Zürich, 8. Januar 2016 Economic Research Raiffeisen Economic Research [email protected] Tel. +41 044 226 74 41 Wochenausblick #2 Datum 08.01. Zeit 14:30 Land Ereignis/Indikator US Beschäftigung ex Landswirtschaft Dez Vorwert 211k 11.01. 09:15 CH Detailhandelsumsätze, yoy Nov -0.8% 13.01. 11:00 EZ Industrieproduktion, mom Nov 0.6% 0.1% Eurozonekonjunktur auf robustem Erholungspfad 14.01. 10:00 EZ Protokoll zum Zinsentscheid Dez CN Exporte, yoy Dez -6.8% -8.0% Chinas Wirtschaftsdaten im Marktfokus 13.01. Konsens Kommentar 200k Weiterer solider Anstieg erwartet Starker Franken belastet den Detailhandel Details zur Diskussion der jüngsten Lockerung 15.01. 14:30 US Detailhandelsumsätze, mom Dez 0.2% 0.1% Arbeitsmarktverbesserung untersützt Detailhandel 15.01. 15:15 US Industrieproduktion, mom Dez -0.6% -0.2% Ölproduzenten und Versorger belasten § Chinas Wirtschaftsdaten enttäuschen § Missglückter Auftakt ins Börsenjahr § Fokus: Weltwirtschaft bleibt 2016 kraftlos Zum Jahresauftakt haben die Finanzmärkte mit schwachen Wirtschaftsdaten und geopolitischen Spannungen bereits schwere Kost zu verdauen. Die Vorlaufindikatoren aus China haben die erwartete Wachstumsverlangsamung bestätigt. Der Caixin Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist mit 48.2 Punkten aber noch deutlicher gefallen als erwartet. Und auch der Indikator für den Dienstleistungssektor hat mit 50.2 Punkten enttäuscht. Die Befürchtungen einer stärkeren Wachstumsverlangsamung und die Zweifel an Chinas Wachstumsmodell steigen. Vor diesem Hintergrund werden auch die nächste Woche zur Veröffentlichung anstehenden chinesischen Aussenhandelszahlen für Dezember von grosser Bedeutung sein. Auch der Einkaufsmanagerindex aus den USA hat jüngst enttäuscht. Er ist auf den tiefsten Stand seit Sommer 2009 gefallen und bestätigt unsere Einschätzung, dass der USKonjunkturzyklus bereits weit fortgeschritten ist (siehe Fokus auf Seite 2). In der kommenden Woche erwarten wir für die US-Detailhandelsumsätze im Dezember aufgrund eines soliden Weihnachtsgeschäfts einen Anstieg. Die Industrieproduktion dürfte dagegen weiterhin rückläufig bleiben. Der Ölsektor kämpft mit sinkenden Preisen und bei relativ warmer Witterung dürfte auch die Produktion bei den Energieversorgern verhalten ausgefallen sein. Die Vorlaufindikatoren aus der Schweiz waren jüngst gemischt. Während das KOF-Konjunkturbarometer im Dezember einen deutlichen Rückgang aufweist, zeigt der Einkaufmanagerindex eine anhaltende Erholungstendenz, vor allem aufgrund der volatilen Produktionskomponente. Wir gehen insgesamt davon aus, dass die Schweizer Wirtschaft auch im Q4 2015 und zu Jahresbeginn 2016 kaum vom Fleck kommt. Auch die Detailhandelszahlen im November dürften die schwierige Situation bestätigen. Die Schweizer Arbeitslosenquote verharrte im Dezember bei 3.4%, dürfte aber aufgrund des bescheidenen Wirtschaftswachstums im Jahresverlauf auf 3.7% ansteigen. Bei der Inflation zeichnet sich allmählich eine Trendwende ab. Der Preisrückgang im Dezember betrug noch 1.3%, nachdem in den Vormonaten jeweils -1.4% verzeichnet wurde. 2015 sanken damit die Konsumentenpreise insgesamt um 1.1%, so stark wie seit 1950 nicht mehr. Economic Research Die Rohstoffmärkte verzeichnen einen äusserst turbulenten Jahresstart. Der Konflikt zwischen den OPEC-Staaten SaudiArabien und Iran hat den Ölpreisrückgang nur für Stunden gebremst. Aktuell überwiegen wieder die Befürchtungen, dass die Öl-Nachfrage aufgrund der chinesischen Wachstumsverlangsamung enttäuschen könnte, bei gleichzeitig andauernder Ölschwemme. Öl der Sorte Brent notierte mit USD 33 so tief wie seit 12 Jahren nicht mehr und droht, die Marke von USD 30 zu testen. Dagegen erfüllte Gold zuletzt mit einem leichten Preisanstieg seine Funktion als sicherer Hafen – anders als noch im Vorjahr, als die Marktturbulenzen keinen Preisanstieg auslösen konnten. Damals hat der Effekt des