PORTRAIT: Christian Ofenbauer und Studierende Samstag, 21. November 2015 17.00 Uhr Salzburg, Universität Mozarteum, Solitär Programm Christian OFENBAUER (*1961): „Fancies (Fancy-papers)“ (1997) Konzertstück für Violine und Orchester • Kurze Pause (10 Min.) • Hendrik RUNGELRATH (*1987): „loom ings.“ (2015) für Ensemble (Uraufführung) Stefan SLUGA (*1982): „en attendant“ (2015) für Streichquintett (Uraufführung) Marco DÖTTLINGER (*1984): „Wie zwei Wörter im Spiegel“ (2015) für vier Ensemble-Gruppen (Uraufführung) • Pause (20 Min.) • Christian OFENBAUER: „EisMusik“ (2005) für 17 Instrumente Ende ca. 19.15 Uhr œnm . österreichisches ensemble für neue musik Ekkehard Windrich, Leitung & Violine Hideto Nishimura, Dirigent (Döttlinger) Ekkehard Windrich, Violine Marianne Riehle, Violine Michaela Girardi, Violine Silvia Schweinberger, Violine Maria Weruchanowa, Violine Silvija Ciuladyte, Viola Jutas Javorka, Viola Peter Sigl, Violoncello Marcus Pouget, Violoncello Roberto di Ronza, Kontrabaß Christian Junger, Kontrabaß Irmgard Messin, Flöte/Bassflöte Markus Sepperer, Oboe Ronald Sebesta, Klarinette/Baßklarinette Bogdan Bikicki, Klarinette Marco Sala, Klarinette/Baßklarinette Krisztian Tamasz, Baßklarinette/Kontrabaßklarinette Zarko Perisic, Fagott/Kontrafagott David Fliri, Horn Sasa Dragovic, Trompete/Flügelhorn Stefan Konzett, Posaune/Baßposaune Rupert Struber, Perkussion Johannes Eder, Perkussion Nora Skuta, Klavier Alexander Bauer, Hammond-Orgel Katharina Teufel-Lieli, Harfe Christian OFENBAUER geb. 24.3.1961 in Graz, aufgewachsen in Kärnten, erster Musikunterricht mit 5 Jahren (Violine), später Orgel- und Theorieunterricht am Landeskonservatorium Klagenfurt. 1979 Matura, anschließend Studium an der Wiener Musikhochschule bei Herbert Tachezi (Konzertfach Orgel), Alfred Uhl (Tonsatz) und Friedrich Cerha (Komposition); Privatstudien zur Aufführungspraxis Alter Musik mit Josef Mertin; 1986/87 Studienaufenthalt in Paris (Kontakte zu Pierre Boulez) 1988 Magister artium (Thema der wissenschaftlichen Hausarbeit: SPIEGEL 1-7 von Friedrich Cerha. Analyse und ihre musikdramatische Umsetzung.) 1982 - 87 intensive Zusammenarbeit mit dem Wiener TheaterAngelusNovus als Komponist (u.a.: Musikprojekt TOD DES HEKTOR 1987 mit 12-stündiger Aufführungsdauer) 1982 - 87 Titularorganist an der Wiener Votivkirche 1983 - 92 Mitglied des Ensembles die reihe (seit 1988 auch in der Programmgestaltung und als Theorie-Betreuer einzelner Projekte tätig; z.B.: 1989 CAGE-Projekt im Wiener Konzerthaus) 1980 - 92 Konzerte und Rundfunkaufnahmen als Organist im In- und Ausland seit 1984 Konzerte und Rundfunkaufnahmen als Komponist und Dirigent im In- und Ausland 1988 - 98 laufende Vortragsreihe zu Fragen der Neuen Musik im Literarischen Quartier Alte Schmiede Wien 1985 - 92 freier Mitarbeiter der Universal Edition Wien (Klavierauszüge) 1999 - 2000 Zusammenarbeit mit dem Wiener TheaterKombinat (Produktion MASSAKERMYKENE im ehemaligen Schlachthof St. Marx Wien, Betreuung der Chorarbeit und Tätigkeit als Darsteller) bisherige Lehrtätigkeit: 1986 Gastdozent an der Grazer Musikhochschule (Seminar: Interpretation und Analyse, gemeinsam mit Käte Wittlich) 1987-91 Lehrauftrag Musikhochschule Graz (Stilkunde und Aufführungspraxis) 1988 und 1991 Gastdozent am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus -Liebig-Universität Gießen/BRD (Seminar und praktische Übungen: John Cage und neue Formen des Theaters sowie Zeit und Struktur - Vom Musikalischen im Theaterprozeß) 1989-95 Lehrauftrag Musikhochschule Wien (Satzlehre, Gehörbildung und Formanalyse an der Abteilung für