Vortrag

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Neue Detektoren für die Bewertung von Funkstörungen
Manfred Stecher, Rohde & Schwarz München
Tel. 089-4129-12152
Fax. 089-4129-13055
E-Mail: [email protected]
1. Wozu und wonach sollen Funkstörungen bewertet werden?
Funkstöraussendungen aller möglichen elektrischen und elektronischen Produkte haben unterschiedliches
zeitliches Verhalten (schmal- oder breitbandig, impulsartig mit unterschiedlicher Pulsdauer und –frequenz)
und haben daher unterschiedliche Wirkung auf den Funkempfang bei Überlagerung mit analog oder digital
modulierten Funksignalen. Weil Funkstörungen möglichst zu vermeiden sind und daher die Funk -Entstörung
von Amts wegen kontrolliert wird, soll Gerechtigkeit bei der Messung von Störaussendungen herrschen (wer
weniger stört, muß weniger entstören). Aus diesem Grund sollen Störaussendungen entsprechend ihrer Störwirkung auf den Funkempfang bewertet werden. Um dennoch eine einfache Messung von Störgrößen zu ermöglichen, wurden und werden Messempfänger mit bewertenden Gleichrichtern definiert. Für analog modulierte Funksignale (AM/FM) wurde der Quasi-Spitzenwert-(QP)-Gleichrichter erfunden. Die Definition einer
Bewertung von Funkstörungen entsprechend ihrer Wirkung auf moderne digitale Funkkommunikationssysteme
ist notwendig für die Festlegung künftiger Störaussendungsgrenzwerte. Es soll der Stand der Untersuchungen
und Vorschläge zu diesem CISPR-Projekt dargelegt werden.
2. Quasi-Spitzenwert- und andere Gleichrichter
Als der Hörrundfunk in den Zwanzigerjahren die Wohnzimmer eroberte, wurde schnell klar, daß Funkstörungen begrenzt werden mussten, um einen akzeptablen Empfang zu ermöglichen. In der Folge wurde das Intern ationale Sonderkomitee für Funkstörungen (CISPR) im Jahre 1934 für die Entwicklung von Messgeräten und verfahren gegründet [1]. Einige Zeit verging, bis im Jahr 1975 alle notwe ndigen CISPR Publikationen entwickelt waren und der QP-Gleichrichter für alle Frequenzbereiche bis 1000 MHz definiert war.
Rel. Eingangspegel für konstante Anzeige in dB
34
32
28
24
10 0 2 3
30...1000 MHz (Band C und D)
12
pulse repetition frequency (PRF)
5
10 2 2 3 5
10 3 2 3
10 1 2 3
5
10 4 2 3
5
10 5 Hz
PK
0
-10
0.15...30 MHz (Band B)
QP
20
16
5
-20
RMS
10...150 kHz (Band A)
43.5 dB
-30
AV
-40
8
-50
4
-60
0
CISPR band B (150 kHz to 30 MHz)
-4
-70
-8
-80
- 12
Einzelimpuls
1
10
100
Pulsfrequenz 1 kHz
Bild 1: Bewertungskurven von Quasi-Spitzenwert(QP)-Messempfängern nach CISPR 16-1 [2]
Bild 2: Bewertungskurven von Spitzen- QP-, Effektiv- und Mittelwert-Gleichrichtern im CISPR
Band B
Der Vollständigkeit halber muß gesagt werden, daß die Wirkung von Schma lbandstörungen um 10 dB heftiger
empfunden wurde, weshalb unterschiedliche Grenzwerte für Breit- und Schmalbandstörungen (jetzt Grenzwerte für QP- und Mittelwert-Gleichrichter) festgelegt wurden.
Andere Gleichrichter wurden in [2] ebenfalls festgelegt:
Der Spitzenwert-Gleichrichter folgt dem Signal am Ausgang des Hüllkurvengleichrichters und hält dessen
Spitzenwert fest, bis die Entladung erfolgt. Die Anzeige ist unabhängig von der Pulsfrequenz.
