Inhaltskonzept 44. Deutscher Marketing Tag #_Next_Level_Marketing Ralf E. Strauß 23.11.2017 | Kap Europa Frankfurt www.deutschermarketingtag.de 44. Deutscher Marketing Tag A. Deutscher Marketing Tag 2017 dem Kuratorium des Deutschen Marketing Verbands, der Jury zum Deutschen Marketing Preis, den Leitern der Competence Circle des Deutschen Marketing Verbands und der CMO Community. Allen Kollegen gebührt abermals ein herzliches Dankeschön für die Vielzahl an Anregungen, Mühen, Engagement und die dahinter liegende „Brain-Power“. Gleichzeitig bildet die europaweite Studie „Marketing 2020“ die Grundlage für das vorliegende Inhaltskonzept, die wir gemeinsam mit den Kollegen der Marketingverbände in England (CIM, Chartered Institute of Marketing), der Schweiz (SwissMarketing), Finnland (MARK) und Holland (NIMA) Ende 2016 mit knapp 300 Befragten im Rahmen einer quantitativen Befragung und weitergehenden qualitativen Interviews durchgeführt haben. Der Deutsche Marketing Tag hat sich über die letzten Jahre zu einer der bedeutendsten Konferenzen in Europa zu allen aktuellen Fragen rund um Marketing, Vertrieb und Service entwickelt. Als BranchenHighlight geht es im Anspruch immer wieder darum, aus einem inhaltlich relevanten und zukunftsweisenden Konzept eine Vielzahl an Referenten, Beiträgen – und damit auch Inspirationen – miteinander zu verbinden, die aus möglichst vielen unterschiedlichen Perspektiven jeweils ein Themenfeld beleuchten. Unsere Ambition und Zielsetzung ist es damit, abermals fünf grundlegenden Anforderungen gerecht zu werden: • aktuelle und zukunftsweisende Konzepte darzustellen und zu diskutieren; Wir hoffen sehr, dass das vorliegende Inhaltskonzept bereits viele Anregungen und Diskussionspunkte bietet und wir diese dann gemeinsam mit Ihnen auf dem 44. Deutschen Marketing Tag am 23. November 2017 in Frankfurt wieder mit vielen Referenten weiter vertiefen können. Das Ziel: am Ende abermals die inhaltliche & persönliche Inspiration der Vorjahre zu übertreffen! Wir freuen uns sehr auf ein Wiedersehen in Frankfurt am 23. November 2017! • weniger theoretisch, als anhand konkreter, praktischer Umsetzungserfahrungen; • keine unidirektionalen Powerpoint-Vorträge, als vielmehr Plattformen für die Interaktion, Diskussion, den Austausch und das Networking zu bieten; • keine Aneinanderreihung beliebiger Success Stories und die beliebige Enumeration möglicher neuester Trends und Chancen, als vielmehr konkrete Erfahrungsbeiträge aus Sicht der Verantwortlichen inkl. deren persönlicher Erfahrungen und „Lessons Learned“; Mit herzlichen Grüßen, • über verschiedenartigsten Größenklassen (Großunternehmen, Mittelstand) und Industriesegmente hinweg. Prof. Dr. Ralf E. Strauß Präsident Deutscher Marketing Verband Board Member European Marketing Confederation (EMC) Das vorliegende Inhaltskonzept ist aus Diskussionen mit knapp 400 Marketing- und Vertriebsleitern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den USA und Asien entstanden, ebenso wie aus Diskussionen mit 3 44. Deutscher Marketing Tag B. Auf dem Weg zum „Marketing 2020“ – Innovationen, Chancen, Herausforderungen und Strategien gen unterworfen. Gefragt ist vor diesem Hintergrund systematisches Handlungs- und Orientierungswissen, im Sinne von: Was unterscheidet erfolgreiche Unternehmen von Nicht-Erfolgreichen? Welche Themen, Herausforderungen und Projekte sollten in welcher Form angegangen werden? Es geht hier nicht darum, den nächsten „kreativen Meisterstreich“ herbeizusehnen, noch permanent dem neuesten Buzzword hinterherzujagen. Vielmehr geht es um die systematische Suche nach Strategien und Erfolgsfaktoren, die Unternehmen helfen, Erfolge zu realisieren. Das Feedback ist deutlich: Unisono bergen aus Sicht der verantwortlichen Unternehmensvertreter die laufenden Veränderungen enorme Potenziale und Chancen, gleichzeitig sind Umfang und Tempo für die meisten (etablierten) Organisationen beängstigend bzw. nur schwer zu bewältigen. Marketing, Vertrieb und Service stehen am Scheideweg in eine goldene Ära: Eine Vielzahl an Instrumenten erlaubt die Erhebung von Kundenwünschen massenhaft und in Echtzeit entlang aller KundenTouchpoints, und gestattet deren Überführung in konkrete Marketingmaßnahmen bzw. Leistungsspezifikationen, was eine stärkere Informationsintensität zwischen Anbietern und Kunden erfordert. Eine Vielzahl an Konzepten, die bereits unter dem Stichwort „1-1-Marketing“ oder „CRM“ seit den 90er Jahren breit diskutiert worden sind, werden nunmehr Realität. Massenhaft, in Echtzeit. Angebote und Inhalte werden zunehmend hyperpersonalisiert, kontextbasiert und aktiv auf den Nutzer zugeschnitten – und das dynamisch ausgerichtet an unterschiedlichen Devices, Kontexten, Umgebungsdaten, Präferenzen, sozialen Verbindungen oder Stimmungen der jeweiligen Zielgruppe. Um die Herausforderungen und spezifischen Strategien der Chief Marketing Officers in Europa weitergehend zu analysieren wurde Ende 2016 im Kreis der European Marketing Confederation (EMC) die Studie „Marketing 2020“ durchgeführt.1 Zentrale Fragestellung dieser Studie ist: Die Erwartungen der Kunden an das Preis-LeistungsVerhältnis und die Qualität der Produkte und Dienstleistungen sowie ein problemloser (mobiler) Zugang zu dem, was sie wollen und wann sie es wollen, sind dabei dramatisch gestiegen. Gefordert sind Tugenden wie Ehrlichkeit, Transparenz, Authentizität und Relevanz für den Nutzer. Aus der Sicht des Marketing – verstanden als marktorientierte Unternehmensführung – entsteht hieraus eine Vielzahl neuer Herausforderungen: die systematische und zielgerichtete Nutzung und Integration neuer IT-Technologien und dazugehörender Prozesse im Realtime Marketing, die Verzahnung und Optimierung verschiedenartigster Medien und Kommunikationskanäle, die Etablierung einer konsistenten Kundenerfahrung über alle Kunden-„Touchpoints“ im Sinne eines Total Customer Experience Managements oder auch die Neuausrichtung des Marketings inkl. des Aufbaus der erforderlichen (neuartigen) Kompetenzen. Die Vielzahl an Studien zeigt: Selten war die Funktion des Marketings so vielen und vielschichtigen Veränderun- „What will the challenges be for marketers in the year 2020 and what are the best strategies to tackle those challenges?” Hierzu wurden insgesamt 285 Marketing-/Vertriebsleiter in Europa befragt. Zusätzlich wurden 18 persönliche Interviews durchgeführt. Fragt man Marketingund Vertriebsverantwortliche nach den Defiziten des Marketings von heute, dann läuft es meist auf folgende Erkenntnis hinaus: Die wichtigste Ursache für die vorherrschende Verunsicherung hinsichtlich der Effektivität und Effizienz von Marketingstrategien als auch -taktiken ist meist eine nur unzureichende Marketingplanung und nachfolgende Nachverfolgung der erreichten Ziele anhand von Kennzahlen. Dies führt European Marketing Confederation (EMC): European Marketing 2020 Survey – A Pan-European Study by the Major Marketing Associations Across Europe, Brussels 2017. 1 4 44. Deutscher Marketing Tag zesse im Rahmen der Personalbeschaffung. Hier stellt sich u.a. die Frage, wie Digital Natives und individuelle Senior Professionals gewonnen werden können, die den Standard-Rekrutierungsanforderungen und Prozessen nicht einmal nur ansatzweise entsprechen (können). Gleichzeitig ist es aber auch klar, dass genau diese formalen Prozesse eher die Tendenz dazu haben, stets auf die gleichen Typen mit ähnlicher Ausbildung zu fokussieren. Kurzum: Oftmals wurden alle Personalprozesse und zugrunde liegenden Kriterien perfektioniert, mit der Konsequenz, dass Exoten mit unterschiedlichen Lebensläufen und Historien kaum eine Chance zur Anstellung erhalten im Vergleich zu „Klonen“ mit gleichen Standard-Werdegängen, Ausbildungen und auch hierdurch geprägten Einstellungen. nicht nur dazu, dass der aus den Marketingaufwendungen erzielte Mehrwert im Sinne eines „Returnon-Marketing-Investment“ (ROMI) unternehmensintern kaum nachzuweisen ist. Dies betrifft sowohl die Schaffung einheitlicher Standards („Währungen“) als auch die tatsächliche Wirkung der eingesetzten Maßnahmen „beyond viewability“. In Folge ist die Effizienz – auch künftiger – Marketingmaßnahmen kaum nachweisbar. Dabei ist Wachstum für die absolute Mehrheit (64%) in Europa die oberste Zielsetzung. Daneben präsentiert sich Brand Management als eine der zentralen Herausforderungen in der hypervernetzten Welt. Während die Mehrheit eigentlich davon ausgeht, dass der konzeptionelle Unterbau im Markenmanagement bereits gebaut worden ist, entstehen durch das Auftreten neuer Marken (etwa durch YouTube-Stars) immer wieder neue Fragestellungen in den Bereichen Strategie und Positionierung, ebenso wie in der nachfolgenden Umsetzung. Viele der befragten Unternehmen diskutieren im Rahmen der Markenführung auch das Konzept des Purpose Driven Marketing: Purpose Driven Marketing erlaubt es einem Unternehmen oder einer Marke über gemeinsame Wertvorstellungen und Bedürfnisse mit einer Zielgruppe eine Verbindung herzustellen. Die Grundlage ist ein allgemein als „gute Sache“ anerkannter höherer Wert. Während viele Organisationen die grundsätzliche Bedeutung eines abstrakten „Etwas Zurückgebens“ etwa im Stile der Dove Real Beauty erkannt haben, steht die Umsetzung mit aktivierenden Inhalten in der Realität noch deutlich hintenan, womit der Kreis zwischen Markenmanagement und Inhalten (Content Marketing) geschlossen wird. (Eher kritische) Unschlüssigkeit herrscht bei den befragten Marketing- und Vertriebsverantwortlichen meist in Bezug auf die Frage, ob über (Sport-) Sponsoring die Aktivierung einer Zielgruppe und die Differenzierung im Markt tatsächlich gelingen kann und inwiefern derartige Sponsoring-Engagements im Sinne eines Return-on-Marketing Investment überhaupt in ihrer Effizienz belegt werden können. Vergleicht man die größten Herausforderungen für die „Marketing Agenda 2020“ mit den bestehenden Fähigkeiten, um diese Herausforderungen zu bewältigen, kristallisieren sich deutlich einige Handlungsfelder heraus (Abb. 1). Größte Herausforderungen, gepaart