materialtest:ski Bretter, die mehr Spass Touren- Freeride- und All Mountain-Skis verkaufen sich in immer grösseren Stückzahlen. Entsprechend dynamisch zeigen sich die Hersteller in der ProduktEntwicklung. Der outdoor guide hat im Freeride-Mekka Andermatt über 40 Paar Skis getestet und zeigt, was die 20 interessantesten Modelle zu bieten haben. Text: Jürg Buschor Foto: Vaude 90 | outdoor guide | winter | 06 | 07 materialtest:ski versprechen In der Skibranche herrscht Optimismus. Die Verkaufszahlen in den Bereichen Tour, All Mountain und Freeride sind bei allen bedeutenden Herstellern steigend. Der Anteil dieser drei Kategorien an den Gesamtverkäufen im Skisektor liegt mittlerweile bei 15 und 30 Prozent – sowohl bei den Stückzahlen als auch beim Umsatz. Das ist gut so, denn mit der wachsenden Bedeutung steigt auch die Investitions- und Entwicklungsfreudigkeit der Hersteller. Die Konsumenten dürfen sich also auf immer bessere Produkte freuen – aber auch über neue Anbieter. So steigt beispielsweise Head nach langen Jahren Abwesenheit auf diesen Winter mit dem «Monster Alpinist» wieder in den Skitourenmarkt ein – ein gutes Zeichen. Teil der Entwicklung ist es auch, dass die Skis immer taillierter und breiter geworden sind. Die Limiten – das zeigt eine Umfrage unter den Herstellern – dürften jedoch mittlerweile erreicht sein. Niemand glaubt, dass die Skis noch bedeutend an Breite zulegen werden. Schon heute misst der «Goliath» von Movement unter der Bindung 108 Millimeter, der «Legend Pro XXL» von Dynastar 109 Millimeter und Atomics «Big Daddy» und Völkls «Sumo» gar 125 Millimeter. Klar ist, dass diese superbreiten Freerider nur einen ganz kleinen Nischenmarkt bedienen, denn gerade im Alpenraum sind die Tage mit mehr als einem Meter trockenem Pulverschnee (leider) äusserst selten. Im Test: 20 Paar Ski Die Alleskönner Am kommerziell interessantesten sind für die meisten Hersteller die sogenannten All Mountain-Skis. Die Meinungen, welche Produkte in diese Kategorie fallen, sind geteilt, denn es gibt keine griffige Umschreibung. Die Hersteller definieren und interpretieren die Kategorie verschieden. In einem Punkt sind sie sich jedoch alle einig: Es handelt sich um die Skis mit dem breitesten Einsatzbereich. Ob pickelharte Piste, Frühjahrssulz oder tiefer Pulverschnee – die All Mountain-Skis sind zwar nirgends perfekt, aber für fast alles gut genug. Das zusätzliche Gewicht imVergleich zu den Tourenskis macht sich zwar im Aufstieg bemerkbar, dafür bereitet die Abfahrt umso mehr Vergnügen. Auch auf Pisten sind All Mountain-Skis in ihrem Element: Carven, Racen oder auch mal einen Freestyle-Park durchkreuzen: Das liegt durchaus drin. Abseits der Pisten verfügen sie über gute Tiefschneequalitäten. Durch die relativ freie Wahl der Skilänge lässt sich der Ski bei dieser Gruppe (wie sonst bei keiner anderen) optimal auf den bevorzugten Anwendungsbereich oder Fahrstil abstimmen. Wer nur einen Ski für Tour und Piste kaufen möchte, ist mit den Vertretern der Kategorie All Mountain bestens bedient. Die Aufsteiger Die leichten, aber trotzdem robusten Tourenskis sind optimal abgestimmt auf einen sicheren und kraftsparenden Aufstieg und ein ansprechendes Abfahrtsverhalten in den unterschiedlichsten Gelände- und Schneebeschaffenheiten. Die wieder etwas steiler gewordenen Schaufeln erleichtern das Spuren im Neuschnee und verleihen in der Abfahrt genügend Auftrieb im Schnee. Die moderaten Taillierungen und Breiten passen in jede Aufstiegsspur, vereinfachen das Queren von Steilhängen und eisigen Passagen. Das Skiende sollte nicht allzu breit sein, damit der Ski auch in schwierigen Schneebedingungen gut zu führen ist und das Ende nicht «anhängt». In der Regel