»pack’s!«+ print »pack’s!« + print 35 China Speed Dating und Bewusstseinserweiterung Myanmar «viscom print & communication» und das Reisebüro Harry Kolb schreiben für den November eine «China Speed Dating»-Studienreise aus. Diese Reise ist modular aufgebaut. Als Zusatzvariante ist eine Myanmar-Rundreise buchbar. Überblick Programm 1: 12. bis 16. November 2014 «China Speed Dating»-Studienreise mit Besuch der Messe «5Th all in Print China» in Shanghai. Besuch von Druckereien vor Ort, Fachgespräche mit Spezialisten vor Ort, Kennenlernen von Shanghai mit Shoppingmöglichkeiten. Kosten: Flug/Hotel/Zusatz*: Doppelzimmer CHF: 3609.–, Einzelzimmerzuschlag: CHF 360.– Programm 2: 12. bis 18. November 2014 «China Speed Dating + Hong Kong»-Studienreise «5Th all in Print China» in Shanghai. Besuch von Druckereien in Shanghai und Hong Kong, Fachgespräche mit Spezialisten von Ort, Kennenlernen Shanghai und Hong Kong mit Shoppingmöglichkeiten. Kosten: Flug/Hotel/Zusatz*: Doppelzimmer CHF: 4680.–, Einzelzimmerzuschlag: CHF 540.– Programm 3: 12. bis 27. November 2014 «China Speed Dating + Hong Kong»-Studienreise plus «Bewusstseinserweiterungstour Myanmar» Fachbesuche gemäss Programm 1 und 2, anschliessend Rundreise durch Birma. Reisestationen sind: Yangon, Bagan, Mandalay, Heho, Pindaya, Inle Lake. Kosten: Flug/Hotel/ Zusatz*: Doppelzimmer CHF: 7740.–, Einzelzimmerzuschlag: CHF 1170.– 36 »pack’s!« + print *In den Kosten dabei sind: – Direktflüge mit Swiss Zürich–Shanghai retour bzw. Hong Kong–Zürich retour (Programm 2), Bangkok–Zürich (Programm 3) – Flug Shanghai-Hong Kong (Programm 2), Flüge Hong Kong–Yangon, Yangon–Bagan, Bagan– Mandalay, Mandalay–Heho, Heho–Yangon, Yangon– Bangkok (Programm 3) – Alle im Programm enthaltenen Mahlzeiten – Alle Landtransporte Verlangen Sie das Detailprogramm und das Anmeldeformular bei: [email protected] oder 071 272 72 48. Liebe Leserinnen und Leser, seit seiner Lancierung im Jahre 2006 ist der Leserkreis von »pack’s!« stetig gewachsen. Mittlerweile erreicht unser Online-Verpackungs-Newsletter rund 5000 Empfänger. Eine erfreuliche Entwicklung! Und jetzt geht »pack’s!« auch noch «print»?! Welche Überlegung steckt dahinter? Wir sind im Zeitalter der Medienkonvergenz angelangt. Der Begriff meint das Zusammenspiel verschiedener Formate oder Einzelmedien. Bezogen auf Bereiche, die untereinander immer mehr Verknüpfungspunkte aufweisen – genannt seien hier: Verpackungsdruck, Design, Industrial Printing, LargeFormat-, 3-D-Printing, Werbetechnik, Finishing, Labelling, POS, Displays, Branding und Marketing –, bedeutet dies, dass für alle Akteure laufend neue Interessenfelder entstehen. Trennlinien verschwimmen, die Bereiche überlappen sich. Das hat uns bewogen, in enger Zusammenarbeit mit dem führenden Fachblatt der grafischen Branche, «viscom print & communication», den Blick über den Tellerrand zu schärfen und mit »pack’s!«+print eine viermal jährlich erscheinende, fest integrierte Beilage zu lancieren. »pack’s!«+print soll Sie, sehr verehrte Leserinnen und Leser, zusätzlich zu den angestammten an neue Themen heranführen und Ihnen neue Impulse vermitteln. Wir hoffen, dass uns dies gelingen möge. Lassen Sie sich viermal jährlich von »pack’s!«+print überraschen. Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen, Leser und Inserenten viel Lesevergnügen und einen grossen Erkenntnisgewinn! Herzlich, Claude Bürki »pack’s!«+ print Im Zeitalter der Konvergenz angelangt »pack’s!« + print 37 Menschen & Märkte »pack’s!«+print-Talk High Noon: Wallentin versus Sturny »pack’s!«+print-Talk mit Lars Wallentin und Yvo Sturny. Das Gespräch fand im Nestlé-eigenen «Alimentarium» zu Vevey in französischer und englischer Sprache statt. Moderation und Aufzeichnung: Claude Bürki Die beiden Verpackungsspezialisten Lars Wallentin und Yvo Sturny diskutierten über technische und gestalterische Aspekte von Verpackungen. Während Lars Wallentin (74) mehr als 40 Jahre lang bei Nestlé für die Verpackung und das Branding verschiedener Marken tätig war, ist Yvo Sturny (54) heute in einer ähnlich verantwortungsvollen Schlüsselstellung als Chief Packaging Manager bei Nestlé Suisse tätig. Beide vertreten scharfsichtige Standpunkte, Lars Wallentin aus Sicht des Design- und Marketingspezialisten, Yvo Sturny aus derjenigen des Verpackungstechnologen. Chance, zirka alle drei Jahre die Position zu wechseln, was ich in einer kleineren Unternehmung eher nicht hätte. »pack’s!«+print: Frage Nummer eins: Würden Sie sich – im Falle einer Wiedergeburt – erneut für eine berufliche Laufbahn im Packaging entscheiden? »pack’s!«+print: Die Tätigkeit ist interessant, weil Sie gerne reisen? Lars Wallentin (LW): Ich würde mich wieder und wieder (over and over again) für diese Branche entscheiden. Es gibt keinen anderen Bereich, den ich mir vorstellen könnte, in welchem eine derartig grosse Vielfalt an Themen und Herausforderungen besteht. Yvo Sturny (YS): Ich denke, Packaging ist sehr faszinierend, ich habe meine Berufswahl nie bedauert! Aber wenn es denn eine Wiedergeburt gäbe, würde ich mich für etwas Grundverschiedenes entscheiden, weil es auch noch andere Wissenschaften gibt, die mich interessieren. Wie gesagt, Verpackung ist interessant, aber eben, ich würde mich nicht zweimal für das Gleiche entscheiden. »pack’s!«+print: Das war die Frage nach der Berufswahl generell. Nun noch die ketzerische Frage: Würden Sie sich auch wieder für Nestlé entscheiden? YS: Das Gebiet der Lebensmittelverpackungen ist wohl eines der interessantesten Gebiete in unserem Metier. Es ist eine lebendige Angelegenheit, bei welcher man das Produkt sehr gut kennen muss und die Anforderungen und Erwartungen, die der Konsument an ein solches Produkt stellt. Dieser Job ist in der Tat sehr facettenreich, auch und vor allem in technischer Hinsicht. Bei Nestlé habe ich immer wieder neue Herausforderungen und die 38 »pack’s!« + print LW: Einer der Gründe ist, dass Nestlé sehr dezentralisiert ist. Deswegen habe ich mich seinerzeit für Nestlé entschieden. Für andere Unternehmen, die sehr zentralisiert agieren, hätte ich mich nie entschieden. Weil Nestlé so dezentralisiert ist, hat man es beispielsweise auch mit Brasilien zu tun oder mit China. Das ist eine interessante Seite meiner Tätigkeit, auch heute noch, als «reisender Verpackungsmissionar im Unruhestand». LW: Nein, sie ist deshalb interessant, weil ich immer wieder neue Herausforderungen und Aufgaben antreffe. »pack’s!«+print: Welche besonderen Fähigkeiten machen den guten Verpackungsspezialisten denn aus – bezogen auf die Technik beziehungsweise bezogen auf Aspekte wie Branding etc.? YS: Die Charakteristik des Produkts muss man verstehen. Wenn man das Produkt kennt, weiss man auch, welche Materialien für eine optimale Verpackungslösung infrage kommen. Man muss sich auch in den Konsumenten hineinversetzen können – welchen Betrag ist er bereit für das Produkt auszugeben? Bei Popular-Price-Products weiss man dann sehr schnell, wie eine Verpackung beschaffen sein soll. Bei Luxusgütern sieht die Sache etwas anders aus. Selbstverständlich – und das setze ich jetzt einfach mal voraus – muss der Verpackungsspezialist die Basics, Druckverfahren, Materialien, Verpackungsanlagen, Abfüllprozesse, gesetzliche Vorschriften etc. aus dem Effeff kennen. LW: Packaging ist wie Zehnkampf! Da gibt es so viel zu beachten. Deshalb könnte die Definition, was den Verpackungsprofi ausmacht, etwa so lauten: Die Person muss einerseits alle technischen Aspekte kennen, andererseits aber auch die Marketingseite verstehen. Diese beiden Welten auseinanderzuhalten, das geht nicht. Steve Jobs war ein gutes Vorbild hiefür, er wusste, wie man ein gutes Produkt gestaltet und verpackt. Der Begriff «Packaging Professional» steht für jemand, der beide Welten versteht. »pack’s!«+print: Und was muss man besonders beachten, wenn man Karriere im Packaging-Bereich machen will? LW: Wie in anderen Bereichen – man muss neugierig sein. Wenn man dies nicht ist, hat man keine Chance. Diese Neugierde schliesst ein: das Grafische, Materialien, Technologie, Ergonomie, Ökologie, Ökonomie, Konsumerismus, den Unterschied zwischen einem Konzept und einer Ausführung und so weiter und so fort. Klar, jemand kann besser auf der technischen Seite, ein anderer besser auf der Marketingseite sein, aber er oder sie muss beides verstehen. LW: Ich möchte nun eine ketzerische Frage an Yvo Sturny stellen: Wie viele Leute arbeiten bei Ihren bei Nestlé Schweiz auf der technischen Seite? YS: Das ist ein Team von 15 Leuten für sechs Produktionsstätten. LW: Die sich mit technischen Dingen befassen…? Und wie viele seid ihr auf der Marketingseite – ohne Brand Manager, die verstehen nämlich sehr wenig von Verpackungsdesign … YS: Nun, dem stimme ich so nicht bei, die Brand Manager bei uns sind in der Tat mehr oder weniger vertraut mit den Themen Packaging Design und Marketing by Packaging. Die Technik befasst sich dann anschliessend mit der grafischen und strukturellen Umsetzung. YS: Meines Erachtens ist Pragmatismus etwas sehr Wichtiges; es gilt, alle Facetten rund um das verpackte Produkt zu verstehen, nicht nur das Thema Verpackung auf isolierte Weise. LW: Mehr oder weniger …?! Auf der technischen Seite seid ihr auch kreativ, das weiss ich, denn sonst würde alles stillstehen. Aber noch mal: Wie viele Kreative gibt es auf der Marketingseite? »pack’s!