Uraufführung Don Quijote Cervantes „Aller Ernst und alle Leidenschaft und alles, was den Menschen ans Herz geht ist Don Quixoterie, es ist gut dies zu wissen, für einige Fälle; sonst ist es für gewöhnlich besser es nicht zu wissen.“ Friedrich Nietzsche Seit seinem Erscheinen vor nunmehr 402 Jahren begeistert und bewegt der Roman über den Ritter von der traurigen Gestalt weltweit seine Leserschaft. Doch was treibt diesen seltsamen Edelmann um? Er gibt sich selbst nach eifriger Lektüre von Ritterromanen eine neue Identität. Er greift zu Rüstung und Schild und stürzt sich im Namen einer ausgedachten Edeldame in die Mancha, um Heldentaten zu voll­ bringen. Ungeachtet dessen, dass niemand außer ihm selbst seine Abenteuer als heldenhaft anerkennt. Ist er schlicht verrückt? Weshalb fasziniert er uns auch noch Jahrhunderte nach Erscheinen des Romans? Und das, obwohl die meisten von uns kaum mehr über Don Quijote wissen, als dass er gegen Windmühlen ankämpft, die er für Riesen hält? Die Antwort ist so einfach wie komplex: Die Frage nach den Beweggründen Don Quijotes bleibt eine Frage der Sichtweise des Betrachters – und somit eine Frage der Interpretation. Jeder Versuch, den Roman und seinen Titelhelden auf eine allgemeingültige und einfache Formel zu reduzieren, muss zwangsläufig scheitern, denn sie beide bieten Material für die unterschied- lichsten Theorien. Dennoch bescheinigen auch noch die prominentesten Leser (von Dostojewski über Marx bis Goethe) einhellig ihre Sympathie mit der Hauptfigur, egal ob sie den Roman als komisch oder aber als unendlich traurig empfinden. Denn Don Quijote ist ein Mensch, dessen subjektive Wahrnehmung von Welt mit der ihn umgebenden so genannten „Wirklichkeit“ aufeinanderprallt. Standhaft hält er daran fest – hat er doch eine unanfechtbare Erklärung parat, wenn seine Wahrnehmung sich als fehlgeleitet erweist: Böse Zauberer sind es, die ihm die Sinne vernebeln oder gute Zauberer, die nur ihn sehen lassen, was alle anderen nicht sehen können. Weder vom einen noch vom anderen lässt er sich jedoch einschüchtern und kämpft unerschütterlich: gegen die Feinde, die er imaginiert; gegen Freunde, die ihn von der Unsinnigkeit seiner Vorstellungen überzeugen wollen; und gegen seine eigenen Zweifel, die ihn zuweilen befallen, wenn seine Außenwelt seine Wahrnehmung gezielt manipuliert. Don Quijote weiß, wer er ist, und er weiß darüber hinaus auch, wer er sein kann und sein will, denn er hat sich dafür entschieden. Eben in diesem Umstand, nämlich darin, dass Cervantes seinen Lesern den Bewusstseinszustand von Don Quijote vorstellbar macht, liegen die Modernität und die Brisanz dieses größten Klassikers der westlichen Literatur. „Das Sichtbare ist das Unwesentliche am Don Quijote“, schreibt Susanne Lange im Nachwort zu ihrer 2008 im Carl Hanser Verlag erschienenen Übersetzung. Entsprechend versucht sich die Inszenierung am Theater Oberhausen nicht an einer illusionistischen Aneignung der Figuren. Stattdessen hat sich Regisseur Thomas Fiedler für die Form des mechanischen Welttheaters entschieden, die in Renaissance und Barock häufig gebraucht wurde, um auf die Vergänglichkeit und Nichtigkeit der Welt zu verweisen. Diese ermög­licht es ihm, die Abenteuer des Don Quijote in einem Reigen aus Hörspiel, Schattenspiel, großen Bildern, bunten Figuren, Theater im Theater und viel Musik zu erzählen. Tamina Theiß Anja Schweitzer, Torsten Bauer, Thieß Brammer Anja Schweitzer, Peter Waros Klaus Zwick Anton Berman Anja Schweitzer, Janna Horstmann Janna Horstmann, Nola Friedrich, Torsten Bauer, Thieß Brammer, Pia Salecker, Niels Bublitz, Karoline Förster, Lotte Frensch, Peter Waros Janna Horstmann, Nico Stallmann Klaus Zwick, Torsten Bauer, Thieß Brammer, Anja Schweitzer Klaus Zwick, Thieß Brammer, Anja Schweitzer Thomas Fiedler nach Miguel de Cervantes Saavedra Don Quijote Mechanisches Welttheater mit Musik Deutsch von Susanne Lange Mit Janna Horstmann, Anja Schweitzer / Torsten Bauer, Thieß Brammer, Peter Waros, Klaus Zwick Musiker Anton Berman, Nico Stallmann Spieler aus der Schattenwelt TheaterPuls (Karoline Förster, Lotte Frensch, Berina Musa, Michelle Potschka, Pia Salecker / Niels Bublitz, Tobias Optebeck) und Nola Friedrich Regie Thomas Fiedler Bühne und Kostüme José Luna Komposition Anton Berman Dramaturgie Tamina Theiß Regieassistenz Christopher-Fares Köhler Regiehospitanz Irina Reinke, Nola Friedrich Bühnenbildassistenz Nadine Nebel Bühnenbildhospitanz Patricia Raquel Morocho Kostümassistenz Marina Sell Cajueiro Technischer Direktor Bodo von Husen Licht Oliver Semrau Ton Philipp Schmidt, Kevin Berlauwt Bühnenmeister Gunther Elsasser Maske Thomas Müller Requisite Rainer Taegener Werkstätten Andreas Parker Gewandmeisterei Daphne Kitschen Inspizienz Stephanie Simons Soufflage Markus Henkel Premiere am 07.04.2017 im Großen Haus Dauer 2 Stunden, keine Pause Aufführungsrechte Carl Hanser Verlag, München Theater Oberhausen Spielzeit 16 / 17, Nr. 7 Will-Quadflieg-Platz 1 46045 Oberhausen Telefon: 0208/85 78 - 184 Telefax: 0208/800 703 [email protected] Intendant Peter Carp Redaktion Tamina Theiß Design Benning, Gluth & Partner, Oberhausen Fotos Birgit Hupfeld Druck Walter Perspektiven www.theater- oberhausen.de Anja Schweitzer