Blas- und Schlaginstrumente) 1991/92 Gastprofessur am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften Gießen (Seminare: Die Oper als Ort des Damenopfers und Musiktheorie für Theaterwissenschaftler) 1994-97 Gastprofessur für Komposition an der Universität Mozarteum 1995-2001 Vertragslehrer für Musiktheorie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (vormals Musikhochschule) seit 2001 Ordinarius für Harmonielehre und Kontrapunkt (Forschungsschwerpunkte: Interpretationskunde, Musik des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart) an der Universität Mozarteum Salzburg 2004 künstlerische Habilitation im Fach Komposition an der Universität Mozarteum Auftragsarbeiten für: Österreichischer Rundfunk, Wiener Konzerthausgesellschaft, Gesellschaft der Musikfreunde Wien, Jeunesse musicale Wien, Staatstheater Kassel, Musikprotokoll im steirischen herbst Graz, Klangforum Wien, Internationale Stiftung Mozarteum, Universität Mozarteum Salzburg, Hessischer Rundfunk Frankfurt/Main, Festival Wien Modern, TheaterAngelusNovus Wien, Vienna Flautists, Wiener Festwochen/Wiener Volksoper, Schauspielhaus Graz, Alban-Berg-Stiftung Wien, Österreichische Jugendmusikwettbewerbe. 1984 Theodor Körner-Preis 1985 Förderungspreis der Stadt Wien 1986 und 1990 Staatsstipendium für Komponisten 1990 Lili Boulanger Memorial Award Boston 1991 Preis der Ersten Österreichischen Sparkasse Förderungspreis des Landes Kärnten 1994 Stipendium des Int. Kompositionswettbewerbes Casinos Austria für die Oper MEDEA 1996 Erster Preis Kompositionswettbewerb 4. Wiener Tage der Zeitgenössischen Klaviermusik (ex aequo mit German Toro-Perez) 1999 Kompositionsstipendium des Landes Kärnten für SzenePenthesileaEinTraum Lebt und arbeitet in Wien und Salzburg. Fancies (Fancy-papers) „There is, however, a class of fancies, of exquisite delicacy, which are not thoughts, and to which, as yet, I have found it absolutely impossible to adapt language. I use the word fancies at random, and merely because I must use some word; but the idea commonly attached to the term is not even remotely applicable to the shadows of shadows in question. They seem to me rather psychal than intellectual. They arise in the soul (alas, how rarely!) only at its epochs of most intense tranquillity – when the bodily and mental health are in perfection – and at those mere points of time where the confines of the waking world blend with those of the world of dreams. I am aware of these ‘fancies’ only when I am upon the very brink of sleep, with the consciousness that I am so. I have satisfied myself that this condition exists but for an inappreciable point of time – yet it is crowded with these ‘shadows of shadows’; and for absolute thought there is demanded time's endurance.“ Edgar Allan Poe: Marginalia (1844–49) „Als Metapher des Herzschlags und Ausdruck von sozial dienlicher Vitalität wirkten auch die orchestralen Pendelbewegungen in Christian Ofenbauers verklausuliertem Violinkonzert ‚fancies/fancy papers’. Tatsächlich erklangen die Melodieschleifen im hohen Violinregister, wie vom Komponisten gewünscht, ‚verloren, sehr nach innen gekehrt’, doch nie weltabgewandt. Im Gegenteil: Das metrische Zusammengehen von Violine und Orchester im Werkzentrum wirkte zutiefst zufrieden stellend, und das Wieder-voneinander-Wegbewegen beider Einheiten erschien wie begrüßenswertes Loslassenkönnen.