mit den geringsten existierenden Fähigkeiten (3. Quadrant) umfassen die auf die interne Organisation ausgerichteten Handlungsfelder wie • die Rekrutierung von Mitarbeitern mit relevanter Expertise & Know-how, • Organisationsstrukturen, • oder auch der Etablierung eines wahrhaften OmniChannel Managements. Besondere Herausforderungen im Bereich von „Märkten & Wettbewerbern“ wird der Gefahr der zunehmenden Kommodifizierung zugeschrieben – also der Prozess, wenn herausragende Produkte mit deutlichem Alleinstellungsmerkmal zu „Allerweltsgegenständen“ (Commodity) werden. Eine Differenzierung ist nur schwerer möglich und meist fokussiert der Markt nachfolgend auf einen reinen Preiskampf. Die Folge: der schrittweise Verfall von Preisen und Margen im Markt, wie über die letzten Jahre etwa im Bereich der Telekommunikationsdienstleistungen (reine Übertragungsleistungen), Versorger (Strom) oder auch im Luftverkehr zu beobachten. Einigkeit herrscht hingegen bei der Frage, inwieweit die Digitalisierung neue Kompetenzen erfordert – jenseits überalterter Kompetenzprofile und Pro- 5 stark ausgeprägt Verdichtung der einzelnen Kundendaten für einen 360° Blick auf den Kunden Koordination & Integration dezentraler Bereiche Kritische juristische Aspekte wie z.B. Copyright, Datenschutz Umfassende Neuausrichtung der Prozesse Virtual/Augmented Reality Wearable technologies Implementation adäquater Datenanalyse-Prozesse und -Tools ("Big Data") Personalisierte Technologien (z.B. Geotargeting) Künstliche Intelligenz Stärkung der Marketing Automatisierung durch zentrale MarketingPlattformen Optimierung des Return-on-Marketing Investments (ROMI) Prozesse Konsistentes Kundenerlebnis entlang aller Touchpoints Faktische Implementation neuer Technologien Abnehmende Kundenbindung Individualisiertes Kundenmanagement entlang der Customer Journey Zusammenarbeit mit Fachabteilungen wie Vertrieb und IT Digitale Anwendungen & Plattformen Predictive analytics Optimierung des Marketing Mix schwach ausgeprägt Unzureichender Einsatz geeigneter CRM-Systeme Konflikt mit klassischen Vertriebskanälen Gewinnung von Mitarbeitern mit relevanten Skills Hoher Aufwand bei der Integration in bestehende IT-Infrastruktur ("Legacy") Kontextbasierte Smart Assistants (z.B. Siri, Goolge Now) Mobile Endgeräte und Netzwerke Neue Wettbewerber am Markt Gemeines Verständnis für die Relevanz von datenbasiertem Marketing Planungs- und Steuerungsfunktion schwach ausgeprägt Aktuell vorhandene Kompetenzen zur Bewältigung dieser Herausforderungen 44. Deutscher Marketing Tag Mitarbeiter (intern/extern) & Organisation Größte Herausforderungen für das Marketing bis 2020 Markt- & Wettbewerbsumfeld stark ausgeprägt Abbildung 1: „Marketing Agenda 2020 Magic Quadrant“ mit den größten Herausforderungen für Marketing 2020 vs. den bestehenden Fähigkeiten / Knowhow in diesen Herausforderungen (n=unterschiedliche Fallzahlen) Die Differenzierung und Aufrechterhaltung bzw. Schaffung von Vertrauen im Markt erfolgt oftmals durch Influencer Marketing. Studien von Ariely zeigen, dass Informationen aus einer kommerziellen Quelle ebenso wie von einer politischen Partei eine weitaus geringere Glaubwürdigkeit und nachfolgend auch geringeren Einfluss auf die Einschätzung etwa der Produktqualität haben als Rating-Services, Meinungen anderer Nutzer – vor allem Meinungsführer und VIPs im Influencer Marketing – und unabhängige Testgutachten (etwa Stiftung Warentest).1 Studien zeigen ebenfalls, dass fast 3/4 der Befragten angeben, dass Mundpropaganda aus ihrem jeweiligen sozialen (Offline-) Netzwerk für sie die bedeutendste Informationsquelle sei – noch vor dem Fernsehen oder gedruckten Berichten. Werbung und durch Unternehmen gesponserte Blogs werden als am wenigsten glaubwürdige Informationsquellen über Produkte und Dienstleistungen wahrgenommen; Empfehlungen von Freunden und Online-Bewertungen früherer – selbst persönlich nicht bekannter – Nutzer, Kunden und respektierter Meinungsführer und VIPs erhalten hingegen das höchste Ranking und beeinflussen ebenfalls signifikant die Markenwahrnehmung.2 Ähnliche Bedeutung erlangt die Etablierung von Digitalen IT-Anwendungen & -Plattformen, die Implementierung und Nutzung neuer Technologien oder auch das Fehlen eines adäquaten und effizient genutzten CRM-Systems (6. Quadrant). Hierunter fällt auch das Data Driven (Programmatic) Advertising, das in den meisten Fällen bislang unter Nutzung externer Agenturen eingesetzt wird und wo durchgehend über alle europäischen Länder hinweg erhebliche Knowhow-Defizite beklagt werden, ebenso wie eine nur unzureichende Einbindung in sämtliche Planungs- und Umsetzungsprozesse. Während viele der befragten Unternehmensvertreter bereits über Erfahrungen mit digitalen Anwendungen und Plattformen verfügen (6. Quadrant), hinken die jeweiligen Organisationen und die Gewinnung neuer Fähigkeiten diesem Erfahrungsschatz noch hinterher (3. Quadrant). Ariely, D.: Predictably Irrational: The Hidden Forces That Shape Our Decisions, New York 2008; Clemons, E. K.: Business Models for Monetizing Internet Applications and Web Sites: Experience, Theory, and Predictions, in: Journal of Management Information Systems, Vol. 26 (Fall 2009), No. 2, pp. 15 - 41. 1 Li, C.; Bernoff, J.: Groundswell: Winning in a World transformed by Social Technologies, Boston 2008; Barwise, P.; Meehan, S.: The One Thing You Must Get Right When Building a Brand, in: Harvard Business Review, December 2010, S. 80 - 84. 2 6 44. Deutscher Marketing Tag Themenfeldern wie dem Einsatz künstlicher Intelligenz oder auch der Nutzung von (Chat-) Bots wird Bedeutung für Marketing 2020 zugeschrieben, weshalb bereits schrittweise Know-how hierzu aufgebaut worden ist (5. Quadrant). Aus einer strategischen Sicht wird unisono erwartet, dass das Know-how in diesen Themenfeldern umgehend auszubauen ist, bevor diese Herausforderungen in Zukunft noch höhere Bedeutung erlangen werden (etwa Big Data/ Analytics oder auch weitergehende Personalisierung, sowohl in Bezug auf Inhalte, Angebote als auch die Preisgestaltung). In den Interviews wurde ebenfalls immer wieder darauf hingewiesen, dass auf der Grundlage digitaler Anwendungen und Plattformen nachfolgend das Thema des Preismanagements absehbar eine größere Bedeutung haben wird – also die kontextbasierte Aussteuerung (nutzerindividueller) Preise sowohl Online, als auch Offline bzw. im stationären Handel. Im Gegensatz hierzu werden Fähigkeiten wie die „Koordination & Integration dezentraler Bereiche“ als auch alle Elemente einer „Planungs- & Steuerungsfunktion“ bereits als eher hochwertig ausgeprägt eingestuft (7. Quadrant) und weisen entsprechend weniger Handlungsbedarfe auf – abgesehen von der Notwendigkeit, den Return-on-Marketing-Investment weiter nachweisen und verbessern zu müssen. Es scheint, dass zwar viele Planungs- und Steuerungsmechanismen bestehen, diese aber entweder nur unzureichend genutzt werden oder nicht den erforderlichen inhaltlichen Tiefgang aufweisen. Zusammenfassend wird das Marketing der Zukunft damit maßgeblich geprägt sein durch Facetten wie: • Wettbewerbsstrategien und neue Geschäftsmodelle, um der „Commodity-Falle“ zu entkommen; • dem Einsatz von Influencer Marketing, um über neutrale und respektierte Meinungsführer eine Differenzierung im Markt zu schaffen und einen Vertrauensanker beim Kunden zu setzen; Virtual oder Augmented Reality (à la Pokémon Go), kontextbasierte Smart Assistants (etwa auf Basis von Siri oder Google Now) oder auch Wearables wird derzeit noch vergleichsweise wenig Bedeutung zugeschrieben und werden nachfolgend dementsprechend kaum mit Expertise bedacht (1. Quadrant). Selbst wenn die Mehrzahl der befragten Marketing- und Vertriebsentscheider vorgibt, zumindest im Ansatz über eine „Mobile First“-Strategie zu verfügen, bemängeln diese gleichzeitig das Fehlen a) einer auf ihren jeweiligen Unternehmenskontext zugeschnittenen „Killer-Anwendung“ und b) das Fehlen einer ausreichenden Digital Plattform, welche hierauf aufsetzende mobile Anwendungsszenarien erst sinnvoll machen würde. Analog werden erhebliche Verwerfungen in der Kundeninteraktion erwartet durch „Social Media Buy Buttons“ – also die nahtlose Integration von E-Commerce direkt in Social Media-Anwendungen. Erhebliches Wachstum und interessante Anwendungsszenarien zur Kundeninteraktion und zur Gewinnung weitergehender Kundendaten werden aus Anwendungen im Umfeld des Internetof-Things erwartet, wenngleich auch hierfür aus ihrer Sicht derzeit noch wenige wirklich greifbare und skalierbare Szenarien – jenseits von Pilotstudien – erkennbar sind. • Purpose Driven Marketing als Aufladung der Marke mit einem als „gute Sache“ anerkannten höheren Wert zur Differenzierung und Abwehrstrategie gegenüber sinkendem Vertrauen in Marken auf der Grundlage aktivierender Inhalte; • Storytelling & Content Marketing (Pull), in Abkehr von etablierten Push-Mechanismen; • der Umsetzung und Nutzung von Big Data, statt singulären, nicht integrierten Datenfriedhöfen, inkl. Analyse, Aggregation und Interpretation der Daten als „Smart Data“; • Dynamic (Realtime) Pricing als dynamische, massenhaft individualisierte Preissetzung für Kunden Online und Offline; •d ie kritische Hinterfragung vornehmlich von Sportsponsoring als Konzept und Instrument zur Differenzierung und Aktivierung von Kunden; • Künstliche Intelligenz und (Chat-) Bots als weitergehender Baustein zur Marketing Automatisierung; 7 44. Deutscher Marketing Tag • dem (flexiblen) Streben nach Innovationen entlang aller Kundenbedürfnisse, statt dem sklavischen Festhalten an „Economies of Scale“ (Trend der Hyper-Individualisierung); Das übergreifende Motto und Leitbild des Deutschen Marketing Tags 2017 wird vor diesem Hintergrund sein: • der zunehmenden Nutzung integrierter Systeme und Plattformen über Marketing, Sales und Service – mit zunehmender Automatisierung von Routinearbeiten – hinweg; Damit soll umschrieben werden, dass die MarketingFunktion an der Grenze zum nächsten Evolutionssprung steht – also Strategien entwickeln muss, um die Vielzahl an innovativen Instrumenten und Konzepten für den eigenen Unternehmenskontext zu adaptieren und schließlich auch effizient umzusetzen. „#_Next_Level_Marketing“ • die Zunahme von Data Driven (Programmatic) Advertising als individualisiertes Ausspielen von Anzeigen, in Abkehr vom traditionellen, Nutzerunabhängigen Kontext ausgerichteten Werbeschaltungen; • dem Nachholbedarf an Konzepten und Umsetzungen zur systematischen Planung und Erfassung des Return-on-Marketing Investment (ROMI); • der Notwendigkeit, bewährte, hochgradig standardisierte und auf ausgefeilten Kriterien basierte Personalgewinnungs-Prozesse aufzubrechen und für die Gewinnung individueller Marketing – Professionals zu flexibilisieren; 8 44. Deutscher Marketing Tag C. „#_Next_Level_Marketing“ – die Operationalisierung Keynotes & Roundtables • Wettbewerbsstrategien und neue Geschäftsmodelle, um der „Commodity-Falle“ zu entkommen, u.a. mit Beiträgen von E.ON, Deutsche Telekom, Deutsche Lufthansa (angefragt); • Nutzung von Influencer Marketing zur Differenzierung im Markt zu schaffen und Schaffung von Vertrauensankern beim Kunden, u.a. mit Beiträgen von Adobe, Warsteiner, Olympus, B.Braun Melsungen AG; • Innovationen in der (digitalen) Kundeninteraktion. Breakout-Sessions & Workshops Breakouts I (Vormittag) 1 Sinkendes Vertrauen in Marken ... was machen? (Purpose Driven Marketing) 2 Sportsponsoring: Effizient oder eher Wunschdenken? 