Die Blauzungenkrankheit (auch Bluetongue (BT), Maulkrankheit oder engl. Catarrhal fever of sheep genannt) ist eine Viruserkrankung die vor allem bei Schafen auftritt. Sie wird durch blutsaugende Stechmücken von Tier zu Tier übertragen. Die natürlichen Überträger des Blauzungen-Virus sind kleine, 1-3 mm lange blutsaugende Stechmücken aus aus der Familie der Gnitzen, der Gattung Culicoides. Die Culicoides-Mücken sind hauptsächlich zwischen Abend- und Morgendämmerung aktiv und fallen vor allem Tiere im offenen Gelände an. Die meisten Culicoides-Arten benötigen für ihre Fortpflanzung feuchte Stellen. Culicoides-Weibchen legen ihre Eier bevorzugt in nassen, mit organischen Stoffen angereicherten Boden, Schlamm oder Mist, wo sich auch die Larven entwickeln. Die Zahl, in der die Culicoides-Mücken auftreten, hängt stark von der jahreszeitlichen Durchschnittstemperatur ab. Die Mücken brauchen für ihre Entwicklung längere Wärmeperioden. Culicoides-Mücken leben 10-20 Tage. Temperaturen unter 12 °C reduzieren ihre Aktivität. Sie können jedoch sehr leicht durch den Wind verfrachtet werden. Auch Rinder und seltener auch Ziegen sowie andere Wiederkäuer sind für die Krankheit empfänglich. Das Hauptverbreitungsgebiet der Krankheit ist Afrika, wo sie vor allem südlich der Sahara auftritt. In den letzten Jahren ist festzustellen, dass sich die Krankheit immer mehr nach Norden ausbreitet. Durch die Klimaerwärmung ist die Krankheit aus Afrika über die Mittelmeer-Inseln auch nach Süd- und Mitteleuropa vorgedrungen. Eine direkte Übertragung von Tier zu Tier erfolgt nicht. Die Stechmücken und Wildtiere gelten als Erregerreservoir, von dem eine ständige Gefahr ausgeht. Die derzeitige Bekämpfung erfolgt durch Tötung klinisch kranker Tiere und Impfung der empfänglichen Tiere in einem bestimmten Gebiet um den Ausbruchsort. Daneben werden in unterschiedlichem Ausmaß Transportverbote ausgesprochen und Insektenbekämpfungsmaßnahmen durchgeführt. Durch den Transport von angesteckten Tieren, die nicht oder nur leicht erkrankten und den Erreger dann beherbergen kann die Seuche weit verbreitet werden. Eine Tilgung des Erregers in einem befallenen Gebiet ist praktisch unmöglich. Die vollständige Insektenvernichtung ist nicht zu erreichen, wenn die Standortbedingungen für Insekten günstig sind. Alle Virusträger unter den empfänglichen Nutztieren der befallenen Regionen zu ermitteln ist ein beinahe aussichtsloses Unterfangen, von den Wildtieren erst gar nicht zu reden. Daher muss davon ausgegangen werden, dass sich das Virus in befallenen Regionen für einen sehr langen Zeitraum festsetzt. Von solchen Regionen geht eine ständige Seuchengefahr aus. Die bereits 1905 erstmalig in Südafrika beschriebene Seuche breitete sich in den folgenden Jahrzehnten in ganz Afrika, in Asien, über den Nahen Osten bis nach Australien, über Nordund Mittelamerika aus. Seither liegen Berichte auch aus verschiedenen südeuropäischen Ländern vor (Zypern, Portugal, Spanien, Italien, Griechenland). In Italien traten erste Fälle im August 2000 auf ebenso auf der Insel Sardinien. September 2000 traten auch die ersten Fälle in Spanien auf den Balearen auf. Frankreich schließlich meldete Ausbrüche von Bluetongue im Oktober 2000 auf Korsika. Im August 2006 ist der Serotyp 8 der Blauzungenkrankheit erstmals auch bei Schafen in der niederländischen Provinz Limburg, in der belgischen Provinz Lüttich sowie in Rinderbeständen und einer Schafsherde im grenznahen Raum Aachen/Düren in NordrheinWestfalen aufgetreten. Danach hat sich die Blauzungenkrankheit explosionsartig in fast ganz Europa verbreitet. Die Blauzungenkrankheit kann bei Schafen tödlich verlaufen, bei Rindern stellt sich nach einiger Zeit Linderung ein. Menschen können Fleisch und Milchprodukte weiterhin bedenkenlos verzehren, da die Blauzungenkrankheit für sie ungefährlich ist.