Fachbeiträge Notwendigkeit und einige Grundlagen Speicherung von Sonnenenergie Von Dipl.{hem. Klaus Roters,München grenzten Vorräte an fossilen und nuDie Vorräte an fossilen und nuklearen klearen Brennstoffen und aus ökolosiBrennstoffen sind begrenzt, ihre Verwendung ist problematisch. Deshalbist schcn Grüntlen müssen alle Anstreneine rasche Verbreitung der Solartech- gungen unternommen werden, den nik und eine möglichst umfassende Wärmebedarf für Brauchwasser und Raumheizung durch Speicherung des Nutzung der unerschöpflichen und umweltfreundlichen Energiequelle Solarwärmeüberschussesund durch Nutzung der Abwärme der Kraftwerke Sonne dringend erforderlich. Gerade in ganzjährig zudecken. unseren Breiten fallen jedoch Angebot der Sonnenenergie und wesentlicher Welche Möglichkeiten der EnergiespeiBedarf an dezentraler Energie im Niecherung existieren zu welchen Kosten? dertemperaturbereich, vor allem an In welche Richtungen müssen die BeRaumheizwärme, zeitlich stark ausein- mühungen der Wissenschaftler, Ingeander. Deshalb konzentrlert sich die nieure und Politiker gehen, um den Sonnenenergienutzungderzeit auf den Wärmebedarf für Brauchwasser und Brauchwasser- und Heizenergiebedarf Raumheizung ganzjährig bereitzustelim Sommer und in der Übergangszeit. l e n ? Schwieriger ist die Nutzung der SonWärme kann in zwei verschiedenen nenenergie im Winter. Zentrales ProFormen gespeichertwerden, und zwar blem der Sonnenenergienutzungist daals fühlbare Wärme oder als latente her dle Speicherung. Durch Kurzzeits p e i c h e rk a n n d a s S o n n e n e n e r g i e a n g e - W ä r m e . bot an den tageszeitlichenRhythmus des Bedarfs angepaßt werden. Die Speicherung fühlbarer Wärme Langzeitspeicherung über mehrere Wird die Temperatur eines Stoffes Monate ist dagegen notwendig, wenn durch Wärmezufuhr ohneAnderune wir in absehbarer Zeit nicht mehr auf d e s A g g r e g a l z u s t a n d eesr h ö h t , s o k a n n fossile und nukleare Brennstoffe zudie zugeführte Wärme beim Abkühlen rückgreifenkönnen. wieder genutzt werden. Dies bezeichAngesichts dieser prekären Situation net man als Speicherung fühlbarer Wärsollten dies sei einleitend hervorge- m e . hoben wesentlich mehr öffentliche Mittel für die Erforschung der Spei- Einen Anhaltswert für die Wärmespeicherung mit festen und flüssigen Matechertechnik zur Verfügung gestelit rialien gibt das Gesetz von Dulongwerden. Petit, das besagt,daß das Produkt aus der spezifischenWärme und AtommasIm Programm Energieforschung und se. abgesehen von wenigen AusnahEnergietechnologien der Bundesregiemen,6,2cal.grd-t .Mol-l beträgt. rung für 1977 bis 1980 über 6,532 Mrd. DM entfallen allerdings nach wie vor Ein Wärmespeichersystembesteht aus mehr als zwei Drittel, nämlich 4,532 den drei Komponenten SpeichermeMrd. DM, auf die Kernenergieforschung, dium, Behälter für die Isolierung, Wärwährend für die gesamte Solarformetransportanlagen. Die Leistungsfäschung mit 127 Mill. DM gerade 2 %, higkeit eines Speicherswird bestimmt für die Windenergieforschung mit gar g.es 23 Mill. DM nur 0,3 % GesamtE1ttlc.. etats bereitgestelltwerden I ). Iclstsg Spätestens mit der Installation einer 6 Solaranlage für Heizzwecke sollte für eine optimale Wärmedämmung des 5 Hausesgesorgt werden. B i 1 d I zeigt die Verteilung von Wärmeangebotund t Wärmebedarf für ein Modellhaus in München 2). Es ist ein zweistöckiees r Einfamilienhaus mit 125 m2 Wohniläche, 50 m2 Koilektorfläche mit 45o z Dachneigung, einem Jahreswärmebedarf von 16 000 kWh und einem Was- -, serspeicher von 20 m3 Inhalt. Ein ---\i=--r Haus mit diesen Charakteristiken hat o *-.".-;-;*;._i;;-^;;.