Jule Philippi Einführung in die Generative Grammatik Lösungsvorschläge Studienbücher zur Linguistik, Bd. 12 ISBN 978-3-525-26548-2 » http://www.mediensprache.net/gg/ Lösungsvorschläge zu den Übungen Kapitel 2 .................................................................................................................... 2 Abschnitt 2.3 .......................................................................................................... 2 Abschnitt 2.5 .......................................................................................................... 4 Abschnitt 2.6 .......................................................................................................... 5 Abschnitt 2.7 .......................................................................................................... 8 Kapitel 3 .................................................................................................................. 13 Kapitel 4 .................................................................................................................. 16 Kapitel 5 .................................................................................................................. 17 Kapitel 6 .................................................................................................................. 19 Abschnitt 6.1 ........................................................................................................ 19 Abschnitt 6.2 ........................................................................................................ 24 Abschnitt 6.3 ........................................................................................................ 30 Abschnitt 6.4 ........................................................................................................ 33 Kapitel 7 .................................................................................................................. 36 Kapitel 8 .................................................................................................................. 38 Kapitel 9 .................................................................................................................. 43 Kapitel 2 Abschnitt 2.3 1.) Handelt es sich bei den Wortketten a) bis d) um Konstituenten des folgenden Satzes? Begründen Sie! Ferkel nimmt ein Bad. a) b) c) d) a) Ein Bad ist eine Konstituente. Dafür sprechen folgende Konstituententests: • • • • • • b) Ersetzungstest: Ferkel nimmt einen Mundvoll Honig. Pronominalisierungstest: Pu hat gestern ein Bad genommen und Ferkel nimmt es heute. Fragetest: Was nimmt Ferkel? Koordinationstest: Ferkel nimmt ein Bad und einen Mundvoll Honig. Topikalisierungstest: ein Bad nimmt Ferkel Parenthesentest: Ferkel nimmt – glaube ich – ein Bad. Ferkel nimmt ist keine Konstituente, denn es gibt keine Proform, durch die man Ferkel nimmt ersetzen kann. Auch kann man Ferkel nimmt nicht erfragen. nimmt ein Bad ist eine Konstituente. Das zeigen folgende Konstituententests: c) • • • • 2 ein Bad Ferkel nimmt nimmt ein Bad nimmt ein Ersetzungstest: Ferkel holt einen Luftballon. Pronominalisierungstest: Ferkel macht es. Fragetest: Was macht Ferkel? Koordinationstest: • Ferkel nimmt ein Bad und geht ins Bett. Parenthesentest: Ferkel – glaube ich – nimmt ein Bad. d) nimmt ein kann nicht erfragt, nicht koordiniert und nicht topikalisiert werden und ist deshalb keine Konstituente. 2.) Zerlegen Sie die folgenden Sätze in ihre Konstituenten: a) Pu entdeckt den Nordpol. b) Pu erfindet ein neues Spiel. c) Pu baut ein Haus. a) Pu entdeckt den Nordpol. Pu entdeckt den Nordpol entdeckt den Nordpol den b) Nordpol Pu erfindet ein neues Spiel. Pu erfindet ein neues Spiel erfindet ein neues Spiel ein neues Spiel neues c) Pu baut ein Haus. Pu baut ein Haus baut ein Haus ein Haus Spiel Abschnitt 2.5 1.) Schreiben Sie eine Phrasenstrukturgrammatik für die folgenden Sätze: a.) Der Maulwurf bewacht den kranken Kröterich. b.) Die Ratte schläft. c.) Pu schenkt I-Ah einen leeren Honigtopf. S → NP VP NP → Det N NP → Det NP NP → A NP NP → N VP → V VP → V N VP → V NP NP N → Maulwurf; Kröterich, Ratte, Pu, I-Ah, Honigtopf Det → der, den, die, einen V → schläft, bewacht, schenkt A → kranken, leeren 2.) Schreiben Sie ein Baumdiagramm für den folgenden Satz: Der Kröterich kauft einen gelben Wohnwagen. S NP VP Det N V Der Kröterich kauft NP Det einen 3.) NP A N gelbem Wohnwage Der folgende Satz ist mehrdeutig. Weisen Sie jeder Lesart einen Strukturbaum zu: Kaninchen trifft seine vielen Verwandten und Bekannten. 4 1.) S NP VP N V Kaninchen tifft NP Det seine NP Q1 vielen NP N Konj N Verw. und Bek. S NP VP N V Kaninchen tifft NP Det seine NP NP Q N. vielen Verw. Abschnitt 2.6 1.) Wie sieht der Lexikon-Eintrag für die folgenden Verben aus: a) b) c) d) 1 schlagen bekommen rennen bringen Q steht für Quantor. Konj. NP und N Bek. a) schlagen Argumentstruktur: θ-Raster: syntaktische Struktur: referenzieller Index: 1 2 PATIENS NP j AGENS NP i b) bekommen Argumentstruktur: θ-Raster: syntaktische Struktur: referenzieller Index: 1 REZIPIENT NP i 2 THEMA NP j c) rennen Argumentstruktur: θ-Raster: syntaktische Struktur: referenzieller Index: 1 AGENS NP i d) bringen Argumentstruktur: θ-Raster: syntaktische Struktur: referenzieller Index: 1 AGENS NP i 2 REZIPIENT NP / PP j 2 THEMA NP k 2.) Formulieren Sie das θ-Kriterium. Theta-Kriterium: a) Jedes Argument muss genau eine θ-Rolle erhalten. b) Jede θ-Rolle muss genau einem Argument zugewiesen werden. 3.) Die folgenden Satzstrukturen scheinen dem Theta-Kriterium zu widersprechen. a) b) c) Harry und Ron besuchen die maulende Myrte. Peeves bewirft Ron und Hermine mit Tintenfässern. Filch hasst und verachtet jeden Schüler. Finden Sie eine Lösung. Das Verb besuchen in (3a) weist zwei θ-Rollen zu: AGENS und BENEFIZIENT. Der Satz enthält aber drei NPs: Harry, Ron und die maulende Myrte. Der Satz 6 ist dennoch grammatisch, weil sie θ-Rolle AGENS in die Konjunktion Harry und Ron zugewiesen wird, die ihrerseits eine (komplexe) NP ist. Damit ist das θ-Kriterium nicht verletzt. Ebenso wird in (3b) die θ-Rolle PATIENS an die komplexe NP Ron und Hermine zugewiesen. hasst und verachtet in (3c) wird als ein komplexes Verb analysiert, dass eine θ-Rolle EXPERIENCER und eine θRolle PATIENS zuweist. Der Satz enthält zwei NPs, Filch und jeden Schüler, an die diese θ-Rollen zugewiesen werden können. Damit ist der Satz grammatisch. 4.) Welche Beziehung besteht zwischen den folgenden Satzpaaren: i.) a) Harry öffnet die Tür. b) Die Tür öffnet sich. ii.) a) Snape kocht einen Zaubertrank. b) Der Zaubertrank kocht. iii.) a) Harry überlistet einen Drachen. b) Der Drache wird überlistet. Die Verben in den Beispielen (i – ii) haben jeweils zwei Lexikoneinträge. Zum einen nehmen sie zwei Argumente, denen sie die θ-Rollen AGENS (der Subjekt-NP) und THEMA (der Objekt-NP) zuweisen. Diese Verben liegen in den (a)-Beispielen vor. Zum anderen können sie als einstellige Verben realisiert werden, die nur eine θ-Rolle (THEMA) an die Subjekt-NP zuweisen. Diese Verben lieben in den (b)-Beispielen vor. In (iiia) liegt ein Aktiv-Verb vor, in (iiib) das entsprechende Passiv-Verb. Ein Passiv-Verb weist keine θRolle AGENS zu; die θ-Rolle THEMA erhält die Subjekt-NP . Die Beziehung zwischen (iiia) und (iiib) ist deshalb dieselbe wie in (i/iia) und (i/iib). 5.) Was sind Expletivpronomina? Expletivpronomina sind semantisch leere Pronomina, die in der SubjektPosition von Verben stehen, die keine θ-Rollen zuweisen (regnen, schneien, stürmen etc.). Dies schreibt das erweiterte Projektionsprinzip vor, das besagt, dass alle Sätze ein Subjekt enthalten müssen. In manchen Sprachen – z. B. im Englischen – muss das Expletivpronomen immer lexikalisiert werden (It rains. / *rains.) In anderen Sprachen (z. B. im Lateinischen) ist auch ein phonetisch leeres Expletivpronomen pro zugelassen (pluit = ‚Es regnet’.). 6.) Erklären Sie den Grammatikalitätsunterschied zwischen dem lateinischen und dem englischen Satz: a) Puellam amat. b) * loves a girl. Das Lateinische ist eine pro-drop-Sprache, d. h., es lässt ein phonetisch leeres Subjekt-Pronomen pro zu. Der Satz in (a) muss daher als wie folgt analysiert werden: pro puellam amat. Das Englische ist keine pro-drop-Sprache. Phonetisch leere Subjekte sind nicht erlaubt. Der Satz in (b) ist deshalb ungrammatisch. 