Der Mittelwert-Gleichrichter bestimmt den linearen Mittelwert des Signals am Ausgang des HüllkurvenGleichrichters. Seit 1985 legte CISPR auch Grenzwerte für den Mittelwert-Gleichrichter fest.
Der Effektivwert-Gleichrichter bestimmt den Effektivwert am Ausgang des Hüllkurven-Gleichrichters. Bisher
gibt es dafür in CISPR-Publikationen keine praktische Anwendung.
Keinen Gleichrichter aber auch eine Art Bewertung stellt die Amplitudenwahrscheinlichkeitsverteilung (Ampl itude probability distribution APD) [3] dar. Dafür läuft bei CISPR ein Normungsprojekt.
3. Berücksichtigung digitaler Funkdienste
Alle modernen Funkdienste wenden digitale Modulationsverfahren an. Dies gilt nicht nur für den Mobi lfunk
sondern auch für den Hör- und Fernseh-Rundfunk. Außer Datenkompression und –verarbeitung analoger Sig-
dB
nale (Ton und Bild) wird Redundanz zur Fehlererkennung und –korrektur verwendet. Üblicherweise können
die Systeme bis zu einem bestimmten Bit-Fehlerverhältnis (BER) Fehler für perfekten Empfang korrigieren.
Sowohl CISPR [4] als auch ITU-R [5] haben Studienfragen angenommen, die sich mit der Wirkung unterschiedlicher Arten von Funkstörungen auf digitale Funkdienste auseinandersetzen. Der Titel der ITU-R Studienfrage Question 202/1 lautet: "Characterization and measurement of various interference sources to digital
communication services (according to their interference effect)".
Prinzipielles Verfahren zur Messung der Bewertung durch digitale Funkdienste:
Abgesehen von Arbeiten des Verfassers gab es bei CISPR und ITU-R nur geringe Fortschritte. Die Arbeit besteht darin, die Bewertung durch verschiedene Funksysteme zu messen (oder zu berechnen), einen Gleichrichter einschließlich Bandbreiten als Kompromiss zu finden und Grenzwerte festzulegen.
Die Bedeutung einer Bewertungskurve in Bild 1 ist folgende: die Verschlechterung der Emp fangsqualität durch
einen 100-Hz-Puls ist gleich der durch einen 10-Hz-Puls, wenn der Pulspegel um 10 dB erhöht worden ist (für
Band B). Analog dazu wird ein Störsignal mit bestimmten Eigenschaften in einem digitalen Funksystem ein
bestimmtes Bit-Fehler-Verhältnis (BER), z.B. 10 -3 verursachen. Das BER wird von der Pulsfrequenz und dem
Pegel des Störsignals abhängen. Um das BER konstant zu halten, muß man den Störpegel korrigieren, wenn
man die Pulsfrequenz variiert. Diese Pegelvariation als Funktion der Pul sfrequenz bestimmt die Bewertungskurve.
Messsysteme mit BER-Anzeigefunktion (z.B. Mobile Radio Tester) können verwendet werden, um den erforderlichen Pegel für eine bestimmte, konstante BER zu bestimmen.
dBuV
40
FunksignalGenerator
+
Störquelle
(Pulsmod.
Generator)
FunkEmpfänger
BER
35
30
25
20
Bild 3: Messaufbau zur Bestimmung des Störpegels für eine bestimmte BER. Der Funkempfänger
dekodiert das übertragene Funksignal und vergleicht es mit der bekannten ungestörten Information um die BER zu ermitteln. In anderen Systemen (z.B. in Mobilfunk-Testern) wird die dekodierte Information zur Signalquelle zurückübertragen und dort mit der Original-Information verglichen.
15
10
5
0
210
215
220
225
230
235
240
245
250
MHz
Bild 4: Störspektrum (Beispiel) bestehend aus
einem pulsmodulierten Träger mit einer Pulsdauer
von 0,1 µs und einer Pulsfrequenz von 1 MHz.