3 Künstliche Intelligenz, Bots & Voice Recognition … Ende der App-Economy? 4 Marketing Science meets Practice: Von Big Data zu Smart Data & Analytics 5 MarketingStartup Bootcamp (AdTech & Big Data/Analytics) Breakouts II (Nachmittag) 6 Dynamic Pricing … auf dem Weg zur kundenindividuellen Preisgestaltung? 7 Return-onMarketing-Investment (ROMI) … Wege zur Optimierung 8 Content Marketing … die Rückkehr zu alten Tugenden? 9 JuMP Session: Neue Kriterien im Recruiting … Kampf der Klonkrieger vs. individuelle High Professionals? 10 Data Driven (Programmatic) Advertising … Good-Bye Mediaagenturen? Um für die Teilnehmer ein Maximum an Mehrwerte und Ideen zur praktischen Umsetzung zu eröffnen, bieten die vielschichtigen Breakout-Sessions Plattformen für die Interaktion, Diskussion, den Austausch und das Networking. Formate der Breakout-Sessions Marketing-Startup Bootcamp (neu in 2017) • 4 unterschiedliche Startups präsentieren ihre jeweiligen Konzepte Themenumfeld Marketing-Automatisierung, Ad-Technologies oder auch Big Data/Analytics • anwesende Zuhörer beurteilen als „Jury“ • Gewinner erhält als Auszeichnung Media-Leistungen zur Vermarktung • Startups zeigen Lösungen auch auf der Ausstellungsfläche. 9 44. Deutscher Marketing Tag Startup Area (neu in 2017) • Angebot eines eigenen Areals für Startups. Hier haben bis zu 10 Startups haben die Chance, ihre Geschäftsmodelle in einem vorgegebenen Set-Up mit individuellem Charakter zu präsentieren. • Des Weiteren gibt es für die Startups in den Pausen kurze Slots für Stand-Up-Präsentationen auf einer kleinen Bühne innerhalb des Areals. JuMP Session • Interaktive Session zu einem Thema mit hohem Zielgruppen-Fit • Zielgruppe: Junior Marketing Professionals (bis 34 Jahre) Marketing Science meets Practice • Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis • Einbindung renommierter Wissenschaftler • Im Kontext eines relevanten Themas Fishbowl (neu in 2017) • Bei der Fishbowl-Methode diskutiert eine kleine Gruppe von Teilnehmern im Innenkreis (im „GoldfischGlas“) das Thema, während die übrigen Teilnehmer in einem Außenkreis die Diskussion beobachten. Möchte ein Teilnehmer aus dem Außenkreis zur Diskussion beitragen, gibt es verschiedene Formen • Bei der Methode mit dem „Gaststuhl“ steht im Innenkreis ein freier Stuhl. Ein Teilnehmer aus dem Außenkreis kann darauf Platz nehmen und mitdiskutieren, bis er alles gesagt hat oder ein weiterer Teilnehmer aus dem Außenkreis auf dem Gaststuhl Platz nehmen will. World Café (neu in 2017) • Angebot von ca. 2 Sessions als World Café-Methode mit hoch interaktivem Charakter und dem Ziel des unmittelbaren Wissenstransfers sowie der Erörterung eines Themas aus unterschiedlichen Blickwinkeln in kleineren Gruppen. • Die Teilnehmer stehen oder sitzen an 3-4 CaféhausTischen in zwangloser Atmosphäre. Nach 30 Minuten wechseln die Teilnehmer und finden sich in neuen Konstellationen zusammen. „Gastgeber“ an den Tischen sorgen für die inhaltliche Verknüpfung der Erkenntnisse aus den einzelnen Diskussionsrunden. Die Arbeitsergebnisse der Tische werden im Anschluss für alle Teilnehmer ausgestellt. Speakers‘ Corner (neu in 2017) • Im Anschluss an das Plenum und an die Sessions haben die Teilnehmer erstmalig die Chance, den Rednern nach ihren Vorträgen ihre Fragen außerhalb des Plenums zu stellen und im kurzen Dialog den Menschen hinter dem Referenten kennenzulernen. • Das Setting ist angelehnt an die Speakers‘ Corner-Idee in einer ruhigeren „Ecke“ im Umlauf. • Möglichkeit zum Fotoshoot mit dem Referenten. 10 44. Deutscher Marketing Tag Breakouts I (Vormittag) Breakout 1: Sinkendes Vertrauen in Marken ... was tun? (Purpose Driven Marketing) eine Schlüsselrolle zu. Die überragende Mehrheit hält sie für extrem wichtig, gefolgt von den eigentlichen Produkt-Features. Noch scheint jedoch im Gegensatz zu diesem allgemeinen Verständnis das Wissen um den Einfluss des Personals auf das Markenimage überwiegend theoretischer Natur zu sein: Die Mehrheit ist der Meinung, die Mitarbeiter würden nicht oder selten im Sinn der Marke handeln. Ein Grund für dieses Dilemma wird meist in der Führungskultur und der Umsetzung eines markengerechten Verhaltens gesehen. Gleichzeitig erreichen neue Marken wie der DuschSchaum namens „Bilou“ von der Beauty-Bloggerin Bianca Heinicke alias Youtube-Star „Bibis Beauty Palace“ in kürzester Zeit enorme Abverkaufszahlen und werden u.a. via dm-Drogeriemarkt vertrieben. Den Dusch-Schaum (3,95 €) gibt’s in Duftrichtungen wie „Tasty Donut“ oder auch „Creamy Mandarin“ und wird als „cremig“ angepriesen. Selbst massive Kritik in sozialen Medien, u.a. aufgrund von Hautreizungen, kann den Erfolg kaum stoppen. Selbst wenn Marken wichtig bleiben, wird stärker hinterfragt, ob es so etwas wie Kultmarken in Zukunft noch geben wird: Markenloyalität spielt für Millennials so gut wie keine Rolle mehr. Die Zeiten, in denen es auf Schulhöfen noch wahre Grabenkämpfe zwischen der Nikeund der Adidas-Fraktion gab, sind weitgehend vorbei. Qualitätsmarken sind ihnen zwar weiterhin wichtig – doch welche genau ist eher sekundär. Für Millennials zählt Funktionalität, Convenience, Flexibilität und weit vor allem anderen der „Best Deal“. Damit steht eher das Produkt im Vordergrund, weniger die Marke. Damit sinkt auf der einen Seite das Vertrauen in Marken, auf der anderen Seite ggf. auch deren grundlegende Bedeutung. Gesellschaftliche Verantwortung ist ein wichtiger Aspekt von Markenführung, doch das Vertrauen in Marken ist vielfach erschüttert. Nur wenige Marketingexperten bescheinigen Unternehmen Glaubwürdigkeit – viele vertrauen nicht einmal der eigenen Marke. Damit sinkt die Glaubwürdigkeit von Marken: 2/3 der Marketingmanager bescheinigen ethischen Themen in der Markenführung zunehmende Bedeutung. Aspekte wie Nachhaltigkeit sowie gesellschaftliche und ökologische Verantwortung spielen für sie eine größere Rolle als noch in früheren Jahren. Da überrascht es fast, dass zugleich rund 70% glauben, Marken würden nicht halten, was sie versprechen. Fast jeder Fünfte vertraut nicht einmal der eigenen Marke. Ein Ansatzpunkt, das Imageproblem zu lösen und verlorenes Vertrauen aufzubauen, liegt laut Experten bei den Mitarbeitern, deren Handeln den größten Einfluss auf das Ansehen der Marke hat. Ein ähnliches Ergebnis bescheinigt die Anfang 2017 erschienene Studie Meaningful Brands der Havas Group. Entgegen der vorherrschenden Meinung, dass Marken Orientierung geben, Verantwortung übernehmen oder auch wichtigen Content liefern, geben hier Konsumenten an, dass es ihnen egal sei, wenn 74% aller Marken verschwinden würden. 2011 waren es international 70% der Marken, die Verbraucher für verzichtbar hielten. 2013 lag der Wert bei 73%. Und auch beim viel gerühmten und gepriesenen Content-Marketing fällt das globale Ergebnis ernüchternd aus. Danach sind 60% der produzierten Inhalte nicht relevant. Marken, denen es gelingt, als „sinnstiftend“ wahrgenommen zu werden, sind wirtschaftlich erfolgreich. Sie übertreffen die Entwicklung des Aktienmarktes innerhalb von zehn Jahren um 206%. Ein möglicher Ausweg, der von vielen Marketing-Verantwortlichen diskutiert wird: Purpose Driven Marketing erlaubt es einem Unternehmen oder einer Marke über gemeinsame Wertvorstellungen und Bedürfnisse mit einer Zielgrupp eine Verbindung herzustellen.1 Die Geht es darum, das Image des Unternehmens zu verbessern, sprechen die Experten der Kundenberatung 1 Hohenauer, R.; Fischer, P. M.; Reinecke, S.: Sponsoring-Controlling: Empirische Ergebnisse offenbaren Defizite, in: http://www.marke41.de/content/ sponsoring-controlling-empirische-ergebnisse-offenbaren-defizite, in: Marke 41 11 44. Deutscher Marketing Tag Grundlage ist ein allgemein als „gute Sache“ anerkannter höherer Wert. Während viele Organisationen die grundsätzliche Bedeutung eines abstrakten „Etwas Zurückgebens“ erkannt haben, steht die Umsetzung mit aktivierenden Inhalten in der Realität noch deutlich hintenan. Fallbeispiele zeigen: Erfolge sind strategisch getrieben und beinhalten authentische, aktivierende Kreativ-Ideen („Big Idea“), die in Konsequenz auch Abverkäufe nach sich ziehen, etwa bei: • Welche Formen und Erfahrungen in der Umsetzung eines Purpose Driven Marketing bestehen? Welche Ergebnisse wurden hierdurch erreicht? Mit Beiträgen u.a. von Mastercard, RotkäppchenMumm sowie Dove/Unilever (angefragt). Breakout 2: Sportsponsoring: Effizient oder eher Wunschdenken? • Dove Real Beauty of Women: “helping women reconsider and refine what beauty is” Sponsoring hat sich zu einem bedeutenden Marketinginstrument entwickelt. Während das weltweite