sind die Tourenskis unter der Bindung zwischen 65 und 72 Millimeter breit. Die relativ hohe Torsionsfestigkeit sorgt für eine direkte Kraftübertragung und einen guten Kantengriff. In der Abfahrt bieten die modernen Tourenskis genügend Auftrieb, sind drehfreudig und agil, aber nicht zu aggressiv. Wer gerne kurzschwingt, ist mit einem Tourenski gut bedient. Für eine etwas aggressivere Fahrweise und höhere Geschwindigkeiten auch bei tiefem Schnee bieten die All Mountainund Freeride-Skis jedoch wesentlich mehr Fahrspass und Sicherheit. Die Spassmacher Freeride-Skis sorgen mit ihrer Breite von bis zu 145 Millimetern bei der Schaufel und zwischen 75 und 125 Millimetern unter der Bindung für einen imposanten optischen Auftritt. Obwohl Freerideskis für schnelle Pulverschnee-Abfahrten mit grosoutdoor guide | winter | 06 | 07 | 91 materialtest:ski Tour Head Monster Alpinist Preis: Fr. 590.– Erhältliche Längen: 156 – 163 – 170 – 177 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 114 – 74 – 103 mm (170 cm) Radius: 16,9 m (170 cm) Gewicht pro Paar: 2380 g (160 cm) Beurteilung: Heads Wiedereinstieg in die Tourenwelt ist gelungen: Der Head Alpinist ist sehr leicht, drehfreudig und kraftsparend zu fahren. Steigerungspotenzial gibt es trotzdem noch: Die Laufruhe, der Kantengriff und das Fahrverhalten im Pulverschnee können noch verbessert werden. Infos: Head Switzerland, Telefon 041 767 07 07, www.head.com Fischer Tour X-Calibur Preis: Fr. 749.– Erhältliche Längen: 165 – 175 – 185 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 115 – 76 – 100 mm (165 cm) Radius: 19,0 m (165 cm) sen Kurvenradien konzipiert sind, schwimmen sie bereits bei geringen Tempi auf dem Schnee obenauf. Die breiten Bindungsbereiche geben den Vertretern dieser Kategorie neben viel Auftrieb auch Stabilität beim Landen von Sprüngen. Je länger diese Skis gefahren werden, desto laufruhiger und schneller werden sie, desto mehr Kraft wird aber auch dem Fahrer abverlangt. Das massige Erscheinungsbild schlägt sich in den meisten Fällen im höheren Gewicht nieder, was sich zusammen mit der enormen Schaufelbreite im Aufstieg negativ bemerkbar macht. Einerseits passen die Skis selten in die vorgespurten Aufstiegsrouten, andererseits lassen sie in hartgepressten steilen Traversen den Kantendruck vermissen, was vor allem bei Toureneinsteigern für zusätzliche Unsicherheit sorgt. Mangelnder Kantendruck und geringe Taillierung sind auf hart gepressten präparierten Pisten ein Nachteil. Gewicht pro Paar: 2920 g (175 cm) Beurteilung: Der Tour X-Calibur hat fast die identische Taillierung wie der Völkl Snowwolf und teilt mit diesem die Drehfreudigkeit und Agilität. Er lässt sich gut Das Anforderungsprofil driften und kurzschwingen. Bei höherer Geschwindigkeit und auf präparierten Pisten lässt er jedoch die Laufruhe vermissen. Dank dem tiefen Gewicht ist er auch für lange Anstiege gut geeignet. Insgesamt ein guter Skitourenski, der sich aber für den Pisteneinsatz weniger eignet. Infos: Fischer GmbH, Telefon 081 303 44 10, www.fischer-ski.com Völkl Snowwolf Preis: Fr. 780.– Erhältliche Längen: 156 – 163 – 170 – 177 – 184 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 113 – 76 – 100 mm (170 cm) Radius: 18,1 m (170 cm) Gewicht pro Paar: 2500 g (170 cm) Beurteilung: Der Völkl Snowwolf ist eine fast schon perfekte Mischung aus leichtem Tourenski und spassigem All Mountain-Ski. Er verfügt trotz seines tiefen Gewichts über sehr gute Fahreigenschaften – dank der breiten Schaufel auch im Pulverschnee und bei schwierigen Schneeverhältnissen. Er ist gleichzeitig wendig und agil, bleibt aber auch bei grosser Geschwindigkeit die Ruhe selbst. Auf harten Pisten bietet er genügend