Inhalt - Archäologie in Deutschland

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Titelthema
20 Mittelalterliche Schatzfunde
Nicht nur Archäologen träumen davon, einmal einen Schatz zu finden. Doch
so häufig, wie uns das Kino glauben lässt, sind derartige Entdeckungen nicht.
Münzen, Schmuck oder edles Tafelgeschirr können aus ganz unterschiedlichen
Gründen versteckt worden sein. Und so sehr wir uns heute über den Fund
freuen, so unerfreulich war der Verlust für die einstigen Besitzer. Wir berichten
über bedeutende Schätze und versuchen, mehr über die Hintergründe zu erfahren. Denn eine genaue Analyse der Gegenstände verrät häufig einiges über
das Vermögen der Eigentümer, regionale und überregionale Wirtschaftskreisläufe sowie bürgerlichen Repräsentationswillen.
Inhalt
AiD 3 2014
8 Grab von Oberkassel
Im Februar 1914 waren Steinbrucharbeiter in BonnOberkassel auf Knochen gestoßen und hatten so
einen der bedeutendsten späteiszeitlichen Funde
Europas entdeckt: die 14 000 Jahre alte Doppelbestattung eines Mannes und einer Frau mit Kunstwerken sowie dem frühesten Hund Mitteleuropas.
Mit modernsten Methoden lassen sich Leben und
Umwelt der späteiszeitlichen Jäger erschließen,
und auch die Gene spielen dabei eine immer
wichtigere Rolle.
14 Das Grab der Li Chui
Die Tang-Dynastie als goldenes Zeitalter
war geprägt von Reichtum und höfischem
Luxus. 2001 wurde im chinesischen Xi’an
ein unberaubtes, besonders reiches Grab
dieser Zeit geborgen, das der Epitaph
als Bestattung der Dame Li Chui auswies.
Anhand ihrer sterblichen Überreste und
den filigranen Kleinteilen konnte erstmals
die Schmuckausstattung einer tangzeitlichen Adligen rekonstruiert werden.
64 Museum Schloss Tübingen 68 Römer-Lippe-Route
Über den Dächern der Altstadt erhebt sich
Schloss Hohentübingen. Seit 1997 zeigt
die Universität in den renaissancezeitlichen
Räumen eine der größten und vielseitigsten
Sammlungen Europas. Zu den Höhepunkten zählen neben den ältesten Kunstwerken der Menschheit Objekte aus dem griechischen Kulturraum sowie Kostbarkeiten
aus dem Alten Ägypten.
Nicht nur am Limes, sondern auch
im Freien Germanien gibt es Hinterlassenschaften der Römer zu entdecken.
Hier verbindet ein über 400 km langer Radweg entlang der Lippe römische Spuren mit Freizeitvergnügen.
Zwischen Detmold und Xanten
können Radler Spannendes aus der
Zeit um Christi Geburt im wahrsten
Sinne des Wortes »erfahren«.
|
1 Editorial
4 Spektrum Archäologie
Unser Titelbild
zeigt den Pritzwalker Silberfund,
den größten Edelmetallschmuckfund aus dem späten Mittelalter
in Deutschland.
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Für alle Fragen zum Bezug der »AiD«
gibt es folgende Service-Nummern:
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abweichende Preise aus dem Mobilfunk
2
Archäologie in Deutschland 3 | 2014
8 Forschung:
Schlüsselfund aus der Steinzeit
Forschung ohne Ende: das späteiszeitliche
Doppelgrab von Bonn-Oberkassel
14 International: China
Eine Dame von »jadegleicher Schönheit« –
das Grab der Li Chui
28 Versteck eines jüdischen Pfandleihers?
Depot mit Silbermünzen und Schmuck
32 Zwei Schätze: Zeugnisse jüdischer Kultur in Erfurt
36 In unruhigen Zeiten versteckt –
Schätze aus dem Dreißigjährigen Krieg
38 Brennpunkt:
Seiner Geschichte beraubt
40 Kommentar: Zum Denkmalschutzgesetz NRW
Nordrhein-Westfalen – es geht doch!
20 Der Traum vom Gold
24 Händler als Mautpreller?
Ein Schatz gibt Rätsel auf
Schiffe für das Jenseits
64 Museum:
42 Aktuelles aus der Landesarchäologie
58 Fenster Europa:
Die hallstattzeitlichen Fürsten von Strettweg
Reiterkrieger – Priesterinnen – Herren des Eisens
78 Ausstellungen
www.aid-magazin.de
81 Rätsel
Archäologie-Radio auf Abruf
Im klassischen Radio sind Beiträge zu archäologischen Themen selten. Meist sind sie nur wenige
Minuten lang, und man hört sie eher zufällig. Ausführlichere Audiobeiträge findet man beim Podcast »angegraben«, wo der Mittelalterarchäologe
Mirko Gutjahr »auf Sendung« geht. Das Themenspektrum der informativen und unterhaltsamen
Beiträge reicht von Ötzi über Ägypten bis zur Archäologie bei Star Trek, wobei der Schwerpunkt jedoch eher auf Mittelalter und früher Neuzeit liegt.
