Ludwig Karl Ratschiller

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Ludwig Karl Ratschiller
Biografie
Nach dem Studium der Geologie in Bologna und Innsbruck begann Ratschiller als
Erdölgeologe in den Abruzzen zu arbeiten, danach in Sizilien. Später wechselte er
zunächst nach Libyen, dann in die Spanische Sahara, wo er sich mit dem Aufsuchen von
Kali- und Phosphat-Lagerstätten befasste. Gleichzeitig betreute er in Nepal an ein UNOStraßenprojekt mit, das Indien mit Kathmandu verbindet.
Später war er freiberuflich als Gutachter und Berater für diverse Prospektionsfirmen
sowie als Ausbilder im Gebiet der westlichen Sahara tätig.
Der Sammler und Forscher
Zeitlebens sammelte Ratschiller Mineralien und Gesteine nach wissenschaftlichsystematischen Kriterien. Auf diese Weise hat er etwa 4.500 gut dokumentierte
Mineralien, Fossilien und einige Tausend Gesteine aus Südtirol und dem Rest der Welt
zusammengetragen.
Zu Hause in Südtirol führte er damit eine Art eigenes „Institut“. Südtirol spielte für seine
Sammlungstätigkeit seit jeher eine wichtige Rolle: „Hier gibt es eigentlich fast alles, nur
eben klein“, für ihn ein ideales Land zum Erlernen der Geologie. Um in Übung zu bleiben,
durchstreifte er Südtirol oft und brachte entsprechend wertvolle Belege an Mineralien
und Gesteinen mit zurück. Die Funde lagerte er in seinem Haus in Bozen, in das er auch
von seinen Auslandseinsätzen immer wieder zurückkehrte.
Als Frucht seiner Tätigkeit publizierte Ratschiller im Jahr 2002 eine Monographie über
die Mineral-Lagerstätten der westlichen Sahara und im Jahr 2003, ein Jahr vor seinem
Tod, sein autobiographisches Buch "Zwischen allen Fronten. Autobiografie eines
Südtiroler Partisanen", herausgegeben bei Edition Raetia von Gerald Steinacher. Darin
erzählt er seine wechselvolle Geschichte während des II. Weltkriegs: nach zunächst
begeisterter Teilnahme an den Aktionen des NS-Regimes wird Ratschiller trotz
Festnahmen und Folter Partisane der ersten Stunde.
Seine letzte Beschäftigung galt der Detailkartierung der periadriatischen Naht im
Bereich Pens/Sarntal (Kontaktstelle des europäischen und afrikanischen Kontinents).
Ratschiller fertigte dazu Kartierberichte und Manuskriptkarten an.
Sein Nachlass
Nach seinem Tod 2004 hinterließ Ratschiller einen reichen Nachlass, der neben den
Mineralien, Gesteinsbelegen und Fossilien auch Manuskripte, archäologische Funde,
Karten, Tagebücher, Briefe, Fachbücher, Fotos, usw. umfasst. Spezialsammlungen gibt
es über die Gesteine Südtirols, die skandinavischen Länder (älteste Gesteine Europas
mit bis zu 3 Milliarden Jahre alten Gesteinen), eine komplette Eifel-MineralienSammlung samt Fotodokumentation, kontaktmetamorphe Mineralien, Porphyre und
vieles mehr.
Unter den Archäologica hervorzuheben sind griechische Vasen aus Süditalien,
paläolithische Funde aus der Sahara (Faustkeile, Silexwerkzeuge, Reibsteine) und vor
allem Felsbildritzzeichnungen in Sandstein mit zugehörigen Publikationen.
Seine Fachbibliothek umfasst zahlreiche Mineralogische, geologische und
lagerstättenkundliche Nachschlagewerke. Bemerkenswert ist weiters eine 6x6-DiaSammlung mit Motiven aus der Sahara und aus Nepal.
LUDWIG KARL RATSCHILLER
© Edition Raetia
Geboren 1921 in Brixen, gestorben 2004 in Bozen. Zunächst begeisterter Mitläufer des NS-Systems. Beim StudentenArbeitseinsatz in Polen, der Heimat seiner Mutter, kam es unter dem Eindruck des brutalen Besatzungsregimes zum
radikalen Gesinnungswandel: Ratschiller wurde Partisanenführer im Cadore. Im November 1944 als Partisan „Ludi“
verhaftet und in Belluno gefoltert. Nach kurzer Haft im Lager Bozen bis Kriegsende Zwangsarbeit. Nach dem Studium
der Geologie arbeitete Ratschiller jahrelang für die Erdölindustrie in Libyen und Spanisch-Sahara. Erst 1980 kehrte er
mit seiner Frau Norma nach Bozen zurück.
© Edition Raetia
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