pack`s!« +print 35

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»pack’s!«+ print
»pack’s!« + print 35
China Speed Dating
und Bewusstseinserweiterung Myanmar
«viscom print & communication» und
das Reisebüro Harry Kolb schreiben
für den November eine «China Speed
Dating»-Studienreise aus. Diese Reise
ist modular aufgebaut. Als Zusatzvariante ist eine Myanmar-Rundreise
buchbar.
Überblick
Programm 1:
12. bis 16. November 2014 «China Speed
Dating»-Studienreise mit Besuch der Messe «5Th all in
Print China» in Shanghai. Besuch von Druckereien vor Ort,
Fachgespräche mit Spezialisten vor Ort, Kennenlernen
von Shanghai mit Shoppingmöglichkeiten.
Kosten: Flug/Hotel/Zusatz*: Doppelzimmer CHF: 3609.–,
Einzelzimmerzuschlag: CHF 360.–
Programm 2:
12. bis 18. November 2014 «China Speed
Dating + Hong Kong»-Studienreise «5Th all in Print
China» in Shanghai. Besuch von Druckereien in Shanghai
und Hong Kong, Fachgespräche mit Spezialisten von Ort,
Kennenlernen Shanghai und Hong Kong mit Shoppingmöglichkeiten. Kosten: Flug/Hotel/Zusatz*: Doppelzimmer
CHF: 4680.–, Einzelzimmerzuschlag: CHF 540.–
Programm 3:
12. bis 27. November 2014 «China Speed
Dating + Hong Kong»-Studienreise plus «Bewusstseinserweiterungstour Myanmar» Fachbesuche
gemäss Programm 1 und 2, anschliessend Rundreise
durch Birma. Reisestationen sind: Yangon, Bagan, Mandalay, Heho, Pindaya, Inle Lake. Kosten: Flug/Hotel/
Zusatz*: Doppelzimmer CHF: 7740.–,
Einzelzimmerzuschlag: CHF 1170.–
36 »pack’s!« + print
*In den Kosten dabei sind:
– Direktflüge mit Swiss Zürich–Shanghai retour
bzw. Hong Kong–Zürich retour (Programm 2),
Bangkok–Zürich (Programm 3)
– Flug Shanghai-Hong Kong (Programm 2),
Flüge Hong Kong–Yangon, Yangon–Bagan, Bagan–
Mandalay, Mandalay–Heho, Heho–Yangon, Yangon–
Bangkok (Programm 3)
– Alle im Programm enthaltenen Mahlzeiten
– Alle Landtransporte
Verlangen Sie das Detailprogramm und das Anmeldeformular bei: [email protected] oder 071 272 72 48.
Liebe Leserinnen und Leser,
seit seiner Lancierung im Jahre 2006 ist der Leserkreis
von »pack’s!« stetig gewachsen. Mittlerweile erreicht unser
Online-Verpackungs-Newsletter rund 5000 Empfänger.
Eine erfreuliche Entwicklung! Und jetzt geht »pack’s!« auch
noch «print»?! Welche Überlegung steckt dahinter?
Wir sind im Zeitalter der Medienkonvergenz angelangt.
Der Begriff meint das Zusammenspiel verschiedener Formate
oder Einzelmedien. Bezogen auf Bereiche, die untereinander
immer mehr Verknüpfungspunkte aufweisen – genannt seien
hier: Verpackungsdruck, Design, Industrial Printing, LargeFormat-, 3-D-Printing, Werbetechnik, Finishing, Labelling,
POS, Displays, Branding und Marketing –, bedeutet dies, dass
für alle Akteure laufend neue Interessenfelder entstehen.
Trennlinien verschwimmen, die Bereiche überlappen sich.
Das hat uns bewogen, in enger Zusammenarbeit mit dem
führenden Fachblatt der grafischen Branche, «viscom
print & communication», den Blick über den Tellerrand zu
schärfen und mit »pack’s!«+print eine viermal jährlich
erscheinende, fest integrierte Beilage zu lancieren.
»pack’s!«+print soll Sie, sehr verehrte Leserinnen und Leser,
zusätzlich zu den angestammten an neue Themen heranführen
und Ihnen neue Impulse vermitteln.
Wir hoffen, dass uns dies gelingen möge. Lassen Sie sich
viermal jährlich von »pack’s!«+print überraschen.
Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen, Leser und Inserenten
viel Lesevergnügen und einen grossen Erkenntnisgewinn!
Herzlich, Claude Bürki
»pack’s!«+ print
Im Zeitalter der
Konvergenz angelangt
»pack’s!« + print 37
Menschen & Märkte
»pack’s!«+print-Talk
High Noon:
Wallentin versus Sturny
»pack’s!«+print-Talk mit Lars Wallentin und Yvo Sturny.
Das Gespräch fand im Nestlé-eigenen «Alimentarium» zu
Vevey in französischer und englischer Sprache statt.
Moderation und Aufzeichnung: Claude Bürki
Die beiden Verpackungsspezialisten Lars Wallentin und
Yvo Sturny diskutierten über technische und gestalterische Aspekte von Verpackungen. Während Lars Wallentin (74) mehr als 40 Jahre lang bei Nestlé für die Verpackung und das Branding verschiedener Marken tätig war,
ist Yvo Sturny (54) heute in einer ähnlich verantwortungsvollen Schlüsselstellung als Chief Packaging Manager bei Nestlé Suisse tätig. Beide vertreten scharfsichtige Standpunkte, Lars Wallentin aus Sicht des Design- und
Marketingspezialisten, Yvo Sturny aus derjenigen des
Verpackungstechnologen.
Chance, zirka alle drei Jahre die Position zu wechseln, was
ich in einer kleineren Unternehmung eher nicht hätte.
»pack’s!«+print: Frage Nummer eins: Würden Sie sich –
im Falle einer Wiedergeburt – erneut für eine berufliche
Laufbahn im Packaging entscheiden?
»pack’s!«+print: Die Tätigkeit ist interessant, weil Sie
gerne reisen?
Lars Wallentin (LW): Ich würde mich wieder und wieder (over and over again) für diese Branche entscheiden.
Es gibt keinen anderen Bereich, den ich mir vorstellen
könnte, in welchem eine derartig grosse Vielfalt an Themen und Herausforderungen besteht.
Yvo Sturny (YS): Ich denke, Packaging ist sehr faszinierend, ich habe meine Berufswahl nie bedauert! Aber wenn
es denn eine Wiedergeburt gäbe, würde ich mich für etwas
Grundverschiedenes entscheiden, weil es auch noch
andere Wissenschaften gibt, die mich interessieren. Wie
gesagt, Verpackung ist interessant, aber eben, ich würde mich nicht zweimal für das Gleiche entscheiden.
»pack’s!«+print: Das war die Frage nach der Berufswahl
generell. Nun noch die ketzerische Frage: Würden Sie sich
auch wieder für Nestlé entscheiden?
YS: Das Gebiet der Lebensmittelverpackungen ist wohl
eines der interessantesten Gebiete in unserem Metier. Es
ist eine lebendige Angelegenheit, bei welcher man das
Produkt sehr gut kennen muss und die Anforderungen
und Erwartungen, die der Konsument an ein solches Produkt stellt. Dieser Job ist in der Tat sehr facettenreich,
auch und vor allem in technischer Hinsicht. Bei Nestlé
habe ich immer wieder neue Herausforderungen und die
38 »pack’s!« + print
LW: Einer der Gründe ist, dass Nestlé sehr dezentralisiert
ist. Deswegen habe ich mich seinerzeit für Nestlé entschieden. Für andere Unternehmen, die sehr zentralisiert
agieren, hätte ich mich nie entschieden. Weil Nestlé so
dezentralisiert ist, hat man es beispielsweise auch mit
Brasilien zu tun oder mit China. Das ist eine interessante Seite meiner Tätigkeit, auch heute noch, als «reisender Verpackungsmissionar im Unruhestand».
LW: Nein, sie ist deshalb interessant, weil ich immer wieder neue Herausforderungen und Aufgaben antreffe.
»pack’s!«+print: Welche besonderen Fähigkeiten machen
den guten Verpackungsspezialisten denn aus – bezogen
auf die Technik beziehungsweise bezogen auf Aspekte
wie Branding etc.?
YS: Die Charakteristik des Produkts muss man verstehen. Wenn man das Produkt kennt, weiss man auch, welche Materialien für eine optimale Verpackungslösung
infrage kommen. Man muss sich auch in den Konsumenten hineinversetzen können – welchen Betrag ist er bereit
für das Produkt auszugeben? Bei Popular-Price-Products
weiss man dann sehr schnell, wie eine Verpackung
beschaffen sein soll. Bei Luxusgütern sieht die Sache
etwas anders aus. Selbstverständlich – und das setze ich
jetzt einfach mal voraus – muss der Verpackungsspezialist die Basics, Druckverfahren, Materialien, Verpackungsanlagen, Abfüllprozesse, gesetzliche Vorschriften etc. aus dem Effeff kennen.
LW: Packaging ist wie Zehnkampf! Da gibt es so viel zu
beachten. Deshalb könnte die Definition, was den Verpackungsprofi ausmacht, etwa so lauten: Die Person muss
einerseits alle technischen Aspekte kennen, andererseits
aber auch die Marketingseite verstehen. Diese beiden
Welten auseinanderzuhalten, das geht nicht. Steve Jobs
war ein gutes Vorbild hiefür, er wusste, wie man ein gutes
Produkt gestaltet und verpackt. Der Begriff «Packaging
Professional» steht für jemand, der beide Welten versteht.
»pack’s!«+print: Und was muss man besonders beachten,
wenn man Karriere im Packaging-Bereich machen will?
LW: Wie in anderen Bereichen – man muss neugierig sein.
Wenn man dies nicht ist, hat man keine Chance. Diese
Neugierde schliesst ein: das Grafische, Materialien, Technologie, Ergonomie, Ökologie, Ökonomie, Konsumerismus, den Unterschied zwischen einem Konzept und einer
Ausführung und so weiter und so fort. Klar, jemand kann
besser auf der technischen Seite, ein anderer besser auf
der Marketingseite sein, aber er oder sie muss beides verstehen.
LW: Ich möchte nun eine ketzerische Frage an Yvo Sturny stellen: Wie viele Leute arbeiten bei Ihren bei Nestlé
Schweiz auf der technischen Seite?
YS: Das ist ein Team von 15 Leuten für sechs Produktionsstätten.