“ (Achim Heidenreich, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. März 2001) ein immer EisMusik "Bis an den Rand des Verstummens. Höchst sensible, zerbrechliche Musik: Christian Ofenbauer. Die Sitzordnung überrascht. In einer Schlange aufgefädelt, ohne Sichtkontakt zueinander, nehmen 17 Musiker(innen) inmitten der Zuhörer auf einer den Raum durchschneidenden Diagonale Platz. Ihre Blicke richten sich nicht auf den Dirigenten Ulf Schirmer, der nur gelegentlich ein Signal gibt, sondern auf eine große, von Schirmer in Gang gesetzte Digitaluhr, deren Ziffern 45 Minuten lang ihr Tun steuern. Im Bregenzer Kunsthaus [...] hob der Wiener Concert-Verein im Rahmen der Festspielreihe 'Kunst aus der Zeit' die 'EisMusik' von Christian Ofenbauer aus der Taufe. Der [...] bei Friedrich Cerha in Wien ausgebildete Professor am Salzburger Mozarteum hat mit ihr ein Werk komponiert, das zwar über weite Strecken statisch anmutet, aber doch ganz langsam Klänge wie Eisschollen durch den Raum driften lässt. Die vor einem Jahr vollendete 'EisMusik' greift jenes Flimmern auf, das schon den eingangs präsentierten Streichquartettsatz von 1997 prägt und setzt auch dessen zerbrechliche Verletzbarkeit fort. Sie wirkt aber noch ruhiger, erzählt mit meist zarten, stets vibratolosen Tönen und Geräuschen die Geschichte einer Begegnung und einer Trennung. Die karge, am unteren Ende der dynamischen Skala angesiedelte, von großer Sensibilität geprägte Musik scheint zu erstarren, ehe sie am Rande des Verstummens anlangt." (Ernst Naredi-Rainer, Kleine Zeitung, 8. August 2006) Hendrik RUNGELRATH Hendrik Rungelrath, geboren 1987 in Krefeld/Deutschland, studierte von 2005 bis 2010 Theologie und Philosophie in Bonn und Salzburg; gegenwärtig Arbeit an einer fundamentaltheologischen Studie über messianische Wissensformen. Er studierte am Mozarteum Salzburg Komposition bei Christian Ofenbauer und Tristan Murail, sowie bei Antoine Beuger. Zur Zeit studiert er Komposition bei Elena Mendoza an der Universität der Künste, Berlin. loom ings. loom ist das englische Wort für „Webstuhl“, to loom heißt unter anderem „undeutlich, schemenhaft sichtbar werden“. Insofern beruht die Organisation der Tonhöhen und Rhythmen in loom ings. auf Spektralanalysen der Klänge eines hölzernen Webstuhls – aber das wird eben manchmal nur undeutlich sichtbar. In mehreren Anläufen, loom ings, werden Klangflächen, Farben und Rhythmen teilweise getrennt, teilweise gemeinsam behandelt, gegeneinander verschoben und aufeinander bezogen. Der erste Teil ist dabei ein bisschen wie ein Trailer, der schon einige Szenen eines Films zeigt; später im Stück könnte man dann die zugehörige Geschichte hören. Marco DÖTTLINGER Marco Döttlinger wurde am 26. Februar 1984 in Tirol geboren. Er studierte Komposition und Musiktheorie in Salzburg, Paris und Basel bei Christian Ofenbauer, Frederic Durieux und Georg Friedrich Haas. Derzeit ist er Assistent von Achim Bornhöft im Studio für Elektronische Musik (SEM) der Universität Mozarteum. Der Fokus seiner künstlerischen Praxis liegt in der Integration computer-assistierter Verfahren im Bereich zeitgenössischer Musik. Stefan SLUGA Stefan Sluga, *1982 in Leipzig. Nach Studien der Chemie und Pharmazie an der LMU München: Lebensmittelpunkt in Salzburg seit 2007. Abschluss als Klavierpädagoge nebst Studium der Komposition mit Christian Ofenbauer und Achim Bornhöft (jeweils an der Universität Mozarteum). œnm . österreichisches ensemble für neue musik Das œnm widmet sich seit 40 Jahren der Aufführung zeitgenössischer Musik und hat sich international zu einem der führenden Ensembles dieser Art etabliert. Mit über 300 Uraufführungen seit seiner Gründung und einer regelmäßigen Mitwirkung bei zahlreichen großen Festivals ist das in Salzburg beheimatete Ensemble von den großen Konzertbühnen inzwischen nicht mehr weg zu denken. 