Besondere Bedingungen für den erweiterten Einschluss von Infektionen mit und ohne Unfall (IMMUN-KLAUSEL) Seite 1 (1) Erweiterter Versicherungsfall a) Abweichend von § 1 III. und § 2 II. (3) AUB 94 gilt auch die erstmalige Infizierung mit einem Erreger der Infektion: Borreliose, Brucellose, Cholera, Diphtherie, Dreitagefieber, epidemische Kinderlähmung (Poliomyolitis), Fleckfieber, Frühsommermeningitis/Zeckenzephalitis, Gelbfieber, Genickstarre, Keuchhusten, Lepra, Malaria, Masern, Pest, Pocken, Scharlach, Schlaf-/Tsetse-Krankheit, Tularämie (Hasenpest), Typhus und Paratyphus oder Windpocken als ein plötzlich auf den Körper wirkendes Ereignis (Unfallereignis). b) Mitversichert ist auch die erstmalige Infektion durch einen der vorgenannten Erreger trotz vorheriger Schutzimpfung. c) Abweichend von § 2 II (2) AUB 94 gelten Schutzimpfungen als erstmalige Infektion soweit gegen die in (1) a) dieser Bedingungen genannten Infektionen geimpft wird und die Schutzimpfung - gesetzlich vorgeschrieben oder angeordnet oder von einer zuständigen Behörde empfohlen und in ihrem Bereich vorgenommen oder - sonst Ärztlich empfohlen und durchgeführt wird und dabei ein Impfschaden eintritt. Ein Impfschaden ist eine Über das Übliche Ausmaß einer Ipfreaktion hinausgehende Gesundheitsschädigung. (2) Leistungsumfang a) Der Versicherer erbringt eine Leistung nach diesen Bestimmungen nur für Invalidität gemäß § 7 I. AUB 94 und für den Todesfall gemäß § 7 I. AUB 94, soweit Versicherungssummen für diese Leistungsarten vereinbart wurden. Auf andere vereinbarte Leistungen finden diese Bedingungen keine Anwendung. b) Ergänzend zu §7 I. AUB 94 und zu Ziffer 2a) dieser Bedingungen gilt: Die Invaliditätsleisung erfolgt nach dem festgestellten unfallbedingten Invaliditätsgrad. Haben Krankheiten oder Gebrechen bei der durch das Unfallereignis hervorgerufenen Gesundheitsschädigung oder deren Folgen mitgewirkt, wird der Invaliditätsgrad entsprechend dem Anteil der Krankheit oder des Gebrechens gekürzt, wenn dieser Anteil mindestens 35% beträgt. Darüber hinaus gilt folgende Regelung bei erstmaligen Infektionen: Ein Anspruch auf Invaliditätsleistung entsteht nur, wenn sich ein Invaliditätsgrad von mehr als 20% ergibt. Dann jedoch zahlt der Versicherer die Vereinbarte Leistung bei Invalidität einschließlich des Anteils bis 20% Invalidität. (3) Beginn des Versicherungsschutzes a) Abweichend von § 4 I. AUB 94 beginnt der Versicherungsschutz nach Ziffer (1) und (2) dieser Bedingungen nach Ablauf einer Wartezeit von einem Monat. Die Wartezeit beginnt, sobald der erste Beitrag gezahlt ist, jedoch frühestens zu dem im Versicherungsschein angegebenen Zeitpunkt. Für Versicherungsfälle, die vor Beginn des Versicherungsschutzes eintreten, besteht keine Leistungspflicht. b) Für während der Vertragsdauer geborene Kinder entfällt die Wartezeit und der Versicherungsschutz beginnt ab Vollendung der Geburt. (4) Der Zusammenhang zwischen der erstmaligen Infektion durch die unter Ziffer (1) a) dieser Bedingungen genannten Erreger und einer Invalidität ist durch einen Ärztlichen bericht, der sich objektiv am Stand der medizinischer Erkenntnisse orientiert und entsprechende Laborbefunde enthält nachzuweisen. (5) Abweichend von § 9 I. AUB 94 ist der Versicherer unverzüglich zu unterrichten, nachdem die erstmalige Infektion durch einen Arzt festgestellt wurde. Vereinbarungen, die von §9 I. AUB 94 abweichen, gelten auch für diese Bedingungen. Definition der versicherten Infektionskrankheiten Borreliose = durch Borrelia (Bakterien) verursachte Gruppe von Erkrankungen, z.B. akute fieberhafte Infektionskrankheiten, die durch Läuse oder Zecken der Gattung Ornithodorus übertragen werden (Zeckenborreliosen). Kennzeichen: Mehrtägige Fieberausbrüche mit afebrilen Intervallen, die auf Veränderungen von Antigeneigenschaften der Erreger zurückgehen. Vorkommen: Das durch die Kleinlaus Pediculus humanus übertragene Läuse-Rückfallfieber kam früher epidemisch auch