LW: Die sich mit technischen Dingen befassen…? Und wie
viele seid ihr auf der Marketingseite – ohne Brand Manager, die verstehen nämlich sehr wenig von Verpackungsdesign …
YS: Nun, dem stimme ich so nicht bei, die Brand Manager bei uns sind in der Tat mehr oder weniger vertraut mit
den Themen Packaging Design und Marketing by
Packaging. Die Technik befasst sich dann anschliessend
mit der grafischen und strukturellen Umsetzung.
YS: Meines Erachtens ist Pragmatismus etwas sehr Wichtiges; es gilt, alle Facetten rund um das verpackte Produkt zu verstehen, nicht nur das Thema Verpackung auf
isolierte Weise.
LW: Mehr oder weniger …?! Auf der technischen Seite seid
ihr auch kreativ, das weiss ich, denn sonst würde alles
stillstehen. Aber noch mal: Wie viele Kreative gibt es auf
der Marketingseite?
»pack’s!«+print: Das bringt mich auf die nächste Frage:
Besteht da eine versteckte Verbindung zwischen diesen
beiden Welten? Oder andersrum gefragt: Welche Aspekte dieser beiden Welten werden oft vernachlässigt? Es ist
ja beispielsweise nicht selten der Fall, dass Designer keine Ahnung haben vom Verpackungsdruck …
YS: Diese Frage lässt sich so nicht beantworten.
YS: Die technische Ausführung einer Verpackung muss
Hand in Hand mit dem Design gehen. Es ist massgebend,
dass alle von Anbeginn an zusammenarbeiten – angefangen beim Marketing über die Design-Agentur bis hin
zur technischen Umsetzung. Man muss auch wissen, was
mit den vorhandenen Anlagen und den Produkteanforderungen möglich ist und was nicht.
YS: Leider nein, meine Ansprechpartner bezüglich Grafik sitzen eher in der Prepress-Abteilung.
LW: Das ist doch das Problem, es existiert keine Verbindung zwischen den beiden Welten, nicht nur in Vevey.
Kennst du beispielsweise den Creative Director in der
Agentur, die das Design bestimmt?
LW: Voilà! Dieses Problem besteht in der ganzen Industrie. Kommt hinzu: Neunzig Prozent der Agenturen sind
grafische Studios, keine Marketingleute. Was ist die Folge? Du als Techniker bestimmst beispielsweise die Form,
Lars Wallentin (links), Yvo Sturny: der Kreative und der Technokrat …
»pack’s!« + print 39
und das grafische Studio oder die Agentur dekoriert diese Form. That’s it. Aber das kann’s nicht sein. Haben diese Marketingleute denn auch eine spezifische Ausbildung
in Sachen Verpackung genossen? Wohl eher nicht…
»pack’s!«+print: Hier besteht offenbar eine Lücke – vermutlich gibt es einfach niemand, der ein Problem oder
eine Aufgabe aufs Wesentliche herunterbrechen und
sagen kann, was Sache ist.
LW: Es gibt diese marketingorientierte Schulung im
Packaging nicht. Deshalb reise ich um den ganzen Erdball herum, um dieses Wissen zu vermitteln. Und deshalb
schreibe ich auch Bücher zu diesem Thema. Meine WebSite www.packagingsense.com umfasst schon über 150
Artikel zu diesem Thema.
»pack’s!«+print: Wie steht es denn mit den Plüschetagen? Betrachtet die oberste Führungsstufe eines Unternehmens Verpackung überhaupt als wesentlich?
LW: Meine Antwort darauf kennt ihr bereits – zu wenig.
heute. So stellt beispielsweise auch das Thema «leichtes
Öffnen der Verpackung» ein ständig wiederkehrendes
Problem dar. Und es scheint mir, dass wir diesen Aspekt
nicht gründlich genug bedenken. Versucht doch mal, eine
Verpackung für Aufschnitt oder Käsescheiben zu öffnen.
Du brauchst dazu eine Schere, denn das Ganze ist in der
Regel nicht optimal durchgedacht. Aber es wäre möglich,
das anders zu machen. Nochmals: Die Technologie ist vorhanden, wo aber bleibt das konsumentenfreundliche Marketingdenken?
»pack’s!«+print: Trends … Welcher gegenwärtige Trend
findet am meisten Aufmerksamkeit bei Ihren?
LW: Die Konsumenten wollen sehen, was sie kaufen.
Das ist zurzeit ein grosser Trend – Transparenz lautet die
Devise. Deswegen werden jetzt viele Materialien in der
Kombination eingesetzt: Karton, Wellpappe, Papier mit
Fenstern, aber auch viele durchsichtige Kunststoffverpackungen. Ein weiterer Trend sind Kleinportionen, Einmal-Portionen. Das bedingt natürlich eine grössere Menge an Verpackungsmaterial. Dafür gibt es weniger Verschwendung von Nahrungsmitteln.
YS: Tja, Verpackung wird eben häufig als Unkostenfaktor gesehen. Da muss man ständig Materialien einkaufen und Maschinen. Zudem liegt der Engpass in der Fabrikation von Produkten häufig beim Packaging, was die
Effizienz anbetrifft. Es stellt eine grosse Herausforderung dar, die ganzen Abläufe zu optimieren – angefangen bei der Maschinengängigkeit der primären Verpackung bis hin zur fixfertig versandbereiten Palette.
YS: Das trifft zu, auch ich stelle fest, dass Konsumenten
immer häufiger einem sichtbaren Produkt den Vorzug
geben. Sogar Hundefutter wird immer häufiger in Verpackungen angeboten, die Sicht auf den Inhalt gewähren,
vor allem in den USA. Hundehalter wollen sehen, was
ihre Lieblinge erhalten. Trend Nummer zwei ist Portionierung, wie Lars es auch gesagt hat.
LW: Das ist des Pudels Kern: der Unkostenfaktor. Die Frage, die sich dann bei den Leuten stellt, die das so sehen,
ist: Wie kann ich diesen Unkostenfaktor senken? Da sagt
keiner, hey, ich möchte mal einen anderen Drehverschluss, der besser ist. Denn das würde nur mehr kosten.
Es geht also immer darum, Kosten zu senken, dabei dreht
es sich doch ums Gegenteil. Da besteht ein krasses Missverhältnis, ein Mangel an Professionalität in unserem
Business.
LW: Dem könnte man einen weiteren hinzufügen. Den
Design-Trend: Special Editions. Um die Wertigkeit einer
Packung zu steigern, werden immer häufiger speziell
gestaltete Packungen angeboten. Und weil es die Technik ermöglicht, werden auch immer häufiger speziell
geformte Verpackungen in verschiedenen Formaten
angeboten, parallel zu den standardisierten Verpackungen eines Produkts. Weitere Trends sind der erhöhte
Anteil an PET- und Schrumpfverpackungen.
»pack’s!«+print: Und da kann man keinen Einfluss nehmen, um Verbesserungen zu erzielen? Konnten Sie, Lars
Wallentin, in Ihrer früheren Funktion dem Management
beibringen, was in Sachen Verpackung alles besser hätte gemacht werden können?
LW: Sicher sind auch wir nicht spezialisiert genug in
Sachen generelles Marketing. Man hält uns Verpackungsleute ergo nicht als Partner auf Augenhöhe. Deswegen
halten sich die Möglichkeiten einer Einflussnahme unsererseits in engen Grenzen.
YS: Es ist schon so, man hört nicht immer auf uns. Es gab
da mal einen Fall, wo das Business unbedingt etwas wollte, von dem wir abrieten – es hatte mit einem gesleevten
Glas zu tun. Die Folge war, dass auf Grund einiger Vorfälle alle Produkte zurückgerufen werden mussten. Der
Schaden belief sich auf mehrere Millionen Franken, den
man hätte vermeiden können. Gewisse Leute im Produktmanagement sind oft beratungsresistent.
LW: Und weshalb haben diese Manager nicht auf euch
gehört? Ihr hattet doch das Wissen… Jetzt versteht man
doch, weshalb Teamwork zwischen dem Marketing und
der Technik absolut vonnöten ist. Und genau das fehlt
40 »pack’s!« + print
«Collapsible Bottle», Innovation für enterale Ernährung.
LW: Das ist ja unerhört! Und ich habe noch nie davon
gehört! Wie ist dies möglich? Jetzt versteht ihr, weshalb
ich so kritisch gegenüber meiner eigenen Fraktion bin,
der marketingorientierten Verpackungsgilde.
YS: Ein weiteres phantastisches Konzept ist die «Collapsible Bottle», die in meinem Team in Konolfingen entwickelt wurde: ein Behältnis für enterale Ernährung, das
sich während der Entleerung kontinuierlich zu einem
«Beutel» verformt.
LW: Das ist in der Tat eine bemerkenswerte Lösung. Aber
schaut euch mal das Design an! Die Flasche hängt doch
am Bett des Patienten, deshalb ist die Beschriftung und
Kennzeichnung auf diesem Behältnis meines Erachtens
falsch platziert, die sollte längs statt quer sein [weist auf
das Produkt hin]. Noch einmal – hier hat das Marketing
erneut nicht optimal gearbeitet! Das Design könnte auch
grundlegend besser sein. Technisch gesehen könnte man
es nicht besser machen, aber eben, marketingmässig…
Suboptimale Rückseiten – zu viele Angaben in zu
kleiner Schrift.
»pack’s!«+print: Und welches sind denn nun die «GOs
and NO-GOs» im Verpackungsbereich?
LW: Ja, da sind sicher einmal die Verpackungen, die eine
Unmenge von Angaben auf kleinstem Raum aufweisen.
Nehmen Sie beispielsweise die Rückseite der KitKatPackung: unleserlich, in einer Sechs-Punkt-Schrift oder
noch kleiner. Angaben, die vielleicht nötig sind, vielleicht
auch nicht, ich weiss es nicht. Ich weiss nur, wenn etwas
Neues hinzukommt, sollte etwas anderes entfernt werden. In Bezug auf das Recycling gibt es auch manches, was
man als NO-GO bezeichnen könnte, nicht in den Ländern
Zentraleuropas, aber in Amerika und anderen Ländern.
YS: Ein weiteres «Issue» ist zurzeit auch die Migration
von toxischen Komponenten ins Packgut. Da die Analysemethoden immer feiner werden, muss man künftig
wohl auch immer wieder mit «Skandalen» rechnen, die
hochgespielt werden.
»pack’s!«+print: Welches sind aus Ihrer Sicht aussergewöhnliche, aufmerksamkeitsstarke Verpackungslösungen, gegenwärtige und frühere?
