HANDEL & HANDWERK Marketing für Praktiker Aus der Not eine Tugend machen Viele Fachhändler empfinden InternetVersteigerer als Bedrohung. Wie man diese vermeindliche Konkurrenz geschickt für sich nutzen kann, erfahren Sie in diesem Teil unserer Marketing-Serie. W enn man mit Händlern zum Beispiel über eBay, spricht, gehen die Meinungen auseinander: Begeisterung fühlen die, die meinen von dem Marktplatz zu profitieren (sehr selten). Indifferenz nach dem Motto „Mein Geschäft ist weitgehend ein anderes“ ist ebenfalls eher selten zu hören. Nicht wenige Fachhändler haben Furcht, weil sie schon Kunden zu Billigversendern ins Internet haben abwandern sehen müssen. Und wer verliert schon gerne (treue) Kunden? Günter Ströbel, Fachhändler und Vorsitzender der Bundesfachgruppe Motorgeräte (BuFaMOT), hat einmal den Satz geprägt: „Wenn eine Kamelherde vorbei läuft, fragt sich der schlaue Geschäftsmann nicht „Woher kommen die bloß?“, sondern immer nur „Was bringen die mir?“ Fragen Sie sich daher nie, warum es eBay in der Vergangenheit geschafft hat und auch in der Zukunft schaffen wird, Ihnen Kunden abzujagen – das können Sie ohnehin kaum beeinflussen. Möglichkeit 1: Die Harakiri-Methode, indem Sie selbst zum „Billigheimer“ werden. Diejenigen, die heute schon bei eBay aktiv sind, haben von Agrar- und Gartentechnik in der Regel kaum Ahnung. Schließen Sie Ihr Ladenlokal und versenden einfach 4 selbst. Die Zutaten: Gute Preise, Beratung am Telefon, perfekte Logistik, knallhart kalkulieren und wenig Service bieten. Die Nachteile: Ihre fachhandelstreuen Lieferanten werden Sie nicht mehr beliefern, Honda und Stihl betreiben zum Beispielaktives eBay-Monitoring und schließen Händler systematisch aus. Sie müssen Ihr heutiges Geschäft komplett umkrempeln. Ihre bestehenden Prozesse und Strukturen passen vermutlich nicht.. Insgesamt dürfte das für die meisten Händler nicht mehr als ein kurzes Gedankenspiel sein. Prüfenswert für Händler, die weiterhin auf den Service vor Ort und individuelle Kundenbetreuung setzen wollen, ist deshalb schon eher die Möglichkeit 2: Marktforschung über Angebot und Preise. Nutzen Sie eBay, um herauszufinden, welche Produkte gerade besonders beliebt und häufig vertreten sind. Daraus können Sie auch Ideen für Ihr eigenes Sortiment ableiten. Beobachten Sie darüber hinaus, zu welchen Preisen die Auktionen enden, um ein Gefühl für Ihre eigenen Preise und die Unterschiede zu bekommen. Vergessen Sie aber bitte nicht den Nähe- und Individualitäts-Aufschlag. Wenn Sie an Software für diese eBay-Beobachtung interessiert sind, steht Ihnen das Team von www//gartentechnik.com gern zur Verfügung. Möglichkeit 3: Verkaufen Sie selbst Geräte zur Abholung vor Ort. Sie können sowohl gebrauchte als auch neue Produkte vor Ort bei eBay anbieten, wenn Ihre Lieferanten das gestatten. Bei Festpreisangeboten reduzieren Sie zwar zusätzlich die Anzahl potenzieller Interessenten, erhalten aber für wenige Cent Kontakte zu Kunden aus Ihrer Umgebung. Wenn Sie zusätzlich noch eine eigene Website haben, auf der es weiterführende Informationen gibt, ist das Ganze in jedem Fall eine interessante Werbemaßnahme. Allerdings schließen das zum Beispiel Stihl, Husqvarna und Echo aus. Benutzen Sie für Online-Auktionen unbedingt nur von Lieferanten oder Dritten autorisiertes Material! Wichtig: Neugeräte keinesfalls selbst versenden! Erliegen Sie nicht der Versuchung sich selbst „mal ein wenig“ bei eBay als Versandhändler zu betätigen. Der Wettbewerb bei eBay ist mindestens so hart wie bei Ihnen vor Ort und in der Regel alles andere als ein Margenparadies. Sinnvoll kann es allerdings sein, Gebrauchtgeräte online zu verkaufen! Obwohl es den meisten Händler gar nicht schwer fällt, die eigenen Gebrauchten vor Ort loszuschlagen, lohnt sich wenigstens das Online-Angebot (eventuell ohne Verkauf) trotzdem, um mit Kunden in Kontakt zu kommen. Bei eBay findet der Markt für Sie den Preis. Das erleichtert die Preisgestaltung. Unerlässlich ist: Geben Sie keinen Preisnachlass für eBay-Vergleicher. Wer mit einem Ausdruck eines eBay-Angebots zu Ihnen kommt, will offensichtlich bei Ihnen kaufen oder findet Sie zumindest attraktiv genug. Kehren Sie Ihre Vorteile heraus: Beratung bei der Entscheidung, Verantwortung auch über den Kauf hinaus, Reparatur und Service, individuelle Hilfe – eventuell auch vor Ort beim Kunden – Verfügbarkeit von Geräten, Möglichkeit der Vorführung, und vieles mehr. Verabschieden Sie sich mental von Preiskämpfen. Sie können nicht immer der Billigste sein. Verkaufen Sie Ihren Service aktiv und fordern Sie einen gerechten Preis dafür ein. Versandhändler bei eBay sind genauso viel oder wenig Ihre Konkurrenz wie Obi und andere lokale Baumärkte. Von Kunden, die Ihren Service nicht bezahlen können oder wollen, sollten Sie sich verabschieden. Mit denen verdienen Sie später meist sowieso nichts. Wenn Sie Fragen oder eigene Ideen im Umgang mit eBay haben, freue ich mich über Ihr Feedback (Martin Seibert, Gründer und Betreiber von www//Gartentechnik.com). ■ www.agrartechnikonline.de