auf den ebenfalls Rücksicht in der Anpassung genommen werden musste. Die Verhandlungen mit dem Leading Team wurden separat und viel später geführt, wo noch nicht klar war, welche Künstlerinnen bzw. Künstler auch vor Ort sein werden oder durch Assistentinnen bzw. Assistenten vertreten werden (die Honorare für jene liegen unter den Honoraren des Leading Teams). Die Engagementvereinbarung mit dem Orchester wurde am 7. Jänner 2010 abgeschlossen. Dieses Datum fällt bereits nach dem Probenanfang. Das Kontrollamt empfahl daher, Verträge zeitgerecht abzuschließen. KA IV - GU 9-5/10 Seite 36 von 44 Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Die Verhandlungen haben sich aufgrund der diversen notwendigen Bestätigungen für das Orchester in Österreich länger als erwartet hingezogen. Die Hauptvertragsbestandteile standen natürlich schon wesentlich früher fest und sind auch in der Korrespondenz festgehalten. Für die Lagerung der Ausstattung wurde ein Lager in Haringsee (Niederösterreich) angemietet. Die Einschau in die Detailunterlagen ergab, dass mit 18. Juni 2009 der Transport der Ausstattung von Bordeaux (Frankreich) nach Haringsee durchgeführt wurde. Der schriftliche Mietvertrag mit der Vermieterin des Lagers wurde allerdings erst am 9. September 2009 (beginnend mit 1. Oktober) errichtet. Das Kontrollamt empfahl, daher auch Vertragsurkunden zeitgerecht zu erstellen. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Der Transport der Ausstattung fand durch die zusätzliche Partnerin Opéra National de Bordeaux früher als erwartet statt. Die Ausstattung musste daher gelagert werden. Obwohl die Anmietung einer Lagerhalle (und der damit einhergehende Vertragsabschluss) erst ab September geplant war, übernahm die künftige Vermieterin die Lagerung aus Kulanz für diese Zeit - also vor der regulären Vertragslaufzeit - kostenfrei. Die Transportkosten waren gemäß Koproduktionsvertrag von der VBW zu tragen. Die geplanten Kosten dafür wurden um 6.119,82 EUR beachtlich unterschritten. Das Kontrollamt empfahl, Vergleichsangebote rechtzeitig einzuholen, um eine adäquate Planungsgrundlage vorweisen zu können. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Es war zum Zeitpunkt der Planung noch nicht bekannt, welche Ausstattungselemente direkt aus Glyndebourne und welche aus Bordeaux kommen. Dies betraf auch die Kostümtransporte. Bor- KA IV - GU 9-5/10 Seite 37 von 44 deaux hatte sich schlussendlich auch an den Transportkosten beteiligt, was bei der Planung noch nicht bekannt war, da von einem Transport aus Glyndebourne ohne dritte Partner ausgegangen wurde. Das Kontrollamt stellte weiters fest, dass für diese Koproduktion gemäß Kostenrechnung keine Programmkosten angefallen sind. Laut Auskunft der VBW ist der Grund dafür, dass diese noch nicht dem Kostenträger zugeordnet wurden. Das Kontrollamt empfahl, auch diese Kosten dem Kostenträger zuzuordnen, zumal auch Plankosten dafür im Budget dieser Koproduktion erfasst wurden. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Durch die Umstellung der Kostenrechnung wurden die Zuordnungen der Kostenträger zu den Rechnungen den Kostenstellenverantwortlichen übertragen. Bis der Prozess funktioniert, werden "falsche" Zuordnungen vom Controlling am Ende des Jahres bereinigt. Dies ist für 2010 noch nicht erfolgt. Was den Vertrag mit der amerikanischen Künstlerin für die Erstellung und Anpassung der gesamten Kostüme betrifft, war zu bemängeln, dass die dem Vertrag beigefügte Steuererklärung für in Österreich beschränkt steuerpflichtige Personen (für Nichtösterreicherinnen bzw. Nichtösterreicher) nicht von der Vertragspartnerin ausgefüllt bzw. unterfertigt wurde. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Von der amerikanischen Künstlerin liegt ein gültiges ZS-QU1Formular gem. § 2 der Doppelbesteuerungsabkommen (DBA)Entlastungsverordnung (BGBl. III, Nr. 92/2005) sowie ein gültiges "Certificate of Residence" der amerikanischen Finanzbehörden vor. Gemäß DBA Österreich - USA entspricht dies den Voraussetzungen für eine Entlastung von der beschränkten Einkommenssteuer in Österreich, weshalb auf die dem Vertrag beigefügte KA IV - GU 9-5/10 Seite 38 von 44 Steuererklärung für in Österreich beschränkt Steuerpflichtige verzichtet werden konnte. Eine Kopie des ZS-QU1-Formulars wird künftig den Verträgen beigelegt. Die Fahrt- und Reisespesen wurden um 11.321,94 EUR überschritten. Laut Auskunft der VBW werden die Modalitäten der Fahrt- und Reisespesen individuell mit den Künstlerinnen bzw. Künstlern respektive deren Agentinnen bzw. Agenten vereinbart. Die Einschau in den Vertrag mit einer irischen Gesellschaft ergab, dass vereinbart wurde, dem Regisseur eine Unterkunft für einen bestimmten Zeitraum in Wien auf Kosten der VBW zur Verfügung zu stellen. Eine Detaillierung bzgl. der Art der Unterkunft erfolgte nicht im Vertrag. Weiters war zu beanstanden, dass aus der Signatur der irischen Gesellschaft nicht erkenntlich war, wer diesen Vertrag unterzeichnet hatte. Auch wurde kein Datum von der irischen Gesellschaft angegeben. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Von einer Detaillierung bzgl. der Art der Unterkunft wird Abstand gehalten, um einen möglichst breiten Handlungsspielraum zu ermöglichen und dadurch Kosten zu sparen, z.B. Wohnungen sind in der Regel günstiger zu bekommen, können aber nicht so weit in die Zukunft abgesichert werden bzw. steht zum Verhandlungszeitraum noch nicht fest, wann genau das Leading Team in Wien ist. Eine Festlegung würde mit einer Kostensteigerung einhergehen und wird daher bewusst vermieden. Bezüglich der firmenmäßigen Fertigung liegt ein unterfertigtes und von den Behörden in Irland bestätigtes ZS-QU2-Formular (gem. § 2 der DBA-Entlastungsverordnung für juristische Personen) von der irischen Gesellschaft vor. Eine Kopie des ZS-QU2-Formulars wird in Hinkunft den Verträgen beigelegt. Gemäß Buchhaltung fielen für die dem Regisseur zur Verfügung gestellte Wohnung 4.790,-- EUR an, die von der Buchhaltung der VBW aufgrund der Leistungsbezeich- KA IV - GU 9-5/10 Seite 39 von 44 nung der Eingangsrechnung (Überlassung von Räumlichkeiten und Reinigungskosten) den "Lokalmieten" zugerechnet wurden. Diese Rechnung wurde von einer in Wien ansässigen Kulturberatungsfirma gestellt, die jedoch nicht von der VBW diesbezüglich beauftragt wurde. Das Kontrollamt empfahl der VBW, die Anmietung von Räumlichkeiten in Wien über ihre Partnerinnen bzw. Partner durchzuführen. Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Für die Künstlerinnen bzw. Künstler werden aus Kostengründen (lange Anwesenheiten in Wien würden sehr hohe Hotelkosten verursachen) Wohnungen angemietet. Es handelt sich im gegenständlichen Fall um einen Privatvermieter einer Wohnung, der über diese Firma abgerechnet hatte. 4.8 Zusammenfassende Feststellungen und Empfehlungen zu den sechs ausgewählten Produktionen 4.8.1 In der nachfolgenden Tabelle wurden weitere Kennzahlen der sechs ausgewählten Produktionen vom Kontrollamt aufgelistet: Die Besessenen Edita Gruberová Tod in Venedig Tanz der Blinden Partenope L'incoronazione di Poppea Durchschnittlich Erzielter DB I im Verhältnis Direkte Kosten pro Vorstellung zum Kartenerlös in TEUR -9,2 201,22 0,2 46,41 -1,6 136,65 -2,4 5,38 -3,6 208,26 -2,5 166,56 -3,2 136,23 Wie aus der obigen Tabelle ersichtlich, konnten nur beim Konzert von Edita Gruberová die der Produktion zugeordneten Kosten abgedeckt werden. Aufgrund des geringen Publikumsinteresses und der hohen Produktionskosten errechnet sich für die Aufführungen "Die Besessenen", dass der erzielte negative DB I mehr als das Neunfache des Kartenerlöses beträgt. In der Gesamtbetrachtung der sechs ausgewählten Produktionen decken die Kartenerlöse rd. ein Viertel der direkt zuordenbaren Kosten. Am Geringsten waren die direkt zuordenbaren Kosten mit 5,38 TEUR pro Vorstellung für die Produktion "Tanz der Blinden" in der Hölle. Die teuerste Produktion war die Ei- KA IV - GU 9-5/10 Seite 40 von 44 genproduktion