«+print: Das bringt mich auf die nächste Frage: Besteht da eine versteckte Verbindung zwischen diesen beiden Welten? Oder andersrum gefragt: Welche Aspekte dieser beiden Welten werden oft vernachlässigt? Es ist ja beispielsweise nicht selten der Fall, dass Designer keine Ahnung haben vom Verpackungsdruck … YS: Diese Frage lässt sich so nicht beantworten. YS: Die technische Ausführung einer Verpackung muss Hand in Hand mit dem Design gehen. Es ist massgebend, dass alle von Anbeginn an zusammenarbeiten – angefangen beim Marketing über die Design-Agentur bis hin zur technischen Umsetzung. Man muss auch wissen, was mit den vorhandenen Anlagen und den Produkteanforderungen möglich ist und was nicht. YS: Leider nein, meine Ansprechpartner bezüglich Grafik sitzen eher in der Prepress-Abteilung. LW: Das ist doch das Problem, es existiert keine Verbindung zwischen den beiden Welten, nicht nur in Vevey. Kennst du beispielsweise den Creative Director in der Agentur, die das Design bestimmt? LW: Voilà! Dieses Problem besteht in der ganzen Industrie. Kommt hinzu: Neunzig Prozent der Agenturen sind grafische Studios, keine Marketingleute. Was ist die Folge? Du als Techniker bestimmst beispielsweise die Form, Lars Wallentin (links), Yvo Sturny: der Kreative und der Technokrat … »pack’s!« + print 39 und das grafische Studio oder die Agentur dekoriert diese Form. That’s it. Aber das kann’s nicht sein. Haben diese Marketingleute denn auch eine spezifische Ausbildung in Sachen Verpackung genossen? Wohl eher nicht… »pack’s!«+print: Hier besteht offenbar eine Lücke – vermutlich gibt es einfach niemand, der ein Problem oder eine Aufgabe aufs Wesentliche herunterbrechen und sagen kann, was Sache ist. LW: Es gibt diese marketingorientierte Schulung im Packaging nicht. Deshalb reise ich um den ganzen Erdball herum, um dieses Wissen zu vermitteln. Und deshalb schreibe ich auch Bücher zu diesem Thema. Meine WebSite www.packagingsense.com umfasst schon über 150 Artikel zu diesem Thema. »pack’s!«+print: Wie steht es denn mit den Plüschetagen? Betrachtet die oberste Führungsstufe eines Unternehmens Verpackung überhaupt als wesentlich? LW: Meine Antwort darauf kennt ihr bereits – zu wenig. heute. So stellt beispielsweise auch das Thema «leichtes Öffnen der Verpackung» ein ständig wiederkehrendes Problem dar. Und es scheint mir, dass wir diesen Aspekt nicht gründlich genug bedenken. Versucht doch mal, eine Verpackung für Aufschnitt oder Käsescheiben zu öffnen. Du brauchst dazu eine Schere, denn das Ganze ist in der Regel nicht optimal durchgedacht. Aber es wäre möglich, das anders zu machen. Nochmals: Die Technologie ist vorhanden, wo aber bleibt das konsumentenfreundliche Marketingdenken? »pack’s!«+print: Trends … Welcher gegenwärtige Trend findet am meisten Aufmerksamkeit bei Ihren? LW: Die Konsumenten wollen sehen, was sie kaufen. Das ist zurzeit ein grosser Trend – Transparenz lautet die Devise. Deswegen werden jetzt viele Materialien in der Kombination eingesetzt: Karton, Wellpappe, Papier mit Fenstern, aber auch viele durchsichtige Kunststoffverpackungen. Ein weiterer Trend sind Kleinportionen, Einmal-Portionen. Das bedingt natürlich eine grössere Menge an Verpackungsmaterial. Dafür gibt es weniger Verschwendung von Nahrungsmitteln. YS: Tja, Verpackung wird eben häufig als Unkostenfaktor gesehen. Da muss man ständig Materialien einkaufen und Maschinen. Zudem liegt der Engpass in der Fabrikation von Produkten häufig beim Packaging, was die Effizienz anbetrifft. Es stellt eine grosse Herausforderung dar, die ganzen Abläufe zu optimieren – angefangen bei der Maschinengängigkeit der primären Verpackung bis hin zur fixfertig versandbereiten Palette. YS: Das trifft zu, auch ich stelle fest, dass Konsumenten immer häufiger einem sichtbaren Produkt den Vorzug geben. Sogar Hundefutter wird immer häufiger in Verpackungen angeboten, die Sicht auf den Inhalt gewähren, vor allem in den USA. Hundehalter wollen sehen, was ihre Lieblinge erhalten. Trend Nummer zwei ist Portionierung, wie Lars es auch gesagt hat. LW: Das ist des Pudels Kern: der Unkostenfaktor. Die Frage, die sich dann bei den Leuten stellt, die das so sehen, ist: Wie kann ich diesen Unkostenfaktor senken? Da sagt keiner, hey, ich möchte mal einen anderen Drehverschluss, der besser ist. Denn das würde nur mehr kosten. Es geht also immer darum, Kosten zu senken, dabei dreht es sich doch ums Gegenteil. Da besteht ein krasses Missverhältnis, ein Mangel an Professionalität in unserem Business. LW: Dem könnte man einen weiteren hinzufügen. Den Design-Trend: Special Editions. Um die Wertigkeit einer Packung zu steigern, werden immer häufiger speziell gestaltete Packungen angeboten. Und weil es die Technik ermöglicht, werden auch immer häufiger speziell geformte Verpackungen in verschiedenen Formaten angeboten, parallel zu den standardisierten Verpackungen eines Produkts. Weitere Trends sind der erhöhte Anteil an PET- und Schrumpfverpackungen. »pack’s!«+print: Und da kann man keinen Einfluss nehmen, um Verbesserungen zu erzielen? Konnten Sie, Lars Wallentin, in Ihrer früheren Funktion dem Management beibringen, was in Sachen Verpackung alles besser hätte gemacht werden können? LW: Sicher sind auch wir nicht spezialisiert genug in Sachen generelles Marketing. Man hält uns Verpackungsleute ergo nicht als Partner auf Augenhöhe. Deswegen halten sich die Möglichkeiten einer Einflussnahme unsererseits in engen Grenzen. YS: Es ist schon so, man hört nicht immer auf uns. Es gab da mal einen Fall, wo das Business unbedingt etwas wollte, von dem wir abrieten – es hatte mit einem gesleevten Glas zu tun. Die Folge war, dass auf Grund einiger Vorfälle alle Produkte zurückgerufen werden mussten. Der Schaden belief sich auf mehrere Millionen Franken, den man hätte vermeiden können. Gewisse Leute im Produktmanagement sind oft beratungsresistent. LW: Und weshalb haben diese Manager nicht auf euch gehört? Ihr hattet doch das Wissen… Jetzt versteht man doch, weshalb Teamwork zwischen dem Marketing und der Technik absolut vonnöten ist. Und genau das fehlt 40 »pack’s!« + print «Collapsible Bottle», Innovation für enterale Ernährung. LW: Das ist ja unerhört! Und ich habe noch nie davon gehört! Wie ist dies möglich? Jetzt versteht ihr, weshalb ich so kritisch gegenüber meiner eigenen Fraktion bin, der marketingorientierten Verpackungsgilde. YS: Ein weiteres phantastisches Konzept ist die «Collapsible Bottle», die in meinem Team in Konolfingen entwickelt wurde: ein Behältnis für enterale Ernährung, das sich während der Entleerung kontinuierlich zu einem «Beutel» verformt. LW: Das ist in der Tat eine bemerkenswerte Lösung. Aber schaut euch mal das Design an! Die Flasche hängt doch am Bett des Patienten, deshalb ist die Beschriftung und Kennzeichnung auf diesem Behältnis meines Erachtens falsch platziert, die sollte längs statt quer sein [weist auf das Produkt hin]. Noch einmal – hier hat das Marketing erneut nicht optimal gearbeitet! Das Design könnte auch grundlegend besser sein. Technisch gesehen könnte man es nicht besser machen, aber eben, marketingmässig… Suboptimale Rückseiten – zu viele Angaben in zu kleiner Schrift. »pack’s!«+print: Und welches sind denn nun die «GOs and NO-GOs» im Verpackungsbereich? LW: Ja, da sind sicher einmal die Verpackungen, die eine Unmenge von Angaben auf kleinstem Raum aufweisen. Nehmen Sie beispielsweise die Rückseite der KitKatPackung: unleserlich, in einer Sechs-Punkt-Schrift oder noch kleiner. Angaben, die vielleicht nötig sind, vielleicht auch nicht, ich weiss es nicht. Ich weiss nur, wenn etwas Neues hinzukommt, sollte etwas anderes entfernt werden. In Bezug auf das Recycling gibt es auch manches, was man als NO-GO bezeichnen könnte, nicht in den Ländern Zentraleuropas, aber in Amerika und anderen Ländern. YS: Ein weiteres «Issue» ist zurzeit auch die Migration von toxischen Komponenten ins Packgut. Da die Analysemethoden immer feiner werden, muss man künftig wohl auch immer wieder mit «Skandalen» rechnen, die hochgespielt werden. »pack’s!