Kantengriff. Infos: Völkl (Schweiz) GmbH, Telefon 041 769 72 20, www.voelkl.com 92 | outdoor guide | winter | 06 | 07 Die Entscheidung für oder gegen die eine oder andere Skikategorie verläuft schon längst nicht mehr entlang den klassischen Linien. Wer öfter auf Skitour geht, als sich vom Lift auf den Berg befördern zu lassen, entscheidet sich nicht mehr zwangsläufig für einen klassischen Tourenski. Es zählt nur, welchen Eigenschaften die grösste Wichtigkeit beigemessen wird. Wer maximalen Abfahrtsgenuss und Spass haben möchte, tendiert deshalb zu einem reinrassigen Freerider oder All Mountain-Ski – selbst dann, wenn er deshalb ein Kilogramm Zusatzgewicht den Berg schleppen muss. Und wer nicht drei Paar Skis im Keller stehen hat und sowohl auf Tour geht als auch regelmässig die präparierten Pisten hinuntercarvt, wird sich wahrscheinlich für einen All Mountain-Ski entscheiden. All materialtest:ski jene jedoch, für die nur das möglichst kraftsparende oder schnelle Erreichen des Gipfels zählt (und bei denen die Abfahrt nicht im Mittelpunkt steht) werden nicht an einem klassischen Tourenski vorbeikommen. Atomic Peak Preis: Fr. 799.– Erhältliche Längen: 159 – 167 – 175 – 183 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 113,5 – 76 – 104 mm (175 cm) Radius: 18 m (175 cm) Der outdoor-guide-Skitest in Andermatt hat überdies gezeigt, dass der eigene Fahrstil bei der Skiwahl unbedingt berücksichtigt werden muss. Einige der getesteten Skis waren auf Anhieb «Everybody’s Darling», andere polarisierten dagegen ungemein. Von Stöcklis «Rotor» zum Beispiel (getestet, aber nicht vorgestellt in dieser Ausgabe) waren all jene Tester hell begeistert, die kraftvoll in der Carving-Technik fahren und den Geschwindigkeitsrausch suchen. Hingegen waren die Testerinnen und Tester enttäuscht und teilweise auch überfordert, die eher in der klassi- Gewicht pro Paar: 3000 g (175 cm) Beurteilung: Der Atomic Peak ist ein Tourenski mit gut austarierten Eigenschaften. Er ist drehfreudig und agil und lässt sich mit wenig Kraftaufwand fahren. Der Kantengriff ist erstaunlich gut für einen Tourenski. Auch auf der Piste vermag er – im Gegensatz zu vielen anderen seiner Kategorie – zu gefallen. Infos: Amer Sports AG, Telefon 041 784 26 26, www.atomicsnow.com K2 Shuksan Preis: Fr. 659.– Erhältliche Längen: 153 – 160 – 167 – 174 – 181 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 119 – 78 – 105 mm (174 cm) Radius: 17,0 m (160 cm) Gewicht pro Paar: 2800 g (160 cm) Wie wir testen Beurteilung: Der K2 Shuksan ist ein klassischer Tourenski mit einfacher Schwungeinleitung. Er ist ausgesprochen drehfreudig und agil. Laufruhe und Kantengriff sind für einen Tourenski akzeptabel. Als guter Allrounder ist er Absolute Objektivität gibt es bei der überall angenehm zu fahren, wenngleich er seine Stärken vor allem in unver- Beurteilung von Skis nicht. Allein spurtem Schnee ausspielen kann. schon die sich ständig verändernden Infos: W. Zürcher AG, Telefon 01 722 50 50, www.k2sport.ch Schneeverhältnisse erschweren die Aufgabe. Das 14köpfige outdoor guideTestteam bemühte sich, die verschiedenen Produkte möglichst neutral und unter gleichen Bedingungen zu Stöckli Stormrider PIT Pro bewerten. Während drei Tagen wurde in Andermatt auf immer derselben präparierten Piste getestet. Abseits Preis: Fr. 699.