Die Episoden dauern zwischen 20 und 70 Minuten
und lassen sich als MP3-Dateien herunterladen –
so kann man sie jederzeit und überall anhören.
http://angegraben.podcaster.de
75 Autoren dieses Heftes
Museum der Universität Tübingen
Von den Höhlen der Alb bis in die Südsee –
Ein Museum für Forscher und Besucher
Spätantiker Schatzfund aus Rülzheim
20 Titelthema:
Mittelalterliche Schatzfunde
62 Reportage: Cheops-Barke
66 Denkmal: Thüringen
Die Wysburg –
zerstört auf Geheiß des Kaisers
68 Unterwegs: Den Römern auf der Spur
Mit dem Fahrrad in die Römerzeit
72 Nachrichten
76 Bücher
80 Bildnachweis
Archäologie in Deutschland 3 | 2014
3
Spektrum | Archäologie
Im Blickpunkt
Sensation aus Schöningen
Großbaustelle
793
Säbelzahnkatze im Speerhorizont
Ein Zeichen frühen
Christentums: Die im
anglo-irischen Stil mit
Tieren verzierte Kreuzfibel war einst auch
mit Emaileinlagen geschmückt. Von diesen
zeugen nur noch winzige Reste in den runden Fassungen.
Christliche Symbolik
Kreuzfibeln im Karolingerreich
Bei Scharmede, Kreis Paderborn, entdeckte der ehrenamtliche Mitarbeiter Viktor
Langolf eine bronzene Kreuzfibel des späten 8. Jh. Sie ist 2,9 cm hoch, 2,85 cm breit
und 4 mm dick. Auf der Rückseite ist die mitgegossene Nadelhalterung teilweise erhalten. In den runden Fassungen an den Enden und Ansätzen der Kreuzarme befanden sich ursprünglich Emaileinlagen, von denen sich nur ein geringer Rest erhalten hat. Die Kerbschnittverzierung in den Kreuzarmen stellt stark stilisierte Tiere
im anglo-irischen Stil dar. Kreuzfibeln dieser Art sind bereits mehrfach in diesem
nördlichen Bereich gefunden worden. Sie gehören hier zu den frühesten Zeugnissen des christlichen Glaubens. Sehr ähnliche Gewandschließen wurden damals im
gesamten Karolingerreich getragen. Die Frauen verschlossen damit nach der Lage
der Fibel im Grab eine Palla unter dem Hals bzw. auf der Brustmitte. Wie Bildquellen
zeigen, verschlossen die Männer mit solchen Fibeln ihren Mantel auf der rechten
Schulter. Aus Frankreich sind bisher keine Exemplare bekannt, was wahrscheinlich
in der dortigen Forschungslage begründet ist. Kreuzfibeln kommen besonders im
Gebiet des neu in das Reich einbezogenen Sachsen, der Ostmark und im östlichen
Alpenraum vor, was darauf schließen lässt, dass die Integration der neuen Reichsteile bereits um 800 weitgehend abgeschlossen war. Nun trug dort auch die ländliche Bevölkerung Alltagsgegenstände wie kreuzförmige Fibeln, die als Teil der materiellen Kultur des Karolingerreichs anzusehen sind. Inzwischen sind weit über 100
kreuzförmige Fibeln dieser Zeit bekannt. Sie kommen in verschiedenen Varianten
vor, die allerdings keine regionalen Typen darstellen. Es handelt sich vielmehr um
ein variantenreiches Typenspektrum, das im gesamten Karolingerreich verfügbar
war. So fand sich in den 1960er-Jahren bei den Grabungen in der Paderborner Kaiserpfalz eine Kreuzfibel mit geraden Kreuzarmenden und Eckrundeln. Sie datiert
nach der Grabungsauswertung zwischen 777 und 799 und ist etwa so alt wie die neu
gefundene Fibel aus Scharmede.
Ein Zusammenhang des Fundortes mit der 1015 erstmals erwähnten ländlichen
Siedlung Scharhem (Scharmede) scheint möglich. Auf der gleichen Flur wurde auch
eine Silbermünze des 13. Jh. entdeckt, eine Fundsituation, die in den nächsten Jahren genauer zu betrachten ist. Die Kreuzfibel wird demnächst im Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn zu sehen sein.
| Martin Kroker/Sven Spiong
4
Archäologie in Deutschland 3 | 2014
In Schöningen wird im Rahmen eines
gemeinsamen Projekts der Universität Tübingen und des Landesamts für Denkmalpflege Hannover eine alte archäologische
Fundlandschaft am Ufer eines ca. 300 000
Jahre alten Sees untersucht und ausgegraben. Unter Luftabschluss blieben hier
sowohl Pflanzen- als auch Tierreste exzellent erhalten. Eine Sensation war die Entdeckung von mehreren Speeren – den ältesten vollständig erhaltenen Holzwaffen
der Welt – in den 1990er-Jahren unter Leitung von Hartmut Thieme. Jahr für Jahr
kommen jedoch weitere bedeutende Funde hinzu, die unser Wissen über diese Zeit
erweitern (vgl. AiD 4/2012, S. 6–12).