Unterschiedliche digitale Funksysteme reagieren vor allem wegen spezieller Codierung auf Störsignale unte rschiedlich. Deshalb muß für die Bewertung ein Kompromiss gefunden werden, um möglichst viele Systeme
abzudecken.
Zur Erzeugung von Störsignalen wird ein pulsmodulierbarer Signalgenerator verwendet. Für einwandfreie
Messungen muß der Pulsmodulator ein hohes Ein/Aus-Verhältnis von über 60 dB haben. Entsprechend der
Impulsdauer entsteht ein breit- oder schmalbandiges Störspektrum, wobei sich die Definition von breit oder
schmal nach der Bandbreite des Funkkanals richtet. Bild 4 zeigt das Beispiel eines solchen Stö rspektrums zur
Messung der Bewertung. Das Spektrum ist absichtlich bandbegrenzt. Ein Spektrum mit großer Bandbreite
könnte den zu prüfenden Empfänger übersteuern. Bei Mobilfunk-Empfängern, bei denen Downlink (zum Mobile) und Uplink (zur Basisstation) in verschiedenen Frequenzbändern liegen, hilft die Bandbegrenzung, das
Störsignal auf den Mobil-Empfänger zu konzentrieren und vermeidet die Störung der Kontrollschleife (loop
back).
Es ist ein weiteres Messprinzip, den Funksignalpegel gerade so hoch einzustellen, daß ohne Störung quasifehlerfreier Empfang erfolgt (z.B. BER = 10 -7 oder ein Faktor von 10-3 unter der kritischen BER). Damit arbeitet der Empfänger wie am Rand des Versorgungsgebietes, wo ein Störsignal über dem Grenzwert leicht eine
Störung des Empfangs verursachen kann.
4. Messergebnisse
Einige wichtige digitale Funksysteme wurden mit dem oben beschriebenen Verfa hren untersucht. Die Ergebnisse hängen stark von den Modulations- und Codierungsverfahren ab. Codierung zur Fehlerkorrektur ist typisch für alle digitalen Funkkommunikationssysteme. Dies wird meist durch das Anhängen von Zusatzbits an
Datensequenzen (data frames) und durch Faltungskodierung und Überlappung (interleaving) zur Vermeidung
von Fehler-Bursts erreicht. GSM, DECT und TETRA sind TDMA-Systeme (Time Division Multiple Access),
wogegen IS-95 und J-STD 008 CDMA-Systeme repräsentieren (Code Division Multiple Access). DAB und
DVB-T wenden OFDM-Verfahren (Orthogonal Frequency Division Multiplex) an. Für die Untersuchungen
gelten individuelle kritische BER-Werte für jedes System.
Das digitale Mobilfunksystem GSM wird in Frequenzbändern um 900 und 1800 MHz betrieben. Der Versatz
zwischen uplink und downlink beträgt 45 MHz (GSM 900) bzw. 95 MHz (GSM 1800). Die belegte Bandbreite
ist 300 kHz und der Kanalabstand 200 kHz. Durch GMSK-Modulation (Gaussian Minimum Shift Keying) wird
eine konstante Einhüllende des Spektrums erreicht. Die Fehlerkorrekturverfahren sind unterschiedlich für
Verkehrskanäle (traffic channels 1b bits) und andere bits (Class 2 bits). Deshalb gibt es unterschiedliche Bit Fehler-Verhältnisse: BER, RBER 1b und 2 (residual BER) und FER (Frame error ratio).
C/I Verbesserung für τ = 10 µs
GSM 1800 Ericsson downlink f = 1850,8 MHz RBER 1b = 0,4% 400 frames
dB
dBµV
120
width 0,1E-06s
width 0,5E-06s
width 1,0E-06s
width 2,0E-06s
100
70
BER
FER
RBER 1b
RBER 2
60
width 5,0E-06s
width 10,0E-06s
50
80
40
60
30
40
20
20
10
0
100
1000
10000
100000
1000000
f/Hz
0
100
f / Hz
10000000
1000
10000
100000
Bild 6: Mit Cossap für GSM berechnete Störabstandszunahme in dB (Carrier-to-interference
improvement)
Die Messergebnisse in Bild 5 sind den Rechenergebnissen der BER- und RBER 1b- Kurven von Bild 6 sehr
ähnlich. Wegen Instabilität des Messsystems konnten unter der Pulsfrequenz 1 kHz keine Ergebnisse gefunden
werden. Bild 6 zeigt die mit der Simulations-Software COSSAP von U. Neibig, Bosch [7], erzielten Ergebnisse.
