Dr. Google - Mathysmedical

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FRÜHLING 2016
80
Neues Denken für M edizin und Kl in ikallt ag
IMPULSE AUS DER ORTHOPÄDIE UND DEM BERUFLICHEN UMFELD – FÜR ÄRZTE, FACH- UND FÜHRUNGSKRÄFTE
Interview mit Dr. Sjoerd Kaarsemaker
«Ich setze den CCA Geradschaft
ein, wenn es auf die zementierte
Verankerung ankommt»
Blickpunkt Wissenschaft
In der Orthopädie gefürchtet:
Der Protheseninfekt
Aus dem Umfeld
«Dr. Google» –
Risiko oder Chance?
2
INTER
VIEW
«Ich setze den CCA Geradschaft ein,
wenn es auf die zementierte Verankerung ankommt»
In der modernen Endoprothetik sind Kurzschaftprothesen auf dem Vormarsch.
Dennoch hat die Müller Geradschaftprothese, eine seit Jahrzehnten bewährte
Hüftendoprothese, ihren Stellenwert nicht verloren.
Dr. Sjoerd Kaarsemaker
Der CCA Geradschaft nach Professor M. E.
Müller ist seit 20 Jahren auf dem Markt;
die Müller Philosophie kann auf eine
40-jährige Geschichte zurückblicken. Herr
Dr. Kaarsemaker, warum setzen Sie diesen
Schaft noch immer ein, statt auf eine
neuere Prothese zu wechseln?
ist seit 14 Jahren als orthopädischer
Chirurg am VieCuri Medical Centre
in Venlo (Niederlande) tätig. Das Lehrkrankenhaus bietet mit fast 3 000
Mitarbeitern und 500 Betten in der
Region Nord-Limburg eine Versorgung
auf höchstem Niveau. Dr. Kaarsemaker
hat in Maastricht studiert und sich in
Venlo schwerpunktmässig auf die
Handchirurgie, Unfallchirurgie und
Kinderorthopädie spezialisiert.
[email protected]
Die Resultate der Müller-Typ-ähnlichen Prothesen sind gemäss dem Schwedischen Hüftregister 1 die zweitbesten aller Prothesentypen.
Ihr Leistungsausweis ist hervorragend, wie
beispielsweise das 10A ODEP Rating belegt. 2
Einzig ein anderes Modell weist marginal bessere Ergebnisse auf. Wir haben lange und
umfangreiche Erfahrungen mit ähnlichen Prothesentypen wie dem Müller-Schaft. Ausserdem sind die Preise für diese Schaftart für
Kliniken und Gesundheitsorganisationen sehr
attraktiv.
«Ihr Leistungsausweis ist hervorragend, wie beispielsweise das 10A
ODEP Rating belegt.»
Bei welchen Indikationen greifen Sie zum
CCA – und bei welchen eher nicht?
Den CCA von Mathys setze ich bei den Fällen
ein, bei denen es auf die zementierte Verankerungstechnik ankommt. Dazu zählen beispielsweise sehr betagte Patienten oder Patienten
mit osteoporotischem Knochen sowie bei einem ofenrohrförmigen («Stove Pipe») Femur,
bei dem sich der intramedulläre Kanal nicht
verengt. In diesen Fällen würde ein PressfitSchaft ein zu grosses Frakturrisiko für die Patienten darstellen.
Meiner Meinung nach ist der CCA-Schaft weniger für den Einsatz bei Revisionen mit ausgedehnten Knochendefekten oder periprothetischen Frakturen geeignet. Auch in Fällen, bei
denen eine ungenügende Knochensubstanz
und eine mangelhafte Knochenqualität eine
stabile Verankerung gefährden können,
verzichte ich im Regelfall auf den CCA.
«Natürlich ist in den Niederlanden
und damit auch in unserer Klinik
heutzutage das Einsetzen von relativ
neuen Schäften, die noch keine zehn
Jahre lang am Markt sind, nur mit
einer klinischen Erprobung möglich.»
Wo sehen Sie den Vorteil des CCA gegenüber anderen Geradschäften?
