Obstanbau in russischen Riesenbetrieben modern und rentabel

Werbung
Geert van Gessel
[email protected]
Obstanbau in russischen
Riesenbetrieben modern
und rentabel
Info
Syngenta
Der Besuch der Obstbauregion Krasnodar
wurde von Syngenta Crop Protection
organisiert. Syngenta
liefert weltweit Pflanzenschutzmittel.
Im September dieses Jahres besuchte eine
Gruppe niederländischer Obstbauberater die russische Landwirtschaftsregion
Krasnodar. Was den Beratern in erster Linie auffiel, sind die für westliche Begriffe
riesengroßen Obstbaubetriebe in diesem
Gebiet. Die Betriebe werden in hohem
Tempo modernisiert. Außerdem erhalten sie relativ gute Preise für ihr Obst,
wodurch der Anbau rentabel ist.
Krasnodar ist die Hauptstadt der gleichnamigen Region und befindet sich rund 1.250 km von Moskau
entfernt. Diese Kuban-Region, wie die Russen sie
selbst nennen, beginnt im Westen beim Schwarzen
Meer und erstreckt sich nach Süden und Osten bis
an den Kaukasus. Auf einer Fläche von 75.723 km2
leben ungefähr 5 Millionen Menschen. Damit ist
Krasnodar nach Moskau und St. Petersburg
g eines
Große Betriebe verarbeiten die Äpfel selbst zu
Saft und Püree.
Foto: Ad van Krieken
8
der am dichtesten besiedelten Gebiete Russlands.
Außerdem ist es eine der Regionen, die sich vor allem wirtschaftlich am schnellsten entwickelt.
Krasnodar ist in Russland eines der wichtigsten Anbaugebiete von Getreide, Reis, Weintrauben und
Obst – die Landwirtschaft ist für die Wirtschaft ein
sehr wichtiger Faktor. Die gesamte Obstanbaufläche in der Region umfasst 22.000 Hektar, die sich
33 Betriebe teilen. Einige größere Unternehmen
verfügen über eine eigene Produktionsstätte, in
der Säfte und Püree hergestellt werden. So geben
sie dem Obst mit schlechterer Qualität eine Bestimmung und einen Mehrwert.
Große Temperaturunterschiede
Das russische Klima ist für seine Extreme bekannt:
sehr kalte Winter und warme Sommer. Natürlich gibt
es auch zwischen dem Norden und dem Süden des
Landes große Klimaunterschiede. Krasnodar liegt
im Südosten Russlands, wodurch es über ein gemäßigtes Kontinentalklima verfügt. Trotzdem kann
die Temperatur im Winter auf bis zu -40ºC sinken,
während sie im Sommer auf +40ºC steigen kann.
Im Durchschnitt fällt in einem Jahr 640 bis 780 mm
Niederschlag, nur 100 mm davon im Sommer. Damit verfügt die Region für russische Begriffe über
einen gemäßigten Winter und einen langen, heißen
Sommer. Längst nicht alle Sorten und Unterlagen
eignen sich für dieses Klima.
Die neuesten und modernsten Apfelanlagen stehen
auf der Unterlage M.9, während viele der älteren
Anlagen auf Sämlingen oder der Unterlage MM.106
stehen. Die Obstbauunternehmer möchten mit den
neuen Apfelanlagen Erträge von mehr als 25 Tonnen pro Hektar erreichen. Außerdem wollen sie die
Anlagen alle 10 Jahre erneuern. Dabei entscheiden
sie sich für ‚modernere‘ Sorten wie Gala, Pinova
und Jonagold, aber auch für russische Sorten wie
Simirenko und Yuzhanka. Ältere Anlagen bestehen
häufig aus russischen Apfelsorten, aber zum Beispiel
auch aus Jonathan und Idared. Durch das manchmal
launische Klima sind Birnen in Krasnodar schwieriger
anzubauen. Zwei Birnensorten, die dort angebaut
werden, sind Williams und Abate Fetel.
Svetlogorsku Farm
Eines der größten (Obst-) Unternehmen in Krasnodar ist die Svetlogorsku Farm. Dieser Betrieb
umfasst 2.000 Hektar, davon 1.600 Hektar Obst. So
wie bei den anderen Betrieben in der Region ist der
Anbau von Äpfeln hier am wichtigsten (800 Hektar). Daneben gibt es Pflaumen (300 Hektar), Birnen, Kirschen, wilde Pflaumen, Pfirsiche und einige
kleinere Kulturen.
Die Svetlogorsku Farm ist wie viele russische Betriebe ein ehemaliger Staatsbetrieb, der kurz nach
dem Krieg, 1948, gegründet wurde. 1991 wurde der
Betrieb privatisiert und hat inzwischen 120 Aktionäre, von denen der Geschäftsführer mit 76% der
Aktien der größte ist. Das Unternehmen befindet
sich in Abinsky, rund 100 km von der Stadt Krasnodar entfernt. Sie liegt am Fuße des Kaukasus,
einige Kilometer vom Schwarzen Meer entfernt.
In diesem Gebiet wird auch Erdöl gefördert, aber
dies gehört nicht zu den Aufgaben der Svetlogorsku Farm. „Schade vielleicht”, meint Geschäftsführer
Evdokimov, da man mit Öl mehr Geld verdienen
kann als mit dem Obstbau.