---'^--;--,;- ";;-; in den Monaten November bis März noch ein Wärmedefizit von 4 000 kWh. Bild 1: Bilanz des Energiebedarfsfür ein d a s d u r c h F r e m d e n e r g i eo d e r L a n g z e i t Modellhaus in München 4go n. B. (Böck) speicherunggedeckt werden muß. B il d I deutetauch dasÜberangebot an Sonnenenergiewährend der Sommermonate an. Angesichts der be- I il ill interneWärmeerzeuquno E i n s t r a h l u n gd u r c h F e n i t e r v o m K o l l e k t o r g e s a m m e l t eE n e r g i e S u m m el - l l l 9esamter Bedarf Sonnenenergie Ig 2 Heft 5 SeptemberlOktober1977 von der Zahl der möglichen Speicherzyklen, der Speicherkapazität, der Dauer der Ladung und Entladung, dem Temperaturbereich des Speichermediums, Verlusten und eventuellem Verbrauch an Hilfsenergien (2.B. für Pumpen). Die Dauer, für die eine Wärmemenge gespeichert werden kann, wird vorgegeben durch folgende Gleichung: T-Tu To T Tu = = = T = = I = (To-Tu)e-t/z (l) Anfangstemperatur des Speichers Speichertemperatur nach cler Zeit t Umgebungstemperatur (wird als konstant angenommen) Zeitkonstante der Selbstentladung Zeitvariable Das Problem der Selbstentladungeines S p e i c h e r sf ü h I b a r e r W ä r m e kann verglichen werden mit der Entladung eines elektrisch aufgeladenen K o n { , e n s a t o r sü b e r e i n e n W i d e r s t a n d . Mit größerem Volumen des Speichers wird die Zeitkonstante der Selbstentladung größer. Die Bedeutung der Ladungszahl - sie gibt an wie oft pro Jahr der theoretische Wärmeinhalt eines Speichersumgesetzt wird - für die Kosten des Speichers geht aus B i I d 2 hervor. Zur Optimierung _eines Speichers muß ein Kompromiß zwischen großer Ladungszahl und großen Dimensionen gefunden werden. Die Speicherung fühlbarer Wärme stellt i. a. die geringsten Anforderungen an das Speichermedium.Das Material sollte eine große spezifische Wärmekapazität, große Dichte, geringen Dampfdruck und geringe Kosten haben. Zudem darf es den Behälter nicht ansreif e n u n d m u ß c h e m i s c hs t a b i l s e i n . b i e sen Anforderungen genügt Wasser im Bereich von 0 bis 100 oC von allen Materialien am besten. Doch selbst bei Verwendung von Wasser ist es aus ökonomischen und ökologischen Erwägungen (Abwärme, Materialaufwand) nicht sinnvoll, für jedes einzelne Haus Jahresspeicher, die nur mit Sonnenenergie beschickt werden, e n t w i c k e l nz u w o l l e n . Die vorausgegangenen Erläuterungen und die Vqröffentlichungen von Prof. G. Schölt 3) führen zu fälgender Forderung: Es müssen große Warmwasserspeicher gebaut und mit möglichst vielön Wärmeerzeugern (Häusei mit Kol- lek t oren im Som mer) und Wärmever- brauchern (die gleichen Häuser im Winter) verbunden werden. Es muß näher untersucht werden, ob dieser Vorschlag dazu führen könnte, eine Gemeinde ganzjährig mit Solarwärme fijr Heizung und Brauchwasser zu versorgen. Fachbeiträge 3 ) V e r u n r e i n i g u n g e nd e s S p e i c h e r m e - ( E i n e s p o n t a n e S p a l t u n g A B i s t z u r bJ 900 diums dürfen nicht zü gefährlichen Situationen (2. B. Giftigkeit) führen. 800 + | 70o I | 4) 600 Das System AB könnte z. B. HrO sein. I n s b e s o n d e r ed e r e n t s t e h e n d e - W a s s e r s t o f f i s t a l s E n e r g i e t r ä g esr e h rg e e i g n e t . Bei der Latentwärmespeicherungmüs- H 2 O k a n n b e i e i n e r T e m p e r a t u r v o n sen aulJerdemfolgende Aspekte beach- c a . I 5 0 0 o K i n e i n e m S c h r i t t g e s p a l tet werden. Unterkühlungseffekte, ten werden. Diese hohe Temperatur I m p f u n g d e r S p e i c h e r m e d i e nS, t r a l i f i - k a n n v e r m i e d e nw e r d e n ,w e n n m a n d i e Spaltung über einen Mehrstufenprozeß kation, Zyklenzahl und Wärmetaus c h e r . D i e s e G e s i c h t s p u n k t ew _ u r d e n führt. Weltweit werden diese ali thervon M. Telkes +) und N. Laing 5l 4it- mochemische Kreisprozesse bezeichneten Reaktionssequenzenuntersucht 6). k u t i e r t .B i l d 3 und Tabelle I Es sei hier nur eine Reaktionsfolge gegeben einen vergleichendenüberblick über potentiell geeignete Speicherma- nannt: terialien. l . F e 2 O 3 + S O 2 + H -2 O - > 5 .soo