Der CCA hat diverse Vorzüge. Die wichtigsten
drei Argumente für den CCA Geradschaft sind:
erstens die einfache Operationstechnik. Diese
ist besonders in einem Lehrkrankenhaus wie
unserem ein zentraler Punkt. Zweitens bezie-
NUTZ
BAR
3
Wundkeime
einfach sichtbar
machen
hen wir den CCA Hüftschaft von einem vertrauenswürdigen Lieferanten, mit dem wir
schon längere Zeit gut zusammenarbeiten.
Und als drittes ist ein gutes Preis-Leistungsverhältnis zu nennen, was, wie bereits erwähnt, für Spitäler und Gesundheitssysteme
eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielt.
Wie stehen Sie zum Trend der Kurzschaftprothesen?
Ich bin sehr enthusiastisch gegenüber der Entwicklung der Kurzschaftprothesen. Vor kurzem haben wir daher begonnen, den optimys®
Hüftschaft zu implantieren. Dieser Kurzschaft
eignet sich besonders für jüngere Patienten.
Ältere mit guter Knochenqualität profitieren
ebenfalls von dem Knochen und Weichteile
schonenden Design. Beim optimys steht das
Erhalten von Knochensubstanz im Fokus, was
für mögliche spätere Revisionen essentiell ist.
Natürlich ist in den Niederlanden und damit
auch in unserer Klinik heutzutage das Einsetzen von relativ neuen Schäften, die noch
keine zehn Jahre lang am Markt sind, nur mit
einer klinischen Erprobung möglich. Leider
wird viel Zeit benötigt, um diese zu organisieren und die entsprechenden notwendigen
Daten zu erheben.
Wundheilungsstörungen stellen für
Ärzte und Pflegepersonal eine besondere Herausforderung dar. Man geht
davon aus, dass chronische Wunden
grundsätzlich bakteriell besiedelt sind,
wobei hohe Keimzahlen in der Wunde
die Heilung beeinträchtigen. Ob und wie
stark eine Wunde mikrobiell belastet ist,
liess sich bislang nicht ohne Laboranalysen beurteilen.
«Nur wenn es einen Schaft gibt,
der bessere Ergebnisse liefert und
gleichzeitig zu einem konkurrenzfähigen Preis angeboten wird, erst
dann wird der Müller Schaft vom
Markt verschwinden.»
Haben Sie das Gefühl, dass der CCA Geradschaft auch weiterhin auf dem Markt
Erfolg haben wird, trotz vieler neuer Entwicklungen in diesem Bereich?
Ja, ich bin überzeugt, dass er so lange auf dem
Markt bestehen bleibt, wie seine Resultate in
den unterschiedlichen Registern nicht erreicht
oder sogar übertroffen werden. Nur wenn es
einen Schaft gibt, der bessere Ergebnisse liefert und gleichzeitig zu einem konkurrenzfähigen Preis angeboten wird, erst dann wird der
Müller Schaft vom Markt verschwinden.
Herr Dr. Kaarsemaker, haben Sie vielen
Dank für dieses Gespräch.
Swedish Hip Arthroplasty Register, siehe unter http://
www.shpr.se/en/
1
2
ODEP = Orthopaedic Data Evaluation Panel. Latest
ODEP ratings can be found at http://www.odep.
org.uk
Mit Moleculight i:X wurde jetzt erstmals
ein handliches Gerät zur Erfassung des
Bakterienbefalls am Point of Care auf
den Markt gebracht. Das Gerät, welches
Licht einer bestimmten Wellenlänge
ausstrahlt, wird über die Wunde gehalten. Mögliche Erreger werden auf diese
Weise zum Leuchten angeregt. Diese
intrinsischen Fluoreszenzsignale werden
wiederum vom Moleculight i:X erfasst
und als Bild in Echtzeit sichtbar gemacht.
Nach Angaben des Herstellers ist die
Anwendung sehr leicht und erfolgt intuitiv. Durch die Speicherung der Bilder oder Videos können beispielsweise
Heilungsfortschritte objektiv und ohne
grossen Aufwand verfolgt und dokumentiert werden.
Mehr Informationen über das Produkt,
das seit November 2015 eine Marktzulassung hat, finden Sie unter www.
moleculight.com.