Nun kann das Team eine neue Entdeckung vermelden: Im berühmten »Speerhorizont« wurden 2012/13 weitere Faunenreste und Steinartefakte freigelegt, darunter erstmals ein perfekt erhaltener Zahn
der europäischen Säbelzahnkatze (Homotherium latidens). Diese Tierart ist äußerst
selten belegt und nun erstmals für Niedersachsen nachgewiesen. Bislang ließen
sich im Schöninger Tagebau insgesamt
vier Zähne und einige Knochen der Säbelzahnkatze identifizieren, die an den Universitäten Leiden und Tübingen untersucht werden.
Säbelzahnkatzen sind nur aus wenigen
archäologischen Fundstellen Europas bekannt, so aus Steinheim an der Murr und
Mauer bei Heidelberg, Atapuerca und Or-
Das Kanalprojekt
Karls des Großen
zwischen Rhein und Donau
Oberflächenaufnahme in Konstanz-Frauenpfahl: Die starke
Strömung im Bodensee vor Konstanz stellt
die archäologischen
Forschungstaucher
vor besonders schwierige Bedingungen.
ce (Spanien), Pirro Nord (Italien) und Dmanisi (Georgien). Der Schöninger Neufund
scheint einer der jüngsten Belege für die
prominente Raubkatze in Europa zu sein.
Die europäische Säbelzahnkatze war in
ihrer Größe mit heutigen Löwen oder Tigern vergleichbar und ohne Zweifel ein gefährlicher Jäger sowie Nahrungskonkurrent des damaligen Menschen. Somit unterstreichen diese Neufunde einen weiteren wichtigen Aspekt der Schöninger
Speere: Sie wurden sicherlich nicht nur
für die Jagd auf Beutetiere verwendet, sondern bildeten zugleich einen essenziellen
Bestandteil der Selbstverteidigung.
| Jordi Serangeli, Thijs van Kolfschoten,
Jens Lehmann, Nicholas J. Conard
Neues Pfahlbauhaus entdeckt
Ältestes Gebäude auf
Konstanzer Boden
Schneidezahn einer
Säbelzahnkatze aus
dem Speerhorizont
von Schöningen.
Forschungstaucher des Regierungspräsidiums Stuttgart (Landesamt für Denkmalpflege) haben in der Flachwasserzone
vor Konstanz das bislang älteste Haus auf
Konstanzer Boden entdeckt. Der Grundriss
aus Pfählen befindet sich in etwa 2 m Wassertiefe in der Station „Konstanz-Hinterhausen I«, die seit 2011 zur UNESCO-Welterbestätte »Prähistorische Pfahlbauten um
die Alpen« gehört. Weitere Gebäudereste
liegen im Umfeld. Nach ersten Beobachtungen und dendrochronologischen Analysen maß das Gebäude etwa 3 m × 8 m
und wurde 3910 v. Chr. erbaut. »Damit gehört das Gebäude zu den ältesten steinzeitlichen Pfahlbaudörfern des Bodensees«, so Regierungspräsident Johannes
Schmalzl.
Das Landesamt für Denkmalpflege, das
zum Regierungspräsidium Stuttgart gehört, untersucht seit 2011 im Rahmen systematischer Bestandsaufnahmen und Monitoringarbeiten die Welterbestätten am
Konstanzer Ufer. Die Konstanzer Pfahlbausiedlungen der Stein- und Bronzezeit
gehören wegen ihrer besonderen Lage
im Ausfluss des Bodensee-Obersees zu
den wissenschaftlich interessantesten
Pfahlbaufundstätten am Bodensee.
Der »Konstanzer Trichter« stellt die
Taucharchäologen allerdings vor besondere Herausforderungen: Starke Strömungen, Hafenausfahrten und Fahrrinnen in
unmittelbarer Nähe der prähistorischen
Pfahlfelder erfordern die Entwicklung neuer Methoden.
In dieser Hinsicht konnte jetzt ein bedeutender Fortschritt erzielt werden, der
das planmäßige Monitoring in den Pfahlbau-Welterbestätten rund um die Alpen
revolutionieren könnte. Experten des Lan-
30. April - 10. August
2014
im
Museum für Antike
Schiffahrt in Mainz
www.rgzm.de
Mysterium Mithras
Ein Geheimkult in der
römischen Provinz
11.04.- 28.09.2014
Sonderausstellung im
MUSEUM QUINTANA
Osterhofenerstr. 2
94550 Künzing
www.museum-quintana.de
Öffnungszeiten:
Di - So 10.00 - 17.00 Uhr
Archäologie in Deutschland 3 | 2014
5
Spektrum | Archäologie
desamtes für Denkmalpflege haben erstmals über Unterwasserfundstellen »Fotodrohnen«, also funkgesteuerte, von
mehreren Rotoren angetriebene, fliegende Systeme mit Kameras eingesetzt. Das
an Land bereits bewährte Verfahren lieferte auch vor Konstanz hochpräzise und
ausgezeichnet aufgelöste Luftbilder, die
mit den bestehenden unterwasserarchäologisch ermittelten Plänen kombiniert
werden können und diese hervorragend
ergänzen.