Sponsoringvolumen im Jahr 2001 noch bei rund 1 Mrd. Euro lag, geben Unternehmen in 2015/2016 bereits 40-50 Milliarden für ihre Sponsoringaktivitäten aus.1 In Deutschland liegt das Sponsoringvolumen laut einer Studie der Hochschule St. Gallen bei geschätzten 5-6 Mrd. Euro, wobei über 2/3 dieser Ausgaben in den Sport investiert werden. • American Express: Spende zur Restaurierung der Freiheitsstatue von 1 Cent US-$ bei jeder Nutzung der Kreditkarte • Apple: “To empower creative exploration and selfexpression” • Nike: “to bring inspiration and innovation to every athlete in the world (everybody is an athlete)” Dringendsten Handlungsbedarf in Richtung „Marketing 2020“ sehen Sponsoring-Verantwortliche im Controlling – vor allem in Bezug auf den Einsatz von Kennzahlensystemen. Oftmals fehlt im Unternehmen das nötige Know-how, um diese Instrumente zielführend einsetzen zu können. Hierdurch gehen in Folge hohe Kosten Hand-in-Hand mit einer nur unzureichend umgesetzten Sponsorship Activation und Fan Engagement, um entlang aller SponsoringMaßnahmen die jeweilige Zielgruppe effizient und nachhaltig erreichen zu können (Abb. 2).2 • Philips: “improve three billion lives a year by 2025”, etwa mit Hilfe sog. “new green healthcare” Produkten. Fragestellungen für den Deutschen Marketing Tag 2017, u.a. • Wie kann ein schleichender Vertrauensverlust bei Marken aufgehalten werden? • Welche Bedrohung entsteht durch neue Marken wie etwa Bibis-Pflegeprodukte? • Welche Instrumente und Konzepte können im Rahmen der Markenstrategie eingesetzt werden? • Ist Purpose Driven Marketing ein sinnvolles und probates Mittel, um diesem Vertrauensverlust zu begegnen? Abbildung 2: Handlungsbedarfe im Sponsoring-Controlling (nach Hohenauer/ Fischer/ Reinecke) 2 1 Cornwell, B.: Sponsorship in Marketing: Effective Communication through Sports, Arts and Events, London 2014; Lucas, C.: Sponsor- and Country-Related Predictors of Sponsorship Effectiveness: Sponsorship in a National and International Environment, Wiesbaden 2014. 2 Hohenauer, R.; Fischer, P. M.; Reinecke, S. (ebenda) 12 44. Deutscher Marketing Tag Fragestellungen für den Deutschen Marketing Tag 2017, u.a. hilft uns das Internet bei unzähligen Gelegenheiten im Lebensalltag, je nach individuellem Bedürfnis. Reist man bspw. in eine andere Stadt und geht gerne in italienische Restaurants, weiß das Handy das und empfiehlt ein zu den persönlichen Präferenzen passendes Restaurant um die Ecke. Voraussetzung: die Freigabe der entsprechenden Daten und damit auch Öffnung der Privatsphäre. Sowohl Google als auch Facebook können heute bereits den Interessensverlauf eines jeden einzelnen Nutzers exakt nachvollziehen und – auf der Grundlage dieses Wissens sowie des umgebenden Kontextes unter Nutzung multivariater Statistik – Voraussagen machen über Präferenzen, auf die der einzelne Nutzer möglicherweise selbstständig gar nicht gekommen wäre. • Machen Sport-Sponsoring-Engagements Sinn, um eine Zielgruppe effizient erreichen zu können? • Gibt es besondere Unterschiede zwischen Sponsoring-Engagements in unterschiedlichen Feldern wie kulturellem Sponsoring, Sport oder im Bereich Corporate Social Responsibility? • Wie kann sichergestellt werden, dass nach dem Abschluss eines Sport-Sponsoring-Engagements auch die über eine Sponsoring Activation ein erhöhtes Engagement der Fans erreicht wird? Erledigen heute Bots bereits unterschiedliche Aufgaben, wie etwa Vorschläge für Rezepte oder auch das Zusammenstellen von Spotify-Playlists, ist zu erwarten, dass künftig im Sinne eines „Conversational Commerce“ diese noch weitreichendere Aufgaben übernehmen werden. Zalando hat bspw. in England den Chat-Bot „Jaff“ gelauncht – über diesen können Kunden nach Produkten suchen und sich Empfehlungen geben lassen. Das Versprechen aller Bots und des Einsatzes künstlicher Intelligenz: die intelligente, massenhaft individualisierte und auf die persönlichen Präferenzen des Kunden zugeschnittene Interaktion in Echtzeit in einem nativen Umfeld. So werden Besucher der Oper in Sydney nach einem Posting des Bildes des weltbekannten Opera-House in Echtzeit ausfindig gemacht und über personalisierte Botschaften direkt auch zur Besichtigung der weltberühmten Attraktion eingeladen. In diesem Kontext gewinnt der derzeitige Hype um Content-Marketing auch weitere Sinnhaftigkeit: die individualisierte, kontextbezogene Ansprache von Interessenten und Kunden in Realtime erfordert zwangsweise ein Repository verschiedenartigster Inhalte, die in realtime ausgespielt werden können. • Welche Erfahrungen gibt es mit unterschiedlichen Sport-Sponsoring-Engagements? Was sind die wichtigsten Lessons Learned? • Gibt es im Bereich Sport-Sponsoring und Sponsoring Activation so etwas wie Best Practices, also Unternehmen, die ihr Sponsoring sehr effizient umsetzen? Mit Beiträgen u.a. von Targobank, WWE sowie MAN (angefragt). Breakout 3: Künstliche Intelligenz, Bots & Voice Recognition … Ende der App-Economy? Bots, Software-Agenten und Neuronale Netze verbinden heute das Wissen von Millionen von Menschen. Gefördert wird diese Entwicklung durch zwei sich selbst verstärkende Mechanismen: auf der einen Seite die Verfügbarkeit massenhafter, nutzerbezogener Informationen durch Internet, Social Media & Co.; auf der anderen Seite besteht bspw. mit Hilfe von In-Memory-Technologien auch die technische Möglichkeit, hochvolumige Massendaten über verschiedene Datenformate mittels Predictive oder Preemptive Analytics in kürzester Zeit hinweg analysieren (Big Data) und hierauf basierend Schlussfolgerungen (Inferenzen) generieren zu können (sog. „Machine Learning“). Die Konsequenz für Marketing und Vertrieb: Algorithmen lernen, welche Schritte wir getan haben und welche wir als nächste machen sollten, weil wir sie gerne machen würden. Schon heute Einigkeit herrscht bei allen Auguren darüber, dass künstliche Intelligenz steigenden Einfluss auf die weitere Marketingautomatisierung nehmen wird. Wie sieht die „schöne neue Marketing-Welt“ dann in Punkto Organisation und Prozesse aus? Das wahrscheinlichste Szenario ist eine deutlich stärkere Integration und Automatisierung aller Prozesse: in naher Zukunft wird die Marketing-Planung – insbesondere die Mediaplanung – unmittelbar 13 44. Deutscher Marketing Tag verfeinern. Mehr Daten erlauben eine Verfeinerung der Profilierung und der nachfolgenden maschinellen Inferenzen. Machten bislang Empfehlungssysteme nur eindimensionale Auswertungen auf der Basis aggregierter Nutzerdaten bzw. auf der Grundlage von Daten, die auf der Website des jeweiligen Anbieters gesammelt worden sind (bspw. „Nutzer die X bestellt haben, mochten auch besonders Y“), werden mit Echo bzw. mit Alexa auch (sämtliche) Nutzerdaten der Offline-Welt erschlossen. Das Ziel: zukünftig Wünsche der Nutzer zu antizipieren, bevor diese ihre eigenen Wünsche selbst überhaupt erahnen können. Die Treffsicherheit von Spracherkennungssystemen hat sich seit 2013 von 75% auf über 90% gesteigert. In den kommenden Jahren ist zu erwarten, dass auf der einen Seite die Qualität der Spracherkennung auf 99% steigen wird und auf der anderen Seite die Plattformen zur Analyse und Ableitung von Schlussfolgerungen „intelligenter“ werden. • aus einem CRM-Planungsmodul (Marketing Resource Management, MRM) gestartet, • über eine programmatische Demand Side Plattform (DSP) werden spezifische Inventare direkt gebucht, • um im Anschluss über ein integriertes, mehrdimensionales Reporting (bspw. inkl. Nielsen-Daten und SKU-Abverkäufen im Handel) und Künstlicher Intelligenz • die Effizienz im Kampagnen-Management zu optimieren. Allerdings: die Voraussetzung für derartige Szenarien ist die durchgängige Integration von Prozessen und IT-Anwendungen, was für die meisten Unternehmen immer noch ein hehrer Wunschtraum ist. Weitergehende Szenarien unter dem Stichwort „Internet der Dinge“ werden bereits kurzfristig dafür sorgen, dass über Kontextparameter (etwa Informationen über den Fahrweg und die Dichte des Straßenverkehrs, die Außen-Temperatur, die Steuerung des heimischen Herdes etc.) zusätzliche Informationen über alle umgebenden (unabhängigen) Kontextvariablen beigesteuert werden. Die Legion verfügbarer Kundendaten in Echtzeit und deren intelligente, kontextbezogene Analyse und darauf aufsetzende automatisierte, individuelle Kundeninteraktion wird absehbar dafür sorgen, dass die etablierten Marktstrukturen weiter durcheinandergewirbelt werden. Intransparente Preismodelle, die Diskussion über Kick-Backs bei Mediaagenturen oder auch langatmige Zielgruppenstudien werden schrittweise ergänzt bzw. substituiert – direkt ausgesteuert vom Anbieter zum Abnehmer, unter weiterer Ausschaltung heute noch bestehender Zwischenstufen (sog. Disintermediation). Ein interessanter Showcase wird mit dem weiteren Siegeszug des Thermomix aus dem Hause Vorwerk in Deutschland zu erwarten sein: nach der Anbindung des Küchengeräts per WLAN mit der OnlineRezeptdatenbank mit über 160.000 Rezepten ist es in einem nächsten Schritt zu erwarten, dass absehbar auch Home-Delivery-Services etwa von REWE oder Amazon Fresh angebunden werden. Das Ergebnis: ein durchintegrierter Prozess in einem (geschlossenen) Eco-System, von der Auswahl des Rezeptes zur Anlieferung der Zutaten hin zum Kocherlebnis auch für Nicht-Profis. Und das bei gleichzeitiger Sammlung einer Vielzahl relevanter Kundendaten, über das reine Kocherlebnis hinaus. Fragestellungen für den Deutschen Marketing Tag 2017, u.a. • In welchen Bereichen wird heute bereits Künstliche Intelligenz und Bots eingesetzt? • Welche Erfahrungen bestehen in Bezug auf die Kundeninteraktion – welche Reaktionen hat es hierzu gegeben? Die nächste Evolutionsstufe dieser Entwicklung steht bereits vor der Haustüre: erweiterte SprachanalyseSysteme wie Alexa etwa in Amazons Echo als digitalem Assistent und Sprachbox für den häuslichen Gebrauch schneiden massenhaft Gespräche in einem Raum mit. Selbstlernend kann das System den Antwort-, und Empfehlungsalgorithmus immer weiter • Gibt es bereits Erfahrungen, in welchem Anwendungskontext Künstliche Intelligenz und Bots Sinn macht und wo es sich als eher weniger sinnvoll erweist? 