Praktikum zur Vorlesung “Angewandte Mathematik (AM)” Prof. Dr. Christian Schröder Praktikum 5 Wie funktioniert ein Tesla-Transformator? – Mit Hilfe des nach seinem Erfinder Nikola Tesla* benannten Tesla-Transformators ist es möglich, mit nur geringem (Bastel-)Aufwand hochfrequente Wechselströme (bis 500 kHz) geringer Stromstärke aber sehr hoher Spannung (bis 300 kV!) zu erzeugen (siehe Abb. 3). Kernstück eines Tesla-Transformators ist die folgende Schaltung, die aus einem Kondensator, einer Spule und einem Widerstand besteht. C S1 U(t) S2 L R Abbildung 1: Ersatzschaltbild für das Kernstück eines Tesla-Transformators. a) Zunächst sei der Schalter S1 geschlossen und der Schalter S2 geöffnet. Es wird nun eine konstante äußere Spannung U(t)=U0 so lange angelegt, bis der Ladestrom Null ist. Anschließend wird der Schalter S1 geöffnet und der Schalter S2 geschlossen, d.h. die äußere Spannungsquelle wird abgekoppelt. Was geschieht? Was gilt für die Teilspannungsabfälle? Für welche physikalische Größe läßt sich hieraus eine Differentialgleichung herleiten? Um was für einen Differentialgleichungstyp handelt es sich? b) Bestimmen Sie die allgemeine Lösung der Differentialgleichung analytisch und geben Sie alle Lösungen in reeller Form an. Wie lauten die Anfangsbedingungen? Unter welchen Umständen bildet diese Anordnung einen Schwingkreis? Wie groß ist die Eigenfrequenz des Schwingkreises? c) Erläutern Sie anhand der Skizze in Abb. 2 die Funktionsweise eines TeslaTransformators. Die Primärspule Lp besitzt üblicherweise nur einige wenige Windungen und umschließt die Sekundärspule Ls, bei der die Windungszahl erheblich größer ist. Angenommen, die primärseitige Kapazität sei Cp=20pF, die Induktivität sei Lp=40 mH, der Widerstand sei R=100Ω und die Spannung U0 = 800V. Welche Frequenz ergibt sich für den Schwingkreis und damit für den Wechselstrom in der Sekundärspule? Die Primärspule habe 100 Windungen und die Sekundärspule hat 23000 Windungen. Welche Spannungen werden sekundärseitig erzeugt? Abbildung 2: Skizze eines Tesla-Transformators (links). Kommerzieller Versuchsaufbau (rechts) *Nikola Tesla (Physiker: 1856-1943) gilt als “vergessenes Genie”. Neben dem Tesla-Transformator, hat er nicht nur den Wechselstrom erfunden, sondern auch den Wechselstrommotor. Er baute das erste ferngesteuerte Boot der Welt und erfand das Radio, was ihm allerdings erst nach seinem Tod zugesprochen wurde. Tesla wurde in Kroatien geboren und hat im Laufe seines Lebens über 700 Patente erhalten. Er hat sich einen erbitterten Konkurrenzkampf mit Edison geliefert, der als Verfechter des Gleichstroms galt. Zur Demonstration der Gefährlichkeit des Wechselstroms erfand Edison “nebenbei” den Elektrischen Stuhl. Tesla war ein Idealist, der es nicht so gut wie Edison verstand, Erfindungen zu Geld zu machen. Er starb einsam und nahezu mittellos im Alter von 87 Jahren in einem Hotelzimmer in New York. In Würdigung seiner überragenden Verdienste hat man die Einheit der magnetischen Flussdichte nach ihm benannt. Medizinisch werden hochfrequente Schwingkreise oft zur Erzeugung Joulescher Wärme im Körper benutzt. Bei kleinen Amplituden sind hochfrequente Ströme i.a. unschädlich für den Organismus. Eine Schädigung tritt hauptsächlich durch die Wechselwirkung mit den niederfrequenten, körpereigenen Strömen in verschiedenen Geweben (Nervenbahnen, Herz) auf. Hochfrequente Ströme beeinflussen dagegen solche Gewebe kaum. Weiterhin schädlich ist die Bildung von Elektrolyseprodukten in den Zellen. Bei hochfrequenten Strömen ist die Ionenbildung allerdings zu langsam (Trägheit!) und somit nur bei niedrigen Frequenzen zu beachten. Abbildung 3: Achtung Hochspannung! Selbstversuche mit dem Tesla-Transformator. Wegen des „Skin-Effekts“ werden nur über die Körperoberfläche (schwache) Ströme geführt. Die beiden schwarz-weißen Aufnahmen zeigen Nikola Tesla in seinem Labor.