Hand-Batterie 110 kV-Halle Lege die Hände auf die beiden Metallplatten und presse sie kräftig darauf. Beobachte den Strommesser. Funktioniert es auch mit mehreren Personen? Was passiert, wenn du deine Hände anfeuchtest? Welchen Wert zeigt das Strommessgerät bei dir an? Wie groß ist er bei anderen Personen? Dein Partner und du fassen sich an die Hand, die freien Hände legt ihr auf je eine Metallplatte. Welchen Wert zeigt das Strommessgerät? Verlängert eure Kette um weitere Personen. „Strom sieht man nicht. Strom hört man nicht. Strom kann man nur fühlen.“ Elektrikerweisheit 186 Die Handbatterie ist zunächst ein sehr einfaches Experiment. Du musst nicht mehr tun, als deine Hände auf die Metallplatten legen und auf das Strommessgerät schauen. Da jedoch, wie bei vielen elektrischen Vorgängen, das eigentliche Phänomen nicht sichtbar ist, beschränkt sich die Erkenntnis aus diesem Experiment oft auf ein „Das hat wohl irgendwas mit Strom zu tun.“ Um zu verstehen, was genau an der Handbatterie eigentlich passiert, musst du dich zunächst mit den grundlegenden Begriffen „Strom“ und „Spannung“ vertraut machen. Strom ist bewegte Ladung. Damit Strom fließen kann, müssen Ladungsträger, also bewegliche geladene Teilchen vorhanden sein. Bei Metallen, die allesamt mehr oder weniger gute elektrische Leiter sind, übernehmen freie Elektronen diese Funktion. Auch Flüssigkeiten können Strom leiten, hier sind positiv oder negativ geladene Teilchen (Ionen) die Ladungsträger. Elektrischer Strom wird durch eine Spannung zwischen zwei unter- schiedlich geladenen Polen erzeugt. Wenn die zwei Pole durch einen elektrischen Leiter verbunden werden, fließt Strom, dessen Stärke sowohl von der Spannung als auch vom elektrischen Widerstand des Leiters anhängig ist. In der Handbatterie wird die Spannung nach dem gleichen Prinzip erzeugt wie in einer handelsüblichen Alkali-Mangan-Batterie. So ein „galvanisches Element“ besteht aus zwei unterschiedlichen Metallen – bei der Handbatterie Kupfer und Aluminium, die durch eine leitende Flüssigkeit – nämlich dich und die in dir gelösten Salze - miteinander verbunden sind. Wenn du eine Hand auf die Aluminiumplatte legst, wird der Schweiß auf deiner Haut zum elektrischen Leiter. Die Aluminiumatome geben ihre Elektronen ab und lösen sich in der Feuchtigkeit (du hast nach dem Experiment tatsächlich Spuren von Aluminium auf deiner Haut). Auf der Kupferplatte siehst du eine stumpfe braune Schicht aus Kupferoxid. Durch die Feuchtigkeit auf deiner Haut entstehen daraus Kupferionen, die Elektronen aufnehmen und zu Kupfer reagieren. An der Aluminiumplatte sind also Elektronen „übrig“, an der Kupferplatte ist Elektronenmangel. Da durch das Strommessgerät beide Elektroden miteinander verbunden sind, fließt ein Strom, wie du am Zeigerausschlag des Strommessgerätes sehen kannst. Die Spannung, die mit einer Batterie erzeugt werden kann, hängt davon ab, wie groß die Neigung der verwendeten Metalle ist, Elektronen aufzunehmen oder abzugeben. Alle Metalle lassen sich abhängig von diesem „Redoxpotential“ in einer elektrochemischen Spannungsreihe ordnen; je höher die Spannung, umso geringer ist die Neigung, Elektronen abzugeben und umso „edler“ ist das Metall. Kupfer hat als „edles“ Metall ein Redoxpotential von 0,35 Volt, Aluminium ist mit -1,66 V ein „unedles“ Metall, daher ließe sich mit unserer Aluminium-Kupfer-Batterie theoretisch eine Spannung von etwa 2 V erzeugen. Wenn du allerdings auf das Messgerät schaust, siehst du bei jeder Person einen anderen Wert. Das Gerät zeigt den Strom an, der tatsächlich fließt, und der hängt hier vor allem vom der Leitfähigkeit und damit von der Feuchtigkeit der Haut ab. Prinzipiell ließe sich die Handbatterie sogar als „Lügendetektor“ nutzen, da „schwitzige Hände“, also eine erhöhte Feuchtigkeit der Haut, gemeinhin als mögliches Zeichen für gesteigerte Nervosität gelten. Tatsächlich wird bei „polygraphischen Untersuchungen“ (die in Fachkreisen durchaus umstritten sind) neben Blutdruck, Atem- und Pulsfrequenz auch die Leitfähigkeit der Haut in gemessen, um aus erhöhten Werten auf mögliche Falschaussagen des Probanden zu schließen. 187