Die Geländearbeiten vor Konstanz werden vor Beginn der Schifffahrtsaison beendet, sollen aber in den nächsten Jahren
fortgesetzt werden. Die Zeit drängt, denn
manchen Arealen – vor allem der vor der
Hafenausfahrt liegenden Fundstelle »Frauenpfahl« – droht die Zerstörung durch Erosion. Die Arbeiten dienen einer genauen
Kartierung gefährdeter Bereiche und der
Erarbeitung von Handlungsoptionen.
| Regierungspräsidiums Stuttgart/AiD
Truppen in Thüringen
Nordöstlichste römische Militäranlage entdeckt
Erstmals ließ sich römische Truppenpräsenz in Mitteldeutschland archäologisch nachweisen. Im Norden Thüringens
Die bisher erkannten
Strukturen eines römischen Marschlagers
bei Hachelbich in Thüringen.
bildet das Tal der Wipper zwischen Hainleite und Windleite einen engen natürlichen West-Ost-Korridor mit einem alten
Überlandweg, der über das Obereichsfeld
nach Westen in Richtung Werra- bzw. Wesertal führt. Nach Osten öffnen sich südlich des Kyffhäusers Wege in das Thüringer
Becken, das mittlere Saalegebiet und das
östliche Harzvorland. Genau dort, östlich
von Hachelbich im Kyffhäuserkreis, konnte durch Ausgrabungen, geophysikalische
Untersuchungen, Oberflächenbegehungen und archäologische Befliegungen ein
römisches Marschlager lokalisiert werden.
Die Anlage südlich der Wipperniederung
zieht sich den zur Hainleite ansteigenden
Hang hinauf. Bislang konnte ein bis zu 1 m
tief erhaltener Spitzgraben im Süden auf
etwa 425 m nachgewiesen werden. Nach
einer abgerundeten Ecke schließt im Osten ein etwa gleich langes Grabenstück an.
Sollte sich die Anlage im Norden und Westen in ähnlicher Art fortsetzen, liegt ein unregelmäßiges Viereck mit einem umschlossenen Raum von mindestens 18 ha
vor. Allerdings erschweren jüngere Fließrinnen im Nordwesten und insgesamt die
Folgen starker Erosion die Beurteilung. Im
Nordosten der Anlage befindet sich ein
Eingang mit vorgelagertem Grabenstück
(titulum). Kleinere Schnitte im südlichen
Innenraum erbrachten bisher acht Backöfen mit Arbeitsgrube; zahlreiche weitere
Ofenreste könnten sich hinter geomagnetischen Anomalien verbergen. Aufgrund der Größe des Objekts und des geringen magnetischen Kontrasts der Grabenverfüllung kamen verschiedene Messverfahren und Geräte einschließlich eines
SQUID-Systems zum Einsatz. Bisher konnten so ca. 13 ha erfasst werden.
Eine Fibel aus der Mitte des 1. Jh. n. Chr.
gibt einen ersten Hinweis zur Zeitstellung
des Lagers. Weitere der bisher noch nicht
sehr zahlreichen Funde wie vier Schuhnägel der jüngeren Form ohne Noppen
oder Stege und mindestens drei eindeutig
zur römischen Ausrüstung gehörende
Buntmetallgegenstände sprechen ebenfalls für den militärischen Charakter der Anlage. In das 3. bis beginnende 4. Jh. gehört eine Fibel, die in der eingeflossenen
obersten Grabenverfüllung lag und den
frühesten Abschluss des Verfüllvorgangs
markiert. Die 14C-Datierung eines großen
Holzrests auf der unteren Verfüllung des
Spitzgrabens ergab ein Datum zwischen
50 v. Chr. und 125 n. Chr., während ein
Kalbsschädel aus der oberen Verfüllung etwa 420 bis 550 n. Chr. 14C-datiert ist.
Für das Marschlager einer (?) Legion in
der Gemarkung Hachelbich stehen bisher
noch zwei Datierungsansätze zur Diskussion: die Chatten-Feldzüge der zweiten
Hälfte des 1. Jh. n. Chr. und die Unternehmungen der ersten Hälfte des 3. Jh. Die laufenden Untersuchungen werden weitere
Informationen zu dieser bisher nordöstlichsten römischen Militäranlage liefern.
| Mario Küßner, Tim Schüler
Waage und Gewicht
Interessanter römischer Fund
in Brandenburg
Mehrere Teile einer römischen Waage
wurden am Rande Potsdams in der Verfüllung eines ungewöhnlich tiefen Grubenhauses geborgen. Der Fund ist in
Brandenburg bisher einmalig, im gesamten Barbaricum kennt man nur ein Vergleichsstück. Bei den Teilen handelt es
sich um eine eiserne und eine bronzene
Aufhängung, Letztere für das zugehörige
Laufgewicht. Das Bronzeobjekt wog annähernd 350 g, hätte also den Rohstoff für
bis zu zehn germanische Fibeln liefern
können!