LW: Wenn Sie eine Verpackungslösung haben, die grafisch einmalig ist und ins Auge sticht, dann ist das schon
die halbe Miete. Andererseits sind auch Lösungen, die
Ihnen eine Geschichte erzählen, immer wieder ein Highlight [zeigt ein Produkt]. Aber auch eine ganz, ganz einfache Lösung kann das Kriterium «Best of Packaging»
erfüllen! Übrigens: Die Verpackung der Maggi-Würze in
der eckigen Flasche, die 1870 lanciert worden war und
die es heute noch gibt, ist heute noch eine der besten – aus
meiner Sicht die beste aus dem Nestlé-Imperium überhaupt. Leider ist das heutige Etikett weit entfernt von der
ursprünglichen Gestaltung.
YS: Die sogenannten Smart-Packs sind meines Erachtens
gute Verpackungen, aber ich vergass, eine mitzubringen.
Es handelt sich dabei um eine neue Nescafé-Verpackung,
eine quadratische, kompakte Lösung mit nur noch der
Hälfte des Transportvolumens, die bereits auf dem Markt
ist in ganz Europa.
»pack’s!«+print: Das heisst mit anderen Worten:
Packaging ist eine von Technokraten getriebene Welt, in
welcher die Marketingaspekte nur geringe Bedeutung
haben …
LW: Ja, Werbung geniesst immer noch hohen Stellenwert.
Und die Verpackung fristet demgegenüber im Marketingmix ein Mauerblümchendasein. In Bezug auf Technik,
Ökologie, Logistik etc. ist die funktionale Ausbildung der
Verpackungsspezialisten derjenigen der marketingorientierten Fachleute weit voraus! Die «Technokraten» des
Verpackungswesens machen jeden Tag einen besseren
Job als die marketingorientierten Design- und Brandingspezialisten im Bereich des Packaging.
»pack’s!«+print: Packaging quo vadis? Technisch gesehen, marketingmässig und gesellschaftlich gesehen …
LW: Eine grosse Zukunft, weil so viel noch nicht gemacht
worden ist. Technisch gesehen ist noch viel zu tun und
auf der Marketingseite noch sehr, sehr viel mehr. Es wird
künftig nicht weniger, sondern mehr Verpackungen
geben. Wir leben in der westlichen Welt. Beispiel: Vor
zehn Jahren wog eine Verpackung vielleicht doppelt so
viel wie heute. Und in fünf Jahren wird sie noch mal viel
weniger wiegen… Man kann das Rad nicht zurückdrehen,
weshalb sollte man auch? Was wir jedoch dringend brauchen, sind zugkräftige Marketingverpackungen! Und da
möchte ich weiterhin mit von der Partie sein, es fasziniert
mich einfach!
YS: Quo vadis – der ganze Lifecycle einer Verpackung
wird und muss künftig stärker bedacht werden, und zwar
im Zusammenspiel mit dem Produkt, also dem Packgut.
Sodann sind Sicherheit und Konformität wichtige Aspekte. Auch müssen wir uns stets die Frage stellen: Was ist
der Kunde bereit zu bezahlen für den oft gepriesenen
Mehrwert [added value]? Aufwendige Veredelungstechniken machen keinen Sinn, wenn der Konsument diese
nicht will. Zudem sollte eine Verpackung nicht erklärungsbedürftig sein. Wenn sie es ist, hat man etwas falsch
gemacht.
»pack’s!«+print: Meine Herren, ich danke für dieses aufschlussreiche Gespräch.
»pack’s!« + print 41
Branchen-News
kurz & bündig
Labelling: Finat will Mitglieder
umfassend informieren
Der europäische Etikettenverband Finat hat
eine neue Strategie bis zum Jahr 2020 ausgearbeitet. Der Verband möchte unter anderem
seine internationale Ausrichtung erweitern
und seine Mitglieder verstärkt über Trends
der Branche informieren. Zu den Strategieprojekten 2014/15 zählt die Ausarbeitung
eines halbjährlichen BranchentrendBerichts, der exklusiv den Finat-Mitgliedern
zur Verfügung stehen wird. Seminare und
Rundtischgespräche sollen die Mitglieder in
ihren jeweiligen Regionen informieren.
Ergänzt werden diese Massnahmen durch
regelmässige Webinare, damit die Mitglieder
sich gewissermassen «zu Hause» am
Arbeitsplatz informieren können. Im Fokus
dieser Info-Aktivitäten sind laut FinatGeschäftsführer Jules Lejeune Themen wie
gedruckte Elektronik, Direct-to-Pack-Druck,
QR-Codes sowie aktuelle Sicherheits- und
Nachverfolgungslösungen.
Fotobücher mit Speicher
Digital- und Printmedien verflechten sich
weiter. Eine neue Fotobuchgeneration
kommt mit integriertem Speicher – als
schnell verfügbares Bildarchiv oder für das
Video zum Buch. In dem von Onpics angebotenen Produkt sind die Bilder des Buches
in der Originalauflösung automatisch digital gespeichert. Der Flash-Speicher befindet sich im Hardcover-Buchrücken. Nur
der USB-Anschluss ist sichtbar. Es sind
4-, 8- und 16-Gigabyte-Speicher verfügbar.
Gestaltet werden die Fotobücher mit der
ebenfalls neuen Chip-Photobook-Software.
Flexo mit verbesserten
Tonwertumfängen
Neu von Du Pont sind die digitalen Flexoplatten Performance DFP und DSP. Der
amerikanische Anbieter aus Wilmington
verspricht damit verbesserte Tonwertum-
42 »pack’s!« + print
fänge und höhere Volltondichten. Die Platten eignen sich dem Vernehmen nach für
Lösemittel- und Thermalprozesse sowie in
Standard-Workflows. Zudem werden CyrelDigi-Flow-Belichter jetzt mit modifizierten
UV-Hauptbelichtungsmodulen geliefert.
Denkbar gut:
deinkbares Inkjetpapier
Jetscript DL 9084 ist ein deinkbares, ges­
trichenes Inkjetpapier für Anwendungen
im kommerziellen Highspeed-Inkjetdruck.
Bestätigt wird dies durch Ingede-Zertifi­
zierung (Methode 11). Unter der Bezeichnung «Jetscript» bietet Mitsubishi eine
breitgefächerte Palette an hochwertigen
gestrichenen Inkjetpapieren an. Alle Medien verfügen über eine spezielle Farbempfangsschicht. Das Mitsubishi-Papier hat
Zertifikate für eine Reihe von wasserbasierenden Tinten, die von Digitaldruckmaschinen verschiedener Anbietern genutzt
werden können.
Pack&Move nicht mehr parallel
zu Swisstech und Prodex
Die Pack&Move, die Schweizer Fachmesse
für integrierte Logistiklösungen und Verpackungstechnik, wird künftig als eigenständige Messe durchgeführt werden und
nicht mehr parallel zur Swisstech und Prodex. Damit ändert sich auch der Veranstaltungstermin. Neuer Termin ist der 9. bis
12. September 2014, ursprünglich war der
18. bis 21. November 2014 geplant. Die
Pack&Move findet in der Halle 1 der Messe
Basel statt. Hallenhöhe und Bodenbelastung ermöglichen zweistöckige Stände und
die Präsentation schwerer Exponate.
Heidelberg zusammen mit Gallus ein neues
digitales Drucksystem für den Etikettenmarkt mit UV-Inkjet-Technologie vorstellen. Diese Lösung soll die wachsende Nachfrage nach wirtschaftlicher Herstellung
von Kleinauflagen sowie individualisierter
Etiketten bedienen. Gleichzeitig wurde mit
Fujifilm die gemeinsame Entwicklung
eines neuen hochproduktiven Digitaldrucksystems auf Inkjetbasis für den industriellen Akzidenz- und Verpackungsdruck
gestartet.
Hello Einsteiger,
Latex-LFP ist da!
Für den digitalen Gross­formatdruck bietet
HP neue Einstiegsmodelle an: Mit den
Modellen Latex 300 und Designjet Z will ­
der Anbieter kleine und mittelgrosse Druckereien zum Wechsel von Solvent- auf
Latex-Tinten bewegen. Die neue 64-ZollSerie Latex 300 nutzt wasserbasierte LatexTinten der dritten Generation. Auf PVCoder Vinylträgern sollen sie eine mit
Hard-Solvent-Tinten vergleichbare Kratzfestigkeit bieten. Ein sogenannter LatexOptimizer sorgt bei hohen Druckgeschwindigkeiten für optimale Qualität. Die Drucke
seien geruchlos und nach dem Druck vollständig trocken und können somit sofort
weiterverarbeitet werden. Für die Serie
Latex 300 nennt HP je nach Modell Leistungen zwischen 50 und 91 m 2/h. Zur Ausstattung der Geräte gehört unter anderem ein
Tintenauffangbecken für das Bedrucken
von Textilmedien, eine automatische
Registereinstellung für beidseitiges Bedrucken und die RIP-Software Sai Flexi Print.
Kooperation: Digitaldruck­
systeme auf Inkjetbasis
Premiere des Verpackungs­
konzepts «Mix&Match»
am Salon du Chocolat
Heidelberg hat erste konkrete Vorhaben in
der Kooperation mit Fujifilm bekanntgegeben. Bereits im Herbst diesen Jahres will
Am Salon du Chocolat in Zürich präsentierte die Glanzmann Verpackungen AG erstmals ihr innovatives Verpackungskonzept
für Schokoladenkrea­t ionen. Das Familienunternehmen aus Scheuren/Biel ist für
seine intelligenten Verpackungen schon
zweimal mit einem WorldStar Packaging
Award ausgezeichnet worden.
Verpackungslösungen aus dem Hause
Glanzmann wurden in den letzten Jahren
mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen belohnt. 2013 gewann eine neu konzipierte Schokoladenverpackung in Sydney
mit dem WorldStar Packaging Award die
höchstmögliche Auszeichnung der Branche. Und an der Interpack in Düsseldorf
durfte das innovative Unternehmen bereits
wieder einen WorldStar Packaging Award
entgegennehmen – es kam eine eine technische Verpackung für Glasfaserkabel zum
Ritterschlag.
Vorher gastiert die Glanzmann Verpackungen AG aber noch als offizielle Partnerin
am Salon du Chocolat an der Messe Zürich.
An den drei süssesten Tagen des Jahres vom
4. bis 6. April präsentierte das Unternehmen erstmals offiziell sein innovatives
«Mix&Match»-Verpackungskonzept.
Es ermöglicht, Schokoladenkreationen auf
einfache Art noch attraktiver zu präsen­
tieren. Der modulare Aufbau bietet trotz
standardisierter Fertigung ein Höchstmass
an Individualität und zahlreiche Veredelungsvarianten. «Schokoladengenuss
ist ein Erlebnis für alle Sinne», sagt CEO
und Firmeninhaber Guido Glanzmann.
