BL23 ‹Supertanker›, Zürich Für die zwei Geschosse dieser Aufstockung wurde eine einfache, einheitliche und einprägsame Grossform gesucht, die mit dem bestehenden Baukörper harmoniert und mit der Umnutzung dem gesamten Gebäude zu einer neuen Präsenz verhilft. Mit einer grossen Auskragung zur Strasse und dem südseitigen Wegrücken von der Fassadenflucht zugunsten einer Terrasse wurde eine einfache, rechteckige Grundform auf dem gestaffelten Altbau als Voraussetzung für eine einfache und flexible Konstruktion erzielt. Beim Bauauftrag handelte es sich um die Umnutzung und Aufstockung eines bestehenden Lagergebäudes im citynahen Zürcher Industriequartier Binz. Die ursprünglich reine Industrienutzung wird seit geraumer Zeit durch Dienstleistungsbetriebe verdrängt. Durch den strukturellen Wandel des Quartiers stehen attraktive und günstig zu mietende Räumlichkeiten zur Verfügung. Das Lagergebäude ist ein imposanter Backsteinbau aus den zwanziger Jahren mit vier Geschossen und 100 m Gebäudelänge. Das Erscheinungsbild ist durch Fensterreihen und Brüstungen mit weissen Betonbändern und Backsteinreihen stark horizontal betont und durch vier vertikale Erschliessungstürme gegliedert. Das allgegenwärtige Dampfermotiv und die formale Kraft der Detailausbildung führten wohl die heutigen Betreiber des Gebäudes zum neuen Namen ‹Supertanker›. Die erste Phase sah eine pragmatische und kostengünstige Umnutzung der grossen Lagerflächen in vielfältig, aber auch kleinteilig nutzbare Büroflächen vor. Die bestehenden Erschliessungen wurden unverändert übernommen und um das brandtechnisch Notwendige ergänzt. Bezeichnenderweise liegt der neue Haupteingang auf der Gebäuderückseite, weil 1828 die Strassenfront auf der ganzen Länge von einer gedeckten Laderampe eingenommen wird. Das Stützensystem und die strassenseitige Fassade wurden im Hinblick auf eine spätere, im Projekt noch nicht definierte zweigeschossige Aufstockung in Leichtbauweise verstärkt. Die Gebäudetechnik und die Aufzugsanlagen, auch der Aufzug für Kleintransporter, wurden erneuert und einzelne Aufzüge für eine Verlängerung in die Aufstockung vorbereitet. Erst nach der Vollvermietung des Umbaus wurde die Planung der Aufstockung beschlossen. Dazu verlangte die Bauherrschaft eine maximale Ausnutzung, um eine rentable Investition erzielen zu können, mit Mietzinsen, die nicht wesentlich höher als diejenigen des Umbaus lagen. Zusätzlich legten die vorinvestierte Verstärkung der Statik und das enge Korsett der baugesetzlichen Bedingungen (Dachgeschoss) den Spielraum für die Planung der Aufstockung fest. Von seiten der Vermietung wurde ein flexibles Nutzungs- und Erschliessungssystem mit einer kleinsten Einheit von 50 m2 gefordert. Die Räume sollten schon als Rohbau benutz- und vermietbar sein und der Endausbau Sache des Mieters bleiben. Ein einfaches zweigeschossiges Aufstocken in den Konturen des Industriebaus war aufgrund der baugesetzlichen Bedingungen mit beschränkten Fassadenhöhen und Dachgeschossregelungen nicht möglich. So ist auch die Strassenfassade mit einer Neigung von rund 48° ein eigentliches Schrägdach, das den baugesetzlichen Spielraum maximal ausnützt. Der 100 m lange und 23 m tiefe Baukörper der Aufstockung wird mit zweigeschossigen Schotten über dem bestehenden Stützenraster von 6,36 m gegliedert. Quer verlaufende Wandscheiben aus Massivholzplatten leiten die Lasten auf den vorbereiteten, punktuellen Raster ab. Kastenelemente für Geschossdecken und Dachflächen sind zwischen die Scheiben gespannt. Im unteren der beiden Geschosse zieht sich ein Korridor über die gesamte Gebäudelänge und verbindet die beiden Haupttreppenhäuser. Bei jeder zweiten Schotte wurde eine Stichtreppe mit Oberlicht zur Feinerschliessung des Obergeschosses angeordnet. Aus brandschutztechnischen Gründen sind das untere Geschoss und die Erschliessungen mit Gips bekleidet, während das obere Geschoss den rohen Holzbau zeigt. In der Westfassade ist der volle Querschnitt verglast, im Osten ermöglicht eine Aussichtsplattform den Blick unter der Auskragung hindurch auf die Stadt. Nach Süden kragt eine Terrasse mit Abspannvorrichtungen aus Stahl frei über das bestehende Flachdach aus, das keine