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Archäologie in Deutschland 3 | 2014
In der Verfüllung fanden sich außerdem
bronzene Zaumzeugbeschläge römischer
Auxiliareinheiten in Muschelform, wie sie
typisch sind für den gallischen Raum, sowie römische Denare des Vespasian und
des Marcus Aurelius. Da hier auch ein Dreilagenkamm elbgermanischen Typs und
Rippen mit Sägespuren geborgen wurden,
könnte das Grubenhaus die Werkstatt eines Kammmachers gewesen sein.
Aus weiteren der über 40 Grubenhäuser stammen neben erstaunlich zahlreichen verzierten Keramikresten der späten
Kaiserzeit Fibeln und eine Vielzahl an Eisenobjekten. Eine der Fibeln gehört in den
spätesten Horizont der germanischen Besiedlung in Brandenburg am Ende des 5.
und im ersten Drittel des 6. Jh.
Ein auffallend hart gebranntes, den bekannten trapezoiden Webgewichten germanischer Horizontalwebstühle ähnliches
Keramikobjekt hat auf seiner Oberseite
sechs vor dem Brand eingedrückte Punkte und zudem Nutzungsspuren an der
Durchlochung. Die Unterseite ist abgenutzt und mit gekreuzten Ritzungen versehen. Besonders verblüffte das Gewicht
des Stückes: mit 323 g wiegt es fast genau
ein römisches Pfund (325 g).
Der Zusammenfund von Waage und römischem Gewichtsmaß legt deren Nutzung während der Spätzeit der germanischen Besiedlung in der östlichen germania libera nahe.
Aufhängung für das
Laufgewicht einer
römischen Waage.
Höhe ca. 13 cm.
| René Bräunig, Evelyn Steffens
1. ANTIKE WELT-Grabung
in der daunischen Siedlung Ascoli Satriano, Italien
20. bis 27. September 2014
Wir laden Sie herzlich zu unserer 1. ANTIKE WELT-Grabung in Ascoli
Satriano ein. Begleiten Sie eine Woche lang das Team der Universität Innsbruck rund um Dr. Astrid Larcher bei seiner Arbeit.
Freigelegt wird eine bedeutende Siedlung der antiken Daunier –
einem aus Illyrien stammenden kleinen Volk am Rande der
Magna Graecia. In den bisher freigelegten Nekropolen finden sich
komplette Festkeramik-Ausstattungen und andere Beigaben wie
Waffen und Schmuck (siehe Artikel von Astrid Larcher in AW 5/13
S. 42–51).
Spannende Exkursionen
ergänzen den Grabungsalltag
• Museum von Ascoli Satriano mit
bedeutenden Funden der Grabung
• Museum Melfi mit seiner beeindruckenden archäologischen
Sammlung
• Ausflug zu den einzigartigen
daunischen Stelen des Museums
Manfredonia
Reiseinformationen
Preis: € 1.480,– ohne Flüge, € 1.880,– inkl. Flüge bis/ab Bari auf
Basis DZ, EZ-Aufpreis € 25,–/Tag.
Im Reisepreis enthalten: 7 Übernachtungen inkl. Frühstück im
Hotel «La Faragola», Mittagsimbiss auf der Grabung, alle Shuttles
und Transfers, Eintritte.
Veranstalter
Die «ARGE Archäologie» bietet interessierten Amateuren seit zehn
Jahren die Möglichkeit der aktiven Teilnahme an archäologischen
Grabungen im europäischen Raum – auch ohne Vorkenntnisse.
Theoretische und praktische Einführung, Vorträge und Exkursionen
unterstützen den Lernprozess der Kleingruppe, die täglich Seite an
Seite mit den Archäologen und Fachstudenten die Antike erforscht.
Kontakt
ARGE Archäologie
Verein der Freunde der Archäologie
Büro: Löfflergasse 56 · AT-1130 Wien
Telefon 0043 (0) 664 57 17 021
E-Mail [email protected]
www.arge-archaeologie.at
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Archäologie in Deutschland 3 | 2014
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Titelthema | Mittelalterliche Schatzfunde
Der Traum vom Gold
Schätze mit Münzen, Schmuck und edlem Tafelgeschirr gehören zu den spannendsten
Funden der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie. Sie geben Auskunft über das Vermögen einzelner Personen und gestatten tiefgreifende Einblicke in regionale und überregionale Wirtschaftskreisläufe. Kleinodien und Gefäße aus Edelmetall machen bürgerlichen
Repräsentationswillen plastisch erfahrbar.