«Deshalb ist vielen Chocolatiers und Patissiers sehr wohl bewusst, dass auch die Präsentation und der Akt des Auspackens eine
ganz wichtige Rolle spielen.» Genau diesen
innovativen Berufsleuten und Unternehmen wolle sein Unternehmen mit dem
neuen Verpackungskonzept aus der
Schweiz einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bieten, betont Glanzmann.
Die neue Broschüre «Mix&Match», die
das Familienunternehmen am Salon du
Chocolat auflegte, zeigt detailliert die
vielfältigen Möglichkeiten einer exklusiven Verpackung auf und gibt einen guten
Einblick in die Welt der Schachteln und
Veredelungen. Die Broschüre kann per
E-Mail kostenlos bei Glanzmann Verpackungen AG in Scheuren bestellt werden:
[email protected]
»pack’s!« + print 43
Technik & Produktion
Anwenderbericht
Wenn vier Buchstaben
den Foliendruck beflügeln
Mit der Inbetriebnahme der neuen Rollenoffset-Druck­
maschine VSOP (Variable Sleeve Offset Printing) von Müller
Martini hat Orbo Labels im belgischen Kortemark seine
Position als Trendsetter im Foliendruck-Geschäft ausgebaut.
Viel zur hohen Zufriedenheit der Orbo-Kunden trägt die
Elektronenstrahlhärtung bei, bei der eine Lebensmittel­
kontamination nachhaltig verhindert wird.
Vier Buchstaben stehen symbolisch für den
Erfolg von Orbo Labels: LDPE. Diese wiederum stehen für Low Density PolyEthylen.
LDPE-Folie fühlt sich weicher und dicker an,
hat eine geringere Dichte (engl. «density»)
als klassische Folie aus HDPE (High Density
PolyEthylen), und sie raschelt kaum. Dank
all dieser spezifischen Eigenschaften eignet
sie sich vorzüglich für die Verpackung tiefgefrorener Lebensmittel.
Und genau da liegt eines der grössten Erfolgsgeheimnisse der 1994 gegründeten und 65
Mitarbeiter beschäftigenden Orbo Labels.
Denn die Gegend rund um den Firmenstandort Kortemark in Flandern ist bekannt für den
Elektronenstrahlhärtung –
ideal für Lebensmittel­
verpackungen
Die bei Orbo Labels zur Anwendung kommende Elektronenstrahlhärtung (englisch:
electronic beaming) ist laut Bernd Sauter,
Geschäftsführer der Müller Martini Druckmaschinen GmbH, geradezu prädestiniert
für auf Rollenoffset-Druckmaschinen produzierte Etiketten und Verpackungen.
«EB eignet sich deshalb optimal für
Lebensmittelverpackungen, weil der Farbfilm sofort komplett durchgehärtet wird.
Das Ergebnis sind qualitativ hochwertige,
geruchs- und migrationsarme Druckprodukte. Sie werden unter hoher Produktionssicherheit und ohne die Verwendung
von Photoinitiatoren oder dem Ausstoss
von umweltschädlichen Lösemitteln hergestellt.»
44 »pack’s!« + print
Die VSOP bei Orbo Labels sorgt für genau gleiche hohe Druckqualität wie der Tiefdruck,
hat aber markant tiefere Vorstufenkosten.
Anbau verschiedenster Gemüse. Für Orbo
Labels eröffneten die zahlreichen Gemüseproduzenten einen idealen Nischenmarkt.
Nun mussten für die Tiefkühlverpackungen
nur noch erstklassige Lieferanten der überaus anspruchsvollen LDPE-Folien gefunden
werden – und die richtige Rollenoffset-Druckmaschine.
Umstieg von Flexo auf Offset
Denn seit dem Einstieg ins FlexiblePackaging-Geschäft vor sechs Jahren hatte
Orbo Labels, die sich mittlerweile einen
Namen weit über Flandern hinaus gemacht
und Kunden aus dem Food- und NonfoodBereich hat, ausschliesslich im Flexo-Verfah-
ren gedruckt. «Zwar steigt unser gesamtes
Druckvolumen stetig. Doch weil die Auflagen für die verschiedenen Produkte wegen
der Verkaufsaktionen unserer Kunden und
der zunehmenden Produktvariabilität ebenso kontinuierlich sanken», so Sales Manager
Rik Pappijn, «suchte ich nach alternativen
Druckverfahren.» Fündig wurde Orbo Labels
im Training Center Druck von Müller Martini im deutschen Maulburg.
«Wir machten auf der VSOP», sagt Rik Pappijn, «Tests mit 30 μm dünnen LDPE-Folien,
obwohl wir normalerweise auf 50 μm drucken. Die Resultate waren perfekt. Die Druckqualität auf der VSOP von Müller Martini ist
genau gleich hoch wie im Tiefdruck – mit dem
»pack’s!«+ print
von
Auf der neuen Rollenoffset-Druckmaschine VSOP bedruckt Orbo Labels zu 95 Prozent Folien.
Unterschied, dass bei der VSOP markant tiefere Vorstufenkosten anfallen als im Tiefdruck.»
«Mit Folien kennen wir uns bestens aus»
Einige Monate nach den erfolgreichen Testläufen nahm Orbo Labels seine VSOP mit
sechs Druckwerken sowie einem Flexo-Werk
für Deckweiss und Lack in Rolle/RolleBetrieb. Auf der neuen Rollenoffset-Druckmaschine werden zu 95 Prozent Folien
bedruckt.
Ob die wegen des Schutzes vor Migration
zunehmend verlangten Duplex- oder TriplexLaminate, Polyesterbedruckung oder Farbversiegelung mittels OPP (Orientierte Polypropylen-Folie) – immer mehr Firmen vertrauen auf das grosse Know-how des
belgischen Folienspezialisten. «Wir haben
viele positive Rückmeldungen von unserem
Kundenstamm und bauen unsere Position in
diesem Marktsegment kontinuierlich aus»,
sagt Rik Pappijn nicht ohne Stolz.
Druckwerke ein. «Wir kriegen all unsere Produkte mit den vier Grundfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz hin und brauchen keine
spezifischen Pantone-Farben», so der Sales
Manager. «Damit müssen wir unsere Druckwerke nie waschen, womit wir viel Zeit
gewinnen – ebenso wie beim schnellen
Umstellen zwischen den verschiedenen Formaten dank der komfortablen Bedienung der
VSOP.»
Neben der hohen Druckqualität und dem
schnellen Make Ready profitiert Orbo Labels,
die neben der VSOP sechs Ettiketten-, zwei
Digital- und eine Flexo-Druckmaschine im
Einsatz hat und BRC-(British Retail Consumer-)zertifiziert ist, bei der neuen Rollenoffset-Druckmaschine von zwei weiteren
wichtigen Vorteilen:
– z um einen von der Rollenbreite von 850 mm,
die eine hohe Flexibilität und Produktivität
ermöglicht;
«Electronic beaming (EB) ist perfekt»
Dabei setzt Orbo Labels, die das Sleeves- und
In-Mould-Geschäft anderen Druckereien
überlässt, derzeit nur vier seiner sechs VSOP-
– z um andern von der Elektronenstrahlhärtung (siehe auch Kasten auf Seite 10). «Für
mich ist EB die perfekte Lösung», so Rik Pappijn, «denn sie verhindert Kontamination
und Geruch.»
Das schnelle Make Ready ist einer der grossen
VSOP-Pluspunkte (im Bild Orbo-LabelsMaschinenführer Francis Steen).
Schneller Formatwechsel: Dank der
Sleeve-Technologie können bei der VSOP
Druckformate einfach gewechselt werden.
»pack’s!« + print 45
Technik & Produktion
Eine Bilanz
Druckplattenherstellung: mit
Wasser auf dem richtigen Weg
Permapack in Rorschach nutzt mit grossem Erfolg die
Technologie wasserauswaschbarer Flexodruckplatten.
Das Rorschacher Unternehmen produziert Etiketten und
flexible Verpackungen. Zur Verbesserung der Druckqualität
setzt das Unternehmen seit 2011 AWP-Flexodruckplatten
von Asahi ein. Diese eignen sich für den Einsatz mit lösemittel- und wasserbasierten Farben und werden in der
Druckplattenherstellung mit Wasser ausgewaschen.
Seit der Gründung im Jahr 1958 hat sich das
Unternehmen von einem kleinen Handels­
betrieb für Klebebänder zum vielseitigen
Betrieb entwickelt. Mit etwa 420 Mitarbeitern zählt Permapack heute zu den führenden Unternehmen der Schweizer Verpackungsbranche. Die Belegschaft des Unternehmens sorgt dafür, dass die Kunden aus
dem In- und Ausland erstklassige Qualitätsprodukte und hochstehende Dienstleistungen erhalten. Das breite Sortiment an Klebebändern, Selbstklebeetiketten, flexiblen
Verpackungen, Verpackungsfolien, Abdeckmaterialien und Dichtstoffen ist im Grosshandel, in der Industrie und bei Firmen aus
der Baubranche gefragt. Hierfür teilt sich das
Unternehmen in zwei Divisionen auf. So werden im Bereich «Flexible Verpackungen» Etiketten, Tubenlaminate, Siegelrandbeutel
sowie individuelle Verpackungslösungen
mit Folien und Klebebändern für Anwendungen in der Logistik sowie der Nahrungsmittel und Kosmetikindustrie hergestellt. Im
Bereich «Technische Produkte» werden
Lösungen ausserhalb der Verpackungsindustrie entwickelt. Für den Bereich «Flexible
Verpackungen» verfügt das Unternehmen
über eine moderne Druckvorstufe und einen
Maschinenpark mit Schwerpunkt auf dem
Flexodruck. Permapack druckt mit bis zu
zehn Farben und kann zugleich mit Heissund Kaltfolienprägungen sowie verschiedenen Lacken veredeln. Durch die Kombination verschiedener Druckverfahren ist es möglich, Etiketten- und Verpackungsdesigns
zu realisieren, die dem Betrachter ins Auge
stechen.