7.) Was versteht man unter Topic-Drop? Geben Sie Beispiele. Man spricht von Topic-Drop, wenn ein Argument des Verbs durch ein phonetisch leeres Pronomen ersetzt wird. Das Pronomen muss sich aus dem verbalen oder nicht verbalen Kontext rekonstruieren lassen. Was tut Filch? ∅ schläft. Das Pronomen muss an die Satzspitze verschoben werden, andernfalls ist der Satz ungrammatisch. Was ist mit Dumbledore geschehen? Den / ∅ hat Snape getötet. Snape hat ihn /*∅ getötet. Abschnitt 2.7 Abschnitt 2.7.1 1.) Formulieren Sie das X-bar-Schema X-Bar-Schema: a) Jede Phrase hat einen Kopf. Der Kopf muss ein terminaler Knoten sein. b) Die Ebenen X, X’ und XP sind universal. c) Die Position des Kopfes in Relation zu seinen Komplementen ist sprachspezifisch verschieden. 2.) Zeichnen Sie Strukturbäume für folgende Ausdrücke. Was fällt Ihnen auf? a) b) c) d) 8 (weil Pu) heute I-Ah besucht hat. Ferkels Angst vor dem Heffalump (Pu ist) ziemlich stolz auf Ferkel. (Ferkel wohnt) nahe bei Pu. (a) VP (b) NP Spec V’ Spec N’ heute NP V Pu besucht hat Ferkels N Angst PP vor dem Heffalump (c) AP (d) PP Spec A’ Spec P’ nahe P NP bei Pu ziemlich A stolz PP auf Ferkel NP, VP, AP und PP weisen alle dieselbe interne Struktur auf. 3.) Erklären Sie den Gammatikalitätsunterschied: b) c) ein Freund von Pu, der gerne Disteln frisst *ein Freund, der gerne Disteln frisst, von Pu In (b) nimmt die PP, die eigentlich Komplement von N ist, die Adjunktposition ein; der Relativsatz, der eigentlich Adjunkt ist, wird in der Komplementposition realisiert. Der Satz ist deshalb ungrammatisch. Abschnitt 2.7.2 1.) Welche Argumente sprechen dafür, S als IP und S’ als CP zu interpretieren? S’ und S werden durch folgende Regeln erzeugt: S’ → C S S → NP VP Beide Kategorien widersprechen dem X-Bar-Schema. S’ ist eine Projektion von S. Dem X-Bar-Schema zufolge sollte S ein terminaler Knoten sein. Dies ist aber nicht der Fall. S hat zwei Töchter: NP und VP. NP und VP sind ebenfalls keine terminalen Knoten, somit hat auch S keine Tochter, die ein terminaler Knoten ist. In den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts wird der Knoten AUX durch I ersetzt. Auf I werden Hilfs- und Modalverben sowie die Flexionsendungen von Vollverben realisiert. I wird als Kopf von S an- genommen, das als IP analysiert wird. I weist in der Tat Merkmale auf, die an die Köpfe der anderen Phrasen V, N, A und P erinnern: Auf I werden die Merkmale [± AGR] (Kongruenz) und [± TNS] realisiert; diese übertragen sich von dort auf den ganzen Satz. Wenn I positiv für [± AGR] spezifiziert ist, liegt ein für [± AGR] positiv spezifizierter ein finiter Satz vor. Ist I für [± AGR] negativ spezifiziert, liegt ein infiniter Satz vor. Ist I für [± TNS] positiv spezifiziert, liegt ein für [± TNS] positiv spezifizierter Satz vor; ist I für [± TNS] negativ spezifiziert, ist auch der ganze Satz für [± TNS] negativ spezifiziert. Das entspricht dem Kopf-Vererbungsprinzip. Die auf I realisierten Elemente lassen sich nur mit bestimmten VPs kombinieren. Werden kann nur mit einer Infinitiv-VP stehen; haben und sein lassen nur partizipiale VPs als Komplemente zu. Flexionsmorpheme stehen nur mit einem Verbstamm. Das erinnert an die Subkategorisierungseigenschaften von Verben oder Präpositionen, die ihre Kombinierbarkeit mit bestimmten Komplementen regeln. Auch C weist Merkmale auf, die an die Köpfe der anderen Projektionen erinnert. Auf C wird das Merkmal [± Wh] (Fragesatz) realisiert, das von dort auf die ganze Phrase übertragen wird. Ist C für [± Wh] positiv spezifiziert, liegt ein Fragesatz vor; ist C für [± Wh] negativ spezifiziert, liegt kein Fragesatz vor. Dies entspricht dem Kopf-Vererbungsprinzip. Zudem weisen die auf C realisierten Elemente subkategoriale Eigenschaften auf. um lässt sich zum Beispiel nur mit infiniten Sätzen kombinieren, dass nur mit finiten. 2.) Zeichnen Sie einen Strukturbaum für folgende Sätze: a) Chemluth liebt Fredda. b) (Blaubär fragt sich) ob er den Gallertprinzen wiedertrifft. c) (Das Publikum jubelt),weil Blaubär den Stollentroll besiegt. (a) IP Spec I’ Chemluth I VP -t V’ 10 V DP lieb- Fredda (b) CP C’ C IP ob Spec I’ er I VP -t V’ DP V den Gallertprinzen wiedertrifft (c) CP C’ C IP weil Spec I’ Blaubär I VP -t V’ DP V den Stollentroll besiegt 3.) Welche funktionalen und welche lexikalischen Kategorien gibt es? Lexikalische Kategorien: Funktionale Kategorien: V, N, A, P C, I, Agr., D, (Q) 4.) Worin unterscheiden sich lexikalische von funktionalen Kategorien? • Wörter von diesem Typ bedeuten etwas; • sie bezeichnen Personen, Länder, Dinge (N), Aktionen wie geben, lachen, trinken (V) oder Eigenschaften wie grün, klein (A). Lexikalische Kategorien Funktionale Kategorien • Sie bilden offene Klassen, d. h., es • können immer neue Wörter hinzukommen. • V, N und A können verschiedene • Phrasen als Komplement nehmen. Subkategorisierung ist ein wortspezifisches Merkmal: Subkategorisierungseigenschaften werden deshalb im Lexikon festgelegt. Elemente von diesem Typ haben keine Bedeutung und weisen keine θ-Rollen zu. Vielmehr legen sie grammatisch relevante Informationen wie Tempus, Definitheit und Kongruenzmerkmale fest. Elemente von dieem Typ bilden eine geschlossene Klasse von Elementen. Neue Is, Cs und Ds entstehen erst nach jahrzehnte- oder jahrhundertelangem Sprachwandel. Elemente von diesen Typ lassen nur jeweils eine Kategorie als Komplement zu. 5.) Zeichnen sie Strukturbäume zu den folgenden Strukturen. Was fällt Ihnen auf? a) Blaubär fürchtet die Waldspinnenhexe. b) Blaubärs Furcht vor der Waldspinnenhexe (a) IP Spec I’ Blaubär I VP [+AGR] V’ [+TNS] V DP -t fürchtet die Waldspinnenhexe 12 (b) DP Spec D’ Blaubär- D NP [+AGR] N’ [+POSS] N PP -s Furcht vor der Waldspinnenhexe IP und DP weisen dieselbe interne Struktur auf. 6.) Welche Argumente sprechen dafür und welche dagegen, Präpositionen zu den funktionalen Kategorien zu zählen? Präpositionen haben einige Eigenschaften mit funktionalen Kategorien gemeinsam: • Präpositionen sind weder für [±N] noch für [±V] positiv spezifiziert. • Präpositionen bilden eine geschlossene Klasse. • Präpositionen selegieren nur eine Kategorie als Argument: N. Präpositionen haben aber auch eine lexikalische Bedeutung. Diese Eigenschaft haben sie mit den lexikalischen Kategorien gemeinsam; sie spricht dagegen, sie als funktionale Kategorien zu charakterisieren. Kapitel 3 1.) Begründen Sie, warum der Subjektkasus von I zugewiesen wird. Nominativsubjekte kommen nur in finiten Sätzen vor. In infiniten Sätzn sind sie ungrammatisch. Es sind die Eigenschaften des I-Kopfes, die festlegen, ob ein Satz finit oder infinit ist. Also muss es der I-Kopf sein, der dem Subjekt den Kasus zuweist. 2.) Was sind ECM-Konstruktionen? ECM (Exceptional Case Marking)-Verben haben die besondere Eigenschaft, dass sie in ihr Satzkomplement hineinregieren können und der DP in der Spec IP-Position von außen Kasus zuweisen können. 3.) Betrachten Sie die folgenden Beispielsätze. Wie bekommen die DPs ihren Kasus? a) b) c) d) e) Ron liebt Hermine. Harry liebt die Schwester seines besten Freundes. Die Schüler leben in einem Schloss. Harry sieht Filch schlafen. Hermine hält Professor Trelawney für eine Schwindlerin. (a) Der I-Kopf weist der DP Ron ihren Kasus (Nominativ) zu. Der V-Kopf liebt weist der DP Hermine ihren Kasus (Akkusativ) zu. (b) Der I-Kopf weist der DP Harry ihren Kasus (Nominativ) zu. Der V-Kopf liebt weist der DP die Schwester ihren Kasus (Akkusativ) zu. Der N-Kopf Schwester weist der DP seines besten Freundes den Kasus (Genitiv) zu. (c) Der I-Kopf weist der DP die Schüler ihren Kasus (Nominativ) zu. Der P-Kopf in weist der DP einem Schloss den Kasus (Dativ) zu. (d) Der I-Kopf weist der DP Harry den Kasus Nominativ zu. Das Verb sieht ist ein ECM-Verb. Es kann deshalb in infinite die IP Filch schlafen hineinregieren und dem Satzsubjekt Filch in [Spec IP] den Kasus (Akkusativ) zuweisen. (e) Der I-Kopf weist der DP Hermine den Kasus (Nominativ) zu. Das Verb hält nimmt eine Small Clause zum Komplement, die die Projektion eines funktionalen Kopfes Agr ist. Agr kann in seine [Spec-Position keinen Kasus zuweisen. Der Satz ist grammatisch, weil die DP Professor Trelawney in [Spec AgrP] ihren Kasus (Akkusativ) vom Verb 4.) Die Sätze (a-c) sind grammatisch, die in (d-f) nicht. Erklären Sie, warum. a) b) c) d) e) f) Harry sieht Filch schlafen. Harry hält Professor Binns für einen Schnarchsack. Harry prefers for Snape to resign. *Harry sieht, dass Filch schlafen. *Harry hält dass Professors Binns einen Schnarchsack. *Snape to resign Harry prefers. In (d) interveniert der C-Kopf dass zwischen dem ECM-Verb sieht und der Subjekt-DP Filch. Diese steht in der [Spec IP]-Position des eingebetteten Satzes. In der Position kann sie aber keinen Kasus erhalten, weil der I-Kopf für [±AGR] negativ spezifiziert ist, deshalb „schwach“ ist und nach [Spec IP] keinen Kasus zuweisen kann. Die DP erhält keinen Kasus. Der Satz verletzt den Kasusfilter und ist deshalb ungrammatisch. 