Von Stefan Krabath und Ulf Dräger
D
en Traum, einen Schatz zu finden,
hat wohl jeder von uns schon
einmal gehegt. Unsere Gedanken werden durch moderne Romane
und Kinofilme beflügelt, doch sind
Schatzfunde eine große Seltenheit. In der
Regel werden sie zufällig entdeckt und
dann häufig ohne wissenschaftliche Begutachtung wieder zerstreut, sodass
spannende kulturhistorische Erkenntnisse ausbleiben.
Von Sparstrümpfen und
Schatzgefäßen
Als Schätze bezeichnet man Ansammlungen von Wertgegenständen,
die sicher in Verstecken verborgen wur-
den, um sie vor fremdem Zugriff zu
schützen. Davon abzugrenzen sind rituelle Niederlegungen und Opfer, mit denen im christlichen Kontext seit dem hohen Mittelalter kaum noch zu rechnen
ist. Anzuführen sind jedoch rituelle Deponierungen von nicht mehr verwendeten Gegenständen in jüdischen Gotteshäusern (Genisa). In der Synagoge
von Veitshöchheim bei Würzburg waren
über längere Zeit Fragmente eines Schofarhornes, eines Torawimpels und Gebetsriemen niedergelegt worden.
Die Zusammensetzung der Schatzfunde reicht von wenigen Münzen in einem Leinenbeutel bis hin zu großen Vermögen, die aus Geldstücken, Edelme-
Die Spange aus dem
Fluss Motala in Schweden zierte wohl ursprünglich den Gewandausschnitt eines
hohen Würdenträgers.
20
Archäologie in Deutschland 3 | 2014
tallschmuck und Tafelgeschirr bestehen
können. Häufig wurden Gefäße aus Keramik oder Metall mit den Wertgegenständen verborgen. In Flintbek (Lkr.
Rendsburg-Eckernförde) wurde 1492
ein Dreibeintopf aus Bronze mit 2136
Münzen unter einem Stein versteckt, einige Münzen waren in einem Leinenbeutel. Der nach 1547 verborgene Krug
von Teicha im Saalekreis barg neben
Münzen Schmuck, Probiersteine und silberne Halbzeuge. Seltener dienten eiserne Kassetten, hölzerne Kästchen oder
auch größere Truhen als Deponierungsgefäße.
Die Verbergungsorte erscheinen ausgesprochen vielfältig. Feuerstellen, Kamine, Türschwellen (Probstei tom Roden bei
Höxter) oder Mauernischen in Gebäuden
kamen genauso als Versteck in Frage wie
markante Punkte im freien Feld. Diese
Landmarken – vielleicht ein auffälliger
Baum – können heute längst verschwunden sein. Große, sperrige Kessel oder auch
Tafelgeschirr aus Zinn ließen sich nur mit
großem Aufwand unbemerkt vergraben,
deshalb wurden diese Gefäße häufig im
seichten Wasser am Rand von Mooren
und Seen niedergelegt.
Münzen erlauben in der Regel eine
sehr präzise zeitliche Einordnung der
Niederlegung und liefern somit Hinweise auf das Alter der anderen Fundstücke.
Einige Schätze wurden nach Ausweis der
Münzen innerhalb von wenigen Jahren
angehäuft, andere können über mehrere Generationen zusammengetragen
und als »Familienschatz« gehortet worden sein. Mehrere derartige Schätze sind
von der Insel Gotland bekannt. Der
Fund von Dune enthält Stücke aus dem
9./10. bis 14. Jh. Andererseits ist auch
eine spontane Verbergung möglich, vielleicht während einer Belagerung.
Folge menschlicher Tragödie
So groß die Freude beim Auffinden
eines Schatzes auch sein mag – so tragisch dürfte das Schicksal des ehemaligen Besitzers verlaufen sein. Sehr oft
bleiben die ursprünglichen Eigentümer
der Wertgegenstände unbekannt, da die
Objekte keine nähere Verknüpfung ge-
statten. Sicher ist nur, dass er nicht mehr
dazu kam, sein Hab und Gut wieder an
sich zu nehmen. Historiker und Numismatiker versuchen, Verbindungen zwi-
schen Schätzen, historischen Ereignissen und ehemaligen Grundstücksbesitzern herzustellen. Besonders Kriege, Unruhen und Verfolgungen von Minder-
Erhaltene Teile des
Schatzfundes von
Pfreimd: Tafelgeschirr,
Schmuck und Devotionalien.
Schatz von Teicha im
Saalekreis. Ein kleiner
glasierter Krug wurde
wahrscheinlich während des Schmalkaldischen Kriegs mit
Münzen und Schmuck
verborgen. Beiliegende Probiersteine dienten zur Prüfung von
Edelmetallgehalten.
heiten beförderten die Deponierung von
Wertgegenständen. Halbfertige Schmuckstücke und Probiersteine zur Prüfung
des Feingehalts von Edelmetall könnten
auf einen Goldschmied oder Geldwechsler hindeuten. Münzschrötlinge, Zaine
und Bleche könnten einem Falschmünzer gehört haben, wie es beim Fund von
Arnstein im Mansfelder Land aus der Kipper- und Wipperzeit wahrscheinlich ist.