– der Piste herrschten am Gemsstock Erhältliche Längen: 154 – 164 – 174 – 184 cm ideale Bedingungen (Neuschnee). Im Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 111 – 75 – 94 mm (164 cm) Testteam waren alle Benutzergruppen Radius: 20,1 m (164 cm) vertreten: Männer und Frauen; Ski- Gewicht pro Paar: 2900 g (164 cm) lehrer, Bergführer und Konsumenten; Beurteilung: Der Anblick täuscht: Der PIT Pro ist auch in schnell gefahrenen Testprofis und Neulinge; Skitouren- Kurven mit grossen Radien sehr spurtreu. Die Schwungauslösung erfolgt ohne gänger und Freeride-Aficionados. Kraftaufwand, der Ski dreht gut. Auch auf harten Pisten bietet er viel Kanten- Die zuerst getesteten Skis wurden griff. Im Pulverschnee zeigt er erstaunliche Qualitäten, einzig bei schwierigen am Schluss nochmals unter die Lupe Schneeverhältnissen gibt es Punkteabzüge. Insgesamt ein sehr guter Allrounder genommen. Von 40 getesteten Skis mit hohem Spassfaktor. stellen wir hier jene vor, die das Test- Infos: Skifabrik Stöckli AG, Telefon 041 492 62 62, www.stoeckli.ch team am meisten überzeugt haben. outdoor guide | winter | 06 | 07 | 93 materialtest:ski All Mountain Head Monster I.M. 82 Preis: Fr. 790.– Erhältliche Längen: 150 – 161 – 172 – 183 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 122 – 82 – 108 mm (172 cm) Radius: 17,7 m (172 cm) Gewicht pro Paar: 3800 g (172 cm) Beurteilung: Wenn es Liebe auf der ersten Fahrt gibt, dann ist der Monster I.M. 82 ein Kandidat dafür. Er zeigt fast keine Schwächen, weder im Pulverschnee noch im Einsatz auf der Piste. Er ist drehfreudig und trotzdem laufruhig, bietet einen guten Kantengriff und lässt sich trotzdem kontrolliert driften. Wer nur einen Ski haben will, der alles kann, ist mit dem Monster I.M. 82 sehr gut bedient. schen Kurzschwung-Skifahrweise mit Entlasten/Umsteigen vertraut waren und entsprechend drehfreudige Skis bevorzugen. Gerade solche Skis sind schwer zu beurteilen, weil es nur helle Begeisterung oder totale Enttäuschung gibt. Die outdoor guide-Tester verzichten deshalb ganz bewusst auf die Vergabe von Punkten oder das Küren von Testsiegern. Stattdessen wird angestrebt, die Charakeristik jedes Skis möglichst präzise zu umschreiben: Denn nur so ist es der Leserschaft möglich, angesichts des eigenen Fahrstils und Könnens den persönlichen Idealski auszuwählen. Infos: Head Switzerland, Telefon 041 767 07 07, www.head.com Salomon X-Wing Fury Preis: Fr. 790.– Erhältliche Längen: 156 – 164 – 172 – 180 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 124 – 85 – 114 mm (172 cm) Radius: 17,6 m (172cm) Gewicht pro Paar: 3700 g (172 cm) Beurteilung: Der X-Wing Fury ist sehr polyvalent. Er vermittelt viel Fahrspass (beim Testski war allerdings die Bindung etwas weit vorne montiert, weshalb er bei den Testfahrern, die mit viel Vorlage fahren, im Tiefschnee zum Abtauchen neigte). Er ist sehr laufruhig und trotzdem drehfreudig genug, bietet einen guten Kantengrip und vermittelt auch dann viel Sicherheit, wenn der Schnee sehr schwierig wird. Ein Ski, der bei allen Testern sehr gut ankam. Infos: Salomon (Schweiz) AG, Telefon 041 784 12 12, www.salomon-sports.com Stöckli Stormrider XL Preis: Fr. 799.– Erhältliche Längen: 164 – 174 – 184 – 194 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 116 – 75 – 102 mm (174 cm) Radius: 18,5 m (144 cm) Gewicht pro Paar: 4100 g (174 cm) Beurteilung: Ein hervorragender Ski, der auch bei hoher Geschwindigkeit spurtreu und laufruhig bleibt. Je grösser die Kurvenradien und je aggressiver die Fahrweise, desto grösser auch der Fahrspass. Der Stormrider XL ist ein veritabler Allrounder, der sowohl auf, als auch abseits der Piste seine Qualitäten hat. Er ist einfach und kraftlos zu fahren. Im Aufstieg schleppt man zwar einiges Extragewicht mit, doch dafür wird man in der Abfahrt reichlich entschädigt. Infos: Skifabrik Stöckli AG, Telefon 041 492 62 62, www.stoeckli.ch 94 | outdoor guide | winter | 06 | 07 Komplexes Zusammenspiel Die Fahreigenschaften jedes Skis ergeben sich aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Es sind dies einerseits die