2010 2011 Konzert in der Frauenkirche I Kultur Wir wünschen Ihnen einen klangvollen Abend in der Frauenkirche. Besuchen Sie auch den Ort, an dem Automobilbau zum kulturellen Ereignis wird: Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen in Dresden. Eine Fertigungsstätte, so einzigartig wie ihr Produkt: der Phaeton. W W W . G L A E S E R N E M A N U FA K T U R . D E 2010 2011 Konzert in der Frauenkirche I Chefdirigent ab 2012 Christian Thielemann Ehrendirigent Sir Colin Davis S a 2 0 .11 .10 2 0 U h r | F r au e n ki r c h e Konzert in der Frauenkirche I Di r i g e n t Tomáš Netopil für den erkrankten Jérémie Rhorer Mezzosopr an Philharmonischer Chor Prag Ei n s t u d i e r u n g : L u k á š Vasi l e k Magdalena Kožená Sopr an Ute Selbig Tenor Timothy Oliver Bass Georg Zeppenfeld Schumann und Mahler zu Ehren Neben ihren Jubiläen im Jahr 2010 vereint die Komponisten Robert Schumann und Gustav Mahler auch eine gemeinsame Vorliebe für die Texte Friedrich Rückerts: Ließ sich Schumann in seiner Dresdner Zeit zu einigen – selten gespielten – chorsymphonischen Werken auf Texte Rückerts inspirieren, so empfand Mahler dessen Dichtung als »Lyrik aus erster Hand« und legte sie u.a. seinen berührenden »Rückert-Liedern« zugrunde. A u f z e i c h n u n g d u r c h M DR F i g a r o . S e n d e t e r mi n : Di e n s t a g , 2 3 . N o v e m b e r 2 0 1 0 , 2 0 . 0 5 U h r 1 9 U h r K o s t e n l o s e K o n z e r t e i n f ü h r u n g mi t D r . J o a c h im D r a h e im u n d T o b ias Ni e d e r s c h l a g im Ha u p t r a u m d e r F r a u e n ki r c h e 2 3 Programm Robert Schumann (18 10 -18 5 6 ) Z u m 2 0 0 . G e b u r t s t a g d e s K o m p o n is t e n »Der Eidgenossen Nachtwache« für Männerchor a cappella op. 62 Nr. 1 Fassung mit der von Schumann geplanten Orchesterbegleitung von Joachim Draheim (1998, Revision 2010) »Freiheitslied« für Männerchor a cappella op. 62 Nr. 2 Fassung mit Orchesterbegleitung von Joachim Draheim (2010), Uraufführung »Verzweifle nicht im Schmerzenstal«, Motette für doppelten Männerchor und Orchester op. 93 Gustav Mahler ( 1 8 6 0 -19 11 ) Z u m 1 5 0 . G e b u r t s t a g d e s K o m p o n is t e n Fünf Lieder nach Texten von Friedrich Rückert (»Rückert-Lieder«) 1. »Liebst du um Schönheit«, Orchesterfassung von Max Puttmann 2. »Blicke mir nicht in die Lieder« 3. »Um Mitternacht« 4. »Ich atmet‘ einen linden Duft« 5. »Ich bin der Welt abhanden gekommen« Pa u s e ( Di e Pa u s e d a u e r t c a . 2 0 M i n u t e n . ) Robert Schumann »Adventlied« für Sopran-Solo (Alt-, Tenor- und Bass-Solo) und (gemischten) Chor mit Begleitung des Orchesters op. 71 »Neujahrslied« für Bass-Solo (Sopran- und Alt-Solo) und (gemischten) Chor mit Begleitung des Orchesters op. 144 Konzert in der Frauenkirche I Tomáš Netopil Dirigent M it seinem Debüt bei den Berliner Philharmonikern im September/Oktober dieses Jahres erreichte die steile Karriere des Dirigenten Tomáš Netopil einen weiteren Höhepunkt. Seit 2009/10 ist der 35-Jährige Musikdirektor am Nationaltheater Prag, wo er mit Neuproduktionen von »Idomeneo«, »Die Entführung aus dem Serail« und »Don Giovanni« die Prager MozartTradition pflegt. Netopil studierte Violine und Dirigieren in seiner tschechischen Heimat sowie bei Jorma Panula in Stockholm. 2002 gewann er den 1. Sir Georg Solti Dirigenten-Wettbewerb in Frankfurt am Main, womit seine internationale Karriere begann. Seitdem dirigierte er Orchester wie Israel Philharmonic Orchestra, NHK Symphony Orchestra Tokyo, London Philharmonic Orchestra, Tonhalle-Orchester Zürich, Filarmonica della Scala oder die Tschechische Philharmonie. Als vielseitiger Operndirigent gastierte er u.a. an der Bayerischen Staatsoper München, der Deutschen Oper Berlin, an den Opernhäusern in Genua, Neapel, Turin, Bologna und Venedig sowie am Palau de les Arts Reina Sofia in Valencia und bei den Salzburger Festspielen. In der laufenden Saison debütiert er mit einer Neuproduktion von Leoš Janáčeks »Katja Kabanowa« an der Opéra National de Paris. 2006 stand er im Rahmen der Europäischen Kulturpreisverleihung in der Dresdner Frauenkirche erstmals am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Seitdem leitete er das Orchester in Konzerten sowie Opernaufführungen von Mozarts »Figaro« und »Don Giovanni« an der Semperoper. In der Saison 2010/11 dirigiert Tomáš Netopil in Dresden neben einer »Salome«-Wiederaufnahme auch eine Neuproduktion von Antonín Dvořáks »Rusalka« (Dezember 2010). 4 5 Konzert in der Frauenkirche I »Ich liebe es, neue Dinge zu entdecken« Ein Gespräch mit der Mezzosopranistin Magdalena Kožená Frau Kožená, wenn Sie in Dresden mit der Staatskapelle musizieren, fühlen Sie dann eine Nähe zu Ihrer tschechischen Heimat? Man spricht ja gerne von einem böhmisch-sächsischen Kulturraum. Dresden ist tatsächlich so nah an der tschechischen Grenze, dass mir die Stadt irgendwie sehr vertraut ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nach meinem Studium in Prag fast jede Woche mit dem Zug nach Dresden gefahren bin, um hier weiterführende Workshops an der Musikhochschule zu besuchen. Mit großem Interesse habe ich seitdem den Wiederaufbau der Stadt mitverfolgt. Sie singen heute Abend die »Rückert-Lieder« von Gustav Mahler. Ist das ein Komponist, der Ihnen durch seinen mährischen Hintergrund ebenfalls besonders nahe steht? Die Menschen in Mähren sind sehr stolz darauf, dass Mahler in Kalischt geboren wurde, das ungefähr 60 Kilometer von meiner Heimatstadt Brünn entfernt liegt. Böhmen, Mähren und Österreich waren damals kulturell sehr eng miteinander verbunden, und das spürt man wahrscheinlich bis heute. Dies ist vielleicht auch der Grund, weshalb mir viele Dinge in Mahlers Musik sehr vertraut vorkommen, zum Beispiel seine Harmonien oder auch der enge Bezug zur Natur. Mahler benutzt ja alle Arten von Kuhglocken, er hat den Klang der Berge und der Vögel festgehalten. Und das ist etwas, das man – in etwas anderer Weise – auch bei Janáček wiederfindet. Ganz genau erklären kann ich dies allerdings auch nicht … 6 7 Seit wann singen Sie die »Rückert-Lieder«? Seit vier oder fünf Jahren, und ich singe sie ziemlich häufig. Ich habe sie inzwischen mit ganz unterschiedlichen Dirigenten und Orchestern aufgeführt, zum Beispiel mit Gustavo Dudamel und seinem Simón Bolívar Orchestra in Venezuela, oder mit den Berliner und Wiener Philharmonikern. Im letzten Jahr habe ich sie auch mit Claudio Abbado in Luzern gesungen, das war sehr bewegend. Es ist eine sehr intime Musik, deren relativ kleine Orchesterbesetzung an Kammermusik erinnert. Es ist seltsam, aber ich habe immer das Gefühl, dass diese Lieder eigentlich für zwei Sänger geschrieben sind. Zum Beispiel »Um Mitternacht«: Das ist zum einen sehr intim, aber dann muss es plötzlich klingen, als hätte man eine Trompetenstimme. Vielleicht liegt dieser widersprüchliche Eindruck auch daran, dass Mahler die Lieder nicht als Zyklus komponiert hat, sondern als Einzelstücke, die auch sehr unterschiedlich instrumentiert sind. Aber natürlich sind sie wunderbar, denn sie enthalten so viele verschiedene Farben. »Ich bin der Welt abhanden gekommen« ist für mich das schönste Orchesterlied, das jemals komponiert wurde. Sie singen diese Musik jetzt in einer Kirche. Finden Sie, dass die Lieder mit ihrem mitunter spirituellen Charakter besonders gut in einen Kirchenraum passen? Ja, durchaus. »Ich bin der Welt abhanden gekommen« zum Beispiel ist ein sehr spirituelles Lied. Einige Leute halten es für ein Lied über das Sterben, andere für ein eher zuversichtliches Lied über das Verlassen des Körpers, also den Übergang in die Ewigkeit. Das passt natürlich sehr gut in eine Kirche. Sicher ist eine Kirche nicht für jede Musik geeignet, aber ich persönlich ziehe einen Kirchenraum jeder trockenen Akustik vor. Ich mag es, wenn der Klang meiner Stimme Raum zur Entfaltung hat und nicht gleich hinter den Mundwinkeln endet. Der Dirigent Tomáš Netopil springt kurzfristig für den erkrankten Jérémie Rhorer ein. Er stammt ebenfalls aus Tschechien – kennen Sie sich aus Ihrer Heimat? Konzert in der Frauenkirche I Nein, wir haben erst vor wenigen Wochen zum ersten Mal miteinander gearbeitet, als er für den im Sommer verstorbenen Sir Charles Mackerras bei den Berliner Philharmonikern eingesprungen ist. Das war eine wunderbare Zusammenarbeit, und es freut mich sehr, dass es jetzt so schnell und unverhofft zu einer erneuten Zusammenarbeit kommt. Jéremie Rhorer wünsche ich natürlich gute Besserung, und ich hoffe, dass auch wir in naher Zukunft einmal miteinander musizieren werden. Sie sind bekannt für Ihre Neugier, immer wieder auch Raritäten zu entdecken. Wie wählen Sie Ihr Repertoire aus? Ich liebe es sehr, Dinge zu entdecken und andere Leute auf Dinge aufmerksam zu machen. Das ist für mich eine Herausforderung – vor allem, wenn ich das Repertoire für eine neue CD zusammenstelle. Die Aufnahmeindus­ trie ist ja heute in einer prekären Situation, da es von den großen Meisterwerken, die ich auch sehr gerne singe, bereits unzählige Aufnahmen gibt. Vor diesem Hintergrund kann es ein Weg sein, etwas aufzunehmen, das es noch nicht gibt und das vielleicht die Neugierde der Menschen weckt. Als Tschechin bin ich natürlich in der besonders glücklichen Lage, dass nahezu sämtliche Musik aus meiner Heimat international als Rarität gilt … Auf Ihrer aktuellen CD singen Sie Liebeslieder des italienischen Barock. Ja, das mag für Alte-Musik-Fans vielleicht kein ungewöhnliches Repertoire sein, aber dennoch gibt es auch auf dieser CD viel zu entdecken. Ich selber habe auch eine Menge entdeckt, obwohl ich dieses Repertoire seit langem singe und schon während meiner Studienzeit mit einem eigenen Ensemble aufgeführt habe. Im heutigen Konzert wirken Sie auch an einigen chorsymphonischen Raritäten von Robert Schumann mit. Ist Schumann ein Komponist, den es noch zu entdecken gilt? Ja, vielleicht weniger im Bereich des Liedes, aber in anderen Genres. Diese Erfahrung habe ich vor kurzem erst wieder gemacht, als ich an einer Aufführung des Oratoriums »Das