Die grausam wütende Pest entfachte
1348 bis 1351 in Süddeutschland Pogrome gegen die Juden, in deren Folge
zahlreiche Schätze nicht mehr geborgen
wurden. Zu den bedeutendsten Funden
dieser Zeit gehört der Schatz von Lingenfeld bei Speyer. Dort waren sechs vergoldete Silbergefäße, gefüllt mit Schmuckstücken und 250 Pfennigen vornehmlich
aus Straßburg, beim Bau einer Scheune
entdeckt worden. Möglicherweise steht
Archäologie in Deutschland 3 | 2014
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Titelthema | Mittelalterliche Schatzfunde
schlüsse auf ihre Entstehung sowie regionale und überregionale Geldkreisläufe möglich.
Spangen, Fingerring
sowie Haken- und
Ösenverschlüsse aus
dem Schatz von Pritzwalk. Die silbernen
Schmuckstücke wurden teilweise durch
Email und Vergoldung
aufgewertet.
die Verbergung mit der Judenverfolgung
in Speyer am 10. Januar 1349 in direktem
Zusammenhang. Ob die Stücke jedoch
tatsächlich einem Juden gehörten, bleibt
ungewiss. Mit Sicherheit gilt dies nur
für jüdische Trauringe mit hebräischer
Inschrift. Andere Schmuckobjekte aus
dem räumlichen Umfeld von Judenvierteln können auch aus christlichem Zusammenhang stammen und nur bei einem jüdischen Pfandleiher versetzt worden sein.
Große Teile von Böhmen und Mitteldeutschland wurden in der ersten Hälfte des 15. Jh. von den Hussiten nach der
Verbrennung Jan Hus’ (gest. 1415) verwüstet. Im Zuge solcher Ereignisse kann
ein bedeutender Schatz in Mutzschen bei
Leipzig verborgen worden sein. Dort waren in einem Fachwerkhaus drei Töpfe
mit fast 5000 Geprägen aus dem Zeitraum von der zweiten Hälfte des 14. Jh.
22
Archäologie in Deutschland 3 | 2014
bis 1428 vergraben worden. Darüber stapelte der Besitzer einen Metallkessel, einen Pflug und eine Hacke, einige Keramikgefäße sowie Ährengarben. Das gesamte Anwesen wurde wahrscheinlich
1429 beim Zug der Hussiten auf Oschatz
niedergebrannt.
Überregionale Wirtschaftskreisläufe
Münzen speichern als Edelmetall unvergängliche Werte. Sie wurden zu allen
Zeiten gespart, gesammelt, für Notzeiten
zurückgelegt und zur Sicherung verborgen. Jeder Hort ist individuell angelegt
und damit einzigartig. Unter allen Münzschätzen sind kleine Barschaften als Ausdruck bescheidenen Wohlstands häufig
anzutreffen. Große Vermögen in Form
von Münzen werden nur vereinzelt angetroffen. In der Regel lassen sich die
Gepräge einem Münzherrn und einem
Prägeort zuweisen. Dadurch sind Rück-
Zeichen bürgerlicher
Repräsentation
Edelmetallgefäße aus dem sakralen
Bereich wie Kelche, Patene und Reliquiare sind zahlreich in Kirchenschätzen erhalten. Demgegenüber gehören profane
Edelmetallschmiedearbeiten insbesondere aus dem Mittelalter und der frühen
Neuzeit zu den großen Raritäten. Sie
sind fast ausschließlich in Schatzfunden
überliefert. Nur Einzelobjekte überdauerten in herrschaftlichen Sammlungen die
Zeiten. Verluststücke aus Brunnen oder
Kloaken gibt es ausgesprochen selten.
Trinkschalen und Becher sowie wesentlich vereinzelter Kannen und Flaschen sind in Mitteleuropa seit dem
14. Jh. überliefert. Eine beliebte Gefäßform stellt der so genannte Doppelkopf
dar: Er besteht aus zwei Bechern, die
mit ihren Mündungen ineinandergesteckt werden können. Gefäße aus purem Gold bilden dabei die Ausnahme.
