Forschungsstelle RWTH Aachen, Werkzeugmaschinenlabor Die elektrochemische Metallbearbeitung als Prozess mit chemischer Hauptwirkung Teilprojekt Prozesse mit chemischer Hauptwirkung (F03) Zielsetzung und Vorgehensweise Ziel des Teilprojektes F03 ist die Entwicklung einer Prozesssignatur für Prozesse mit chemischer Hauptwirkung. Dafür sollen die während der elektrochemischen Metallbearbeitung ablaufenden chemischen Reaktionen energiebasiert beschrieben werden, um Veränderungen der Oberflächen- sowie Randzoneneigenschaften und somit der späteren Funktionalität an Bauteilen vorherzusagen. Wesentliche Teilziele umfassen die präzise Bestimmung der eingekoppelten elektrischen Energie sowie die detaillierte Untersuchung zum lokalen Auflöseverhalten mehrphasiger Werkstoffe. Aus diesen Untersuchungen soll ein Modell der zeitlichen Veränderung einzelner Phaseneinteile im Fertigungsprozess entwickelt werden. Aktueller Kenntnisstand (März 2016) In der Literatur wird der Prozess des elektrochemischen Metallabtrags nur durch die chemische Zusammensetzung Elektrochemisch erzeugte Oberflächen des Werkstoffs bestimmt. Im bisherigen Verlauf der ersten Werkstoff: 42CrMo4 Förderphase des SFB / TRR 136 konnte gezeigt werden, Vergütetes Gefüge dass auch der Wärmebehandlungszustand signifikanten Normalisiertes Gefüge Einfluss auf die Oberflächenausbildung und die resultierenden Randzoneneigenschaften hat. Weiterhin ergab sich, dass verschiedene Phänomene wie zum Beispiel Lochfraßkorrosion, Strömungsriefen oder die Veränderung von Phasenanteilen durch selektive Auflösung einzelner Phasen in einem Werkstoff maßgeblich durch die Werkstoffbeanspruchung des 1 µm 1 µm elektrischen Feldes beeinflusst wird. Zur Vorhersage der entstehenden Oberflächentopographie und der Einfluss der Mikrostrukur auf die Werkstoffmodifikation bei gleicher Werkstoffbeanspruchung Veränderung von Phasenanteilen wurde begonnen die Effekte in ein Simulationsmodell zu übertragen. Schlussfolgerungen und weiteres Vorgehen Im Gegensatz zu dem Stand der Technik in der Literatur verändert der Prozess der elektrochemischen Metallauflösung die Oberfläche und Randzone. Die selektive Auflösung einzelner Werkstoffphasen und die damit einhergehende metallurgische Veränderung von Phasenanteilen in der Randzone führen sekundär auch zu Veränderungen in der Härte, dem Eigenspannungsverlauf und ähnlichen Modifikationen. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass ein Modell des elektrochemischen Abtrags einzelner Phasen in Abhängigkeit von der lokalen elektrischen Feldstärke erstellt und verifiziert wird. Zur Entstehung von Strömungsriefen im elektrochemischen Senkprozess wurde eine Hypothese mit dem Konzept der Prozesssignaturen entwickelt. Im weiteren Verlauf soll diese Hypothese verifiziert und die Entstehung der Strömungsriefen in Abhängigkeit von den Beanspruchungen quantifiziert werden. Zukünftig soll außerdem der Einfluss von Prozessketten und damit einhergehend der Einfluss der Werkstoffhistorie auf die Randzonenausbildung während der elektrochemischen Bearbeitung untersucht werden. Veröffentlichungen (u.a.) • Modellierung des Abtragprozesses der elektrochemischen Senkbearbeitung von Triebwerksschaufeln Dissertation, 2015 • Energetic Analysis of the Anodic Double Layer during Electrochemical Machining of 42CrMo4 Steel. Procedia CIRP 18th Conference on Electro Physical and Chemical Machining (ISEM) 2016, 42, pp. 396 – 401 • Energy-based Analysis of Material Dissolution Behavior for Laser-Chemical and Electrochemical Machining. Procedia CIRP 3rd Conference on Surface Integrity (CSI) 2016, 45, pp. 347 – 350 • Interdisciplinary modelling of the electrochemical machining process for engine blades. CIRP Annals – Manufacturing Technology, Vol. 64 , 2015, pp. 217 –220