0.1Weiterverarbeitung von Bild-ZF und Ton-ZF Prinzipiell unterscheidet man zwei Verfahren bei der Weiterverarbeitung der Zwischenfrequenz: • Paralleltonverfahren, • Intercarrierverfahren. In einigen Fernseh-Geräten, vor allem in Farbfernseh-Geräten mit Stereo-Tonteil, wird eine Kombination beider Verfahren, das • Quasi-Paralleltonverfahren verwendet. Paralleltonverfahren Das Paralleltonverfahren (Tonkanal parallel zum Bildkanal, Abbildung 1) muss überall dort angewandt werden, wo der Tonträger amplitudenmoduliert ist. Dies ist z.B. bei belgischen und französischen Sendern der Fall. Das Intercarrierverfahren (Differenzträgerverfahren) ist nicht anwendbar, da beim Mischen zweier amplitudenmodulierter Träger kein brauchbares Tonsignal entstehen würde. Dieses Verfahren findet man nur in „Mehrnormenempfängern" oder in speziell für die entsprechende Norm gebauten Empfängern. Durch die getrennte Verarbeitung von Bild und Ton ist die gegenseitige Beeinflussung gering und durch eine optimale Auslegung der Ton-ZFKurve lässt sich eine der HiFi-Norm entsprechende Tonqualität erreichen. Intercarrierverfahren (Differenzträgerverfahren) Bei diesem Verfahren (Abbildung 2) ist nur ein ZF-Verstärker für die Bild-ZF und die Ton-ZF erforderlich. Aus Bild-ZF (38,9 MHz) und TonZF (33,4 MHz) wird im Video-Demodulator eine Differenzfrequenz von 5,5 MHz erzeugt. Sie wird in einem nachfolgenden Verstärker zur Tonsignalaufbereitung verstärkt. Nachteil dieses Verfahrens ist die Möglichkeit der gegenseitigen Beeinflussung von Bild und Ton. Ein genauer Abgleich der ZF-Durchlasskurve ist deshalb notwendig. Bei zu großer Tonamplitude kommt es zu Störungen des Bildes in Form eines Moires (Ton im Bild). Bei zu großer Bildamplitude kann es zum sogenannten Inter-carrierbrummen kommen (Bild im Ton). Dies macht sich vor allem beim Einblenden von Textzeilen oder Tabellen in das Fernsehbild bemerkbar. Abbildung 1: Signalweg beim Paralleltonverfahren Abbildung 2: Signalweg beim Intercarrierverfahren Abbildung 3: Prinzipieller Signalweg beim Quasi-Paralleltonverfahren Quasi-Paralleltonverfahren Beim Quasi-Paralleltonverfahren (Abbildung 3) handelt es sich um eine Kombination aus Parallelton- und Intercarrierverfahren. Noch vor dem Filter, welches nur die Bild-ZF passieren lässt, wird die Ton-ZF zusammen mit der BildZF an eine separate Mischstufe gegeben. Da die Differenzfrequenz nicht wie beim Intercarrierverfahren am Video-Demodulator erzeugt wird, ist die gegenseitige Beeinflussung von Bild und Ton nicht gegeben. Da die Ton-ZF im Filter für die Bild-ZF unterdrückt wird, erhält der Video-Demodulator nur das Bildsignal. ZF-Durchlasskurve Die ZF-Durchlaßkurve muss wegen der angewandten Restseitenbandübertragung unsymmetrisch abgeglichen werden (Abb. 2). Abbildung 4: Vorgeschriebene Form der ZFDurchlasskurve Der in die ZF umgesetzte Bildträger liegt in der Mitte der schräg abfallenden Flanke, der sogenannten Nyquistflanke. Der Punkt für 38,9 MHz liegt somit bei 50% der Maximalamplitude. Da auch das Farbsignal im Restseitenbandverfahren übertragen wird, liegt auch der Punkt für die Farb-ZF (34,47 MHz) auf der Flanke der Durchlaßkurve. Die Ton-ZF mit 33,4 MHz wird auf ca. 10% der Gesamtamplitude abgesenkt um Störungen des Bildes zu vermeiden. Die Störfrequenzen von Nachbarbild (31,9 MHz) und Nachbarton (40,4 MHz) werden bei Geräten mit herkömmlichem ZF-Bandfilter (z.B.Vierkreisbandfilter, Abbildung 5) mit Hilfe von Saug- oder Leitkreisen unterdrückt. Diese