der Oper "Partenope" mit 208,26 TEUR pro Vorstellung, gefolgt von der Uraufführung "Die Besessenen" mit 201,22 TEUR pro Vorstellung. Bei den eingesehenen Koproduktionen wurden die Ausstattungskosten meist im Verhältnis 60 : 40 zwischen den Partnerinnen bzw. Partnern aufgeteilt. Bei der Einschau in die Gastspiele fiel auf, dass in den diesbezüglichen Verträgen eine Pauschalsumme für die Ausstattungskosten, Reisekosten und die Kosten für Solistinnen bzw. Solisten vereinbart und in die Kostenrechnung der VBW auch als solche aufgenommen wurde. Daher sind Aussagen, wie z.B. der Vergleich der Ausstattungskosten, aus der Kostenrechnung nicht ableitbar. Die Einschau in die Verträge der Solistinnen bzw. Solisten ergab, dass die interne Höchstgagenvorgabe in nur einem Fall überschritten wurde. Der wirtschaftliche Erfolg ist u.a. auch von der Größe und der Qualität der Ensembles abhängig. Die diesbezüglichen Kosten sind von der VBW nur bedingt beeinflussbar. In diesem Bereich lagen bei den sechs Produktionen die Kostenunterschreitungen gegenüber den Planannahmen bei nur 0,07 Mio.EUR bzw. 5,8 %. Die Kosten für die Ausstattung hingegen liegen meist im Ermessen der Intendanz und konnten allein bei der Uraufführung um 0,20 Mio.EUR (Höchstwert) gegenüber dem Plan unterschritten werden. 4.8.2 Jede Aufführung im TAW muss durch Subventionen der öffentlichen Hand finanziell ausgeglichen werden. Auch die Konzerte mit Starbesetzung und ausgezeichneter Auslastung sind bei Betrachtung der Gesamtkosten (DB I + Gemeinkosten) nicht kostendeckend. Durch eine höhere Anzahl der Vorstellungen könnten die Fixkosten der betreffenden Produktionen auf mehrere Vorstellungen verteilt werden und so, wenn alles Übrige gleich bliebe, geringere Gesamtkosten pro Vorstellung ergeben. Die für 2011 präliminierten Umbauten im Bereich der Hinterbühne des TAW werden schnellere Aufund Abbauten der Produktionen ermöglichen, wodurch auch technisch eine Anhebung der Vorstellungsanzahl denkbar wäre. Weitere Verbesserungen des wirtschaftlichen Ergebnisses der Sparte Oper wären durch die Verringerung der Anzahl der Produktionen erreichbar. KA IV - GU 9-5/10 Seite 41 von 44 Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Es ist richtig, dass eine Erhöhung der Vorstellungsanzahl eine bessere Verteilung der Fixkosten zur Folge hätte, allerdings würde dies das wirtschaftliche Gesamtergebnis der Oper eindeutig verschlechtern, da die variablen Kosten einer Vorstellung in der Regel die möglichen Abendeinnahmen übersteigen. Die Erhöhung der Vorstellungsanzahl impliziert eine Erhöhung der notwendigen Jahressubvention. Eine Verringerung der Produktionsanzahl widerspricht hingegen dem vorgegebenen Kulturauftrag (jeden Monat eine Premiere). 4.8.3 Die Gegenüberstellung der Pläne der sechs Produktionen ergab, dass im Durchschnitt pro Vorstellung mit einem DB I von -127,34 TEUR gerechnet wurde. Tatsächlich betrug der Abgang nur -102,71 TEUR, wodurch im Durchschnitt pro Vorstellung der Planwert um 24,63 TEUR oder 19,3 % unterschritten werden konnte. Die einzelnen Abweichungen lagen zwischen 12 % und 135,4 %, wobei die geringste Kostenabweichung bei der die höchsten Kosten (geplant und tatsächlich) verursachenden Oper "Partenope" eintrat. Bemerkenswert war, dass bei keiner einzigen Produktion die Plankosten insgesamt überschritten wurden. Die Einschau in die Detailunterlagen ergab, dass die Abweichungen, wie im Detail bei den eingesehenen Produktionen beschrieben, größtenteils auf "Planungsunsicherheiten" zurückzuführen waren. 