Paradies und die Peri« mitgewirkt habe. Ich muss sagen, dass ich mich in diese Musik regelrecht verliebt habe! Bis in die 1950er Jahre wurde das Werk regelmäßig gespielt, dann ist die Aufführungstradition beinahe vollständig abgebrochen. Erst seit ein paar Jahren 8 9 wird es wiederentdeckt, von Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, Daniel Harding und natürlich auch Simon [Rattle]. Ich habe das Gefühl, dass »Das Paradies und die Peri« allmählich eine Renaissance erlebt, und das ist wunderbar, denn musikalisch ist es ein absolutes Juwel. Sicher ist dies auch bei anderen Werken Schumanns denkbar, die weitgehend vergessen sind – und vielleicht lösen wir mit dem heutigen Abend eine weitere Renaissance aus. Schumann und seine Werke hätten es sicher verdient. Di e F r a g e n s t e l l t e T o b ias Ni e d e r s c h l a g . Konzert in der Frauenkirche I 10 11 Magdalena Kožená Mezzosopran M agdalena Kožená wurde in Brünn geboren und studierte in ihrer Heimatstadt sowie bei Eva Blahová in Bratislava. Zahlreiche Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben, darunter der Internationale Mozart-Wettbewerb in Salzburg, ebneten ihr schnell den Weg zu einer außergewöhnlichen Karriere, die sie als Lied- und Konzertsängerin auf die bedeutenden Podien in Europa, den USA und Japans führt. Zu ihren musikalischen Partnern zählen Pianisten wie Daniel Barenboim, Yefim Bronfman, András Schiff und Mitsuko Uchida. Darüber hinaus arbeitet sie mit Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, dem Philadelphia Orchestra, Concertgebouworkest Amsterdam, Lucerne Festival Orchestra und den Wiener Philharmonikern unter Dirigenten wir Sir Simon Rattle, Mariss Jansons, Claudio Abbado und Sir Charles Mackerras zusammen. Auch auf der Opernbühne gehört sie mit Partien von Monteverdi bis Richard Strauss zu den gefragtesten Sängerinnen ihres Fachs. Magdalena Kožená ist ExklusivKünstlerin der Deutschen Grammophon. Seit 2001 entstanden preisgekrönte Aufnahmen u.a. mit dem Mahler Chamber Orchestra unter Marc Minkowski, Musica Antiqua Köln und Reinhard Goebel, dem Orchestra of the Age of Enlightenment unter Sir Simon Rattle oder dem Cleveland Orchestra unter Pierre Boulez. Ihre aktuelle CD »Lettere Amorose« umfasst italienische Liebeslieder des Barock. 2004 wurde sie vom »Gramophone Magazine« zur »Künstlerin des Jahres« gekürt; bereits ein Jahr zuvor verlieh ihr die französische Regierung den Titel »Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres«. Nach ihrer Mitwirkung im ZDF-Adventskonzert 2009 ist sie nun erneut mit der Sächsischen Staatskapelle in der Frauenkirche zu erleben. Konzert in der Frauenkirche I Robert Schumann * 8 . J u n i 1 8 1 0 i n Z w i c ka u † 2 9. J u l i 18 5 6 i n E n de n i c h be i B o n n »Der Eidgenossen Nachtwache« für Männerchor a cappella op. 62 Nr. 1 en tsta n den Besetz u ng am 9. Dezember 1847 in Dresden; 1998 Fassung mit der von Schumann geplanten Orchesterbegleitung von Joachim Draheim, 2010 revidiert Männerchor; 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher u r au fge f ü h r t am 8. Januar 1848 durch Schumanns »Liedertafel« in Dresden; Uraufführung der Orchesterfassung von Joachim Draheim am 16. Mai 1998 in Karlsruhe V e r l ag Ricordi, München Da u e r ca. 6 Minuten »Freiheitslied« für Männerchor a cappella op. 62 Nr. 2 en tsta n den Besetz u ng am 6. Dezember 1847 in Dresden; 2010 Fassung mit Orchesterbegleitung von Joachim Draheim im Auftrag der Sächsischen Staatskapelle Dresden Männerchor; 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher u r au fge f ü h r t am 8. Januar 1848 durch Schumanns »Liedertafel« in Dresden; Uraufführung der Orchesterfassung von Joachim Draheim am 20. November 2010 in Dresden V e r l ag Ricordi, München Da u e r ca. 3 Minuten »Verzweifle nicht im Schmerzenstal«, Motette für doppelten Männerchor und Orchester op. 93 en tsta n den Besetz u ng im Mai 1849 in Kreischa bei Dresden; Orchesterbegleitung im Mai 1852 in Düsseldorf Doppelter Männerchor; 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, Orgel, Streicher u r au fge f ü h r t am 4. Juli 1850 in der Paulinerkirche in Leipzig (mit Orgelbegleitung); am 8. März 1853 mit Orchesterbegleitung im Leipziger Gewandhaus; beide Aufführungen mit dem Universitäts­ sängerverein Leipzig 12 13 V e r l ag Breitkopf & Härtel, Wiesbaden/Leipzig Da u e r ca. 18 Minuten »Adventlied« für Sopran-Solo (Alt-, Tenor- und Bass-Solo) und (gemischten) Chor mit Begleitung des Orchesters op. 71 en tsta n den Besetz u ng im November/Dezember 1848 in Dresden Solistenquartett; gemischter Chor; 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, Streicher u r au fge f ü h r t am 10. Dezember 1849 im Leipziger Gewandhaus (Dirigent: Julius Rietz) V e r l ag Breitkopf & Härtel, Wiesbaden/Leipzig Da u e r ca. 17 Minuten »Neujahrslied« für Bass-Solo (Sopran- und Alt-Solo) und (gemischten) Chor mit Begleitung des Orchesters op. 144 en tsta n den Besetz u ng im Dezember 1849 und Januar 1850 in Dresden; Orchestrierung zwischen 27. September und 7. Oktober 1850 in Düsseldorf Soli: Sopran, Alt, Bass; gemischter Chor; 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 4 Posaunen, Pauken, Streicher u r au fge f ü h r t V e r l ag am 11. Januar 1851 in Düsseldorf (Dirigent: Robert Schumann) Breitkopf & Härtel, Wiesbaden/Leipzig Da u e r ca. 20 Minuten Konzert in der Frauenkirche I Zu den Werken des heutigen Konzertes Robert Schumann, Gustav Mahler – und Friedrich Rückert Dass Robert Schumann (1810-1856) und Gustav Mahler (1860-1911) im Jahre 2010 beide wegen runder Geburtstage, dem 200. und dem 150., überall in der Musikwelt mit mehr oder (meist) weniger Geschmack und Geschick gefeiert werden, ist bloßer Zufall. Doch lassen sich einem Vergleich der beiden großen Komponisten, deren Wertschätzung sich in den letzten Jahrzehnten sogar z.T. noch erhöht hat, manch aufschlussreiche Einsichten und Erkenntnisse abgewinnen. Mahler hat Schumann zwar nicht mehr kennenlernen können wie dessen Erben Johannes Brahms, der ihn als Dirigent sehr schätzte und dessen Einfluss ihm später half, Hofoperndirektor in Wien zu werden, aber Schumanns Musik offenbar sehr bewundert. Seine Bearbeitungen der vier Symphonien und der »Manfred«-Ouvertüre, die auf ein brillanteres Klangbild zielen, zeugen allerdings von einem fundamentalen Missverständnis von dessen Tonsprache, die den Vorbildern Beethoven, Schubert und Mendelssohn folgt. Der glühende Wagner-Enthusiast Mahler glaubte, diese Werke dem Klangideal seines Idols anpassen zu müssen, da Schumann sich seiner Meinung nach orchestral nicht genügend deutlich zu artikulieren verstand, was natürlich nicht der Fall ist, wie neuere verantwortungsvolle Aufnahmen und Aufführungen seiner Orchesterwerke ohne Retuschen zu Genüge beweisen. In diesem Irrtum waren aber fast alle Musiker seiner Zeit befangen, z.B. auch sein Kollege Felix von Weingartner, der z.T. 14 15 noch weitergehende unsinnige Eingriffe in Schumanns keineswegs verbesserungswürdige Instrumentation vorschlug, oder Richard Strauss und Felix Mottl, die Schumanns Orchesterwerke mehr oder weniger ignorierten. Was Mahler an Schumann aber fasziniert hat, so dass er sich überhaupt für ihn einsetzte, liegt auf der Hand. Es ist der unbedingte, ja geradezu fanatische Ausdruckswille, der rücksichtslos, aber auch mit kluger Berechnung Formen sprengt und sich neue schafft, das kühne Experimentieren mit Harmonik und Rhythmik, das von der Klassik wegführt und weit in die Zukunft weist, schließlich sogar die Vermischung von Stilebenen, die für Mahlers Komponieren geradezu typisch ist. In der »Rheinischen« Symphonie (EsDur, op. 97) trifft ein volkstümlicher Ländler auf choralartige Gebilde, eine Choralbearbeitung im Stile Bachs auf das menschheit-umfassende Pathos Beethovens, komplexe polyphone Passagen auf volksliednahe Melodik und romantischen Klangzauber. Auch die zahlreichen melodischen, thematischen und motivischen Bezüge, mit denen Schumann seine Werke satz­ übergreifend und sogar werkübergreifend miteinander verklammert, nehmen vieles von Mahlers Kompositionsweise vorweg. Darüber hinaus gibt es auch interessante biografische Parallelen. Beide Komponisten stammen nicht, wie die meisten ihrer Kollegen, aus einer Musikerfamilie, wohl aber aus einem musikfreundlichen Umfeld, das ihre Anfänge als Klavier spielende und komponierende Wunderkinder mehr oder weniger tatkräftig förderte. Während aber Schumanns Frühbegabung im provinziellen Zwickau nicht so recht entwickelt werden konnte, er sich weitgehend autodidaktisch bildete und erst mit 21 Jahren etwas Komposi­ tionsunterricht nahm, wurde Mahler nach ersten Erfolgen als Pianist schon mit 15 Jahren auf das renommierte Wiener Konservatorium geschickt, wo u.a. der von Brahms hochgeschätzte Robert Fuchs sein Lehrer war und er 1878 ein Abschluss-Diplom erhielt. Schon 1880 begann er seine Laufbahn als Dirigent, da er vom Komponieren nicht leben konnte, die ihn von Bad Hall an die Spitze der Wiener Hofoper und der New Yorker Met führen sollte. Dagegen konnte sich Schumann nach anfänglichen Schwierigkeiten nach 1840 immer mehr als Komponist durchsetzen, war aber nur drei Jahre lang, von 1850 bis 1853, als Dirigent in Düsseldorf tätig, eine Position, die seinem Naturell nicht angemessen war und in der er letztlich scheitern musste. Für beide Komponisten spielte die Literatur eine entscheidende Rolle in ihrem Leben und Schaffen. Schumann, Sohn eines erfolgreichen Buchhändlers, Verlegers, Schriftstellers und Übersetzers, wuchs mit Büchern auf, genoss eine ausgezeichnete Gymnasialbildung bis zum Abitur 1828 und schwankte lange, ob er Musiker oder Schriftsteller werden sollte. Jedenfalls Konzert in der Frauenkirche I war er nach eigener Aussage frühzeitig mit allen wichtigen Werken der Weltliteratur vertraut, die nicht nur seine Vokalwerke, sondern auch seine Instrumentalmusik entscheidend prägt. Zudem wurde Schumann schon früh zum geistvollen und fachkundigsten Musikschriftsteller deutscher Sprache, der sich