Eckdaten des Skis (Länge, Taillierung, Breite, Konstruktionsweise, Vorspannung, etc.), andererseits seine Präparation. Der absolut identische Ski kann im Test verschiedene Fahrverhalten an den Tag legen, wenn die Kanten nicht gleich geschliffen sind, oder aber der Belag mit einem anderen Wachs präpariert worden ist. Ein professioneller Kantenschliff kann darüber entscheiden, ob man über die Piste rutscht oder ob sich der Ski im Schnee festbeisst. Die ideale Wachsmischung kann aus einer lahmen Ente einen drehfreudigen Spassbringer machen. Nicht zu vergessen die Bindungsposition: Kaum ein Faktor beeinflusst die Fahreigenschaften so sehr wie die korrekte Platzierung der Bindung. Ist sie zu weit vorne platziert, neigt der Ski im Tiefschnee zum Abtauchen, befindet sie sich zu weit hinten, mangelt es schnell einmal am nötigen Kantengriff im Bereich der Skispitze. Bevor also im Fachgeschäft die Bindung aufgeschraubt wird, sollte der hauptsächli- materialtest:ski che Einsatzzweck (Piste, Tiefschnee) des Skis bekannt sein und dem Bindungsmonteur mitgeteilt werden. Atomic Slim Daddy Preis: Fr. 699.– Erhältliche Längen: 159 – 167 – 175 – 183 cm Zahlen und Fahreigenschaften Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 118 – 76 – 104 mm (175 cm) Radius: 18 m (175 cm) Gewicht pro Paar: 3000 g (175 cm) Auf Grund der nackten Zahlen lassen sich einige allgemeine Aussagen zu den zu erwartenden Fahreigenschaften eines Skis machen. Beispiel Skilänge: Der Trend zu immer noch kürzeren und taillierteren Skis scheint sich zumindest vorläufig etwas abzuschwächen. Mittlerweile hat sich die Länge für Tourenskis eingependelt bei Körpergrösse +/- 5 Zentimeter. Als ebenfalls einfach anzuwendende Faustregel gilt: Die Skispitze soll irgendwo zwischen Nasenhöhe und Scheitel liegen. Reinrassige Freerideskis werden länger gefahren (+ 10 bis 15 Zentimeter). Je kürzer der Ski, desto wendiger ist er, fällt die Länge aber zu kurz aus, neigt der Ski zu Nervosität, sobald man mit hoher Geschwindigkeit unterwegs ist. «Beruhigend» hingegen wirkt sich die Skibreite auf die Fahreigenschaften aus. Es gilt: Je breiter, desto träger. Die Breite der Schaufel ist zusammen mit dem Flex bestimmend dafür, wie viel Auftrieb der Ski im Tiefschnee erhält. Je breiter die Skispitze, desto einfacher bleibt der Ski an der Oberfläche – egal ob im Pulverschnee, Bruchharsch oder Frühjahrs-Sulz. Je schwieriger die Bedingungen, desto mehr können also breite Skis ihre Vorzüge ausspielen (mit Ausnahme von hartem windgepresstem Schnee und vereistem Firnschnee, weil dann Kantengriff und Kraftübertragung schlechter sind). Kein Wunder also, dass gerade auch Anfänger und all jene, welche die klassische Hoch- und Tief-Entlastungstechnik nicht beherrschen, mit den neuen Skis viel besser fahren und schneller Fortschritte erzielen. Beurteilung: Der Atomic Slim Daddy zeigt dann seine Stärken, wenn er kraftvoll gefahren wird. Der Ski ist drehfreudig und abei trotzdem relativ laufruhig. Er ist torsionssteif und verfügt über einen guten Kantengriff. Er vermochte vor allem im Pisteneinsatz zu überzeugen. Infos: Amer Sports AG, Telefon 041 784 26 26, www.atomicsnow.com Rossignol Bandit B2 Women Preis: Fr. 850.– Erhältliche Längen: 148 – 158 – 166 – 174 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 116 – 78 – 105 mm (158 cm) Radius: 13,7 m (158 cm) Gewicht pro Paar: : 2900 g (158 cm) Beurteilung: Der Bandit B2 Women ist ein hervorragender Allrounder, der gleichzeitig drehfreudig und griffig ist und sowohl auf der Piste als auch im Pulverschnee über Qualitäten verfügt. Einzig bei hoher Geschwindigkeit dürfte er etwas laufruhiger sein. Wer nur ein Paar Ski kaufen möchte und dieses sowohl auf Touren als auch auf der Piste einsetzen möchte, trifft mit dem Bandit B2 Women eine sehr gute Wahl. Infos: Rossignol Ski AG, Telefon 041 618 01 80, www.rossignol.ch Rossignol Bandit B2 Preis: Fr. 850.