14 In (e) interveniert der C-Kopf dass zwischen dem Verb hält und der SubjektDP Professor Binns des eingebetteten Satzes. Professor Binns einen Schnarchsack ist eine Small Clause, also eine AgrP. Der Kopf Agr ist „schwach“ und kann nach [Spec Agr] keinen Kasus zuweisen. Die DP Professor Binns steht in einer Position, in der ihr kein Kasus zugewiesen werden kann. Der Satz verletzt den Kasusfilter und ist deshalb ungrammatisch. In (f) wurde der Infinitivsatz an die Satzspitze verschoben. Die Subjekt-DP des Infinitivsatzes steht in einer Position, in der sie keinen Kasus bekommen kann. Sie ist nicht adjazent zu der DP prefers, die dies im Prinzip könnte. Die IP selbst ist für [±AGR] negativ spezifiziert, deshalb „schwach“ und kann nach [Spec IP] keinen Kasus zuweisen. Der Satz verletzt den Kasusfilter und ist deshalb ungrammatisch. 5.) Betrachten Sie die englischen und lateinischen Beispielsätze und erklären Sie die Grammatikalitätsunterschiede: a) Cornelia serpentem in horto Schlange-Akk in Garten-Abl Cornelia sieht im Garten eine Schlange. Cornelia in horto serpentem videt. Cornelia sees a snake in the garden. *Cornelia sees in the garden a snake. Cornelia-Nom b) c) d) videt. sieht Latein Englisch Im Englischen müssen anders als im Lateinischen Kopf und Komplement adjazent sein, d. h., das Komplement muss direkt neben dem Kopf realisiert werden. Dies ist in (4d) nicht der Fall. Der Satz ist deshalb ungrammatisch. 6.) Warum sind die Strukturen (a) , (b) und (c) grammatisch, nicht aber (d)? a) b) c) d) Harry believes that Dobby is honest. Harry’s believe that Dobby is honest. Harry believes Dobby to be honest. *Harry’s believe Dobby to be honest (d) ist ungrammatisch, weil die Subjekt-DP des Infinitivsatzes in einer Position steht, in der sie keinen Kasus erhält. Der I-Kopf des Infinitivsatzes ist für [± AGR] negativ spezifiziert und kann deshalb nach [Spec IP] keinen Kasus zuweisen. Der N-Kopf, von dem der Infinitivsatz abhängt, kann im Englischen ebenfalls keinen Kasus zuweisen. Der Satz verletzt den Kasusfilter. Kapitel 4 1.) Welches sind die drei Prinzipien der Bindungstheorie? Prinzip A: Prinzip B: Prinzip C: Eine Anapher muss in ihrer Rektionskategorie gebunden sein. Ein Pronomen muss in seiner Rektionskategorie frei sein. Ein referenzieller Ausdruck (R-Ausdruck) muss überall frei sein. 2.) Welcher Knoten c-kommandiert B? Welcher F? Warum kann D F nicht ckommandieren? A B C E D F G H I E c-kommandiert B. G c-kommandiert F. D kann F nicht c-kommandieren, weil der nächsthöhere Knoten, der D dominiert (B), F nicht dominiert. 3.) Bestimmen Sie die Referenzmöglichkeiten der Anaphern und Pronomina in den folgenden Sätzen: a) b) c) d) Lupin sagt, dass er ein Werwolf ist. Er sagt, dass Lupin ein Werwolf ist. Harry glaubt, dass Gilderoy sich mag. Harry glaubt, dass Gilderoy ihn mag. Das Pronomen er in (a) kann auf Lupin oder eine andere Person (Greyback u. a.) verweisen. Das Pronomen er in (b) kann nicht auf Lupin verweisen. Das Reflexivpronomen sich in (c) muss mit Gilderoy koindiziert werden. Das Pronomen ihn in kann mit Harry koindiziert werden, kann aber auch auf eine andere Person verweisen. 16 4.) Erklären Sie die Grammatikalitätsunterschiede in den folgenden Sätzen: a) b) c) d) e) f) g) h) Gilderoyi findet sichi toll. *Gilderoyi findet ihni toll. Eri findet Gilderoyj toll. *Eri findet Gilderoyi toll. Herminei bewundert Gilderoysj Bücher über sich selbstj. *Herminei bewundert Gilderoysj Bücher über sich selbsti. Gilderoyi bewundert die Bücher über sich selbsti. *Gilderoyi bewundert die Bücher über ihni. (b) ist ungrammatisch, weil ihn ein Pronomen ist, das innerhalb seiner Rektionskategorie frei sein muss. Es darf mit keiner DP innerhalb des Satzes koindiziert werden. In (b) liegt eine Verletzung des Prinzips B der Bindungstheorie vor. (d) ist ungrammatisch, weil Gilderoy ein R-Ausdruck ist. R-Ausdrücke dürfen innerhalb desselben Satzes nicht gebunden sein. (d) verletzt Prinzip C der Bindungstheorie. (f) ist ungrammatisch, weil sich selbst eine Anapher ist, die innerhalb ihrer Rektionskategorie gebunden sein muss. sich selbst ist mit der DP Hermine koreferent, welche außerhalb der Rektionskategorie (die DP Gilderoys Bücher über sich selbst) liegt. Der Satz verletzt Prinzip A der Bindungstheorie. (h) ist ungrammatisch, weil ihn ein Pronomen ist, das in seiner Rektionskategorie frei sein muss. Die Rektionskategorie des Pronomens kann aber nicht die DP die Bücher über ihn sein, weil diese kein Subjekt enthält. Die nächsthöhere mögliche Rektionskategorie ist der ganze Satz. (h) verletzt deshalb Prinzip B der Bindungstheorie. Kapitel 5 1.) Welche Argumente sprechen dafür, in der folgenden Struktur ein phonetisch leeres PRO als Subjekt des Infinitivsatzes anzunehmen? Harry freut sich, Hagrid zu besuchen. Das Verb besuchen weist zwei θ-Rollen zu: AGENS und BENEFIZIENT. Gäbe es in dem Infinitivsatz kein Subjekt, so könnte das Verb seine externe θ-Rolle nicht vergeben und würde somit das θ-Kriterium verletzen. Ein subjektloser Satz würde zudem das erweiterte Projektionsprinzip verletzen, das vorschreibt, dass Sätze grundsätzlich ein Subjekt haben müssen. Überdies wird auch im eingebetteten Satz intuitiv ein Subjekt mitverstanden. Phonetisch leere Kategorien sind in der Grammatik nichts Ungewöhnliches; in der Flexionsmorphologie kommen sogenannte 0-Morpheme vor; in flexionsreichen Sprachen gibt es das phonetisch leere Subjekt pro. 2.) Erklären Sie den Grammatikalitätsunterschied in den folgenden Strukturen: a) b) c) d) Snape befiehlt Harry, sein Buch über Zaubertränke zu holen. *Snape befiehlt Harry, er sein Buch über Zaubertränke zu holen. *Snape befiehlt Harry, dass PRO sein Buch über Zaubertränke holt. Snape befiehlt Harry, dass er sein Buch über Zaubertränke holt. (b) ist ungrammatisch, weil die Subjekt-DP des eingebetteten Satzes einer Position steht, in der sie keinen Kasus erhalten kann. Der Satz ist für [±AGR] negativ spezifiziert; der I-Kopf kann deshalb nach [Spec IP] keinen Kasus zuweisen. Das Verb befiehlt ist kein ECM-Verb; es nimmt eine CP und keine IP zum Komplement und kann nicht nach [Spec IP] hineinregieren. Der Satz verletzt den Kasusfilter. Das Pronomen PRO in (c) steht in einer Position, in der es einen Kasus erhält. Der eingebettete Satz ist für [±AGR] positiv spezifiziert. Der I-Kopf kann deshalb nach [Spec IP] Kasus zuweisen. Kasuszuweisung erfolgt unter Rektion. PRO ist aber nur in unregierten Positionen zugelassen. Das besagt das PROTheorem. (c) verletzt das PRO-Theorem und ist deshalb ungrammatisch. 3.) Leiten Sie das PRO-Theorem aus den Prinzipien der Bindungstheorie ab. PRO ist eine pronominale Anapher, d. h., PRO ist sowohl für das Merkmal [± anaphorisch] als auch für das Merkmal [± pronominal] positiv spezifiziert. Nach Prinzip A der Bindungstheorie müssen Anaphern in ihrer Rektionskategorie gebunden sein; nach Prinzip B müssen Pronomina in ihrer Rektionskategorie frei sein. Wie kann PRO in seiner Rektionskategorie gleichzeitig gebunden und frei sein? Der Widerspruch wird aufgehoben, wenn man annimmt, dass PRO überhaupt keine Rektionskategorie hat. Dies ist in der Tat der Fall: PRO ist nur in Positionen zugelassen, die nicht regiert sind. Eine Kategorie, die nicht regiert ist, hat keine Rektionskategorie. Daraus folgt das PRO-Theorem: PRO muss unregiert sein. 4.) Was versteht man unter Subjektkontrolle, was unter Objektkontrolle. Erläutern Sie anhand von Beispielen. Wenn das Subjekt des Hauptsatzes das PRO-Subjekt des eingebetteten Satzes kontrolliert, spricht man von Subjektkontrolle. Beispiel: Harryi verspricht Hermine, PROi Hagrid zu besuchen. Wenn das Objekt des Hauptsatzes das PRO-Subjekt des eingebetteten Satzes kontrolliert, spricht man von Objekt-Kontrolle. Beispiel: Harry überredet Herminei, PROi Hagrid zu besuchen. 