mit der von ihm gegründeten und zehn Jahre lang geleiteten »Neuen Zeitschrift für Musik«, der ältesten, bis heute erscheinenden Musikfachzeitschrift der Welt, ein passendes Forum für seinen Kampf für eine Verbesserung der Musikkultur, »eine neue poetische Zeit«, schuf. Die Schulbildung Mahlers, der 1878, also ebenfalls im Alter von 17 Jahren, in Iglau das Abitur ablegte und danach an der Universität Wien einige Vorlesungen (Philosophie, Geschichte, Literatur- und Musikgeschichte) besuchte, war wohl nicht ganz so exzellent, wurde aber durch eine lebhafte und intensive lebenslange Beschäftigung mit Literatur und Philosophie ergänzt. In der Wertschätzung des seinerzeit berühmten, inzwischen fast vergessenen Dichters, Übersetzers und bedeutenden Orientalisten Friedrich Rückert (1788-1866) waren sich Schumann und Mahler einig, wofür sie von einer überheblichen und voreiligen Nachwelt gelegentlich getadelt oder sogar verspottet wurden. Der einst gefeierte, in zahllosen Ausgaben verbreitete Dichter wurde seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts immer mehr als epigonaler Sprachartist abgewertet, wenn seine einst viel gelesenen und unzählige Male vertonten Gedichte nicht einfach als Kitsch abgetan wurden, und dies sogar in der Schumann- und Mahler-Literatur. Davon kann natürlich nicht die Rede sein – bei ernsthafter Auseinandersetzung mit dem allerdings sehr umfangreichen Schaffen Rückerts dürfte ein so krasses Fehlurteil, das auf einer seit langer Zeit grassierenden, vorurteilsbehafteten Unvertrautheit mit der Literatur des 19. Jahrhunderts oder einfach auf Ignoranz beruht, nicht entstehen. Mögen Rückerts Werke zunächst überschätzt worden sein, weil sie in ihrer bisweilen glatten und routinierten Bildersprache und ihrem Gefühlsüberschwang dem Zeitgeschmack entgegenkamen, so werden ihre Eleganz und Virtuosität, ihr origineller Sprachwitz, den der Orientalist durch seine lebenslange Beschäftigung mit persischer, indischer und arabischer Literatur geschärft hatte, inzwischen sträflich unterschätzt. Der 1788 in Schweinfurt geborene Sohn eines Advokaten muss ein Sprachgenie gewesen sein, da er nach seinem Studium in Würzburg, Heidelberg und Jena (zuerst Jura, dann Literatur) in sehr kurzer Zeit nach Latein, Griechisch (was eine Selbstverständlichkeit war), Hebräisch und Italienisch ohne brauchbares Lehrmaterial Arabisch und Persisch nebst verschiedenen Dialekten erlernte. Schon 1811 habilitierte er sich in Jena und wurde 1827 Professor für orientalische Sprachen in Erlangen. 1841 wurde er im Zuge seiner kulturellen Reformbestrebungen vom kunstsinnigen, aber politisch mit Blindheit geschlagenen preußischen König Friedrich Wilhelm IV., der 16 17 F r i e d r i c h R ü c k e r t. Li t h o g r afi e v o n P. R o h r b a c h , n a c h e i n e r Z e i c h n u n g v o n S . A ms l e r , 1 8 19 Der fränkische Dichter regte viele Komponisten zu Vertonungen seiner Texte an, darunter neben Gustav Mahler und Robert Schumann auch Franz Schubert, Clara Schumann, Johannes Brahms, Carl Loewe und Richard Strauss. Als die bekanntesten Rückert-Vertonungen gelten Mahlers »Kindertotenlieder« und die »Fünf Rückert-Lieder«. Konzert in der Frauenkirche I auch Mendelssohn dauerhaft, aber vergeblich nach Berlin zu holen versuchte, als Professor an die Berliner Universität berufen, wo er sich aber nicht wohl fühlte. Bei Ausbruch der Revolution 1848 kehrte der angesehene Dichter und Wissenschaftler auf das Gut Neuseß bei Coburg, das seinem Schwiegervater gehörte, zurück, wo er 1866 starb. Die genannten Qualitäten der Gedichte Rückerts, aber auch ihre Kürze und Prägnanz, nicht zuletzt die große Auswahl, die sich bot, waren wohl der Grund, warum fast 2000 Vertonungen seiner Gedichte als Lieder, Duette und Chöre nachweisbar sind, deren Strom allerdings im frühen 20. Jahrhundert sehr schnell abebbte. Schon Franz Schubert schrieb sieben Lieder nach Gedichten von Rückert, darunter Meisterwerke wie »Daß sie hier gewesen« (op. 59 Nr. 2 / D 775, 1823) und »Du bist die Ruh« (op. 59 Nr. 3 / D 776, 1823). Alle weiteren bedeutenden Liederkomponisten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Loewe, Mendelssohn, Robert Franz, Brahms, Adolf Jensen, Hugo Wolf, Richard Strauss und Max Reger) und zahlreiche weitere haben Rückert-Gedichte, meist für eine Singstimme und Klavier, vertont. Während ihre Anzahl bei den genannten Komponisten meist überschaubar blieb, war Rückert für Schumann der am häufigsten vertonte Dichter überhaupt, was bisher meist übersehen oder ignoriert wurde, weil man Rückert nicht schätzte und sich zu einseitig auf Heine, Eichendorff und Goethe, deren große Bedeutung für Schumann unbestritten ist, konzentrierte. Den 42 Heine-Vertonungen, überwiegend kurzen Liedern mit Klavier, stehen von Rückert 20 Lieder, neun Duette, Terzette und Quartette mit Klavierbegleitung, vier gemischte Chöre, ein Frauenchor und zehn Werke für Männerstimmen bzw. Männerchor gegenüber, dazu drei großangelegte Chorwerke mit Orchester, das »Adventlied« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester op. 71, die Motette »Verzweifle nicht im Schmerzenstal« für doppelten Männerchor und Orchester op. 93 und das »Neujahrslied« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester op. 144 – alle drei sind am heutigen Abend zu hören. Schumann lernte Rückerts Gedichte wohl erst 1837 kennen; in diesem Jahr schenkte er seiner Braut Clara Wieck die 1836 in Erlangen erschienene zweite Auflage der »Gesammelten Gedichte« und schrieb später auf den Vorsatz: »Clara Schumann hat dieses Buch geschenkt bekommen im J.[ahre] 1837 von ihrem damaligen Liebsten Robert.« An dem reichen Liedersegen des »Liederjahres« 1840 ist Rückert maßgeblich beteiligt, über den Schumann in diesem Jahr anlässlich seiner Rezension von »drei guten 18 19 Liederheften« bemerkte: »Die Texte sind zur einen Hälfte von Rückert, dem geliebten Dichter, der, großer Musiker in Worten und Gedanken, dem wirklichen leider oft gar nichts hinzuzutun übriglässt.« Es ist auch kein Zufall, dass das erste Lied der »Myrthen« op. 25, dem Brautgeschenk für Clara zur Hochzeit am 12. September 1840, die berühmte »Widmung« ist, die in Rückerts »Liebesfrühling« im »Ersten Strauß« an dritter Stelle steht. Das letzte Gedicht im »Ersten Strauß«, das bei Rückert wie alle Gedichte dieser Sammlung ohne Überschrift ist, wurde von Schumann mit dem Titel »Zum Schluss« und mit deutlichen thematischen Beziehungen zur »Widmung« als 26. Lied an das Ende dieses durchdacht disponierten »Liederkreises« gesetzt. Die 1821 begonnene, durchaus autobiografisch motivierte Gedichtsammlung »Liebesfrühling« bezieht sich auf seine Braut und spätere Frau Luise, die Tochter seines Hauswirts, wurde mehrmals erweitert und bildete nicht nur für Schumann, sondern auch für viele andere Komponisten die wichtigste Quelle für gut vertonbare Gedichte. Noch Mahler entnahm dieser immer wieder auch einzeln aufgelegten Sammlung zwei Gedichte, »Liebst du um Schönheit« und »Ich bin der Welt abhanden gekommen«. Im Vergleich zu Schumann erscheint die Anzahl der Rückert-Vertonungen von Gustav Mahler – es handelt sich um zehn Lieder mit Orchester- oder Klavierbegleitung – auf den ersten Blick gering – aber ihr Stellenwert im Schaffen des Komponisten ist sehr hoch, da es die letzten Lieder sind, die er geschrieben hat, wenn man einmal von dem gänzlich anders konzipierten »Lied von der Erde«, das aus sechs Einzelliedern von z.T. sehr großer Länge besteht, absieht. Die fünf »Kindertotenlieder«, ausgewählt aus einer Sammlung von 114 längeren und kürzeren Gedichten aus den Jahren 1833/34, in denen Rückert den frühen Verlust zweier eigener Kinder (Ernst, geb. 1829, und Luise, geb. 1830) in erschütternder Weise zu verarbeiten sucht und die nur zu einem sehr kleinen Teil zu Lebzeiten des Dichters im Druck erschienen, entstanden zwischen 1901 und 1904 und erschienen 1905 im Druck. Fünf weitere Lieder nach Texten von Rückert, diesmal ohne zyklische Bindung, wurden im Sommer 1901 (»Ich atmet’ einen linden Duft«, »Blicke mir nicht in die Lieder«, »Um Mitternacht« und »Ich bin der Welt abhanden gekommen«) bzw. 1902 oder 1903 (»Liebst du um Schönheit«) komponiert und erschienen ebenfalls 1905. Was Mahler dazu bewogen hat, sich am Ende seines Liedschaffens ganz auf Rückert zu konzentrieren, hat er selbst mit hinreichender Deutlichkeit ausgesprochen: »Nach ›Des Knaben Wunderhorn‹ kann ich nur mehr Rückert machen – das ist Lyrik aus erster Hand, alles andere ist Lyrik aus zweiter Hand.« Davon wird noch zu reden sein. In unserem Programm werden die zuletzt genannten fünf Rückert-Lieder von Gustav Mahler vom Beginn des 20. Jahrhunderts den großangelegten Konzert in der Frauenkirche I Rückert-Vertonungen für Solostimmen, Chor und Orchester von Robert Schumann aus der Mitte des 19. Jahrhunderts gegenübergestellt. Die Werke von Schumann aus den Jahren 1847 bis 1850 haben alle einen direkten oder indirekten Bezug zur Revolution in Deutschland und Europa 1848/49 und ihrem tragischen Scheitern – sie bilden z.T. sozusagen den Kommentar eines kritischen und hellwachen Künstlers zu politischen Ereignissen, die auch sein Leben und Schaffen stark beeinflussten. Zugleich gehören sie zu den unbekanntesten, z.T. noch nicht einmal auf Schallplatte oder CD greifbaren und am wenigsten geschätzten Werken Schumanns. Dies ist angesichts ihrer herausragenden musikalischen Qualität ein Armutszeugnis für das Musikleben der letzten 150 Jahre! Robert Schumann und die Revolution in Dresden Nachdem Schumann Mitte 1844 einen vollständigen physischen und psychischen Zusammenbruch erlitten hatte, erhoffte er sich durch die Übersiedlung der Familie Ende des Jahres aus dem umtriebigen Leipzig in das ruhigere Dresden Erholung und Genesung, die aber erst nach mehr als einem Jahr Fortschritte machte. In Dresden verkehrten die Schumanns – außer mit dem ehrgeizigen Hofkapellmeister Richard Wagner und dem Freund Ferdinand Hiller, der Symphoniekonzerte veranstaltete, sowie mit einigen Musikern der damaligen