Bild 5: Bewertungsfunktionen für RBER 1b von
GSM. Der Anstieg unterhalb 2 kHz ist typisch.
Das DECT-System (Digitally Enhanced Cordless Telephone) wird in Wohn- und Geschäftsräumen bei Abständen von bis zu 300 m (in Picozellen) verwendet und arbeitet mit 10 Kanälen mit einem Kanala bstand von
1,728 MHz im Frequenzbereich 1,88 bis 1,90 GHz. Die belegte Bandbreite ist ≈ 1,5 MHz. Zur Modulation
dient GMSK. Als Test-Signal fungierte eine Pseudo-Random Binärsequenz (PRBS).
DECT FP f = 1897,344MHz, BER = 2 %, Evaluation Time = 5,0s
TETRA downlink f = 394,0 MHz, BER = 2%
dB(µV)
dB(µV)
120
width 0,1E-06s
width 0,5E-06s
width 1,0E-06s
width 2,0E-06s
100
140
width 0,1E-06s
width 0,5E-06s
width 1,0E-06s
120
width 5,0E-06s
width 10,0E-06s
width 5,0E-06s
width 10,0E-06s
100
80
80
60
60
40
40
20
0
100
20
1000
10000
100000
1000000
f /Hz
10000000
Bild 7: Die Bewertungsfunktionen für DECT zeigen einen flachen Verlauf bei höheren Pulsfrequenzen und einen steilen Anstieg unter etwa 10
kHz.
f / Hz
0
10
100
1000
10000
100000
1000000
10000000
Bild 8: Bewertungsfunktionen für TETRA. Da das
Pulsspektrum viel breiter als die Kanalbandbreite
ist, sind alle Bewertungskurven um das Verhältnis
der Pulsraten in dB separiert.
Das digitale Bündelfunksystem TETRA (Terrestrial Trunked Radio) wird in Werksanlagen, in der Ba uindustrie,
Flughäfen, der Transportindustrie und bei Sicherheitsdiensten eingesetzt. Es wird im Fr equenzbereich 380 bis
520 MHz (in manchen Gebieten auch im Bereich 870 bis 990 MHz) betrieben, wobei die Datenrate 36 kbit/s
pro Träger, die belegte Bandbreite ≈ 25 kHz und Kanalabstände von 12,5, 20 oder 25 kHz sind. Bis zu vier
Verkehrskanäle werden normalerweise auf einem Träger übertragen. Der Fehlerschutz kann niedrig oder hoch
sein, je nach Code Rate. π/4-DQPSK dient als Modulationsverfahren. Bild 8 zeigt die gemessene Bewertungskurve für hohe Code Rate (= 1; entspricht Null Fehlerschutz).
Die CDMA-Systeme IS-95 und J-STD 008 wurden von der TIA (US Telecommunications Industry Association)
und werden in den Frequenzbereichen 825 bis 900 MHz (IS-95) und 1,8 bis 2,0 GHz betrieben. Die belegte
Bandbreite ist ≈ 1,4 MHz. Als Modulationsverfahren dient QPSK (Quadrature Phase Shift Keying). Für den
uplink (Mobile zur Basisstation) wird die optimale Einstellung des Empfangsp egels an der Basisstation mittels
Leistungs-Einstell-Bits gesteuert. Die Bewertungskurven der Bilder 9 und 10 sind sehr ähnlich. Die Störfestigkeit der CDMA-Systeme scheint in der von uns geprüften Form höher zu sein, als die vergleichbarer Systeme.