t or 3 e 3O0 e I zoo Konv Hertun9 volumen [nl] Bitd 2: ChemischeSpeicher Spezifische Wärmekosten aus Solarspeichern (nur Speicheranteil) (Dietrich ) ChemischeSpeicherbieten Möglichkeiten, die die Wärmespeicherung nicht aulwerst: Latente Wärmespeicherung Wird ein Stoff bei Zu- oder Abfuhr von Wärmeenergie in einen anderen Aggregatzustand umgewandelt, so bezeichnet man die dazu notwendige spezifische Umwandlungswärme als Lat e n t w ä r m e . E i n e A u s s a g eü b e r d i e G r ö ß e n o r d n u n g d e r S c h m e l z w ä r m ee i n e r Substanz macht die Richardson -Regel.. - = Iqs<c n m= Bei der Photosynthese wird Sonnenenergie in chemische Energie umgewandelt und als solche gespeichert. Diesen Vorgang, den die Natur täglich demonstriert und der dem Mensöhen die gesamten Vorräte an fossilen Brennstoffen geschenkt hat, versuchen Wissenschaftler gezielt einzusetzen, um einen Beitrag zur Energieversorgungzu lelsten. allgemeine Gaskonstante = 8.3 . kJlK . KMol _ Temperatur des Schmelzpunktes scnmetzwarme Substanzen, die latente Wärme speichern. sollten folgenden Anfordeiungen genügen: I) 2) Schmelzwärme,Wärmekapazität und Wärmeleitfähigkeit sollten groß, Volumenänderung beim Schmelzen, Dampfdruck bei steigender Temperatur und Viskosit ä t s ä n d e r u n g egne r i n gs e i n . Die chemische und physikalische Wechselwirkung zwischen .Speichermedium und Behälter muß ebenso wie chemischer Zerfall oder_ Verunreinigung minimiert weroen_ FP Zurmmenelzung oc npl 7" D 25oc d"^3 Langzeitspeicherung ohne Wärmeveilust Speicherung bei hoher Energiedichte Entnahme der gespeichertenthermischen Energie bei Temperaturen oberhalb der Eingabetemperatur. 1. Photosynthese RTschm < Qs < 1,5 RTr.1r1 R Das Material muß möglichst billig seln. Verbesserungdes Wirk ungsgradeswünschenswert.)Die Produkte können einzeln gespeichert und später unter Rückgewinnung der eingegebenen Energie wieder zur Reaktion glbracht werden. D 2. ThermochemischeSpeichersysteme 2FeSöa+Ul l20oc 2 . 2 F e S O 4+ F e 2 O 3+ 2 S O 2 1 1 20 2 . 7 0 0 0C Thermochemisch betriebene Wärmepumpe und andere neue Konzepte Es gibt auch die Möglichkeit, Wärmep u m p e n d u r c h t h e r m o c h e m i s c h ep r o zeste zu betreiben / ). Auf diese und andere neuartige Speicherkonzepte.z. B. "Thermobeton", wird auf där Tagung "Heizen mit Sonne III - Speicherung" (vgl. S. ) i m e i n z e l n e ne i n s e gangen. Literafur: (1) Energieforschung f rioegt er ac m g h nmo t o g i e nt 9 7 7 _ f 9 6 Ou, nHde rEanuei ör _. (2) I { B ö . c k : W _ ä _ r m e b i t aeni zn e sW o h n'öfrihau_ ses. .Unveröff. Facharbeit Set<tion s r K ,u n i v e r s i t ä tM ü n c h e n .1 9 7 S G. Schöu, vDt Bericht 223, s. 33-38, (3) (o) Ktima und Kälte tnsenieur, Yi.\192"j N. VDt-Bericht 223, 49-65, TLainC: Im elementarsten Fall thermochemi( 6 ) E n e r g i e q u e l t e nf ü r m o r g e n ? T e i t l l : r \ u r z u n 9 d e r s o l a r e nS t r a h l u n g s e n e r g i e scher Energiespeicherung wird eine ( z) t h e . s u n !V o t . 8 : S t o r a g e W Verbindung AB bei erhöhter Tempera, ater 9 h f€aaItienrS, o a t a c o m m u n i c a t i o , i E d ü ; ä _ tur in die Produkte A und B üb-ereet i o n . _ A J o i n t C o n f e r e n c eo f t h e Ä m - e r i _ can Section of the Internationalso-tär führt. Energy Society and the Solar Enerqv society of Canada,Aug. l5_2O, 1976, AB A+B Winnipeg Felrolr; g/.^" D Felrlus;is1I il.^o It (5) t ,/( u " i.o s8 KFl35NoF/MsF, 685 52LiF/ßNoF/l3CoF, 615 2.82 65 NoF/23CoFVl 12l,\j? 2 745 2.97 67 riF/33Mst2 745 2.A 75 NcFflsMsF2 832 2.94 62.5 NoF/22. st"\Fy' | x.F tt6LiF/tANoF/llt'\t2 809 2.85 632 2.8r 60 LiF/40NoF 652 2.72 t,E t.a | 2 NoF/ 4AKF /4tLiF / a MsF2 449 Tabelle I I Eutektische Dichten I Fluoridmischungen mit Schmetzpunkt uncl Bitd 3: Vergleich der Wärmekapazität pro Votumeneinheit (5chröder) SonnenenergieJg 2 Heft 5 September/Oktober 1977