Hofkapelle – hauptsächlich mit Schriftstellern und Malern der Akademie. Als sich Hiller, der auch einen Männerchor, die »Liedertafel« leitete, Ende Oktober 1847 entschloss, als Städtischer Musikdirektor nach Düsseldorf zu gehen, schlug er Schumann als seinen Nachfolger bei der »Liedertafel« vor. Der inzwischen wieder genesene Komponist akzeptierte freudig und wurde so »Liedermeister«; er beeilte sich sogar, bei der ersten »Liedertafel« am 20. November 1847 unter seiner Leitung mit eigenen Kompositionen aufwarten zu können, und zwar mit einigen der später als op. 65 veröffentlichten »Ritornelle von Friedrich Rückert in canonischen Weisen für mehrstimmigen Männergesang«. Diese hochartifiziellen Stücke, eine neue Form virtuoser vokaler Kammermusik, dürften allerdings die Leistungsfähigkeit eines Laienchores doch erheblich überfordert haben. Mehr Anklang bei seiner »Liedertafel« wird Schumann mit drei am 6. und 9. Dezember 1847 komponierten Chören, »Schlachtgesang« (Klopstock), »Freiheitslied« (Rückert) und »Der Eidgenossen Nachtwache« (Eichendorff), gefunden haben. Sie sind etwas einfacher strukturiert, wenn auch im- 20 21 R o b e r t S c h u ma n n . S t i c h v o n A u g u s t e H ü ss e n e r ( 1 8 4 7 ) Konzert in der Frauenkirche I Di e g r o S S e Ba r r ika d e am Ei n g a n g z u r Wi l s d r u ff e r Gass e b e im D r e s d n e r M aia u fs t a n d 1 8 4 9. S t e i n z e i c h n u n g v o n C . W. A r l d t mer noch sehr anspruchsvoll, vor allem, was den Stimmumfang betrifft; zudem war der politische Charakter der Texte am Vorabend der Revolution nicht zu überhören. Dies kommt besonders deutlich in einem Brief Schumanns an seinen Verleger Friedrich Kistner in Leipzig zum Ausdruck: »Sie empfangen beiliegend den Titel einer neuen Composition von mir … Wem hätten nicht die Siege der alten freien Schweiz das Herz gerührt! In den Eichendorffschen Gedichten fand ich nun eines [›Der Tyroler Nachtwache‹, 1810], wie es auf die augenblicklichen Zustände [gemeint ist der ›Sonderbundskrieg‹] nicht schöner passen konnte. Soll so ein Stück einschlagen, so muß es rechtzeitig in der Welt erscheinen. Also Eile, höchste Eile der Herausgabe wäre nothwendig. Antworten Sie mir umgehend, so erhalten Sie das ganze Manuscript bis Montag, und das ganze Heft ließe sich noch als gutes Weihnachtsgeschenk dem Fürst Metternich bescheren … Die Texte der anderen Gesänge sind nicht minder schön, wie denn das ganze Heft der Componist im Feuer geschrieben. Es sollte mich freuen, fänden es andere auch.« Schumann war übrigens bei einer persönlichen Begegnung mit dem Fürsten Metternich im August 1842 von diesem als Persönlichkeit fasziniert, was ihn aber nicht hinderte, ihn jetzt als den Exponenten der Reaktion zu attackieren. Am 1. Januar 1848 meldete Schumann seinem Freund Hiller: »Von mir erscheinen auch 3 Patriotica nächstens; sieh Dir sie doch an.« und am 8. Januar, bei der sechsten Liedertafel, vermerkte er im Haushaltbuch: »Abends Liedertafel u. meine patriotischen Lieder – Freude –.« Die drei Chorlieder 22 23 erschienen bereits im Februar 1848, allerdings bei Whistling in Leipzig, als op. 62. Sogar die Musikkritik war damals hellhörig für politische Untertöne; der Rezensent der »Neuen Berliner Musikzeitung« schrieb im Juni 1848 über die »Vier Gesänge« op. 59 für gemischten Chor und die »Drei Gesänge« op. 62 für Männerchor: »Zu den angeführten Titeln ebengenannter Gesänge genüge anzugeben, dass diese mit derjenigen Tüchtigkeit in Musik gesetzt sind, welche bei Schumann allgemein anerkannt ist. Zudem greift das zweitgenannte Heft mit seinem Inhalte besonders in die Zeitverhältnisse und dürfte schon deshalb Verbreitung finden. Das Element der Kraft bei überwiegend herrschender Homophonie ist im Ganzen vorwaltend. Eine geistreiche Anlage der Harmonie durchzieht bis zu den etwas wählerischen Schlüssen, mitunter auch in nächtlich dunkler Färbung des Grundtons, sämmtliche Gesänge, von denen uns einige für die eben angedeutete Kunstgestaltung der Homophonie fast zu ausgedehnt erscheinen.« Schumann spielte wahrscheinlich schon am 9. Dezember 1847, bei Abschluss der Arbeit, mit dem Gedanken, die Chöre mit einer Orchesterbegleitung zu versehen, um die Aufführung zu erleichtern und ihnen nachhaltigere Wirkung zu verschaffen. »… d. Eidgenossen Nachtwache und Idee« heißt es an diesem Tag im Haushaltbuch. Jedenfalls schrieb Clara Schumann am 29. März 1848 an den Verleger Hermann Härtel in Leipzig, der auch für die Programme der Gewandhauskonzerte zuständig war: »… Meine Bitte an Sie ist nun mit Gade zu sprechen, ob es sich vielleicht machte, daß in dem Concert zwei Männerchöre von meinem Mann (es sind dies zwei von den vor kurzem bei Whistling erschienenen 3 patriotischen Liedern) gesungen würden? Er würde in dem Falle Orchesterbegleitung dazu setzen. Die Lieder würden heißen: ›Der Eidgenossen Nachtwache‹ von Rückert und ›Schlachtgesang‹ von Klopstock – die Texte müssten freilich auf den Zeddel gedruckt werden! – Ich würde Sie nun bitten, uns bis Freitag d. 31. Antwort deshalb zu geben, da Robert die Orchesterbegleitung noch nicht gemacht hat, und ihm nicht viel Zeit bleibt.« Da der Vorschlag nicht akzeptiert wurde, blieb die Orchesterbegleitung unausgeführt. »Der Eidgenossen Nachtwache« habe ich bereits vor zwölf Jahren für ein Chorkonzert des Badischen Sängerbunds in Karlsruhe am 16. Mai 1998 unter dem Titel »Politische Musik – vor, während und nach der Revolution« im Rahmen der 14. Europäischen Kulturtage in Karlsruhe, die der Revolution von 1848 gewidmet waren, mit einer Orchesterbegleitung versehen. Diese Bearbeitung wurde für das heutige Konzert grundlegend neu gefasst. Statt des von Schumann vorgesehenen »Schlachtgesanges« von Klopstock, der musikalisch hinreißend, vom Text her aber ungenießbar ist (»Vergebens fließet unser Blut für’s Vaterland«, »Auf! in den Flammentod hinein!«), habe Konzert in der Frauenkirche I ich Rückerts »Freiheitslied«, das aus der Zeit der Befreiungskriege 1813/15 stammt und textlich nicht weniger deutlich, aber sprachlich wesentlich gelungener ist, mit einer stilistisch passenden Orchesterbegleitung versehen. Auch dabei konnte ich mich an Schumanns eigener Orchesterbegleitung zur ursprünglich a cappella konzipierten doppelchörigen Motette »Verzweifle nicht im Schmerzenstal« op. 93, die nur dreieinhalb Jahre später entstand, orientieren, wohl wissend, dass die Chöre op. 62 in ihrer wesentlich einfacheren und plakativeren Faktur auch eine schlichtere Begleitung verlangen, die natürlich immer hypothetisch bleiben muss, den Stücken aber doch größere Wirkung im Sinne des Komponisten verleihen könnte. Diese Bearbeitung wird im heutigen Konzert erstmals zur Diskussion gestellt, beide Chöre sind bei Ricordi/München erschienen. Am 16. April 1838 schrieb Schumann an seine Braut Clara Wieck: »… es afficirt mich Alles, was in der Welt vorgeht, Politik, Literatur, Menschen – über Alles denke ich nach meiner Weise nach, was sich dann durch die Musik Luft machen, einen Ausweg suchen will. Deshalb sind auch viele meiner Compositionen so schwer zu verstehen, weil sie sich an entfernte Interessen anknüpfen, oft auch bedeutend, weil mich alles Merkwürdige der Zeit ergreift und ich es dann musikalisch wieder aussprechen muß.« Über die beiden Revolutionsjahre 1848/49 notierte Schumann in seinem »Lektürebüchlein«, er habe »mehr Zeitungen gelesen als Bücher«. Man sollte sich also endlich von jenem unseligen, immer wieder nachgeplapperten Fehlurteil und Klischee verabschieden, Schumann sei ein lebensuntüchtiger, weltfremder, in seine Musik eingesponnener Träumer gewesen. Auch sein z.T. sehr erfolgreiches Wirken als Chorleiter in Dresden, seine erst am Ende gescheiterte Tätigkeit als Musikdirektor in Düsseldorf, seine intensiven musikliterarischen und musikpädagogischen Publikationen, die Förderung junger Komponisten und die Hinwendung zu großangelegten Werken für Chor und Orchester, also für den Konzertsaal, seit dem Erfolg von »Das Paradies und die Peri« 1843 sprechen dafür, dass Schumann in der Öffentlichkeit wirken wollte. Als er 1854 erkrankte, galt er vielen als der bedeutendste Instrumentalkomponist der Gegenwart, als legitimer Nachfolger Beethovens. Die Pariser Februar-Revolution 1848 gab den Anlass zu Unruhen in ganz Deutschland, die der republikanisch gesinnte Schumann in seinem Haushaltbuch aufmerksam verfolgte. Wir lesen da u.a.: »– die Pariser Nachrichten« (8.3.), »– große politische Aufregung noch immer« (14.3.), »Cravall in der Stadt« (15.3.), »Nachrichten aus Wien u. Berlin – große Zeiten« (16.3.), »Völkerfrühling« (18.3.), »Abends die großen Nachrichten aus Berlin« (19.3.), 24 25 »politische Aufregung – Abends Illumination – auch Chorverein« (22.3.), »Nachrichten aus Schleswig und Mailand« (27.3.). Schließlich setzte sich Schumann auch kompositorisch mit der Revolution auseinander. Am 1. April schrieb er ein »Freiheitslied« nach einem Text des heute unbekannten Berliner Journalisten Josef Fürst, am Nachmittag des 4. April »Schwarz-RotGold« von Ferdinand Freiligrath, einem der bekanntesten politischen Dichter des Vormärz, und am 11. April »Zu den Waffen« aus der Feder des engagierten Berliner Schriftstellers und Journalisten Titus Ullrich, jeweils für vierstimmigen Männerchor mit großer Blasorchesterbegleitung ad lib. Mögen die Texte aller drei Gesänge auch von eher zweifelhaftem literarischen Wert gewesen sein, so hatte Schumann diesmal sogar die Genugtuung, dass das »Freiheitslied« am 10. Mai bei einem großen Benefizkonzert zugunsten der Notleidenden im Erzgebirge in Dresden mit der Bläserbegleitung aufgeführt wurde und (ohne die Begleitung) im »Album zum Besten des Frauenvereins zur Erwerbung eines vaterländischen Kriegsfahrzeuges« gedruckt wurde. Aber auch in anderen Werken dieses ereignisreichen Jahres hat die Revolution mehr oder weniger deutliche Spuren hinterlassen. Zu ihnen gehört das »Adventlied« op. 71 für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester nach einem Text von Friedrich Rückert, das, passend zur