«+print: Welches sind aus Ihrer Sicht aussergewöhnliche, aufmerksamkeitsstarke Verpackungslösungen, gegenwärtige und frühere? LW: Wenn Sie eine Verpackungslösung haben, die grafisch einmalig ist und ins Auge sticht, dann ist das schon die halbe Miete. Andererseits sind auch Lösungen, die Ihnen eine Geschichte erzählen, immer wieder ein Highlight [zeigt ein Produkt]. Aber auch eine ganz, ganz einfache Lösung kann das Kriterium «Best of Packaging» erfüllen! Übrigens: Die Verpackung der Maggi-Würze in der eckigen Flasche, die 1870 lanciert worden war und die es heute noch gibt, ist heute noch eine der besten – aus meiner Sicht die beste aus dem Nestlé-Imperium überhaupt. Leider ist das heutige Etikett weit entfernt von der ursprünglichen Gestaltung. YS: Die sogenannten Smart-Packs sind meines Erachtens gute Verpackungen, aber ich vergass, eine mitzubringen. Es handelt sich dabei um eine neue Nescafé-Verpackung, eine quadratische, kompakte Lösung mit nur noch der Hälfte des Transportvolumens, die bereits auf dem Markt ist in ganz Europa. »pack’s!«+print: Das heisst mit anderen Worten: Packaging ist eine von Technokraten getriebene Welt, in welcher die Marketingaspekte nur geringe Bedeutung haben … LW: Ja, Werbung geniesst immer noch hohen Stellenwert. Und die Verpackung fristet demgegenüber im Marketingmix ein Mauerblümchendasein. In Bezug auf Technik, Ökologie, Logistik etc. ist die funktionale Ausbildung der Verpackungsspezialisten derjenigen der marketingorientierten Fachleute weit voraus! Die «Technokraten» des Verpackungswesens machen jeden Tag einen besseren Job als die marketingorientierten Design- und Brandingspezialisten im Bereich des Packaging. »pack’s!«+print: Packaging quo vadis? Technisch gesehen, marketingmässig und gesellschaftlich gesehen … LW: Eine grosse Zukunft, weil so viel noch nicht gemacht worden ist. Technisch gesehen ist noch viel zu tun und auf der Marketingseite noch sehr, sehr viel mehr. Es wird künftig nicht weniger, sondern mehr Verpackungen geben. Wir leben in der westlichen Welt. Beispiel: Vor zehn Jahren wog eine Verpackung vielleicht doppelt so viel wie heute. Und in fünf Jahren wird sie noch mal viel weniger wiegen… Man kann das Rad nicht zurückdrehen, weshalb sollte man auch? Was wir jedoch dringend brauchen, sind zugkräftige Marketingverpackungen! Und da möchte ich weiterhin mit von der Partie sein, es fasziniert mich einfach! YS: Quo vadis – der ganze Lifecycle einer Verpackung wird und muss künftig stärker bedacht werden, und zwar im Zusammenspiel mit dem Produkt, also dem Packgut. Sodann sind Sicherheit und Konformität wichtige Aspekte. Auch müssen wir uns stets die Frage stellen: Was ist der Kunde bereit zu bezahlen für den oft gepriesenen Mehrwert [added value]? Aufwendige Veredelungstechniken machen keinen Sinn, wenn der Konsument diese nicht will. Zudem sollte eine Verpackung nicht erklärungsbedürftig sein. Wenn sie es ist, hat man etwas falsch gemacht. »pack’s!«+print: Meine Herren, ich danke für dieses aufschlussreiche Gespräch. »pack’s!« + print 41 Branchen-News kurz & bündig Labelling: Finat will Mitglieder umfassend informieren Der europäische Etikettenverband Finat hat eine neue Strategie bis zum Jahr 2020 ausgearbeitet. Der Verband möchte unter anderem seine internationale Ausrichtung erweitern und seine Mitglieder verstärkt über Trends der Branche informieren. Zu den Strategieprojekten 2014/15 zählt die Ausarbeitung eines halbjährlichen BranchentrendBerichts, der exklusiv den Finat-Mitgliedern zur Verfügung stehen wird. Seminare und Rundtischgespräche sollen die Mitglieder in ihren jeweiligen Regionen informieren. Ergänzt werden diese Massnahmen durch regelmässige Webinare, damit die Mitglieder sich gewissermassen «zu Hause» am Arbeitsplatz informieren können. Im Fokus dieser Info-Aktivitäten sind laut FinatGeschäftsführer Jules Lejeune Themen wie gedruckte Elektronik, Direct-to-Pack-Druck, QR-Codes sowie aktuelle Sicherheits- und Nachverfolgungslösungen. Fotobücher mit Speicher Digital- und Printmedien verflechten sich weiter. Eine neue Fotobuchgeneration kommt mit integriertem Speicher – als schnell verfügbares Bildarchiv oder für das Video zum Buch. In dem von Onpics angebotenen Produkt sind die Bilder des Buches in der Originalauflösung automatisch digital gespeichert. Der Flash-Speicher befindet sich im Hardcover-Buchrücken. Nur der USB-Anschluss ist sichtbar. Es sind 4-, 8- und 16-Gigabyte-Speicher verfügbar. Gestaltet werden die Fotobücher mit der ebenfalls neuen Chip-Photobook-Software. Flexo mit verbesserten Tonwertumfängen Neu von Du Pont sind die digitalen Flexoplatten Performance DFP und DSP. Der amerikanische Anbieter aus Wilmington verspricht damit verbesserte Tonwertum- 42 »pack’s!« + print fänge und höhere Volltondichten. Die Platten eignen sich dem Vernehmen nach für Lösemittel- und Thermalprozesse sowie in Standard-Workflows. Zudem werden CyrelDigi-Flow-Belichter jetzt mit modifizierten UV-Hauptbelichtungsmodulen geliefert. Denkbar gut: deinkbares Inkjetpapier Jetscript DL 9084 ist ein deinkbares, ges­ trichenes Inkjetpapier für Anwendungen im kommerziellen Highspeed-Inkjetdruck. Bestätigt wird dies durch Ingede-Zertifi­ zierung (Methode 11). Unter der Bezeichnung «Jetscript» bietet Mitsubishi eine breitgefächerte Palette an hochwertigen gestrichenen Inkjetpapieren an. Alle Medien verfügen über eine spezielle Farbempfangsschicht. Das Mitsubishi-Papier hat Zertifikate für eine Reihe von wasserbasierenden Tinten, die von Digitaldruckmaschinen verschiedener Anbietern genutzt werden können. Pack&Move nicht mehr parallel zu Swisstech und Prodex Die Pack&Move, die Schweizer Fachmesse für integrierte Logistiklösungen und Verpackungstechnik, wird künftig als eigenständige Messe durchgeführt werden und nicht mehr parallel zur Swisstech und Prodex. Damit ändert sich auch der Veranstaltungstermin. Neuer Termin ist der 9. bis 12. September 2014, ursprünglich war der 18. bis 21. November 2014 geplant. Die Pack&Move findet in der Halle 1 der Messe Basel statt. Hallenhöhe und Bodenbelastung ermöglichen zweistöckige Stände und die Präsentation schwerer Exponate. Heidelberg zusammen mit Gallus ein neues digitales Drucksystem für den Etikettenmarkt mit UV-Inkjet-Technologie vorstellen. Diese Lösung soll die wachsende Nachfrage nach wirtschaftlicher Herstellung von Kleinauflagen sowie individualisierter Etiketten bedienen. Gleichzeitig wurde mit Fujifilm die gemeinsame Entwicklung eines neuen hochproduktiven Digitaldrucksystems auf Inkjetbasis für den industriellen Akzidenz- und Verpackungsdruck gestartet. Hello Einsteiger, Latex-LFP ist da! Für den digitalen Gross­formatdruck bietet HP neue Einstiegsmodelle an: Mit den Modellen Latex 300 und Designjet Z will ­ der Anbieter kleine und mittelgrosse Druckereien zum Wechsel von Solvent- auf Latex-Tinten bewegen. Die neue 64-ZollSerie Latex 300 nutzt wasserbasierte LatexTinten der dritten Generation. Auf PVCoder Vinylträgern sollen sie eine mit Hard-Solvent-Tinten vergleichbare Kratzfestigkeit bieten. Ein sogenannter LatexOptimizer sorgt bei hohen Druckgeschwindigkeiten für optimale Qualität. Die Drucke seien geruchlos und nach dem Druck vollständig trocken und können somit sofort weiterverarbeitet werden. Für die Serie Latex 300 nennt HP je nach Modell Leistungen zwischen 50 und 91 m 2/h. Zur Ausstattung der Geräte gehört unter anderem ein Tintenauffangbecken für das Bedrucken von Textilmedien, eine automatische Registereinstellung für beidseitiges Bedrucken und die RIP-Software Sai Flexi Print. Kooperation: Digitaldruck­ systeme auf Inkjetbasis Premiere des Verpackungs­ konzepts «Mix&Match» am Salon du Chocolat Heidelberg hat erste konkrete Vorhaben in der Kooperation mit Fujifilm bekanntgegeben. Bereits im Herbst diesen Jahres will Am Salon du Chocolat in Zürich präsentierte die Glanzmann Verpackungen AG erstmals ihr innovatives Verpackungskonzept für Schokoladenkrea­t ionen. Das Familienunternehmen aus Scheuren/Biel ist für seine intelligenten Verpackungen schon zweimal mit einem WorldStar Packaging Award ausgezeichnet worden. Verpackungslösungen aus dem Hause Glanzmann wurden in den letzten Jahren mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen belohnt. 2013 gewann eine neu konzipierte Schokoladenverpackung in Sydney mit dem WorldStar Packaging Award die höchstmögliche Auszeichnung der Branche. Und an der Interpack in Düsseldorf durfte das innovative Unternehmen bereits wieder einen WorldStar Packaging Award entgegennehmen – es kam eine eine technische Verpackung für Glasfaserkabel zum Ritterschlag. Vorher gastiert die Glanzmann Verpackungen AG aber noch als offizielle Partnerin am Salon du Chocolat an der Messe Zürich. An den drei süssesten Tagen des Jahres vom 4. bis 6. April präsentierte das Unternehmen erstmals offiziell sein innovatives «Mix&Match»-Verpackungskonzept. Es ermöglicht, Schokoladenkreationen auf einfache Art noch attraktiver zu präsen­ tieren. Der modulare Aufbau bietet trotz standardisierter Fertigung ein Höchstmass an Individualität und zahlreiche Veredelungsvarianten. «Schokoladengenuss ist ein Erlebnis für alle Sinne», sagt CEO und Firmeninhaber Guido Glanzmann. «Deshalb ist vielen Chocolatiers und Patissiers sehr wohl bewusst, dass auch die Präsentation und der Akt des Auspackens eine ganz wichtige Rolle spielen.» Genau diesen innovativen Berufsleuten und Unternehmen wolle sein Unternehmen mit dem neuen Verpackungskonzept aus der Schweiz einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bieten, betont Glanzmann. Die neue Broschüre «Mix&Match», die das Familienunternehmen am Salon du Chocolat auflegte, zeigt detailliert die vielfältigen Möglichkeiten einer exklusiven Verpackung auf und gibt einen guten Einblick in die Welt der Schachteln und Veredelungen. Die Broschüre kann per E-Mail kostenlos bei Glanzmann Verpackungen AG in Scheuren bestellt werden: [email protected] »pack’s!