IS-95 forward f = 878,49 MHz, FER = 2%, -83 dBm, full rate
J-STD 008 forward f = 1955,0 MHz, FER = 2%, -83 dBm, full rate
dB(µV)
dB(µV)
width 0,1E-06s
width 0,5E-06s
width 1,0E-06s
140
width 2,0E-06s
width 5,0E-06s
width 10,0E-06s
120
140
width 0,1E-06s
width 0,5E-06s
width 1,0E-06s
120
width 2,0E-06s
width 5,0E-06s
width 10,0E-06s
100
100
80
80
60
60
40
40
20
20
0
100
f / Hz
1000
10000
100000
1000000
f /Hz
0
100
10000000
1000
10000
100000
1000000
10000000
Bild 10: Bewertung für J-STD 008
Bild 9: Bewertungskurven für IS-95.
DAB (Digital Audio Broadcasting) wird betrieben im VHF-Bereich (174 bis 230 MHz) und im L-Band (1452
bis 1492 MHz) mit einer Kanalbandbreite von 1,5 MHz und mit COFDM als Modulationsverfa hren, um die
Effekte von Mehrwegeausbreitung zu minimieren. Die Audio-Datenrate wird durch MUSICAM (Masking
pattern adapted Universal Coding and Multiplexing), das zum MPEG-2-Standard (Moving Picture Expert
Group) gehört, reduziert. Die gesamte übertragene Bitrate ist 2,4 Mbit/s. Die 1500 Hilfsträger werden mit Di fferential QPSK (DQPSK) moduliert. Der flache Verlauf bis zu etwa 1 kHz herab ist charakteristisch für dieses
System.
DAB DQPSK BER = 1,0*10
-4
DVB-T f = 560,0 MHz, 64 QAM, 8k, CR 7/8, BER = 3,0 * 10
-6
dB(µV)
dB(µV)
120
width 0,5E-06s
width 0,1E-06s
width 0,5E-06s
width 1,0E-06s
120
width 1,0E-06s
width 2,0E-06s
width 5,0E-06s
100
width 2,0E-06s
100
width 5,0E-06s
width 10,0E-06s
width 10,0E-06s
80
80
60
60
40
40
20
20
f / Hz
0
100
1000
10000
100000
1000000
Bild11: Bewertungskurven für DAB.
f / Hz
0
0,1
1,0
10,0
100,0
1000,0
10000,0
100000,0
1000000,0
10000000,0
Bild 12: Bewertung für DVB-T
DVB-T (Digital Video Broadcasting Terrestrial) soll die bestehenden analogen TV-Systeme ersetzen. Datenreduktion erfolgt durch Anwendung von MPEG-2. Das OFDM Spektrum kann entweder 1705 Hilfsträger (2kModus) oder 6817 Hilfstträger (8k-Modus) enthalten. Die einzelnen Träger werden mit QPSK oder 16 QAM
oder 64 QAM (Quadrature Amplitude Modulation) moduliert. Die Code-Rate CR ist wichtig für den Umfang
der Fehlerunterdrückung (CR = ½ bedeutet hohe Fehlerunterdrückung):
CR =
Zahl der Informatio ns - Bits
Zahl der Informatio ns - Bits + Zahl der Schutz - Bits
Bild 12 zeigt die Bewertungsfunktionen eines DVB-T-Systems mit 64 QAM und CR = 7/8, d.h. einer sehr
geringen Fehlerunterdrückung. Ein Beispiel mit hoher Fehlerunterdrückung (QPSK und CR = ½) ergibt eine
ganz andere Bewertungskurve und ist in [6] enthalten. Für andere Systemparamter liegt die Bewertung irgen dwo dazwischen.
Auch das Verhalten der digitalen Funksysteme gegen unmodulierte Sinussignale gibt Aufschluss über die Störfestigkeit (s. [6]) und sollte bei der Festlegung von Funkstörgrenzwerten nicht unberücksichtigt bleiben. Es ist
jedoch ohne Bedeutung für die Festlegung der Bewertungskurve.