Jahreszeit, Ende November komponiert und zwischen dem 3. und 20. Dezember 1848 in Dresden instrumentiert wurde. Es wurde seit dem 21. Februar 1849 in Schumanns »Chorverein« geprobt, was auf eine geplante Aufführung in Dresden hindeutet. Diese kam aber erst am 10. Dezember 1849 im Leipziger Gewand­ haus in einem Wohltätigkeitskonzert unter der Leitung von Schumanns Freund Julius Rietz zustande. Es erklang auch unter der Direktion des Komponisten in Schumanns erstem Düsseldorfer Konzert am 24. Oktober 1850 unter dem etwas irreführenden Titel »Motette«; für dieses Konzert wurden die drei Posaunen (ab Nr. 2) hinzugesetzt. Obwohl es sich um eine Kantate handelt, wollte Schumann dieses »ziemlich verbrauchte Wort« nicht verwenden; »Adventlied« wollte er es nicht nennen, da ihn »dies an eine bestimmte Jahreszeit erinnert und die Aufführung des Stückes dadurch gewissermaßen an eine Zeit gebannt wäre«. Er schlug dem Verleger Breitkopf & Härtel im Mai 1849 deswegen »Geistliches Gedicht« als Titel vor, was dieser aber ablehnte. Die Ausgabe (nur Klavierauszug und Singstimmen – die Partitur kam erst 1866 heraus) erschien im Oktober 1849 als »Adventlied von Friedrich Rückert für Sopran-Solo und Chor mit Begleitung des Orchesters« als op. 71. Der Solo-Sopran spielt tatsächlich eine herausragende Rolle; jedoch wird das ganze Soloquartett (Sopran, Alt, Tenor, Bass) eingesetzt, wie es sich für ein solches »Kirchenstück«, wie es sowohl von Robert wie von Clara Schumann genannt wurde, gehört. Konzert in der Frauenkirche I So interessant wie das Ringen um einen passenden Titel sind auch zwei briefliche Äußerungen Schumanns, die das Spannungsverhältnis von »geistlich« und »weltlich«, das den besonderen Reiz dieses Werkes ausmacht, beleuchten. An Eduard Krüger schrieb Schumann am 29. November 1849: »Auch der Kirche hab’ ich mich zugewandt, nicht ohne Zagen. Sehen Sie sich einmal das Rückertsche Adventlied an, obwohl es vornherein mit Rücksicht auf einen schwächeren (Schwächeres leistenden) Chor geschrieben ist.« Anfang August 1849 heißt es in einem Brief an Breitkopf & Härtel: »Noch fällt mir etwas ein: Das Adventlied hat einen gewissen Zeitbezug – und da möchte ich wohl, daß die Jahreszahl (1849) auf dem Titelblatt irgendwo angebracht würde.« Dies wurde allerdings, ganz im Gegensatz zu den Märschen op. 76, die Schumann im Juni 1849 nach Niederschlagung des Dresdner Aufstandes und seiner Rückkehr nach Dresden komponierte und die er als »keine alten Dessauer – sondern eher republikanische« bezeichnet hatte und bei denen die Jahreszahl groß auf dem Titelblatt des Erstdrucks prangte, nicht realisiert, vielleicht sogar aus Angst vor der Zensur – die Revolution war ja Ende 1849 bereits endgültig gescheitert. Die sechs Strophen von Rückerts Gedicht hat Schumann auf sieben Sätze verteilt, die nahtlos miteinander verschränkt sind und den Text ohne jede Kürzung, aber in sehr unterschiedlicher akzentuierender Verteilung geschmeidig vertonen. Dabei bringt der ständige Wechsel der Besetzung (Solo-Sopran mit Frauenchor, Soloquartett, gemischter Chor, Männerchor) klanglich Abwechslung, die auch durch die Disposition der Tonarten (G-Dur/E-Dur/G-Dur/B-Dur/D-Dur/h-Moll/D-Dur/G-Dur) und Taktarten gewährleistet ist. Der Einsatz kirchenmusikalischer Techniken (Choräle, Fugati, Responsion zwischen Solo-Sopran und Frauenchor, zwischen Soloquartett und Chor, die gegen Ende bezeichnenderweise immer mehr zurückgenommen wird) betont den »geistlichen« Charakter des Werks geradezu demonstrativ. Der erste Satz im 6/4-Takt (Frauenchor mit Solo) verweist auf die Gattung der weihnachtlichen Pastorale. »Aufschlußreich ist die musikalische Fassung des 4. Stücks als Zentrum der Komposition: ganz im Stile des protestantischen Chorals gestaltet Schumann einen Kantionalsatz mit Fermaten am Zeilenende. Als ungewöhnlich ist lediglich die Harmonik zu bezeichnen, die drei Zeilen enden auf D-Dur, Fis-Dur und H-Dur, insbesondere die letzte Modulation über h-moll ist recht schroff und paßt zum Text ›verstört‹.« (Helmut Loos). Zu bewundern ist die durchsichtige und farbige Instrumentation; laut einer Notiz in der Partitur sind die Posaunen »zugesetzt und nur bei grösseren Kirchenaufführungen zu verwenden«. 26 27 Robe rt u n d Cl a r a Sch u ma n n. R e l i e f von E r nst Ri e tsch e l ( Dr esde n, 18 4 6) Auf dem Weg zu seiner Russland-Tournee traf das Ehepaar Schumann am 27. Januar 1844 in Berlin mit Friedrich Rückert zusammen. Clara Schumann notierte über den Dichter: »herrlicher Kopf, wie der eines Gesetzgebers … Es freut mich sehr, daß Robert gerade diesen Mann kennengelernt, den er immer so sehr als Dichter geliebt.« Für die Zeitgenossen enthielt diese poetische Adventskantate, die kaum rezipiert und von der Sekundärliteratur in sträflicher Weise mit Missachtung und Unverständnis behandelt wurde, unüberhörbare Anspielungen auf das Zeitgeschehen, insbesondere das angespannte Verhältnis der Regierenden zum aufbegehrenden Volk. Auf einige Sätze sei hier verwiesen: »Dein König kommt in niedern Hüllen …« (Nr. 1), »O mächt’ger Herrscher ohne Heere, gewalt’ger Kämpfer ohne Speere« (Nr. 2), »O Herr von großer Huld und Treue, o komme du auch jetzt auf’s Neue zu uns, die wir sind schwer verstört!« (Nr. 4), »daß wir, die Völker und die Thronen, vereint als Brüder immer wohnen in deines großen Vaters Haus!« (Nr. 7). Konzert in der Frauenkirche I Am 10. April 1849 schrieb Schumann an seinen Freund Ferdinand Hiller: »Sehr fleißig war ich in dieser ganzen Zeit – mein fruchtbarstes Jahr war es – als ob die äußern Stürme den Menschen mehr in sein Inneres trieben, so fand ich nur darin ein Gegengewicht gegen das von außen so furchtbar Hereinbrechende.« Nur wenig später kam es in Baden und Sachsen zu Versuchen, eine Republik zu errichten, zur Flucht der Herrschenden und zu heftigen Auseinandersetzungen mit den aus Preußen ausgerückten Truppen. Als Anfang Mai 1849 die Revolution in Dresden zu blutigen Barrikadenkämpfen und Straßenschlachten eskalierte und man Schumann zu einer »Sicherheitswache« einziehen wollte, floh die Familie auf abenteuerlichen Schleichwegen am 5. Mai aus der Stadt, zunächst auf das Gut Maxen zu dem befreundeten Ehepaar Serre, die gleichfalls republikanisch gesinnt waren, dann in das nahegelegene Dorf Kreischa. Die hochschwangere Clara kehrte am 7. Mai unter Lebensgefahr in die Stadt zurück, um die noch verbliebenen Kinder Elise, Julie und Ludwig zu holen. Bis in den Juni hinein blieb die Familie in Kreischa, wo man auch am 8. Juni Schumanns 39. Geburtstag feierte. Das unmittelbare Erlebnis der blutigen Revolution, die von preußischem Militär mit äußerster Brutalität niedergeschlagen wurde (»überall unheimlich«, »Schrecken auf Schrecken«, »Bilder einer schauerlichen Revolution« heißt es dazu u.a. im Haushaltbuch), hielt Schumann jedoch nicht im geringsten vom Komponieren ab, worüber sich Clara Schumann schon damals sehr wunderte. Als ihr Mann in Seelenruhe an seinem »Liederalbum für die Jugend« op. 79 arbeitete, schrieb sie in ihr Tagebuch: »Merkwürdig erscheint mir, wie die Schrecknisse von außen seine inneren Gefühle in so ganz entgegengesetzter Weise erweckt. Über den ganzen Liedern schwebt ein Hauch der höchsten Friedlichkeit, mir kommt alles darin wie Frühling vor, lachend wie die Blüten.« Es wäre allerdings zu kurz gegriffen, wenn man die ebenfalls Ende Mai 1849 in Kreischa entstandene Motette »Verzweifle nicht im Schmerzens­ tal« (zunächst für doppelten Männerchor mit zwei Soloquartetten a cappella konzipiert – eine Orchesterbegleitung war aber wohl von Anfang an geplant) nur als eine Reaktion auf das gerade erlebte »Schmerzenstal« der Welt sehen wollte. Den Text hatte Schumann schon vor einiger Zeit in den von Rückert kongenial übersetzten »Makamen« des klassischen arabischen Dichters Hariri (1054-1122), die ihn bereits 1848 zu den vierhändigen »Bilder aus Osten« op. 66 inspiriert hatten, gefunden. Am Ende der 16. Makame versucht der Held Abu Seid von Serug, den man nach Schumanns Aussage »unserem deutschen Eulenspiegel vergleichen könnte, nur daß jener bei weitem poetischer, edler gehalten ist«, seine Freunde, die ihn für todkrank gehalten hatten, mit einer Rede davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, auch in und nach schwerer Bedrängnis zu leben und im Vertrauen auf Gott 28 29 dem Schicksal zu trotzen. In Rückerts hochvirtuoser Übersetzung dieses komplexen Textes finden sich viele Anklänge an die Sprache der Bibel, so dass dieser nicht-christliche Text tatsächlich von Schumann (und seiner Frau Clara) mehrfach als »religiöser Gesang« bezeichnet werden konnte. Matthias Wendt, der dieses Werk im Rahmen der Neuen Schumann-Gesamtausgabe im Jahre 2000 erstmals kritisch ediert hat, weist zu Recht darauf hin, dass der Anlass für die Komposition im Dunkeln liegt. Seine Dresdner »Liedertafel« hatte Schumann 1849 längst aufgegeben, das hochkomplizierte Werk wäre für einen Laienchor ohnehin nicht zu bewältigen gewesen, bei seinem gemischten Chorverein fehlte es an Männerstimmen, ein Kompositionsauftrag lag nicht vor. Vielleicht darf man annehmen, dass gerade diese utopische Situation ihn, der gerne experimentierte und Neues ausprobierte, reizte, dass er von Rückerts »schönem Gedicht« (Brief an Eduard Bendemann vom 28. Mai 1849) einfach fasziniert war und sich einmal den Luxus gönnte, für die Schublade zu schreiben, und dies in einer Gattung, die höchste kompositorische Kompetenz verlangte, die er inzwischen gerade durch das Studium Bachs und anderer alter Meister, die Motetten schrieben, erlangt hatte. Unerwarteterweise bot sich dann aber doch eine Möglichkeit für eine Aufführung. Der Universitätssängerverein zu St. Pauli in Leipzig, offenbar ein sehr leistungsstarker Männerchor, wollte das Werk zu seinem 25-jährigen Stiftungsfest aufführen, und zwar in einer Zeit, in der Schumann zur Vorbereitung der Premiere seiner einzigen Oper »Genoveva« ohnehin in Leipzig war. Da die geplante Orchesterbegleitung in so kurzer Zeit nicht fertig werden konnte, schrieb