1975 gründeten der Komponist Klaus Ager und der Klarinettist Ferenc Tornai das œnm, 1988 übernahm der Komponist und Dirigent Herbert Grassl die Leitung des Ensembles und entwickelte es erfolgreich weiter. Seit 1997 wirkt Johannes Kalitzke als erster Gastdirigent und prägt das Ensemble maßgeblich. Inzwischen engagieren sich im œnm Spitzenmusikerinnen und -musiker aus 11 Nationen in Salzburg für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Den jeweils variablen Bedürfnissen der zeitgenössischen Musik angepasst spielt das Ensemble in Besetzungen von 1 bis 15 MusikerInnen, in Ausnahmefällen auch darüber hinaus. Das œnm ist regelmäßig zu Gast bei den Salzburger und Bregenzer Festspielen, Wien Modern, dem Festival Dialoge der Internationalen Stiftung Mozarteum, der Salzburg Biennale und dem Aspekte-Festival. Auftritte hatte das Ensemble u. a. bei den Dresdner Tagen der zeitgenössischen Musik, dem Ultraschall Festival Berlin, der Münchner Biennale, dem Bologna Festival, dem Kunstfest Weimar, Milano Musica, Traiettorie Parma, Settembre Musica und dem Warschauer Herbst. Dabei wird das Ensemble von Dirigenten wie Johannes Kalitzke, Peter Ruzicka, Franck Ollu, Peter Rundel, Beat Furrer, Tito Ceccherini, Andrea Pestalozza, Oswald Sallaberger, José-Maria Sanchez-Verdú oder Titus Engel geleitet. Auch blickt das Ensemble auf eine enge Zusammenarbeit mit renommierten Komponisten wie u. a. Pascal Dusapin, Beat Furrer, Bernhard Gander, Sofia Gubaidulina, Toshio Hosokawa, Helmut Lachenmann, Enno Poppe, Steve Reich, Wolfgang Rihm und Salvatore Sciarrino zurück. Seit 2011 bietet das œnm mit seiner eigenen Konzertreihe „œnm . ganz privat“ im Salzburger Kunstverein dem Publikum die Möglichkeit, zeitgenössischer Kunst in intimer Konzertatmosphäre intensiv zu begegnen. Diese beliebte Reihe wurde mit dem höchst dotierten Kunstpreis Österreichs, dem Bank Austria Kunstpreis 2012, ausgezeichnet. Ekkehard Windrich Geboren 1974, studierte Violine an der HfM Hanns Eisler in Berlin und an der HfM Carl Maria von Weber in Dresden. Schon zu Beginn des Studiums spezialisierte er sich auf die Interpretation zeitgenössischer Musik. Die Abwendung von tradierten Formen der Musikpraxis verstärkte sich weiter durch die Begegnung mit Detroit Techno, weswegen Ekkehard Windrich außerdem einen Zusatzstudiengang in elektronischer Musik absolvierte. Nach dem Examen und der Rückkehr nach Berlin wurde Ekkehard Windrich 2001 Mitglied des Kammerensembles Neue Musik (KNM), wo es ihm in den folgenden Jahren gelang, sich nicht nur durch Umsetzung feststehender Partituren, sondern schwerpunktmäßig auch live-elektronischer Kompositionen und experimenteller Ansätze zu profilieren. Seit 2014 Mitwirkung im œnm Salzburg. Hideto Nomura, Dirigent Hideto Nomura, geboren 1981 in Tokyo, ist ein japanischer Dirigent. Nomuras musikalische Ausbildung begann sehr früh im Rahmen des Toho Gakuen Music School for Children in Tokyo. Mit sieben Jahren fing er an, Geige zu lernen. Er studierte Geige, Klavier, Komposition und Dirigieren am Tokyo College of Music. 2002 gewann er den 2. Wakayamawettbewerb in Japan. An der Universität Mozarteum Salzburg studierte er auch Dirigieren bei Dennis Russell Davies und Jorge Rotter. Hideto Nomura hat mehrmals das OENM dirigiert. Im November 2011 trat er mit dem Salzburger Ensemble im Rahmen von Wien Modern im Wiener Konzerthaus auf. Auf dem Programm standen Werke von James MacMilan, Oliver Knussen und Luke Bedford. Im selben Jahr dirigierte er das Mozarteum Orchester Salzburg. Zurzeit ist er Dirigent des „Oper im Berg“ Festivals.