« + print 43 Technik & Produktion Anwenderbericht Wenn vier Buchstaben den Foliendruck beflügeln Mit der Inbetriebnahme der neuen Rollenoffset-Druck­ maschine VSOP (Variable Sleeve Offset Printing) von Müller Martini hat Orbo Labels im belgischen Kortemark seine Position als Trendsetter im Foliendruck-Geschäft ausgebaut. Viel zur hohen Zufriedenheit der Orbo-Kunden trägt die Elektronenstrahlhärtung bei, bei der eine Lebensmittel­ kontamination nachhaltig verhindert wird. Vier Buchstaben stehen symbolisch für den Erfolg von Orbo Labels: LDPE. Diese wiederum stehen für Low Density PolyEthylen. LDPE-Folie fühlt sich weicher und dicker an, hat eine geringere Dichte (engl. «density») als klassische Folie aus HDPE (High Density PolyEthylen), und sie raschelt kaum. Dank all dieser spezifischen Eigenschaften eignet sie sich vorzüglich für die Verpackung tiefgefrorener Lebensmittel. Und genau da liegt eines der grössten Erfolgsgeheimnisse der 1994 gegründeten und 65 Mitarbeiter beschäftigenden Orbo Labels. Denn die Gegend rund um den Firmenstandort Kortemark in Flandern ist bekannt für den Elektronenstrahlhärtung – ideal für Lebensmittel­ verpackungen Die bei Orbo Labels zur Anwendung kommende Elektronenstrahlhärtung (englisch: electronic beaming) ist laut Bernd Sauter, Geschäftsführer der Müller Martini Druckmaschinen GmbH, geradezu prädestiniert für auf Rollenoffset-Druckmaschinen produzierte Etiketten und Verpackungen. «EB eignet sich deshalb optimal für Lebensmittelverpackungen, weil der Farbfilm sofort komplett durchgehärtet wird. Das Ergebnis sind qualitativ hochwertige, geruchs- und migrationsarme Druckprodukte. Sie werden unter hoher Produktionssicherheit und ohne die Verwendung von Photoinitiatoren oder dem Ausstoss von umweltschädlichen Lösemitteln hergestellt.» 44 »pack’s!« + print Die VSOP bei Orbo Labels sorgt für genau gleiche hohe Druckqualität wie der Tiefdruck, hat aber markant tiefere Vorstufenkosten. Anbau verschiedenster Gemüse. Für Orbo Labels eröffneten die zahlreichen Gemüseproduzenten einen idealen Nischenmarkt. Nun mussten für die Tiefkühlverpackungen nur noch erstklassige Lieferanten der überaus anspruchsvollen LDPE-Folien gefunden werden – und die richtige Rollenoffset-Druckmaschine. Umstieg von Flexo auf Offset Denn seit dem Einstieg ins FlexiblePackaging-Geschäft vor sechs Jahren hatte Orbo Labels, die sich mittlerweile einen Namen weit über Flandern hinaus gemacht und Kunden aus dem Food- und NonfoodBereich hat, ausschliesslich im Flexo-Verfah- ren gedruckt. «Zwar steigt unser gesamtes Druckvolumen stetig. Doch weil die Auflagen für die verschiedenen Produkte wegen der Verkaufsaktionen unserer Kunden und der zunehmenden Produktvariabilität ebenso kontinuierlich sanken», so Sales Manager Rik Pappijn, «suchte ich nach alternativen Druckverfahren.» Fündig wurde Orbo Labels im Training Center Druck von Müller Martini im deutschen Maulburg. «Wir machten auf der VSOP», sagt Rik Pappijn, «Tests mit 30 μm dünnen LDPE-Folien, obwohl wir normalerweise auf 50 μm drucken. Die Resultate waren perfekt. Die Druckqualität auf der VSOP von Müller Martini ist genau gleich hoch wie im Tiefdruck – mit dem »pack’s!«+ print von Auf der neuen Rollenoffset-Druckmaschine VSOP bedruckt Orbo Labels zu 95 Prozent Folien. Unterschied, dass bei der VSOP markant tiefere Vorstufenkosten anfallen als im Tiefdruck.» «Mit Folien kennen wir uns bestens aus» Einige Monate nach den erfolgreichen Testläufen nahm Orbo Labels seine VSOP mit sechs Druckwerken sowie einem Flexo-Werk für Deckweiss und Lack in Rolle/RolleBetrieb. Auf der neuen Rollenoffset-Druckmaschine werden zu 95 Prozent Folien bedruckt. Ob die wegen des Schutzes vor Migration zunehmend verlangten Duplex- oder TriplexLaminate, Polyesterbedruckung oder Farbversiegelung mittels OPP (Orientierte Polypropylen-Folie) – immer mehr Firmen vertrauen auf das grosse Know-how des belgischen Folienspezialisten. «Wir haben viele positive Rückmeldungen von unserem Kundenstamm und bauen unsere Position in diesem Marktsegment kontinuierlich aus», sagt Rik Pappijn nicht ohne Stolz. Druckwerke ein. «Wir kriegen all unsere Produkte mit den vier Grundfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz hin und brauchen keine spezifischen Pantone-Farben», so der Sales Manager. «Damit müssen wir unsere Druckwerke nie waschen, womit wir viel Zeit gewinnen – ebenso wie beim schnellen Umstellen zwischen den verschiedenen Formaten dank der komfortablen Bedienung der VSOP.» Neben der hohen Druckqualität und dem schnellen Make Ready profitiert Orbo Labels, die neben der VSOP sechs Ettiketten-, zwei Digital- und eine Flexo-Druckmaschine im Einsatz hat und BRC-(British Retail Consumer-)zertifiziert ist, bei der neuen Rollenoffset-Druckmaschine von zwei weiteren wichtigen Vorteilen: – z um einen von der Rollenbreite von 850 mm, die eine hohe Flexibilität und Produktivität ermöglicht; «Electronic beaming (EB) ist perfekt» Dabei setzt Orbo Labels, die das Sleeves- und In-Mould-Geschäft anderen Druckereien überlässt, derzeit nur vier seiner sechs VSOP- – z um andern von der Elektronenstrahlhärtung (siehe auch Kasten auf Seite 10). «Für mich ist EB die perfekte Lösung», so Rik Pappijn, «denn sie verhindert Kontamination und Geruch.» Das schnelle Make Ready ist einer der grossen VSOP-Pluspunkte (im Bild Orbo-LabelsMaschinenführer Francis Steen). Schneller Formatwechsel: Dank der Sleeve-Technologie können bei der VSOP Druckformate einfach gewechselt werden. »pack’s!« + print 45 Technik & Produktion Eine Bilanz Druckplattenherstellung: mit Wasser auf dem richtigen Weg Permapack in Rorschach nutzt mit grossem Erfolg die Technologie wasserauswaschbarer Flexodruckplatten. Das Rorschacher Unternehmen produziert Etiketten und flexible Verpackungen. Zur Verbesserung der Druckqualität setzt das Unternehmen seit 2011 AWP-Flexodruckplatten von Asahi ein. Diese eignen sich für den Einsatz mit lösemittel- und wasserbasierten Farben und werden in der Druckplattenherstellung mit Wasser ausgewaschen. Seit der Gründung im Jahr 1958 hat sich das Unternehmen von einem kleinen Handels­ betrieb für Klebebänder zum vielseitigen Betrieb entwickelt. Mit etwa 420 Mitarbeitern zählt Permapack heute zu den führenden Unternehmen der Schweizer Verpackungsbranche. Die Belegschaft des Unternehmens sorgt dafür, dass die Kunden aus dem In- und Ausland erstklassige Qualitätsprodukte und hochstehende Dienstleistungen erhalten. Das breite Sortiment an Klebebändern, Selbstklebeetiketten, flexiblen Verpackungen, Verpackungsfolien, Abdeckmaterialien und Dichtstoffen ist im Grosshandel, in der Industrie und bei Firmen aus der Baubranche gefragt. Hierfür teilt sich das Unternehmen in zwei Divisionen auf. So werden im Bereich «Flexible Verpackungen» Etiketten, Tubenlaminate, Siegelrandbeutel sowie individuelle Verpackungslösungen mit Folien und Klebebändern für Anwendungen in der Logistik sowie der Nahrungsmittel und Kosmetikindustrie hergestellt. Im Bereich «Technische Produkte» werden Lösungen ausserhalb der Verpackungsindustrie entwickelt. Für den Bereich «Flexible Verpackungen» verfügt das Unternehmen über eine moderne Druckvorstufe und einen Maschinenpark mit Schwerpunkt auf dem Flexodruck. Permapack druckt mit bis zu zehn Farben und kann zugleich mit Heissund Kaltfolienprägungen sowie verschiedenen Lacken veredeln. Durch die Kombination verschiedener Druckverfahren ist es möglich, Etiketten- und Verpackungsdesigns zu realisieren, die dem Betrachter ins Auge stechen. 46 »pack’s!