4
BLICKPUNKT
WISSENSCHAFT
In der Orthopädie gefürchtet:
Der Protheseninfekt
Von Prof. Dr. med. Karl Stoffel, Kantonsspital Baselland, Schweiz
Die Indikation zur Implantation von Endoprothesen nimmt stetig zu und damit leider auch
die Zahl an periprothetischen Gelenkinfektionen (periprosthetic joint infections), kurz PPJI.
Im Jahr 2011 wurden in Deutschland 284 Hüftund 206 Knie-Endoprothesen pro 100 000
Einwohner implantiert. 1 In den USA waren es
149 Hüft- und 304 Knie-Endoprothesen pro
100 000. 1 Seit 2005 ist in beiden Ländern ein
Anstieg der Hüft- und Knie-Operationen zu
verzeichnen. 1 In 0,5 bis 5 % der Fälle kommt es
nach dem Eingriff zu periprothetischen Infektionen (PPJI). 2 In den USA ist eine PPJI der häufigste Grund für eine Revision nach Implantation einer Knietotalendoprothese (Knie-TEP) und
der dritthäufigste Grund für eine Revision nach
Hüfttotalendoprothese (Hüft-TEP). 3
operativen Jahr siedeln sich bevor zugt
Streptokokken und Coli-Bakterien über den
hämatogenen Infektionsweg (via Blutbahn)
auf der Endoprothese an, ausgehend von Entzündungen in der Lunge, Haut, Blase, Magendarmtrakt und Zahninfektionen. In mehr als
50 % ist die Infektquelle nicht sicher. Folglich
finden sich je nach Infektionsweg und Zeitpunkt des Auftretens der Infektion unterschiedliche Keimarten. Noch immer spielen
grampositive Keime die führende Rolle, wobei
rund ein Fünftel aller periprothetischen Infektionen polymikrobiell bedingt sind. 4
Wie Berechnungen zeigen, belaufen sich die
ökonomischen Gesamtkosten für einen septischen Endoprothesenwechsel auf etwa 40 000
bis 50 000 Euro 3 (Kosten für teure Revisionsprothesen, lang andauernde postoperative
Antibiotikatherapie, Verdienstausfall etc). Ein
septischer Prothesenwechsel ist daher viermal
teurer als eine Primärprothesenversorgung und
zweimal teurer als ein aseptischer Wechsel. 3
Metabolisch wenig aktive Erreger
können ein Problem darstellen
Bei einer Infektion können die an der Prothese
anhaftenden Bakterien innerhalb der ersten
Wochen einen widerstandsfähigen Biofilm
produzieren 3. Dieser Biofilm besteht aus einer
strukturierten Gemeinschaft von Keimen, die
sich mit einer extrazellulären Matrix aus bakterieneigenen Proteinen und Zuckern vor Abwehrstoffen und -zellen des Immunsystems
schützen. Selbst für viele Antibiotika stellt die
schleimumhüllte Keimkolonie ein nahezu unüberwindliches Hindernis dar, so dass in der
Regel nur ein Prothesenwechsel eine Infektkontrolle gewährleistet. Als besonders problematisch erweisen sich die so genannten «small
colony variants» (SCV).
früh postoperativ
hämatogen
1. Klinische
Symptome
≤ 3 Wochen
≥ 4 Wochen
2. Implantat
Stabil
Locker
3. Weichteile
Intakt oder wenig
geschädigt
Moderat oder
schwer geschädigt
4. Antibiotika zur Langzeiteinnahme
oder gegen Biofilm
Ja
Nein
Chirurgische Optionen
Debridement mit Implantaterhalt
Abbildung 1
Modified from Osmon et al. (2013). CID 56. 6
Manifestation
Prothesenwechsel
(Ein- oder Zweizeitig)
Je nach Infektionsweg und -zeitpunkt
finden sich unterschiedliche Keime
In den ersten zwei Jahren nach Primärimplantation überwiegt zahlenmässig der exogene
Infektionsweg. Dabei gelangen zumeist Hautkeime, wie koagulase-negative Staphylokokken auf das Implantat. Ab dem zweiten post-
Bei diesen handelt es sich um langsam wachsende Vertreter biofilmtypischer Bakterien
mit reduzierter Empfindlichkeit gegenüber
Antibiotika. Mittlerweile sind SCV-Subpopulationen bekannt für Staphylococcus aureus, koagulase-negative Staphylokokken, Pseudomonaden und Escherichia coli. Aufgrund ihrer
veränderten Morphologie und enzymatischen
Ausstattung werden sie bei mikrobiellen Analysen gelegentlich fehldiagnostiziert. Die SCV
zählen zu den typischen Vertretern der «difficult-to-treat» Keime, zu denen auch der Enterococcus faecalis oder faecium sowie Pilze
gehören. Das sind Keime, die selbst gegen
biofilmaktive und gut gewebegängige Antibiotika resistent sind.
