„Das Bier darf auf der Wiesn niemals ausgehen“

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19.04.2011
11:51 Uhr
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„Das Bier darf auf der Wiesn
niemals ausgehen“
Interview mit Jürgen Breitsameter, Chef der Logistik und
des Einkaufs bei Hofbräu München
In der Ruhe liegt die Kraft! Ruhiger Blick, kräftiger Händedruck – einer, der sich nicht so
leicht aus der Ruhe bringen
lässt! Jürgen Breitsameter,
Chef der Logistik und des Einkaufs bei Hofbräu München
hat genau diese Grundvoraussetzungen für die erfolgreiche
Bewältigung seiner Doppelaufgabe. Der Logistiker soll immer
alles auf Lager halten, der Einkäufer soll – um die Kosten
niedrig zu halten – so wenig
wie möglich einkaufen. HALLOWirtschaftsredakteur BodoKlaus Eidmann sprach mit ihm.
HALLO: Worin besteht die
Kunst „Logistikleiter“ bei Hofbräu München zu sein?
Jürgen Breitsameter: Ganz
einfach: Immer alles Nötige
auf Lager zu haben! Jedoch ist
diese Aufgabe in den letzten
Jahren immer schwieriger geworden. Hofbräu München
braut – insbesondere durch die
Spezialitäten – mehr verschiedene Biersorten. Zudem sind
wir ein Vollsortimenter – der
Gastronom bekommt von der
Hofbräu München-Logistik
alles – zum Beispiel auch Kaffee. Darüber hinaus haben wir
auch Krüge, Gläser, Garnituren und auch Ausschanktechnik
und -ware auf Lager. Auf
10.000 Quadratmeter Lagerfläche bringen wir 350 verschiedene Getränke und
insgesamt über 1000 verschiedene Artikel unter. Das ist doch
eine Leistung!
HALLO: Worauf muss beim
Produkt „Bier“ in besonderer
Weise seitens der Logistik geachtet werden?
Jürgen Breitsameter: „First
in, first out!“ Bei der Lagerung
des Biers ist zudem die Temperatur wichtig: Sie sollte im Optimalfall zwischen 6 und 8
Grad Celsius liegen. Gerade
beim Export spielt diese eine
wichtige Rolle. Die großen
Container werden zum Beispiel
mit einer speziellen Folie präpariert, damit die richtige Temperatur während der bis zu
6-wöchigen Frachtdauer in die
USA gewahrt bleibt.
Der Kunde ist bei uns König –
das was er bestellt hat, bekommt er zeitnah! Ich bin nicht
nur Logistikleiter, sondern vielmehr auch für den Einkauf zuständig. Der gute Einkäufer
versucht, möglichst wenig auf
Lager zu halten, um die Kosten
niedrig zu halten.
HALLO: Wie haben sich die
Anforderungen an die Logistik
im Lauf der Jahre verändert?
Wie wird das Bier in 30 Jahren
zum Kunden kommen?
Jürgen Breitsameter: Die Anforderungen stiegen. „Just in
time“ – das, was im „AutoMotive“-Sektor schon seit vielen Jahren gang und gäbe ist,
greift auch bei uns. Wir disponieren auf den Tag genau.
Wenn der Spediteur kommt,
muss die Bestellung komplett
abholfertig bereitstehen. Da
darf nichts schiefgehen. Im absoluten Notfall muss ein Kurier
ran und das wird teuer!
Wie das Bier in 30 Jahren zum
Verbraucher kommt, weiß natürlich jetzt noch keiner! Aber
man kann ja mal „spinnen“:
„Beam me up“ dürfte wohl
noch länger dauern! Spaß beiseite: Die Einheits-PETFlasche wird sich am
deutschen Markt sicherlich
nicht so schnell durchsetzen.
Letztlich geht es um die Kosten
und da werden die Großen der
Branche den Takt vorgeben. Es
lässt sich seit einigen Jahren
bereits der Trend zur Konzentration feststellen. Hofbräu
München als staatliche Brauerei nimmt sicherliche eine Ausnahmestellung ein. Wir müssen
zwar Gewinn machen, doch
nicht um jeden Preis. Wir sind
die Spezialisten und legen
größten Wert auf Qualität!
HALLO: Herr Breitsameter,
ist es schon einmal im Lauf der
Geschichte passiert, dass das
Bier auf der Wiesn ausgegangen ist?
Jürgen Breitsameter: Das
Bier darf auf der Wiesn niemals ausgehen! Obwohl (Jürgen Breitsameter überlegt und
schmunzelt), es muss wohl
1980/82 gewesen sein, als
unser Wiesn-Festzeltwirt Günter Steinberg eigenhändig ein
Fass aus einem Nachbarzelt in
das Hofbräu-Zelt rollen musste
– damals wohl noch ein „Hirschen“ mit 350 Kilogramm –
um für Nachschub zu sorgen.
Die Aktion war wohl auch
nicht so einfach und mit eini-
Jürgen Breitsameter, Chef der
Hofbräu München.
gen Umständen behaftet. Und
zu allem Glück: Ein Boulevard-Reporter hat auch noch
einen Schnappschuss gemacht.
Naja! Heutzutage passiert das
natürlich nicht mehr!
HALLO: Um noch einmal auf
das Oktoberfest einzugehen:
Ist es eine leichte Aufgabe die
Wiesn mit dem Bier zu versorgen oder eine eher schwierige?
Jürgen Breitsameter: Für
jeden Logistiker ist dies eine
Meisterleistung! Bis zu 400
Hektoliter werden an einem
Tag im Hofbräu-Festzelt konsumiert. Das ist eine Menge.
Früher konnte die Wiesn auch
während des Tages angefahren
werden. Mittlerweile dürfen
sich unsere Wagen nur noch
Logistik und des Einkaufs bei
Foto: Bodo-Klaus Eidmann
zwischen 1 Uhr nachts und 9
Uhr früh auf dem Gelände aufhalten. Hinzu kommen hohe Sicherheitsauflagen.
Die
Fahrzeuge werden nicht nur
bei der Fahrt auf das Gelände,
sondern auch vom Gelände
kontrolliert! Das kostet alles
wertvolle Zeit!
HALLO: Herr Breitsameter,
noch eine Frage: Welches der
Hofbräu München-Biere bevorzugen Sie und warum?
Jürgen Breitsameter: Der
runde, malzige Geschmack des
Hofbräu Dunkels kommt mir
sehr entgegen. Nicht zu vergessen: Das jetzt wieder aktuelle
naturtrübe, unfiltrierte Sommerbier von Hofbräu München
ist ein wahrer Genuss.
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