Analysis D-BAUG Dr. Meike Akveld HS 2015 Lösung: Serie 2 - Komplexe Zahlen I 1. (Induktion) a) Zeigen Sie die Ungleichung von Bernoulli: Für alle x > −1 und n ∈ N gilt: (1 + x)n ≥ 1 + nx. b) Zeigen Sie für alle n ∈ N: 3|n3 − n, wobei a|b bedeutet, dass b durch a teilbar ist, also dass b a ∈ Z. Lösung a) Für n = 0 und n = 1 gilt offensichtlich Gleichheit. Sei nun n ≥ 1. Wir zeigen den Induktionsschritt n → n + 1. Unsere Induktionsannahme lautet somit (1 + x)n ≥ 1 + nx. Multipliziere beide Seiten mit 1 + x. Beachte, dass 1 + x > 0. Dann gilt wegen der Induktionsannahme und wegen nx2 ≥ 0, dass (1 + x)n+1 ≥ (1 + nx)(1 + x) = 1 + nx + x + nx2 = 1 + (n + 1)x + nx2 ≥ 1 + (n + 1)x. b) Für n = 0 und n = 1 ist die Aussage offensichtlich, da 0 3 = 0 ∈ Z. Sei n ≥ 1. Wir zeigen nun den Induktionsschritt n → n + 1. Unsere Induktionsannahme lautet 3|n3 − n. Berechne (n + 1)3 − (n + 1) = n3 + 3n2 + 3n + 1 − n − 1 = n3 − n + 3(n2 + n). Wegen 3|n3 − n (Induktionsannahme) und 3|3(n2 + n) (da 3(n2 +n) 3 = n2 + n ∈ Z) folgt die Aussage. 2. Skizzieren Sie die folgenden Bereiche der komplexen Ebene! a) {z ∈ C |z| = 3, Im(z) ≥ 0} b) {z ∈ C |z+2−2i| |z+i| = 2} c) {z ∈ C Im(z) ≥ Re(z)} 1 Analysis D-BAUG Dr. Meike Akveld HS 2015 d) {z ∈ C |z − 3| ≥ 1 ∧ |z − 1 − i| < 4} e) {z ∈ C |z − i + 3| ≥ |z + 2i| ∧ Re(z) > 0 ∧ Im(z) > 0} Lösung a) Die Elemente mit Betrag 3 liegen auf einem Kreis mit Mittelpunkt 0 und Radius 3. Die Elemente mit Im(z) ≥ 0 liegen auf der oberen Halbebene. Beachte, dass die Randpunkte −3 und 3 Teil der Menge sind. 3 2 1 0 −2.5 b) 0 2.5 Gesucht sind alle komplexen Zahlen, die von −2 + 2i genau doppelt so weit weg sind wie von −i. Wir schreiben z = x + iy und rechnen |x + iy + 2 − 2i| =2 |x + iy + i| ⇔ |x + iy + 2 − 2i|2 = 4|x + iy + i|2 ⇔ (x + 2)2 + (y − 2)2 = 4x2 + 4(y + 1)2 ⇔ 3x2 − 4x + 3y 2 + 12y − 4 = 0 4 4 ⇔ x2 − x + y 2 + 4y − = 0 3 3 2 2 4 4 ⇔ x− − + (y + 2)2 − 4 − = 0 3 9 3 2 2 52 ⇔ x− + (y + 2)2 = . 3 9 Im zweitletzten Schritt haben wir dabei quadratisch ergänzt. Das Ergebnis ist ein Kreis mit Mittelpunkt Kreis des Apollonius genannt. 2 2 3 − 2i und Radius √ 2 13 3 . Er wird Analysis D-BAUG Dr. Meike Akveld HS 2015 −1 0 0 1 2 3 −1 2 3 −2 − 2i −3 −4 c) Die Gleichung Im(z) = Re(z) beschreibt die Punkte auf der ersten Winkelhalbierenden. Die gesuchte Menge ist die Vereinigung dieser Geraden und des Bereiches oberhalb davon. d) Die Menge {z ∈ C : |z − 3| ≥ 1} besteht aus allen Zahlen ausserhalb der Kreisscheibe mit Mittelpunkt 3 und Radius 1. Die Menge {z ∈ C : |z − 1 − i| < 4} ist die offene Kreisscheibe mit Mittelpunkt 1 + i und Radius 4. Gesucht ist die Schnittmenge. Beachte, dass der Rand des kleinen Kreises schon, jener des grossen jedoch nicht Teil der Menge ist. y 