Schumann eine Orgelbegleitung. In dieser Fassung wurde das Werk am 4. Juli 1850 in der Paulinerkirche unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt, der die Darbietung »ganz passabel« fand, zumal der Dirigent des Chores, Hermann Langer, sich bei der Einstudierung offenbar sehr engagiert hatte. Nach dem Konzert wurden Schumann und sein Freund Niels Wilhelm Gade zu Ehrenmitgliedern des Universitätssänger­ vereins ernannt. In der Version mit Orgel wurde das Werk auch 1851 als op. 93 bei Whistling in Leipzig gedruckt. Erst zwischen dem 10. und 15. Mai 1852 fand Schumann die Zeit, die lange geplante Orchesterbegleitung zu schreiben, bezeichnenderweise zu einer Zeit, als er sich bei der Komposition seiner Messe op. 147 und seines Requiems op. 148 bereits intensiv mit geistlicher Musik beschäftigte. Schumann hoffte, dass sie in dieser Gestalt »ungleich größer wirken und sich umso schneller verbreiten würde«, wie er am 25. Mai 1852 an Whistling schrieb. Darin allerdings täuschte er sich; doch immerhin übernahm der Universitätssängerverein unter seinem rührigen Dirigenten Hermann Konzert in der Frauenkirche I Langer die Uraufführung auch dieser Fassung, die am 8. März 1853 im Leipziger Gewandhaus stattfand, ohne die Anwesenheit Schumanns und mit sehr wenig Resonanz. Das Werk erklang mit denselben Interpreten noch einmal am 28. Januar 1861 im Leipziger Gewandhaus und verschwand danach praktisch aus der Musikgeschichte, zumal die Partitur mit Orchester erst 1887 im Rahmen der alten Schumann-Gesamtausgabe bei Breitkopf & Härtel erschien. Die törichten oder nichtssagenden Urteile bzw. Fehlurteile über dieses Werk vor allem in der älteren Schumann-Literatur sind ein eigenes trauriges Kapitel. Die heutige Aufführung wird hoffentlich beweisen, dass die Motette op. 93 neben dem »Gesang der Geister über den Wassern« von Franz Schubert, Mendelssohns Bühnenmusiken zu »Antigone« und »Ödipus auf Kolonos« von Sophokles, dem »Liebesmahl der Apostel« von Wagner und der »Alt-Rhapsodie« von Brahms zu den wenigen Meisterwerken der Männerchorliteratur zählt. Das nicht strophisch gegliederte, sich assoziativ entwickelnde gedankenreiche Gedicht von Hariri/Rückert wurde von Schumann in fünf z.T. annähernd gleich lange Abschnitte gegliedert, die nahtlos oder mit ganz leichten Zäsuren ineinander übergehen. Ein Tonartenplan (B-Dur/g-Moll/G-Dur/ B-Dur/Ges-Dur/B-Dur), Tempo- und Taktwechsel sowie ein ausgewogenes Verhältnis von polyphonen und homophonen Teilen sorgen für eine klare und sinnvolle Form. Die Doppelchörigkeit, ein Prinzip älterer Musik, mit der sich Schumann viel beschäftigt hatte, ist weder streng noch schematisch durchgeführt und bietet eine reiche klangliche Abwechslung, was durch den gezielten Einsatz der beiden Soloquartette an den passenden Textstellen (z.B. Nr. 2) noch verstärkt wird. Auch die Behandlung des Textes ist sehr ungewöhnlich: die Textmenge und die Dauer der Stücke stehen oft in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis, wodurch einige zentrale Aussagen hervorgehoben werden: »Verzweifle nicht im Schmerzenstal!«, »Harr’ aus im Leid … und hoffe Gut’s vom Hauch des Herrn, der Gnaden spendet ohne Zahl und Freuden ohne Zahl lässt blühn.« Die Orchesterbegleitung stützt die beiden Chöre und die beiden Soloquartette selektiv und colla parte, aber nicht genau Ton für Ton, sondern setzt Akzente, spart aus, stützt, wo es nötig ist, färbt ein und wird sogar unabhängig und lautmalerisch (bei »Oft braust ein Sturm«). Das hartnäckige Vorurteil über Schumanns angebliche Unfähigkeit zum sinnvollen Orchestrieren wird gerade durch diese Orchester­begleitung einmal mehr ad absurdum geführt. 30 31 Das »Adventlied« op. 71 und die Motette »Verzweifle nicht im Schmerzens­ tal« op. 93 mögen zu den zu Unrecht vergessenen Werken Schumanns gehören, das »Neujahrslied« op. 144 muss als so gut wie verschollen gelten. Schumann skizzierte es, wieder passend zur Jahreszeit, zwischen dem 27. Dezember 1849 und dem 3. Januar 1850 in Dresden, ganz offenbar als Seitenstück zum »Adventlied« op. 71. Der Plan, auch ein »Weihnachtslied« für Soli, gemischten Chor und Orchester nach einem Text von Rückert zu komponieren, wurde im September 1850 kurz ins Auge gefasst, dann aber wieder aufgegeben, sonst wäre eine geistliche Trilogie nach Texten von Rückert entstanden. Erst zwischen dem 27. September und dem 7. Oktober 1850, kurz nach seiner Übersiedlung nach Düsseldorf, kam Schumann dazu, das Werk zu instrumentieren, offenbar beflügelt durch die Möglichkeit einer Aufführung mit seinem Chor und Orchester. Diese fand passenderweise in seinem vierten Düsseldorfer Konzert am 11. Januar 1851 zu Beginn des Programms statt und war »wegen ungenügender Proben nicht so gut, wie Robert es wünschte. Robert infolge dessen sehr verstimmt.«, wie Clara Schumann im Tagebuch vermerkte. Ein Versuch, das Werk dem Verleger Arnold in Elberfeld zu verkaufen, scheiterte im November 1850; dieser übernahm es aber wenigstens, die Singstimmen ausschreiben zu lassen. Es erschien erst Ende 1861 als »No. 9 der nachgelassenen Werke« und op. 144 bei Rieter-Biedermann in Winterthur, dem späteren Verleger des »Deutschen Requiems« von Brahms, der auch bei der Herausgabe seine Hände im Spiel gehabt haben dürfte. Seitdem wurde das Stück so gut wie nie aufgeführt, was doch einigermaßen erstaunt, wenn man bedenkt, wie viele Stücke von Klein- und Kleinstmeis­ tern aus dem Barock, inzwischen aber auch aus dem 19. Jahrhundert in den letzten Jahrzehnten ausgegraben und als musikalische Offenbarungen angepriesen wurden und werden, während dieses gewichtige Werk eines ansonsten anerkannten Komponisten einfach übergangen wurde. Ganz offensichtlich sind die Parallelen des »Neujahrslieds« zum »Adventlied«. Wieder wurden die zwölf achtzeiligen Strophen von Rückert ohne Lücken, aber sehr ungleichmäßig auf die sieben Nummern dieser Kantate verteilt, die nahtlos und z.T. strophenübergreifend miteinander verschränkt sind, wodurch sich Akzentuierungen der Aussagen (»Rüste dich, Mut!«, »Schließt, Brüder, die Runde, und sprecht zum Gedeih’n: Stets laßt uns im Bunde vereiniget sein!«) ergeben. Diese stehen nur noch in einem sehr losen, aber doch wahrnehmbaren Zusammenhang mit der inzwischen gescheiterten Revolution, als Appelle an die Tatkraft und Brüderlichkeit in einem sehr allgemeinen Sinn. Wie im »Adventlied« der Solo-Sopran, so tritt im »Neujahrslied« noch deutlicher der Solo-Bass gleichsam als Vorsänger des Kollektivs hervor, das Duett zwischen Solo-Sopran und Solo-Alt (Nr. 2) hat nur episodischen Cha- Konzert in der Frauenkirche I Gustav Mahler * 7 . J u l i 1 8 6 0 i n K a l is c h t ( B ö h m e n ) † 1 8 . M ai 1 9 1 1 i n Wi e n Fünf Lieder nach Texten von Friedrich Rückert mit Klavier- oder Orchesterbegleitung (»Rückert-Lieder«) 1. »Liebst du um Schönheit«, Orchesterfassung von Max Puttmann 2. »Blicke mir nicht in die Lieder« 3. »Um Mitternacht« 4. »Ich atmet‘ einen linden Duft« 5. »Ich bin der Welt abhanden gekommen« en tsta n den Besetz u ng »Blicke mir nicht in die Lieder«, »Ich bin der Welt abhanden gekommen« und vermutlich auch »Um Mitternacht« und »Ich atmet‘ einen linden Duft« im Sommer 1901 in Maiernigg am Wörthersee; »Liebst du um Schönheit« im Sommer 1902 oder 1903 ebendort; Orchesterfassung dieses Liedes von Max Puttmann (1910) Solostimme (Mezzosopran, Alt oder Bariton); 2 Flöten, 2 Oboen (2. auch Englischhorn), 2 Klarinetten, 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Harfe, Celesta, Klavier, Streicher u r au fge f ü h r t am 29 Januar 1905 im Kleinen Musikvereinssaal in Wien (Solist: Friedrich Weidemann, Wiener Philharmoniker, Dirigent: Gustav Mahler); Uraufführung von »Liebst du um Schönheit« nicht bekannt 32 33 V e r l ag Universal Edition, Wien Da u e r ca. 20 Minuten rakter. Damit rückt der Chor, d.h. das Volk, das in der Revolution vergeblich seine Stimme erhoben hatte, noch mehr in den Mittelpunkt, mit der Forderung, nicht mit Worten oder Plänen, sondern mit Taten zu wirken und das Leid des vergangenen Jahres, das auch ein politisches war, zu überwinden, und eben nicht in die nach der Revolution weit verbreitete Resignation zu verfallen. Das »Neujahrslied« ist deswegen auch kompakter und glänzender orchestriert als das lyrisch-verhaltene »Adventlied«, schon im dritten Takt treten die Posaunen, die sich mit der Begrüßung des neuen Jahres assozi­ ieren lassen, hervor. Das Werk mündet, hierin auf Bruckner und Mahler vorausweisend, in den Choral »Nun danket alle Gott«, womit der christlichgeistliche Aspekt trotz des eher weltlichen Gedichts hervorgehoben wird. Es ist kein Zufall, dass Schumann in dieser Zeit (Februar 1851) plante, ein Luther-Oratorium zu schreiben, zu dem ihm Richard Pohl den Text liefern sollte. Das »Neujahrslied« gibt einen Eindruck davon, wie dieses Oratorium hätte klingen können. Gustav Mahler: Fünf Lieder nach Texten von Friedrich Rückert Im Gegensatz zu den »Kindertotenliedern« bilden die fünf Lieder nach Texten von Friedrich Rückert keinen Zyklus; sie wurden nur zusammen mit den zwei Wunderhorn-Liedern »Revelge« und »Der Tambourg’sell« unter dem Titel »Sieben Lieder aus letzter Zeit« in Fassungen mit Klavier bzw. Orches­ter 1905 bei Kahnt in Leipzig veröffentlicht. Durch Skizzen ist erwiesen, dass »Blicke mir nicht in die Lieder« am 14. Juni und »Ich bin der Welt abhanden gekommen« am 16. August 1901 komponiert wurden; es ist aber sehr wahrscheinlich, dass auch die Lieder »Ich atmet’ einen linden Duft« und »Um Mitternacht« im Sommer 1901 in Maiernigg am Wörthersee entstanden sind. »Liebst du um Schönheit« aus Rückerts »Liebesfrühling«, bereits von Clara Schumann kongenial vertont, war ein sehr persönliches Geschenk Mahlers für seine junge Frau Alma, das nach deren widersprüchlichen Angaben entweder im August 1902 oder im Sommer 1903 komponiert wurde. Der private Charakter dieses kurzen und intimen Strophenliedes führte dazu, dass Mahler es nicht orchestrierte. Die heute allgemein gespielte, stilistisch einfühlsame Orchesterbegleitung stammt