Systemische Entzündungszeichen fehlen
in der Regel
In Abhängigkeit des Zeitpunktes des Auftretens der Symptome wird eine periprothetische
Gelenkinfektion als akut postoperativ, akut
verzögert (hämatogen) oder chronisch klassifiziert. Die akute Infektion ist gekennzeichnet
von einer teils fulminanten Verschlechterung
der Prothesenfunktion und auch des Gesundheitszustands des Patienten. Im Gegensatz
dazu sind für die chronische Infektion meist
dumpfe Schmerzen ohne lokale und systemische Entzündungszeichen charakteristisch, die
schon seit der Primärimplantation bestehen
können.
Ein wichtiges diagnostisches Mittel ist
die Gelenkpunktion
Eine Fistel oder ein mit dem Gelenk kommunizierender Abszess können als sichere Nachweise für eine Infektion angesehen werden.
Postoperative Komplikationen wie Wundheilungsstörungen oder Hämatome sollten gezielt
erfragt werden. Eine beschleunigte Blutsenkung (> 30 mm) sowie erhöhtes C-reaktives
Protein (> 10 mg / l) können auf eine mögliche
PPJI hindeuten. 4
Bilddiagnostisch ist ein qualitativ hochwertiges
Röntgenbild des betroffenen Gelenkes in 2
Ebenen notwendig. Eine akute Infektion ist jedoch mit dieser Methode praktisch nicht nachweisbar und die Möglichkeit, zwischen einer
septischen oder aseptischen Lockerung zu unterscheiden ist ebenfalls nur beschränkt möglich. Eine PPJI gilt als gesichert, wenn eine
kommunizierende Fistel bei liegender Prothese
Quellen
Wengler A et al. Hip and knee replacement in
Germany and the USA – analysis of individual
inpatient data from German and US hospitals
for the years 2005 to 2011. Dtsch Arztebl Int.
2014;111:407-16.
2
Militz M, Buhren V. Replacement of infected knee and hip endoprostheses. Chirurg.
2010;81(4):310-20.
3
Harrasser N et al. Die periprothetische Gelenkinfektion: Diagnostik und Therapie. OUP.
2012;1(7-8):16-22.
4
Del Pozo JL, Patel R. Clinical practice. Infection
associated with prosthetic joints. N Engl J Med.
2009:361(8):787-94.
5
Zimmerli W et al. N Engl J Med 2004;351:1645–
1654
6
Osmon et al. Diagnosis and Management of
Prosthetic Joint Infection, CID 2013:56
PRODUKT
IM FOKUS
5
1
Affinis® Inverse
Besser zu sein, macht den Unterschied
Trotz neuer Prothesendesigns sind die Komplikationsraten in der inversen
Schultertotalendoprothetik noch relativ hoch. Gründe dafür sind meist designbedingte Probleme wie Notching, Osteolyse und Entkoppelung. Die Affinis
Inverse Prothese wurde in Zusammenarbeit mit europäischen Schulterchirurgen
entwickelt, um diese unerwünschten Phänomene weitgehend zu verringern.
vorliegt, oder ein Erreger durch Kulturen von
zwei oder mehr separaten Gewebeproben direkt nachgewiesen werden kann. Eine Gelenkpunktion sollte unter sterilen Bedingungen im
OP nach einer kleinen Stichinzision erfolgen.