14 44. Deutscher Marketing Tag • Was sind die Anwendungsvoraussetzungen für den Einsatz Künstlicher Intelligenz und Bots innerhalb des Unternehmens – etwa in Bezug auf Prozesse, Systeme und auch die eigenen notwendigen Kompetenzen? ter mobiler Endgeräte und RFID-Technologie – zunehmend auch Informationen über den Aufenthaltsort von Personen und Objekten.1 Hinzu kommen Daten, welche durch die zunehmend in Produkten enthaltenen Sensoren (wie RFID) an Hersteller zurückgemeldet werden und so die genaue Kenntnis von Nutzung, etwaige Fehler und den aktuellen Zustand von Produkten wie Maschinen, Fahrzeugen oder Softwareinstallationen erlauben. Damit sind in Bezug auf „Big Data Analytics“ mindestens drei Einzelaspekte zu betrachten: • Wie wird der Evolutionspfad für Künstliche Intelligenz und Bots aussehen – während Bots noch einer eher starren (stochastischen) Entscheidungsbaum-Logik folgen, kommen in Zukunft stärker neuronale Netze zum Einsatz? Also kommt es zu einer Renaissance von Instrumenten, die bereits aus der KI-Forschung seit den 90er Jahren bekannt sind? • die größere Vielfalt heutiger und zukünftiger Datenquellen; • Gibt es bereits Lessons Learned und erste, mit Zahlen nachweisbare, Erfolge durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Bots? • der heutige und zukünftige Bedarf an schnellen und angemessenen Aktionen und Reaktionen im massenhaften Kundenkontakt in Echtzeit (und damit die Notwendigkeit, von Programmen automatisierte Entscheidungen auf der Basis intelligenter Algorithmen treffen zu lassen); Mit Beiträgen u.a. von Fraport, H&M sowie Deutscher Sparkassen- und Giroverband (angefragt). Breakout 4: Marketing Science meets Practice: Von Big Data zu Smart Data & Analytics • der Trend, nicht nur (makroskopisch) Muster und Strategien durch Data Mining explorativ zu untersuchen und zu validieren, sondern auf granulare Detail-Ebene (mikroskopisch) bis zu einzelnen Transaktionen und Nutzern vordringen zu können. Besondere Beachtung erfährt das Thema Kundendatenmanagement und die Erkennung komplexer Zusammenhänge in großen Datenmengen in Echtzeit unter dem Begriff „Big Data“. Studien zeigen, dass aus Sicht vieler Unternehmen das Database Management und die darauf aufsetzende Kundenanalyse eine der zentralen Herausforderung der kommenden Jahre ist. Der in Social Media umfassend informierte Kunde erwartet intelligente, auf seine eigenen, spezifischen Belange und Kontext zugeschnittene Kommunikation und Angebote in Realtime und das auf der Grundlage des bestehenden Kundenwissens. Hochentwickelte Attributionsmodelle sind etwa in der Lage bis zu 800.000 Datenpunkten von einer fünfstelligen Nutzerzahl auszuwerten und in 3050 ms anhand von einigen Parametern, die dem Nutzer entsprechen, zusammenzustellen und das entsprechende Online-Werbemittel auszuliefern. Die Herausforderung: aus „Big Data“ auch aus Management-Sicht „Smart Data“ zu machen – also jenseits eines maschinellen Matchings auch Daten so zu aggregieren und aufzubereiten, dass hierauf basierend Entscheidungen getroffen werden können. Big Data ist durch Analysen mit hohen Volumina von Stamm- und Transaktionsdaten in Realtime gekennzeichnet. Hierunter fallen vor allem Datentypen, die es in dieser Form und Vielfalt vormals nicht gab oder die lange als praktisch nicht analysierbar eingestuft worden sind. Allen voran sind dies Freitexte (etwa Inhalte von Websites, Blog-Beiträge), aber auch Bilder, Videos, Audiodaten und – im Zeital- Fragestellungen für den Deutschen Marketing Tag 2017, u.a. • Gibt es bereits so etwas wie Best Practices im Bereich Big Data? 1 Finkel, B.; Dill, M.: Big Data Analytics im Marketing, in: Absatzwirtschaft.de vom 28.11.2012, unter: http://www.absatzwirtschaft.de/content/big-dataanalytics-im-marketing. 15 44. Deutscher Marketing Tag • Wie schaffe ich “Login-Effekte” für die Verbindung von Cookie-Daten und klassischem CRM (personalisierten Daten)? • Segmentierung: Einfaches Erstellen von Zielgruppen auf Basis aller Bestandsdaten als operative Grundlage für das Digital-Marketing, Custom Audiences auf Basis verschiedenster Datenpunkte inkl. granularstem Website-Verhalten und anonymer Besucher, Look-a-Like Audiences wie etwa „statistische Zwillinge“ für die schnelle Optimierung der Werbeperformance oder auch 3rd Party-Audiences als Nutzung von Audiences externer Werbeplattformen; • Welche Formen und Erfahrungen der Marketingautomatisierung mit Big Data bestehen? • Wie können aus der Vielzahl an Daten Trends vorhergesagt werden? Breakout mit Beiträgen renommierter Wissenschaftler im Austausch mit der Praxis u.a. Mister Spex (angefragt). •P rogrammatic Marketing: Zielgruppengenaue Ansprache von Bestandskunden in Echtzeit durch Kundendaten aus CRM, kombiniert mit Behavioral Targeting und Facebook Audience via Daten aus dem Online-Nutzungsverhalten und schließlich die Optimierung der Mediakäufe durch Kennziffern und Consumer Insights; Breakout 5: Marketing-Startup Bootcamp (AdTech & Big Data/Analytics) Unisono beklagen Marketing-Verantwortliche in Europa das Fehlen integrierter IT- und Digital-Plattformen. Unter dem Stichwort der „Marketing-Automatisierung“ werden alle Technologien subsumiert, die Marketing-Aufgaben und -Prozesse vereinheitlichen, kanalübergreifend automatisieren, skalieren und effizient messen. Das Ziel: Die Effizienz erhöhen und Kundenzahlen und Umsätze steigern. Während sich Marketing-Automatisierungs-Tools zunächst vor allem auf die Funktionalitäten im E-Mail-Marketing fokussiert haben, decken diese mittlerweile viele Funktionalbereiche ab, wie die Erstellung und das Management von Landing-Pages, im Kampagnen-Management, Content-Marketing, der Lead-Generierung, der CRMIntegration, im Social-Marketing oder auch Analytics.1 Die IT-Anwendungen und Digital-Marketing-Plattformen umfassen im Idealfall eine Vielzahl an Funktionsblöcken (Abb. 3), wie etwa • Multi-Channel-Kampagnen: u.a. über Display-Werbung & Google Adwords, Mobile Advertising, Video Advertising, App Marketing etwa über Push-Notification, In-App Messaging oder auch Social Media Operation wie Listen/Engage/Analyse/PlanPaid Social Media durch Custom Audiences für Facebook und Twitter, Dynamic Website Content durch die Anbindung zu Dynamic Creative oder auch Systemen für Real Time Advertising. Diese sind jeweils mit eher klassischen CRM-Anwendungsszenarien wie Campaign Management, Lead Management oder Pipeline-Opportunity-Management zu integrieren. Im Rahmen dieses Marketing-Startup Bootcamps werden 4 unterschiedliche Startups Ihre jeweiligen Konzepte im Umfeld von Marketing-Automatisierung, Ad-Technologies oder auch Big Data/Analytics vorstellen und durch die anwesenden Zuhörer als „Jury“ auf der Grundlage von Kriterien beurteilen lassen. Der Gewinner erhält als Auszeichnung Media-Leistungen zur Vermarktung. Die Auswahl der Startups erfolgt in Partnerschaft mit Project-A Ventures Berlin (Dr. Florian Heinemann). Alle ausgewählten Startups zeigen ihre Lösungen auf der Ausstellungsfläche, so dass auch nach dem Bootcamp weitergehende und vertiefende Informationen erhältlich sind. • Data & Analytics: Import & Export von Daten aus CRM/CMS/Analytics über offene API-Schnittstellen, das Exportieren von Rohdaten für eine Verarbeitung und Analyse in externen Programmen (CRM, BI, usw.), Reports für Kennzahlen im Digital Marketing oder auch die Anbindung an alle gängigen Media-Plattformen (wie DoubleClick, Adnexus, Google Adwords); 1 Janning, R.: Marketing Automation - Systeme & Tools zur Neukundengewinnung, in: http://www.onlinemarketing-praxis.de/lead-management/marketing-automation-systeme-tools-zur-neukundengewinnung. 16 44. Deutscher Marketing Tag Abbildung 3: Beispiel für eine Digital-Marketing & CRM-Plattform (schematisch) Breakouts II (NACHmittag) Breakout 6: Dynamic Pricing … auf dem Weg zur kundenindividuellen Preisgestaltung? • Unternehmen zunehmend weniger Preisdifferenzierungsstrategien zwischen unterschiedlichen Kundensegmenten bzw. international zwischen verschiedenen Ländern durchsetzen können. Aus Unternehmenssicht führt die Informationstransparenz im Internet dazu, dass Die Nutzung des Internet erlaubt die in der OfflineWelt bereits bekannten Preisbildungsmechanismen wie etwa eine mengenbezogene Preisdifferenzierung oder Auktionen für eine dynamische Preissetzung mit Echtzeit-Pricing sowie die automatische Weitergabe gesetzter Preise an Faktura-Systeme. Für eine flexible Preisgestaltung eignen sich Produkte mit:1 • Kunden zunehmend mit Hilfe entsprechender Dienste Produkte lediglich über den Preis vergleichen; • vor allem physische Produkte (mit einem geringeren Anteil an Dienstleistungen) internet-basierten Preisvergleichen unterworfen sind: die Verschiedenartigkeit von Dienstleistungen sowie eine nur unter größerem Aufwand realisierbare Vergleichbarkeit gestattet es Dienstleistern eher, dem wachsenden digitalen Preisvergleichsdruck ausweichen zu können; • einem hohen Fixkostenanteil: die zunehmende Digitalisierung von Produkten wie auch von Prozessen führt dazu, dass für die Produktion des ersten Exemplars noch hohe Fixkosten anfallen, während für 1 Shapiro, C.; Varian, H. R.: Information Rules. A Strategic Guide to the Network Economy, Boston 1999; Skiera, B.; Spann, M.: Flexible Preisgestaltung im e-Business, in: Weiber, R. (Hrsg.): Handbuch Electronic Business, Wiesbaden 2001, S. 539 - 557. 