Kreise werden in Abbildung 5: Vierkreisbandfilter mit Traps der Fernsehtechnik häufig als Frequenzfallen oder Traps bezeichnet. In zunehmendem Maße werden die herkömmlichen ZF-Bandfilter durch sogenannte Oberflächenwellenfilter ersetzt. Die Vorteile dieser OFW-Filter sind: • geringer Platzbedarf, • kein Abgleich, • feste Durchlasscharakteristik, • keine Veränderungen der elektrischen Eigenschaften, • kein Einfluss der Umgebungstemperatur. Bei einem OFW-Filter befinden sich feine, fingerartig ineinandergreifende Elektroden auf einem piezoelektrischen Körper. Die Elektroden bilden die drei Funktionsgruppen: Eingangswandler, Koppler und Ausgangswandler. Abbildung 6: Oberflächenwellenfilter (OFW) Das gesamte System befindet sich in einem Kunststoffgehäuse (Abbildung 6). Werden dem Eingangswandler elektrische Signale zugeführt, sendet er Oberflächenwellen in verschiedene Richtungen aus. Der Koppler greift einen Teil der Wellen auf und leitet diese zum Ausgangswandler, der sie wieder in elektrische Signale zurückwandelt. Mit dem Koppler werden unerwünschte Wellen vom Ausgangswandler ferngehalten. Die Durchgangsdämpfung beträgt ca. 20 dB, die Signallaufzeit ca. 1,5 µs. OFWFilter müssen sorgfältig angepasst werden, damit keine störenden Erscheinungen (z.B. Geisterbilder) auftreten. Für Fernseh-Geräte mit Stereo-Tonteil und Quasi-Parallelton wurden OFW-Filter mit zwei Ausgängen entwickelt. Dies hat den Vorteil, dass die Durchlasskurve für die Erfordernisse der Ton-ZF-Aufbereitung optimal geformt werden kann (Abb. 5). Die Bild-ZF sitzt dabei nicht auf einer Nyquistflanke, sondern im Maximum einer symmetrischen Kurve. Mit dieser Maßnahme werden Störungen des Tones weitgehend vermieden, da es bei der anschließenden FMDemodulation und Begrenzung keine Amplitudenverzerrungen gibt. Auch eine Störung des Bildes durch den Ton wird beim DoppelOFW-Filter verhindert, da die Durchlasskurve für den ersten Ausgang (Bild-ZF-Ausgang) die Ton-ZF auf ca. -40 dB absenkt (Abbildung 8). Geräten wird z.B. das IC TBA 1440 eingesetzt (Abbildung 9). Nach der ZF-Verstärkung erfolgt die Demodulation des Bild-ZF-Signals. Der für die Demodulation notwendige DemodulatorSchwingkreis für 38,9 MHz liegt an den Anschlüssen 8 und 9. Durch Mischung von BildZF und Ton-ZF entsteht die mit dem Tonsignal modulierte Differenzfrequenz von 5,5 MHz. An Anschluss 11 kann das positive BAS- bzw. FBAS-Signal abgenommen werden und an Anschluss 12 das negative BAS- bzw. FBASSignal. Zusätzlich steht an beiden Ausgängen die Differenzfrequenz von 5,5 MHz zur Verfügung. Um Amplitudenschwankungen auszugleichen, wird der ZF-Verstärker geregelt. Es handelt sich um eine getastete Regelspannungserzeugung. Die Regelstufe erhält über Anschluss 7 zeilenfrequente Impulse. Über Anschluss 6 wird die Regelspannung für den Tuner ausgekoppelt. Abbildung 7: Durchlasskurve für den „TonZF-Ausgang“ Bei Farbfernseh-Geräten mit einer Anschlussmöglichkeit für einen Videorecorder werden IC's eingesetzt, die eine Umschaltmöglichkeit von Sendersignal (HFSignal von der Antenne) auf Videosignal vom Recorder bieten. Die integrierte Schaltung TDA 5800 (Abb. 2) enthält eine solche Umschal-tung. Bild-ZF-Verstärker Ohne Videorecorderbetrieb entspricht der Signalverlauf dem beim TBA 1440. Über die Anschlüsse 5 und 6 werden die beiden Signale -FBAS bzw. +FBAS ausgekoppelt. Zusätzlich wird vom Videoverstärker über eine weitere Stufe das FBAS-Signal an Anschluss 7 gegeben, um eine Aufzeichnung