18 5) Bestimmen Sie die Referenzmöglichkeiten von PRO in den folgenden Sätzen. Worin unterscheiden sich (a) und (b)? a) b) Harry findet es sinnvoll, [PRO Hausaufgaben zu machen]. Harry hat keine Lust, [PRO Hausaufgaben zu machen]. In (a) liegt ein arbiträres PRO vor. D. h., PRO kann sich auf Harry beziehen oder aber auf eine unbestimmte Person. Man sagt auch, dass Harry PRO optional kontrolliert. In (b) kann sich PRO nur auf Harry beziehen. Man sagt auch, dass Harry PRO obligatorisch kontrolliert. 6) Warum kann das PRO im folgenden Satz nicht mit Hermine koreferent sein? Hermines Kater versucht, PRO Rons Ratte zu fangen. Es gibt eine konfigurationale Beschränkung für Kontrolle: Der Kontrollierer muss PRO c-kommandieren. PRO wird jedoch nicht von der DP Hermine ckommandiert, die in der [Spec DP]-Position des Subjekts des Hauptsatzes realisiert wird, sondern nur von der ganzen DP Hermines Kater. Kapitel 6 Abschnitt 6.1 1.) Warum sind die folgenden englischen Sätze ungrammatisch? a) b) c) *It was killed Medusa. *It was rewarded Philemon. *It was loved Io. Passivverben können keinen Kasus zuweisen. Die Objekt-DPs in (a), (b) und (c) stehen in einer Position, in der sie keinen Kasus erhalten. Die Sätze verletzen den Kasusfilter. 2.) Was ist die D-Struktur und was die S-Struktur der folgenden Sätze? Zeichen Sie Strukturbäume. Wie bekommen die DPs Kasus? Wie werden ihnen θRollen zugewiesen? a) b) c) Polyphem wird geblendet. Orpheus scheint Eurydike zu lieben. Hera scheint beleidigt zu sein. (a) D-Struktur: IP Spec I’ e I VP wird V’ DP V Polyphem geblendet S-Struktur: IP 20 Spec I’ Polyphemi I VP wird V’ DP V ti geblendet (b) D-Struktur IP Spec I’ e I VP -t V’ V IP schein- Spec I’ Orpheus I VP [-AGR] Eurydike zu lieben [-TNS] S-Struktur IP Spec I’ Orpheusi I VP -t V’ V IP schein- Spec I’ ti I VP [-AGR] Eurydike zu lieben [-TNS] (c) D-Struktur IP Spec I’ e I VP -t V’ V IP schein- Spec I’ e I VP [Passiv] V’ DP V Hera beleidigt zu sein S-Struktur: IP Spec Herai I’ I VP -t V’ V IP schein- Spec I’ ti I VP [Passiv] V’ V 22 DP V t’ beleidigt zu sein 3.) Was besagt Burzios Generalisierung? a) b) Verben, die keine externe θ-Rolle vergeben, weisen keinen strukturellen Kasus zu. Verben, die keinen strukturellen Kasus zuweisen, vergeben keine externe θ-Rolle. 4.) Erklären Sie die Syntax der folgenden Sätze. Argumentieren Sie auf der Basis von Burzios Generalisierung und UTAH. a) b) c) d) Die Sonne schmilzt den Schnee. Der Schnee schmilzt. Johann stürzt den Baum ins Wasser. Der Baum stürzt ins Wasser. Die Verben schmilzt und stürzt in (b) und (d) weisen ihren den Subjekt-DPs dieselbe θ-Rolle zu, die auch die Verben in (a) und (c) ihren Objekten zuweisen: THEMA. Die Hypothese der uniformen Theta-Zuweisung besagt, dass dieselbe thematische Rolle auf der D-Struktur immer in dieselbe Position zugewiesen werden muss. Die Verben in (b) und (d) weisen zudem keine θ-Rolle an die Subjekt-Position zu. Burzios Generalisierung zufolge können sie demnach an die Objekt-Position keinen Kasus zuweisen. Das bedeutet, dass die Subjekt-DPs der Schnee und der Baum in der D-Struktur die Objekt-Position einnehmen müssen. Von dort müssen sie aber in eine andere Position weiterbewegt werden, damit der Kasusfilter nicht verletzt wird. Die einzige Kasusposition, die in Frage kommt, ist die Subjekt-Position, die ihrerseits keine θPosition ist. 5.) Untersuchen Sie anhand der Tests, welches ergative und welches unergative Verben sind. a) b) c) d) e) ertrinken erkranken träumen verblühen landen Perfekt: a) b) c) d) e) Sie *hat / ist ertrunken. Sie *hat / ist erkrankt. Sie hat / * ist geträumt. Sie *hat / ist verblüht. Sie *hat / ist gelandet. Ergativ Ergativ Unergativ Ergativ Ergativ Partizip II: a) b) c) d) e) die ertrunkenen Kühe die erkrankte Lehrerin *das geträumte Kind die verblühte Blume ?das gelandete Flugzeug Ergativ Ergativ Unergativ Ergativ Ergativ Unpersönliches Passiv: a) *Es wird ertrunken. b) *Es wird erkrankt. c) Es wird geträumt. d) *Es wird verblüht. e) *Es wird gelandet. Ergativ Ergativ Unergativ Ergativ Ergativ Substantivierung auf -er: a) *Ertrinker b) *Erkranker c) Träumer d) *Verblüher e) *Lander Ergativ Ergativ Unergativ Ergativ Ergativ Abschnitt 6.2 1.) Stellen Sie die D-Struktur und die S-Struktur der folgenden Sätze dar: a) b) c) d) 24 Wer hat Dumbledore getötet? Wen hat Dobby gewarnt? Welchem Schüler hat Moody geholfen? Welchen Brief an Filch hat Harry gelesen? (a) D-Struktur: CP Spec C’ C IP Spec I’ Wer I VP hat Dumbledore getötet S-Struktur CP Spec C’ Weri C hatj IP Spec I’ ti I VP tj Dumbledore getötet (b) D-Struktur CP Spec C’ C IP Spec I’ Dobby I hat VP V’ DP V wen gewarnt S-Struktur: CP Spec C’ weni C hatj 26 IP Spec I’ Dobby I VP tj V’ DP V ti gewarnt (c) D-Struktur: CP Spec C’ C IP Spec I’ Moody I hat VP V’ DP V welchem Schüler geholfen S-Struktur: CP Spec C’ welchem Schüleri C hatj IP Spec I’ Moody I VP tj V’ DP V ti geholfen D-Struktur: CP Spec C’ C IP Spec I’ Harry I VP hat V’ DP V welchen Brief an Filch gelesen S-Struktur: CP Spec C’ Welchen Brief C an Filchi hati 28 IP Spec I’ Harry I VP tj V’ DP V t gelesen 2.) Welches sind die Unterschiede zwischen DP-Bewegung und Wh-Bewegung? 1 2 3 4 A-Bewegung (DP-Bewegung) Der Landeplatz ist eine A-Position ([Spec IP]) DP-Spuren sind kasusunmarkiert. Die DP-Spur ist eine Anapher, die in ihrer Rektionskategorie gebunden sein muss. DP-Bewegung ist ein lokaler Prozess. A’-Bewegung (Wh-Bewegung) Der Landeplatz ist eine A’-Position ([Spec CP]). Wh-Spuren sind kasusmarkiert. Die Wh-Spur ist eine Variable, die innerhalb der Domäne ihres Operators frei sein muss. Wh-Bewegung ist ungebunden. 3.) Was besagt die Subjazenz-Bedingung? Eine Konstituente kann nicht über mehr als zwei Grenzknoten hinweg bewegt werden. Grenzknoten sind IP und DP. 4.) Warum sind die folgenden Sätze ungrammatisch? a) b) c) *Welchen Brief an Filch glaubst du wer hat gelesen? *Wer glaubst du welchen Zaubertrank hat getrunken? *An wem sagt Neville wer hat den Beinklammerfluch ausgeübt? Um in ihre Zielposition; die [Spec CP]-Position des Matrixsatzes, zu gelangen, müssen die Wh-Phrasen zwei IP-Knoten überschreiten: den IP-Knoten des eingebetteten und den IP-Knoten des Matrixsatzes. Das ist der SubjazenzBedingung zufolge verboten. Die einzige Möglichkeit, die Sätze zu „retten“ bestünde darin, die Wh-Phrasen welchen Brief, wer und an wem in der [Spec CP]-Position des jeweiligen eingebetteten Satzes „zwischenlanden“ zu lassen. Die [Spec CP] –Positionen sind aber schon durch andere Wh-Phrasen besetzt. Die Ungrammatikalität der Sätze ist auf eine Subjazenz-Verletzung zurückzuführen. 5.) Wie unterscheiden sich das Deutsche und das Italienische im Bezug auf die Subjazenz-Bedingung? Im Deutschen sind IP und DP Grenzknoten, im Italienischen CP und DP. 6.) Erklären Sie den Grammatikalitätsunterschied zwischen den folgenden Sätzen: a) b) Wem glaubst du, dass Molly einen Heuler geschickt hat? *Wer glaubst du, dass Tante Petunia einen Heuler geschickt hat? Das ECP besagt, dass Spuren streng regiert sein müssen. Eine Spur ist dann streng regiert, wenn ihr Regens eine lexikalische Kategorie ist oder aber wenn es ein Antezedens gibt, das sie bindet. In (a) regiert das Verb geschickt die Objekt-Spur. Verben sind lexikalische Kategorien; die Spur ist damit streng regiert. Der Satz gehorcht dem ECP und ist damit grammatisch. In (b) regiert der Complementizer dass die Subjekt-Spur. Complementizer sind nicht lexikalische, sondern funktionale Kategorien. Prinzipiell käme auch die Spur in [Spec CP] als Regens in Frage. Der Minimalitätsbedingung zufolge zählt aber bei mehreren möglichen Regenten immer nur dasjenige Element, das der Spur am nächsten ist. Der Complementizer dass blockiert die Rektionsbeziehung zwischen den Spuren. Damit ist die Subjektspur nicht streng regiert; der Satz verletzt das ECP und ist ungrammatisch. Abschnitt 6.3 1.) Geben Sie je zwei Beispiele für Verb-Erst, Verb-Zweit und Verb-End-Sätze. Wählen Sie möglichst unterschiedliche Satztypen. Verb-Erst: Stürzt Gollum in den Schicksalsberg? Stürzt Gollum einfach in den Schicksalsberg! Wäre Gollum nur nicht in den Schicksalsberg gestürzt! Stürzt Gollum in denSchicksalsberg, wird Saurons Macht gebrochen sein. Was ist mit Gollum geschehen? Ist in den Schicksalbsberg gestürzt. Verb-Zweit: Gollum stürzt in den Schicksalsberg. Gollum stürzt in den Schicksalsberg? Dann stürzt Gollum in den Schicksalsberg. Wer stürzt in den Schicksalsberg? Als stürze Gollum in den Schicksalsberg. Gollum möge in den Schicksalsberg stürzen. Verb-Letzt: weil Gollum in den Schicksalsberg stürzt. 