5. Bewertung der Messergebnisse und Vorschlag eines neuen Gleichrichters
Es ist nicht leicht, aus den oben beschriebenen Messergebnissen eine für alle Systeme gültige, einheitliche
Bewertungskurve abzuleiten. Bevor ein Kompromiss vorgeschlagen wurde, wurden die Resultate analysiert (s.
[6]). Zur Bewertung gehört eine Messbandbreite. Diese sollte ein Mittelwert der Systembandbreiten sein, z.B.
10 kHz für 150 kHz bis 30 MHz, 100 kHz für 30 bis 1000 MHz und 1 MHz für den Frequenzbereich über 1
GHz. Die Systeme müssen ferner entsprechend ihrer Bedeutung gewichtet werden. Außerdem müssen weitere
Systeme (z.B. DRM als Ersatz für den AM Rundfunk oder W-CDMA für zukünftige Mobilfunksysteme) gemessen werden, sobald Geräte zur Verfügung stehen.
Wie bei der Definition des Quasi-Peak-Gleichrichters in [2] könnte man die Bewertungskurven auf eine Referenzpulsfrequenz (z.B. 10 kHz) beziehen. Wie aus [6] ersichtlich, führt dies zu großen Unterschi eden in den
Bewertungen, weil die Systembandbreiten sich zu sehr unterscheiden. Vergleicht man die Bewertungen jeweils
bezogen auf die Systembandbreite, so ergibt sich eine größere Ähnlichkeit (s. Bild 13).
dB
Vergleich der Bewertungskurven (Mobilfunk) für τ = 1,0 µs rel. z. Systembandbreite
100
GSM 900 1b
Nokia
GSM 900 2
Nokia
80
GSM 900 1b
Ericsson
GSM 900 2
Ericsson
BewertungsFaktor/dB
Mittelwert
GSM 1800 1b
60
GSM 1800 2
DECT FP
40
DECT PP
TETRA
20
IS-95
Effektivwert
J-STD
dB Average
0
-20
100
EckFrequenz
fc
f / Hz
1000
10000
100000
1000000
Bild 13: Bewertungskurven bezogen auf die Systembandbreiten.
Log. der Pulsfrequenz
Bild 14: Definition einer Eckfrequenz f c zwischen
Effektivwertund
Mittelwertbewertung.
Allen Kurven in Bild 13 ist ein flacher Verlauf in der Nähe der Systembandbreite und ein steiler Anstieg u nterhalb einer bestimmten Eckfrequenz gemeinsam. E ine Annäherung an diesen Verlauf ergibt sich durch eine
Kombination aus einem Effektivwert-Gleichrichter dessen maximale Mittelungszeit auf 1 ms festgelegt ist,
gefolgt von einem Mittelwert-Gleichrichter, der die Ergebnispakete des Effektivwert-Gleichrichters linear mittelt.
EffektivwertGleichrichter
lineare
MittelwertBildung
SpitzenwertBildung
Bild 15: Anordnung der Kombination aus Effektivwert-Gleichrichter, linearer Mittelwertbildung mit CISPRTiefpass, gefolgt von einer Spitzenwertbildung.
Eckfrequenzen wurden aus obigen Ergebnissen und aus [6, 7, 8] abgeleitet (s. Tabelle 1):
System
GSM
DECT
TETRA
IS-95
DAB
DVB-T
MSK ...
Quelle
[6, 7]
[6]
[6]
[6]
[6]
[6]
[8]
fc/kHz
1,5
50
0,5
1,5
5
0,01 - 50
Rs
Kommentar
oberhalb von fc: sehr nahe Effektivwert
oberhalb fc: etwas flacher als Effektivwert
kontinuierliche Änderung der Steigung
ähnlich J-STD 008; oberhalb fc nahe Effektivwert
oberhalb fc, Kurven sehr flach flach; fc abh. von wp
fc abhängig von wp, Modulation und Codierung
Effektivwert oberhalb Symbolrate R s; keine Codierg.
