MANAGEMENT Einkauf An der Mengenschraube drehen und sparen Beim Einkauf Kosten sparen – das geht nicht nur über den Preis. Auch die Bestellmenge kann optimiert werden. Unternehmen, die diese genau analysieren, können so viel Geld sparen. W elche Faktoren beeinflussen die Kosten für Materialien und Dienstleistungen? Spontan fällt den meisten Einkäufern der Preis ein – und vielleicht noch die Kosten für das Lagern und Warten der Beschaffungsobjekte. Aber auch die Bestellmenge bestimmt die Beschaffungskosten – eine Tatsache, die häufig unbeachtet bleibt. In vielen Einkaufsabteilungen überwiegt nämlich die Meinung, der Einkauf könne bei der Einkaufsformel „Einkaufskosten gleich Menge mal Preis“ nur die Preisseite angehen. Deshalb bleiben große Sparpotentiale ungenutzt. denn sein Einsatz setzt fast ausschließlich auf die Kooperationsbereitschaft der Mitarbeiter. So können z. B. in den Unternehmensbereichen die Kosten für Hardware und Instandhaltung transparent gemacht werden – in der Hoffnung, dass die Mitarbeiter zurückhaltender mit neuen Bestellungen umgehen. Der Autor Dr. Bernhard Höveler ist geschäftsführender Gesellschafter der Höveler Holzmann Consulting GmbH, Düsseldorf. Er unterstützt Firmen beim Identifizieren von Einsparpotentialen im Einkauf und beim Schaffen von Strukturen und Abläufen, die ein professionelles Beschaffungsmanagement ermöglichen. ■ E-Mail: [email protected] Tel.: 0211-55 789 447 Hebel zur Mengenoptimierung Um den Verbrauch von Materialien oder Dienstleistungen zu beeinflussen, stehen dem Beschaffungsmanagement sechs Hebel mit unterschiedlicher Durchschlagskraft zur Verfügung (siehe Grafik). Am Beispiel der Materialgruppe ITHardware lässt sich die Wirkungsweise der Mengenhebel leicht veranschaulichen: Ein Mittel, um die Einkaufsmenge zu reduzieren, ist das Intensivieren des Kostenbewusstseins im Unternehmen. Dieser Hebel zählt zu den schwächeren, Computern angehalten werden. Ebenfalls bewährt hat sich ein Verlängern der Anschaffungszyklen für die IT-Hardware von zum Beispiel drei auf vier Jahre. Optimierungen lassen sich auch über ein Reduzieren der eingekauften Hardware-Menge erzielen. Existieren zum Beispiel Serverkapazitäten an verschiedenen Standorten, Ein stärkeres Mittel ist das Verschärfen der Bedarfskontrolle, bei der höherrangigere Vorgesetzte als zuvor (zum Beispiel Hauptabteilungs- statt Abteilungsleiter) die Bestellungen für IT-Hardware genehmigen. Die Bestellmenge lässt sich außerdem über eine Bedarfssubstitution steuern. User, die bisher einen Laptop nutzen, aber kaum reisen, können beispielsweise zum Einsatz von preiswerteren Desktop- bleiben in der Regel Restkapazitäten ungenutzt. Eine Konsolidierung des Serverbestands schaff t hier Abhilfe. Die schärfste Waffe zum Eindämmen der Einkaufsmenge ist jedoch das Nutzen optimierter Technologien. Schaff t ein Unternehmen beispielsweise Kopiergeräte an, die auch Druckfunktionen erfüllen, kann es seinen Bedarf an Druckern drastisch reduzieren. Prozess des Mengenmanagements Um ein effektives Mengenmanagement zu etablieren, empfiehlt sich ein Vorgehen in zwei Phasen: Change-Management: So lässt sich der Einkaufsprozess verändern. 