Kultur - Jewish Creativity International

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Kultur
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Samstag, 20. August 2005, Nr. 193 / Seite 59
Alles so analog da draußen
Das Künstlerpaar Station Rose arbeitet in Frankfurt – aber eigentlich im vernetzten Elfenbeinturm
Absolut restriktiv und total analog war das
damals, Ende der achtziger Jahre in der
Kunstszene. Erst recht in Wien. Obwohl:
Berlin und Hamburg waren auch nicht anders, analog eben. Aber Elisa Rose und
Gary Danner, die das so empfanden, waren
damals schon auf der Suche nach Verbindungen, nach Schnittstellen zwischen Musik, bildender Kunst und dem, was bald
„neue Medien“ heißen sollte, nach den digitalen Welten. Sie gehörten zu den Pionieren des Internets, sie standen mit anderen
am Beginn der Club-Bewegung, damals,
Anfang der neunziger Jahre, als Techno
eine kreative, künstlerische Sache war.
Als sie 1987, frisch von der Kunsthochschule kommend, in Wien auf eine Art geschlossene Gesellschaft im Kunstbetrieb
trafen, die nicht besonders wild auf Neues
war, gründeten sie einen Ort zwischen Pop,
bildender Kunst, Theorieforum und neuen
Medien, dessen Name heute das Label für
ihre gesamte Arbeit ist: Station Rose.
Das „öffentliche Labor“, wie die beiden
das damalige Projekt bezeichnen, stand am
Beginn ihrer Beschäftigung mit audiovisueller Kunst, die heute im allgemeinen, wieder
ein wenig stagniere. Nicht viel Neues, dafür
spricht alle Welt von der Wiederkehr der
Malerei – das erinnert Rose und Danner an
die Zeit, in der sie angefangen haben.
Schlecht allerdings finden sie diese Phase
nicht, die Rose als „Entschleunigung“ bezeichnet. Denn endlich seien nun die technischen Voraussetzungen der Computer und
des Internets so, daß man die Virtuosität
üben könne – etwa so, wie im Barock Violine oder Cello perfektioniert worden seien.
„Das ,Höher, Schneller, Weiter‘ ist im Prinzip erreicht – jetzt kann man arbeiten.“
Seit 1990 leben und arbeiten Station
Rose in Frankfurt, damals eine Hochburg
der Club- und Techno-Szene. Sie haben damals die ersten Internet-übertragenen Clubbings veranstaltet, mit Beamern Lichtinstallationen in den Raum gestellt. Seit 1991 ist
Station Rose online, seit 1999 gibt es ihr
„Webcasting“ – live-Netzkunst von zu Hause aus, ein digitales Leben.
In stetem Fluß produzieren sie einen Datenstrom aus Bildern und Tönen, der dann
„destilliert“ wird, dessen Anfänge und Enden so gesucht werden, wie es die jeweilige
Präsentationsform verlangt: Stücke für
CDs und DVDs, aber auch Stills, die zu
Rauminstallationen oder Drucken auf
Stoff oder Plexiglas werden. Eine „Rematerialisierung“ nennt Rose das.
Auch ein anderes mittlerweile ziemlich
traditionelles Medium nutzen die beiden
seit drei Jahren, um ihre im Internet gezeigten komplexen Kompositionen in gewisser
Weise „greifbar“ zu machen: das Fernsehen. Im Programm des Hessischen Rundfunks zeigen sie in regelmäßigen Abständen spät in der Nacht „Best of Webcasting“, eine Essenz ihrer Produktion. Ein
weiteres Destillat ist nun als DVD „Best of
Webcasting“ erschienen, so liegt die virtuelle Netzkunst nun auch in der Hand, drei Levels, 16 Tracks von „Abstract“ bis „Nature
is cool“.
Vor ihrem Abschluß besuchten sie die
„Video“-Klasse der Hochschule – das war
damals das, was am allernächsten an audiovisuelle Kunst heranreichte. Zwischen
dem, was sie heute tun, und Kunstvideos liegen allerdings Welten. Ebenso wie das, was
die beiden produzieren, nichts mit den illustrativen Musikvideos zu tun hat. Der Musikmarkt, so finden die beiden, habe es versäumt, die audiovisuelle Kunst zu etablieren. Heutige VJs dienten lediglich als
Dienstleister für die Protagonisten der Musik, zu der sie ihre Bilder zeigten.