46 »pack’s!« + print
Strategische Allianz
Mark Lehmann, Geschäftsführer des
Bereichs «Flexible Verpackungen», schildert
den Einstieg des Unternehmens in die Herstellung derartiger Produkte: «Aufgrund
unserer Positionierung im Bereich der Folien, Klebebänder und Etiketten drängte es sich
gegen Ende der 1990er Jahre auf, in diesen
Bereich vorzudringen. Da der Schweizer
Maschinenlieferant Gallus zur selben Zeit
plante, den Folienbereich weiterzuentwickeln, ergab sich daraus im Jahr 2000 eine
Zusammenarbeit, welche unsere Mithilfe bei
der Entwicklung von Prototypen vorsah. Im
darauffolgenden Jahr wurde der Feldtest mit
einer Siebenfarben-Druckmaschine vom Typ
RCS gestartet und 2004 konnten wir schliesslich die erste derartige Maschine in Betrieb
nehmen. So stieg unser Unternehmen in den
Foliendruck ein. Heute macht dieses Segment
etwa ein Drittel der Produktion aus. Darüber
hinaus gelang es uns auch, im Exportmarkt
Fuss zu fassen.» Laut Mark Lehmann beansprucht der Bereich Kosmetik mittlerweile
den grössten Teil des Outputs – gefolgt vom
Nahrungsmittelbereich. Permapack ruht sich
jedoch nicht auf dem Erfolg aus. «Die Verkaufsförderung nimmt stark zu. Daher erwarten wir, im Bereich Siegelrandbeutel etwa
60 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr
zuzulegen.»
Entscheidung für UV-Flexodruck
Bei dieser dynamischen Vorwärtsstrategie
ist es unabdingbar, technologisch auf dem
neuesten Stand zu sein, um allen Ansprüchen
Ein starkes Team (v. l.): Günther Forster, Vincenzo Nicosiano (beide Permapack), Alfred Wittwer
(Chromos), Martin Wohlschlegel (Asahi), Salvador Hartmann (Permapack).
Nachgefragt
Wasser ist zum
Auswaschen da …
Salvador Hartmann, Leiter Produktion/Technik,
Vincenzo Nicosiano, Leiter Druckformenherstellung, und Günther Forster, Product Manager und
Leiter Vorstufe (alle Permapack), geben Antwort.
Die Pinning-Technologie der AWP-Flexodruckplatten bietet einen reduzierten Punktzuwachs.
Zudem sind ganz feine Schriften möglich
Als sich die für den Druck zuständigen Permapack-Führungskräfte auf der Drupa 2008
nach neuen Entwicklungen umschauten,
stiessen sie erstmals auf die AWP-Technologie für Flexodruckplatten von Asahi Photoproducts. Damals brachte der Anbieter eine
digitale wasserauswaschbare Flexodruckplatte auf den Markt. Dabei handelt es sich
um eine digital bebilderbare Druckplatte, die
für den Einsatz mit UV-härtenden sowie lösemittel- und wasserbasierten Farben geeignet
ist. Mittlerweile ist diese Technologie eineinhalb Jahre im Einsatz bei Permapack.
Vorteilhafte Pinning-Eigenschaften
Der Begriff «Pinning» lässt sich am besten
mit Adhäsions- oder Anhangskraft umschreiben. Martin Wohlschlegel, Branch Manager
bei Asahi, erläutert: «Die Pinning-Eigenschaften der AWP-Platten führen zu einer
sehr guten Farbübertragung bei geringem
Punktzuwachs. Der durch diese Hafteigenschaften erzielte, reduzierte Farbaufbau
ermöglicht das saubere Drucken von Flächen
und Schriften. Zudem muss eine Rasterwalze nicht völlig zum Bildmotiv passen, falls
das Schöpfvolumen beispielsweise etwas zu
hoch gewählt wurde. Durch das Pinning
ergibt sich mehr Spielraum beim Einsatz der
Platte, und die Qualität bleibt dabei dennoch
sehr hoch. Ausserdem besteht ein wichtiges
Qualitätskriterium darin, dass die neue Fotopolymerplatte für das Drucken von feinen
Rastern ebenso gut geeignet ist wie für Vollflächen. Einprozentige Punkte im 60er-Raster lassen sich genauso sauber drucken wie
Negativschriften in Vollflächen.»
Nach mehr als einjähriger Betriebszeit ist Permapack mit den auswaschbaren AWP-Flexodruckplatten und der Zusammenarbeit mit
den Partnern Asahi, Chromos und der Chromos-Schwesterfirma Imsag, die für die
In­stallation zuständig ist, sehr zufrieden:
«Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten
ist in jeder Phase optimal verlaufen. Namentlich erwähnt seien hier auch noch die Herren
Jochen Richter und Markus Kaufmann von
Asahi sowie David Orvati von Chromos»,
betont Vincenzo Nicosiano abschliessend.
»pack’s!«+print: Wie läuft bei Ihnen die Plattenherstellung ab?
Salvador Hartmann: In sechs Schritten.
Zunächst erfolgt die Rückseitenbelichtung für
die Aushärtung des Sockels. Im nächsten Schritt
wird die Druckplatte mittels CtP-Technologie
bebildert. Darauf folgt die Inline-Hauptbelichtung. Anschliessend wird die Platte ausgewaschen und getrocknet. Zu guter Letzt erfolgt noch
die Schlussbelichtung.
Wie steht es mit der Verfügbarkeit, dem Faktor
Zeit bei der Plattenherstellung?
Vincenzo Nicosiano: Im Bedarfsfall, beispielsweise bei Druckabnahmen, ist eine neue Flexodruckplatte innerhalb von 90 Minuten bereitgestellt. Das beinhaltet den ganzen Fertigungsprozess, einschliesslich Bebilderung, Belichtung,
Auswaschen, Trocknen und Nachbelichten.
Was passiert mit dem Wasser zum Auswaschen
der Druckplatte?
Salvador Hartmann: Das Wasser zum Auswaschen kann mehrmals verwendet werden. Es wird
zum Schluss gefiltert und recycelt. Im Vergleich
zu Platten, die in Lösungsmittel ausgewaschen
werden, tritt dabei kein Quellen auf. Denn als Auswaschmittel dient Wasser mit handelsüblicher
Seife bzw. Natriumkarbonat.
Was können Sie über die Druckplattenqualität
sagen?
Vincenzo Nicosiano: Grundsätzlich schneidet
die AWP-Technik in Bezug auf die Druckbildqualität sehr gut ab. Wir e rzielen feine Rasterverläufe auf bis zu 0,2 Prozent, haben einen grossen Farb­
raum und eine volle, satte Farbabdeckung.
Günther Forster: Zudem bietet die Platte Prozesssicherheit sowie eine einfache Handhabung bei
dem Aufbereiten und dem Montieren der Platten.
Ebenfalls positiv zu vermerken ist das schnelle
Annehmen der Farben von der Rasterwalze sowie
die gute Abgabe an den Bedruckstoff. Das ermöglicht ein schnelles Einrichten und reduziert den
Makulaturanfall.
»pack’s!«+ print
einer facettenreichen Kundschaft zu entsprechen. Dies trifft vor allem für die Vorstufenund Drucktechnologien zu – ganz besonders
für den Flexodruck als Hauptpfeiler der
Druckkompetenz des Unternehmens.
»pack’s!« + print 47
Marketing & Verkauf
Coaching für Verkäufer
«Verkaufen ist nicht alles, aber
ohne Verkauf ist alles nichts!»
Viele Unternehmen – in welcher Branche auch immer –
bieten tolle Produkte oder tolle Dienstleistungen an.
Aber wiederum viele von diesen tun sich schwer, wenn
es darum geht, ihre Produkte und Dienstleistungen
zu verkaufen. Wieso ist das so? Und wie kann diesen
Unternehmen geholfen werden?
Urs Sommerhalder hat den grössten Teil seines Berufslebens in Unternehmen der Verpackungsbranche verbracht. Er kletterte nach
einer technischen Ausbildung die Karriereleiter empor, vom Kundendienstleiter hinauf
zum Verkaufs- und Marketingleiter, Produktund Vertriebsmanager weltweit bis hinauf
zum Direktor Marketing, Sales and Innovations Europe eines globalen Verpackungskonzerns. Heute ist er mit seiner Consultingfirma Sopaco seit zwei Jahren selbstständig,
ist als Interims-Geschäftsleiter, Coach und
Berater in der Verpackungsbranche, aber
auch in anderen Bereichen ein gefragter
Mann.
Die Voraussetzungen an einen Verkäufer sind
sicher, dass er über kommunikative Fähigkeiten verfügt. Und dass er ein situativer Schnelldenker ist; denn er muss schnell auf den Kunden eingehen können. Das ist schon alles an
Talent, das ein Verkäufer benötigt und das
wohl eher schwer «nachschulbar» ist. Was er
lernen kann: dem Kunden zuzuhören, den Kunden zu verstehen. Verstehen, was dieser benötigt. Und er kann natürlich den ganzen Verkaufsprozess lernen sowie die Techniken und
Taktiken, die zum Erfolg führen. Im nachfolgend umschriebenen Verkaufs- oder SalesProzess geht es darum, jeden einzelnen Schritt
wohlüberlegt und konzise zu gehen.
Mit Urs Sommerhalder sprach Claude Bürki
Im Bereich Business-to-Business – dazu
gehört ja die Verpackungsbranche – werden
oft Leute aus der Technik zu Verkäufern
«umgepolt». Drucker, Servicemonteure,
Techniker etc. erhalten plötzlich die Chance,
im Verkauf Grosses zu bewirken. Diese Leute
haben einen Vorteil: Sie kennen die technischen Zusammenhänge, die Produkte und die
Verfahrenstechniken. Die Frage, die sich
stellt, ist nun aber: Sind das auch die besseren Verkäufer?
»pack’s!«+print: Ein amerikanischer Verkaufscrack schrieb in einem Marketing-Wälzer: «People must buy YOU, before they will
buy what you’re selling.» Wie finden Sie den?
Urs Sommerhalder: Man muss sich selbst
verkaufen, bevor man ein Produkt verkaufen
kann. Ich teile diesen Ausspruch, wenn es um
den Faktor Mensch geht; denn als Verkäufer
muss ich mich als Mensch rüberbringen, wie
es so schön heisst. Der Kunde muss Vertrauen in den Verkäufer und die Organisation, die
dahintersteht, gewinnen.
Unser Gespräch dreht sich ums Thema Verkauf und Verkaufenkönnen. Verkäufer sein,
das ist ein spezieller Beruf. In nicht wenigen
Unternehmen haben die Verkäufer den Status von Halbgöttern, mit dicken Autos und
grossen Spesenbudgets – solange sie gut verkaufen. Wenn das nicht (mehr) der Fall ist,
gibt es für die Halbgötter ein Problem. Frage:
Kann man Verkaufen überhaupt lernen oder
ist dies eine besondere Gabe, die einem in die
Wiege gelegt wird?