von dem Musikreferenten und Kapellmeister Max Puttmann (1864-1935), einem Absolventen der Berliner Musikhochschule, und erschien erst nach Mahlers Tod bei Kahnt. Konzert in der Frauenkirche I » D e r W e lt a b h a n d e n g e k o mm e n « : d e r Wi e n e r H o f o p e r n d i r e k t o r G u s t av M a h l e r . F o t o v o n M o r i t z N ä h r ( Wi e n , 19 0 7 ) 34 35 Nachdem Mahler bis 1901 fast ausschließlich Texte aus der legendären Sammlung »Des Knaben Wunderhorn« von Clemens Brentano und Achim von Arnim, erschienen zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Heidelberg mit einer Widmung an Goethe, oder eigenen Texten, die von dieser Sammlung inspiriert waren, vertont hatte, wandte er sich überraschend Friedrich Rückert zu, der schon damals als Dichter kaum mehr geschätzt wurde. Diese »Lyrik aus erster Hand«, wie er im Gespräch mit Anton von Webern äußerte, faszinierte ihn offenbar so sehr, dass er die Gedichte ganz anders als bei den »Wunderhorn-Liedern«, bei denen er sich die Texte nach seinen Bedürfnissen bearbeitete, fast unangetastet ließ. Rückerts geistvolle Sprachspielereien, z.B. die Doppeldeutigkeit von »linden Duft« als »linder Duft« oder »Linden-Duft«, d.h. »Duft einer Linde«, die Musikalität der Verse und die Leichtigkeit des Tonfalls müssen ihn ebenso inspiriert haben wie die für ein Lied günstige Konzentration auf einen Affekt und Aussagen, die seine ureigensten Gedanken widerspiegelten, z.B. »Ich bin der Welt abhanden gekommen« oder »Ich leb’ allein in meinem Himmel, in meinem Lieben, in meinem Lied«. Jens Malte Fischer charakterisierte den stilistischen Wandel in Mahlers Tonsprache, der durch diese Texte ausgelöst wurde: »Mahler fand offensichtlich Gefallen, gar Notwendigkeit daran und darin, als Gegengewicht gegen die Expressivität der mittleren Symphonien und der späten ›Wunderhorn-Lie­ der‹ zu einer Intimität und Keuschheit des Ausdrucks zurückzukehren, wie sie in den früheren Liedern und der IV. Symphonie vorherrschend gewesen. Dem entspricht die Handschrift: filigrane, porzellanhafte Orchestration, Kammermusik statt Symphonik, Stimmungsvaleurs und Reduktion statt Emphase und großflächiger Dramatik. Der Mahlersche Subjektivismus, in den mittleren Symphonien nach außen gekehrt, wird nach innen gewendet, kapselt sich ein. Singstimme und Begleitung werden motivisch-thematisch ineinander verflochten.« Eine Ausnahme bildet nur das hochexpressive, dramatisch ausladende »Um Mitternacht«, das den meisten Mahler-Experten Unbehagen bereitet, obwohl es sich weder im Stil noch im Ausdruck oder der Qualität von einigen der »Wunderhorn-Lieder« unterscheidet – es passt nur nicht wirklich zu den vier anderen Rückert-Liedern! J o a c h im D r a h e im Konzert in der Frauenkirche I Gesangstexte Robert Schumann »Der Eidgenossen Nachtwache« op. 62 Nr. 1 »Freiheitslied« op. 62 Nr. 2 T e x t : J o s e p h vo n Ei c h e n d o r ff T e x t: F r i e dr ich Rück e rt In stiller Bucht, bei finstrer Nacht, Ruht tief die Welt im Grunde, Die Berge rings stehn auf der Wacht, Der Himmel macht die Runde, Geht um und um, Ums Land herum Mit seinen goldnen Scharen, Die Frommen zu bewahren! Zittr‘, o Erde, dunkle Macht Bis zum Abgrund nieder Der Gedank‘ ist aufgewacht, Schüttelt sein Gefieder, Will geflügelt dir entfliehn, Wenn du nicht wirst fesseln ihn, Sprich, ob du‘s wirst können! Kommt nur heran mit eurer List, Mit Leitern, Strick und Banden, Der Herr doch noch viel stärker ist, Macht euren Witz zuschanden. Wie wart ihr klug! – Nun schwindelt Trug Hinab vom Felsenrande – Wie seid ihr dumm! o Schande! Gleich wie die Stämme in dem Wald Wolln wir zusammenhalten! Ein‘ feste Burg, Trutz der Gewalt, Verbleiben treu die alten. Steig, Sonne, schön! Wirf von den Höhn Nacht und die mit ihr kamen, Hinab in Gottes Namen. 36 37 Wie des Kerkers Fuge kracht, Wenn von einem Blitze Dem, der drinnen liegt in Nacht, Wird gezeigt die Ritze, Wie das Haupt die Hoffnung hebt, Und der Geist zur Freiheit strebt, Und entfleugt den Mauern! Wie im Arm der Buhlerin Einer liegt versunken, Durch den lustberauschten Sinn Plötzlich zuckt ein Funken, Daß er dort, wo Engel geh‘n, Sieht die reine Liebe steh‘n, Die ihm aufwärts winket! »Verzweifle nicht im Schmerzenstal«, Motette op. 93 T e x t: F r i e dr ich Rück e rt Nr. 1 Nr. 3 Verzweifle nicht im Schmerzental, Wo manche Wonne quillt aus Qual. Verzweifle nicht! Harr’ aus im Leid, bis weichen es Der heißt, der ihm zu nah’n befahl. Nr. 4 Oft braust der Sturm, und hinter ihm Ein Säuseln Gottes allzumal. Die Wolke droht, da fällt aus ihr Ein Lichtstrahl, nicht ein Wetterstrahl. Verzweifle nicht im Schmerzenstal, Wo manche Wonne quillt aus Qual. Verzweifle nicht! Nr. 2 Viel Winter sind dir über’s Haupt Gegangen, und noch ist’s nicht kahl. Viel Stürme haben dir das Laub Gerüttelt, und noch ist’s nicht fahl. Und hoffe Gut’s vom Hauch des Herrn, Der Gnaden spendet ohne Zahl, Nr. 5 Und Freuden ohne Zahl läßt blüh’n Im Menschen-Leben eng und schmal. Verzweifle nicht im Schmerzenstal, Wo manche Wonne quillt aus Qual. Und hoffe Gut’s vom Hauch des Herrn, Der Gnaden spendet ohne Zahl, Und Freuden ohne Zahl läßt blüh’n. Verzweifle nicht! Die Zeit hat dir so manche Lust Geschenkt, die dir so manche stahl, Und hat den Kelch mit Bitterkeit Gewürzt, daß er nicht werde schal. Vertrau du der verhüllten Hand, Die keinen führt nach seiner Wahl; Und sei auf Wechsel stets gefaßt, Denn Wechsel heißt das Weltschicksal. Konzert in der Frauenkirche I Gustav Mahler »Rückert-Lieder« T e x t: F r i e dr ich Rück e rt 1. L iebst du um Schönheit 2. Blicke mir nicht in die Lieder! Liebst du um Schönheit, O nicht mich liebe! Liebe die Sonne, Sie trägt ein gold‘nes Haar! Blicke mir nicht in die Lieder! Meine Augen schlag‘ ich nieder, Wie ertappt auf böser Tat. Selber darf ich nicht getrauen, Ihrem Wachsen zuzuschauen. Deine Neugier ist Verrat! Liebst du um Jugend, O nicht mich liebe! Liebe den Frühling, Der jung ist jedes Jahr! Liebst du um Schätze, O nicht mich liebe. Liebe die Meerfrau, Sie hat viel Perlen klar. Liebst du um Liebe, O ja, mich liebe! Liebe mich immer, Dich lieb‘ ich immerdar. Bienen, wenn sie Zellen bauen, Lassen auch nicht zu sich schauen, Schauen selber auch nicht zu. Wenn die reichen Honigwaben Sie zu Tag gefördert haben, Dann vor allen nasche du! 3. Um Mitternacht Um Mitternacht Hab‘ ich gewacht Und aufgeblickt zum Himmel; Kein Stern vom Sterngewimmel Hat mir gelacht Um Mitternacht. Um Mitternacht Hab‘ ich gedacht Hinaus in dunkle Schranken. Es hat kein Lichtgedanken Mir Trost gebracht Um Mitternacht. 38 39 Um Mitternacht Nahm ich in acht Die Schläge meines Herzens; Ein einz‘ger Puls des Schmerzes War angefacht Um Mitternacht. 5. Ich bin der Welt abhanden gekommen Um Mitternacht Kämpft‘ ich die Schlacht, O Menschheit, deiner Leiden; Nicht konnt‘ ich sie entscheiden Mit meiner Macht Um Mitternacht. Es ist mir auch gar nichts daran gelegen, Ob sie mich für gestorben hält, Ich kann auch gar nichts sagen dagegen, Denn wirklich bin ich gestorben der Welt. Um Mitternacht Hab‘ ich die Macht In deine Hand gegeben! Herr! über Tod und Leben Du hältst die Wacht Um Mitternacht! Ich bin der Welt abhanden gekommen, Mit der ich sonst viele Zeit verdorben, Sie hat so lange nichts von mir vernommen, Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben! Ich bin gestorben dem Weltgetümmel, Und ruh‘ in einem stillen Gebiet! Ich leb‘ allein in meinem Himmel, In meinem Lieben, in meinem Lied! 4. Ich atmet‘ einen linden Duft! Ich atmet‘ einen linden Duft! Im Zimmer stand Ein Zweig der Linde, Ein Angebinde Von lieber Hand. Wie lieblich war der Lindenduft! Wie lieblich ist der Lindenduft! Das Lindenreis Brachst du gelinde! Ich atme leis Im Duft der Linde Der Liebe linden Duft. Konzert in der Frauenkirche I U n b e ka n n t e r B e ka n n t e r : R o b e r t S c h u ma n n . Da g u e r r e o t y p i e v o n 1 8 5 0 40 41 Robert Schumann »Adventlied« op. 71 T e x t: F r i e dr ich Rück e rt Nr. 1 Nr. 4 Dein König kommt in niedern Hüllen, Ihn trägt der lastbar‘n Eslin Füllen; Empfang ihn froh, Jerusalem! Trag ihm entgegen Friedenspalmen, Bestreu den Pfad mit grünen Halmen! So ist‘s dem Herren angenehm. O Herr, von großer Huld und Treue, O komme du auch jetzt aufs neue Zu uns, die wir sind schwer verstört! Nr. 2 O mächt‘ger Herrscher ohne Heere, Gewalt‘ger Kämpfer ohne Speere, O Friedensfürst von großer Macht! Es wollen dir der Erde Herren Den Weg zu deinem Throne sperren, Doch du gewinnst ihn ohne Schlacht. Dein Reich ist nicht von dieser Erden, Doch aller Erde Reiche werden Dem, was du gründest, untertan. Bewaffnet mit des Glaubens Worten, Zieht deine Schar nach den vier Orten Der Welt hinaus und macht dir Bahn. Nr. 5/6 Not ist es, daß du selbst hienieden Kommst zu erneuern deinen Frieden, Dagegen sich die Welt empört. Nr. 6/7 O laß dein Licht auf Erden siegen, Die Macht der Finsternis erliegen Und lösch der Zwietracht Glimmen aus; Daß wir, die Völker und die Thronen, Vereint als Brüder immer wohnen In deines großen Vaters Haus! Nr. 3 Und wo du kommest hergezogen, Da ebnen sich des Meeres Wogen, Es schweigt der Sturm, von dir bedroht. Du kommst, auf den empörten Triften Des Lebens neuen Bund zu stiften, Und schlägst in Fesseln Sünd‘ und Tod. Konzert in der Frauenkirche I »Neujahrslied« op. 144 T e x t: F r i e dr ich Rück e rt 42 Nr. 1 Nr. 2 Mit eherner Zunge, Da ruft es: Gebt Acht! Ein Jahr ist im Schwunge Zu Ende gebracht. Ihr freudigen Zecher Hebt tönende Becher, Begrüßet das junge, Das Jahr, das erwacht! Du herrschtest noch eben Mit mächtiger Lust; Des Reiches begeben Dich hast du gemußt. Wie streng du geschaltet, Wie herb du gewaltet, Du ließest uns Leben Und Mut doch der Brust. Im Dunkel geboren, Im nächtlichen Schoß, Da tritt’s aus den Toren Des Lebens wie groß! Was führst du im Schilde? Was zeigst du im Bilde? Was rüsten die Horen Für wechselndes Los? Jetzt nimmst du den Zepter, Das Königsgewand, Legst von dir, verlebter Gebieter, das Pfand; Der junge, nun mündig, Erfaßt es so bündig; Der Stab, o wie schwebt er Ihm