« + print Strategische Allianz Mark Lehmann, Geschäftsführer des Bereichs «Flexible Verpackungen», schildert den Einstieg des Unternehmens in die Herstellung derartiger Produkte: «Aufgrund unserer Positionierung im Bereich der Folien, Klebebänder und Etiketten drängte es sich gegen Ende der 1990er Jahre auf, in diesen Bereich vorzudringen. Da der Schweizer Maschinenlieferant Gallus zur selben Zeit plante, den Folienbereich weiterzuentwickeln, ergab sich daraus im Jahr 2000 eine Zusammenarbeit, welche unsere Mithilfe bei der Entwicklung von Prototypen vorsah. Im darauffolgenden Jahr wurde der Feldtest mit einer Siebenfarben-Druckmaschine vom Typ RCS gestartet und 2004 konnten wir schliesslich die erste derartige Maschine in Betrieb nehmen. So stieg unser Unternehmen in den Foliendruck ein. Heute macht dieses Segment etwa ein Drittel der Produktion aus. Darüber hinaus gelang es uns auch, im Exportmarkt Fuss zu fassen.» Laut Mark Lehmann beansprucht der Bereich Kosmetik mittlerweile den grössten Teil des Outputs – gefolgt vom Nahrungsmittelbereich. Permapack ruht sich jedoch nicht auf dem Erfolg aus. «Die Verkaufsförderung nimmt stark zu. Daher erwarten wir, im Bereich Siegelrandbeutel etwa 60 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr zuzulegen.» Entscheidung für UV-Flexodruck Bei dieser dynamischen Vorwärtsstrategie ist es unabdingbar, technologisch auf dem neuesten Stand zu sein, um allen Ansprüchen Ein starkes Team (v. l.): Günther Forster, Vincenzo Nicosiano (beide Permapack), Alfred Wittwer (Chromos), Martin Wohlschlegel (Asahi), Salvador Hartmann (Permapack). Nachgefragt Wasser ist zum Auswaschen da … Salvador Hartmann, Leiter Produktion/Technik, Vincenzo Nicosiano, Leiter Druckformenherstellung, und Günther Forster, Product Manager und Leiter Vorstufe (alle Permapack), geben Antwort. Die Pinning-Technologie der AWP-Flexodruckplatten bietet einen reduzierten Punktzuwachs. Zudem sind ganz feine Schriften möglich Als sich die für den Druck zuständigen Permapack-Führungskräfte auf der Drupa 2008 nach neuen Entwicklungen umschauten, stiessen sie erstmals auf die AWP-Technologie für Flexodruckplatten von Asahi Photoproducts. Damals brachte der Anbieter eine digitale wasserauswaschbare Flexodruckplatte auf den Markt. Dabei handelt es sich um eine digital bebilderbare Druckplatte, die für den Einsatz mit UV-härtenden sowie lösemittel- und wasserbasierten Farben geeignet ist. Mittlerweile ist diese Technologie eineinhalb Jahre im Einsatz bei Permapack. Vorteilhafte Pinning-Eigenschaften Der Begriff «Pinning» lässt sich am besten mit Adhäsions- oder Anhangskraft umschreiben. Martin Wohlschlegel, Branch Manager bei Asahi, erläutert: «Die Pinning-Eigenschaften der AWP-Platten führen zu einer sehr guten Farbübertragung bei geringem Punktzuwachs. Der durch diese Hafteigenschaften erzielte, reduzierte Farbaufbau ermöglicht das saubere Drucken von Flächen und Schriften. Zudem muss eine Rasterwalze nicht völlig zum Bildmotiv passen, falls das Schöpfvolumen beispielsweise etwas zu hoch gewählt wurde. Durch das Pinning ergibt sich mehr Spielraum beim Einsatz der Platte, und die Qualität bleibt dabei dennoch sehr hoch. Ausserdem besteht ein wichtiges Qualitätskriterium darin, dass die neue Fotopolymerplatte für das Drucken von feinen Rastern ebenso gut geeignet ist wie für Vollflächen. Einprozentige Punkte im 60er-Raster lassen sich genauso sauber drucken wie Negativschriften in Vollflächen.» Nach mehr als einjähriger Betriebszeit ist Permapack mit den auswaschbaren AWP-Flexodruckplatten und der Zusammenarbeit mit den Partnern Asahi, Chromos und der Chromos-Schwesterfirma Imsag, die für die In­stallation zuständig ist, sehr zufrieden: «Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ist in jeder Phase optimal verlaufen. Namentlich erwähnt seien hier auch noch die Herren Jochen Richter und Markus Kaufmann von Asahi sowie David Orvati von Chromos», betont Vincenzo Nicosiano abschliessend. »pack’s!«+print: Wie läuft bei Ihnen die Plattenherstellung ab? Salvador Hartmann: In sechs Schritten. Zunächst erfolgt die Rückseitenbelichtung für die Aushärtung des Sockels. Im nächsten Schritt wird die Druckplatte mittels CtP-Technologie bebildert. Darauf folgt die Inline-Hauptbelichtung. Anschliessend wird die Platte ausgewaschen und getrocknet. Zu guter Letzt erfolgt noch die Schlussbelichtung. Wie steht es mit der Verfügbarkeit, dem Faktor Zeit bei der Plattenherstellung? Vincenzo Nicosiano: Im Bedarfsfall, beispielsweise bei Druckabnahmen, ist eine neue Flexodruckplatte innerhalb von 90 Minuten bereitgestellt. Das beinhaltet den ganzen Fertigungsprozess, einschliesslich Bebilderung, Belichtung, Auswaschen, Trocknen und Nachbelichten. Was passiert mit dem Wasser zum Auswaschen der Druckplatte? Salvador Hartmann: Das Wasser zum Auswaschen kann mehrmals verwendet werden. Es wird zum Schluss gefiltert und recycelt. Im Vergleich zu Platten, die in Lösungsmittel ausgewaschen werden, tritt dabei kein Quellen auf. Denn als Auswaschmittel dient Wasser mit handelsüblicher Seife bzw. Natriumkarbonat. Was können Sie über die Druckplattenqualität sagen? Vincenzo Nicosiano: Grundsätzlich schneidet die AWP-Technik in Bezug auf die Druckbildqualität sehr gut ab. Wir e rzielen feine Rasterverläufe auf bis zu 0,2 Prozent, haben einen grossen Farb­ raum und eine volle, satte Farbabdeckung. Günther Forster: Zudem bietet die Platte Prozesssicherheit sowie eine einfache Handhabung bei dem Aufbereiten und dem Montieren der Platten. Ebenfalls positiv zu vermerken ist das schnelle Annehmen der Farben von der Rasterwalze sowie die gute Abgabe an den Bedruckstoff. Das ermöglicht ein schnelles Einrichten und reduziert den Makulaturanfall. »pack’s!«+ print einer facettenreichen Kundschaft zu entsprechen. Dies trifft vor allem für die Vorstufenund Drucktechnologien zu – ganz besonders für den Flexodruck als Hauptpfeiler der Druckkompetenz des Unternehmens. »pack’s!« + print 47 Marketing & Verkauf Coaching für Verkäufer «Verkaufen ist nicht alles, aber ohne Verkauf ist alles nichts!» Viele Unternehmen – in welcher Branche auch immer – bieten tolle Produkte oder tolle Dienstleistungen an. Aber wiederum viele von diesen tun sich schwer, wenn es darum geht, ihre Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen. Wieso ist das so? Und wie kann diesen Unternehmen geholfen werden? Urs Sommerhalder hat den grössten Teil seines Berufslebens in Unternehmen der Verpackungsbranche verbracht. Er kletterte nach einer technischen Ausbildung die Karriereleiter empor, vom Kundendienstleiter hinauf zum Verkaufs- und Marketingleiter, Produktund Vertriebsmanager weltweit bis hinauf zum Direktor Marketing, Sales and Innovations Europe eines globalen Verpackungskonzerns. Heute ist er mit seiner Consultingfirma Sopaco seit zwei Jahren selbstständig, ist als Interims-Geschäftsleiter, Coach und Berater in der Verpackungsbranche, aber auch in anderen Bereichen ein gefragter Mann. Die Voraussetzungen an einen Verkäufer sind sicher, dass er über kommunikative Fähigkeiten verfügt. Und dass er ein situativer Schnelldenker ist; denn er muss schnell auf den Kunden eingehen können. Das ist schon alles an Talent, das ein Verkäufer benötigt und das wohl eher schwer «nachschulbar» ist. Was er lernen kann: dem Kunden zuzuhören, den Kunden zu verstehen. Verstehen, was dieser benötigt. Und er kann natürlich den ganzen Verkaufsprozess lernen sowie die Techniken und Taktiken, die zum Erfolg führen. Im nachfolgend umschriebenen Verkaufs- oder SalesProzess geht es darum, jeden einzelnen Schritt wohlüberlegt und konzise zu gehen. Mit Urs Sommerhalder sprach Claude Bürki Im Bereich Business-to-Business – dazu gehört ja die Verpackungsbranche – werden oft Leute aus der Technik zu Verkäufern «umgepolt». Drucker, Servicemonteure, Techniker etc. erhalten plötzlich die Chance, im Verkauf Grosses zu bewirken. Diese Leute haben einen Vorteil: Sie kennen die technischen Zusammenhänge, die Produkte und die Verfahrenstechniken. Die Frage, die sich stellt, ist nun aber: Sind das auch die besseren Verkäufer? »pack’s!«+print: Ein amerikanischer Verkaufscrack schrieb in einem Marketing-Wälzer: «People must buy YOU, before they will buy what you’re selling.» Wie finden Sie den? Urs Sommerhalder: Man muss sich selbst verkaufen, bevor man ein Produkt verkaufen kann. Ich teile diesen Ausspruch, wenn es um den Faktor Mensch geht; denn als Verkäufer muss ich mich als Mensch rüberbringen, wie es so schön heisst. Der Kunde muss Vertrauen in den Verkäufer und die Organisation, die dahintersteht, gewinnen. Unser Gespräch dreht sich ums Thema Verkauf und Verkaufenkönnen. Verkäufer sein, das ist ein spezieller Beruf. In nicht wenigen Unternehmen haben die Verkäufer den Status von Halbgöttern, mit dicken Autos und grossen Spesenbudgets – solange sie gut verkaufen. Wenn das nicht (mehr) der Fall ist, gibt es für die Halbgötter ein Problem. Frage: Kann man Verkaufen überhaupt lernen oder ist dies eine besondere Gabe, die einem in die Wiege gelegt wird? 48 »pack’s!