48 »pack’s!« + print
Das ist eine gute Frage. Natürlich sind die technischen Kenntnisse über das Produkt Voraussetzung; anders lässt sich keine Vertrauensbasis beim Kunden herstellen. Andererseits
kann man aber, allein mit technischen Kenntnissen bewaffnet, nicht verkaufen. Da müsste dann eben noch das Kommunikative und
das Situative hinzukommen, auch Verkaufstaktik und der Willen, mit Fleiss und
Hartnäckigkeit den Sales Process in jedem einzelnen Schritt durchzuspielen und abzulaufen. Umgekehrt kann sich ein kaufmännisch
geschulter Mitarbeiter auch das Technische
aneignen. Aus einem guten Techniker lässt
sich durchaus ein guter Verkäufer machen.
Diese Fähigkeiten, die taktischen Schritte im
Sales Process, das ganze Verkaufs-Knowhow, das alles kann man bei Ihnen lernen? Das
ist ein Teil Ihrer Dienstleistungspalette?
Ja, dabei geht es immer darum, den Verkauf
zu optimieren, auf Grund der erkannten Kundenbedürfnisse das richtige Leistungspaket
zum bestmöglichen Preis zu verkaufen und
eine nachhaltige Kundenbeziehung aufzubauen und zu pflegen.
«Was man nicht unmittelbar
sieht, ist, was der Verkäufer
nicht leistet oder was
er falsch macht.»
Und jetzt kommt das Wie, wie geht das Wie?
Das beinhaltet eine Ausbildung entlang dem
gesamten Sales Process, will heissen von der
Akquisition über Kundengespräch, Präsentation, Verhandlung bis hin zum kontinuierlichen Kundenmanagement. Schauen Sie Folgendes: In einem Unternehmen sieht man
sofort, wenn in der Produktion oder in der
Administration Fehler gemacht werden. Was
man jedoch nicht unmittelbar sieht, ist, was
der Verkäufer «nicht leistet» oder was er
falsch macht. Das klingt jetzt wahrscheinlich etwas neunmalklug und schlaumeieUrs Sommerhalder:
Fördert Schwächen
im Verkauf gnadenlos
zutage.
risch, aber das Unternehmen sieht tatsächlich nicht, ob ein Verkäufer seinen Job entlang diesem Sales Process richtig macht.
Denn eine Verhandlung, ein Cold Call, ein
«abverheites» Abschlussgespräch, eine Präsentation, das alles wird ja nicht aufgezeichnet. Und diese unerkannten Fehler kosten die
Firma eine Menge Geld in Form von entgangenem Umsatz resp. zu tiefen Margen. Hier
setze ich ein: mittels Theorie und Praxis, mittels Übungen und Rollenspielen, bei denen
Schwächen gnadenlos zutage treten. Die
beobachte und registriere ich ganz genau. Die
Elemente des Sales Process müssen dabei einzeln geschult werden, Schritt für Schritt.
Wichtig ist aber auch, den Verkäufern das
Ganze mit Spass rüberzubringen, eine positive Atmosphäre bei den Schulungen ist mir
ein grosses Anliegen. Denn nur motivierte
Mitarbeiter können Leistung erbringen.
Dieser Mensch, der zu Schulende, der kommt
zu Ihnen oder begleiten Sie den im Alltag?
Wie läuft das ab?
Das ist ganz unterschiedlich. Dazu drei Beispiele: Erstens etwa ein Sales Training, wenn
man das Gefühl oder die Erkenntnis hat, dass
es an etwas mangelt bei den Verkäufern; dass
nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um erfolgreich zu sein. Da kommen die
aufgedeckten Schwächen innerhalb des Sales
Process zur Sprache. Dabei handelt es sich um
bestimmte Module, etwa das Modul Acquisition oder Negotiation (Verhandlung) oder
Präsentation etc. Diese Module werden massgeschneidert auf das Unternehmen ausgerichtet. Zweitens: die Form des Einzeltrainings. Dieses ist anders aufgebaut als das
erste Beispiel, weil hier gewisse Dinge nicht
zur Verfügung stehen, etwa die Gruppenarbeiten und die Rollenspiele. Hier geht es also
mehr ums Coaching, wobei die Ziele und die
Ergebnisse letztendlich dieselben sind wie
beim Training einer Gruppe. Drittens: die
Möglichkeit, dass ich in einer Firma, in der
ich ein Interims-Mandat ausübe und den
Verkauf leite, diese Prozesse «On the job»
schule.
»pack’s!«+ print
Sales Process nach
Urs Sommerhalder.
Wenn man von Verkauf spricht, muss man
auch zum Thema Marketing etwas sagen,
Marketing ist für manche in der Branche ein
Fremdwort …
Der Begriff Marketing wird oftmals nicht
richtig verstanden beziehungsweise nur mit
Werbung und Promotion gleichgesetzt. Marketing ist mehr. Marketing besteht meines
Erachtens aus den vier «P», Product, Price,
Place, Promotion. Das alles fängt mit einem
P an. Marketing ist als ganzheitlicher Ansatz
besonders auch für KMU wichtig.
Wenden Sie in Ihrer Tätigkeit eine Methode,
ein Erfolgsrezept an?
Ja, ich habe mir die Sopaco-Methode zurechtgelegt. Das 4P-Plus-Konzept. In einer ISTAnalyse wird geklärt, wo sich das Unternehmen und dessen Verkaufsorganisation hinsichtlich der oben erwähnten vier P – Product,
Place, Price, Promotion – und meiner zusätzlichen zwei P – People, Performance – befindet und wie gut der Sales Process beherrscht
wird. Danach wird ein massgeschneidertes
Schulungspaket erarbeitet. Zu meinem Angebot zählen jedoch nicht nur die Schulung, sondern auch die Strategieerarbeitung und die
Begleitung bei der Umsetzung. Dies kann projektweise erfolgen oder auch in Form eines
Interims-Mandates. Die Strategieerarbeitung baut ebenfalls auf den 4P+ sowie dem
Sales Process auf.
Nur gut ausgebildete und motivierte Mitarbeitende mit kundenorientiertem Verhalten
stellen sicher, dass ein Unternehmen über die
richtigen Produkte und Dienstleistungen verfügt und diese am Markt zum bestmöglichen
Preis verkaufen kann. Gute technische
Lösungen, Innovation und Dienstleistungen
bilden dabei das Rückgrat eines Unternehmens. Verkaufen ist demzufolge nicht alles,
aber ohne erfolgreichen Verkauf ist alles
nichts! www.sopaco.ch
Herr Sommerhalder, wir danken
für dieses Gespräch!
»pack’s!« + print 49
Menschen & Märkte
Branding
Marken richtig einkleiden –
von Kopf bis Fuss
Globalisierung und Digitalisierung sind die grossen
Herausforderungen im heutigen Marketing. Ein Gespräch
mit Thomas Ramseier, Inhaber und CEO von Brandpulse,
über die Rolle der Verpackung in der modernen
Marken­führung. Interview: Claude Bürki
»pack’s!«+print: Herr Ramseier, zum Einstieg ins Thema – was macht gutes Branding
überhaupt aus, kurz gesagt?
Thomas Ramseier: Die Herausforderung
einer Marke besteht heute darin, sich bei ähnlicher Leistungsqualität und bei sinkenden
Margen in einem Marktumfeld mit steigendem Konkurrenzdruck erfolgreich zu behaupten. Und so steht es denn auch in unserer
Agenturbroschüre klar und unmissverständlich geschrieben: Undifferenzierte Marktbearbeitung und schwammige Kommunikation sind die Ursache für die Austauschbarkeit
von Marken. Und: «Me-too-Konzepte» sind
die Killer der Markenwerte.
Wie steht es damit bei Marken – ist gut verpackt (gekleidet) auch gut verkauft? Ist Branding so einfach wie die Beschaffung von massgeschneiderten Klamotten?
In der identitätsorientierten Markenführung
geht es meines Erachtens nicht um die Frage,
ob die Marke gut eingekleidet ist. Es geht vielmehr um die Frage: Ist die Marke richtig gekleidet – anlassbezogen: Smoking, Anzug, Jeans?
Marken stehen für Werte mit dem Ziel, für
gewisse Zielgruppen wertorientiert attraktiv
zu sein. Für manche ist die Jeans attraktiver
als der Smoking. Genau darum geht es.
In einem Punkt unterscheidet sich erfolgreiches Branding jedoch von der Massschneiderei: Wir dürfen uns im Herstellungsprozess
nicht nur auf die Marke, ihre Statur und Körperform konzentrieren. Es geht um relevante
Unterscheidung. Deshalb müssen wir auch
die Statur und Körperform der Konkurrenten
kennen, um uns klar von diesen abgrenzen zu
können. Und wir müssen die Bedürfnisse der
Kunden kennen, um Relevanz zu erzielen.
Das heutige Markenverständnis geht viel
weiter: Marken sind unverwechselbare Vor-
50 »pack’s!« + print
stellungsbilder, welche im Kopf des Kunden
verankert werden müssen. Wir leben in
einem Zeitalter der Angebotsexplosion.
Immer mehr Angebote bei gleichbleibender
Nachfrage. Starke Marken schaffen es, dem
potenziellen Kunden eine Argumentation zu
liefern, weshalb er eine bestimmte Marke und
nicht das Konkurrenzprodukt kaufen soll.
Diese Argumentation basiert hauptsächlich
auf einer differenzierenden Markenidee und
einer differenzierten Markenerscheinung.
Rein wertebasierte Konzepte sind meiner
Meinung nach passé. Differenzierung schaffe ich nur über ein klares, für die Kunden relevantes Markenversprechen und einen einzigartigen, attraktiven Markenauftritt – die
reine Auflistung von Werten, welche Interpretationsspielraum zulassen, reicht aus meiner Sicht heute nicht mehr aus.
Früher machten die Markenartikler ihre Marken in Eigenregie. Der Herr Maggi beispielsweise. Und Henri Nestlé und andere …
Branding-Agenturen haben die Fähigkeit,
den Kunden bei der strategischen und bei der
formalen Differenzierung zu unterstützen.
Es geht um Positionierung in diesem von
ihnen angesprochenen austauschbaren Konkurrenzumfeld. Positionierung bedeutet
immer, sich auf Weniges zu fokussieren und
dabei Vieles – auch Wichtiges – wegzulassen.
Manchmal kann ein externer Partner dies
besser – auf Grund einer objektiveren Distanz
gegenüber Märkten und Marken.
Wie muss man denn den heutigen Konsumenten ansprechen? Gelten andere «Regeln» als
früher? Ist die Konsumentin, der Konsument
emanzipiert(er) geworden?
In den letzten zehn Jahren hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Der Konsument
ist im Gegensatz zu früher heute weltweit ver-
Thomas Ramseier:
«Zukünftig wird
die Bedeutung
von ästhetischen
Markenkonzepten
auch in Massenmärkten zunehmen.»
netzt. Er hat in seinem Kaufverhalten unbegrenzte Möglichkeiten. Er prüft im stationären Handel vor Ort wie auch im Online-Shop
unterschiedliche Angebote und vergleicht.
