Elektrische Antriebe in selbstfahrenden Landmaschinen Dipl.-Ing.(FH) Michael Gallmeier Prof. i.R. Dr. Dr. habil. Hermann Auernhammer Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik Wissenschaftszentrum Weihenstephan fü für Ernä Ernährung, Landnutzung und Umwelt (WZW) Department Ingenieurwissenschaften fü für Lebensmittel und biogene Rohstoffe Pressekonferenz Weihenstephan 28. Mä März 2008 Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (1) © 2008 DBU - AZ 23326 Energie heute und morgen morgen 72 % heute Quelle: Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit, Berlin, 2003 Endlichkeit der „fossilen Energievorräte“ absehbar: Energie effizienter nutzen (heutige Systeme kritisch hinterfragen) Einsatz der Zukunftsenergien vorbereiten (nationalen Vorsprung erarbeiten) Zukunft führt ins „Stromzeitalter“: Elektrische Energie dominant (auch diese effizient nutzen) Mobile Technik keine Ausnahme (Antriebsstrukturen entwickeln) Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (2) © 2008 DBU - AZ 23326 Vergleich von elektrischen, mechanischen und hydraulischen Antrieben (im Traktor) Bewertungskriterien Elektrisch Mechanisch Hydraulisch gut gut gering gering gut sehr gut Energieübertragung sehr gut gut gut Energiespeicherung sehr gut gut gut Steuer- und Regelbarkeit sehr gut gering gut Wirkungsgrad sehr gut gut gering Konstruktive Gestaltung sehr gut gut sehr gut teilweise hoch hoch gering Leistungsgewicht Leistungsdichte Kosten Aumer, W., Lindner, M., Geißler, N., Herlitzius, T.: Elektrischer Traktor: Vision oder Zukunft? Landtechnik 63 (2008), 14-15 Mobile Notstromversorgung nicht sehr gut nicht Aumer, W., Lindner, M., Geißler, N., Herlitzius, T.: Elektrischer Traktor: Vision oder Zukunft? Landtechnik 63 (2008), 14-15 Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (3) © 2008 DBU - AZ 23326 Antriebsstrukturen heute und mögliche Verbesserungen Verbrennungsmotor Strohhäcksler Korntankvorgelege Entkopplung der direkten Verbindung zwischen Antriebseinheit und Arbeitseinheiten Einzugskanal-absauggebläse erhöhte Wirkungsgrade - reduzierte Abgasemissionen Schüttler Synchronantrieb Siebkasten Messervorgelege Überkehrschnecke Obere SchrägförderEntkopplung walze der Antriebsmodule - erhöhte Leistung durch spezifische Anpassung - reduzierte Verluste im Teillastbereich Absauggebläse Gebläse Kornschnecke Pumpe Stroh-/Spreuverteiler Motor Stroh-/Spreuverteiler Dreschtrommel Beschleunigertrommel Beispiel CLAAS Lexion 580 Mähdrescher Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (4) © 2008 DBU - AZ 23326 Antriebsstrukturen heute - Potenziale Primäre Energiequelle Wandler Wandler Antriebsstrang Wandler η Generator Brennstoffzelle elektrisch chemisch η = 0,90 E-Motor η = 0, 90 η = 0,79 hydr. Strang η= 0,92 elektr. Leitung & Elektronik η= 0,78 mech. Strang hydr. Pumpe η = 0, 82 hydraulisch η = 0,82 elektrisch hydraulisch Hydr. Pumpe mechanisch VerbrennungsMotor mechanisch chemisch mech. Strang tot Nicht drehzahlvariabel ! = 0,79 hydr. Strang η = 0, 92 η = 0,78 E-Motor © 2008 = 0,62 ηtot =0,63 η = 0, 90 Nicht drehzahlvariabel ! hydr. Motor ηtot = 0,71 ηtot = 0,56 η = 0, 82 E-Motor η = 0, 90 Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (5) ηtot η= 0,82 η = 0, 79 elektr. Leitung & Elektronik Systemvere infachung hydr. Motor DBU - AZ 23326 ηtot = 0,70 Forschungsstrategie „Elektrische Antriebe“ Zweimotoren-Maschine bietet ideale Plattform für modulares Forschungskonzept 1 3 2 4 Hybrid Hybrid Hybrid Brennstoffzelle Generelles elektrisches Konzept Optimierung des elektrischen Konzepts Antriebsintegration in Bauteil Generelles elektrisches Konzept Vorsatz und Einzug Fahrantrieb Häckseltrommel Leistungs-BUS Keine mechanische