70,8 % der Planunterschreitungen betrafen den Bereich Ausstattung, der in der Position Materialaufwand bzw. bezogene Leistungen erfasst wird. Zusätzlich wurden einzelne Positionen, wie Programmhefte, Tantiemen, Behördendienste, Reise- und Transportkosten, variable Kosten für den Publikumsdienst etc., nicht für die Produktionen geplant bzw. diesen falsch zugeordnet. Diesbezüglich empfahl das Kontrollamt, auch eine möglichst vollständige Planung und die Zuordnung der Planwerte auf die richtigen Kostenträger durchzuführen. KA IV - GU 9-5/10 Seite 42 von 44 Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Der Empfehlung des Kontrollamtes wird im Rahmen der Einführung des neuen EDV-Systems und Konzeptes für die Kostenrechnung nachgekommen. Generell ist zur Planung anzumerken, dass diese einerseits weit im Voraus erfolgt - oft ohne, dass kostenmäßige Details bzw. Verhandlungsergebnisse mit den Künstlerinnen bzw. Künstlern bekannt sind - und andererseits im Rahmen der unternehmerischen Vorsicht für etwaige Risiken vorgesorgt werden muss. In die Planung können daher nur marktübliche Kostenansätze einfließen, die aufgrund intensiver Verhandlungen bis dato oftmalig unterschritten werden konnten. Dies wird durch die erfolgreiche Etablierung des TAW künftig weitaus schwieriger, denn waren Künstlerinnen bzw. Künstler anfangs bereit, das TAW auch durch reduzierte Gagenansprüche zu unterstützen, haben sich die Anforderungen mittlerweile an das internationale Niveau angepasst. Ebenso basiert die Erlösplanung auf Vergangenheitswerten bzw. Schätzungen, die sich im Ist mehrfach positiver entwickelten als angenommen. Weiters muss hier erwähnt werden, dass die Kostenverantwortlichen der Opernsparte mit dem genehmigten Budget ausgesprochen umsichtig und ökonomisch haushalten, sowie bestrebt sind, die budgetierten Beträge wo nur möglich zu unterschreiten - auch um Reserven für andere, unvorhersehbare Mehrkosten anzusparen. Laut Angaben der VBW wird der Planungsprozess schon im Frühjahr für das kommende Wirtschaftsjahr begonnen und bis zum Juni finalisiert. In Anbetracht der Größenordnung der Abweichungen regte das Kontrollamt an, wenn erforderlich auch die Planungsprämissen im Planungsprozess anzupassen. KA IV - GU 9-5/10 Seite 43 von 44 Stellungnahme der Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H.: Da die VBW aufgrund der Budgetkürzungen der Jahre 2009 und 2010 um insgesamt 2,70 Mio.EUR im Vergleich zu 2007 und 2008, sowie der gleichzeitigen Eröffnung des Ronacher ein beträchtliches strukturelles Defizit aufweisen, muss der jährliche Planungsprozess möglichst rasch abgeschlossen werden, da ein erhöhter interner und externer Abstimmungsbedarf besteht, um die notwendigen budgetären Mittel für das Folgejahr rechtzeitig zu gewährleisten. Daher werden nur mehr wesentliche Änderungen nach Abschluss des Planungsprozesses (Mai/Juni) in die Planung übernommen. Die Stellungnahme der geprüften Einrichtung ist den jeweiligen Berichtsabschnitten zugeordnet worden. Der Kontrollamtsdirektor: Dr. Peter Pollak, MBA Wien, im Jänner 2011 KA IV - GU 9-5/10 Seite 44 von 44 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS UND ALLGEMEINE HINWEISE DBA .............................................. Doppelbesteuerungsabkommen DB I .............................................. Erlöse minus direkt zuordenbare Kosten DVD .............................................. Digital Video Disc EDV-System ................................. Elektronisches Datenverarbeitungs-System FIBU ............................................. Finanzbuchhaltung TAW ............................................. Theater an der Wien UStG 1994.................................... Umsatzsteuergesetz 1994 VBW ............................................. Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H. WFW ............................................ Wiener Festwochen Gesellschaft m.b.H. WH ............................................... Wien Holding GmbH Allfällige Rundungsdifferenzen bei der Darstellung von Berechnungen wurden nicht ausgeglichen. Schützenswerte personenbezogene Daten wurden im Sinn der rechtlichen Verpflichtung zum Schutz derartiger Daten anonymisiert, auf die Wahrung von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen wurde bei der Abfassung des Berichtes Bedacht genommen. Es wird um Verständnis gebeten, dass dadurch die Lesbarkeit des Berichtes beeinträchtigt sein könnte.