Station Rose ging früh eigene Wege –
mit dem Ergebnis, als Pioniere mit eingeführter Marke einen Platz im Dazwischen
zu besetzen: Ihren Kunstbegriff verstand
die Clubszene nicht; der Kunstszene sei es
bis heute suspekt, daß die beiden etliche
Jahre Clubbings veranstalteten hätten, sagen sie. Dennoch sind sie Teil beider Welten, stellen aus, nehmen an den einschlägigen Festivals teil, veranstalten aber auch
ihre „Performances“ in Musikclubs, wie
demnächst wieder in Frankfurt.
Die beiden Linzer, Jahrgang 1959, kennen sich seit Mitte der siebziger Jahre. In
Wien haben sie Angewandte Kunst studiert, Rose zuvor Mode bei Karl Lagerfeld;
Danner war stets auch Musiker und spielte
Gitarre in verschiedenen Bands. Seit den
späten achtziger Jahren arbeiten sie so wie
heute, zwei Einzelgänger in ihrem „vernetzten Elfenbeinturm“, privat ein Paar mit
Kind, im Beruf ein Team.
Rose ist für die bildliche Seite der gemeinsamen Produktion zuständig, Danner
liefert den Sound. Dabei benutzen sie ausschließlich eigenes Material. Als Einzelkünstler gibt es sie nicht, alles ist Gemeinschaftswerk – entstanden an zwei verbundenen Computern. Natürlich mache sich jeder von ihnen Gedanken über das, was er
verwirklichen möchte, so Rose – aber allein, in „Selbstgesprächen“. Während der
gemeinsamen Arbeit im Studio herrscht absolutes Sprechverbot: „Worte stören den
Kreationsprozeß“, so Danner. Was dann zu
hören ist, zitiert manchmal Pop- und Rockgeschichte, ist eingängig, zuweilen etwas
melancholisch, spielt mit den bekannten
Genres elektronischer Musik und hat doch
einen ganz eigenen Klang. Zu sehen sind
komplexe Bildkompositionen, die Rose
dazu gleichzeitig und völlig gleichberechtigt mit der Musik kreiert. Die Videoaufnahmen erstellt sie selbst, oft ist sie auch
Akteurin. Das Material wird bearbeitet,
verfremdet, dazu kommen poppige, abstrakte digitale Bilder.
Als „neue narrative Form“ bezeichnet
Rose die Arbeiten. Schließlich sei es fast unmöglich sei, etwas nicht zu erzählen. In der
Tat sind auch die zerrissenen Bilder einer
Joggerin (Rose) in „Running Dub“, „Luggage“ oder „Belly Blue“ eine Art von Geschichten. Rose und Danner haben zu
gründlich Kunst studiert, um sich darüber
Illusionen zu machen. Und sie wissen auch,
daß es für sie nicht darum geht, mit ihrer digitalen Kunst eine Art Bilderstürmerdasein
zu führen: „Wir sagen ja nicht, daß alles neu
ist.“ Aber eben anders: „Als Künstler mußt
du immer schneller sein“.
EVA-MARIA MAGEL
쐽 Am 12. September ist „Station Rose“ im
Frankfurter Club Cooky’s zu hören; im Hessischen Rundfunk ist ihr „Best of Webcasting“
Mittwoch nacht zu erleben, das nächste Mal
am 24. August um 02.15 Uhr. Informationen
im Internet unter www.stationrose.de
Gary Danner und Elisa Rose sind nur im Doppel zu haben – als Station Rose.
Foto Claus Setzer
Shakespeare mit Hildegard Knef
„Timon von Athen“ bei den Burgfestspielen in Bad Vilbel
Die Geschichte des Shakespeareschen
„Timon von Athen“ mutet wie ein modernes Gleichnis, aber auch wie eine mittelalterliche Moritat an: Der Athener Timon
genießt seinen Reichtum, ist großzügig
und verschwenderisch, lädt in sein Haus
ein und bewirtet seine Gäste üppig. Er
macht teure Geschenke, kann aber nicht
zwischen echter und geheuchelter Freundlichkeit unterscheiden. Denn er hält die
vielen von ihm Begünstigten alle für seine
Freunde. Doch plötzlich befindet sich Timon in finanziellen Nöten, hat seine Mittel offenbar überschätzt, auf die Warnungen der Wohlmeinenden nicht gehört. Als
ihm keiner hilft, all seine Hilfeersuchen negativ beantwortet werden, verläßt er die
Stadt und zieht in die Wälder: Er wird
zum schrecklichen Misanthropen.