Leistungsverzweigung im Vorsatz AntriebsschlupfRegelung mit Erweiterung ESP Drehzahlentkoppelung zum Dieselmotor und Schleifmanagement Systemvereinfachung Stufenloser Antrieb beim Einzug ohne Zusatzgetriebe (Rekuperation) (Rekuperation) Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (6) © 2008 DBU - AZ 23326 Methodisches Vorgehen Feldversuch Hydraulischer Serienantriebsstrang Monte-Carlo Analyse Hydraulischer Triebstrang: Betriebsverhalten Leistungsgewicht mP Hydraulischer Triebstrang: Typischer Lastzyklus ηt Gesamtstrang ηt Wandler Elektrischer Prototyptriebstrang M 3~ M 3~ AC DC AC DC Prüfstand ηt Übertragung Elektrischer Triebstrang: DC AC ηt Gesamtstrang G 3~ elektrisch hydraulisch (Serie) Feldversuch ηt Wandler ηt Übertragung Elektrischer Triebstrang: Betriebsverhalten Leistungsgewicht mP Elektrischer Prototyptriebsstrang Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (7) © 2008 DBU - AZ 23326 Versuchsträger Big X mit easyCollect Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (8) © 2008 DBU - AZ 23326 Hydraulischer Vorsatz- und Einzugsantrieb (heutige Serie) 6 2 5 Dieselmotor 9 Dieselmotor 8 1 3 7 4 1. Pumpenturm 2. Motorverteilergetriebe 3. Hydr. Einzugsmotor 4. Hydr. Vorsatzmotor 5. Untersetzungsgetriebe 6. Baugruppe Einzug 7. T-Getriebe zur Drehmomentaufteilung 8. Mech. Triebstrang Vorsatz 9. Kollektorradwinkelgetriebe Druckmessumformer Volumenstrom Messrohr Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (9) © 2008 DBU - AZ 23326 Dieselelektrische Vorsatz- und Einzugsantrieb AC DC 7 3 8 1 4 M 3~ M 3~ DC AC 1. Synchrongenerator Dieselmotor M 3~ AC DC DC AC G 3~ LS 5 6 2 2. Leistungsschalter 4. Zwischenkreiskondensatoren & Bremswiderstände 3. Gleichrichterbrücke 5. Steuerung und Sicherheit 6. Zwischenkreis (400 – 750 VDC) 7. Motor mit Wechselrichter 8. Planetengetriebe Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (10) Dieselmotor ohne Kühlsystem © 2008 DBU - AZ 23326 Dieselelektrische Lösung Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (11) © 2008 DBU - AZ 23326 Versuchsaufbau für Vergleichsmessung 4 3 2 1 1. Einzugs-, Vorsatz- und Speisepumpe am Motorverteilergetriebe 5 2. Hydraulischer Vorsatzmotor mit mech. Triebstrang (Serie) 6 3. Summiergetriebe 7 4. DLG PowerMix Modul mit mechanischer Schnittstelle (DLGmech) 8 5. Hydraulischer Einzugsmotor 6. Hydraulikpumpenaggregat mit 100 ccm Verstellpumpe 7. Hydraulische Schnittstelle DLG PowerMix (DLGhydr) 8. DLG PowerMix Zugleistungsmesswagen Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (12) © 2008 DBU - AZ 23326 Ergebnisse Betriebsverhalten im Feldversuch Wirkungsgrade unter stationären Bedingungen Energieeffizienz während typischer Einsatzzyklen Leistungsgewicht Leistungsdichte Kosten im Vergleich Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (13) © 2008 DBU - AZ 23326 Betriebsverhalten - hydraulischer und elektrischer Einzugsantrieb im Feldversuch Hydraulischer Antrieb Elektrischer Antrieb 300 500 [bar] 400 250 [A] 200 Effektivstrom Druck 300 200 100 150 100 50 0 0 -100 -50 0 20 40 60 80 100 120 [l/min] 160 Volumenstrom 0 500 IN Häufigster gemessener Betriebspunkt 1000 1500 Drehzahl 2000 [1/min] 2500 3000 Imax Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (14) © 2008 DBU - AZ 23326 Wirkungsgradvorteil des elektrischen Triebstrangs 1500 0.27 1550 0.22 DDr ereh hzza ahh l lDD ieiess eelm lm oottoo rr 1600 Wirkungsgradvorteil Wirkungsgradvorteil 1650 1700 0.30 1/min 0.20 0.17 Wirkungsgradvorteil inProzentpunkten Prozentpunkten Wirkungsgradvorteil in 0.32 0.12 0.10 1800 50 75 100 RR ele. l.La ststmmoment La % 140 Theoretische Häcksellänge: 8 mm oment Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (15) © 2008 DBU - AZ 