stärkeren USD den Goldpreis geprägt und Avancen verhindert. Auch die Aktienmärkte haben zum Jahresauftakt deutlich unter den schwachen Daten, vor allem aus China, gelitten. Die Börsen in Shanghai und Shenzhen wurden sogar wiederholt vom Handel ausgesetzt. Den chinesischen Regulatoren gelingt es nicht, die negative Marktdynamik zu drosseln. Die jüngste Massnahme, ein als Schutzschalter gedachter Mechanismus, hat die Verkaufswelle vielleicht sogar verstärkt: Der Aktienhandel wird für 15 Minuten ausgesetzt, wenn die Indizes um 5% sinken und für den Rest vom Tag gestoppt, wenn die Indizes anschliessend auf -7% fallen. Vor dem drohenden Stopp steigt der Verkaufsdruck, da Investoren illiquide Aktienpositionen vermeiden wollen. Der Misserfolg dieser Massnahme hat dazu geführt, dass sie bereits wieder eingestellt wurde. Und die erneute Währungsabschwächung von USD/CNY Richtung 6.60 verunsicherte die Märkte zusätzlich. Der Schweizer Aktienmarkt kann sich dem negativen Trend nicht entziehen, auch wenn die Verluste dank seiner defensiven Qualitäten leicht geringer ausfallen als im europäischen Gesamtmarkt. Eine negative erste Handelswoche ist für den SMI keine Seltenheit. Der bisher grösste Verlust in den ersten fünf Handelstagen resultierte 1991 mit -2.4%. Die zweitgrössten Verluste waren 2001 und 2008 zu verzeichnen (-2.2%, respektive -1.7%), jeweils als Auftakt zu äusserst schwachen Börsenjahren. Davon gehen wir jedoch für das Gesamtjahr 2016 nicht aus. Mit der Korrektur zum Jahresbeginn nähert sich der Markt relativ attraktiven Einstiegsniveaus. Allerdings zeichnet sich in China keine rasche Beruhigung ab, womit wir nicht zum Einstieg in den Aktienmarkt raten, bis sich die von China ausgelöste Nervosität etwas legt. [email protected] Fokus: Weltwirtschaft bleibt 2016 kraftlos Zürich, 8. Januar 2016 Economic Research Das globale Wirtschaftswachstum fiel 2015 geringer aus als im Jahr zuvor. Die Industrienationen zeigten sich zwar mehrheitlich in guter Verfassung – unterstützt durch niedrige Energiepreise und steigende Beschäftigungszahlen. In den Schwellenländern hat sich das Wachstumstempo aber erneut klar verringert. Die Abkühlung der chinesischen Industrienachfrage war ein wesentlicher Faktor für die Baisse bei den Rohstoffpreisen. Diese wiederum hat die rohstoffexportabhängigen Schwellenländer empfindlich getroffen, darunter bedeutende Wirtschaftsmächte wie Brasilien und Russland. Beide Länder sind in eine schwere Rezession gerutscht. Trotz der schwierigen Ausgangslage erwartet die Mehrheit der Analysten 2016 eine leichte Beschleunigung der globalen Konjunktur. Dahinter stehen vor allem drei Annahmen: Erstens dürfte sich in Russland und Brasilien das Abwärtstempo klar verringern, was auf einen weniger starken BIP-Rückgang in 2016 hoffen lässt. Zweitens dürfte in der Eurozone, wo der Konjunkturzyklus noch nicht so weit fortgeschritten ist wie in den USA, die robuste Binnennachfrage eine weitere moderate Wachstumsbeschleunigung ermöglichen. Und drittens, sollten die USA und China das gegenwärtige Wachstumstempo mehr oder weniger halten können. Die Konsensprognose der Analysten für die globale Konjunktur zeigt traditionell nach oben und hat sich in den vergangenen Jahren ausnahmslos als zu optimistisch erwiesen. Die Wachstumsschätzungen werden regelmässig nach unten revidiert (siehe Grafik). Eine ähnliche Entwicklung ist auch dieses Jahr nicht auszuschliessen, denn unsereres Erachtens ist das Aufwärtspotential für die Weltwirtschaft überschaubar, während die Risiken überwiegen. Wochenausblick #8 In den USA sollten die niedrige Arbeitslosenrate und steigende Löhne den Privatkonsum zwar weiterhin unterstützen. Raiffeisen Economic Research Nichtsdestotrotz erwarten wir 2016 im Gegensatz zum [email protected] Marktkonsens ein leicht geringeres BIP-Wachstum. Der starke 044 226 74 41 Dollar dürfte die Exporte undTel. die+41 Industrie weiterhin