über die Videobuchse des Gerätes zu ermöglichen. Die für die Bild-ZF-Aufbereitung notwendigen Stufen, d.h. ZF-Verstärker, Video-Demodulator und Regelspannungserzeugung sind, wie viele andere Stufen im Fernseh-Gerät, in einer integrierten Schaltung zusammengefasst. In Schwarz-Weiß-Geräten oder „einfachen“ Farb- Soll eine aufgezeichnete Sendung über die Videobuchse und nicht über den Antenneneingang wiedergegeben werden, so wird über Anschluss 3 mit Hilfe einer Schaltspannung der Signalweg umgeschaltet. Das vom Video-Recorder kommende Signal wird Abbildung 8: Durchlasskurve für den „BildZF-Ausgang“ Abbildung 9: Blockschaltbild des TBA 1440 dabei über Anschluss 8 eingespeist und dem Video-Verstärker zugeführt. Impulsgetastete Regelspannungserzeugung Die Regelung des ZF-Verstärkers und des Tuners hat die Aufgabe, Kontrastveränderungen als Folge von Feldstärkeschwankungen zu verhindern. Außerdem wird durch die Regelung eine Übersteuerung der Mischstufe und des ZFVerstärkers bei hohen Eingangsspannungen vermieden. Würde man z.B., wie in Abbildung 10 verdeutlicht, das Videosignal zur Regelspannungserzeugung verwenden, dann entstünde trotz gleichbleibender Senderfeldstärke eine schwankende Regelspannung. Durch „helle“ Zeilen würde eine geringe und durch „dunkle“ Zeilen eine große Regelspannung entstehen. Abbildung 10: Regelspannungserzeugung aus Gleichspannungsmittelwert des Videosignals Regelspannung beeinflussen, wird die Regelstufe von den Zeilenrücklaufimpulsen aufgetastet. Die Regelspannungserzeugung erfolgt nur während der Zeit der Zeilensynchronimpulse. Man nennt sie impulsgetastete Regelspannungserzeugung. Eine Prinzipschaltung zur Erzeugung der getasteten Regelspannung zeigt Abbildung 12. Über den Widerstand R1 gelangt das Videosignal an die Basis des Transistors V1. Er erhält nur dann eine Kollektorspannung, wenn die Tastimpulse (Zeilenrücklaufimpulse) über R2 und C1 dafür sorgen, dass die Diode V2 in Durchlaßrichtung betrieben wird. Die Höhe des dann fließenden Kollektorstromes ist von den Zeilensynchronimpulsen an der Basis von V1 und damit von derSenderfeldstärkeabhängig. Der C2 wird auf eine entsprechende Spannung mit der eingezeichneten Polarität aufgeladen. Während des Zeilenhinlaufs sperrt V2. Abbildung 12: Impulsgetastete Regelspannungserzeugung Die einzigen Stellen des modulierten Bildträgers, die nicht vom Bildinhalt beeinflusst werden und deren Amplitude nur von der Senderfeldstärke abhängig ist, sind die Synchronimpulse. Damit nur die Zeilensynchronimpulse die Größe der Abbildung 11: Vereinfachtes Blockschaltbild des TDA 5800 mit der Möglichkeit zur Signalwegumschaltung HF-Empfang/Videorecorder Aufgaben zu 6.2 und 6.3 1. Welche Aufgaben hat der Tuner? 2. Beschreiben Sie die Regelung im Tuner mit einem Doppel-Gate-Transistor! 3. Welche Aufgaben haben Schaltdioden im Tuner? 4. Beschreiben Sie die Aufgaben der drei Transistoren in Abb. 1 auf S. 232! 5. Erklären Sie den Unterschied zwischen Parallelton-, Intercarrier- und QuasiParalleltonverfahren! 6. Skizzieren Sie die ZF-Durchlasskurve und geben Sie charakteristische Frequenzen an! 7. Beschreiben Sie Anwendungsbereiche unddie Vorteile vonOberflächenwellen-Filtern! 8. Beschreiben Sieden Signalverlaufin Abb. Abbildung 11, wenn das Signal eines Videorecorders über die Videobuchse eingespeist wird. 9. Welche Aufgaben haben in Abbildung 9 und Abbildung 11 die Demodulatorschwingkreise? 10.Erklären Sie das Prinzip derimpulsgetasteten Regelung!