2.) Gliedern Sie die Sätze. Gebrauchen Sie das topologische Modell. a) b) c) d) e) 30 Trelawney hat Greyback eine Kristallkugel auf den Kopf geworfen. Hat Trelawney Greyback eine Kristallkugel auf den Kopf geworfen? Wirf Greyback eine Kristallkugel auf den Kopf! Eine Kristallkugel hat Trelawney Greyback auf den Kopf geworfen. Harry sieht, dass Trelawney Greyback eine Kristallkugel auf den Kopf wirft. Vorfeld Trelawney r. Satzkl. wirft Hat Wirf dass Mittelfeld eine Kristallkugel auf den Kopf. T. G. eine Kristallkugel auf den Kopf G. eine Kristallkugel auf den Kopf! T. G. eine Kristallkugel auf den Kopf l. Satzkl. Nachfeld geworfen? wirft. 3.) Welches ist die D-Struktur und welches die S-Struktur der folgenden Sätze? a) b) Ron liebt Hermine. Harry hat Cho geküsst. (a) D-Struktur: CP Spec C’ C IP Spec I’ Ron I VP -t V’ DP S-Struktur: V Hermine liebCP Spec C’ Roni C liebtj IP Spec I’ ti I VP t’j V’ DP DP Hermine tj (b) D-Struktur: CP Spec C’ C IP Spec I’ Harry I VP -t V’ S-Struktur: DP V Cho geküsst hab CP Spec C’ Harryi C hatj IP Spec I’ ti I VP t’j V’ DP V Cho geküsst t 4.) Was spricht dafür, die Verb-End-Struktur als die Zugrundeliegende anzunehmen? Viele Verbformen werden diskontinuierlich gebildet. Nur der finite Teil des Verbs erscheint in der Verb-Zweit-Position. Der nicht-finite Teil (Infinitive oder Partizipien) oder auch abtrennbare Partikeln stehen in der Verb-EndPosition. Man sagt auch, dass nur der finite Teil nach C bewegt wird, die nicht finiten Teile verbleiben in der Basisposition. 32 a) b) c) Der Richter wird den Kröterich einsperren. Der Richter hat den Kröterich eingesperrt. Der Richter sperrt den Kröterich ein. 5.) Warum sind die folgenden Sätze ungrammatisch? a) b) *dass Ron hat sich von Lavender getrennt. *Ron dass sich von Lavender getrennt hat. In (a) wird das Hilfsverb hat nach C bewegt, obwohl diese Position schon von dem Complementizer dass besetzt ist. Es kann aber nur jeweils ein Element in einer Position realisiert werden. In (b) wird die Subjekt-DP nach [Spec CP] bewegt. In C ist aber nicht ein Verb, sondern ein Complementizer realisiert. Dieser Bewegungsprozess ist laut Grewendorf (1988) nur dann erlaubt, wenn in C ein flektiertes Element realisiert ist. Im Standarddeutschen sind Complementizer – anders als im Bairischen – nicht flektiert. Abschnitt 6.4 1.) Warum hat in der folgenden Struktur kein Scrambling stattgefunden? weil Filch das Zaubern schwerfällt. Das Verb schwerfallen ist ein ergatives Verb. Die DP das Zaubern befindet sich in ihrer D-strukturellen Position, nämlich in der Komplement-Position des Verbs. Sie erbt ihren Kasus von einem phonetisch leeren Expletivpronomen in der Subjekt-Position. 2.) Zeichen Sie einen Baum für die folgende Satzstruktur weil Hagrid die Eule Harry geschenkt hat. weil Hagrid VP2 DP Harry VP1 Spec V’ die Eule DP t V geschenkt hat 3.) Welche Argumente sprechen dafür, Scrambling als einen Fall von DPBewegung zu analysieren? Geben Sie Beispiele. Fanselow (1990) zeigt, dass sich Scrambling-Spuren – ebenso wie Spuren von DP-Bewegung – wie Anaphern verhalten. Anaphern müssen innerhalb der kleinsten CP gebunden sein, die die Anaphern selbst, ihr Regens und ein Subjekt enthält. Fanselow macht dies am Beispiel von ECM-Konstruktionen. Subjekte von ECM-Konstruktionen können im Matrix-Satz gebunden sein. Ebenso ist es möglich, das Subjekt einer ECM-Konstruktion an die Matrix-IP zu scrambeln: weil Frodoi [sichi singen] hört. weil sichi Frodoi [ti singen] hört. Objekt-Anaphern können auch in einer ECM-Konstruktion nicht außerhalb des Satzes gebunden sein. Genauso können Objekte aus ECM-Konstruktionen nicht an die Matrix-IP gescrambelt werden. *weil Gollumi [Bilbo sichi bestehlen] lässt. *weil Gollumi Gandalf [Bilbo ti bestehlen] lässt. Die Beschränkung gilt aber nur, wenn das Subjekt bereits auf der D-Struktur vorhanden ist – d. h., dass Objekte von ergativischen und Passivstrukturen sehr wohl an die Satzspitze bewegt werden können: weil Frodoi [sichi ein Stück Lembas schmecken] lässt. weil sichi Frodoi [ti ein Stück Lembas schmecken] lässt. 4.) Welche Argumente sprechen dagegen, Scrambling als einen Fall von WhBewegung zu analysieren? Geben Sie Beispiele. 34 Es gibt zwar viele Gemeinsamkeiten zwischen Scrambling und Wh-Bewegung, aber auch viele Unterschiede: Wh-Bewegung ist Bewegung nach [Spec CP]. Es gibt nur eine [Spec CP]Position. Deshalb kann nur jeweils ein Element dorthin bewegt werden. Liegt eine multiple Wh-Frage vor, müssen alle anderen Wh-Phrasen in situ bleiben. *Ich frage ich, wem was Gollum abgebissen hat. Demgegenüber ist mehrfaches Scrambling möglich: Ich hoffe, dass Frodo den Ring niemand wegnehmen wird. Scrambling ist nur innerhalb von IP möglich (Generalisierung 1): *weil [IP Sauroni [IP ich glaube [CP dass jeder Bewohner von Mittelerde ti fürchtet]]] Das trifft gilt nicht für Wh-Bewegung zu: Weni ließ Gandalf [Sam ti begleiten]? Weni glaubt Gandalf [CP dass jeder Bewohner von Mittelerde ti fürchtet?] Es ist verboten, eine Phrase über den Bereich des nächsthöheren Subjekts hinauszuscrambeln (Generalisierung 7): *weil ihni Gandalf [Sam ti begleiten] ließ. Auch diese Beschränkung gilt nicht für Wh-Phrasen: Generalisierung 4 besagt, dass gerade Wh-Phrasen nicht gescrambelt werden dürfen: Wemi hat [IP Elrond ti welchen Hinweis gegeben]? ??Wemi hat [IP welchen Hinweisj [IP Elrond ti tj gegeben]]? 5.) Was spricht dafür, Scrambling-Strukturen als basisgeneriert anzunehmen? Ein wesentliches Argument dafür, Scrambling als einen basisgenerierten Prozess anzunehmen, liegt in den sogenannten Ökonomie-Prinzipien, denen zufolge Bewegung nur dann erlaubt ist, wenn sie motiviert ist, d. h., wenn ein grammatisches Prinzip verletzt wird, wenn sie nicht stattfindet. Dies ist bei den Bewegungsprozessen, die wir bisher kennengelernt haben, gegeben. Wenn in Passiv- und Anhebungskonstruktionen keine DP-Bewegung stattfindet, wird der Kasusfilter verletzt. Wh-Bewegung findet statt, weil die Wh-Phrase für das Merkmal [+Wh] spezifiziert ist, das in [Spec CP] lizensiert werden muss. Scrambling hingegen ist ein optionaler Prozess, der nur aus stilistischen Gründen stattfindet, aber nicht obligatorisch ist. Da Bewegung immer „Kosten“ verursachen, grammatische Prozesse aber so ökonomisch wie möglich sein sollen, ist es sinnvoll, Scrambling als einen basisgenerierten Prozess anzunehmen. 5.) Welchen Lexikon-Eintrag hat das Verb töten? töten: λy λx [x machen dass [y tot sein]] ⎢ ⎢ f2 d,f1 sem. Form synt. Form Kapitel 7 1.) Diskutieren Sie die Skopusverhältnisse in folgenden Sätzen: a) b) c) d) e) Alle Linguisten sollten zwei Fremdsprachen kennen. Zwei Fremdsprachen sollten alle Linguisten kennen. Every linguist should know two languages. Harry vergaß, wann er Dumbledore treffen sollte. Wann vergaß Harry, dass er Dumbledore treffen sollte. Im Deutschen findet Quantorenanhebung (Bewegung quantifizierter Ausdrücke nach [Spec CP]) bereits auf der S-Struktur statt. Man kann die Skopuseigenschaften von Sätzen schon auf der S-Struktur ablesen. In (a) hat der Allquantor Skopus über den quantifizierten Ausdruck zwei Fremdsprachen. (a) ist wahr, wenn es für jeden Linguisten zwei Fremdsprachen gibt, die er beherrscht. Das können verschiedene Fremdsprachen sein: Professor Müller kann Mbamba und Oiratisch, Professor Meyer kann Musgu und Moschi, Dr. Schmidt kann Ono und Manx. In (b) hat der quantifizierte Ausdruck zwei Fremdsprachen Skopus über die DP jeder Linguist. (b) ist deswegen nur dann war, wenn es zwei bestimmte Fremdsprachen gibt, die jeder Linguist kennt. Im Englischen findet Quantorenanhebung erst auf LF statt. (c) ist daher ambig und lässt sowohl die Lesart von (a) als auch die Lesart von (b) zu. In (d) hat die Wh-Phrase wann lediglich über den eingebetteten Satz Skopus. Harry hat nicht vergessen, dass er Professor Dumbledore treffen soll; er weis nur nicht mehr, wann das Treffen stattfinden soll. In (d) hat die Wh-Phrase Skopus über den ganzen Satz. Harry hat vergessen, dass er Dumbledore treffen soll und der Sprecher weiß nicht, wann es geschehen ist. 36 2.) Welches ist die S-Struktur und welches die LF der folgenden Sätze: a) b) Moody hat wen in ein Frettchen verwandelt? Wer hat wem die Nase abgebissen? (a) [CP Moody [C’ hat wen in ein Frettchen verwandelt]] [CP welches x [CP Moody [C’ hat y in ein Frettchen verwandelt]]] (b) [CPWer [C’hat wem die Nase abgebissen]] [CPWelches y [CP welches x [C’ x hat y die Nase abgebissen]]] 3.) Erklären Sie, warum im folgenden Satz die DP every punk nicht Skopus über some guy haben kann: Some guy expects that every punk is a criminal. Die Lesart hätte die folgende LF-Repräsentation: *for every punk y, there is some guy x, such that x expects that y is a criminal. Die quantifizierte DP wird aus einem complementizereingeleiteten Satz extrahiert. Die Spur wird vom I-Kopf regiert, der kein strenges Regens ist. Die LF-Repräsentation verletzt das ECP und ist damit ungrammatisch. 