BAUELEMENTE STROMVERSORGUNG Batterie-Lebensdauer mit digital/analoger Hybridschaltung berechnen Axel Kleinitz Die Abschätzung der Lebensdauer einer Batterie ist in einer Vielzahl von Anwendungen von unschätzbarem Wert. Dieser Beitrag beschreibt, wie ein DCP von Xicor dazu genutzt werden kann, einen Wert für die Batterie-Lebensdauer aus dem Ladezustand abzuleiten. D ie Bequemlichkeit und die Zuverlässigkeit von tragbaren elektronischen Geräten hängen vom effizienten Management der Batterien bzw. Akkumulatoren und deren Grenzen ab. Der größte begrenzende Faktor aller (chemischen) Batterien ist deren finite (endliche) Kapazität und Lebensdauer. Während jedoch die unvermeidliche, aber letztendlich stattfindende Entladung schon schlecht genug ist, sind die Auswirkungen von plötzlichen und unerwarteten Batterie- bzw. Akku-Fehlfunktionen meist noch schlimmer. Daher ist die Abschätzung der verbleibenden Batterie- bzw. Akku-Energie in Echtzeit sowie die Berechnung der Lebensdauer eine nützliche Eigenschaft in tragbaren Systemen. Die erwartete Lebensdauer einer Batterie bzw. eines Akkus zu einem vorgegebenen Zeitpunkt entspricht exakt der verbliebenen Batterieladung dividiert durch den Laststrom:TB = QB /IB. Die Messung von IB ist leicht, aber auch QB wird benötigt, um die Batterie-Lebensdauer vorher zu sagen. Die einfachste Art und Weise um QB zu ermitteln besteht darin, diesen Wert zu schätzen, wobei die Ausgangsspannung der Batterie dabei als Basis dient. Unglücklicherweise ist die exakte Beziehung zwischen der Batteriespannung zum Ladezustand eine nichtlineare Funktion, die von vielen Parametern abhängt. Zu diesen Parametern gehören unter anderem die Anfangskapazität, die Temperatur, der Laststrom, die EntladungsHistorie, die Art der Batterie bzw. des Akkus (Alkali-Mangan, NiCd, NiMH, LiMnO2 etc.). Nichtsdestotrotz lässt sich eine nutzbare Annäherung von QB mit Hilfe eines einfachen linearen Modells erzie- 38 Bild 1: Diese Schaltung liefert am Ausgang eine Spannung zwischen 0 und 2,5 V, die proportional ist zur verbleibenden Batterie-Kapazität. Die Schaltung kann an verschiedene Batterie- bzw. Akkutypen angepasst werden. len, das von der Methode der kleinsten Quadrate abgeleitet wird. Die Ergebnisse werden an die tatsächlichen Entladungskurven verschiedener gängiger Batterie- bzw. Akkutypen angepasst. Die Schaltung in Bild 1 basiert auf dieser Alkali-Mangan: R1 = 12,2 kΩ x NCELLS LiMnO2: R1 = 16,8 kΩ x NCELLS NiCd: R1 = 6,83 kΩ x NCELLS Pb-Säure: R1 = 6,76 kΩ x NCELLS Idee. Sie stellt ein Ausgangssignal zwischen 0 und 2,5 V zur Verfügung, das zur geschätzten Restkapazität der Batterie proportional ist. Die Schaltung kann durch entsprechende Dimensionierung der Widerstände R1 und R2 an verschiedene Batteriespannungen und –typen angepasst werden. Damit ist es möglich, IQ von 50 bis 0 µA zu variieren, während die Batterieladung sich von 100% bis auf 0% verändert. Der Strom-SpannungsWandler A2 mit fester Verstärkung erzeugt dann die kalibrierte Ausgangsspannung. Die folgende Übersicht zeigt die nach der Methode der kleinsten Quadrate ermittelten Näherungswerte für R1/R2 bei vier der gängigsten Batterie-Chemietypen (normalisiert auf NCELLS = der Anzahl der Zellen in der Batterie; UR = 1,25 V = Referenzspannung). R2 = UR x R1 / (0,72 x NCELLS-1) R2 = UR x R1 / (1,85 x NCELLS-1) R2 = UR x R1 / (0,82 x NCELLS-1) R2 = UR x R1 / (1,43 x NCELLS-1) Die Umsetzung der geschätzten Batterieladung in die geschätzte Lebensdauer ist auf Grund der dafür nötigen arithmetischen Division der Ladung durch den Strom komplizierter. Bild 2 zeigt eine Möglichkeit, um diese Berechnung zu implementieren, indem man die Transimpedanz-Verstärkung von A2 variabel macht (umgekehrt proportional zu IB) statt sie wie in Bild 1 konstant zu halten. Schlüsselfaktor bei dieser Methode ist das Hinzufügen des digital gesteuerten Potentiometers DCP1 (ein Xicor X9511 PushPot). Im Betrieb passen die Komparatoren A3 elektronik industrie 01-2002 Bild 2: Die Überleitung von der geschätzten Batterieladung zur abgeschätzten Lebensdauer wird erreicht, indem man die Transimpedanz-Verstärkung von A2 variabel macht (umgekehrt proportional zu IB) statt sie wie in Bild 1 auf einen festen Wert zu setzen. und A4 die Spannung US über dem Laststrom-Sensor-Widerstand R4 an die Spannung des UL-Pins von DCP1 an. Wenn der Laststrom ansteigt, steuert A3 den Steuerungs-Pin PD (Dekrementieren) von DCP1 an. Damit wird der UW-Schlei- elektronik industrie 01-2002 fer einen Schritt auf den UL-Pin zu bewegt und RL sowie UI in Richtung Null getrieben. Wenn allerdings der Laststrom abfällt, dann steuert A4 den PU-Pin (Inkrementieren) des DCP1 an, so dass der Schleifer in Richtung UH und RL in Richtung 10 kΩ bewegt wird. Damit ergibt sich eine permanent arbeitende rückgekoppelte Schleife: RL = 10 kΩ x (1 - ILR4 / 0,05 V). Mit anderen Worten ausgedrückt heißt das, dass RL von 10 kΩ auf Null geht, wenn IL von 0 bis auf den Skalenendwert ansteigt, der über 0,05 V / R4 definiert ist. Auf Grund seiner internen Struktur sorgt DCP1 dafür dass RH = 10 kΩ - RL ist, so dass sich für RH folgender Wert ergibt: RH = 10 kΩ x ILR4/0,05 V.Weil die Transimpedanz-Verstärkung von A2 durch (R3)2 / RH bestimmt wird, ergibt sich für die Verstärkung die Abhängigkeit (R3)2/(10 kΩ x ILR4/0,05) ~10 kΩ /IL. Die Verstärkung von A2 ist somit umgekehrt proportional zu IL. Bei den hier gezeigten BauelementeWerten arbeitet Bild 2 mit einer Standard-Batterie des Typs Alkali-Mangan 9 V/500 mAh bei 100 mA < IB < 1 A. Gemeinsam erzeugen die Batterie und diese Schaltung eine Ausgangsspannung, die auf 1 V pro Stunde verbleibender Batterie-Lebensdauer abgestimmt ist. Bei passender Auswahl bzw. Dimensionierung der Widerstände R1 bis R4 lässt sich praktisch jede Batterie bzw. jeder Akku sowie jeder gewünschte Skalierungsfaktor realisieren. 701 XICOR Axel Kleinitz, Xicor GmbH, 85640 Putzbrunn 39 BAUELEMENTE STROMVERSORGUNG