Dieser erst im 20. Jahrhundert in
Deutschland gelegentlich aufgeführten
Tragödie – vorher gibt es nur ein paar
freie Versionen – hat sich die Gruppe um
Norbert Kentrup, der 1983 die Bremer
Shakespeare Company und 2001 Shakespeare und Partner gründete, angenom-
men: Vera Sturm hat, unter Einbeziehung
antiker Quellen wie des Lukian von Samosota, eine neue Übersetzung und Bearbeitung hergestellt und sie als Regisseurin
auf die Bühne gebracht. Ihre Fassung gastierte jetzt bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen – mit durchmischtem Ergebnis.
Die Sprache des neuen „Timon“ wirkt
außerordentlich zeitnah, wozu auch die
eingefügten Zitate von Goethe bis Hildegard Knef beitragen. Diese aus Politik und
Ökonomie uns vertraute Tonlage macht
klar, daß die moralische Frage des Timon
durchaus auch eine Frage unserer Gegenwart ist: Auch wir leisten uns noch immer
das Mißverständnis, es uns als Verursacher zuzurechnen, wenn Geld uns Gutes
bewirkt – dabei ist es doch, ohne Zweifel,
eine bloße Eigenschaft des Elementes
selbst.
Die drei Darsteller zeigen, daß sie nicht
nur wandlungsfähig sind, sondern auch Figuren Präsenz verleihen können. Barbara
Kratz muß sich zwar auf den Gott Merkur
beschränken und dabei stets ihren Helm
nach hinten rücken, doch Dagmar Papula
als Apemantus, Maler und Alcibiades sowie Norbert Kentrup als Dichter und Timon müssen, was sie überzeugend schaffen, unterschiedliche Figuren vorstellen.
Der für Bühnenausstattung und Kostüme
verantwortliche Vincent Callara glänzt
durch eine ebenso simple wie sinnfällige
Konzeption: das weiße Tischtuch des Anfangs wandelt sich zum schwarzen Leichentuch des Schlusses.
Der szenische Gehalt des Stückes erweist sich dagegen nicht als groß. An dramatischer Handlung mangelt es auffällig.
Es ist, trotz hübscher Einzeleinfälle, ein
rhetorischer Zwist, der vor unseren Augen
abgespult wird: Welcher Timon ist der
richtige, der vor oder der nach der Katastrophe? Der griechische Philosoph Aristoteles definierte die menschliche Tugend durch die Vermeidung der Gegensätze – in diesem Falle: Verschwendung und
Geiz. Auf ein deutsches Sprichwort zurückgreifend, hieße das: Muß, wer nicht
hören (und sehen) will, wenigstens fühlen? Das gelingt Timon in der InszenieADOLF FINK
rung nicht.
Junge Musiker
mit Zukunft
immerhin schon beim Münchner ARDWettbewerb für großes Aufsehen.
Auf Initiative des Festivals sollte sich für
das Konzert in der akustisch geeigneten,
nicht sehr hallreichen Kirche nun eine weitere ARD-Preisträgerin aus Frankreich als
Kammermusikpartnerin hinzugesellen. Mit
der Flötistin Magali Mosnier und Pierre Colombet an der ersten Violine erklang so Mozarts Flötenquartett D-Dur KV 285 apollinisch-ebenmäßig, mit Leichtigkeit und Eleganz, blitzsauber, mit strahlendem, aber
nicht übergewichtigem Flötenpart.
Gleiches galt für eine weitere Komposition im Stil der Wiener Klassik, die an den
jungen Beethoven denken ließ: Das 1814
entstandene Flötenquartett C-Dur op.