4.) Erklären Sie, warum im folgenden Satz die quantifizierte DP every car keinen weiten Skopus über some policeman haben kann: Some policeman expects for Mr. Oat to steal every car. Die Lesart hat die folgende LF-Repräsenation: *Für jedes Auto y gilt: Es gibt einen Polizisten x, für den gilt: x glaubt, dass der Kröterich y stiehlt. In der generativen Grammatik geht man davon aus, dass sich Spuren von Quantorenanhebung auf LF wie Anaphern verhalten. Das bedeutet, dass sic in ihrer Rektionskategorie gebunden sein müssen. In der LF-Repräsentation ist die Spur des quantifizierten DP (der eingebettete Satz) nicht gebunden. Die LF-Repräsentation verletzt Prinzip A der Bindungstheorie und ist damit ungrammtisch. Kapitel 8 1.) Erklären Sie die Ungrammatikalität der folgenden Wh-Frage: *Wen glaubst du das Gerücht, wer in ein Frettchen verwandelt hat? Die Wh-Phrase hat die folgende S-Struktur: [CP Weni glaubstk [IP du tk [VP t’’i [VP kj [DP das Gerücht [CP werj [IP tj Barriere Barriere BC [VP t’i [VP ti in ein Frettchen verwandelt hat ]]]]]]]]]] Schritt2 Schritt 1 Die Wh-Phrase wen adjungiert zunächst an die VP des eingebetteten Satzes. In der [Spec CP]-Position des eingebetteten Satzes kann sie nicht zwischenlanden, weil diese bereits durch die Wh-Phrase wer besetzt ist. Deshalb muss sie von der an die VP des eingebetteten Satzes adjungierten Position gleich an die VP des MatrixSatzes adjungieren. Dabei überquert sie die IP des eingebetteten Satzes. Diese ist nicht L-markiert und deshalb eine blockierende Kategorie. Danach überquert sie die CP. Diese ist eine Barriere durch Vererbung, denn sie dominiert unmittelbar eine blockierende Kategorie. Außerdem ist sie nicht L-markiert, denn der N-Kopf weist ihr keine θ-Rolle zu. Damit ist sie schon „von sich aus“ eine Barriere. Danach überquert sie die NP/DP. Diese wird vom Verb glauben L-markiert und ist deshalb keine blockierende Kategorie. Sie ist aber dennoch eine Barriere, weil sie die CP dominiert, die eine Barriere ist. Damit ist sie durch Vererbung ebenfalls eine Barriere. Die Wh-Phrase quert auf dem Weg aus der an die VP des eingebetteten Satzes adjungierten Position in die Position, die an die VP des Matrix-Satzes adjungiert ist, zwei Barrieren und eine blockierende Kategorie. Der SubjazenzBedingung zufolge darf bei einem Bewegungsprozess nur eine Barriere überschritten werden. Die Subjazenz-Bedingung ist also verletzt. Der Satz ist ungrammatisch. 2.) Erklären Sie den Grammatikalitätsunterschied in den folgenden Strukturen: *Wen glaubst du, wer in ein Frettchen verwandelt hat? Wen will Moody wann in ein Frettchen verwandeln? (a) leitet sich wiefolgt ab: 38 (a) *[CPWeni glaubstk [IP du tk [VP ti [VP tk [CP werj [IP tj Barriere [VP ti [VP ti in ein Frettchen verwandelt hat]]]]]]]] Barriere Schritt 2 Schritt 1 Im ersten Schritt wird die Wh-Phrase wen an die VP des eingebetteten Satzes adjungiert. In [Spec CP] kann sie nicht „zwischenlanden“, weil diese Position bereits durch die Wh-Phrase was besetzt ist. Deshalb wird sie im zweiten Schritt an die VP des Matrix-Satzes adjungiert. Dabei überquert sie die IP des eingebetteten Satzes. Diese ist nicht L-markiert und deshalb eine blockierende Kategorie. Da es sich um eine finite IP handelt, ist sie außerdem – als eine sprachspezifische Besonderheit des Deutschen – eine Barriere. Die Wh-Phrase überquert außerdem die CP. Diese wird zwar vom Verb glauben L-markiert; sie ist aber dennoch eine Barriere per Vererbung, weil sie die IP dominiert. Die Wh-Phrase überschreitet also auf dem Weg von der an die VP des eingebetteten Satzes adjungierten Position in die Position, die an die VP des Matrix-Satzes adjungiert ist, zwei Barrieren. Damit ist die SubjazenzBedingung verletzt. Der Satz ist ungrammatisch. (b) [CPWeni willk [IP Moody tk [VP ti [VP tk [CP wannj [IP PRO Barriere [VP ti [VP ti in ein Frettchen verwandeln] tj]]]]]]]] Schritt 2 Schritt 1 Im ersten Schritt wird die Wh-Phrase wen an die VP des eingebetteten Satzes adjungiert. In [Spec CP] kann sie nicht „zwischenlanden“, weil diese Position bereits durch die Wh-Phrase wann besetzt ist. Deshalb wird sie im zweiten Schritt an die VP des Matrix-Satzes adjungiert. Dabei überquert sie die IP des eingebetteten Satzes. Diese ist nicht L-markiert und deshalb eine blockierende Kategorie, aber keine Barriere, da sie nicht finit ist. Danach überquert sie die CP. Diese wird zwar vom Verb glauben L-markiert; sie ist aber dennoch eine Barriere per Vererbung, weil sie die IP dominiert. Die Wh-Phrase überschreitet also auf dem Weg von der an die VP des eingebetteten Satzes adjungierten Position in die Position, die an die VP des Matrix-Satzes adjungiert ist, eine Barrieren. Damit ist die Subjazenz-Bedingung noch nicht verletzt. Der Satz ist grammatisch. 3.) Erklären Sie den Grammatikalitätsunterschied in den folgenden Strukturen: a) *Weni weißt du die Schule, in der Moody ti in ein Frettchen verwandelt hat? **Woi kennst du den Jungen, den Moody ti in ein Frettchen verwandelt hat? b) In beiden Sätzen adjungiert die Wh-Phrase was zunächst an die eingebettete VP. In einem zweiten Schritt wird Wh-Phrase aus der an die eingebettete VP adjungierten Position in die Position bewegt, die an die Matrix-VP adjungiert ist. In der [Spec CP]-Position des eingebetteten Satzes kann sie nicht zwischenlanden, weil diese bereits durch die PP in der bzw. die DP den besetzt ist. Auf ihrem Weg in die Matrix-VP überschreitet die Wh-Phrase die eingebettete finite IP, die eine Barriere ist. Als Nächstes überschreitet sie die CP, die per Vererbung ebenfalls eine Barriere ist. Die CP ist ein Relativsatz und ist als solcher nicht θ-markiert. Sie ist also schon von Haus aus eine Barriere und überträgt diese Eigenschaft an die dominierende NP/DP. In beiden Sätzen überschreitet die Wh-Phrase drei Barrieren. Der Grammatikalitätsunterschied beruht auf einer ECP-Verletzung in (b). (b) erhält folgende S-Struktur (i) und LF-Repräsentation (ii): i) **[CP Woi kennstk [IP du t’k [VP ti [VP tk [DP den Jungen [CP denj [IP Moody [VP tj [VP ti[VP tj ti in ein Frettchen verwandelt hat]]]]]]]]]]? [+γ] ii) **[CP Woi kennst [IP du [VP t’i [VP [DP den Jungen [CP denj [+γ] Barriere Barriere [IP Moody [VP tj [VP ti in ein Fretchen verwandelt hat]]]]]]]]] Barriere [-γ][+γ] Auf der S-Struktur wird zunächst die Spur des Relativpronomens den γmarkiert. Sie erhält das Merkmal [+γ], denn sie wird durch das Verb verwandelt θ-regiert. Auf LF werden die Spuren der Wh-Phrase wo γ-markiert (33b). Als eine Spur in einer Adjunkt-Position ist sie nicht θ-regiert und muss deshalb antezedens-regiert sein. Die Zwischenspur t’i in der an die Matrix-VP adjungierten Position ist kein mögliches Regens. Sie ist durch drei Barrieren (DP, IP und CP) und eine blockierende Kategorie IP von der Spur in der Basisposition getrennt und kann die Spur in der Basisposition deshalb nicht antezedens-regieren. Die Spur in der Basisposition erhält deshalb das Merkmal [-γ]. Die Spur t’i ist von der Wh-Phrase in der [Spec CP]-Position korrekt antezedens-regiert und erhält das Merkmal [+γ]. Da aber die Spur in der Basisposition [-γ] ist, ist das ECP in nicht erfüllt. 