Merkblatt: BTV (Bluetongue-Virus) BTV (Bluetongue-Virus) ist der Erreger der Blauzungenkrankheit, die vor allem bei Rindern, Ziegen und Schafen auftritt. Die Erkrankung kann mit Fieber, Läsionen am Flotzmaul (bei Rindern) bzw. im Nasen- und Lippenbereich (bei Ziegen und Schafen), Entzündung der Kronsäume, Lahmheit, Schwellung und Blaufärbung der Zunge, Zitzennekrosen sowie Aborte und Geburt von missgebildeten Tieren einhergehen. Vielfach machen die Tiere aber eine Infektion ohne sichtbare Erkrankung durch. Die Übertragung von BTV erfolgt hauptsächlich durch verschiedene Gnitzen-Spezies (Mücken der Gattung Culicoides). Daneben kann das Virus auch beim Deckakt oder während der Trächtigkeit vom Muttertier auf das Neugeborene übertragen werden. Die Krankheit oder Verdacht einer Erkrankung sind anzeigepflichtig. Eine Infektion mit dem BTV-Serotyp 8 trat erstmals im August 2006 in Deutschland auf. In der Folge breitete sich das Virus rasch aus und führte im Jahr 2007 zu einer Bluetongue-Epidemie. Vom Mai des Jahres 2008 bis zum April 2009 wurde daraufhin in Deutschland eine flächendeckende Impfkampagne gegen die Blauzungenkrankheit bei Schafen, Ziegen und Rindern gestartet. Auch in zahlreichen anderen Mitgliedstaaten der EU wurde die Impfung derzeit erfolgreich eingeführt. Als Ergebnis dieser Kampagne konnte das BMELV (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) im Februar 2012 Deutschland offiziell als frei von der Blauzungenkrankheit erklären. Im Anschluss an die Impfkampagne war das Impfverbot gegen BTV nach der Verordnung zum Schutz gegen die Blauzungenkrankheit wieder maßgeblich. In Südosteuropa kursiert nun seit 2014 ein neuer Serotyp des Blauzungenvirus, das BTV-4, und breitet sich Richtung Norden aus. Seit September 2014 berichtet Ungarn über BTAusbrüche mit diesem Serotypen, der auch in Griechenland und Rumänien kursiert. Im November 2015 wurde erstmals seit sieben Jahren BT in Österreich festgestellt. Auch aus Slowenien wurde ein BT-Ausbruch in unmittelbarer Grenznähe zu Österreich gemeldet. Darüber hinaus wurden insbesondere in Italien Infektionen mit BTV-4 festgestellt, jedoch handelt es sich nicht um den gleichen Virustyp wie auf dem Balkan. Im September 2015 trat in der Mitte Frankreichs erstmals seit 2010 wieder BTV-8 auf und verbreitete sich über ein großes Gebiet. Aufgrund der schnellen Ausbreitung des Virus in Südosteuropa wird vom Friedrich-LöfflerInstitut (FLI) das Eintragsrisiko von BTV für Deutschland durch lebende Vektoren in der kommenden Gnitzen-Saison als sehr wahrscheinlich bis hoch eingeschätzt. Eine BluetongueEpidemie unter Wiederkäuern in Deutschland hätte schwere wirtschaftliche Schäden als auch beträchtliches Tierleid zur Folge, da sowohl BTV-4 als auch BTV-8 auf eine ungeschützte Population treffen wird. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) stellt fest, dass aufgrund der positiven Erfahrungen aus der vergangenen Bluetongue-Epidemie eine effiziente Bekämpfung dieser Tierseuche nur durch eine Impfung von Schafen, Ziegen und Rindern erreicht werden kann. Die alleinige Anwendung von Repellentien kann die Übertragung des Virus durch Gnitzen allenfalls verlangsamen, jedoch nicht sicher verhindern. Es wurde eine eindeutige Impfempfehlung ausgesprochen mit dem Hinweis, dass die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit jedoch nur dann erfolgreich verhindert werden kann, wenn die Impfabdeckung der empfänglichen Hauswiederkäuerpopulation bei 80 % liegt. Angesichts der aktuellen Situation wurde die EG BlauzungenbekämpfungDurchführungsverordnung daher geändert. Die Impfung gegen BTV-4 und BTV-8 ist ab jetzt auf freiwilliger Basis möglich. Voraussetzung hierfür ist die Genehmigung durch die jeweils 2 zuständige Veterinärbehörde. Eine Genehmigung wird durch das Veterinäramt Verden in Form einer Allgemeinverfügung in Kürze erteilt, so dass nicht jeder einzelne Betrieb die Impfgenehmigung beantragen muss. Die Impfung darf nur mit Totimpfstoffen durchgeführt werden. Eine Beihilfe zur Kostenübernahme seitens der Nds. Tierseuchenkasse ist nicht in Aussicht gestellt. Die Verfügbarkeit von BT-Impfstoffen ist derzeit schwer abzuschätzen. Nach Aussage des Paul-Erlich-Instituts (PEI) scheint sich jedoch für den Herbst eine deutlich bessere Situation bezüglich der Impfstoffverfügbarkeit abzuzeichnen. Einen aktuellen Überblick über die zugelassenen Impfstoffe und die möglich zugänglichen Impfstoffdosen finden Sie auf der Internet-Seite www.tierseucheninfo.niedersachsen.de oder auf die des PEIs http://www.pei.de/DE/infos/tieraerzte/tierarzneimittel/tierarzneimittel-node.html. Stand 04.07.2016