Authentizität wird daher wichtiger. Digitalisierung führt aber auch zu anonymeren Beziehungen mit Marken, diese werden weniger
spürbar. Marken müssen zukünftig an nichtdigitalen Touchpoints stärker inszeniert werden. Erlebniskonsum steht heute im Vordergrund. Der Kunde will vor, während und nach
dem Einkauf unterhalten werden. Hat die
Marke am POS keine weiteren Möglichkeiten,
Erlebnisse zu inszenieren – etwa über Displays,
Shop-in-Shop-Konzepte etc. –, so hat die Verpackung einen immens wichtigen Stellenwert
für den Erfolg oder Misserfolg einer Marke. Die
Marke muss in diesem Falle also über die Verpackung optimal inszeniert und auf geradezu
ideale Weise wahrgenommen werden können.
Zentrales Ziel ist eine ganzheitliche Inszenierung der Marke. Informationsüberlastung
führt nun dazu, dass es immer schwieriger
wird, sich als Marke Gehör zu verschaffen.
Es gilt, gleiche inhaltliche und formale Botschaften – Versprechen, Logo, Farben, Bildstil, Typografie, Symbole etc. – möglichst
konsequent anzuwenden. Und das in allen
Erscheinungsformen der Marke, im Web, in
der Online-Werbung, Film, Printwerbung,
Shop, auf Fahrzeugen und auf den Verpackungen.
Gehört 3-D-Druck
die Zukunft?
3-D-Druck ist derzeit in aller Munde. Das ist für die
grafischen und die Verpackungsdrucker Segen und Fluch
zugleich. Segen, weil das Wort «Druck» Assoziationen
bei deren Kunden weckt. Fluch, weil es eigentlich ein Etikettenschwindel ist. 3-D-Druck hat wenig mit dem Bedrucken
zu tun, vielmehr ist es ein Aufbauen von Werkstoffen.
Trotzdem stellt 3-D-Druck eine reale Chance dar. Warum
nicht auch für die grafische und die Verpackungsbranche?
Versuch, eine Technologie zu ergründen. Von Paul Fischer
Science-Fiction-Fans kennen ihn schon
lange: den Replikator, der den Besatzungsmitgliedern des Raumschiffs Enterprise
ermöglicht, sich ihr eigenes Getränk oder
Essen zu generieren. Natürlich ist das pure
Fantasie, doch mit dem 3-D-Druck kommt
man dieser Idee schon recht nahe. So gibt es
bereits Systeme, die eine Pizza, eine Schokoladentafel oder Teigwaren «drucken» können. Doch das ist nur ein Element der
3-D-Revolution. Dank der Verwendung verschiedenster Materialien können die unter-
schiedlichsten Sachen «gedruckt» werden:
mechanische Teile, Modelle, Trillerpfeifen,
exakte Nachbildungen menschlicher Hirne,
Spielsachen, Kleider, Schuhe, Geschirr, automatische Gewehre …
Praktisch jeder dreidimensionale Gegenstand könnte so hergestellt werden, durch
jeden und jede. Alles, was es dazu braucht,
sind Daten und das richtige Ausgabegerät zu
erschwinglichen Kosten. Zukunftsforscher
sehen deshalb in der 3-D-Drucktechnik die
nächste grosse technische Revolution auf uns
»pack’s!«+ print
Technik & Produktion
Visionär
Die 3D-Printshow in New York richtete sich an Profis und Heimanwender gleichermassen.
»pack’s!« + print 51
Die neue Generation von Geräten für Heimanwender erhält man bereits ab 1500 Franken.
3-D-Druck revolutioniert den Modellbau.
Hollywood setzt schon seit längerem auf die
Möglichkeiten des 3-D-Drucks.
zukommen. Nach der industriellen und der
digitalen nun die 3-D-Revolution. Wenn jeder
sich beispielsweise sein eigenes Geschirr oder
Spielsachen ausdrucken kann, warum
braucht es dann noch entsprechende Industriebranchen mit ihren komplexen Distributionsstrukturen? Wer in einer ruhigen Minute über diese Vorstellungen nachdenkt, realisiert, dass in einer von hochmodernen und
leistungsfähigen 3-D-Systemen dominierten
Welt praktisch alle unsere bekannten Wirtschaftsstrukturen aus den Angeln gehoben
werden könnten.
Doch ist das wirklich realistisch, dass in
absehbarer Zukunft sich jeder seinen eigenen Porsche «ausdrucken» wird? Vielleicht
hilft ein Blick darauf, was 3-D-Druck wirklich ist, die Sache besser einzuschätzen.
Generatives Verfahren
Gemäss Wikipedia ist ein 3-D-Drucker eine
Maschine, die dreidimensionale Werkstücke
aufbaut. Der Aufbau erfolgt computergesteuert aus einem oder mehreren flüssigen oder
festen Werkstoffen nach vorgegebenen Massen oder Formen.
Beim Aufbau finden physikalische oder chemische Härtungs- oder Schmelzprozesse
statt. Typische Werkstoffe sind Kunststoffe,
Kunstharze, Keramiken und Metalle. Man
bezeichnet den 3-D-Druck deshalb auch als
generatives Fertigungsverfahren. Man sieht:
Der 3-D-Druck hat mit dem Bedrucken, wie
es die grafische Branche oder die Verpackungswelt kennt, herzlich wenig zu tun. Die
Technologie selber wurde bereits in den achtziger und neunziger Jahren entwickelt.
Einer der ersten Industriezweige, die auf
3-D-Druck setzte, war die Automobilbranche.
Damit konnten Modelle und Prototypen für
Neuentwicklungen von Fahrzeugen schnell
und günstig vorgenommen werden.
Mittlerweile wird 3-D-Druck auch im industriellen Fertigungsprozess von zu replizierenden Teilen eingesetzt, wie z. B. in der Flugzeugindustrie. So hat 3-D-Druck beispielsweise gegenüber dem häufig eingesetzten
Spritzgussverfahren den Vorteil, dass das
aufwendige Herstellen von Formen und Formenwechseln entfällt (Quelle Wikipedia).
Und im Gegensatz zu Herstellverfahren wie
Schneiden, Drehen, Bohren gibt es bei
3-D-Druck keinen Materialverlust (Quelle
Wikipedia).
Missverständnisse
In den letzten zwei Jahren ist um das Thema 3-D-Druck ein
wahrer Hype ausgebrochen. Durch grosse Fortschritte bei den
verschiedenen Technologien und immer schnelleren Rechnern gab und gibt es einen dramatischen Preiszerfall. Leistungsfähige Systeme sind heute bereits für 60 000 bis 120 000
Franken erhältlich, und, was in der öffentlichen Wahrnehmung noch bedeutsamer ist, es gibt heute Systeme im Angebot, die sich auch eine Privatperson kaufen und ohne allzu
grosse Vorkenntnisse einsetzen kann. Solche Systeme sind
bereits ab 1500 Franken zu haben.
Allerdings sind die Geräte, welche heute für den «Massenmarkt» angeboten werden, technisch limitiert, denn sie basieren meistens auf der FDM-Technologie, und die hat ihre Limitation. Für den Heimgebrauch (beispielsweise den Bau eines
Spielzeuges) sind diese Geräte geeignet, nicht jedoch für einen
Dienstleister, der verschiedenste Produkte herstellt. Am Ende
ist es wie im Druckbereich: Niemand kommt auf die Idee, den
52 »pack’s!« + print
kleinen Inkjet-Printer für den Heimgebrauch mit dem leistungsfähigen Midrange-Digitaldrucksystem zu vergleichen.
Die Idee, dass sich jeder zu Hause mal schnell seinen Porsche
oder seine Kalaschnikow «ausdruckt», ist pure Fantasie –
jedenfalls für die kommenden Jahre. Doch einfache Gegenstände wie kleine Figuren oder Spielsachen lassen sich bereits
heute mit den Einstiegsmodellen herstellen. Im Dienstleistungsbereich eröffnet der 3-D-Druck ungeahnte Möglichkeiten. Investitionen zwischen mehreren zehn- und hunderttausend Franken in solche Geräte sind gerade für die Druckereien und Verpackungsspezialisten keine Riesensummen.
Gleichzeitig haben diese Branchen schon lange gelernt, mit
grossen Datenmengen umzugehen. Was noch fehlt, ist das
Verständnis für die Dreidimensionalität und die verschiedenen Materialien. Das kann man sich aber erarbeiten und so
neue Geschäftsfelder finden.
– Stereolithografie (SLA)
– Selective Laser Sintering (SLS)
– Selective Laser Melting (SLM)
– Fused Depostion Modeling (FDM)
– Laminated Object Manufacturing (LOM)
– 3-Dimensional-Printing (3-D-P)
SLA ist die älteste der heute eingesetzten
3-D-Drucktechnolgien. SLA ist ein Verfahren
basierend auf der Verwendung eines mit flüssigem Photopolymer gefüllten Baubehälters
und eines Lasers. Bekannterweise verändern
Photopolymere durch ultraviolette Lichteinwirkung ihre Eigenschaften. Als Materialien
werden verschiedene Harze verwendet. Durch
das Auftreffen des Laserstrahls verwandeln
sich die Moleküle des Harzes in eine feste
Masse. Eine Weiterentwicklung der SLA ist
die Mikrostereolithografie. Hierbei wird durch
eine nicht punktuelle/sequenzielle Verfestigung eine höhere Genauigkeit beim Herstellen des Gegenstandes erzielt. Dank eines Digital Light Processing Chips kann eine Schicht
zeitgleich gehärtet werden. Zum Einsatz
kommt diese Technologie beispielsweise für
die Herstellung von Teilen eines Hörgerätes
oder Knochenersatzstoffen bis hin zu Mikroturbinen und -gewinden.
SLS verwendet pulverförmiges Material.
Zum Einsatz kommen Kunsstoffe, Metall oder
Keramik. Nach dem Auftrage der ersten
Schicht der Materialpartikel durch einen Roller- oder Rakelmechanismus werden diese im
Verfahrensverlauf durch einen Laser miteinander versintert (verschmolzen). Einer der
grossen Vorteile von SLS ist die relativ einfache Produktion von Gegenständen mit
Überhängen.
SLM verwendet Werkstoff in Pulverform, der
in einer dünnen Schicht auf einer Grundplatte aufgebracht wird. Der pulverförmige Werkstoff wird mittels Laserstrahlung lokal
vollständig umgeschmolzen und bildet nach
der Erstarrung eine feste Materialschicht.