1+i 3 e) x Gesucht sind die Punkte im ersten Quadranten, die näher bei −2i sind als bei −3 + i. 3 Analysis D-BAUG Dr. Meike Akveld HS 2015 Die komplexen Zahlen, die von −2i gleich weit entfernt sind wie von −3 + i, sind genau jene auf der Mittelsenkrechten der Strecke von −2i nach −3 + i. Diese Mittelsenkrechte teilt die komplexe Ebene in zwei Halbebenen. Die komplexen Zahlen, die zu −2i näher sind als zu −3 + i, ist die Halbebene, die −2i enthält. Dabei sind die Koordinatenachsen zur gesuchten Menge disjunkt. Der Teil der Mittelsenkrechten der Strecke von −2i nach −3 + i, der im ersten Quadranten liegt, ist jedoch Teil der gesuchten Menge. y −3 + i x −2i 3. Lösen Sie folgende Gleichungen in z ∈ C und stellen Sie die Lösung(en) in Normalform dar. a) z 2 = i b) z+3−2i z−5−i = 3i c) z 2 + (13 + i)z + 44 + 8i = 0 d) z = z̄ Lösung a) Gesucht ist z = x + iy mit z 2 = (x + iy)2 = x2 − y 2 + i2xy = i. Durch Vergleich von Real- und Imaginärteil erhalten wir die notwendigen und hinreichenden Bedingungen für x, y ∈ R: 2xy = 1 ⇔ x2 − y 2 = 0 ⇔ 1 xy = , 2 2 x = y2. (1) (2) 1 . In die zweite Aus der ersten Gleichung folgt, dass x 6= 0 und damit y = 2x Gleichung eingesetzt ergibt das 1 x4 = 4 und daher √ √ 1 2 1 2 x1 = √ = , x2 = − √ = − . 2 2 2 2 4 Analysis D-BAUG Dr. Meike Akveld HS 2015 Es folgt aus der ersten Gleichung, dass √ 2 y1 = , 2 y2 = − √ 2 2 und daher √ √ 2 2 z1 = +i , 2 2 b) √ √ 2 2 z2 = − −i . 2 2 Wir rechnen z + 3 − 2i = 3i z−5−i z + 3 − 2i = 3i(z − 5 − i) = 3iz − 15i + 3 ⇔ ⇔ z(1 − 3i) = −13i −13i z= . 1 − 3i ⇔ Weiter folgt z= c) −13i(1 + 3i) 39 − 13i 39 13 = = −i . (1 − 3i)(1 + 3i) 10 10 10 Wir können die übliche quadratische Lösungsformel anwenden. p −(13 + i) ± (13 + i)2 − 4(44 + 8i) z = √ 2 −(13 + i) ± −8 − 6i = . 2 Wir müssen also die Quadratwurzel von −8 − 6i bestimmen. Der Ansatz (a + √ bi)2 = −8 − 6i liefert uns −8 − 6i = 1 − 3i Bemerkung: Um eine eindeutige Wurzel von c ∈ C zu erhalten, wählen wir diejenige Lösung von z 2 = c mit Re(z) > 0 oder Re = 0 und Im ≥ 0. Im Detail haben wir (a + bi)2 = a2 − b2 + 2abi. Durch Vergleich von Real- und Imaginärteil erhalten wir a2 −b2 = −8 und 2ab = −6. Aus der zweiten Gleichung folgt a 6= 0 und b = −3 a . Durch einsetzen in der ersten Gleichung erhalten wir a4 + 8a2 − 9 = 0. Mit der Lösungsformel für quadratische Gleichungen folgt a2 = 1 (nur positive Lösung möglich) und folglich a = 1 und b = −3. Für unsere ursprüngliche Gleichung erhalten wir die zwei Lösungen z1 = −(13 + i) + (1 − 3i) = −6 − 2i 2 z2 = −(13 + i) − (1 − 3i) = −7 + i. 2 und 5 Analysis D-BAUG Dr. Meike Akveld HS 2015 Stelle z = x + iy in Normalform dar. d) Es gilt x + iy = x − iy genau dann, wenn x=x und y = −y. Also ist x ∈ R beliebig und y = 0. Die