Supertanker - Josef Kolb AG

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BL23 ‹Supertanker›, Zürich
Für die zwei Geschosse dieser Aufstockung
wurde eine einfache, einheitliche und
einprägsame Grossform gesucht, die mit dem
bestehenden Baukörper harmoniert und
mit der Umnutzung dem gesamten Gebäude
zu einer neuen Präsenz verhilft. Mit einer
grossen Auskragung zur Strasse und dem südseitigen Wegrücken von der Fassadenflucht
zugunsten einer Terrasse wurde eine einfache, rechteckige Grundform auf dem gestaffelten Altbau als Voraussetzung für
eine einfache und flexible Konstruktion erzielt.
Beim Bauauftrag handelte es sich um die
Umnutzung und Aufstockung eines bestehenden Lagergebäudes im citynahen Zürcher
Industriequartier Binz. Die ursprünglich reine
Industrienutzung wird seit geraumer Zeit
durch Dienstleistungsbetriebe verdrängt. Durch
den strukturellen Wandel des Quartiers
stehen attraktive und günstig zu mietende
Räumlichkeiten zur Verfügung.
Das Lagergebäude ist ein imposanter Backsteinbau aus den zwanziger Jahren mit vier
Geschossen und 100 m Gebäudelänge. Das
Erscheinungsbild ist durch Fensterreihen
und Brüstungen mit weissen Betonbändern
und Backsteinreihen stark horizontal betont
und durch vier vertikale Erschliessungstürme
gegliedert. Das allgegenwärtige Dampfermotiv und die formale Kraft der Detailausbildung führten wohl die heutigen Betreiber
des Gebäudes zum neuen Namen ‹Supertanker›.
Die erste Phase sah eine pragmatische und
kostengünstige Umnutzung der grossen
Lagerflächen in vielfältig, aber auch kleinteilig
nutzbare Büroflächen vor. Die bestehenden
Erschliessungen wurden unverändert übernommen und um das brandtechnisch Notwendige
ergänzt. Bezeichnenderweise liegt der neue
Haupteingang auf der Gebäuderückseite, weil
1828
die Strassenfront auf der ganzen Länge von
einer gedeckten Laderampe eingenommen
wird. Das Stützensystem und die strassenseitige
Fassade wurden im Hinblick auf eine spätere,
im Projekt noch nicht definierte zweigeschossige Aufstockung in Leichtbauweise verstärkt.
Die Gebäudetechnik und die Aufzugsanlagen,
auch der Aufzug für Kleintransporter, wurden
erneuert und einzelne Aufzüge für eine
Verlängerung in die Aufstockung vorbereitet.
Erst nach der Vollvermietung des Umbaus
wurde die Planung der Aufstockung beschlossen. Dazu verlangte die Bauherrschaft eine
maximale Ausnutzung, um eine rentable
Investition erzielen zu können, mit Mietzinsen,
die nicht wesentlich höher als diejenigen
des Umbaus lagen. Zusätzlich legten die vorinvestierte Verstärkung der Statik und das
enge Korsett der baugesetzlichen Bedingungen
(Dachgeschoss) den Spielraum für die Planung der Aufstockung fest. Von seiten der
Vermietung wurde ein flexibles Nutzungs- und
Erschliessungssystem mit einer kleinsten
Einheit von 50 m2 gefordert. Die Räume sollten schon als Rohbau benutz- und vermietbar
sein und der Endausbau Sache des Mieters
bleiben.
Ein einfaches zweigeschossiges Aufstocken
in den Konturen des Industriebaus war
aufgrund der baugesetzlichen Bedingungen
mit beschränkten Fassadenhöhen und
Dachgeschossregelungen nicht möglich. So ist
auch die Strassenfassade mit einer Neigung
von rund 48° ein eigentliches Schrägdach, das
den baugesetzlichen Spielraum maximal ausnützt.
Der 100 m lange und 23 m tiefe Baukörper der
Aufstockung wird mit zweigeschossigen
Schotten über dem bestehenden Stützenraster
von 6,36 m gegliedert. Quer verlaufende
Wandscheiben aus Massivholzplatten leiten
die Lasten auf den vorbereiteten, punktuellen
Raster ab. Kastenelemente für Geschossdecken
und Dachflächen sind zwischen die Scheiben
gespannt.
Im unteren der beiden Geschosse zieht sich
ein Korridor über die gesamte Gebäudelänge
und verbindet die beiden Haupttreppenhäuser. Bei jeder zweiten Schotte wurde eine
Stichtreppe mit Oberlicht zur Feinerschliessung
des Obergeschosses angeordnet. Aus brandschutztechnischen Gründen sind das untere
Geschoss und die Erschliessungen mit Gips bekleidet, während das obere Geschoss den
rohen Holzbau zeigt.