Bei einer Infektion ist die Leukozytenzahl
erhöht (> 1 700 / µl (Knie), > 4 200 µl (Hüfte))
und / oder die polymorphkernige Granulozyten
(PMN > 65 % (Knie) bzw. > 80 % (Hüfte)) 4. Falls
bis zu diesem Zeitpunkt ein Infekt nicht sicher
ausgeschlossen werden konnte, muss eine Gelenkrevision mit Biopsieentnahmen zur histologischen Analyse vorgenommen werden. Ein
makroskopisch eitriges Gelenk kann aber auch
als Folge einer Entzündung bei Metall-Metall
Gleitpaarungen auftreten und sollte nicht mit
einer bakteriellen Infektion verwechselt werden.
Therapeutische Optionen bei periprothetischen Gelenkinfektionen (Abb. 1)
Die alleinige Therapie mit lediglich Antibiotika
wird nur in Ausnahmefällen zur Unterdrückung
der Infektion bei schwerkranken Patienten,
welche eine chirurgische Sanierung nicht tolerieren würden, durchgeführt. Die Indikationen
für ein prothesenerhaltendes operatives Vorgehen beinhalten ein offenes Débridement, Spülung mit Antiseptika und Ersatz aller modularen Gelenkteile. 6 Die antibiotische Therapie in
Kombination mit biofilmaktiven Substanzen
wie Rifampicin (für gram-positive Keime)
und / oder Ciprofloxacin (für gram-negative
Keime) sollte nach mikrobiologischer Testung
entsprechend adaptiert werden. Bei strenger
Indikationsstellung können beim prothesenerhaltenden Eingriff Erfolgsraten zwischen 80
und 100 % erzielt werden. 5 Bei Nichterhalt der
Prothese ist der einzeitige Wechsel (Ausbau
der infizierten und Einbau der neuen Prothese
in der selben Operation) oder der zweizeitige
Wechsel mit unterschiedlich langem Intervall
bis zum Wiedereinbau notwendig. 3, 5 Als Salvage Procedures gelten der definitive Ausbau
der Prothese (Girdlestone) oder die Arthrodese/Amputation mit unterschiedlichen Resultaten in der Literatur.
Das Notching-Phänomen wird dabei von zwei Seiten angegangen:
Mechanisches Notching lässt sich durch eine reproduzierbare Operationstechnik und exzentrische Implantate reduzieren.
Biologisches Notching (PE-induzierte Osteolyse) lässt sich am besten durch
einen Wechsel der Gelenkpaarung vermeiden. Bei einer PE-Glenosphäre und
einem CoCr-Inlay entstehen am Skapulahals keine PE-Abriebpartikel, so dass
keine oder kaum noch Osteolyse auftritt.
Ein Implantat, das anders ist als andere
Der grosse Unterschied zu anderen Prothese ist bei der Affinis Inverse die umgekehrte Materialkombination: Humerusseitig wird Metall oder Keramik verwendet,
während die Komponente glenoidseitig aus Polyethylen besteht. Das Affinis Inverse System mit einem Inlay aus ceramys ist komplett nickelfrei und daher auch
für Allergiepatienten geeignet. Dank der Glenosphäre aus dem oxidationsbeständigen, hochvernetzten vitamys sind die Abriebwerte besonders gering.
Weitere Unterschiede bestehen bei der Metaglene (Basisplatte) bezüglich der
stabilen Verankerung, der Sicherheit einer möglichen Dekonnektierung der Glenosphere von der Basisplatte und der Positionierung der Pegs. Während die bisherigen inversen Schultersysteme einen zentralen Peg hatten, erlaubt das 2-Peg
System der Affinis Inverse anterior und posterior Schrauben dort zu setzen, wo
der Knochen einen besseren Halt bietet. Das Zwei-Peg-Design erlaubt die inferiore
Schraube wegzulassen, da inferior und superior die beiden Pegs für genügend
Stabilität sorgen.
Die interne Marktüberwachung bestätigt: Die Verbindung der Glenosphere zur Basisplatte ist mit einer
Fehlerrate von nur 0,07 % geringer
als bei anderen auf dem Markt gebräuchlichen Systemen.
Affinis Inverse mit vitamys
Glenosphäre und ceramys Inlay
6
AUS DEM
UMFELD
«Dr. Google» –
Risiko oder Chance?