23326 Energieeffizienz im typischen Zyklus im Vergleich 1,0 0,9 1 0,8 Energieeffizienz Wirkungsgrad 0,7 3 2 0,6 0,5 4 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Nm Drehmoment Drehmoment 1 Elektrischer Triebstrang 2 hydraulischer Triebstrang 3 Leerlauf Elektrik 4 Leerlauf Hydraulik Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (16) © 2008 DBU - AZ 23326 220 Leistungsgewicht der Komponenten und Triebstränge - Deutliche Nachteile im Bereich der elektrischen Wandler: Im Mittel um den Faktor 3,0 schwerer als hydraulische Pendants - Neue Lösungskonzepte ermöglichen trotzdem Vorteile im Leistungsgewicht : elektrischer Vorsatzantrieb: hydraulisch-mechanischer Vorsatzantrieb: 11,3 kg/kW 15,9 kg/kW - Bilanz für Gesamttriebstrang Vorsatz und Einzug: dieselelektrische Lösung: hydraulische Lösung: 689,6 kg 565,6 kg 17,2 kg/kW 14,1 kg/kW Aber: Vergleich der in Serie und Versuch tatsächlich verbauten Lösungen nur bedingt aussagekräftig Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (17) © 2008 DBU - AZ 23326 Baugröße und Leistungsdichte der Komponenten Hydraulischer Motor (Serie) Elektrischer Motor (Prototyp) 7,6 dm³ 29,6 dm³ 3,566 kW/dm³ 0,916 kW/dm³ Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (18) © 2008 DBU - AZ 23326 Anschaffungskosten 50 elektrische Wandler tsd.45 € Schutzkonzept Kühlsystem 40 Anschaffungskosten Anschaffungskosten Leistungsübertragung 35 Zubehör Elektrischer Serientriebstrang * 30 Hydraulischer Serientriebstrang 25 20 15 10 5 0 Elektrisch Elektrisch Prototyp Prototyp Elektrisch Elektrisch Serie Serie Hydraulisch Hydraulik Serie Serie *) abgeschätzt Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (19) © 2008 DBU - AZ 23326 Betriebskosten aus heutiger Sicht 25 Preis Kraftstoff: Tsd. 20€ Gebundenes Kapital 1,30 €/l 15 1,90 €/l 10 6,94 €/l 4,75 €/l 5 Preis Hydrauliköl: 0 0 1 2 3 4 5 6 Nutzungsdauer 7 8 Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (20) © 2008 DBU - AZ 23326 9a 10 Zusammenfassung Vorteile dieselelektrischer Antriebstechnik: Regelung der Antriebe und Rückführung von Prozessparametern erlaubt einfache Integration ins Triebstrangmanagementsystem Wirkungsgradevorteile über weite Teile des Betriebskennfelds von 16 Prozentpunkten (13,5 bis 30 Prozentpunkte) Energieeffizienzvorteile im typischen Einsatzzyklen zwischen 14 und 20 Prozentpunkten Nachteile dieselelektrischer Antriebstechnik Leistungsgewicht des Gesamttriebstrangs um 22% höher Leistungsdichte um Faktor 3,9 schlechter Amortisierung der höheren Anschaffungskosten nach voller Nutzungsdauer Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (21) © 2008 DBU - AZ 23326 Kornschnecke drive unit motor Strohhäcksler Verteiler EDU EDU EDU Siebkasten Überkehrschnecke motor Brennstoff Zelle Schüttler Gebläse Beschleunigerdrive unit trommel EDU power electronics Synchron Antrieb Elektr. Zwischenspeicher Absauggebläse EDU Dreschdrive unit trommel EDU Einzugskanal gebläse EDU EDU Schrägförderwalze EDU Messervorgelege Steuerungsund Überwachungseinheit Korntankvorgelege Der Antriebsstrang von morgen? EDU Fahrantrieb Leistungs BUS Steuer BUS Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (22) © 2008 DBU - AZ 23326 Danke ! DBU: Für die finanzielle Unterstützung! KRONE: Für Projektleitung, personelle und materielle Unterstützung! Servax & Reel: Für die große Flexibilität und das Engagement zur kurzfristigen Anpassung! DLG: Für die Bereitstellung des DLG PowerMix Messwagens LfL: Und hier ganz besonders der Werkstatt, für die große Flexibilität und Hilfsbereitschaft in der Zusammenarbeit Lehrstuhl: Allen Mitarbeitern Ihnen: Für Ihr Kommen! Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik A08-04 (23) © 2008 DBU - AZ 23326