In der Westfassade ist der volle Querschnitt
verglast, im Osten ermöglicht eine Aussichtsplattform den Blick unter der Auskragung
hindurch auf die Stadt. Nach Süden kragt eine
Terrasse mit Abspannvorrichtungen aus Stahl
frei über das bestehende Flachdach aus, das
keine zusätzlichen Lasten aufnehmen konnte.
Die Fassade ist mit Schiebefenstern zur
Terrasse respektive zum Balkon voll verglast.
Die Nordseite ist von der Fassadenneigung
und von der 3,7 m weiten Auskragung geprägt.
In dieser Fläche wurden pro Achse je sechs
horizontal geteilte, grossflächige Klappfenster
angeordnet, die sich horizontal ausstellen
lassen. So werden die 23 m tiefen Räume des
oberen Geschosses durch die maximale
Raumhöhe von 4,5 m über die Südverglasung
und die vier Dachflächenfenster der Nordfassade in voller Tiefe mit Tageslicht versorgt.
Ein feingewelltes, rohes Aluminiumblech
bildet die Aussenbekleidung. Dieses Material
sorgt für den industriellen Charakter, zeigt
mit seinen Wellen eine ähnlich feine Körnigkeit
wie der Sichtbackstein des Lagerhauses und
knüpft an die Maschinenästhetik an, die im
neuen Namen mitschwingt.
4. Obergeschoss
5. Obergeschoss
6. Obergeschoss
20 m
1829
Querschnitt
20 m
Ort Binzstrasse 23, 8045 Zürich
Bauherrschaft Schweizerische Lebensversicherungsund Rentenanstalt, Zürich
Architektur Stücheli Architekten, Zürich;
Gesamtprojektleitung: Jean-Marc Fischer
Bauingenieur Gruner AG, Zürich
Bauphysik und Akustik Weber Energie und Bauphysik, Bern
Planer Heizung /Lüftung Todt Gmür + Partner AG, Zürich (Projekt),
Pfiffner AG, Zürich (Ausführungsplanung)
Planer Sanitär Neukom engineering ag, Adliswil
Planer Fassade Mebatech AG, Baden
Holzbauingenieur AG für Holzbauplanung, Rothenthurm; Stefan
Heinzer
Holzbau Estermann Holzbau AG, Sursee; Hubert Hecht
Materialien Konstruktionsholz: Rahmenbaukanteln 248 m3, Brettschichtholz 87 m3, dreischichtige Grossformatplatten 327 m3,
Blockholzplatten 538 m3; Gipsfaserplatten 12 348 m2
Baukosten BKP 2 CHF 10,96 Mio. (Aufstockung)
davon BKP 214 CHF 2,52 Mio. (Aufstockung)
Geschossfläche SIA 416 4360 m2 (Aufstockung)
Gebäudevolumen SIA 416 17 150 m3 (Aufstockung)
Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 639.– (Aufstockung)
Bauzeit Februar – Oktober 2007 (Aufstockung)
Fotograf Reinhard Zimmermann, Adliswil
1830
Dachaufbau von aussen:
Blecheindeckung mit Unterkonstruktion
Lattung 60 mm
Unterdachfolie
Kastenelement:
Dreischichtplatte 30 mm
Rippen 40 x 300 mm/Mineralwolldämmung
Dreischichtplatte 35 mm
Aufbau geneigte Aussenwand von innen:
Gipsfaserplatte 15 mm (nur 4. OG)
Rippenelement:
Dreischichtplatte 35 mm
Rippen 40 x 300 mm/Mineralwolldämmung
Gipsfaserplatte 15 mm
Unterdachfolie
Lattung 60 mm
Blecheindeckung mit Unterkonstruktion
Deckenaufbau von oben:
Bodenbelag
Zementunterlagsboden
Trennlage
Trittschalldämmplatte zweilagig
Trennlage
Kastenelement:
Dreischichtplatte 40 mm
Rippen 40 x 240 mm/Mineralwolldämmung 80 mm
Dreischichtplatte 40 mm
Federschienen auf Lattung 60 mm/Mineralwolldämmung
Gipsfaserplatte 15 mm
Fassadenschnitt
Bodenaufbau von oben:
Bodenbelag
Zementunterlagsboden
Trennlage
Trittschalldämmplatte zweilagig
Trennlage
Kastenelement:
Dreischichtplatte 35 mm
Rippen 40 x 220 mm/Mineralwolldämmung
Dreischichtplatte 35 mm
Hohlraum für Installationen 270–370 mm
Lignum
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Holzbulletin, März 2009
Herausgeber
Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich
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Verantwortlich
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Redaktion
Roland Brunner, Lignum,
Mélanie Pittet-Baschung und Denis Pflug,
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Gestaltung
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ISSN 1420-0260
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