2016 – ein weiteres erfolgreiches Betriebsjahr der Sternwarte Eschenberg Das modernste Observatorium steht heute in Winterthur Obwohl das betont nasse Frühjahr Schlimmes erahnen liess, verzeichnete die Sternwarte Eschenberg 2016 wiederum ein sehr erfreuliches Betriebsjahr: Alle geplanten Sonderführungen konnten dank Wetterglück stattfinden, wobei als Höhepunkt die beiden Abende zu den August-Sternschnuppen ein zahlreiches und vorwiegend jüngeres Publikum regelrecht begeisterten. Daneben wurden mehrere Abschlussarbeiten von jungen Erwachsenen begleitet. Und auch die instrumentelle Erneuerung des Observatoriums verzeichnet solide Fortschritte. Der internationale „Tag der Astronomie“ lockte im März dank eines wolkenfreien Himmels zahlreiche Gäste auf den Eschenberg. Kinder konnten eine drehbare Sternkarte basteln und anschliessend mit den Erwachsenen den Ausblick mit Teleskopen und Ferngläsern in den Nachthimmel geniessen. Trotz einiger Wolken gelangen am Nachmittag des 9. Mai Blicke auf den Planeten Merkur, der langsam vor der Sonnenscheibe durchwanderte. Und die beiden Sternschnuppenabende am 12. und 13. August wurden gar von deutlich über 700 neugierigen Schnuppenguckern besucht. Weit über ein Dutzend junge Paare platzierten sich mit Picknickkörben und warmen Decken unterhalb der Sternwarte mit Blick nach oben in die Viehweide: Nicht die schlechteste Methode, um Sternschnuppen zu erhaschen. Doch welche Wünsche dann den „schiessenden Sternen“ angeheftet worden sind, war leider nicht zu erfahren … Im Dienst des Publikums Die Winterthurer Astronomen haben im Berichtsjahr mehrere Abschlussarbeiten von jungen Leuten begleitet. Die 19-jährige Maturandin Meret Heeb von der Kantonsschule Rychenberg räumte dabei mit ihrer auf dem Eschenberg erarbeiteten fotografischen Maturarbeit „Von Gas und Staub – Die Schönheit galaktischer Nebel“ gleich mehrere Preise ab. Die junge Frau erzielte mit ihrer tollen Arbeit die Bestnote 6,0! Insgesamt haben sich im Jahr 2016 in Führungen 2‘348 Besucher in der Gästeliste eingeschrieben. Für ihre Begleitung sowie für die Unterhaltsarbeiten investierte das kleine DemonstratorenTeam der Astronomischen Gesellschaft Winterthur 778 ehrenamtlich geleistete Stunden alleine auf dem Eschenberg. Mit dem Aufwand für die Administration und die Forschungsarbeiten wurde die 1000-Stunden-Grenze wieder erneut überschritten Fortschreitende Modernisierung Im Frühjahr wurde auch das Teleskop im westlichen Beobachtungsraum durch eine computergesteuerte Montierung aufgerüstet. Mit ihr und der passenden App fährt dieses Instrument heute über das Sternwarte-eigene W-LAN sogar vom Smartphone oder Tablet aus mehrere tausend gespeicherte Himmelsobjekte präzis an. Mit diesem Ausbauschritt ist die Sternwarte Eschenberg inzwischen das modernste Observatorium in der Schweiz geworden. Im Sommer 2017 kommt ein weiteres Spiegelteleskop dazu, das neben den Publikumsführungen für die digitale Astrofografie eingesetzt werden soll. Für seine Finanzierung sprachen drei Winterthurer Stiftungen namhafte Beiträge. Begegnung mit einem Erdenstürmer Im Jahr 2016 sind wieder zahlreiche erdnahe Asteroiden, die erst wenige Stunden zuvor von amerikanischen Roboter-Teleskopen entdeckt worden sind, vom Eschenberg aus beobachtet und für eine erste Bahnbestimmung präzis vermessen worden. Für interna- tionale Schlagzeilen bis nach Slowenien und Russland sorgte im September der erdnahe Asteroid 2016 RB1: Er war erst wenige Stunden in den USA entdeckt und als sogenannter „Virtual Impactor“ eingestuft worden. Elf präzise Messungen des Winterthurer Sternwarteleiters Markus Griesser relativierten dann sein für die nächsten 100 Jahre berechnetes Einschlagsrisiko. Und tatsächlich zog der nur zehn Meter kleine Erdenstürmer am Abend des 7. September, 20 Stunden nach den Eschenberger Messungen, in einer beruhigend weiten Distanz von 38‘000 Kilometer an unserer Erde vorbei. Ausblick ins 2017 In Zentraleuropa erwarten uns im neuen Jahr nur wenige besondere Himmelereignisse. Die Totale Sonnenfinsternis am 21. August kann lediglich in den USA, im Pazifik und Atlantik erlebt werden. Uns bleiben zwei Bedeckungen der Hyaden-Sterne im Sternbild Stier durch den Mond am 5./6. Februar sowie am 6./7. November, wobei solche Ereignisse ohne optische Hilfsmittel wenig hergeben. Ähnliches gilt für die beiden Halbschattenmondfinsternisse am 10./11. Februar sowie – etwas besser – am Abend des 7. August. Doch auch ohne spektakuläre Ereignisse bietet das Firmament aber zu jeder Jahreszeit grossartige Möglichkeiten für erlebnisreiche Himmelsspaziergänge – erst recht mit so tollen Instrumenten, wie sie auf dem Eschenberg im Einsatz stehen. Manche Sternfreunde hoffen dazu auf einen von der Statistik her längst überfälligen hellen Kometen, wie er das letzte Mal im Frühjahr 1997 mit dem „Hale-Bopp“ zu sehen war. Aber eben: Hier ist wohl mehr der Wunsch der Vater des Gedankens… Der Cirren-Nebel ist der Rest einer vorgeschichtlichen Sternexplosion im Sternbild Schwan. Dieses mit zwei Spezialfiltern aufgenommene Foto wurde aus Teilbildern mit einer Gesamt- Belichtungszeit von 280 Minuten zusammenmontiert. (Foto: Gianni Tiloca / Sternwarte Eschenberg)