Anschliessend wird die Grundplatte um den
Betrag einer Schichtdicke abgesenkt und
erneut Pulver aufgetragen. Dieser Zyklus wird
so lange wiederholt, bis alle Schichten umgeschmolzen sind. Das fertige Bauteil wird vom
überschüssigen Pulver gereinigt, nach Bedarf
bearbeitet oder sofort verwendet.
Fazit
Der derzeitige Hype um den 3-D-Druck als die dritte industrielle Revolution ist mit Sicherheit noch
eine Übertreibung. Doch die Perspektiven sind faszinierend und die technischen Weiterentwicklungen rasend schnell. Irgendwie fühlt man sich an
die DTP-Revolution vor 25 Jahren erinnert. Damals
begegnete man den ersten DTP-Computern mit
einer Mischung aus Faszination und Belächeln.
Visionäre propagierten damals, dass sich damit
jede Hausfrau in eine Setzerabteilung oder in ein
Grafikatelier verwandeln könne. Bekannterweise
ist es nicht so gekommen, und spezialisierte Dienstleister mit entsprechendem Know-how konnten
sich behaupten. Trotzdem hat das Desktop-Publishing natürlich eine Revolution ausgelöst und die
bekannten Wertschöpfungsketten völlig auf den
Kopf gestellt. Es ist deshalb für jeden Verantwortlichen in einer Druckerei oder in der Verpackungsbranche Pflicht, diese Entwicklungen aufmerksam und vorurteilslos zu beobachten. Chancen bietet der 3-D-Druck allemal.
FDM ist ein Extrusionsverfahren. Hierbei
wird das Material im 3-D-Drucker in eine
beheizte Düse geleitet und so geschmolzen.
Das flüssige Material wird mittels der Düsen
auf eine Bauplattform aufgebracht. Das
anschliessende Erkalten verleiht dem Objekt
seine endgültige Festigkeit. Die Oberflächenqualität von im FDM-Verfahren hergestellten Gegenständen ist allerdings relativ niedrig. Auch lassen sich Objekte mit Überhängen nur schwer realisieren.
LOM verwendet Papier oder Kunststofffolien. Die Materialien werden schichtweise aufeinandergeklebt, wobei nach jedem Auflegen
einer neuen Schicht die Kontur des Bauteils
mit Hilfe eines Schneidewerkzeugs abgefahren wird. Im Nachbearbeitungsprozess werden die im Verfahrensverlauf vom Objekt
getrennten Teile manuell entfernt.
Beim 3-Dimensional-Printing (3-D-P) ist
der Ausgangszustand des Baumaterials pulverförmig. Im Gegensatz zum SLS-Verfahren
werden die Materialien jedoch nicht versintert, sondern sind mit einem Druckkopf und
einem flüssigen Binder miteinander verbunden. 3-D-P und SLS sind verfahrenstechnisch
einander sehr ähnlich, doch durch die Verwendung eines eingefärbten Binders kann
ein Bauteil bereits während der Produktion
eingefärbt werden. Weitere Vorteile sind eine
gute Bauteilgenauigkeit und eine hohe Baugeschwindigkeit.
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Technologien im Detail
Hinter dem Sammelbegriff 3-D-Druck stehen
verschiedene Technologien, welche für die
verschiedensten Anwendungsbereiche zum
Einsatz kommen. «Den» 3-D-Druck oder «das»
Verfahren gibt es nicht. Je nach Anwendungsgebiet und Materialeinsatz müssen verschiedene Techniken eingesetzt werden. Etwas
verwirrend ist, dass 3-D-Druck eine der
Grundlagentechniken ist, sich die Bezeichnung aber gleichzeitig als Sammelbegriff für
alle Technologien eingebürgert hat. Folgende 3-D-Drucktechnologien gibt es:
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Menschen & Märkte
Persönlich
Der Mensch hinter
der Medienmitteilung
«Mit dem Erreichen des 75. Geburtstags tritt
Werner Kuhn nach 53 Jahren aus dem Verwaltungsrat
der K+D AG zurück», so lautete die trockene Meldung.
Wir wollten mehr über Werner Kuhn wissen und stellten
ihm ein paar Fragen, die er freimütig beantwortet hat.
1. Werner Kuhn, Sie wurden durch das Schicksal – Ihr
Vater starb unerwartet früh – ins kalte Wasser geworfen
und mussten sofort den väterlichen Betrieb führen. Was
war in der Folge Ihre erste grössere Entscheidung, die Sie
als junger Unternehmen trafen?
Mit Erfolg Industrieboden gesucht im Osten der Stadt.
10. Was bedauern Sie?
Dass das Menschliche bei Verhandlungen in den Hintergrund verschwindet zugunsten von Zahlen.
2. Wie würden Sie den Führungsstil umschreiben, den Sie
pflegten?
Konsequent, aber menschlich.
12. Können Sie uns ein kleines Geheimnis verraten?
Meine Schwäche für schnelle Autos.
3. Welches waren für Sie die grössten Herausforderungen in der Verpackungsindustrie?
Wechsel von der handwerklichen Kartonage zur industriell bedruckten Verpackungsherstellung aus Karton.
4. K+D gilt in der Branche als Vorzeigebetrieb. Welche
Charaktereigenschaften hat der Mensch Werner Kuhn an
der Spitze dieses Betriebes an den Tag gelegt?
Führung durch Vorbild.
5. Sie hatten nie Berührungsängste im Umgang mit den
Medienvertretern. Als Journalist (Fach- und Tagespresse) wurde man stets umfassend über Ihr Unternehmen
informiert. Mussten Sie auch mal eine Krisensituation
kommunizieren?
Ja, bei der Unterschlagung durch unseren Buchhalter
waren die Medien sehr «gwunderig».
6. Jetzt wird es ganz persönlich: Worauf können Sie
unmöglich verzichten?
Auf Harmonie in der Familie.
7. Haben Sie in Ihrem Leben auch schon geblufft?
Ja, aber unter dem Motto «Bluffen ja, aber gekonnt».
8. Was wären Sie geworden, wenn Sie in andere Umstände hinein geboren worden wären?
Vielleicht Rennstallbesitzer (aber nicht von Vierbeinern).
9. Stimmt für Sie die kolportierte Meinung, dass in puncto Verpackungssicherheit – insbesondere bei Pharmaverpackungen – zu wenig unternommen wird?
Ja, richtig! Obwohl weltweit Fälschungen auf dem Markt
sind.
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11. Was möchten Sie nie über sich hören müssen?
Er war unmenschlich und kein Patron.
13. Welche Automarke hat es Ihnen besonders angetan?
Die schnellen Roten aus Maranello und diejenigen aus
Zuffenhausen.
14. Welche Verpackungstypen finden Sie abscheulich?
Diejenigen der Konkurrenz.
15. Was wollen Sie jetzt unbedingt noch erreichen?
In das Guinness-Buch der «Schächtelimacher» zu kommen.
16. Wieso würden Sie Ihren Grossgrosskindern zu- oder
abraten, eine berufliche Zukunft im Verpackungsbereich
anzustreben?
Werdet Banker, dann rollt der Rubel.
17. Für was oder wen würden Sie eine Woche lang unentgeltlich arbeiten?
Ausbildung für Junge, +/– 20-Jährige.
18. Welche Art der Verpackungen sollte man verbieten?
Grosse Plastiktaschen.
19. Gab es in Ihrem Leben einen Moment, als Sie dachten:
Wow, super. Und es ist von mir!
Erster Preis im technischen Verpackungs-Wettbewerb (SVI):
Spenderfaltschachtel für Blister.
20. Wer war Ihr amüsantester Lunch-Partner?
Unser Nachbar im Schuppis, Emil Egger, nach meiner Vorstellung als neuer Nachbar! Menü: ein Paar Appenzeller
Siedwürste und ein Schlegel Bier!
21. Mit wem würden Sie am liebsten ein Gespräch zu
Tische führen, wenn dies (noch) möglich wäre?
Mit Altbundeskanzler Helmut Schmidt.
22. Was halten Sie persönlich von Verbänden?
Nicht viel, wer am meisten lügt, hat gewonnen!
31. Was halten Sie von der heutigen Politik?
Zu wenig selbstbewusst, vor allem unsere Exekutive.
23. Fallen Sie beim Einkaufen (falls Sie das noch tun) auf
Verpackungen mit Verführungspotenzial herein?
Ja, wenn ich sie für gut befinde, sie aber nicht in der K+D
hergestelllt wurden.
32. Haben Sie eigentlich auch Schwächen? Welche?
Delegiere zu wenig und zu ungeduldig.
24. Was halten Sie von den modernen Medien?
Weniger wäre mehr, zu viel negative Schlagzeilen.
33. Wen würden Sie nie zum Sonntagsbraten nach Hause
einladen?
Schawinski.
25. Ein Buzz-Word, das Ihnen auf den Wecker geht?
Okay, sorry etc. (Englischdeutsch!).
34. Gibt es so etwas wie eine Verpackungs-Mafia?
Nein, man versucht sich nur mit tiefen Preisen auszutricksen.
26. Was verbindet Sie ganz besonders mit Ihrer Heimatstadt St. Gallen?
Familie, Freundeskreis.
35. Wie viel Eigenverantwortung haben Sie während Ihrer
aktiven Zeit von Ihren Mitarbeitenden erwartet?
Nach meiner Frau – zu wenig.
27. Was ist oder war die beste Werbung für K+D?
Mund-zu-Mund-Werbung, zufriedener Kunde.
36. Wen hätten Sie – wenn das ein Thema gewesen wäre,
– von einem Konkurrenten abgeworben?
Es gelang uns nicht, einen Einzelnen abzuwerben –
dafür haben wir die ganze Firma übernommen!
28. Schliefen Sie immer gut am Vorabend zu einer grösseren Investitionsentscheidung?
Ja, sehr gut, da der Inhalt der «Portokasse» nachgezählt
war!
37. Welches Buch liegt momentan auf Ihrem Nachttisch?
«Josef Ackermann – Eine Nahaufnahme».
29. Serviceclubs – sind Sie Rotarier oder sonst was?
Ja, Ambassador.
38. Sind Sie auch ein musischer Mensch?
Nein, gemäss meiner Frau bin ich ein «Kulturbarbar».
30. Haben Sie je politische Ambitionen gehabt?
Nein.
39. Ihre Lieblingsspeise?
Wild, von meiner Frau zubereitet.
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Günther Rappel
Spezialist für Stanzung
Spécialiste du découpage
Expert in die-cutting
alles aus Karton
tous en carton
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Glanzmann Verpackungen AG
Hubelweg 5
CH-2556 Scheuren/Biel
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