Der Russe kam nicht über die Fulda Kassels Image hat gewonnen

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Kassels Image hat gewonnen
Nach Ansicht von Fachleuten hat die documenta 13 die Stadt selbstbewusster gemacht
VON AXEL SCHWARZ
C
arolyn Christov-Bakargiev hat einen guten Job
gemacht“, freut sich Angelika Hüppe. Damit will die
Chefin von Kassel Marketing
nicht
die
Kunst bewerten, sie sagt
das als Touristikerin.
Das
Konzept
der
documenta 13
habe sehr viel
positive Auf- Angelika
Hüppe
merksamkeit
auf die Stadt gezogen, von der
die Kassel-Vermarkter vielfältig profitieren könnten.
Nach Hüppes Beobachtung
„hat sich etwas gedreht“ in
den vielen Medienberichten,
die im Zusammenhang einer
documenta auch Schlaglichter
auf die Gastgeberstadt werfen.
Kassel sei dabei diesmal deutlich freundlicher, positiver
und weniger provinziell als in
vergangenen Jahren beschrieben worden. Die d13-Leiterin
habe mit ihren unkonventionellen Äußerungen – Stichwort: Wahlrecht für Obst und
Tiere – zur rechten Zeit Akzente gesetzt, die Kassel stark in
den Medienfokus gerückt hätten. Ein Glücksfall sei gewesen, dass dies fast zeitgleich
mit Meldungen über die erstaunliche Wirtschaftsdynamik Kassels geschehen sei.
Dann sei auch die Ausstellung selbst mit viel Wohlwollen aufgenommen worden, zugleich hätten sich die Kasseler
mit gestärktem Selbstbewusstsein als gute Gastgeber präsentiert. Hüppe: „In eine solche
Stadt kommt man gern.“
Aus Sicht der Touristiker sei
allenfalls die unübersichtliche
Internetpräsenz der d13 zu bemängeln. Dies habe zu vielen
Nachfragen bei den Tourist-Infos geführt, die Kunden hätten
Service-Informationen
vermisst oder nicht gefunden.
Kassel Marketing habe reagiert und auf seiner neuen
Website das eigene Informationsangebot zur Kunstschau
kurzfristig erweitert.
Dabei ist der klassische documenta-Gast
in puncto Informationsbeschaffung alles
andere als unbeholfen. Laut
Prof.
Gerd
Hellstern, Lei- Gerd
ter einer docu- Hellstern
menta-Gästebefragung der Uni Kassel, hat
die Kunstschau in weit überdurchschnittlichem Maß Personen mit hohen Bildungsab-
schlüssen und beruflichen
Führungspositionen nach Kassel gelockt. „Das kann man
auch kritisieren“, meint Hellstern, „aber das sind Multiplikatoren, die das Image der
Stadt befördern.“ Ein Effekt
könne sein, dass Kassel künftig verstärkt als Tagungsort
oder für Firmenansiedlungen
in Betracht gezogen werde.
In welchem Umfang speziell der Einzelhandel von den
100 documenta-Tagen profitiert hat, sei für die Forscher
nicht zuverlässig zu beziffern,
sagte Hellstern. Allerdings
wisse man von Kreditkartenfirmen, dass im Juli und August viele ausländische Kunden in Kassel die Möglichkeit
zu steuerbegünstigten Einkäufen genutzt hätten. Die Zahl
entsprechender
Transaktionen habe „einen gewaltigen
Sprung“ gemacht.
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