« + print Das ist eine gute Frage. Natürlich sind die technischen Kenntnisse über das Produkt Voraussetzung; anders lässt sich keine Vertrauensbasis beim Kunden herstellen. Andererseits kann man aber, allein mit technischen Kenntnissen bewaffnet, nicht verkaufen. Da müsste dann eben noch das Kommunikative und das Situative hinzukommen, auch Verkaufstaktik und der Willen, mit Fleiss und Hartnäckigkeit den Sales Process in jedem einzelnen Schritt durchzuspielen und abzulaufen. Umgekehrt kann sich ein kaufmännisch geschulter Mitarbeiter auch das Technische aneignen. Aus einem guten Techniker lässt sich durchaus ein guter Verkäufer machen. Diese Fähigkeiten, die taktischen Schritte im Sales Process, das ganze Verkaufs-Knowhow, das alles kann man bei Ihnen lernen? Das ist ein Teil Ihrer Dienstleistungspalette? Ja, dabei geht es immer darum, den Verkauf zu optimieren, auf Grund der erkannten Kundenbedürfnisse das richtige Leistungspaket zum bestmöglichen Preis zu verkaufen und eine nachhaltige Kundenbeziehung aufzubauen und zu pflegen. «Was man nicht unmittelbar sieht, ist, was der Verkäufer nicht leistet oder was er falsch macht.» Und jetzt kommt das Wie, wie geht das Wie? Das beinhaltet eine Ausbildung entlang dem gesamten Sales Process, will heissen von der Akquisition über Kundengespräch, Präsentation, Verhandlung bis hin zum kontinuierlichen Kundenmanagement. Schauen Sie Folgendes: In einem Unternehmen sieht man sofort, wenn in der Produktion oder in der Administration Fehler gemacht werden. Was man jedoch nicht unmittelbar sieht, ist, was der Verkäufer «nicht leistet» oder was er falsch macht. Das klingt jetzt wahrscheinlich etwas neunmalklug und schlaumeieUrs Sommerhalder: Fördert Schwächen im Verkauf gnadenlos zutage. risch, aber das Unternehmen sieht tatsächlich nicht, ob ein Verkäufer seinen Job entlang diesem Sales Process richtig macht. Denn eine Verhandlung, ein Cold Call, ein «abverheites» Abschlussgespräch, eine Präsentation, das alles wird ja nicht aufgezeichnet. Und diese unerkannten Fehler kosten die Firma eine Menge Geld in Form von entgangenem Umsatz resp. zu tiefen Margen. Hier setze ich ein: mittels Theorie und Praxis, mittels Übungen und Rollenspielen, bei denen Schwächen gnadenlos zutage treten. Die beobachte und registriere ich ganz genau. Die Elemente des Sales Process müssen dabei einzeln geschult werden, Schritt für Schritt. Wichtig ist aber auch, den Verkäufern das Ganze mit Spass rüberzubringen, eine positive Atmosphäre bei den Schulungen ist mir ein grosses Anliegen. Denn nur motivierte Mitarbeiter können Leistung erbringen. Dieser Mensch, der zu Schulende, der kommt zu Ihnen oder begleiten Sie den im Alltag? Wie läuft das ab? Das ist ganz unterschiedlich. Dazu drei Beispiele: Erstens etwa ein Sales Training, wenn man das Gefühl oder die Erkenntnis hat, dass es an etwas mangelt bei den Verkäufern; dass nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um erfolgreich zu sein. Da kommen die aufgedeckten Schwächen innerhalb des Sales Process zur Sprache. Dabei handelt es sich um bestimmte Module, etwa das Modul Acquisition oder Negotiation (Verhandlung) oder Präsentation etc. Diese Module werden massgeschneidert auf das Unternehmen ausgerichtet. Zweitens: die Form des Einzeltrainings. Dieses ist anders aufgebaut als das erste Beispiel, weil hier gewisse Dinge nicht zur Verfügung stehen, etwa die Gruppenarbeiten und die Rollenspiele. Hier geht es also mehr ums Coaching, wobei die Ziele und die Ergebnisse letztendlich dieselben sind wie beim Training einer Gruppe. Drittens: die Möglichkeit, dass ich in einer Firma, in der ich ein Interims-Mandat ausübe und den Verkauf leite, diese Prozesse «On the job» schule. »pack’s!«+ print Sales Process nach Urs Sommerhalder. Wenn man von Verkauf spricht, muss man auch zum Thema Marketing etwas sagen, Marketing ist für manche in der Branche ein Fremdwort … Der Begriff Marketing wird oftmals nicht richtig verstanden beziehungsweise nur mit Werbung und Promotion gleichgesetzt. Marketing ist mehr. Marketing besteht meines Erachtens aus den vier «P», Product, Price, Place, Promotion. Das alles fängt mit einem P an. Marketing ist als ganzheitlicher Ansatz besonders auch für KMU wichtig. Wenden Sie in Ihrer Tätigkeit eine Methode, ein Erfolgsrezept an? Ja, ich habe mir die Sopaco-Methode zurechtgelegt. Das 4P-Plus-Konzept. In einer ISTAnalyse wird geklärt, wo sich das Unternehmen und dessen Verkaufsorganisation hinsichtlich der oben erwähnten vier P – Product, Place, Price, Promotion – und meiner zusätzlichen zwei P – People, Performance – befindet und wie gut der Sales Process beherrscht wird. Danach wird ein massgeschneidertes Schulungspaket erarbeitet. Zu meinem Angebot zählen jedoch nicht nur die Schulung, sondern auch die Strategieerarbeitung und die Begleitung bei der Umsetzung. Dies kann projektweise erfolgen oder auch in Form eines Interims-Mandates. Die Strategieerarbeitung baut ebenfalls auf den 4P+ sowie dem Sales Process auf. Nur gut ausgebildete und motivierte Mitarbeitende mit kundenorientiertem Verhalten stellen sicher, dass ein Unternehmen über die richtigen Produkte und Dienstleistungen verfügt und diese am Markt zum bestmöglichen Preis verkaufen kann. Gute technische Lösungen, Innovation und Dienstleistungen bilden dabei das Rückgrat eines Unternehmens. Verkaufen ist demzufolge nicht alles, aber ohne erfolgreichen Verkauf ist alles nichts! www.sopaco.ch Herr Sommerhalder, wir danken für dieses Gespräch! »pack’s!« + print 49 Menschen & Märkte Branding Marken richtig einkleiden – von Kopf bis Fuss Globalisierung und Digitalisierung sind die grossen Herausforderungen im heutigen Marketing. Ein Gespräch mit Thomas Ramseier, Inhaber und CEO von Brandpulse, über die Rolle der Verpackung in der modernen Marken­führung. Interview: Claude Bürki »pack’s!«+print: Herr Ramseier, zum Einstieg ins Thema – was macht gutes Branding überhaupt aus, kurz gesagt? Thomas Ramseier: Die Herausforderung einer Marke besteht heute darin, sich bei ähnlicher Leistungsqualität und bei sinkenden Margen in einem Marktumfeld mit steigendem Konkurrenzdruck erfolgreich zu behaupten. Und so steht es denn auch in unserer Agenturbroschüre klar und unmissverständlich geschrieben: Undifferenzierte Marktbearbeitung und schwammige Kommunikation sind die Ursache für die Austauschbarkeit von Marken. Und: «Me-too-Konzepte» sind die Killer der Markenwerte. Wie steht es damit bei Marken – ist gut verpackt (gekleidet) auch gut verkauft? Ist Branding so einfach wie die Beschaffung von massgeschneiderten Klamotten? In der identitätsorientierten Markenführung geht es meines Erachtens nicht um die Frage, ob die Marke gut eingekleidet ist. Es geht vielmehr um die Frage: Ist die Marke richtig gekleidet – anlassbezogen: Smoking, Anzug, Jeans? Marken stehen für Werte mit dem Ziel, für gewisse Zielgruppen wertorientiert attraktiv zu sein. Für manche ist die Jeans attraktiver als der Smoking. Genau darum geht es. In einem Punkt unterscheidet sich erfolgreiches Branding jedoch von der Massschneiderei: Wir dürfen uns im Herstellungsprozess nicht nur auf die Marke, ihre Statur und Körperform konzentrieren. Es geht um relevante Unterscheidung. Deshalb müssen wir auch die Statur und Körperform der Konkurrenten kennen, um uns klar von diesen abgrenzen zu können. Und wir müssen die Bedürfnisse der Kunden kennen, um Relevanz zu erzielen. Das heutige Markenverständnis geht viel weiter: Marken sind unverwechselbare Vor- 50 »pack’s!« + print stellungsbilder, welche im Kopf des Kunden verankert werden müssen. Wir leben in einem Zeitalter der Angebotsexplosion. Immer mehr Angebote bei gleichbleibender Nachfrage. Starke Marken schaffen es, dem potenziellen Kunden eine Argumentation zu liefern, weshalb er eine bestimmte Marke und nicht das Konkurrenzprodukt kaufen soll. Diese Argumentation basiert hauptsächlich auf einer differenzierenden Markenidee und einer differenzierten Markenerscheinung. Rein wertebasierte Konzepte sind meiner Meinung nach passé. Differenzierung schaffe ich nur über ein klares, für die Kunden relevantes Markenversprechen und einen einzigartigen, attraktiven Markenauftritt – die reine Auflistung von Werten, welche Interpretationsspielraum zulassen, reicht aus meiner Sicht heute nicht mehr aus. Früher machten die Markenartikler ihre Marken in Eigenregie. Der Herr Maggi beispielsweise. Und Henri Nestlé und andere … Branding-Agenturen haben die Fähigkeit, den Kunden bei der strategischen und bei der formalen Differenzierung zu unterstützen. Es geht um Positionierung in diesem von ihnen angesprochenen austauschbaren Konkurrenzumfeld. Positionierung bedeutet immer, sich auf Weniges zu fokussieren und dabei Vieles – auch Wichtiges – wegzulassen. Manchmal kann ein externer Partner dies besser – auf Grund einer objektiveren Distanz gegenüber Märkten und Marken. Wie muss man denn den heutigen Konsumenten ansprechen? Gelten andere «Regeln» als früher? Ist die Konsumentin, der Konsument emanzipiert(er) geworden? In den letzten zehn Jahren hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Der Konsument ist im Gegensatz zu früher heute weltweit ver- Thomas Ramseier: «Zukünftig wird