Patienten informieren sich heute im Internet über Krankheiten, Diagnosen und Therapien.
Manche Mediziner beobachten diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen.
Noch nie war es für Laien so einfach, sich über
Erkrankungen zu informieren wie heute.
Grund dafür ist das enorme Angebot an Gesundheitsportalen, medizinischen Blogs,
Expertenforen sowie deren ständige Erreichbarkeit via Smartphone. Rund 100 000 Apps
beschäftigen sich mit dem Thema Gesundheit 1
und jede zwanzigste Suchanfrage hat einen
medizinischen Hintergrund. 2 Im Schnitt nutzt
jeder Zweite bei Gesundheitsfragen das Web,
wie eine Untersuchung in 24 Ländern zeigt. 3
Demnach sind medizinische Online-Ratgeber
besonders in der Türkei (65 %), Südafrika
(61 %) und Ungarn (59 %) beliebt, während in
Japan (27 %), Süd-Korea (30 %) und Schweden (33 %) weniger Menschen auf Gesundheitsseiten zugreifen. 3
Mehr als jeder dritte Orthopädie-Patient einer
deutschen Universitätsklinik 4 hatte vor seinem
Eingriff dazu online recherchiert. Ein Grossteil
der Patienten beurteilte die Internet-Informationen als hilfreich oder sehr hilfreich. 4 Manche
betrachten diese Entwicklung eher mit Skepsis. Neben diesen Risiken bieten die Möglichkeiten des World Wide Web für Mediziner und
Patient auch Chancen.
Risikoradar
Fragwürdige Informationsqualität
Viele Portale enthalten nur oberflächliche Informationen oder stellen Dinge einseitig oder
sogar falsch dar. Beispielsweise ergab die
systematische Analyse von 100 Internetseiten
zum zervikalen Bandscheibenvorfall, dass vier
von fünf der von Suchmaschinen top gerankten Websites kommerziell waren und nur eine
wissenschaftlich fundiert. 5 Patienten laufen
daher Gefahr, fehlinformiert oder verunsichert zu werden.
Riskante Selbstdiagnose
Mehr als ein Drittel der Erwachsenen in den
Vereinigten Staaten geht regelmässig ins Internet, um sich selbst zu diagnostizieren. 6
Wie häufig sogenannte Symptom-Checker
falsch liegen, zeigt eine aktuelle Studie, nach
der 66 % der an erster Stelle genannten Diagnosen nicht korrekt waren. 6 Im Bereich der
Handchirurgie waren die Online-Diagnosen
ebenfalls nur in etwa 33 % der Fälle korrekt. 7
Das Risiko ist gross, dass Patienten auf eine
falsche Diagnose vertrauen und sich auf eigene Faust therapieren.
Morbus Google
Die Ergebnisse der Internet-Suchmaschinen
verstärken oftmals den Leidensdruck als sie
eine Linderung unterstützen. Ein möglicher
Grund: Webseiten mit spektakulären Inhalten
werden durchweg höher gewichtet als wissenschaftliche Informationsquellen. 8 Folglich
stösst der User bevorzugt auf dramatische
Krankheitsverläufe. Die Ängste von zur Hypochondrie neigenden Personen könnten dadurch vergrössert werden. Im Fachjargon
wird der unbegründete, web-basierte Anstieg im Sorgenlevel daher «Cyberchondrie»
genannt.
Erhöhter Aufwand
Fehlinformationen oder falsche Selbstdiagnosen können dazu führen, dass der Patient
Forderungen nach unangebrachten oder unnötigen Tests und Behandlungen stellt. Er
verlangt beispielsweise ein MRT, obwohl ein
einfaches Röntgenbild für die Diagnostik ausreichen würde. Zusätzlich müssen auf Fehlin-
formationen basierende Vorinformationen
des Patienten erst einmal widerlegt werden.
Das kann zusätzliche Zeit für die Aufklärung
in Anspruch nehmen.
Chancenbarometer
Empowerment und Therapietreue
Manche Patienten fühlen sich geradezu verpflichtet, dem Mediziner nicht die Zeit zu
stehlen. «Dr. Google» erlaubt den Betroffenen, sich in Ruhe mit Themen zu beschäftigen, die sonst zu peinlich oder komplex wären, um sie mit dem Fachmann zu besprechen.