– Erhältliche Längen: 158 – 166 – 174 – 182 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 116 – 78 – 105 mm (166 cm) Radius: 15,1 m (166 cm) Gewicht pro Paar: 3600 g (174 cm) Beurteilung: Der Bandit B2 ist ein All Mountain-Klassiker. Zu Recht, wie wir meinen: Er ist ein hervorragender Allrounder, der gleichzeitig drehfreudig und griffig ist und sowohl auf der Piste als auch im Pulverschnee überzeugt. Einzig bei hoher Geschwindigkeit hätten wir uns etwas mehr Laufruhe gewünscht. Eine interessante Alternative ist der neue Bandit B3 Respect, der in diesem Winter erstmals auf den Markt kommt. Er ist etwas breiter und verfügt über weniger Flex (Längen 150 – 160 – 168 – 176 –184 – 190 cm, Radius 15,7 m (168 cm), Preis Fr. 950.–). Diesen Ski haben wir noch nicht in der Praxis getestet. Infos: Rossignol Ski AG, Telefon 041 618 01 80, www.rossignol.ch outdoor guide | winter | 06 | 07 | 95 materialtest:ski Black Diamond Ethic Preis: Fr. 679.– Erhältliche Längen: 158 – 167 – 176 – 185 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 110 – 79 – 100 mm (167 cm) Radius: 22 m (167 cm) Gewicht pro Paar: 2960 g (167 cm) Black Diamond Mystic Preis: Fr. 679.– Erhältliche Längen: 158 – 167 – 176 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 110 – 79 – 100 mm (167 cm) Radius: 22 m (167 cm) Gewicht pro Paar: 2750 g (167 cm) Beurteilung: Black Diamond Ethic (Männermodell) und Mystic (Frauenmodell) sind insgesamt ausgewogene Skis, wenngleich sie im Pulverschnee mehr Spass vermitteln als auf der Piste. Sie lassen bei hoher Geschwindigkeit etwas die Laufruhe vermissen und auch in Sachen Kantengriff offenbaren sie noch Verbesserungspotenzial. Dank dem guten Gewicht sind sie auch für längere Aufstiege gut geeignet und machen «klassischen Tourengehern» den Umstieg auf einen etwas breiteren Ski einfacher. Infos: Black Diamond, Telefon 061 715 95 95, www.blackdiamondequipment.com Freeride Flex für Fahrgenuss Mit Flex bezeichnet man die Flexibilität des Skis, das heisst wie weich oder hart er ist. Zwar gibt es für den Kunden keine wirklich objektive Möglichkeit, den Flex eines Skis zu testen, doch kann man sich mit einem einfachen Test trotzdem ein gutes Bild machen: Man nimmt den Ski, hält mit der einen Hand die Skispitze, stellt das Ski-Ende gegen den Fuss und drückt in der Skimitte (dort wo die Bindung montiert wird) gegen den Ski. Wiederholt man das Prozedere mit verschiedenen Skis, so kann man die weichen von den harten unterscheiden. Je mehr Flex der Ski hat (je weicher er also ist), desto mehr Auftrieb erhält er in der Regel. Die Skispitze bleibt leichter an der Schneeoberfläche, was insbesondere Anfängern zugute kommt. Auch im Bruchharsch und im Pulverschnee ist ein Ski mit viel Flex im Vorteil. Ist der Schnee jedoch nass und schwer (zum Beispiel im Frühjahr), ist man mit wenig Flex besser bedient, weil ein harter Ski eine bessere Pflugwirkung hat. Auch auf harten Pisten oder abgeblasenen und vereisten Bergrücken bewährt sich ein harter Ski besser, weil er weniger nachgibt und dadurch eine bessere Kontrolle und mehr Kantengriff bietet. Dynastar Exclusive Legend Powder Lady Mieten, dann kaufen Preis: Fr. 829.