17 44. Deutscher Marketing Tag die Produktion weitergehender Exemplare nur noch vergleichsweise geringere (variable) Kosten entstehen, z.B. bei der Herstellung von Software; bis zu 11 Mal am Tag an den Preisen für einzelne Produkte feilt. In ähnlicher Form können als Folge des Targeting nutzerabhängige Preise in Abhängigkeit vom bisherigen Surf-Verhalten und hierdurch artikulierten Interessen im Rahmen eines Behavioral Pricing gesetzt werden. • einer hohen Verderblichkeit: Der Konsum eines Produktes bis zu einem spezifizierten Verfallsdatum erfolgen muss, wie etwa Übertragungsbandbreite, Transportkapazitäten in Flugzeugen oder die Vermarktung von Werbefläche (etwa bei AdScale. de für die Echtzeit-Vermarktung von Online-Werbeplätzen); Fragestellungen für den Deutschen Marketing Tag 2017, u.a. • Welche Erfahrungen gibt es mit flexiblen PreisStrategien? Gibt es hier bereits so etwas wie Best Practices? • konfigurierbaren Eigenschaften: unterschiedliche Zahlungsbereitschaften von Konsumenten können durch unterschiedliche Preise für Kombinationen unterschiedlicher Produktattribute (Aktualität, Qualität, Verfügbarkeit) abgeschöpft werden • Wie kann man es verhindern, aufgrund der Vielzahl an Datenpunkten in einer „Paralyse durch Analyse“ zu enden? als besonders geeignet. Studien zeigen jedoch, dass Konsumenten nicht immer rein rationale Kaufentscheidungen treffen. Ariely spricht von der „vorhersagbaren Irrationalität“.1 In einem Versuch testete er eine klassische A-/B-Variation gegen eine A/ A-/ B-Auswahl. „A-“ steht für eine etwas schlechtere Variante von „A“. Das Ergebnis: sobald „A-“ als Option aufgeführt wird, bewerten Nutzer „A“ als deutlich wertvoller als vorher. Im ersten Versuch entschieden sich rund 40% für „A“, im zweiten 60%. Analysen von Forrester Research etwa gehen davon aus, dass Dynamic Realtime Pricing einer der wichtigsten Trends im Online Marketing und E-Commerce – und nachfolgend mit Zeitverzögerung aber auch ggf. für den stationären Handel – der kommenden Jahre sein wird.2 • Wieviel Aufwand bedeutet die Umsetzung einer flexiblen Preisstrategie? • Was sind die Voraussetzungen hierfür – Prozesse, Systeme, Kompetenzen? • Gibt es hier Lessons Learned, etwa in der Kommunikation mit dem Kunden aufgrund der sich immer wieder ändernden Preispunkte? Was sind die Erfahrungen in der Reaktion von Kunden? Mit Beiträgen von Philips sowie Otto (angefragt). Breakout 7: Return-on-Marketing-Investment (ROMI) … Wege zur Optimierung Wie Preise mittels Targeting auf den Nutzer zuge­ schnitten werden können, veranschaulicht Staples (www.staples.de). Der Büroausstatter wurde dafür gerügt, dass er die Preise im Web-Shop davon abhängig mache, wie weit in den USA der nächste Markt seiner Konkurrenten Office Max und Office Depot vom aktuellen Wohnort des OnlineNutzers entfernt ist. Bei einer Distanz von unter 20 Meilen bekamen die Kunden in der Regel rabattierte Preise angeboten. Analysten berichten, dass Amazon zur Optimierung der Margen Marketing als klassische betriebswirtschaftliche Funktion sieht sich immer intensiver der Beweispflicht ausgesetzt, seinen Budgets und Ausgaben auch objektiv nachweisbare und messbare Ergebnisse gegenüber zu stellen. Nun können sich Marketingverantwortliche, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Nachwuchs über einen Mangel an Fachbüchern, Fachartikeln, Studien und vermehrt auch Online-Publikationen 1 Ariely, D.: Predictably Irrational: The Hidden Forces That Shape Our Decisions, New York 2008; Clemons, E. K.: Business Models for Monetizing Internet Applications and Web Sites: Experience, Theory, and Predictions, in: Journal of Management Information Systems, Vol. 26 (Fall 2009), No. 2, pp. 15 - 41. 2 Raschkowski, B.: Was war los in Bonn? Der Online-Handel 2013 Recap, in: Future Commerce, unter: www.future-commerce.de/index.php/was-war-los-inbonn-der-online-handel-2013-recap/, abgerufen am 28.1.2017. 18 44. Deutscher Marketing Tag naus: Die wichtigste Ursache für die vorherrschende Verunsicherung hinsichtlich der Effektivität und Effizienz von Marketingstrategien als auch -taktiken ist eine fehlende oder nur unzureichende Marketingplanung.1 So ist die Marketingplanung oftmals ... nicht beklagen. Im Kontrast dazu stellt sich die betriebliche Realität ganz anders dar: Statt mehr oder weniger hochfliegender betriebswirtschaftlicher Theorien sind eher nüchterne Kosten-/Nutzenbetrachtungen gefragt. Dies führt dann nicht nur zu kritischen Fragen seitens Unternehmensleitung, Controlling oder Einkauf, sondern zu einer Verunsicherung im Unternehmen weit über Marketing und Vertrieb hinaus. Denn selbst einfachste Fragen laufen Gefahr, nicht schlüssig beantwortet werden zu können: • ... nur unzureichend mit der Unternehmensplanung insgesamt synchronisiert; • ... zu sehr auf die Planung von Taktiken bzw. Maßnahmen beschränkt, unter Vernachlässigung einer inhaltlichen Planung auf einer Themen- und Programmebene; • ... nur eine Adaption der Planungen aus dem Vorjahr mit lediglich geringen Modifikationen bezüglich der Inhalte und der Zeitplanung (sog. „Binder-of-theShelf-Syndrom“); • ... kaum unter Vereinbarung präziser Messgrößen zwischen Marketing und anderen tangierten Unternehmensbereichen (wie z. B. Vertrieb, Auslandsniederlassungen usw.) abgestimmt. • Sind die eingesetzten Marketing-Maßnahmen beziehungsweise Taktiken dazu geeignet, um die anvisierten Zielgruppen wirkungsvoll anzusprechen und die gesetzten Ziele tatsächlich erreichen zu können? • Ist der Einsatz der gewählten Marketingaktivitäten der kostengünstigste, schnellste und risikoärmste Weg, um das geplante Ziel zu erreichen? • Gelingt der Transport der ausgewählten Inhalte an die anvisierten Empfänger mit den gewählten Taktiken und Kommunikationsmaßnahmen tatsächlich? Eine unzureichende und nicht systematische Planung und nachfolgende Erfassung von Messgrößen bringt das Marketing in die Beweisnot-Falle. Dies führt nicht nur dazu, dass der aus den Marketingaufwendungen erzielte Mehrwert im Sinne eines „Return-on-Marketing-Investment“ (ROMI) unternehmensintern kaum nachzuweisen ist. Auch ist in Folge die Effizienz künftiger Marketingmaßnahmen unternehmensextern kaum nachweisbar. Qualitative und quantitative Studien zeigen, dass etwa ¾ aller Marketingaktivitäten kaum die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen. Die Gründe dafür sind zwar vielschichtig, lassen sich jedoch letztlich wiederum auf eine unzureichende Marketingplanung zurückführen. Die Kritik an der Marketingfunktion und die hier angeführten Argumente sind dabei keineswegs neu: bereits 1980 wurden derartige Kritikpunkte festgestellt – ohne jedoch bis heute einer Lösung nachhaltig näher gekommen zu sein.2 Ähnlich spricht Doyle bereits 2000 von der „marginalization of marketing professionals“.3 • Sind die zu kommunizierenden Inhalte überhaupt hinreichend präzise beschrieben und greifbar? • Entspricht die Marketingarbeit, deren Inhalte, Zielgruppenansprache, gewählte Taktiken, Ziel- und Messgrößen (sog. „Key Performance Indicators“, KPIs) usw. überhaupt der Unternehmensstrategie? Gleichzeitig sieht sich das Marketing mit neuen Herausforderungen konfrontiert: eine zunehmende Individualisierung in der Leistungserstellung und -kommunikation als auch neue internetbasierte Anwendungen (wie „Consumer Generated Content“) sorgen dafür, dass die Verunsicherung in diesen Fragestellungen eher noch weiter zunimmt. Fragt man Marketingverantwortliche – sowohl im Business-toBusiness (B2B) als auch Business-to-Consumer-Bereich (B2C) – nach den Defiziten des Marketings von heute, dann läuft es meist auf folgende Erkenntnis hi- 1 Strauss, R. E.: Marketing Planning by Design. Systematic Planning for Successful Marketing Strategy, London 2008. 2 Müller, W.: Repositionierung des Marketing – von der funktionalen Programmatik zur ganzheitlichen Managementaufgabe, in: Kreutzer, R. T.; Merkle, W. (Hrsg.): Die neue Macht des Marketing, Wiesbaden 2008, S. 231 – 246. 3 Doyle, P.: Value Based Marketing, in: Journal of Strategic Marketing, Vol. 8, 2000, S. 299 - 311. 19 44. Deutscher Marketing Tag Fragestellungen für den Deutschen Marketing Tag 2017, u.a. und erweitert damit quasi klassische (Display-) Werbung. Während bei klassischen Medien und DisplayWerbung Inhalte dem Interessenten vornehmlich im „Push“-Verfahren angetragen werden (Outbound Marketing), steht im Content Marketing die „Pull“-Wirkung im Fokus, d.h. die Aktivierung durch ein höheres medien- und inhaltsspezifisches Involvement (Inbound Marketing), als Brückenschlag zwischen Marke und Nutzer im jeweils relevanten Kontext. • Welche Best Practices zur Optimierung des Returnon-Marketing Investment bestehen? • Wie sollte der Prozess am besten aufgesetzt werden – von der Planung, über die Exekution bis hin zur Erfassung von Messgrößen? • Was sind die größten Herausforderungen beim Management des ROMI: bestehende Prozesse, unzureichende Systeme, Change Management mit den betroffenen Mitarbeitern, etc.? Henseler stellt zum Thema Content im Rahmen von Online-Branding fest, dass „wenn Dinge ihre situative Relevanz verlieren, wenden sich Menschen anderen Dingen zu“1. Für die Ermittlung der situativen Relevanz ist es notwendig, das momentane Interesse und den Nutzungskontext von Nutzern zu kennen, um darauf adäquat reagieren zu können. Hierzu müssen Marken interessant, facettenreich und beweglich sein. Nur über eine lebendige Markenpersönlichkeit können Marken spannend sein, facettenreich und dabei doch sie ganz selbst bleiben. Ausgangsbasis für ein Content-Marketing ist damit neben einem differenzierten Verständnis der Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen und deren Kanalpräferenzen auch eine nachhaltige Strategie zur Differenzierung und Pflege der Markenpersönlichkeit. • Ist die Erhebung nur etwas für Großunternehmen oder macht das auch für kleinere und mittelständische Unternehmen Sinn? • Was sind die Erfahrungen bei der Einführung eines stringenten Planungs- und Mess-Systems? Mit Beiträgen von TÜV Rheinland, Käserei Loose und BSH Hausgeräte. Breakout 8: Content Marketing … die Rückkehr zu alten Tugenden? Im Fokus steht die Positionierung und Profilierung des Inhaltsproduzenten als Experten, Berater und Entertainer, der Kompetenzen, Know-how und Wertversprechen durch den Inhalt demonstriert, anstatt diese nur zu behaupten. Social Media dient hierbei als sowohl als Content-Quelle, als auch als Interaktionskanal. Hierfür ist es essentiell, medienneutrale Content-Ideen und kreative Leitideen zu entwickeln, die medienspezifisch über alle Kanäle adaptiert werden können. Ein „transmediales Erzählen“ rückt damit stärker in den Mittelpunkt. Damit verschwimmen zumeist die definitorischen und konzeptionellen Grenzen zwischen „Storytelling“ und „Content Marketing“. 