Dennoch geht es auch dem Obstbau nicht schlecht.
Die Äpfel bringen Preise, die im Durchschnitt zwischen 10 und 20 Rubel, umgerechnet 0,25 € bis
0,50 €, liegen. Der Selbstkostenpreis beläuft sich
jedoch schnell auf 0,20 €. Viele der Äpfel werden
an Händler verkauft, die sie auf regionalen Märkten
Birnen werden in begrenztem Ausmaß angebaut.
Foto: Geert van Gessel
weiterverkaufen, aber es gehen auch Äpfel nach
Moskau und St. Petersburg.
Die Svetlogorsku Farm machte bisher jedes Jahr
Gewinn, der danach in den Betrieb investiert wird.
In den vergangenen Jahren wurde auf den ersten
15 Hektar Fertigation angelegt. Daneben werden
die neuen Anlagen mit Stützen aus Betonpfählen,
die von einer Fabrik in der Umgebung hergestellt
werden, versehen. Der Gewinn im Jahr 2008 betrug
umgerechnet rund 1.300 € pro Hektar.
Es wird auch in Kühlräume investiert. Der Betrieb
verfügt über eine Kühlkapazität von 6.000 Tonnen,
und ein neuer Kühlraum mit einer Kapazität von
2.500 Tonnen CA-Lagerung ist in Bau.
Eine Investition in gute Kühlung ist dringend notwendig.
Foto: Ad van Krieken
9
der Nachfrage im eigenen Land entsprechen kann.
Russland produziert 400.000 Tonnen Obst, während
es einen Bedarf an 6.000.000 Tonnen gibt.
Die Obstbauern benötigen mehr Anbaukenntnisse.
So gibt es in diversen Betrieben Fertigation, aber
es fehlt das Wissen, wie man sie effizient einsetzt.
In diesem Bereich gibt es genauso wie auf dem
Gebiet der Schorf- und Apfelwicklerbekämpfung
Verbesserungsbedarf.
Zu guter Letzt leidet der russische Obstbausektor
auch unter zu wenig Nachwuchs. Junge Landwirte gründen eher einen Ackerbau- oder Milchviehbetrieb, weil sie meinen, dass dort die Chancen
besser sind.
Die Äpfel werden noch mit der Hand sortiert.
Foto: Ad van Krieken
Begrenzte Mechanisierung
In die Mechanisierung investiert der Betrieb nicht
mehr als unbedingt nötig. Die Svetlogorsku Farm
verfügt für drei Abteilungen über insgesamt
85 Traktoren. Praktisch alle Traktoren sind von der
Marke Belarus. Die Spritzgeräte für die Obstanlagen stammen aus einem Betrieb in Moldawien. Es
werden wenige Maschinen aus Europa gekauft, unter anderem weil dafür beträchtlicher Zoll bezahlt
werden muss. Aus diesem Grund werden die Bäume
für die neuen Anlagen größtenteils selbst produziert oder von Baumschulen in Serbien bezogen,
für die die Zollbestimmung nicht gilt.
Die Svetlogorsku Farm gehört zu den dreihundert
guten landwirtschaftlichen Betrieben Russlands.
Als einer der wenigen Obstbetriebe in Krasnodar
verfügt sie über eine eigene Sortieranlage und eine
eigene Fabrik für die Obstverarbeitung. Hier zeigt
sich eine gewisse Mechanisierung, aber der Großteil
der Äpfel wird einfach mit der Hand sortiert. In der
Zukunft wird es für diese Art von Betrieben wichtiger werden, diese Prozesse zu automatisieren, und
dafür sind Beihilfen vom Staat erwünscht.
Ernte auf Russisch
Während des Besuchs der Svetlogorsku Farm
hatte die Ernte der Gala-Äpfel gerade begonnen. Für die Berater war dies eine einzigartige
Möglichkeit zu sehen, wie die Ernte dort abläuft.
Während man in Westeuropa nach einer größtmöglichen Arbeitsproduktivität pro Person
strebt, scheint dies in Russland weniger wichtig
zu sein. Die gepflückten Äpfel werden in Eimer
gelegt. Volle Eimer werden anschließend in die
Behälter auf dem Anhänger hinter dem Traktor
geleert. Jeder hat aber seine Aufgabe: Manche
sind für das Pflücken verantwortlich, während
andere für das ordentliche Entleeren der Eimer
in die Kisten zuständig sind. Der Traktorfahrer
ist ausschließlich für die Fortbewegung der
Maschine verantwortlich und pflückt selbst
nicht mit.
Entwicklung des russischen
Obstbaus
Die russischen Obstbaubetriebe mögen zwar groß
sein, aber sie sind häufig kaum modernisiert. Der
Durchschnittsertrag liegt bei 20 Tonnen pro Hektar, was für europäische Begriffe nicht viel ist. Die
Produzenten versuchen, dies zu verbessern, aber
eines ihrer größten Probleme ist, dass es kaum
Unterstützung vom eigenen Staat gibt. Sie sehen
die Importäpfel aus Polen – Äpfel, die mit einer beträchtlichen Unterstützung der Europäischen Union angebaut werden – auf den Märkten in Moskau
liegen und erfahren dies als Bedrohung. Auffällig
ist, dass der russische Obstbau bei weitem nicht
10
Die Apfelernte im Betrieb Svetlogorsku Farm.
Foto’s: Ad van Krieken
Herunterladen