Schweizer Bezahl-Apps rüsten sich gegen Apple

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Wirtschaft41
sonntagszeitung.ch | 22. Mai 2016
Schweizer Bezahl-Apps rüsten sich gegen Apple
Postfinance und SIX stehen vor einer gemeinsamen Lösung für Smartphones
finance künftig Kredite ver­geben
darf. Heute ist ihr das verboten,
was sie im Umfeld negativer Zinsen immer mehr in Nöte bringt.
Würde sie nun eine einheitliche Bezahl-App blockieren, wäre viel
Goodwill verspielt.
Erich Bürgler
Zürich/Bern Das Rennen zwi-
schen der Postfinance und dem
Börsenbetreiber SIX um die Gunst
der Smartphone-Nutzer dürfte
bald entschieden sein. Beide bieten bislang separate Apps, um mit
dem Mobiltelefon zu bezahlen.
Doch seit einiger Zeit laufen Verhandlungen um eine Zusammenarbeit. Diese stehen offenbar kurz
vor dem Durchbruch.
Am Verhandlungstisch sitzen
neben Postfinance und der SIX
auch die grössten Schweizer Banken sowie Swisscom und die Detailhändler Migros und Coop. Postfinance hat die App Twint lanciert
und für ihre Lösung auch verschiedene Banken gewonnen. Hinter
Paymit stehen neben SIX unter anderem die UBS, die Zürcher Kantonalbank und Raiffeisen.
Laut mit den Verhandlungen
vertrauten Kreisen haben sich die
Parteien in wichtigen Punkten geeinigt und technische Lösungen
gefunden. Nun gehe es darum, die
organisatorische Struktur hinter
einer gemeinschaftlichen BezahlApp festzulegen.
Zum Stand der Gespräche blocken Postfinance und SIX ab. Auf
Anfragen verweisen beide reflexartig auf die PR-Berater Hirzel Neef
Schmid. «Die Gespräche verlaufen
Es gibt Druck auf Postfinance,
einen Kompromiss zu finden
Wird in vielen Läden bereits als Zahlungsmittel akzeptiert: Bezahlsystem Twint
sehr konstruktiv. Derzeit wird über
Details und konkrete Lösungen diskutiert», sagt Victor Schmid.
Experten sind sich einig, dass
sich nur eine Schweizer BezahlApp durchsetzen wird. Denn als
mächtiger Konkurrent steht Apple
mit einer eigenen Lösung für die
Schweiz in den Startlöchern.
Laut mehreren Stimmen steigt
der Druck vonseiten der Banken
und des Detailhandels, eine Einigung für eine einheitliche Schwei-
zer Bezahl-App zu finden. Der Detailhandel fürchte den Aufwand
verschiedener Systeme. Die grössten Schweizer Banken wiederum
hätten ein starkes Interesse an
einer Lösung, bei der sie beteiligt
sind. Postfinance, die diese Woche
der Schweizerischen Bankiervereinigung beigetreten ist, müsse
wohl einlenken, sagen Insider.
Dies, obwohl sie mit Twint weiter
sei als die Konkurrenz der grossen
Banken mit ihrer Anwendung.
Twint wird bereits von Coop akzeptiert. Der Grossverteiler hat
­dafür seine Kassen mit speziellen
Lesegeräten ausgerüstet. Paymit
verzeichnet zwar schon mehr als
200 000 Downloads, steckt als Bezahlmittel im Handel aber erst in
der Versuchsphase. Eine sture Haltung der Postfinance würde in einflussreichen Kreisen schlecht ankommen, heisst es. Hinter den Kulissen machen Topmanager der
Post Stimmung dafür, dass die Post-
Finanzprofessor Andreas Dietrich
von der Hochschule Luzern sieht
erhebliche Hindernisse für eine
­gemeinsame Lösung, weil die Geschäftsmodelle von Paymit und
Twint grundverschieden seien.
«Ich erwarte dennoch, dass es zu
einer Einigung kommt. Ohne einschneidende Kompromisse klappt
das aber nicht», sagt er.
Twint wirbt bei Händlern damit, dass ihre App «konkurrenzlos
günstig» sei. Einnahmen bringen
sollen die Verknüpfung mit Kundenkarten und ein auf das Konsumverhalten zugeschnittenes
Marketing. Allerdings sträuben sich
Händler bisher, die Daten ihrer
Kunden herauszugeben. Paymit
setzt dagegen auf klassische Gebühren, die der Handel bei jeder
Transaktion bezahlt. Für die Kunden fallen bei beiden Systemen keine Gebühren an. Sie werden im
Gegenteil mit Startguthaben und
Wettbewerben dazu bewogen, die
Apps auf ihr Smartphone zu laden.
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