belasten und wie in China beeinträchtigt die schlechte Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe auch den bisher robusten Dienstleistungsbereich. Es stellt sich zudem auch die Frage der zyklischen Reife des Aufschwungs, da die wirtschaftliche Expansion bereits sieben Jahre anhält. Insgesamt gehen wir daher von keiner Beschleunigung der globalen Konjunktur aus. Wir erwarten dieses Jahr wie 2015 einen Welt-BIP-Anstieg von 3.2%. Vor allem China und die anderen Schwellenländer dürften weiter für Gegenwind sorgen, wodurch eine kräftige Erholung der Rohstoffpreise unwahrscheinlich wird. Damit stehen auch die Schweizer Exporteure erneut vor einem schwierigen Jahr - auch wenn sich EUR/CHF aufgrund der robusten Konjunkturentwicklung in der Eurozone bis Jahresende auf 1.14 erholen dürfte. Der Franken bleibt auch dann noch überbewertet. Der Privatkonsum sollte zwar dank Bevölkerungswachstum und weiterhin geringer Arbeitslosenrate erneut einen soliden Wachstumsbeitrag leisten. Aufgrund der Nachwehen des Frankenschocks dürfte sich das BIP-Wachstum jedoch nur unwesentlich von 0.7% auf 0.9% verstärken. Prognosen für globales Wachstum wurden in den letzten Jahren regelmässig nach unten revidiert Analystenprognosen im Vergleich mit realisiertem Weltwirtschaftswachstum Dies gilt insbesondere für China, die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt. Das Reich der Mitte ist nach jahrelangem, stark kreditgetriebenem Wachstum mit Überkapazitäten und einer hohen Unternehmensverschuldung konfrontiert. Dies macht eine weitere Wachstumsverlangsamung sehr wahrscheinlich. Auf nominaler Basis hat sich das BIP-Wachstum zuletzt bereits auf 6% abgeschwächt, genau wie die Industrieproduktion. Indikatoren wie Stromverbrauch und Frachtvolumen deuten gar eine noch schwächere Industriedynamik an. Stärker zugelegt hat in den letzten Quartalen der Tertiärsektor. Aber auch dort hat sich die Unternehmensstimmung zuletzt klar eingetrübt, was Zweifel aufkommen lässt, ob der Dienstleistungsbereich auch im laufenden Jahr ein verlässlicher Wachstumspfeiler bleibt. Ingesamt gehen wir 2016 von einer Abschwächung des realen BIP-Wachstums von 6.8% auf 6.2% aus. Aktien SMI S&P 500 Euro Stoxx 50 DAX CAC Quelle: Bloomberg 08.01.2016 10:09 Economic Research 4.6% 2012 4.4% 4.2% 2013 4.0% 3.8% %, 5 Tage %, YTD 8465 1943 3112 10063 4427 -4.0 -5.8 -4.8 -6.3 -4.5 -4.0 -4.9 -4.8 -6.3 -4.5 aktuel l EURCHF USDCHF EURUSD Gold Öl (Brent) 1.088 1.000 1.088 1098 34.3 2016 2014 3.6% 3.4% 3.2% 3.0% 2.8% 2.6% 11 12 13 14 15 Realisiertes Weltwirtschaftswachstum Quelle: Bloomberg, IWF, Raiffeisen Research [email protected] Währungen/Rohstoffe aktuell 2015 Zinsen %, 5 Tage %, YTD 0.0 -0.2 0.2 3.5 -7.9 -0.1 -0.3 0.2 3.5 -7.9 CHF USD EUR (DE) GBP JPY 3M 10YR bp, YTD -0.75 0.62 -0.14 0.59 0.08 -0.06 2.18 0.55 1.82 0.23 0 -9 -8 -14 -4 Zürich, 8. Januar 2016 Economic Research Herausgeber Raiffeisen Schweiz, Economic Research Wochenausblick #8 Chefökonom Martin Neff Brandschenkestrasse 110d, CH-8002 Zürich 044 226 74 41 [email protected] Finanzmarktanalyse & Strategie Roland Kläger 044 226 74 22 [email protected] Santosh Brivio 044 226 74 35 [email protected] Raiffeisen Economic Research [email protected] Tel. +41 044 226 74 41 Makro- und Immobilien-Research Andreas Hauser 044 226 74 39 [email protected] Alexander Koch 044 226 74 37 [email protected] Lukas Seger 044 226 74 16 [email protected] Domagoj Arapovic 044 226 74 38 [email protected] Michael Kunz 044 226 74 15 [email protected] Christoph Vonwiller 044 226 74 17 [email protected] Möchten Sie diese Publikation abonnieren? Der Wochenausblick kann unter http://www.raiffeisen.ch/web/research+publikationen abonniert werden. Wichtige rechtliche Hinweise Kein Angebot Die in dieser Publikation veröffentlichten Inhalte werden ausschliesslich zu Informationszwecken bereitgestellt. 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