frei in der Hand! Blickt Brüder, zum alten! Wie schwindet’s so klein! Es kriecht in die Spalten Des Grabes hinein; Die hangende Flöre, Die ziehenden Chöre Der Schattengestalten Weh’n hinter ihm drein. Nr. 3 43 Heil! neuer Gebieter Der harrenden Welt. Ein Jahr lang uns wieder Zum Amte bestellt! Wir alle, die deinen, Wir kommen, erscheinen, Und beugen die Glieder, Zu tun, was gefällt. Nr. 4 Nr. 6 Hebt, Brüder, die Blicke, Auf mutiger Bahn. Mit festem Genicke O schauet ihn an! Des Königes Mienen Was lest ihr in ihnen? Was steht für Geschicke Geschrieben daran? O Fürst, auf dem Throne Des Zeitlaufs erwacht, Du trägest die Krone, Wir huld’gen in Nacht, Bereit, auf dein Winken Zu stehn und zu sinken. Geh, herrsche und lohne, Geh, führ uns mit Macht! In dunkelen Zügen, In flammender Glut, Nicht lauter Vergnügen, Noch Freuden und Gut. Sie wollen uns sagen Von Dulden und Tragen. Die Schrift kann wohl lügen, Doch rüste dich, Mut! Laß Taten geschehen, Stell uns auf den Plan, Laß Palmen uns wehen, Laß Wunden empfahn! Daß, wenn du einst wieder Vom Throne mußt nieder Du siehst, und wir sehen, Es ist was getan! Wie schwer von Entwürfen! Wie drängend nach Tat! O daß wir nicht dürfen Entziffern den Rat! Nr. 7 Nr. 5 Der Rat wird schon reifen; Lernt Sicheln zu schleifen Noch eh wir’s bedürfen, Sonst ist es zu spat. Schließt Brüder, die Runde, Und sprecht zum Gedeih’n: Stets laßt uns im Bunde Vereiniget sein. Doch will es uns trennen, So soll man erkennen, Wie fest auf dem Grunde Steht jeder allein. Nun danket alle Gott Mit Herzen, Mund und Händen, Der große Dinge tut An uns und aller Zeit, Der ewig war und ist Und ewig bleiben wird. Heil! Konzert in der Frauenkirche I FOTO: M AT T H I A S CR EU TZIGER THIELEMANN DIRIGIERT »FAUST« SONDERKONZERT ZUM 200. GEBURTSTAG VON FR ANZ LISZT Tickets in der Schinkelwache am Theaterplatz T E L E F O N 0351 4911 705 | FA X 0351 4911 700 | [email protected] W W W. S T A A T S K A P E L L E - D R E S D E N . D E 44 45 Richard Wagner »Eine Faust-Ouvertüre« Franz Liszt »Eine Faust-Symphonie« Christian Thielemann Dirigent Endrik Wottrich Tenor Herren des Sächsischen Staatsopernchors Dresden Pablo Assante Einstudierung Konzert in der Frauenkirche I Ute Selbig Sopran Ute Selbig gehört seit Jahren zu den herausragenden Sängerinnen des Solistenensembles der Sächsischen Staatsoper Dresden. Mit den großen Mozart-Partien wie auch als Agathe (»Der Freischütz«), Micaëla (»Carmen«) oder Zdenka (»Arabella«) wurde und wird sie von Publikum und Presse gleichermaßen gefeiert. Als erste Künstlerin überhaupt wurde sie 1993 mit dem »Christel-Goltz-Preis« der Stiftung zur Förderung der Semperoper ausgezeichnet. Gastengagements führen sie regelmäßig an die Deutsche Oper Berlin, die Berliner und die Bayerische Staatsoper sowie an das Opernhaus Zürich. Eine besonders enge Zusammenarbeit verbindet sie mit der San Diego Opera, an der sie seit 1998 jährlich in einer Neuproduktion gastiert. Große Erfolge feiert Ute Selbig auch als international gefragte Konzertsängerin, u.a. mit Orchestern wie New York Philharmonic, Chicago Symphony Orchestra, dem Gewandhausorchester Leipzig und der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Dirigenten wie Giuseppe Sinopoli, Sir Colin Davis, Franz Welser-Möst oder Daniel Barenboim. 46 47 Timothy Oliver Tenor Timothy Oliver wurde in Virginia geboren und studierte am Cincinnati Conservatory of Music. Unmittelbar nach Abschluss seines Studiums wurde er für verschiedene Partien an die Virginia Opera engagiert, an der er u.a. auch als Tamino debütierte. Seit 2005 ist Timothy Oliver Mitglied des Solistenensembles der Sächsischen Staatsoper Dresden. Hier war er bislang an über 30 verschiedenen Opernproduktionen beteiligt, u.a. als Pedrillo (»Die Entführung aus dem Serail«), Steuermann (»Der Fliegende Holländer«), Brighella (»Ariadne auf Naxos«), Valzacchi (»Der Rosenkavalier«) oder als Camille de Rosillon (»Die lustige Witwe«). Mit seiner Interpretation des Gottesnarren in Modest Mussorgskis »Boris Godunow« feierte er 2009 an der Semperoper einen besonderen Erfolg. Im März 2010 sang er die Titelpartie in Hector Berlioz’ »La Damnation de Faust« in einer konzertanten Aufführung unter Fabio Luisi im Wiener Musikverein. Konzert in der Frauenkirche I Georg Zeppenfeld Bass Der gebürtige Westfale studierte in Detmold und Köln u.a. bei Hans Sotin. Nach ersten Bühnenjahren in Münster und Bonn wurde er 2001 in das Solistenensemble der Sächsischen Staatsoper Dresden engagiert, die fortan seine künstlerische Heimat wurde. In der Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Myung-Whun Chung, Daniele Gatti, Kent Nagano und Fabio Luisi konnte er sich an der Dresdner Semperoper ein breites Repertoire v.a. mit den großen Basspartien Mozarts, Verdis und Wagners erarbeiten. Als eine seiner Paraderollen gilt der Sarastro in Mozarts »Zauberflöte«, mit dem er u.a. in Baden-Baden (unter Claudio Abbado), San Francisco und an der New Yorker Met große Erfolge feierte. 2011 wird er mit dieser Partie auch an der Wiener Staatsoper debütieren. Seit 2002 gastiert Georg Zeppenfeld regelmäßig bei den Salzburger Festspielen; im Sommer 2010 gab er als König Heinrich in einer Neuproduktion von Wagners »Lohengrin« sein umjubeltes Debüt bei den Bayreuther Festspielen. Konzerte unter Dirigenten wie Chris­ tian Thielemann, Nikolaus Harnoncourt oder Kurt Masur führen den Bassisten regelmäßig in die Musikmetropolen Europas. 48 49 Philharmonischer Chor Prag Einstudierung: Lukáš Vasilek Der Philharmonische Chor Prag gehört zu den bedeutendsten und tradi­ tionsreichsten Chören Europas. Im Jahr 1935 von Jan Kühn gegründet, war er als Tschechischer Sängerchor zunächst ein Ensemble des Tschecho­ slowakischen Rundfunks, bevor er 1953 der Tschechischen Philharmonie angegliedert wurde. Die Aufhebung dieses Bündnisses im Jahr 1991 bedeutete für den Klangkörper eine neue künstlerische Herausforderung, die ihn inzwischen zu Konzerten mit den Berliner Philharmonikern, dem Israel Philharmonic Orchestra oder dem Concertgebouworkest Amsterdam zusammengeführt hat. Seit vielen Jahren ist der Chor regelmäßig bei bedeutenden Festivals zu Gast, darunter der Prager Frühling, die Salzburger Festspiele sowie die Berliner und Wiener Festwochen. Zu den Dirigenten, die bisher mit dem Philharmonischen Chor Prag gearbeitet haben, gehören Leonard Bernstein, Rafael Kubelik, George Szell, Karl Böhm, Carlos Kleiber, Wolfgang Sawallisch, Sir Georg Solti und Václav Neumann sowie in der jüngeren Vergangenheit Claudio Abbado, Riccardo Muti, Lorin Maazel, Zubin Mehta und Sir Simon Rattle. Die Männerstimmen des Philharmonischen Chors Prag konzertierten zuletzt im Juni 2008 mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden; damals stand – ebenfalls in der Frauenkirche – das »Liebesmahl der Apostel« von Richard Wagner auf dem Programm. Konzert in der Frauenkirche I Konzert in der Frauenkirche I Orchesterbesetzung 1. Violinen Matthias Wollong 1 . K o n z e r t m e is t e r Michael Eckoldt Michael Frenzel Jörg Kettmann Susanne Branny Birgit Jahn Martina Groth Anselm Telle Sae Shimabara Renate Hecker 2. Violinen Bratschen Andreas Schreiber Michael Horwath Jürgen Knauer Claudia Briesenick Susanne Neuhaus Juliane Böcking Violoncelli Simon Kalbhenn Solo Uwe Kroggel Andreas Priebst Jakob Andert Heinz-Dieter Richter K o n z e r t m e is t e r Frank Other Ulrike Scobel Olaf-Torsten Spies Alexander Ernst Emanuel Held Paige Kearl Nicole Amal Reich* Kontrabässe Petr Popelka Helmut Branny Thomas Grosche Flöten Sabine Kittel Solo Cordula Bräuer Oboen Céline Moinet Solo Volker Hanemann 50 51 Klarinetten Trompeten Wolfram Große Tobias Willner Solo Solo Christian Dollfuß Sven Barnkoth Gerd Graner Fagotte Thomas Eberhardt Posaunen Solo Nicolas Naudot Hannes Schirlitz Joachim Huschke Solo Hörner Jochen Ubbelohde Solo Andreas Langosch Manfred Riedl Eberhard Kaiser Guido Ulfig Lars Zobel Frank van Nooy Pauken Bernhard Schmidt Solo Harfe Astrid von Brück Orgel/Celesta/Klavier Johannes Wulff-Woesten * a l s Gas t Konzert in der Frauenkirche I Vorschau Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Carl Maria von Weber Ouvertüre zu »Preciosa« 1. Aufführungsabend Kurt Atterberg Hornkonzert a-Moll op. 28 M i t t wo c h 0 1 .1 2 .10 2 0 U h r Se m peroper Johannes Brahms Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11 James Gaffigan Dirigent Robert Langbein Horn I m p ressum Sächsische Staatsoper Dresden Intendantin Dr. Ulrike Hessler Spielzeit 2010|2011 Herausgegeben von der Intendanz © November 2010 B ildnac h weise Tomáš Netopil, Prager Philharmonischer Chor: Agenturfotos; Magdalena Kožená: Mathias Bothor / DG; Friedrich Rückert: Staatliche Museen zu Berlin; Abbildungen zu Schumann: Robert-Schumann-Haus Zwickau; Gustav Mahler: Österreichisches Theatermuseum, Wien; Ute Selbig, Timothy Oliver, Georg Zeppenfeld: Matthias Creutziger T e x tnac h weise Der Einführungstext von Dr. Joachim Draheim und das Interview mit Magdalena Kožená von Tobias Niederschlag sind Originalbeiträge für dieses Programmheft. R edaktion Tobias Niederschlag G estaltung und L ay out schech.net Strategie. Kommunikation. Design. D ruck Union Druckerei Dresden GmbH Urheber, die nicht ermittelt oder erreicht werden konnten, werden wegen nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten. Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. A n z eigenvertrieb Keck & Krellmann Werbeagentur GmbH i.A. der Moderne Zeiten Medien GmbH Telefon: 0351/25 00 670 e-Mail: [email protected] www.kulturwerbung-dresden.de 52 www. staatska pelle-dresden.de Robert Schumann Konzert aus der Frauenkirche Dresden Staatskapelle Dresden Daniel Harding MDR Rundfunkchor Leipzig Solisten Dresdner Kreuzchor Ouvertüre „Genoveva“ Scherzo & Abendmusik Nachtlied Requiem für Mignon Symphonie Nr. 3 „Rheinische“ Kat.-Nr. 101523 DVD / 101524 Blu-ray www.arthaus-musik.com www.naxos.com Arthaus and Arthaus-symbol are registered Trademarks of the Kinowelt Group, Germany KN10101324 DVD und Blu-ray ab jetzt im Handel erhältlich 4 MF