Tabelle 1: Überblick über die Bewertungskurven in den Quellen [6], [7] und [8]. (f c = Eckfrequenz, die durch
Bild 14 definiert ist; wp = Pulsbreite des pulsmodulierten Trägers; Rs = Symbolrate)
Für eine Messbandbreite von 1 MHz und eine Eckfrequenz fc von 1 kHz ergeben sich in etwa die Bewertungskurven von Bild 16, wobei die Impulsdauer als Parameter verwendet wurde. Für andere Messbandbreiten müßte
man evtl. andere Eckfrequenzen festlegen. Betrachtet man die Bewertung in Abhängigkeit von der Impulsdauer
eines pulsmodulierten Trägers, so ergibt sich die Bewertung von Bild 17, in dem die Pulsfrequenzen als Par ameter verwendet wurden. In Bild 17 wurde außerdem Spitzenwertbildung am Ausgang des Mittelwertgleichrichters gestrichelt eingetragen.
Effektiv+Mittelwert-Gleichrichter
(Pulsbreite W p = Parameter)
dB
Wp = 1 us
Wp = 10 us
70
Wp = 100 us
Wp = 1 ms
60
Wp = 10 ms
Wp = 100 ms
Effektiv+Mittelwert-Gleichrichter als Funktion der Impulsbreite
(fpulse = Parameter)
dB
70
fp = 1 Hz
60
fp = 10 Hz
fp = 100 Hz
50
50
fp = 1 kHz
40
40
1 Hz, Peak
30
30
20
20
10
10
fp/Hz
0
1
10
100
1000
10000
100000
Wp/µs
0
1
10
100
1000
10000
100000
1000000
1000000
Bild 16: Bewertungskurven eines bewertenden
Gleichrichters als Funktion der Pulsfrequenz fp.
Bild 17: Bewertungskurven eines bewertenden
Gleichrichters als Funktion der Impulsbreite wp.
Weil den Anwender eines Gleichrichters auch die damit verbundene Messzeit interessiert, soll hier auch gesagt
werden, daß bei eingeschränkter Integrationszeit auch kurze Messzeiten realisierbar sind.
6. Zusammenfassung
In [6] ist das Konzept zur Ermittlung eines bewertenden Gleichrichters entsprechend der Störwirkung von
Impulsstörungen auf digitale Funksysteme vorgestellt worden. Das vorliegende Manuskript fasst diese Ergebnisse und die anderer Autoren zusammen und entwickelt daraus einen geeigneten bewertenden Gleichrichter,
der im Wesentlichen aus der Kombination eines Effektivwert-Gleichrichters und eines linearen MittelwertGleichrichters besteht.
Literatur:
[1] Jackson, G.A.: "The early history of radio interference", Journal of the IRE, Vol. 57(1987), No. 6, S. 244 250.
[2] IEC CISPR 16-1/1999-10: Specification of radio disturbance and immunity mea suring apparatus and methods. Part 1: Radio disturbance and immunity measuring apparatus.
[3] Uchino, M.; Hayashi, Y.; Shinozuka, T.; Sato, R.: "Development of low-cost high-resolution APD measuring equipment", Proc. 1997 Int'l. Symp. EMC, Beijing, China, S. 253 -256.
[4] CISPR Study Question 94: Determination of measurement and calculation of limits for the prote ction of
radio services from man made radio noise.
[5] Question ITU-R 202/1: enthalten in ITU-Doc. 1/1-E, 30. Nov. 1995.
[6] Stecher, M.: “Weighting of interference for its effect on digital communication services”, Proc. EMC
Symp., Wroclaw, Polen, 2000.
[7] Neibig, U.: “Störempfindlichkeit digitaler Mobilfunkempfänger am Beispiel von GSM 900”, Frequenz 54
(2000) 11-12, S. 257 ... 262.
[8] Stenumgaard, P.: “On Digital Radio Receiver Performance in Electromagnetic Disturbance Env ironments”,
Diss. Dezember 2000, KTH Stockholm.
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