die Bedeutung von ästhetischen Markenkonzepten auch in Massenmärkten zunehmen.» netzt. Er hat in seinem Kaufverhalten unbegrenzte Möglichkeiten. Er prüft im stationären Handel vor Ort wie auch im Online-Shop unterschiedliche Angebote und vergleicht. Authentizität wird daher wichtiger. Digitalisierung führt aber auch zu anonymeren Beziehungen mit Marken, diese werden weniger spürbar. Marken müssen zukünftig an nichtdigitalen Touchpoints stärker inszeniert werden. Erlebniskonsum steht heute im Vordergrund. Der Kunde will vor, während und nach dem Einkauf unterhalten werden. Hat die Marke am POS keine weiteren Möglichkeiten, Erlebnisse zu inszenieren – etwa über Displays, Shop-in-Shop-Konzepte etc. –, so hat die Verpackung einen immens wichtigen Stellenwert für den Erfolg oder Misserfolg einer Marke. Die Marke muss in diesem Falle also über die Verpackung optimal inszeniert und auf geradezu ideale Weise wahrgenommen werden können. Zentrales Ziel ist eine ganzheitliche Inszenierung der Marke. Informationsüberlastung führt nun dazu, dass es immer schwieriger wird, sich als Marke Gehör zu verschaffen. Es gilt, gleiche inhaltliche und formale Botschaften – Versprechen, Logo, Farben, Bildstil, Typografie, Symbole etc. – möglichst konsequent anzuwenden. Und das in allen Erscheinungsformen der Marke, im Web, in der Online-Werbung, Film, Printwerbung, Shop, auf Fahrzeugen und auf den Verpackungen. Gehört 3-D-Druck die Zukunft? 3-D-Druck ist derzeit in aller Munde. Das ist für die grafischen und die Verpackungsdrucker Segen und Fluch zugleich. Segen, weil das Wort «Druck» Assoziationen bei deren Kunden weckt. Fluch, weil es eigentlich ein Etikettenschwindel ist. 3-D-Druck hat wenig mit dem Bedrucken zu tun, vielmehr ist es ein Aufbauen von Werkstoffen. Trotzdem stellt 3-D-Druck eine reale Chance dar. Warum nicht auch für die grafische und die Verpackungsbranche? Versuch, eine Technologie zu ergründen. Von Paul Fischer Science-Fiction-Fans kennen ihn schon lange: den Replikator, der den Besatzungsmitgliedern des Raumschiffs Enterprise ermöglicht, sich ihr eigenes Getränk oder Essen zu generieren. Natürlich ist das pure Fantasie, doch mit dem 3-D-Druck kommt man dieser Idee schon recht nahe. So gibt es bereits Systeme, die eine Pizza, eine Schokoladentafel oder Teigwaren «drucken» können. Doch das ist nur ein Element der 3-D-Revolution. Dank der Verwendung verschiedenster Materialien können die unter- schiedlichsten Sachen «gedruckt» werden: mechanische Teile, Modelle, Trillerpfeifen, exakte Nachbildungen menschlicher Hirne, Spielsachen, Kleider, Schuhe, Geschirr, automatische Gewehre … Praktisch jeder dreidimensionale Gegenstand könnte so hergestellt werden, durch jeden und jede. Alles, was es dazu braucht, sind Daten und das richtige Ausgabegerät zu erschwinglichen Kosten. Zukunftsforscher sehen deshalb in der 3-D-Drucktechnik die nächste grosse technische Revolution auf uns »pack’s!«+ print Technik & Produktion Visionär Die 3D-Printshow in New York richtete sich an Profis und Heimanwender gleichermassen. »pack’s!« + print 51 Die neue Generation von Geräten für Heimanwender erhält man bereits ab 1500 Franken. 3-D-Druck revolutioniert den Modellbau. Hollywood setzt schon seit längerem auf die Möglichkeiten des 3-D-Drucks. zukommen. Nach der industriellen und der digitalen nun die 3-D-Revolution. Wenn jeder sich beispielsweise sein eigenes Geschirr oder Spielsachen ausdrucken kann, warum braucht es dann noch entsprechende Industriebranchen mit ihren komplexen Distributionsstrukturen? Wer in einer ruhigen Minute über diese Vorstellungen nachdenkt, realisiert, dass in einer von hochmodernen und leistungsfähigen 3-D-Systemen dominierten Welt praktisch alle unsere bekannten Wirtschaftsstrukturen aus den Angeln gehoben werden könnten. Doch ist das wirklich realistisch, dass in absehbarer Zukunft sich jeder seinen eigenen Porsche «ausdrucken» wird? Vielleicht hilft ein Blick darauf, was 3-D-Druck wirklich ist, die Sache besser einzuschätzen. Generatives Verfahren Gemäss Wikipedia ist ein 3-D-Drucker eine Maschine, die dreidimensionale Werkstücke aufbaut. Der Aufbau erfolgt computergesteuert aus einem oder mehreren flüssigen oder festen Werkstoffen nach vorgegebenen Massen oder Formen. Beim Aufbau finden physikalische oder chemische Härtungs- oder Schmelzprozesse statt. Typische Werkstoffe sind Kunststoffe, Kunstharze, Keramiken und Metalle. Man bezeichnet den 3-D-Druck deshalb auch als generatives Fertigungsverfahren. Man sieht: Der 3-D-Druck hat mit dem Bedrucken, wie es die grafische Branche oder die Verpackungswelt kennt, herzlich wenig zu tun. Die Technologie selber wurde bereits in den achtziger und neunziger Jahren entwickelt. Einer der ersten Industriezweige, die auf 3-D-Druck setzte, war die Automobilbranche. Damit konnten Modelle und Prototypen für Neuentwicklungen von Fahrzeugen schnell und günstig vorgenommen werden. Mittlerweile wird 3-D-Druck auch im industriellen Fertigungsprozess von zu replizierenden Teilen eingesetzt, wie z. B. in der Flugzeugindustrie. So hat 3-D-Druck beispielsweise gegenüber dem häufig eingesetzten Spritzgussverfahren den Vorteil, dass das aufwendige Herstellen von Formen und Formenwechseln entfällt (Quelle Wikipedia). Und im Gegensatz zu Herstellverfahren wie Schneiden, Drehen, Bohren gibt es bei 3-D-Druck keinen Materialverlust (Quelle Wikipedia). Missverständnisse In den letzten zwei Jahren ist um das Thema 3-D-Druck ein wahrer Hype ausgebrochen. Durch grosse Fortschritte bei den verschiedenen Technologien und immer schnelleren Rechnern gab und gibt es einen dramatischen Preiszerfall. Leistungsfähige Systeme sind heute bereits für 60 000 bis 120 000 Franken erhältlich, und, was in der öffentlichen Wahrnehmung noch bedeutsamer ist, es gibt heute Systeme im Angebot, die sich auch eine Privatperson kaufen und ohne allzu grosse Vorkenntnisse einsetzen kann. Solche Systeme sind bereits ab 1500 Franken zu haben. Allerdings sind die Geräte, welche heute für den «Massenmarkt» angeboten werden, technisch limitiert, denn sie basieren meistens auf der FDM-Technologie, und die hat ihre Limitation. Für den Heimgebrauch (beispielsweise den Bau eines Spielzeuges) sind diese Geräte geeignet, nicht jedoch für einen Dienstleister, der verschiedenste Produkte herstellt. Am Ende ist es wie im Druckbereich: Niemand kommt auf die Idee, den 52 »pack’s!« + print kleinen Inkjet-Printer für den Heimgebrauch mit dem leistungsfähigen Midrange-Digitaldrucksystem zu vergleichen. Die Idee, dass sich jeder zu Hause mal schnell seinen Porsche oder seine Kalaschnikow «ausdruckt», ist pure Fantasie – jedenfalls für die kommenden Jahre. Doch einfache Gegenstände wie kleine Figuren oder Spielsachen lassen sich bereits heute mit den Einstiegsmodellen herstellen. Im Dienstleistungsbereich eröffnet der 3-D-Druck ungeahnte Möglichkeiten. Investitionen zwischen mehreren zehn- und hunderttausend Franken in solche Geräte sind gerade für die Druckereien und Verpackungsspezialisten keine Riesensummen. Gleichzeitig haben diese Branchen schon lange gelernt, mit grossen Datenmengen umzugehen. Was noch fehlt, ist das Verständnis für die Dreidimensionalität und die verschiedenen Materialien. Das kann man sich aber erarbeiten und so neue Geschäftsfelder finden. – Stereolithografie (SLA) – Selective Laser Sintering (SLS) – Selective Laser Melting (SLM) – Fused Depostion Modeling (FDM) – Laminated Object Manufacturing (LOM) – 3-Dimensional-Printing (3-D-P) SLA ist die älteste der heute eingesetzten 3-D-Drucktechnolgien. SLA ist ein Verfahren basierend auf der Verwendung eines mit flüssigem Photopolymer gefüllten Baubehälters und eines Lasers. Bekannterweise verändern Photopolymere durch ultraviolette Lichteinwirkung ihre Eigenschaften. Als Materialien werden verschiedene Harze verwendet. Durch das Auftreffen des Laserstrahls verwandeln sich die Moleküle des Harzes in eine feste Masse. Eine Weiterentwicklung der SLA ist die Mikrostereolithografie. Hierbei wird durch eine nicht punktuelle/sequenzielle Verfestigung eine höhere Genauigkeit beim Herstellen des Gegenstandes erzielt. Dank eines Digital Light Processing Chips kann eine Schicht zeitgleich gehärtet werden. Zum Einsatz kommt diese Technologie beispielsweise für die Herstellung von Teilen eines Hörgerätes oder Knochenersatzstoffen bis hin zu Mikroturbinen und -gewinden. SLS verwendet pulverförmiges Material. Zum Einsatz kommen Kunsstoffe, Metall oder Keramik. Nach dem Auftrage der ersten Schicht der Materialpartikel durch einen Roller- oder Rakelmechanismus werden diese im Verfahrensverlauf durch einen Laser miteinander versintert (verschmolzen). Einer der grossen Vorteile von SLS ist die relativ einfache Produktion von Gegenständen mit Überhängen. SLM verwendet Werkstoff in Pulverform, der in einer dünnen Schicht auf einer Grundplatte