Rheinhessen - eine Region im Aufbruch Bernd Wechsler Kompetenzzentrum Weinmarkt & Weinmarketing Rheinland-Pfalz In der Studie „Erlebnis Weinkulturlandschaft Rheinhessen“, die von der ADD in Auftrag gegeben und Ende 2005 vorgelegt wurde, ist die „Roadmap“ zur weintouristischen Inwertsetzung Rheinhessens vorgegeben. Wein, Tourismus und ländliche Entwicklung stehen seit dem in engem Dialog. Zentrales strategisches Ziel ist es, Rheinhessen zur Weintourismusregion mit dem höchsten Weinerlebniswert zu machen. Ein hohes Ziel, dem Rheinhessen aber bereit ein gutes Stück näher gekommen ist. Die Weinwirtschaft und Tourismusbranche in Rheinhessen haben sich auf den Weg gemacht. Wichtige Leitprojekte der oben genannten Studie wurden bereits umgesetzt. So ist mit der Einführung des neuen Rheinhessen-Signets ein wichtiger Schritt in Richtung Markenbildung („Branding“) getan. Unter www.rheinhessen.de dokumentieren die Institutionen Rheinhessenwein e.V., Rheinhessen Touristik GmbH und Rheinhessen Marketing den Willen gemeinsam die Region zu entwickeln und Synergieeffekte zu nutzen. Überhaupt steht die Vernetzung der Aktivitäten und Schaffung eines Weinerlebnisses für Kurzurlauber und Weinkunden, vor allem aus den nahen Ballungszentren Rhein-Main und RheinNeckar ganz oben auf der Agenda. Authentische Produkte mit Herkunft stehen beim Weinkunden hoch im Kurs. Nicht nur in der Vermarktung vor der Haustür, sondern auch im Gemeinschaftsmarketing für Deutsche Weine. Der Markt fordert regionale Rebsortenweine mit einen klaren Profil. Rheinhessen ist im Aufbruch und profiliert sich mit attraktiven Weinen. So geht der Trend weiter von den Großlagen und No-Name-Cuvees weg hin zu definierten Rebsortenweinen mit einem klaren Geschmacksprofil. Die Anstellungen der Landwirtschaftskammer zeigen diese seit Jahren anhaltende Entwicklung überdeutlich. Landesweit wurden vor fünf Jahren noch über 36,4 % der Qualitätsweine ohne Angabe der Rebsorte vermarktet. Im Jahr 2007 (bis November) lag der Anteil der Namenlosen nur noch bei rd. 23 %. Alleine gegenüber dem Vorjahreszeitraum ging die Zahl damit um 13 % zurück. Anstellung zur Qualitätsw einprüfung aus Rheinhessen 1997 bis Nov. 2007 2500000 2000000 1500000 hl Weißw ein Rotw ein 1000000 Rosé usw . Gesamt 500000 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007* Anstellungsjahr Quelle: Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Vorläufige Zahlen für 2007 (Januar bis November). Auf der anderen Seite sind die Zuwächse von Rebsortenweine, ob klassische Weiße oder Rote vor allem in der Vermarktung im Lebensmittelhandel enorm. Dies zeigt sich auch beim Marktanteil von deutschen Weinen im Handel. 2007 konnten deutsche Weine ihre Position als Marktführer (auf über 41 %) deutlich ausbauen. Riesling, Müller-Thurgau/Rivaner und auch der Dornfelder legten kräftig zu. Von dieser positiven Marktentwicklung profitiert Rheinhessen im besonderen Maße. Die Anstellungsmenge von Qualitätsweinen aus Rheinhessen ist im Zeitraum Januar bis November 2007 um 2,7 % im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Rheinland-Pfalz weit ging die Menge im gleichen Zeitraum (wohl auch aufgrund kleiner Erntemengen) um 0,7 % leicht zurück. Aufbruchstimmung herrscht auf dem Markt für Weißherbst/Rosé und Rotling. Die hellrote Variante von Portugieser, Spätburgunder und Co. erfreut sich steigender Beliebtheit beim Weinfreund. Nicht nur in Deutschland auch auf internationalen Märkten, wie Großbritannien oder Benelux ist dieses Phänomen seit einigen Jahren zu beobachten. Die QbA-Anstellungen von Rosé/Weißherbst Rheinhessen haben bis November 2007 um sensationelle 33,4 % zugelegt; auch hier überproportionales Wachstum in Rheinhessen. Neben der Regionalisierung und Herausarbeitung von Rebsortenprofilen steht die Partnerschaft mit der Gastronomie ganz oben auf der Tagesordnung. Die Geiz-istgeil-Welle beginnt abzuebben und Weinkunden tauchen gerne in regionale Genusswelten ein. Neben der Kommunikation von Rebsortenprofilen, bildet der Genussaspekt und die Vernetzung mit der Gastronomie einen neuen Schwerpunkt im Weinmarketing z.B. des DWI. Rheinhessen ist im Aufbruch. Rheinhessen wird sich seiner Stärken bewusst und beginnt sie deutlicher in den Vordergrund zu stellen. Wein wird in Rheinhessen tatsächlich erlebbar. „Mittwochs, 18 Uhr in Rheinhessen“ heißt z.B. die erfolgreiche Veranstaltungsreihe der Kultur- und Weinbotschafter, die enormen Zuspruch findet. In idealer Weise werden Kultur-, Wein und Tourismus verknüpft sowie die regionale Identität gestärkt. Das Rheinhessenprogramm 2008 (mit Events, Straußwirtschaften, Veranstaltungen usw.) legt in der Menge und Qualität deutlich zu. Mit dem Vinothekenkonzept Rheinhessen liegt der Schlüssel zum Weinerlebnis auf dem Tisch. Im Idealfall kombinieren Vinotheken den Verkauf, die Verkostung und die Inszenierung von Wein mit der Information über den Wein und die Region. Wesentlich ist dabei ein frei zugängliches Ambiente ohne Kaufzwang. Neuen Kunden wird so der Zugang zum Wein erleichtert; vorhandene Hemmschwellen werden abgebaut. Das Vinothekenkonzept Rheinhessen legt Mindestkriterien fest und setzt Maßstäbe für die Einrichtung und Konzeption einer solchen Einrichtung. Interessierte Winzer, Kommunen und private Investoren sind aufgefordert ihre Konzepte gemeinsam mit den Rheinhessen-Institutionen umzusetzen. Das DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück stellt hierfür seine Kernkompetenzen in der Beratung, der Aus- und Weiterbildung in den Dienst der Entwicklung der Region Rheinhessen.