Europäische Föderation der Gewerkschaften Lebensmittel, Landwirtschaft und Tourismus 2. AUFLAGE – STAND: DEZEMBER 2007 BLAUZUNGENKRANKHEIT INFORMATIONEN FÜR ARBEITNEHMERINNEN UND ARBEITNEHMER Die Blauzungenkrankheit breitet sich gegenwärtig in Europa aus. Sie befällt Rinder-, Schaf und Ziegenbestände in Mittel- und Südeuropa und stellt eine Bedrohung für die Herden dar. Die Arbeitsplätze für Schäfer und Rindererzeuger – sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber – sind dadurch akut bedroht. Eine weitere Ausbreitung kann nicht ausgeschlossen werden. Wir versuchen deshalb, Antworten auf einige Fragen zu geben: WAS IST DIE BLAUZUNGENKRANKHEIT ? Die Blauzungenkrankheit ist eine Viruserkrankung. Sie wird bei Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen durch den Blauzungenvirus (BTV) ausgelöst. Überträger des Virus sind kleine, etwa 2 mm lange Mücken (auch Gnitzen genannt). . Bild einer Gnitze beim Saugen © Agricultural Resource Service, United States Department of Agriculture Die Mücken saugen an infizierten Tieren ebenso wie an virusfreien Tieren. So wird der Virus von Tier zu Tier übertragen. DIE BLAUZUNGENKRANKHEIT - GEFÄHRLICH FÜR ARBEITNEHMER? Eine Übertragung auf Menschen kann nach gegenwärtigem Wissen nicht erfolgen. Auch Produkte von Tieren (vor allem Fleisch und Milchprodukte), die an der Blauzungenkrankheit erkrankt sind, können nach gegenwärtigem Wissen ohne Beschränkung und Probleme konsumiert werden. Die Krankheit ist aus wirtschaftlichen und Gründen der Sicherung der Beschäftigung wichtig. Die Blauzungenkrankheit kann gegenwärtig nicht aureichend bekämpft werden und die Gefahren für die Tierbestände stellen eine wichtige ökonomische Bedrohung für die tiererzeugenden Betriebe dar. Die dramatische Zunahme der erkrankten Tiere (2006: unter 1.000 ; 2007: über 20.000) in Mitteleuropa macht die Bedeutung der Erkrankung deutlich. WIE IST DIE SITUATION IN EUROPA ? Nach Europa kommt die Blauzungenkrankheit auf zwei Wegen: 1. dringt sie aus Nordafrika kommend seit Jahren nach Südeuropa (Portugal, Spanien, Italien, Zypern) und Südosteuropa (Bulgarien, Türkei) vor (Blauzungenkrankheit Serotypen 2 und 4), 2. kommt seit 2006 ein anderer Virustyp (Serotyp 8) in Mitteleuropa vor (2006: etwa 900 Fälle, 2007: über 20.000 Fälle), vor allem in Belgien, Niederlande, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Luxemburg, Schweiz, Tschechien und Vereinigtes Königreich. Diese Information wurde ermöglicht mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Kommission, Generaldirektion Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit. EFFAT dankt der Europäischen Kommission für diese Unterstützung. Das Vorkommen dieses anderen Virustyps unterstreicht die Ansicht, dass dieser Virus eine andere Ausbreitung nimmt als der Virus, der in Südeuropa existiert. Bild 1: Stand der Ausbreitungen am 2. Oktober 2007 – Quelle: BMELV 2007 Somit ist die Blauzungenkrankheit in starker Ausbreitung begriffen und daher von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Landwirtschaft in Europa. WIE FUNKTIONIERT DIE ÜBERTRAGUNG ? Überträger des Virus sind vor allem kleine, etwa 2 mm lange Mücken (auch Gnitzen genannt). Die Mücken saugen an infizierten Tieren ebenso wie an virusfreien Tieren. So wird der Virus von Tier zu Tier übertragen. Die Mücken selbst können durch Winddrift und Transporte auch in virusfreie Gebiete eingeschleppt werden. Weitere mögliche Übertragungswege sind Tiertransporte und infizierter Samen (für künstliche Besamung). INKUBATIONSZEIT Die Inkubationszeit ist der Zeitraum zwischen Infektion und Krankheitsausbruch. Sie kann zwischen zwei und 15 Tagen betragen. DIE BLAUZUNGENKRANKHEIT BEI TIEREN ERKENNEN Bei den Tieren kommt es in leichten Fällen zu Fieber und Speichelfluss. In Fällen stärkerer Erkrankungen können bei trächtigen Tieren Fehlgeburten, Missgeburten und ähnliches auftreten. In schweren Fällen kommen Blutansammlungen an Maul und Nüstern vor sowie Entzündungen an den Zitzen. Muskelentzündungen und Entzündungen an den Klauen führen zu Starre und Lahmheit der Tiere. Eine präzise Bestimmung der Krankheit erfolgt durch den Tierarzt oder die zuständigen Stellen. THERAPIE UND SCHUTZMASSNAHMEN Ein zugelassener Impfstoff existiert bis heute nicht in der Europäischen Union. Deshalb werden Betriebe, deren Tiere vom Virus befallen sind, gesperrt. Eine Massentötung der Tiere (Keulung) erfolgt nicht. In der Regel können sich befallene Tiere von der Krankheit erholen, nur in schweren Fällen muss es zur Tötung der Tiere kommen. Die Betriebe liegen in Sperrbezirken. Um die Sperrbezirke herum werden Beobachtungszonen eingerichtet. Sowohl in Sperrbezirken als auch in Beobachtungszonen sind Tiertransporte nicht oder nur eingeschränkt möglich. WIE KANN ICH DIE TIERE SCHÜTZEN ? Zur Vermeidung der Übertragung von Tier zu Tier ist Hygiene am wichtigsten. Also immer die bestehenden Hygienevorschriften strengstens beachten. Dies gilt insbesondere auch für Tiertransporte. WAS MÜSSEN ARBEITNEHMER BEI VERDACHT AUF BLAUZUNGENKRANKHEIT TUN ? Sofort den Arbeitgeber informieren. Diesen darauf hinweisen, dass Tierarzt oder Veterinärbehörden eingeschaltet werden müssen. Fremde oder überzählige Personen von Tieren und Ställen fernhalten. Versuche, die Krankheit zu vertuschen, sind strafbar. Bei Problemen wende Dich an Deine Gewerkschaft. ARBEITNEHMERINNEN UND ARBEITNEHMER SIND GESCHÜTZT Die Gewerkschaften der Lebensmittel-, Landwirtschafts- und Tourismussektoren in Europa bieten ihren Mitgliedern weitergehende Informationen zum Thema Blauzungenkrankheit und anderen Tierseuchen. Die Adressen der nationalen Gewerkschaften sind über die EFFAT zu bekommen. Bild 2: Merkmale der Krankheit an Rindern – Quelle: BMELV 2007 © EFFAT 2007 European Federation of Food, Agriculture and Tourism trade unions, Rue Fossé-aux-Loups 38, BE 1000 Bruxelles – www.effat.org EFFAT dankt allen Unterstützern bei der Erstellung dieser Information, namentlich der Europäischen Kommission, dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dem Friedrich-Löffler-Institut und dem Agricultural Research Institute des US Departments of Agriculture EFFAT kann keine Verantwortung oder Haftung für die medizinischen Informationen in diesem Merkblatt übernehmen. Für Ihre Gesundheit bleiben Sie selbst verantwortlich. Die Angaben sind trotz größtmöglicher Bemühungen nicht unbedingt umfassend, genau und aktuell.