Arzneimittel-Institut: Lieferschwierigkeiten bei

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14. Februar 2017 | 06.28 Uhr
Arzneimittel-Institut
Mehrere Antibiotika
werden knapp
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Insgesamt gibt es bei 22 Wirksto!en laut
Arznei-Bundesinstitut Lieferengpässe. Kassen und
Hersteller streiten über Ursachen. Für manche
Wirksto!e gibt es weltweit nur noch zwei
Hersteller in China. Von Antje Höning und Eva Quadbeck
Düsseldorf.
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13 €
Bei der Arzneiversorgung gibt es Probleme. "Immer öfter erleben
Apotheken, dass es Lieferengpässe bei Medikamenten gibt, die teilweise
über Monate anhalten", sagte Thomas Preis, Chef des
Apothekerverbands Nordrhein, unserer Redaktion. Gestern habe der
Großhandel mitgeteilt, dass Metronidazol, ein seit Jahren verwendetes
Antibiotikum gegen bakterielle Vaginalerkrankungen und Magen-DarmInfekte, nicht mehr lieferbar sei. Der Hersteller des Wirkstoffs sei
ausgefallen. "Nun müssen wir in Rücksprache mit dem Arzt auf andere
Stärken oder andere Mittel ausweichen, was die Patienten mindestens
verunsichert."
Kein Einzelfall. "Seit Weihnachten gibt es massive Probleme mit
Piperacillin, ein verbreitetes Antibiotikum, das gegen Klinikkeime
eingesetzt wird", so Preis. Das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM)
listet aktuell 22 Wirkstoffe auf, bei denen Lieferengpässe bestehen.
Darunter findet sich auch Melphalan, das Patienten mit
Knochenmarkkrebs zur Vorbereitung der Stammzelltransplantation
benötigen.
Bundesgesundheitsministerium sieht keine Versorgungslücke
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Das Bundesgesundheitsministerium wiegelt ab. "Nicht jeder
Lieferengpass führt zu einem Versorgungsengpass, da häufig alternative
Arzneimittel verfügbar sind", sagte ein Sprecher. Doch das ArzneimittelInstitut betont, dass die Meldungen zu Lieferengpässen Arzneien
betreffen, die überwiegend zur Behandlung lebensbedrohlicher oder
schwerwiegender Erkrankungen bestimmt und für die keine
Alternativpräparate verfügbar seien.
Das Arzneimittel-Institut stellt fest: "Seit ein paar Jahren mehren sich die
Fälle, in denen eine ordnungsgemäße Arzneiversorgung nicht mehr
gewährleistet ist, weil zugelassene Arzneimittel nicht oder nicht in der
erforderlichen Menge verfügbar sind." Über die Ursachen streiten nun
Hersteller und Krankenkassen.
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Hersteller-Verband sieht Kostendruck als Ursache
Der Hersteller-Verband Pro Generika macht für die Probleme den
Kostendruck verantwortlich. Die Folge seien globale
Konzentrationsprozesse. Bei Piperacillin zum Beispiel gebe es nur noch
zwei große Hersteller, die in China sitzen und nahezu den gesamten
globalen Bedarf für diesen Wirkstoff decken. Als es in einer der
chinesischen Fabriken vor Weihnachten zu einer Explosion kam, brach
ein wesentlicher Teil der Produktionskette zusammen. "Die
Antibiotikaversorgung in Deutschland hängt de facto am Tropf von
China", erklärt Pro Generika. Das geht aus einer Studie der Beratung
Roland Berger hervor, die der Verband heute vorstellen will.
Als weiteren Schuldigen sieht der Verband die Krankenkassen, wenn
diese im Rahmen ihrer Rabattverträge Nachahmer-Arzneien (Generika)
nur von einem einzigen Hersteller zulassen. Auch der Apothekerverband
kritisiert: "Die Kassen haben auf der Jagd nach den höchsten Rabatten
oft nur einen Hersteller berücksichtigt."
Der Verband der gesetzlichen Kassen (GKV) weist die Kritik zurück:
"Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Die
Pharmaindustrie ist gefordert, ihre Lieferprobleme selbst in den Griff zu
bekommen." Matthias Mohrmann, Vorstand der AOK Rheinland, betont:
"Es handelt sich um ein grundsätzliches Problem eines globalisierten
Rohstoffmarktes, in dem Hersteller ihre Produktionskosten zu
optimieren versuchen." Zudem hätten Apotheker die Möglichkeit,
wirkstoffgleiche Arzneimittel abzugeben, wenn das rabattierte Mittel
nicht verfügbar sei. Das Ministerium hat die Kassen nun immerhin
aufgefordert, die Liefersicherheit zu stärken, indem sie bei
Rabattverträge auf mehrere Lieferanten setzen.
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