zusätzlichen Lasten aufnehmen konnte. Die Fassade ist mit Schiebefenstern zur Terrasse respektive zum Balkon voll verglast. Die Nordseite ist von der Fassadenneigung und von der 3,7 m weiten Auskragung geprägt. In dieser Fläche wurden pro Achse je sechs horizontal geteilte, grossflächige Klappfenster angeordnet, die sich horizontal ausstellen lassen. So werden die 23 m tiefen Räume des oberen Geschosses durch die maximale Raumhöhe von 4,5 m über die Südverglasung und die vier Dachflächenfenster der Nordfassade in voller Tiefe mit Tageslicht versorgt. Ein feingewelltes, rohes Aluminiumblech bildet die Aussenbekleidung. Dieses Material sorgt für den industriellen Charakter, zeigt mit seinen Wellen eine ähnlich feine Körnigkeit wie der Sichtbackstein des Lagerhauses und knüpft an die Maschinenästhetik an, die im neuen Namen mitschwingt. 4. Obergeschoss 5. Obergeschoss 6. Obergeschoss 20 m 1829 Querschnitt 20 m Ort Binzstrasse 23, 8045 Zürich Bauherrschaft Schweizerische Lebensversicherungsund Rentenanstalt, Zürich Architektur Stücheli Architekten, Zürich; Gesamtprojektleitung: Jean-Marc Fischer Bauingenieur Gruner AG, Zürich Bauphysik und Akustik Weber Energie und Bauphysik, Bern Planer Heizung /Lüftung Todt Gmür + Partner AG, Zürich (Projekt), Pfiffner AG, Zürich (Ausführungsplanung) Planer Sanitär Neukom engineering ag, Adliswil Planer Fassade Mebatech AG, Baden Holzbauingenieur AG für Holzbauplanung, Rothenthurm; Stefan Heinzer Holzbau Estermann Holzbau AG, Sursee; Hubert Hecht Materialien Konstruktionsholz: Rahmenbaukanteln 248 m3, Brettschichtholz 87 m3, dreischichtige Grossformatplatten 327 m3, Blockholzplatten 538 m3; Gipsfaserplatten 12 348 m2 Baukosten BKP 2 CHF 10,96 Mio. (Aufstockung) davon BKP 214 CHF 2,52 Mio. (Aufstockung) Geschossfläche SIA 416 4360 m2 (Aufstockung) Gebäudevolumen SIA 416 17 150 m3 (Aufstockung) Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 639.– (Aufstockung) Bauzeit Februar – Oktober 2007 (Aufstockung) Fotograf Reinhard Zimmermann, Adliswil 1830 Dachaufbau von aussen: Blecheindeckung mit Unterkonstruktion Lattung 60 mm Unterdachfolie Kastenelement: Dreischichtplatte 30 mm Rippen 40 x 300 mm/Mineralwolldämmung Dreischichtplatte 35 mm Aufbau geneigte Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 15 mm (nur 4. OG) Rippenelement: Dreischichtplatte 35 mm Rippen 40 x 300 mm/Mineralwolldämmung Gipsfaserplatte 15 mm Unterdachfolie Lattung 60 mm Blecheindeckung mit Unterkonstruktion Deckenaufbau von oben: Bodenbelag Zementunterlagsboden Trennlage Trittschalldämmplatte zweilagig Trennlage Kastenelement: Dreischichtplatte 40 mm Rippen 40 x 240 mm/Mineralwolldämmung 80 mm Dreischichtplatte 40 mm Federschienen auf Lattung 60 mm/Mineralwolldämmung Gipsfaserplatte 15 mm Fassadenschnitt Bodenaufbau von oben: Bodenbelag Zementunterlagsboden Trennlage Trittschalldämmplatte zweilagig Trennlage Kastenelement: Dreischichtplatte 35 mm Rippen 40 x 220 mm/Mineralwolldämmung Dreischichtplatte 35 mm Hohlraum für Installationen 270–370 mm Lignum Holzwirtschaft Schweiz Economie suisse du bois Economia svizzera del legno Falkenstrasse 26 CH-8008 Zürich Tel. 044 267 47 77 Fax 044 267 47 87 [email protected] www.lignum.ch Holzbulletin, März 2009 Herausgeber Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich Christoph Starck, Direktor Verantwortlich Roland Brunner Redaktion Roland Brunner, Lignum, Mélanie Pittet-Baschung und Denis Pflug, Lignum-Cedotec Gestaltung BN Graphics, Zürich Druck Kalt-Zehnder-Druck AG, Zug Administration, Abonnemente, Versand Andreas Hartmann, Lignum ISSN 1420-0260 Das Holzbulletin erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Jahresabonnement CHF 48.– Einzelexemplar CHF 20.– Sammelordner (10 Ausgaben) CHF 100.– Sammelordner leer CHF 10.– Preisänderungen vorbehalten. Lignum-Mitglieder erhalten das Holzbulletin und die technischen Informationen der Lignum, Lignatec, gratis. Die Rechte der Veröffentlichung für die einzelnen Bauten bleiben bei den jeweiligen Architekten. Alle Angaben stammen von den Bauplanern. Lignum-Hotline: 044 267 47 83 Benutzen Sie unsere Fachberatung am Telefon von 8–12 Uhr, die täglich von Montag bis Freitag gratis zur Verfügung steht.