aufgebracht wird. Der pulverförmige Werkstoff wird mittels Laserstrahlung lokal vollständig umgeschmolzen und bildet nach der Erstarrung eine feste Materialschicht. Anschliessend wird die Grundplatte um den Betrag einer Schichtdicke abgesenkt und erneut Pulver aufgetragen. Dieser Zyklus wird so lange wiederholt, bis alle Schichten umgeschmolzen sind. Das fertige Bauteil wird vom überschüssigen Pulver gereinigt, nach Bedarf bearbeitet oder sofort verwendet. Fazit Der derzeitige Hype um den 3-D-Druck als die dritte industrielle Revolution ist mit Sicherheit noch eine Übertreibung. Doch die Perspektiven sind faszinierend und die technischen Weiterentwicklungen rasend schnell. Irgendwie fühlt man sich an die DTP-Revolution vor 25 Jahren erinnert. Damals begegnete man den ersten DTP-Computern mit einer Mischung aus Faszination und Belächeln. Visionäre propagierten damals, dass sich damit jede Hausfrau in eine Setzerabteilung oder in ein Grafikatelier verwandeln könne. Bekannterweise ist es nicht so gekommen, und spezialisierte Dienstleister mit entsprechendem Know-how konnten sich behaupten. Trotzdem hat das Desktop-Publishing natürlich eine Revolution ausgelöst und die bekannten Wertschöpfungsketten völlig auf den Kopf gestellt. Es ist deshalb für jeden Verantwortlichen in einer Druckerei oder in der Verpackungsbranche Pflicht, diese Entwicklungen aufmerksam und vorurteilslos zu beobachten. Chancen bietet der 3-D-Druck allemal. FDM ist ein Extrusionsverfahren. Hierbei wird das Material im 3-D-Drucker in eine beheizte Düse geleitet und so geschmolzen. Das flüssige Material wird mittels der Düsen auf eine Bauplattform aufgebracht. Das anschliessende Erkalten verleiht dem Objekt seine endgültige Festigkeit. Die Oberflächenqualität von im FDM-Verfahren hergestellten Gegenständen ist allerdings relativ niedrig. Auch lassen sich Objekte mit Überhängen nur schwer realisieren. LOM verwendet Papier oder Kunststofffolien. Die Materialien werden schichtweise aufeinandergeklebt, wobei nach jedem Auflegen einer neuen Schicht die Kontur des Bauteils mit Hilfe eines Schneidewerkzeugs abgefahren wird. Im Nachbearbeitungsprozess werden die im Verfahrensverlauf vom Objekt getrennten Teile manuell entfernt. Beim 3-Dimensional-Printing (3-D-P) ist der Ausgangszustand des Baumaterials pulverförmig. Im Gegensatz zum SLS-Verfahren werden die Materialien jedoch nicht versintert, sondern sind mit einem Druckkopf und einem flüssigen Binder miteinander verbunden. 3-D-P und SLS sind verfahrenstechnisch einander sehr ähnlich, doch durch die Verwendung eines eingefärbten Binders kann ein Bauteil bereits während der Produktion eingefärbt werden. Weitere Vorteile sind eine gute Bauteilgenauigkeit und eine hohe Baugeschwindigkeit. »pack’s!«+ print Technologien im Detail Hinter dem Sammelbegriff 3-D-Druck stehen verschiedene Technologien, welche für die verschiedensten Anwendungsbereiche zum Einsatz kommen. «Den» 3-D-Druck oder «das» Verfahren gibt es nicht. Je nach Anwendungsgebiet und Materialeinsatz müssen verschiedene Techniken eingesetzt werden. Etwas verwirrend ist, dass 3-D-Druck eine der Grundlagentechniken ist, sich die Bezeichnung aber gleichzeitig als Sammelbegriff für alle Technologien eingebürgert hat. Folgende 3-D-Drucktechnologien gibt es: »pack’s!« + print 53 Menschen & Märkte Persönlich Der Mensch hinter der Medienmitteilung «Mit dem Erreichen des 75. Geburtstags tritt Werner Kuhn nach 53 Jahren aus dem Verwaltungsrat der K+D AG zurück», so lautete die trockene Meldung. Wir wollten mehr über Werner Kuhn wissen und stellten ihm ein paar Fragen, die er freimütig beantwortet hat. 1. Werner Kuhn, Sie wurden durch das Schicksal – Ihr Vater starb unerwartet früh – ins kalte Wasser geworfen und mussten sofort den väterlichen Betrieb führen. Was war in der Folge Ihre erste grössere Entscheidung, die Sie als junger Unternehmen trafen? Mit Erfolg Industrieboden gesucht im Osten der Stadt. 10. Was bedauern Sie? Dass das Menschliche bei Verhandlungen in den Hintergrund verschwindet zugunsten von Zahlen. 2. Wie würden Sie den Führungsstil umschreiben, den Sie pflegten? Konsequent, aber menschlich. 12. Können Sie uns ein kleines Geheimnis verraten? Meine Schwäche für schnelle Autos. 3. Welches waren für Sie die grössten Herausforderungen in der Verpackungsindustrie? Wechsel von der handwerklichen Kartonage zur industriell bedruckten Verpackungsherstellung aus Karton. 4. K+D gilt in der Branche als Vorzeigebetrieb. Welche Charaktereigenschaften hat der Mensch Werner Kuhn an der Spitze dieses Betriebes an den Tag gelegt? Führung durch Vorbild. 5. Sie hatten nie Berührungsängste im Umgang mit den Medienvertretern. Als Journalist (Fach- und Tagespresse) wurde man stets umfassend über Ihr Unternehmen informiert. Mussten Sie auch mal eine Krisensituation kommunizieren? Ja, bei der Unterschlagung durch unseren Buchhalter waren die Medien sehr «gwunderig». 6. Jetzt wird es ganz persönlich: Worauf können Sie unmöglich verzichten? Auf Harmonie in der Familie. 7. Haben Sie in Ihrem Leben auch schon geblufft? Ja, aber unter dem Motto «Bluffen ja, aber gekonnt». 8. Was wären Sie geworden, wenn Sie in andere Umstände hinein geboren worden wären? Vielleicht Rennstallbesitzer (aber nicht von Vierbeinern). 9. Stimmt für Sie die kolportierte Meinung, dass in puncto Verpackungssicherheit – insbesondere bei Pharmaverpackungen – zu wenig unternommen wird? Ja, richtig! Obwohl weltweit Fälschungen auf dem Markt sind. 54 »pack’s!« + print 11. Was möchten Sie nie über sich hören müssen? Er war unmenschlich und kein Patron. 13. Welche Automarke hat es Ihnen besonders angetan? Die schnellen Roten aus Maranello und diejenigen aus Zuffenhausen. 14. Welche Verpackungstypen finden Sie abscheulich? Diejenigen der Konkurrenz. 15. Was wollen Sie jetzt unbedingt noch erreichen? In das Guinness-Buch der «Schächtelimacher» zu kommen. 16. Wieso würden Sie Ihren Grossgrosskindern zu- oder abraten, eine berufliche Zukunft im Verpackungsbereich anzustreben? Werdet Banker, dann rollt der Rubel. 17. Für was oder wen würden Sie eine Woche lang unentgeltlich arbeiten? Ausbildung für Junge, +/– 20-Jährige. 18. Welche Art der Verpackungen sollte man verbieten? Grosse Plastiktaschen. 19. Gab es in Ihrem Leben einen Moment, als Sie dachten: Wow, super. Und es ist von mir! Erster Preis im technischen Verpackungs-Wettbewerb (SVI): Spenderfaltschachtel für Blister. 20. Wer war Ihr amüsantester Lunch-Partner? Unser Nachbar im Schuppis, Emil Egger, nach meiner Vorstellung als neuer Nachbar! Menü: ein Paar Appenzeller Siedwürste und ein Schlegel Bier! 21. Mit wem würden Sie am liebsten ein Gespräch zu Tische führen, wenn dies (noch) möglich wäre? Mit Altbundeskanzler Helmut Schmidt. 22. Was halten Sie persönlich von Verbänden? Nicht viel, wer am meisten lügt, hat gewonnen! 31. Was halten Sie von der heutigen Politik? Zu wenig selbstbewusst, vor allem unsere Exekutive. 23. Fallen Sie beim Einkaufen (falls Sie das noch tun) auf Verpackungen mit Verführungspotenzial herein? Ja, wenn ich sie für gut befinde, sie aber nicht in der K+D hergestelllt wurden. 32. Haben Sie eigentlich auch Schwächen? Welche? Delegiere zu wenig und zu ungeduldig. 24. Was halten Sie von den modernen Medien? Weniger wäre mehr, zu viel negative Schlagzeilen. 33. Wen würden Sie nie zum Sonntagsbraten nach Hause einladen? Schawinski. 25. Ein Buzz-Word, das Ihnen auf den Wecker geht? Okay, sorry etc. (Englischdeutsch!). 34. Gibt es so etwas wie eine Verpackungs-Mafia? Nein, man versucht sich nur mit tiefen Preisen auszutricksen. 26. Was verbindet Sie ganz besonders mit Ihrer Heimatstadt St. Gallen? Familie, Freundeskreis. 35. Wie viel Eigenverantwortung haben Sie während Ihrer aktiven Zeit von Ihren Mitarbeitenden erwartet? Nach meiner Frau – zu wenig. 27. Was ist oder war die beste Werbung für K+D? Mund-zu-Mund-Werbung, zufriedener Kunde. 36. Wen hätten Sie – wenn das ein Thema gewesen wäre, – von einem Konkurrenten abgeworben? Es gelang uns nicht, einen Einzelnen abzuwerben – dafür haben wir die ganze Firma übernommen! 28. Schliefen Sie immer gut am Vorabend zu einer grösseren Investitionsentscheidung? Ja, sehr gut, da der Inhalt der «Portokasse» nachgezählt war! 37. Welches Buch liegt momentan auf Ihrem Nachttisch? «Josef Ackermann – Eine Nahaufnahme». 29. Serviceclubs – sind Sie Rotarier oder sonst was? Ja, Ambassador. 38. Sind Sie auch ein musischer Mensch? Nein, gemäss meiner Frau bin ich ein «Kulturbarbar». 30. Haben Sie je politische Ambitionen gehabt? Nein. 39. Ihre Lieblingsspeise? Wild, von meiner Frau zubereitet. Welcome to glanzmann.ch Günther Rappel Spezialist für Stanzung Spécialiste du découpage Expert in die-cutting alles aus Karton tous en carton all made from cardboard Glanzmann Verpackungen AG Hubelweg 5 CH-2556 Scheuren/Biel www.glanzmann.ch »pack’s!« + print 55