Die selbstgesteuerte Auseinandersetzung mit
ihrer Gesundheit erlaubt ihnen, ihr eigenes
Lerntempo zu bestimmen. Zudem berichten
Patienten, dass sie nach dem Surfen die Anweisungen und Empfehlungen besser verstehen und eher befolgen. 9
Verbesserte Kompetenz
und Entscheidungsfindung
Mit einem medizinisch vorgebildeten Patienten ist es einfacher, Aufklärungsgespräche zu
führen. Ausserdem kann der Patienten gezielter Fragen stellen und im Sinne eines «informened consent» an der Therapieentscheidung mitwirken. Er kann eigene Vorschläge
einbringen und dafür Argumente liefern. Patienten, die im Vorfeld einer Knie-Arthroskopie
web-basiert und multimedial über die Operation unterrichtet wurden, waren besser auf
den Eingriff vorbereitet und mit dem Entscheidungsprozess zufriedener. 10
Was Hüft- und Knie-Patienten
im WWW suchen
Das Toronto Western Hospital hat Patienten,
die sich wegen einer Hüft- oder Kniearthrose
in der Orthopädischen Klinik vorgestellt haben,
gefragt, wie sie sich vor der Konsultation informiert haben. 12 Fast 64 % gaben an, das Internet
für Recherchen zu ihrer Erkrankung genutzt zu
haben. Auffallend: Unter den Internetnutzern
waren überwiegend gebildete Patienten mit
College- oder Hochschulabschluss (71 %).
Die fünf häufigsten Themen, die Patienten im
Internet gesucht haben, waren:
1. Behandlungsoptionen (88 %)
2. Möglichkeiten, mit der Krankheit
umzugehen (68 %)
3. Allgemeine Informationen über
die Erkrankung (62 %)
4. Erholungsphase nach der Operation (57 %)
5. Mögliche Komplikationen der Operation
(53 %)
Die Mehrheit der Patienten (82 %) wollte übrigens so viel wie möglich über die Erkrankung wissen –
unabhängig davon, wie angenehm oder unangenehm die Informationen sind. 12
IHR
ABRUFSTÜCK
7
Vom Umgang
mit dem Patienten 2.0
Denys Prykhodov / Shutterstock.com
Grössere Akzeptanz
In keinem anderen Bereich der Medizin ist die
Zahl der Vorwürfe von Behandlungsfehlern
so gross wie in der Orthopädie und Unfallchirurgie. 11 Manche dieser Fehler und Vorwürfe
könnten vermieden werden, wenn der Patient
aktiv in seinen Gesundheitsbelangen mitwirkt, anstatt sich nur passiv behandeln zu
lassen. Darüber hinaus können Patienten sich
im Vorfeld über Arzt und Klinik informieren
und so auch bewusstere Entscheidungen bezüglich der Auswahl treffen.
wie sie kleinere Probleme des Alltags als
«Arthritis-Kranker» lösen. Diese Art von Austausch ist besonders für Patienten mit chronischen oder nicht behandelbaren Krankheiten
hilfreich und entlastet das medizinische Fachpersonal.
Der Trend zum mündigen Patienten 2.0, der
im Web Hilfe sucht, ist unaufhaltsam. Wer
das als Klinik erkennt und konstruktiv auf die
Bedürfnisse der Patienten nach Informationen aus dem Internet eingeht, wird in Zeiten
des Wettbewerbs einen Vorteil haben.
Der Patient 2.0 ist gut vernetzt, kommuniziert auf vielfältige Art und Weise und
informiert sich online über Diagnosen,
Behandlungsmethoden, Ärzte und Kliniken. Manche nutzen ihre Recherchen
und erwarten eine andere Therapie.
Andere leiden unter der Informationsflut
und sind besorgt. Wie können Sie mit
den unterschiedlichen Patiententypen
umgehen? Worauf kommt es im Gespräch mit dem «googelnden» Patienten
an? Antworten auf diese und weitere
Fragen erhalten Sie in unserem aktuellen
Abrufstück:
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Patienten 2.0 kostenlos bei uns an.