145,1 von dessen Freund und Schüler Ferdinand Ries (1784–1838) stellte für die jungen Virtuosen, nun mit Gabriel Le Magadure-Tonoian an der Violine, technisch keine
besondere Herausforderung dar. Gleich-
wohl war es keineswegs nachlässig gearbeitet, sondern bis in alle Details fein ausgeformt, wobei das finale „Allegro a l’espagnola“ mit seinen spanisch angehauchten
Rhythmen und melodischen Wendungen
der originellste Satz der Rarität war.
Mit zarten Farben, aber auch voller Leidenschaft, mit viel Gespür für harmonische
Verläufe und plötzliche Aufhellungen
machte das Quatuor Ebène dann erwartungsgemäß Ravels Streichquartett F-Dur
zum Höhepunkt des Abends. Gelungen
vor allem, wie nach dem gedämpft, teils
auch bewußt fahl, statisch und mit leiser
Melancholie gespielten „Très lent“ die dort
latente Spannung ihre offene Entladung in
den orchestralen Schüben des Finales fand.
Für die Zugabe, eine Jazz-Improvisation,
trat noch einmal Mosnier hinzu: Vielseitige
Musiker mit Musizierlaune und gleich hohem Anspruch hatten sich hier gefunden.
Quatuor Ebène mit Mosnier
Das junge Quatuor Ebène ist auf dem Weg
zur Weltspitze. Wenn Pierre Colombet, Gabriel Le Magadure-Tonoian (Violinen), Mathieu Herzog (Viola) und Raphael Merlin
(Cello) kontinuierlich auf dem hohen Niveau weiterarbeiten, das sie jetzt beim
Rheingau Musik Festival in der Kirche
Sankt Georg und Katharina in WiesbadenFrauenstein zeigten, dürfte es jedenfalls
nur eine Frage der Zeit sein, bis sie internationales Renommee erlangen. Im Vorjahr
sorgte das seit 1999 bestehende französische Ensemble, das sich nach dem Ebenholz des Streichergriffbretts benannt hat,
GUIDO HOLZE
Zeit für Proben und Konzerte: In Michelstadt gastieren noch bis Sonntag 17 junge internationale Musiker.
Foto Dieter Rüchel
In Leistungslust vereint
Junge Musiker bei der ersten Internationalen Sommermusikakademie in Michelstadt
Es ist ein gewaltiger Sprung: Auf Johann
Sebastian Bachs Französische Suite folgt
eine schrille und zeitgenössische Jazz-Improvisation. Das Publikum in der Michelstädter Stadtkirche ist erfreut über diese
ungewöhnliche Abfolge und dankt mit
viel Applaus. Für die freudestrahlenden
Musiker geht es weiter zum gemeinsamen
Essen, wo die nächste ungewöhnliche Mixtur wartet. Nicht auf den Tellern – aber
über der reich gedeckten Tafel verbreitet
sich ein Stimmengewirr aus Hebräisch,
Englisch, Deutsch und Russisch. Verantwortlich für dieses sprachliche Durcheinander sind 17 Studenten aus sechs Nationen. Sie leben seit dem 7. August in Michelstadt, um an der ersten Internationalen Sommermusikakademie dort teilzunehmen.
Unter anderem aus Los Angeles, Tel
Aviv, St. Petersburg und Warschau haben
sich die Musiker auf den Weg in das beschauliche Michelstadt im Odenwald aufgemacht. Doch auch die hiesige Region ist
mit zwei Musikern vertreten. Organisiert
hat das internationale Treffen der Michelstädter Kirchenmusiker Hans-Joachim Dumeier. Zusammen mit seinem Studienfreund Ofer Ben-Amots und dem Musikprofessor Joseph Dorfmann haben sie die
Musiker, die zwischen 16 und 30 Jahre alt
sind, eingeladen. „Wir wollten junge, begabte Musiker aus aller Welt zusammenbringen“, erklärt Dumeier. Joseph Dorfmann, der in Tel Aviv an der Universität
lehrt, ergänzt: „Der kreative Prozeß
bringt Frieden.“ Auch im nächsten Jahr
wollen die drei ihre freie Akademie wieder veranstalten.
Täglich arbeiten die Nachwuchsmusiker im Einzelunterricht mit den Dozenten
zusammen. Zusätzlich zur intensiven Arbeit an Klavier, Orgel oder Klarinette lassen sich einige der Schüler auch in Komposition unterrichten. Einen festen Stunden-
plan gibt es nicht und braucht es auch
nicht, glaubt Organisator Dumeier. „Hier
herrscht Leistungslust“, sagt er über das
Engagement der Teilnehmer. Das gehe sogar so weit, daß einer der Studenten die
ganze Nacht in der Kirche verbracht habe,
um weiter an seinem Werk zu arbeiten.
Wichtiger Bestandteil neben der Unterrichtszeit sind die Konzerte. Beinahe täglich haben sich die Musiker bislang in der
evangelischen Kirche dem Publikum präsentiert und dabei stets eine Mischung von
Moderne und Klassik, aber auch von bekannten Komponisten und eigenen Werken gespielt. Sie stießen beim Publikum,
so die Veranstalter, auf regen Zuspruch:
Auch die Matineen seien gut besucht gewesen. Sha-Rone Kushnir, Pianist und
Komponist aus Los Angeles, ist begeistert
vom deutschen Publikum: „Es ist toll, wie
sehr die Menschen hier die Kultur und
klassische Musik genießen. Das ist in Ame-
Kleine Meldungen
„Unter der Brücke liegt der Strand“ lautet
das Motto eines Abends des Frankfurter
Mousonturms, der heute von 21 Uhr an unter der Honsellbrücke stattfindet. Das Duo
„Pop and Glow“ hat die Mischung aus LiveAuftritten und DJs zusammengestellt.
„Der Elefant, sein Mahout und der Moloch“ heißt ein neuer Dokumentarfilm des
Wiesbadener Regisseurs und Produzenten
Philipp Selkirk. Die thailändischen Elefanten, deren Population sich Jahr für Jahr verringert, und ihre Besitzer stehen im Mittelpunkt des Films. Er wird vom Verein der
Filmfreunde Wiesbaden als Premiere am
24. August um 21.30 Uhr auf dem Gestüt
Renz gezeigt; am 9. September ist er im
Wiesbadener Kino Caligari zu sehen.
rika ganz anders.“ Auch Hans-Joachim
Dumeier äußert sich hoch erfreut über die
Intensität, mit der die Bürger die Akademie mittrügen.
Doch nicht nur wegen des Zuschauerzuspruchs hält er die vielen Konzerte im Programm für wichtig. Das offene Spiel sei
für die Künstler eine gute Möglichkeit,
sich zu präsentieren und zu üben. Gleichzeitig könnten die Komponisten die Umsetzbarkeit ihrer Stücke erproben, erklärt
Dumeier. Jonatan Bensira, der aus Tel
Aviv nach Michelstadt gekommen ist, um
seine Fähigkeiten am Klavier und im Komponieren zu verbessern, freut sich über diese Möglichkeiten: „Für uns ist das eine große Chance.“
Ergänzt wurden die musikalischen Angebote der Akademie durch wissenschaftliche Vorträge über jüdische Kultur und
Musik. „Das ist eine gute Gelegenheit, jüdische Traditionen in Deutschland wieder
ans Licht zu bringen“, glaubt Sha-Rone
Kushnir.
Die 17 Akademieteilnehmer sind aber
nicht nur vom zweiwöchigen Programm
begeistert, auch für die Gastgeber sind sie
voll des Lobes. Hila Tamir aus Tel Aviv
fühlt sich in Michelstadt wohl: „Dieser
Ort ist gut für unsere Kreativität.“ Allerdings mußten sich einige Musiker erst an
die Stadt gewöhnen, wie auch Kushnir
selbst. „Als ich ankam, dachte ich, ich sei
in einer Filmkulisse gelandet“, erinnert er
sich lachend an seine erste Begegnung mit
Michelstadt. Am Montag werden er und
die anderen Akademieteilnehmer den
Odenwald wieder verlassen. Vorher allerdings wollen sie dem Publikum noch ein
weiteres Mal die ganze Bandbreite ihres
Könnens zeigen.
THOMAS BERTZ
쐽 Die Abschlußkonzerte beginnen am Sonntag
um 14 Uhr und um 16 Uhr in der Stadtkirche.
Beendet wird die Akademie mit der Aufführung
der Eigenkompositionen um 19.30 Uhr.
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