40 (a) hingegen erhält folgende S-Struktur: *[CP Weni weißtk [IP du t’k [VP ti [VP tk [DP die Schule [CP in derj [IP Moody [tj [VP ti [VP tj ti in ein Frettchen verwandelt hat]]]]]]]]]]? [+γ] ii) *[CP Wasi weißt [IP du [VP [DP die Schule [CP in derj [IP Moody [VP tj [VP tj ti in ein Frettchen verwandelt hat]]]]]]]]? [+γ][+γ][+γ] i) In (32a) wird die Spur der Wh-Phrase wen in ihrer Basisposition durch das Verb verwandelt θ-regiert. Ihr wird deshalb das Merkmal [+γ] zugewiesen, das sie auf LF beibehält. Alle anderen Spuren werden nicht auf der S-Struktur, sondern auf LF γ-markiert, weil sie nicht in einer Argument-Position stehen. Die Spur der PP in der wird von der Zwischenspur in der an die eingebettete VP adjungierten Position antezedens-regiert. Dies ist möglich, weil zwischen der Spur und der Zwischenspur keine Barrieren liegen. Die Zwischenspur wird von der PP in der eingebetteten [Spec CP]-Position antezedens-regiert. Zwischen der Spur und ihrem Antezedens liegt einzig die IP, die für Rektion von außerhalb keine Barriere ist. D. h. auch die Spur der PP in der erhält das Merkmal [+γ]. Das ECP ist damit erfüllt. Betrachten Sie nun die S-Struktur (33a) und die LF-Repräsentation (33b) von (29b): 4.) Erklären Sie den Grammatikalitätsunterschied zwischen den folgenden Strukturen: a) b) Wasi geht Harry in der Winkelgasse [ti besorgen]? *Woi geht Harry in die Winkelgasse [ ti Bücher kaufen]? In beiden Sätzen liegt eine leichte Subjazenz-Verletzung vor, denn die WhPhrase überquert auf ihrem Weg in die Ziel-Position eine Barriere (die eingebettete CP) und zwei blockierende Kategorien (die eingebettete und die Matrix-IP). (b) verletzt zusätzlich das ECP. ?[CP Woi gehtj [IP Harry tj [VP t’’’i [VP in die Winkelgasse tj [CP t’’i [IP [+γ] [-γ] BC Barriere PRO [VP t’i [VP ti arbeiten ]]]]]]]] [+γ] [+γ] Weil die eingebettete CP nicht L-markiert und deshalb eine Barriere ist, kann die Spur t’’i in der an die Matrix-VP adjungierten Position Spur t’i in [Spec CP] nicht antezedens-regieren. t’i wird deshalb für [-γ] spezifiziert. Das ECP schreibt vor, dass alle Spuren auf LF streng regiert sein müssen. Dies ist nicht gegeben. Der Satz ist ungrammatisch. 5.) Erklären Sie den Grammatikalitätsunterschied zwischen den folgenden Strukturen: a) b) *This is a paper which reading would be interesting. **This is a pencil with which drawing would be a pleasure. In (a) wird das Relativpronomen which aus der Objekt-Position des Verbs read zunächst an die dominierende VP adjungiert. In einem zweiten Schritt wird es nach [Spec CP] bewegt. Dabei quert es die DP. Diese trägt eine θ-Rolle, die ihr aber nicht direkt vom Verb zugewiesen wird. Sie ist also nicht L-markiert und deshalb eine Barriere. Die IP dominiert die DP unmittelbar und ist deshalb per Vererbung ebenfalls eine Barriere. Das Relativpronomen kreuzt also zwei Barrieren und verletzt damit die Subjazenz-Bedingung. Die Spur des Relativpronomens in der Basisposition wird von dem Verb reading lexikalisch regiert; sie wird für das Merkmal [+γ] spezifiziert. Dieses Merkmal behält sie auf LF bei: i) *[DP a paper [CP whichi [IP [DP PRO [VP t’i[ VP reading ti]]] Barriere Barriere Schritt 2 Schritt 1 [+γ] would be interesting. ii) *[DP a paper [CP whichi [IP [DP PRO [VP reading ti]]] would be [+γ] interesting. Die Adjunkt-Phrase with which wird zunächst an die dominierende VP adjungiert und von dort nach [Spec CP] weiterbewegt. Dabei überschreitet sie zwei Barrieren, nämlich DP und IP. Damit ist die Subjazenz-Bedingung verletzt. Die γ-Markierung von Adjunkt-Spuren findet erst auf LF statt. Die Spur der Adjunkt-Phrase wird in ihrer Basisposition von der Spur t’i in der an VP adjungierten Position antezedens-regiert und bekommt deshalb das Merkmal [+γ]. Die Spur t’i kann von der Wh-Phrase with which nicht antezedens-regiert werden, denn zwischen der Phrase und der Spur liegen zwei Barrieren. Damit erhält die Spur das Merkmal [-γ]. Das ECP ist verletzt. Weil (b) nicht nur die Subjazenz-Bedingung, sondern auch das ECP verletzt, ist die Struktur ungrammatischer als die in (a). i.) [DP a pencil [CP with whichi [IP [DP PRO [VP t’i [VP drawing ti]]] Barriere Barriere Schritt 2 Schritt 1 would be a pleasure ii) [DP a pencil [CP with whichi [IP [DP PRO[VP t’i [VP drawing ti] [-γ] would be a pleasure 42 [+γ] Kapitel 9 1.) Wie werden die folgenden Sätze deriviert? a) b) c) weil Neville Nagini enthauptet hat. dass Harry das Schwert von Gryffindor gefunden hat. weil Severus Lily geliebt hat. (a) wird aus der folgenden Numeration gebildet: {<weil, 1>, <Neville, 1>, <Nagini, 1>, <enthauptet>, <hat,1>} In einem ersten Schritt entnimmt die Operation Select der Numeration das Verb enthauptet, das ein Nomen im Akkusativ zum Komplement nimmt und das Nomen Nagini, das für Akkusativ spezifiziert ist, und setzt deren Indices auf 0. Aus den beiden Lexemen bildet die Operation Merge eine verbale Projektion V’. Da das Verb das Kopfmerkmal [+ Part(izip)] trägt, ist auch die Projektion V’ für [+Part] spezifiziert. Das Verb enthauptet hat noch ein weiteres Merkmal – ein Spezifikatormerkmal. Dieses besagt, dass das Verb ein Subjekt braucht, das im Nominativ steht. Um dieses Merkmal zu befriedigen, projiziert V’ zu VP und stellt somit eine Spezifikator-Position zur Verfügung. Nun sucht die Operation Select in der Numeration nach einem Lexem, das in diese Position eingesetzt werden kann. Das einzige Lexem, das hierfür in Frage kommt, ist das Nomen Neville, das für [+ Nom] spezifiziert ist. Die Operation wählt das Nomen aus der Numeration und setzt dessen Index auf 0. In der Numeration stehen nun noch zwei Lexeme, deren Indices noch auf 1 stehen: hat und weil. Die Operation Select entnimmt deshalb der Numeration das Lexem hat. Dieses ist ein Hilfsverb und wird deshalb von I dominiert. Hat nimmt eine VP zum Komplement, die für [+Part] spezifiziert ist. Das Hilfsverb hat und die VP können sich deshalb zu einer Kategorie I’ verbinden. Auch das Hilfsverb hat das Spezifikator-Merkmal [+Nom], d. h., es braucht ein Subjekt im Nominativ. I’ projiziert deshalb zu IP, damit das Subjekt in der [Spec IP]-Position realisiert werden kann. In der Numeration befindet sich aber kein Element mehr, das das Merkmal [+Nom] trägt und als Subjekt fungieren könnte. Für die Derivation gibt es noch einen „letzten Ausweg“ (last resort). Dieser besteht darin, ein Element auszuwählen, das sich bereits in der Derivation befindet und das nach [Spec IP] bewegt werden muss. Das einzige Element, das hierfür in Frage kommt, ist das Nomen Neville. Der Bewegungsprozess verläuft wie folgt: Das zu bewegende Element wird kopiert und an seine neue Position bewegt. Sobald die Operation stattgefunden hat, wird die Kopie in der Basisposition gelöscht. Zurück bleibt eine Spur t. Schließlich entnimmt die Operation Select der Numeration das Lexem weil. weil ist ein Complementizer, der ein Komplement-Merkmal [+finit] aufweist. Das bedeutet, dass er eine finite IP zum Komplement nimmt. Auch das Lexem hat, das auf dem Kopf der IP realisiert wird, ist für [+finit] spezifiziert und reicht dieses Merkmal an die IP weiter. Der Complementizer und die IP können deshalb gemergt werden. Die Numeration ist damit aufgebraucht; die Derivation ist beendet. (b) leitet aus der folgenden Numeration ab: {<dass, 1>, <Harry, 1>, <das, 1>, <Schwert>, <von, 1>, <Gryffindor>, <gefunden, 1>, <hat,1<} Zunächst entnimmt die Operation Select der Numeration den Determinator das und das Nomen Schwert, die beide im Akkusativ stehen, und setzt deren Indices auf 0. Die Operation Merge fügt die beiden Lexeme zu einer DP zusammen. Dann entnimmt Select der Numeration das Lexem von und setzt dessen Index auf 0. von nimmt ein Nomen im Dativ als Komplement. Das einzige Lexem in der Numeration, das als Komplement von von in Frage kommt, ist das Nomen Gryffindor, das für [+ Dat] spezifiziert ist. Die Operation Merge fügt die Präposition und das Nomen zu einer PP zusammen und adjungiert diese an die DP das Schwert. Dadurch wird der kategoriale Status der DP nicht verändert, ebenso wenig die Merkmale, für die die DP spezifiziert ist. Sodann entnimmt die Operation Select der Numeration das Verb gefunden, das eine DP im Akkusativ zum Komplement nimmt, und setzt dessen Index auf 0. Das Verb und die DP verbinden sich via Merge zu einer Projektion V’. Da das Verb das Kopfmerkmal [+ Part(izip)] trägt, ist auch die Projektion V’ für [+Part] spezifiziert. Das Verb gefunden hat noch ein weiteres Merkmal – ein Spezifikatormerkmal. Dieses besagt, dass das Verb ein Subjekt braucht, das im Nominativ steht. Um dieses Merkmal zu befriedigen, projiziert V’ zu VP und stellt somit eine Spezifikator-Position zur Verfügung. Nun sucht die Operation Select in der Numeration nach einem Lexem, das in diese Position eingesetzt werden kann. Das einzige Lexem, das hierfür in Frage kommt, ist das Nomen Harry, das für [+ Nom] spezifiziert ist. Die Operation wählt das Nomen aus der Numeration und setzt dessen Index auf 0. Nun entnimmt die Operation Select der Numeration das Lexem hat. Dieses ist ein Hilfsverb und wird deshalb von I dominiert. Hat nimmt eine VP zum Komplement, die für [+Part] spezifiziert ist. Das Hilfsverb hat und die VP können sich deshalb zu einer Kategorie I’ verbinden. Auch das Hilfsverb hat das Spezifikator-Merkmal [+Nom], d. h., es braucht ein Subjekt im Nominativ. I’ projiziert deshalb zu IP, damit das Subjekt in der [Spec IP]-Position realisiert werden kann. In der Numeration befindet sich aber kein Element mehr, das das Merkmal [+Nom] trägt und als Subjekt fungieren 44 könnte. Für die Derivation gibt es noch einen „letzten Ausweg“ (last resort). Dieser besteht darin, ein Element auszuwählen, das sich bereits in der Derivation befindet und das nach [Spec IP] bewegt werden muss. Das einzige Element, das hierfür in Frage kommt, ist das Nomen Harry. Der Bewegungsprozess verläuft wie folgt: Das zu bewegende Element wird kopiert und an seine neue Position bewegt. Sobald die Operation stattgefunden hat, wird die Kopie in der Basisposition gelöscht. Zurück bleibt eine Spur t. Schließlich entnimmt die Operation Select der Numeration das Lexem weil. weil ist ein Complementizer, der ein Komplement-Merkmal [+finit] aufweist. Das bedeutet, dass er eine finite IP zum Komplement nimmt. Auch das Lexem hat, das auf dem Kopf der IP realisiert wird, ist für [+finit] spezifiziert und reicht dieses Merkmal an die IP weiter. Der Complementizer und die IP können deshalb gemergt werden. Die Numeration ist damit aufgebraucht; die Derivation ist beendet. (c) leitet sich aus folgender Numeration ab: {<weil, 1>, <Severus, 1>, <Lily, 1>, <geliebt, 1>, <hat, 1} In einem ersten Schritt entnimmt die Operation Select der Numeration das Verb geliebt, das ein Nomen im Akkusativ zum Komplement nimmt und das Nomen Lily, das für Akkusativ spezifiziert ist, und setzt deren Indices auf 0. Aus den beiden Lexemen bildet die Operation Merge eine verbale Projektion V’. Da das Verb das Kopfmerkmal [+ Part(izip)] trägt, ist auch die Projektion V’ für [+Part] spezifiziert. Das Verb geliebt hat noch ein weiteres Merkmal – ein Spezifikatormerkmal. Dieses besagt, dass das Verb ein Subjekt braucht, das im Nominativ steht. Um dieses Merkmal zu befriedigen, projiziert V’ zu VP und stellt somit eine Spezifikator-Position zur Verfügung. Nun sucht die Operation Select in der Numeration nach einem Lexem, das in diese Position eingesetzt werden kann. Das einzige Lexem, das hierfür in Frage kommt, ist das Nomen Severus, das für [+ Nom] spezifiziert ist. Die Operation wählt das Nomen aus der Numeration und setzt dessen Index auf 0. In der Numeration stehen nun noch zwei Lexeme, deren Indices noch auf 1 stehen: hat und weil. Die Operation Select entnimmt deshalb der Numeration das Lexem hat. Dieses ist ein Hilfsverb und wird deshalb von I dominiert. Hat nimmt eine VP zum Komplement, die für [+Part] spezifiziert ist. Das Hilfsverb hat und die VP können sich deshalb zu einer Kategorie I’ verbinden. Auch das Hilfsverb hat das Spezifikator-Merkmal [+Nom], d. h., es braucht ein Subjekt im Nominativ. I’ projiziert deshalb zu IP, damit das Subjekt in der [Spec IP]-Position realisiert werden kann. In der Numeration befindet sich aber kein Element mehr, das das Merkmal [+Nom] trägt und als Subjekt fungieren könnte. Für die Derivation gibt es noch einen „letzten Ausweg“ (last resort). Dieser besteht darin, ein Element auszuwählen, das sich bereits in der De- rivation befindet und das nach [Spec IP] bewegt werden muss. Das einzige Element, das hierfür in Frage kommt, ist das Nomen Severus. Der Bewegungsprozess verläuft wie folgt: Das zu bewegende Element wird kopiert und an seine neue Position bewegt. Sobald die Operation stattgefunden hat, wird die Kopie in der Basisposition gelöscht. Zurück bleibt eine Spur t. Schließlich entnimmt die Operation Select der Numeration das Lexem weil. weil ist ein Complementizer, der ein Komplement-Merkmal [+finit] aufweist. Das bedeutet, dass er eine finite IP zum Komplement nimmt. Auch das Lexem hat, das auf dem Kopf der IP realisiert wird, ist für [+finit] spezifiziert und reicht dieses Merkmal an die IP weiter. Der Complementizer und die IP können deshalb gemergt werden. Die Numeration ist damit aufgebraucht; die Derivation ist beendet. 2.) Erklären Sie die Ungrammatikalität der folgenden Sätze: a) b) c) *Neville hat seine Kröte verlieren. *Die Gryffindors spielt gegen Slytherin. *Ron wird Hermine geheiratet. (a): Das Hilfsverb hat das nimmt ein Verb zum Komplement, das für [+ Part(izip)] spezifiziert ist, das Verb verlieren ist aber für [+ Inf(initiv)] spezifiziert. Die Merkmale [+ Part] und [+ Inf] können nicht getilgt und auf LF nicht getilgt werden. Die Derivation kollabiert. (b): Das Verb spielt hat das Spezifikator-Merkmal [+ Sg. (= Singular)]; die Subjekt-DP ist aber für [+ Pl(ural)] spezifiziert. Die Merkmale [+Sg.] und [+Pl.] können auf LF nicht interpretiert werden. Die Derivation kollabiert. (c): Das futurische Hilfsverb wird nimmt ein Verb zum Komplement, das für [+ Inf] spezifiziert ist; geheiratet ist aber für [+ Part] spezifiziert. [+ Inf] und [+ Part] können auf LF nicht interpretiert werden. Die Derivation kollabiert. 3.) Warum sind die folgenden Sätze grammatisch? a) b) Sich richtig einschätzen konnte Lockhart nie. Sich unterschätzt hat Ron schon immer. In beiden Fällen befindet sich in der Spezifikator-Position der vorangestellten VP die Spur des Subjekts, welches von [Spec VP] nach [Spec IP] weiterbewegt wurde. Die Spur enthält die gleichen Merkmale wie ihr Antezedens und kann die Anapher wie genauso wie ihr Antezedens binden. Prinzip A der Bindungstheorie ist damit erfüllt; der Satz ist grammatisch. 46 4.) Erklären Sie den Grammatikalitätsunterschied: a) b) c) d) John always eats chocolate. *John eats always chocolate. *Jean toujours mange du chocolat. Jean mange toujours du chocolat. Nimmt man an, dass Adverbien im Englischen und Französischen an die VP adjungiert werden, folgt daraus: Im Englischen sind die Flexionsmerkmale auf dem Verb schwach; sie dürfen erst auf LF nach AgrS angehoben werden. Das besagt das Verzögerungsprinzip Procrastinate, demzufolge koverte Bewegungsprozesse overten Bewegungsprozessen immer vorzuziehen sind. (b) ist ungrammatisch, weil das Verb zu früh angehoben wird. Im Französischen hingegen sind die Flexionsmerkmale auf dem Verb stark; das Verb muss deshalb schon vor Spell Out aus der VP heraus und nach AgrS angehoben werden. (c) ist ungrammatisch, weil der Bewegungsprozess, der vor Spell Out zu erfolgen hat, erst auf LF stattfindet. 5.) Erklären Sie den Grammatikalitätsunterschied: a) b) John introduced the guests to each other. *John introduced to each other the guests. Nach Larsson (1988) wird das indirekte Objekt eines Verbs in dessen Komplement-Position realisiert; das direkte Objekt steht in der SpezifikatorPosition von VP. VPs weisen komplexe Strukturen auf, die aus einer inneren VP-Schale und einer äußeren vp-Schale besteht. Der v-Kopf ist phonetisch leer und hat keinen oder nur schwachen semantischen Gehalt, sondern nur kausative Funktion (machen, tun, dass ...). In der Spezifikator-Position von vp befindet sich das (meist) agentivische Subjekt. In der Komplement-Position befindet sich die VP. Auf v wird ein starkes Merkmal (evtl. [+ transitiv]). V muss vor Spell Out nach v bewegt werden, um dieses Merkmal zu überprüfen. vp Spec v’ John v introduced VP Spec V’ the guests DP V to each t other Die Ungrammatikalität von (b) lässt sich mit Larssons Analyse leicht erklären. Die Anapher steht in einer Position, in der sie von ihrem Antezedenten nicht ckommandiert wird. Damit ist Prinzip A der Bindungstheorie verletzt; der Satz ist ungrammatisch. 48