– Erhältliche Längen: 158 – 165 – 172 – 178 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 121 – 85 – 104 mm (165 cm) Radius: 19 m (165 cm) Gewicht pro Paar: 3100 g (165 cm) Beurteilung: Ein torsionssteifer Freerider mit gutem Kantengriff. Auch wenn er in erster Linie für Laufruhe und Stabilität im Tiefschnee ausgelegt ist, ist er doch erstaunlich drehfreudig und einfach zu steuern. Auf präparierten Pisten nur bedingt zu empfehlen. Auch im Set mit der Legend Exclusive-Tourenbindung (Naxo) erhältlich. Infos: Dynastar.ch, Telefon 041 618 09 10, www.dynastar.ch 96 | outdoor guide | winter | 06 | 07 Die Theorie in Ehren, aber die Praxis liefert in aller Regel immer noch die besten Entscheidgrundlagen für den persönlichen Kaufentscheid. Ob ein Ski den eigenen Fahrmöglichkeiten und Vorstellungen entspricht, findet man am besten auf einer Testfahrt heraus. Mittlerweile ist der Skiverleih in den meisten Fachgeschäften so professionell organisiert, dass der Verleih unkompliziert und innert einer Viertelstunde abgewickelt ist. So kann man in den Stationsgeschäften der Skigebiete an einem Tag verschiedene materialtest:ski Kauftipps Dynastar Legend 8800 Folgende Fragen sollte man in aller Ruhe für sich beantworten, bevor man Preis: Fr. 879.– ein qualifiziertes Fachgeschäft betritt. Erhältliche Längen: 158 – 168 – 178 – 188 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 116 – 88 – 109 mm (178 cm) 1.Möglichst objektiv: Sind Sie Anfän- Radius: 25 m (178 cm) ger, Durchschnittsfahrer, Fortge- Gewicht pro Paar: 3960 g (178 cm) schrittener oder Experte? Beurteilung: Geniesst unter Freeridern schon jetzt Kultstatus. Im Test allerdings 2. Wie viel fahren Sie prozentual auf präparierten / unpräparierten Pisten? 3.Was ist wichtiger für Sie: die Auf- polarisiert er: Die einen lieben ihn, die anderen tun sich schwer mit ihm. Der Legend 8800 ist sehr torsionssteif und verfügt über eine bissige Kante, lässt sich jedoch nur schlecht driften und ist wenig drehfreudig. Wer gerne kurzschwingt, stiegs- oder die Abfahrtseigenschaf- sollte die Finger von ihm lassen. Wer jedoch Laufruhe sucht, gerne grosse Radien ten? Oder brauchen Sie einen Ski, fährt und die Geschwindigkeit mag, wird sich auf dem Legend 8800 sicher der alles einigermassen kann? fühlen. Auch im Set mit der Legend Exclusive Tourenbindung (Naxo) erhältlich. 4. Bevorzugen Sie das klassische Infos: Dynastar.ch, Telefon 041 618 09 10, www.dynastar.ch Kurzschwingen, oder sind Sie ein Geschwindigkeitsfanatiker, der lieber schnelle lange Kurven fährt? Movement Thunder 5. Wieviel Gewicht tragen Sie im Rucksack mit? Sind es meist Eintagestouren mit wenig Verpflegung Preis: Fr. 849.– und Kleidung, oder eher mehrtägige Erhältliche Längen: 177 – 187 cm oder gar ein- und mehrwöchige Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 122 – 89 – 111 mm (187 cm) Touren mit entsprechend schwerem Radius: 23 m (187 cm) Gepäck? Gewicht pro Paar: 3850 g (187 cm) 6.Messen Sie Länge und Taillierung Beurteilung: Gewicht und die Taillierung machen den Movement Thunder etwas Ihres alten Skis: Welche Eigenschaf- behäbig. Seine Stärken zeigt er, wenn er bei hoher Geschwindigkeit seine Lauf- ten schätzten Sie am meisten, welche ruhe ausspielen kann, bei grossen Kurvenadien und in schwierigem Schnee ge- Defizite waren besonders nervig? pflügt wird. Wenn das Gewicht keine Rolle spielt, kann er als gutmütiger Allroun- 7. Wie wichtig ist die Langlebigkeit des der empfohlen werden. Kurzschwingen, Aufstiege oder andere Dinge, die entfernt Produkts? Oder anders gefragt: Wie mit klassischen Skitouren zu tun haben, sollte man jedoch vermeiden. regelmässig ersetzen Sie Ihre Skis? Infos: Movement Skis, Telefon 021 925 20 90, www.movementskis.com 8. Klären Sie das Umtauschrecht ab. Ob einem die Eigenschaften eines Produkts entsprechen, findet man K2 Mt. Baker meist erst in der Praxis und nach mehrmaligem Einsatz heraus. Die Fahreigenschaften des Skis werden Preis: Fr. 699.