Vielmehr tragen sie auf der Außenseite
eine dünne Vergoldung und gaukeln somit eine höhere Wertigkeit vor. Sporadisch treten im 13. Jh. Edelmetalllöffel
auf. Ihre Anzahl nimmt mit der Zeit stetig zu, bis hin zu mehreren Dutzend Löffeln im Regensburger Silberfund vom
beginnenden 17. Jh. Nach Auskunft der
Edelmetallschmiede- und Stadtmarken
wurden die kleineren Bestecke und Becher in den umliegenden Städten produziert, während aufwendigere Arbeiten
in den überregional bedeutenden Goldschmiedezentren Nürnberg und Augsburg gefertigt wurden. Nur unvollständig überliefert wurde der wohl 1626 verborgene Schatzfund von Pfreimd im
Landkreis Schwandorf. Neben sechs Pokalen und zwei Salzschalen aus vergoldetem Silber enthielt er Körperschmuck
und verschiedene Anhänger. Insbesondere Letztere geben einen Einblick in
Glaube und Aberglaube des damaligen
Besitzers: In Edelmetall gefasst wurden
Münzschatz von Mutzschen mit Gegenständen aus darüber liegender Brandschicht. Über der Verbergungsstelle
waren Stroh, Haushaltskeramik und landwirtschaftliche Geräte abgelegt worden.
neben einem Taufmedaillon u. a. ein
Eberzahn mit Monogramm Jesus-Maria,
Luchskrallen und eine Maulwurfspfote.
Nur selten wurden Schmuck und Gefäße aus Edelmetall niedergelegt. Geschmeide und repräsentativem Tafelgeschirr kommt jedoch eine außerordentliche hohe kulturgeschichtliche Bedeutung zu, da besonders profane Edelmetallschmiedearbeiten des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit fast ausschließlich in Deponierungen die Jahrhunderte überdauert haben. Stücke in
Schatz von Dune auf
Gotland. Wahrscheinlich wurden die Wertgegenstände bis 1361
hinzugefügt, als der
dänische König Waldemar IV. Atterdag (um
1321– 1375) die Stadt
Visby überfiel.
fürstlichen Sammlungen und bürgerlichem Besitz wurden nur allzu häufig in
Krisenzeiten eingeschmolzen, oder sie
bildeten entsprechend den modischen
Empfindungen der Zeit die Grundlage
für Neuschöpfungen. Die überwiegende
Zahl der Schätze mit anderen Metallbeigaben stammt wohl aus bürgerlichem
Besitz. Die überlieferten Ketten, Spangen, Broschen und Gürtel führen eindrücklich vor Augen, welch enormer
Aufwand für die repräsentative Gestaltung bürgerlicher Kleidung betrieben
wurde. Außerhalb der Schätze sind profane Schmuckstücke nur selten auf Reliquiaren oder Paramenten bzw. in Gräbern hoher Würdenträger erhalten geblieben. Vom ursprünglichen Schmuckreichtum zeugen auch Testamente und
Luxusordnungen, die das Tragen von
Schmuck entsprechend des Standes seit
dem späten Mittelalter beschränken.
Der 1278 verborgene Schatzfund von
Fuchsenhof bei Freistadt (Oberösterreich)
enthielt 178 Spangen und 106 Fingerringe, die einen hervorragenden Überblick
zur Tracht des 13. Jh. in Mittel- und Südosteuropa gestatten. In der Regel besitzen die Schmuckstücke eine geringe Qualität und dürften somit hauptsächlich im
Bürgertum weit verbreitet gewesen sein.
Zu den umfangreichsten Schmuckschätzen des 14. Jh. zählt jener aus Pritzwalk im Landkreis Prignitz. Dort waren
nach 1392 sechs Münzen und 339
Schmuckstücke verborgen worden. Neben verschiedenartigen Spangen enthielt
er 229 Haken- und Ösenverschlüsse. Die
Spangen gelten als modischer Verschluss
des Obergewands im Bereich des Halsausschnitts der weiten Männer- und
Frauengewänder, während die Hakenund Ösenverschlüsse für eine neue seit
1300 aufkommende Mode stehen: relativ eng anliegende Kleider, die auf der
ganzen Länge der Vorderseite durch einen Satz derartiger Schmuckstücke verschlossen wurden.
Der Schmuck aus den Schatzfunden
ist von unterschiedlicher Qualität. Meist
handelt es sich um einfache Ausführungen aus Silber, massives Gold bildet die
Ausnahme. Geschmeide mit aufwendigem Steinbesatz (z.B. aus Erfurt und Środa Śląska/ Neumarkt in Schlesien) sind
ebenfalls äußerst selten. Zu den kostbarsten Schmuckstücken des späten Mittelalters gehört eine Spange aus dem
Fluss Motala in Östergötland (Schweden). Wahrscheinlich gelangte das wertvolle Objekt als unbeabsichtigter Verlust
in den Fluss, bis es zu Beginn des 19. Jh.
in einem Fischernetz hängen blieb.
Allgemein nehmen nichtmonetäre
Schatzfunde seit dem frühen 16. Jh. zu.
Möglicherweise hängt diese Tendenz mit
der Erschließung neuer Silbervorkommen u. a. im Erzgebirge und Harz zusammen. Die Schmuckstücke führen die
hohe Qualität profaner Goldschmiedekunst vor Augen und vermitteln ein plastisches Bild der damaligen Lebenswirklichkeit.
Literatur
S. Krabath/ L. Lambacher, Der Pritzwalker Silberfund (Pritzwalk 2006).
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