38 Phase I: Potentialanalyse Im ersten Schritt geht es um das Beantworten der „sechs W des Einkaufs“ (Wer kauft Was bei Wem zu Welchem Preis in Welcher Menge Wie häufig ein?). Ziel dieser Datenerhebung ist es, ein Verständnis dafür zu bekommen, technologie & management 02/2013 TM02_13.indd 38 18.03.13 15:03 MANAGEMENT wofür genau das Unternehmen sein Einkaufsvolumen verwendet. Hierfür ist es nicht hinreichend, pauschal das Einkaufsvolumen für IT-Hardware pro Lieferant zu erheben. Vielmehr sollte das Einkaufsvolumen Materialgruppen, Lieferanten und Unternehmenssparten zugeordnet werden. Dieser Ansatz ist aufwändig, bringt aber wichtige Detailerkenntnisse. Im zweiten Schritt gilt es, die aufgrund des Mengenmanagements erreichbaren Einsparpotentiale abzu- Der Einkauf der Zukunft reduziert auf intelligente die Beschaffungsmenge. schätzen. Dazu sind die Einkaufspraktiken, -vorschriften und Kontrollmaßnahmen im Unternehmen durch Interviews mit Bedarfsträgern aus verschiedenen Hierarchieebenen und Unternehmenssparten zu recherchieren und zu vergleichen. Hieraus lassen sich wiederum Anhaltspunkte für Einsparungen ableiten. Ihren Abschluss findet die Analyse des Einsparpotentials in der Priorisierung der Materialgruppen nach Höhe des möglichen Einsparvolumens und nach dem Schwierigkeitsgrad der entsprechenden Kostensenkungsinitiative. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das Festlegen einer Messlatte („Baseline“), an der die Höhe der erzielten Einsparungen abzulesen ist. Phase II: Konzeption und Umsetzung Damit eine fundierte Auswahl der Hebel für die Mengenoptimierung erfolgen kann, ist es wichtig, ein Verständnis dafür zu entwickeln, was die Treiber, also die Ursachen für die hohen Bestellmengen sind. Im Fall des PC-Einkaufs ist dies häufig die turnusgemäße Erneuerungsrate, die irgendwann von der IT-Abteilung festgelegt wurde. Da es oft eine Vielzahl von Mengentreibern gibt, erfordert ihr Identifizieren viel „investigative“ Detailarbeit. Sind die Mengentreiber erfasst, sollten alle sechs Hebel für jede Material- und Untergruppe auf ihre Anwendbarkeit hin abgeklopft werden. Dazu sollte das Unternehmen sowohl interne (durch einen Vergleich von Unternehmenssparten/Standorten) als auch externe Benchmarks (mittelsVergleich zu anderen Unternehmen) nutzen. Sind die Mengenhebel für jede Materialgruppe ausgewählt, kann die Umsetzung beginnen. Hierbei ist es erforderlich, die Einhaltung („Compliance“) der vereinbarten Kostensenkungen zu überwachen und zu überprüfen, ob die Art Einkaufsbudgets auch um die erzielten Einsparungen gekürzt werden. Change-Management Ein kritischer Faktor für den Erfolg der Mengenoptimierung besteht im „taking on board“ der Mitarbeiter. Auch eine Unterstützung seitens des Vorstands beziehungsweise der Geschäfts- leitung ist von großer Bedeutung. Die Unternehmensleitung sollte ihre Führungsaufgabe wahrnehmen und die Maßnahmen zur Mengenoptimierung kommunizieren und regelmäßig kontrollieren sowie bei Nichteinhaltung Sanktionen aussprechen. Nach Möglichkeit sollten alle Hierarchieebenen gleichermaßen an den Einsparmaßnahmen teilnehmen: Gehen die „oberen Etagen“ mit gutem Beispiel voran, erhöht dies die allgemeine Akzeptanz im Unternehmen. Fazit Um die notwendigen Einsparungen zu erzielen, sollte sich der Einkauf von seinem tradierten Denken – Kosten sparen alleine durch Preisoptimierungen – lösen und das Optimieren der Einkaufsmengen als gleichberechtigte Lösung in seine Einsparungsüberlegungen einbeziehen. Denn der Einkauf der Zukunft dreht nicht mehr nur an der Preisschraube, er reduziert auch auf intelligente Art die Beschaffungsmenge. Change-Management: So lässt sich der Einkaufsprozess verändern. technologie & management 02/2013 TM02_13.indd 39 39 18.03.13 15:03