1 Im Gegensatz zu werbenden Techniken, wie Anzeigen, Banner oder Werbespots, stellt Content Marketing nicht die positive Darstellung des eigenen Unternehmens mit seinen Produkten in den Mittelpunkt, sondern fokussiert darauf, dem Interessenten bzw. Kunden nützliche Informationen, weiterbringendes Wissen oder relevante, ansprechende Unterhaltung über die für ihn jeweils adäquaten Kommunikationskanäle anzubieten. Content-Marketing kann damit als Marketing-Technik beschrieben werden, die mit informierenden, beratenden und unterhaltenden Inhalten profilbasiert und individualisiert Interessenten und Kunden anspricht, um sie vom eigenen Unternehmen und seinem Leistungsangebot zu überzeugen und sie als Kunden zu gewinnen oder zu halten. Es ist zu erwarten, dass eine Vielzahl an weitergehenden Trends weiter dafür sorgen wird, dass das Thema Content bzw. Content Marketing auch in Zukunft einen prominenten Stellplatz einnimmt: Die Marke wird als „Corporate Brand Story“ inszeniert, eingebettet in ein inhaltlich relevantes Umfeld 1 Smith, P.: Lead with a Story: A Guide to Crafting Business Narratives that Captivate, Convince, and Inspire, Cincinnati 2012. 20 44. Deutscher Marketing Tag • Interactive Content: je mehr die Zielgruppe mit Inhalten interagieren kann, desto populärer werden diese. Interaktiver Content kann Tests, Umfragen, Info-Graphiken oder auch Wettbewerbe umfassen; • Inhouse vs. Agentur: Nicht nur Mercedes und Allianz gehen dazu über, Content Marketing wieder im eigenen Haus umzusetzen. Tiefgründiges Wissen über die Besonderheiten der Zielgruppe und das Produktportfolio finden sich vornehmlich bei den eigenen Mitarbeitern. Externe Dienstleister kennzeichnet eine frische Perspektive, innovative Lösungswege & Ideen, die mit einer durch Routine fest gefahrenen „Innenperspektive“ nur schwer zu finden sind. • Visual Content Marketing: Studien zur Folge sind 93% der täglichen Kommunikation non-verbal – ob Videos, Fotos und Cartoons, Motion Graphics, Slideshows oder Infografiken. Unabhängig davon, ob komplexe Zusammenhänge übersichtlich dargestellt oder Emotionen transportiert werden sollen: Visuelle Inhalte sind authentisch und aufmerksamkeitsstark und werden vom User um bis zu 60 Mal schneller wahrgenommen als reine Texte; Fragestellungen für den Deutschen Marketing Tag 2017, u.a. • Welche globalen Best Practices gibt es im Bereich Content Marketing? Geht es hier um die Produktion von Inhalten, um „in relevanten Momenten“ die Brücke zwischen Marke und Nutzer aufzuspannen oder handelt es sich hier einfach nur um einen überschätzten Hype? • Mobile Video: mittlerweile sind auf den großen Social Media Plattformen ca. 95% der Inhalte Videos. Mobile Video Views sind in 2015/2016 6 Mal schneller gewachsen als Desktop Views. • Livestreaming: die Integration von Livestream in Instagram‘s Stories als live Broadcasts; • Wie kann so ein transmediales Storytelling entwickelt werden – welche Instrumente, Prozesse, Vorgehensweisen und Systeme stehen hierfür zur Verfügung? • Short-lived Content: wie bei Snapchat verschwinden Inhalte nach kurzer Zeit, was vor allem bei der Generation Z mit einer durchschnittlichen Aufmerksamkeitsspanne von 8s Anklang findet; • Welche Kompetenzen und Rollen müssen hierfür entwickelt werden – kann das in der bestehenden Marketing-Organisation abgedeckt werden oder sind hierfür neue Rollen-Modelle und KompetenzRaster notwendig? • Influencer: Online-Influencer genießen gemäß Content Marketing Forum oftmals eine höhere Glaubwürdigkeit als klassische Werbung. Entscheidend für den Erfolg ist dabei echtes inhaltliches Engagement: lebhafte Diskussionen sind Ausdruck einer loyalen Fan-Base; • Ist Storytelling nur etwas für Großunternehmen oder gilt das auch für den Mittelstand? Kann ich das auch mit weniger Budget und großartigen Agenturen entwickeln? • Native Advertising: die Integration von Werbung in aufmerksamkeitsstarke externe Inhaltsumfelder und der Ersatz blanker Produktkommunikation in aus Zielgruppensicht interessante quasi-redaktionelle Beiträge, analog zu Advertorials; • Gibt es Beispiele, wo sich Content Marketing und Storytelling direkt auch in Abverkäufen niederschlägt? Mit Beiträgen u.a. von AOK-Bundesverband, Swarovski sowie Nikon (angefragt). • Content Culture: Unternehmen müssen eine Kultur, als auch Prozesse und Systeme für Inhalte schaffen. Im Sinne von „Everybody writes“ müssen Strukturen geschaffen werden, welche Inhalte systematisch und strukturiert generieren, etwa via CMS, Redaktionsmeetings für alle Funktionen, übergreifende Newsdesks oder auch Editorial Calendar; 21 44. Deutscher Marketing Tag Breakout 9: JuMP Session: Neue Kriterien im Recruiting … Kampf der Klonkrieger vs. individuelle High Professionals? Ausbildungs-/Werdegang und hier gebildeten Einstellungen. Die Analysen um den „Myers-Briggs-Persönlichkeitstest“ seit den 40er Jahren zeigen auch, dass dieses selektive Auswahlverfahren noch weiter durch die Neigung der jeweils einstellenden Führungskräfte forciert wird, tendenziell auch eher Kandidaten mit ähnlicher Persönlichkeitsprofilen und Historien wie sie selbst zu präferieren. Im Ergebnis rekrutieren damit die in einer bestimmten Unternehmenskultur „sozialisierten Klone“ wiederum ähnlich geartete und sozialisierte „Klone“. In starkem Kontrast hierzu vertreten Personalchefs unisono die Ansicht, dass Quereinsteiger in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Die Herausforderung damit: jenseits der festgelegten Personaleinstellungsverfahren und -prozesse „Eingangstore“ für Quereinsteiger zu schaffen, welche die bestehenden Standard-Prozesse zumindest sinnvoll ergänzen oder auch vollständig ersetzen. Ggf. können hier auch neue Strategien zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel der Auswahl über multivariate MatchingAlgorithmen etwa auf der Grundlage von Xing oder LinkedIn. Jeder macht Fehler und auch Personaler sind im Rahmen des Recruitings nicht davor gefeit. Nach Konfuzius gilt: „Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten“. So analysiert eine Studienreihe des Karriereportals Monster, die in Zusammenarbeit mit dem Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universität Bamberg durchgeführt wurde, wo genau die „Big Failures“ in der Personalbeschaffung liegen.1 Über 4.800 Jobsuchende und Karriereinteressierte gaben dabei Auskunft darüber, womit sich Unternehmen bei der Rekrutierung disqualifizieren. Es zeigt sich, dass Unternehmen gut daran tun, manchmal jahrelang eingefahrenen Prozesse und Routinen in der Rekrutierung immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Die funktionale und formale Ausdifferenzierung hat es ermöglicht, die Rekrutierungsprozesse möglichst mit Kompetenzprofilen und Kriterienrastern zu hinterlegen. Der Nachteil: selbst potenziell interessante Kandidaten, die nicht den eingangs definierten Kriterien entsprechen, werden über verschiedene Stufen herausgefiltert bzw. erhalten vom einstellenden Unternehmen gar nicht erst eine Einladung für ein Vorstellungsgespräch. Unternehmen ziehen oftmals einen passenden Mitarbeiter nicht in Betracht, weil er als Quereinsteiger durch das zu eng gesetzte Raster fällt. Hier wurde in der „Marketing 2020“ Studie immer wieder die Metapher eines semi-professionellen Musikers oder Sportlers bemüht, der bereits in einer Disziplin bewiesen hat, dass er Durchhaltevermögen und Leidenschaft besitzt, jedoch nicht die eng gesetzten Kriterien etwa mit Abschluss einer Eliteuniversität erfüllen kann. Fragestellungen für den Deutschen Marketing Tag 2017, u.a. •W as sind die Kriterien, nach denen Unternehmen in verschiedenen Größenklassen Neueinstellungen vornehmen? • Welches (realistische) Profil sollte ein Bewerber idealerweise aufweisen? • Wie kann man verhindern, dass Neueinstellungen mit einem eher exotischen Profil durch das gelebte Führungsverhalten und die Unternehmenskultur mittelfristig auch „gestreamlined“ werden und sich dem Verhalten der bestehenden Mitarbeiter komplett anpassen? Damit haben diese formalen Prozesse die Tendenz dazu, stets auf die gleichen Typen mit ähnlichen Ausbildungsgängen zu fokussieren. Kurzum: oftmals wurden alle Personalprozesse und zugrundeliegende Kriterien (über-) perfektioniert, mit der Konsequenz, dass Exoten mit unterschiedlichen Lebensläufen und Historien kaum eine Chance zur Anstellung erhalten im Vergleich zu „Klonen“ mit ähnlichem/gleichem • Wie können die Standard-Prozesse im Recruiting – sinnvoll – erweitert werden, um Quereinsteigern den Einstieg zu ermöglichen? Und gleichzeitig verhindert werden, dass auf einmal alle Bewerbungen nur noch als „Quereinsteiger“ behandelt werden? Mit Beiträgen von XING (angefragt). 