Lösungsmenge ist daher gleich R. 4. (Dreiecksungleichung) Für die komplexen Zahlen gilt die sogenannte Dreiecksungleichung |z1 + z2 | ≤ |z1 | + |z2 | ∀z1 , z2 ∈ C Betrachten Sie nun den Beweis und erklären Sie bei jedem Schritt, wieso diese Umformung korrekt ist. Beweis: Es gilt (1) |z1 + z2 |2 = (z1 + z2 ) · (z1 + z2 ) (2) = z 1 · z1 + z1 · z2 + z2 · z1 + z2 · z2 (3) = |z1 |2 + 2 Re(z1 · z2 ) + |z2 |2 (4) ≤ |z1 |2 + 2|z1 · z2 | + |z2 |2 (5) = |z1 |2 + 2|z1 | · |z2 | + |z2 |2 (6) = (|z1 | + |z2 |)2 und durch Wurzelziehen erhalten wir |z1 + z2 | ≤ |z1 | + |z2 |. Lösung (1) z · z = (x + iy)(x − iy) = x2 + y 2 = |z|2 (2) z + w = z + w, ausmultiplizieren (3) z · z = |z|2 , Re(z) = z+z 2 und z1 · z2 = z2 · z1 , da z · w = z · w, z = z (4) Re(z) ≤ |z| (5) |z · w| = |z| · |w|, |z| = |z| (6) 1. Binomische Formel 6 Analysis D-BAUG Dr. Meike Akveld HS 2015 5. Repetition. Fassen Sie folgende Ausdrücke zusammen. Geben Sie die Werte der Variablen an, für die der gegebene Term definiert ist. √ √ √ √ a) ( x + y − y − z)( x + y + y − z) √ b) √3 2 45 2 − √ x −y c) √ 4 5 (x+y)(x−y) 2 a2 −4b √ √ 3 9 a −b 16a2 b2 · √1 a3 d) logy (10) − logy (5) e) 2 loga (4) + logb (4) − 3 loga (2) + 2 logb (5) f) 2 loga (3x) + loga (3x) + 4 loga (2x) − 21 loga (64x2 ) Lösung a) Mit Hilfe der 3. Binomischen Formel erhalten wir √ √ √ √ √ √ 2 2 ( x + y − y − z)( x + y + y − z) = x + y − y − z = (x + y) − (y − z) = x + z. Die Wurzelausdrücke sind definiert falls x + y ≥ 0 und y ≥ z. b) Es gilt √ √ √ √ √ 3 45 4 5 3 9 5 4 5 p −p =p −p (x + y)(x − y) x2 − y 2 x2 − y 2 x2 − y 2 √ √ 9 5−4 5 = p x2 − y 2 √ 5 5 =p . x2 − y 2 Der Term ist wohldefiniert falls x2 > y 2 , bzw. |x| > |y|. c) Wir bemerken zuerst, dass der Ausdruck nur für a > 0 definiert ist. √ (Division durch a3 .) Es gilt √ 3 a2 − 4b2 1 a2 − 4b2 1 √ ·√ = 3 · √ a − b(4a|b|) a a a9 − b 16a2 b2 a3 a2 − 4b2 = 2√ 2 . a a(a − 4|b|b) Es muss also zudem a2 6= 4|b|b gelten. 7 Analysis D-BAUG Dr. Meike Akveld HS 2015 Für b ≥ 0 lässt sich der Term weiter vereinfachen zu d) 1√ . a2 a Der Logarithmus ist für die Basis y > 0, y 6= 1 definiert. Das Logarithmusgesetz für Quotienten liefert logy (10) − logy (5) = logy ( 10 5 ) = logy (2). e) Wie zuvor ist der Term für a, b > 0 und a, b 6= 1 definiert. Es gilt 2 loga (4) + logb (4) − 3 loga (2) + 2 logb (5) = loga (42 ) + logb (4) − loga (23 ) + logb (52 ) 2 = loga ( 243 ) + logb (4 · 52 ) = loga (2) + logb (100) = loga (2) + 2 logb (10). Wir verwenden hier das Logarithmusgesetz für Potenzen. f) Der Ausdruck ist wohldefiniert für a > 0, a 6= 1 und x > 0. Wir erhalten 2 loga (3x) + loga (3x) + 4 loga (2x) − 12 loga (64x2 ) = loga (9x2 ) + loga (3x) + loga (16x4 ) − loga (8x) 2 9x · 3x · 16x4 = loga 8x = loga (54x6 ). 8