Mineralogie - Historisches Lexikon der Schweiz

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10/11/2009 |
Mineralogie
Die M. bildet wie die Geologie ein Teilgebiet der Erdwissenschaften. Sie umfasst u.a. die Erforschung der
Formen, der physikal. und chem. Eigenschaften und der Entstehung der Mineralien. Mineralien sind
homogene, feste Bestandteile der Erdkruste und des Erdmantels. Einzelne Gebiete wie z.B. die Kristallografie
und die Lagerstättenkunde bilden heute selbstständige Disziplinen. Gelehrt wird die M. in der Schweiz seit
dem 19. Jh. an den naturwissenschaftl. Fakultäten der Univ. Basel, Bern, Freiburg, Genf, Lausanne, Neuenburg
und an der Univ. Zürich gemeinsam mit der ETH Zürich.
Die Entwicklung der modernen M. begann im 16. Jh. mit den Werken von Georgius Agricola, zu denen auch
Paracelsus und der Zürcher Konrad Gessner Beiträge lieferten. Im 17. Jh. finden sich erstmals Beobachtungen
über die Kristallformen, darunter von Johannes Kepler 1611 über Schneekristalle und Niels Stensen 1669 über
die Winkelkonstanz am Quarz (Bergkristalle). An der Wende des 17. zum 18. Jh. zählten auch Schweizer
Forscher zu den Begründern der beschreibenden und theoret. M. 1698 erschien Johann Heinrich Hottingers
Dissertation über Kristalle, 1723 die Schrift "Prodromus Crystallographiae" als Teil einer grösseren nicht
gedruckten Arbeit von Moritz Anton Kappeler. Johann Jakob Scheuchzer widmete den Mineralien im 3. Teil
seines Werks "Der Natur-Histori des Schweitzerlands" (1716-18) ein grosses Kapitel. Alle stützten ihre
Beobachtungen v.a. auf den Quarz, für dessen Vorkommen die Alpen seit der Antike bekannt waren
(Bodenschätze). Ende des 18. Jh. und im 19. Jh. entwickelte sich die M. parallel zur Physik und Chemie rasch
zu einer exakten Wissenschaft. Mit ihren allgemein beachteten Forschungen hatten daran auch Gustav Adolf
Kenngott und David Friedrich Wiser Anteil. Im 20. Jh wurden Paul Niggli und Paul Scherrer für den Ausbau der
Kristallstrukturbestimmung und der Kristallografie sowie Fritz Henning Laves für die Kristallchemie von
Metallen und Silikaten international geehrt.
Seit dem 18. Jh. haben Publikationen über die zahlreichen Mineralfundstellen der Schweiz Tradition. So
veröffentlichten Gottlieb Sigmund Gruner 1775 und Christoph Bernoulli 1811 Schriften über die Schweizer
Mineralvorkommen. Kenngott publizierte 1866 "Die Minerale der Schweiz nach ihren Eigenschaften und
Fundorten ausführlich beschrieben", ein Inventar der damals 150 bekannten Mineralarten. Wegweisend war
Nigglis 1940 erschienenes Werk "Die Mineralien der Schweizeralpen" und mit dem "Mineralienlexikon der
Schweiz" schuf Hans Anton Stalder 1998 mit andern Autoren eine moderne topograf. Mineralogie über 670
Mineralien. Die 1921 gegründete Schweiz. Mineralogische und Petrographische Gesellschaft gab 1921-2005
die "Schweizerischen Mineralogischen und Petrographischen Mitteilungen" in drei Landessprachen heraus.
Sog. Mineralienkabinette entstanden in vielen Schweizer Städten im Zuge der aufkommende Begeisterung für
die Alpen bereits im 18. Jh. Naturhist. Museen (Basel, Bern, Genf) und mineralog.-geolog. Sammlungen
(Freiburg, Lausanne, Neuenburg, Zürich) folgten im 19. Jh. Mit der Esoterikwelle (Esoterik) entwickelte sich ab
den 1970er Jahren zudem ein privater Markt für Mineralien.
Literatur
– P. Niggli, «M. und Petrographie», in Fs. zur 200-Jahr-Feier der Naturforschenden Ges. in Zürich, 1746-1946,
1946, 100-206
– H.A. Stalder et al., Mineralienlex. der Schweiz, 1998
Autorin/Autor: Walter F. Oberholzer
URL: http://www.hls-dhs-dss.chD24471.php
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