1 Monster: Fehler in der Rekrutierung oder: Wie aus Fehlern Chancen werden, unter: http://arbeitgeber.monster.de/hr/personal-tipps/rekrutierungverguetung/rekrutierung/fehler-recruiting-rekrutierung.aspx 22 44. Deutscher Marketing Tag Breakout 10: Data Driven (Programmatic) Advertising … Good-Bye Mediaagenturen? vertiser greifen auf alle Inventararten über ein einziges Interface zu, von Fernsehspots über SpotifyWerbung bis hin zur Außenwerbung an Autobahnen – und sogar Print-Inserate. Dadurch steigt nicht nur der programmatische Anteil an den Werbeausgaben schrittweise auf fast 100%. Damit werden klassische CRM/Marketing Resource Management Funktionen über durchintegrierte Prozesse und Systeme mit der digitalen Exekution verbunden – unter Ausschaltung bestehender Intermediäre bzw. diese werden gezwungen, andere Aufgaben entlang der Wertschöpfungsprozesse zu übernehmen. Der Markt für automatisierte Werbung wächst weiter rasant. Werbungtreibende können bei der Auslieferung von Online-Werbemitteln automatisiert und in Echtzeit auf Werbeplätze (Ad Impressions) bieten. Für jede (verfügbare) Ad Impression wird das Werbemittel des jeweils Höchstbietenden ausgeliefert (RTB). Technologie und Daten entwickeln sich in diesem Umfeld mit großer Geschwindigkeit. Unser Verständnis von Kunden wird sich ändern, ebenso wie die Art, wie wir Media-Käufe für Werbungtreibende planen und umsetzen. Einfach formuliert: Es wird automatisiert, manuelle Vorgänge werden abgeschafft und die Effektivität von Marketing-Kommunikation weiter gesteigert. Diese Vorteile reichen schon jetzt über die „traditionelle“ programmatische Umgebung hinaus in Mediakanäle, die man üblicherweise nicht mit Automatisierung assoziiert – in Zukunft ggf. auch OOH. 1 • Individualisiertes Echtzeit-Targeting als Mainstream: Was Facebook und Google dank 100% UserErkennung auf allen Endgeräten beherrschen, wird sich auf die gesamte Programmatic-Landschaft ausweiten: Personalisierte Nutzeransprache auf Basis individueller Interessen, unabhängig von Raum und Zeit. Es ist die Traumvorstellung aller Advertiser, ihre Zielgruppe im richtigen Moment über den richtigen „Touchpoint“ mit der richtigen Botschaft zu erreichen. Neue Plattformen mit ungeahnten Stärken in der Datenverarbeitung entscheiden darüber in wenigen Millisekunden. Tatsächlich wird es nicht mehr lange dauern, bis Plattformen entstehen, die einen Käufer mit allen angebotenen Media-Arten verbinden.2 Entsprechend wird weltweit schon über die Hälfte der digitalen DisplayWerbung (ca. 51%) über programmatische Kanäle bespielt, in Deutschland ist der programmatische Werbeanteil in 2016 um 48% gewachsen – auf insgesamt rund 484 Mio. Euro. Programmatic wird in Deutschland zukünftig sogar schneller wachsen als Social Media und Online-Video, mit Wachstumsraten von 31% für 2017 gegenüber 20-25%. Neueste Entwicklungen in den USA verknüpfen Programmatic Advertising mit Optionsmarktplätzen, wo Call-/Put-Optionen auf einen zukünftigen Preis für einen bestimmten Werbeplatz (Inventar) gehandelt werden. • Künstliche Intelligenz sorgt für weitergehende Vernetzung: Mit Programmatic Advertising hat der Automatisierungsgrad für die Planung, Einrichtung und Steuerung von Werbekampagnen deutlich zugenommen. Dennoch führen alle Beteiligten noch immer viele Aufgaben manuell aus - mit all den unliebsamen Folgen, die darin resultieren, dass die Kampagnen nicht optimal ausgesteuert werden. Künstliche Intelligenz wird diese Aufgaben Schritt für Schritt übernehmen und letztendlich eine crossmediale und kampagnenübergreifende Aussteuerung ermöglichen. In der aktuellen Entwicklung kristallisieren sich mehrere Trends heraus:3 • Big Data ermöglicht Customer Lifecycle Management: Wer seine Zielgruppe mit personalisierten Botschaften in Echtzeit ansprechen möchte, braucht eine qualitativ hochwertige Datenbasis. Cookie-basiertes Targeting, wie wir es aus dem Re- • Werbung wird zu 100% programmatisch: In 3-4 Jahren werden sämtliche Werbeformate programmatisch gemanagt und klassische Adserver mit Supply-Side-Plattformen (SSP) verschmelzen. Ad- 1 Bacher, F.: 7 Programmatic-Trends für 2016, in: http://www.internetworld.de/onlinemarketing/expert-insights/7-programmatic-trends-2016-1067069. html. 2 Busch, O. (ed.): Programmatic Advertising: The Successful Transformation to Automated, Data-Driven Marketing in Real-Time, Berlin 2016. 3 Zant, T.: http://www.absatzwirtschaft.de/individualisiert-und-in-echtzeit-vier-prognosen-zur-zukunft-der-programmatic-technologie-94809/?utm_ campaign=NEWSLETTER_newsletter&utm_source=newsletter&utm_medium=email, in: Absatzwirtschaft Online, 14.12.2016 23 44. Deutscher Marketing Tag targeting kennen, ist keine Lösung. Statt Werbung nach dem Gießkannenprinzip ermöglicht Programmatic vielmehr User-Targeting mit Präzision – und dank dynamischer Werbemittel optimal individualisiert. Doch ohne Big Data ist eine maximale Werbeeffizienz hier kaum möglich. Wenn fast jede User-Interaktion nachgehalten wird, werden große Datenmengen generiert, die in Echtzeit verarbeitet und ausgewertet werden müssen. Gelingt dies, können Advertiser den Kampagnenkreislauf stets aufs Neue optimal an die Bedürfnisse ihrer Kunden anpassen – über den gesamten Customer Lifecycle hinweg – und so aus zufriedenen Kunden „Brand Loyals“ schaffen. • Wird die zukünftige automatisierte Kaufabwicklung auch Premium Inventar (Programmatic Premium) einbeziehen – ggf. innerhalb sog. Private Market Places? Fragestellungen für den Deutschen Marketing Tag 2017, u.a. • Werden sich weitergehende (Meta-) Marktstrukturen herausbilden, die etwa Call-/Put-Optionen für die Vermarktung von Werbeplätzen nutzen? • Welche Entwicklungen sind durch die Integration von Programmatic in klassische Marketing-Automatisierung und – Planung zu erwarten – etwa die direkte Aussteuerung aus einer MRM-Komponente heraus als Automated Guaranteed? • Wird es weitergehende Kooperationen geben und Bemühungen von Premium Publishern, das Inventar zu kontrollieren? • Media goes Programmatic – welche weiteren Entwicklungen sind hier zu erwarten? Werden Mittelsmänner wie Mediaagenturen neue Aufgaben entlang der Wertschöpfungskette übernehmen? Mit Beiträgen u.a. von ebay Kleinanzeigen, Trivago (angefragt). • Individualisierte Anzeigen, ausgesteuert in Echtzeit – ist das auch auf alle Kanäle übertragbar? Etwa Out-of-Home (OOH)? D. Danksagung Allen Kollegen im Kuratorium des Deutschen Marketing Verbands, der Jury zum Deutschen Marketing Preis, den Leitern der Competence Circle des Deutschen Marketing Verbands und der CMO Community gebührt ein herzliches Dankeschön für die Vielzahl an Anregungen, Mühen, Engagement und dahinterliegende „Brain-Power“. 24 44. Deutscher Marketing Tag Dankeschön an das Kuratorium des Deutschen Marketing Verbands: Dr. Thomas Barthel Leiter Marketing und Vertrieb TÜV Rheinland AG Peter Beuke VP Marketing, Communications & Citizenship IBM Deutschland GmbH Cathrin Duppel Marketing Leiterin Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH Claus Fesel Leiter Marketing und Kommunikation | BM Datev eG Erik Friemuth Group Chief Marketing Officer TUI Travel Andreas Friesch Vorstand Vertrieb Thermomix Vorwerk Deutschland Stiftung & Co. KG Marco Gottschalk Marketing Director Canon Deutschland GmbH Jürgen Griebsch Senior Vice President Corporate Strategic Marketing BSH Hausgeräte GmbH Elke Guhl Chief Marketing Officer Swiss Life Schweiz Swiss Life AG Andreas Jung Vorstand Marketing FC Bayern München Eva Henry-Künne Chief Marketing Officer L’Oreal Deutschland GmbH Jürgen Herrmann Geschäftsführer Alfred-Ritter GmbH Hans-Joachim Kamp Vorsitzender des Aufsichtrats Philips GmbH Heiko Klauer CMO, Country Marketing Manager IKEA Deutschland GmbH & Co.KG Dirk Lange Director Business Services & MarketingSales West Europe 3M Deutschland GmbH Jens Leveringhaus Executive VP, Head of Product Value Management Fresenius Medical Care Deutschland GmbH Tanja Lockwood Director Customer Marketing Villeroy & Boch AG Claudia Maier Leitung Corporate Marketing BayWa AG Alexander Mannweiler Marketing Director Deutschland Vileda GmbH Tina Müller CMO & Mitglied des Vorstands Opel Group GmbH Adriana M. Nuneva Vice President Global Marketing Industrial TE Connectivity Dr. Jesko Perrey Senior Partner Marketing & Sales Practice McKinsey & Comp. Godo Röben Geschäftsleiter Marketing, Forschung und Entwicklung Rügenwalder Mühle Carl Müller GmbH & Co. KG Bernd Rützler Executive Vice President Marketing Alfred Kärcher GmbH & Co. KG Hartmut Scheffler Managing Director Kantar TNS Matthias Schrader Geschäftsführer SinnerSchrader Dr. Stephen Schuster Global Head of Marketing Communication Consumer Goods WMF Group GmbH Thomas Voigt Direktor Wirtschaftspolitik und Kommunikation Otto Group Jochen Wenzel CMO Knauf Gips KG 25 44. Deutscher Marketing Tag Dankeschön an die Jury zum Deutschen Marketing Preis: Prof. Dr. Ralf E. Strauß Präsident Deutscher Marketing Verband e.V. Vorsitzender Birgit BertholdKremser Senior Vice President, Corporate Branding and Communication Swarowski Stefanie Brandes Director Marketing & Sales Robinson Club GmbH Carsten Cramer Direktor Vertrieb und Marketing/Prokurist Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA Oliver Engels Geschäftsführer Marketing & Vertrieb British American Tobacco Germany GmbH Kerstin Erbe Geschäftsführerin dm-drogerie markt GmbH + Co. KG Alexander Ewig Geschäftsführer Mediamarkt Marketing GmbH Ebba Grebe Mitglied der Geschäftsleitung/ Marketing Leitung Melitta Europa GmbH & Co. KG Thomas Grom Vice President Global Marketing and Digital Business Medela AG Florian Haller Hauptgeschäftsführer Serviceplan Gruppe Marcus Haus Bereichsleitung Marketing Penny Markt GmbH Martin Hötzel Geschäftsführer Vertrieb & Marketing WARSTEINER GRUPPE Dr. Uwe Kolks Mitglied der Geschäftsführung Privatkunden E.ON Energie Deutschland GmbH Dr. Adalbert Lechner Geschäftsführer Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli GmbH Jürgen Lieberknecht Vorstand Privatkunden TARGOBANK AG & Co. KG Jens Peter Peuckert Marketing Director Parfümerie Douglas GmbH Dr. Regina Pfeiffer Global HCP Strategy Lead Sanofi Insulins Sanofi-Aventis Deutschland GmbH Hartmut Scheffler Managing Director Kantar TNS Ursula Schelle-Müller Thomas Schönen CMO Head of Brand, Motel One Group Communications, Digital & Marketing DACH Philips Deutschland GmbH Michael Th. Schuld Leiter Kommunikation und Vertriebsmarketing Telekom Deutschland GmbH Göran Tamm Marketing Director Jaguar Land Rover Deutschland GmbH Ingo Tanger Marketing Direktor Deutschland Beiersdorf AG Christian Thunig Chefredakteur absatzwirtschaft - Zeitschrift für Marketing Dr. Michael Trautmann Vorstand Thjnk AG Prof. Dr. Thorsten Wiesel Professor für wertbasiertes Marketing Westfälische Wilhelms Universität Münster Dr. Torsten Wingenter Senior Director Digital Innovations Lufthansa Airlines Dr. Thomas Vollmoeller CEO XING AG 26 Impressum: Autor: Prof. Dr. Ralf E. Strauß Präsident Deutscher Marketing Verband/Board Member European Marketing Confederation [email protected] Herausgeber/Geschäftsstelle: Deutscher Marketing Verband e.V. Sternstraße 58 · 40479 Düsseldorf · Fon + 49 (0) 211.864 06-40 [email protected] · www.marketingverband.de Eine gemeinsame Veranstaltung von: