Hofbra?uhaus_W16.QXD:Layout 1 19.04.2011 11:51 Uhr Seite 1 7 „Das Bier darf auf der Wiesn niemals ausgehen“ Interview mit Jürgen Breitsameter, Chef der Logistik und des Einkaufs bei Hofbräu München In der Ruhe liegt die Kraft! Ruhiger Blick, kräftiger Händedruck – einer, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt! Jürgen Breitsameter, Chef der Logistik und des Einkaufs bei Hofbräu München hat genau diese Grundvoraussetzungen für die erfolgreiche Bewältigung seiner Doppelaufgabe. Der Logistiker soll immer alles auf Lager halten, der Einkäufer soll – um die Kosten niedrig zu halten – so wenig wie möglich einkaufen. HALLOWirtschaftsredakteur BodoKlaus Eidmann sprach mit ihm. HALLO: Worin besteht die Kunst „Logistikleiter“ bei Hofbräu München zu sein? Jürgen Breitsameter: Ganz einfach: Immer alles Nötige auf Lager zu haben! Jedoch ist diese Aufgabe in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Hofbräu München braut – insbesondere durch die Spezialitäten – mehr verschiedene Biersorten. Zudem sind wir ein Vollsortimenter – der Gastronom bekommt von der Hofbräu München-Logistik alles – zum Beispiel auch Kaffee. Darüber hinaus haben wir auch Krüge, Gläser, Garnituren und auch Ausschanktechnik und -ware auf Lager. Auf 10.000 Quadratmeter Lagerfläche bringen wir 350 verschiedene Getränke und insgesamt über 1000 verschiedene Artikel unter. Das ist doch eine Leistung! HALLO: Worauf muss beim Produkt „Bier“ in besonderer Weise seitens der Logistik geachtet werden? Jürgen Breitsameter: „First in, first out!“ Bei der Lagerung des Biers ist zudem die Temperatur wichtig: Sie sollte im Optimalfall zwischen 6 und 8 Grad Celsius liegen. Gerade beim Export spielt diese eine wichtige Rolle. Die großen Container werden zum Beispiel mit einer speziellen Folie präpariert, damit die richtige Temperatur während der bis zu 6-wöchigen Frachtdauer in die USA gewahrt bleibt. Der Kunde ist bei uns König – das was er bestellt hat, bekommt er zeitnah! Ich bin nicht nur Logistikleiter, sondern vielmehr auch für den Einkauf zuständig. Der gute Einkäufer versucht, möglichst wenig auf Lager zu halten, um die Kosten niedrig zu halten. HALLO: Wie haben sich die Anforderungen an die Logistik im Lauf der Jahre verändert? Wie wird das Bier in 30 Jahren zum Kunden kommen? Jürgen Breitsameter: Die Anforderungen stiegen. „Just in time“ – das, was im „AutoMotive“-Sektor schon seit vielen Jahren gang und gäbe ist, greift auch bei uns. Wir disponieren auf den Tag genau. Wenn der Spediteur kommt, muss die Bestellung komplett abholfertig bereitstehen. Da darf nichts schiefgehen. Im absoluten Notfall muss ein Kurier ran und das wird teuer! Wie das Bier in 30 Jahren zum Verbraucher kommt, weiß natürlich jetzt noch keiner! Aber man kann ja mal „spinnen“: „Beam me up“ dürfte wohl noch länger dauern! Spaß beiseite: Die Einheits-PETFlasche wird sich am deutschen Markt sicherlich nicht so schnell durchsetzen. Letztlich geht es um die Kosten und da werden die Großen der Branche den Takt vorgeben. Es lässt sich seit einigen Jahren bereits der Trend zur Konzentration feststellen. Hofbräu München als staatliche Brauerei nimmt sicherliche eine Ausnahmestellung ein. Wir müssen zwar Gewinn machen, doch nicht um jeden Preis. Wir sind die Spezialisten und legen größten Wert auf Qualität! HALLO: Herr Breitsameter, ist es schon einmal im Lauf der Geschichte passiert, dass das Bier auf der Wiesn ausgegangen ist? Jürgen Breitsameter: Das Bier darf auf der Wiesn niemals ausgehen! Obwohl (Jürgen Breitsameter überlegt und schmunzelt), es muss wohl 1980/82 gewesen sein, als unser Wiesn-Festzeltwirt Günter Steinberg eigenhändig ein Fass aus einem Nachbarzelt in das Hofbräu-Zelt rollen musste – damals wohl noch ein „Hirschen“ mit 350 Kilogramm – um für Nachschub zu sorgen. Die Aktion war wohl auch nicht so einfach und mit eini- Jürgen Breitsameter, Chef der Hofbräu München. gen Umständen behaftet. Und zu allem Glück: Ein Boulevard-Reporter hat auch noch einen Schnappschuss gemacht. Naja! Heutzutage passiert das natürlich nicht mehr! HALLO: Um noch einmal auf das Oktoberfest einzugehen: Ist es eine leichte Aufgabe die Wiesn mit dem Bier zu versorgen oder eine eher schwierige? Jürgen Breitsameter: Für jeden Logistiker ist dies eine Meisterleistung! Bis zu 400 Hektoliter werden an einem Tag im Hofbräu-Festzelt konsumiert. Das ist eine Menge. Früher konnte die Wiesn auch während des Tages angefahren werden. Mittlerweile dürfen sich unsere Wagen nur noch Logistik und des Einkaufs bei Foto: Bodo-Klaus Eidmann zwischen 1 Uhr nachts und 9 Uhr früh auf dem Gelände aufhalten. Hinzu kommen hohe Sicherheitsauflagen. Die Fahrzeuge werden nicht nur bei der Fahrt auf das Gelände, sondern auch vom Gelände kontrolliert! Das kostet alles wertvolle Zeit! HALLO: Herr Breitsameter, noch eine Frage: Welches der Hofbräu München-Biere bevorzugen Sie und warum? Jürgen Breitsameter: Der runde, malzige Geschmack des Hofbräu Dunkels kommt mir sehr entgegen. Nicht zu vergessen: Das jetzt wieder aktuelle naturtrübe, unfiltrierte Sommerbier von Hofbräu München ist ein wahrer Genuss.