Entweder
per beiliegender Faxantwort:
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Hilfe zur Selbsthilfe
Neben der Suche nach Informationen können
Patienten im Internet Kontakt zu anderen
Betroffenen knüpfen. Ähnlich einer Selbsthilfegruppe bieten Foren Halt und Hilfestellungen, zum Beispiel erhalten Betroffene Tipps,
Lupton D, Jutel A. ‚It‘s like having a physician in your
pocket!‘ A critical analysis of self-diagnosis smartphone apps. Soc Sci Med 2015;133:128–35.
2
Official Google Blog: A remedy for your health-related questions: health info in the Knowledge Graph
n.d. https: / /googleblog.blogspot.de / 2015 / 02 /
health-info-knowledge-graph.html (aufgerufen 16
November, 2015).
3
Dr. Google und Schwester Yahoo – weltweit sucht
jeder Zweite Hilfe im Netz. http://www.ipsos.de/
publikationen-und-presse/pressemitteilungen/2013/
dr-google-und-schwester-yahoo (aufgerufen 16 November, 2015).
4
Pennekamp PH, Diedrich O, Schmitt O, Kraft CN. Prävalenz und Stellenwert der Internetnutzung orthopädischer Patienten. Z Orthop. 2006;144:459–63.
1
Morr S, Shanti N, Carrer A, et al. Quality of information concerning cervical disc herniation on the
Internet. Spine J. 2010;10(4):350-4.
6
Semigran HL, Linder JA, Mehrotra A, et al. Evaluation
of symptom checkers for self diagnosis and triage:
audit study. BMJ. Published online July 8 2015.
7
Hageman MG, Anderson J, Blok R, et al. Internet self-diagnosis in hand surgery. Hand (N Y).
2015;10(3):565-9.
8
Zuccon G, Koopman B, Palotti J. Diagnose this if you
can – On the effectiveness of search engines in finding medical self-diagnosis information. A. Hanbury
et al. (Eds.): ECIR 2015, LNCS 9022:562-7.
9
Pressemappe zur Pressekonferenz EPatient Survey
2015; 12. Mai 2015, Base Camp Berlin. http://epatient-rsd.com/wp-content/uploads/2015/05/EPati5
Impressum
Herausgeber:
Mathys AG Bettlach • Robert Mathys Strasse 5 • 2544 Bettlach • Schweiz
Telefon: +41 32 644 1 485 • E-Mail: [email protected]
Verantwortliche Redakteurin:
Tanja Rölli • Leiterin Marktkommunikation & Kongresse • Mathys AG Bettlach
ent_Survey_2015_Pressemappe.pdf (aufgerufen 20
November, 2015).
10
Yin B, Goldsmith L, Gambardella R. Web-based education prior to knee arthroscopy enhances informed
consent and patient knowledge recall: a prospective,
randomized controlled study. J Bone Joint Surg Am.
2015;97:964-71.
11
Jahresstatistik 2014: Behandlungsfehler-Begutachtung der MDK-Gemeinschaft http://www.mdk.de/
media /pdf/6_-_Jahresstat-BHF-Begutacht_2014MDS-MDK.pdf (aufgerufen 16 November, 2015).
12
Koo K, Farlinger C, Johnson S, Syed KA. Patient
education level and utilization of internet resources
by patients in orthopedic hip and knee consultations.
Open J Med Psychol. 2013;2:54-60.
move! ist eine Veröffentlichung der Mathys
AG Bettlach – Ihr kompetenter Partner für
die totalendoprothetische Behandlung in
der Orthopädie. move! wendet sich mit
neuen, nützlichen Informationen an orthopädische und traumatologische Spezialisten
in Klinik und Praxis sowie an alle Fach- und
Führungskräfte in Medizin, Pflege und Management im Krankenhaus.
Vielen Dank an alle, die uns bei der Realisierung von move! mit eigenen Beiträgen,
­Informationen und Fotos behilflich waren!
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beteiligen? Gerne. Nutzen Sie das beigefügte Fax-Formular. Oder den direkten
Draht per Telefon und E-Mail.
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Ad_A4_Systemanzeigen_Deutsch_GZD.indd 4
23.01.2015 15:03:32
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