–. erst im Bruchharsch und im schwe- Erhältliche Längen: 167 – 174 - 181 cm ren Frühjahrssulz so richtig auf die Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 124 – 88 – 111 mm (174 cm) Probe gestellt. Radius: 19,0 m (174 cm) Gewicht pro Paar: 3850 g (174 cm) Wer die Antworten hat, ist seinem Beurteilung: Pulverschnee ist sein Element. Der Mt. Baker hat dank seiner Breite Traumski einen grossen Schritt unter der Bindung und der weichen Schaufel einen hervorragenden Auftrieb. näher. Lassen Sie sich von einem Abseits der Piste lässt sich fast alles mit ihm machen: Er vermittelt Sicherheit, Fachmann beraten und testen Sie und Fahrspass ist garantiert. Er kann mit wenig Kraft gefahren werden und ist die empfohlenen Skis vorgängig – erstaunlich drehfreudig. Bei hoher Geschwindigkeit wirkt er leicht nervös, auf wenn möglich in verschiedenem präparierten Pisten mangelt es an Kantengrip. Trotzdem punktete er bei allen Gelände und bei unterschiedlichen Testern, insbesondere auch bei den Frauen. Schneeverhältnissen. Infos: W. Zürcher AG, Telefon 01 722 50 50, www.k2sport.ch outdoor guide | winter | 06 | 07 | 97 materialtest:ski Völkl Karma Preis: Fr. 820.– Erhältliche Längen: 161 – 169 – 177 – 185 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 119 – 87 – 111 mm (169 cm) Radius: 18,2 m (169 cm) Gewicht pro Paar: 3200 g (169 cm) Beurteilung: Obwohl die einzelnen Punkte teilweise unterschiedlich bewertet worden sind, waren sich die Tester im Gesamturteil einig: Der Völkl Karma macht Spass – dank Twintip in beiden Fahrtrichtungen. Und das sowohl im Pulverschnee als auch auf der Piste. Er ist erstaunlich drehfreudig und bietet trotzdem eine gute Laufruhe auch bei hoher Geschwindigkeit. Der Kantengriff ist trotz der beachtlichen Skibreite respektabel. Gänzlich ungeeignet ist er gewichts- und taillierungsbedingt lediglich für den Aufstieg. Infos: Völkl (Schweiz) GmbH, Telefon 041 769 72 20, www.voelkl.com G3 Reverend Preis: Fr. 889.– Erhältliche Längen: 177 – 185 cm Taillierung (Spitze, Mitte, Ende): 126 – 93 – 114 mm (185 cm) Radius: k.A. Gewicht pro Paar: 4000 g (185 cm) Beurteilung: Der Reverend kann seine kanadische Herkunft nicht leugnen – gebaut ist er nämlich (ausschliesslich) für den tiefen Pulverschnee. Die Pisten sollte man deshalb meiden wie der Teufel das Weihwasser. Er hat viel Auftrieb, etwas weniger Flex wäre aber trotzdem wünschenswert. Seine Stärken spielt er dann aus, wenn er mit hoher Geschwindigkeit und in grossen Radien gefahren wird. Dann überzeugt er mit seiner Laufruhe. Infos: Icon Outdoor Distribution, Telefon 01 388 41 21, www.genuineguidegear.com 98 | outdoor guide | winter | 06 | 07 Produkte testen, ohne dass man dabei viel Zeit abseits der Piste verliert. Auch bieten die meisten qualifizierten Händler zusammen mit den Ski- und Snowboard-Herstellern zu Beginn der Saison die Möglichkeit, an Testtagen teilzunehmen und vor Ort eine riesige Auswahl auszuprobieren. Liegt einem ein bestimmtes Modell, so kann man es auch einmal für ein paar Tage mieten, bevor man sich definitiv entscheidet. In jedem Fall aber lohnt es sich, vor dem Kauf mehrere Produkte verschiedener Marken zu testen. Das minimiert das Risiko eines Fehlkaufs stark. Ein weitererVorteil der Miete ist, dass man auch einmal einen Ski testen kann, um den man sonst einen grossen Bogen machen würde. Manch ein Skitourengänger hat nämlich schon sein Aha-Erlebnis gehabt, als er erstmals einen All-Mountain- oder Freeride-Ski ausprobiert hat. Leider ist es in der Realität noch allzu oft so, dass gerade diejenigen Skifahrer mit fast unfahrbaren alten Latten unterwegs sind, die auch fahrtechnisch abseits präparierter Pisten Mühe haben. Und gerade sie könnten von den hervorragenden Fahreigenschaften der neuesten Skis am meisten profitieren. N