in Europa - bes. in Ost- und Südeuropa - v.a. im zeuge von Kriegen vor. Vorkommen heute nur noch in kälteren Regionen Afrikas (Äthiopien), Asiens und Südamerikas. Das Zecken-Rückfallfieber tritt in den warmen Regionen Afrikas, Süd- und Zentralasiens, Amerikas und im Vorderen Orient auf. Symptome: Nach einer Inkubationszeit von 4 - 7 Tagen rasch schweres Krankheitsbild mit Kopf-, Glieder- und Rückenschmerzen sowie Übelkeit und hohem Fieber (41°C), Milz- und L eberschwellung leichter Ikterus oder Subikterus. Beim Läuse-Rückfallfieber lange Fieberperiode (5 - 7 Tage) meist nur 1 - 2 Rückfälle. Beim Zecken-Rückfallfieber kurze Fieberperiode (3 -4 Tage), aber mehr Rückfälle (6 -12) Gefahr: Kreislaufkollaps, Nierenschädigung, Bronchopneumonie, Neuritiden, keine Dauerimmunität, Reinfektion nach kurzer Zeit möglich. Therapie: Penizillin, Tetrazykline, Chloramphenicol; einschleichende Dosierung wegen Gefahr der Jarisch-Herxheimer-Reaktion auf Erreger-Antigen. Besondere Bedingungen für den erweiterten Einschluss von Infektionen mit und ohne Unfall (IMMUN-KLAUSEL) Seite 2 Brucellose = Sammelbezeichnung für meldepflichtige Infektionskrankheiten bei Mensch und Tier, die durch Brucellen (=Bakterien) ausgelöst werden. Übertragung auf die Menschen ausschließlich durch Tiere (Zoonosen). Die Erreger sind weltweit verbreitet. Alle drei arten sind für zahlreiche Haustiere wie Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Pferd, Hund, Katze, die zur Infektionsquelle für den Menschen werden können, pathogen. 1. Brucella abortus = (Bang-Krankheit) In Mitteleuropa am häufigsten. Wichtigstes Erregerreservoir Rind. Der Mensch infiziert sich durch Kontakt mit dem kranken Tier oder dessen Ausdünstung. Auch kontaminierte Lebensmittel kommen als Infektionsquelle in Frage. (= meldepflichtige Berufserkrankung, z.B. Landwirte, Tierärzte, Melker, Metzger, Laborpersonal) 2. Brucella melitensis = (Maltafieber), tritt vereinzelt in Europa auf. Wichtigstes Erregerreservoir bilden Schafe und Ziegen, 3. Brucella suis = (Schweinebrucellose), in Mitteleuropa seltener Brucellose ist eine kosmopolitane Erkrankung, die aber in einigen tropischen und subtropischen Regionen häufiger ist als in gemäßigten Zonen. Symptome: Wellenförmiger und periodischer Fieberverlauf, der 3 - 4 Wochen anhalten kann. Neuralgien, Neuritiden, lang anhaltende Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit, Milz-Leber-Schwellung. Cholera = (gr. Gallenbrechdurchfall) Akute, durch Vibrio choleral hervorgerufene, meldepflichtige Infektionskrankheit, die vorwiegend den Dünndarm befällt und durch plötzliches Auftreten, profuse Durchfälle, rasche Exsikkose (= Austrocknung) mit Elektrolytverlust und eine hohe Letalität (bis 70%) gekennzeichnet ist. Verbreitung: Asien, Afrika, Übertragung meist durch kontaminiertes Trinkwasser, einziges Reservoir ist der Mensch. Gesunde Bakterienausscheider kommen vor. Prophylaxe: Cholera Impfung, Trinkwassersanierung, allgemeine sanitäre Maßnahmen, Erfassung von Ausscheidern Diphterie = Synonym Halsbräune oder Würgeengel der Kinder Erreger ist das Corynebakterium diphteriae, ein Toxinbinder. Die Diphterie ist eine Erkrankung der kalten Jahreszeit. Die Bakterien siedeln sich auf der Schleimhaut (Mund, Rachen, Kehlkopf) an. Sie Produzieren das Ektotoxin A, das zu einer Nekrose der Ephithelzellen mit Ulzerationen führt. Als Reaktion des Körpers kommt es zu Pseudomembranbildung, die aus nekrot. Zellen, Fibrin, Leukozyten und Bakterien besteht. Gefahr: Toxinämie mit Schädigung von Herz, Nerven und Nebennieren. Therapie: immer Antibiotika + Immunglobuline, kann unbehandelt zum Tod führen! Dreitagefieber = (Exanthema subitum) harmlose Virusinfektion mit flüchtigem Exanthem nach kennzeichnendem Fieber über 3 Tage. Selten während der Fieberperiode: Rachenrötung, Erbrechen, Meningismus, Krämpfe. Bei Schwangeren bis 3. Monat kann es zum Abort kommen. Polyomyelitis = epidemische, spinale Kinderlähmung, meldepflichtig. Erreger: Polyomyelitis-Viren Übertragung: fäkal-oral Verbreitung: tropische Länder In Europa und Nordamerika wegen des hohen Immunisierungsgrades durch Schutzimpfungen drastisch zurückgegangen Verlauf in verschiedenen Phasen, 4. und letzte Phase: Einsetzen des Lähmungsstadiums. Prophylaxe: Schutzimpfung Fleckfieber = epidemisches Fleckfieber, Synonym für Typhus exanthematicus, Läusefleckfieber, klassisches Fleckfieber, Flecktyphus Verbreitung: früher besonders Ost- und Südosteuropa, heute auch in kühlen Höhenlagen der Tropen unter schlechten hygienischen Verhältnissen Klinik: Sehr schweres Krankheitsbild, hohes Fieber, Milzschwellung, nicht selten Tod in der zweiten Woche (Kreislaufkollaps, Encephalitis) Prognose: Letalität ca. 10-20% Prophylaxe: Bekämpfung der Kleiderlaus, Impfung ist möglich FSME = Frühsommerenigoenzephalitis in Mitteleuropa (Österreich, CSSR) im Frühsommer auftretende infektiöse Encephalitis Erreger: FSME-Virus Übertragung: verschiedene Zeckenarten Menigoenzephalitis (günstige Prognose) und Maelomenigitis (Parese, Letalität 1%) Gelbfieber = akute, fieberartige Infektionskrankheit Erreger: Gelbfieber-Virus Übertragung: durch Mücken der Gattung Aedes Vorkommen: tropisches Mittel- und Südamerika, sowie in Afrika südlich der Sahara. Hauptreservoir Affen (= sylvatisches Gelbfieber) Symptome: plötzlicher Fieberanstieg auf 39-40 Grad und Entwicklung eines schweren Krankheitsbildes, Nierenbeteiligung, Kreislaufkollaps, Letalität 105 Prophylaxe: Impfung Besondere Bedingungen für den erweiterten Einschluss von Infektionen mit und ohne Unfall (IMMUN-KLAUSEL) Seite 3 Genickstarre = menigeales Syndrom Kombination von Symptomen, die durch eine Erkrankung der Meningen verursacht werden, insbes. Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Opisthotonus, positive Lasègue Zeichen, Nackenzeichen und Kernigzeichen, vegetative Störungen (z.B. Bradykardie, Erbrechen), Hyperpathie der Haut, event. Psychische Veränderungen. Das menigeale Syndrom tritt akut auf bei Meningitis oder Menigoencephalitis, i.R. einer Subarachnoidalblutung als aseptische entzündliche Begleitreaktion bei akuten Allgemeininfektionen, starker Sonneneinstrahlung (Insolation). Keuchhusten = Pertussis Krankheit in Stadien bis >10 Wochen anhaltend, Komplikationen: Keuchhusten-Pneumonie, Bronchopneumonie, Enzephaloathie, Aktivierung latenter Infektionen wie tbc Lepra = (gr. Aussatz) durch Mycobacterium leprae hervorgerufene Infektionskrankheit der Haut mit Neigung zu tropischen Störungen, Lähmungen und Verstümmelungen Vorkommen: Afrika, Asien, Lateinamerika, auch Südeuropa (Gastarbeiter) Malaria = Übertragung durch Anopheles-Mücke Erreger: Plasmodien, 3 verschiedene Typen, Resistenz gegenüber Medikamenten nimmt zu. Ausbreitung in Tropen und Subtropen stark. Mücke überträgt durch Stich Infektion. Fieber, Zersetzung des Blutes, immer wieder wieder Fieberschübe, keine Ausheilung. Prophylaxe: Mücken vernichten, Chemoprophylaxe nur in 90% der Fälle wirksam Masern = Viruserkrankung Komplikationen, hohes Fieber, Lungenentzündung, Gehirnhautentzündung Pest = Nagetierkrankheit durch Yersinia pestis hervorgerufene Nagetierkrankheit, die durch Flöhe von Nager zu Nager und vom Nager auf den Menschen übertragen wird Vorkommen: Bergwald und Savannenregionen in Nord- und Südamerika, Afrika, Südostasien 4 Formen: Beulenpest, Lungenpest, Pestsepsis (fast immer tödlich), Abortive Pest Therapie: Antibiotika, Rattenbekämpfung Pocken = zur Zeit ausgerottet laut WHO zur Zeit ausgerottet, deshalb auch keine Impfung, laut Pressemitteilungen abgewandelte Form der Pocken aufgetreten Scharlach = akute Infektionskrankheit die mit der Angina und einem charakteristischen Exanthem einhergeht und zu einer Zweiterkrankung nach einem symptomfreien Intervall neigt Diagnose: Nachweis ß-hämolysierender Streptokokken im Rachenabstrich Komplikationen: Karditis, Glomerulonephritis Schlafkrankheit = Trypanosomiasis afrikanische Übertragung : durch die Tsetse-Fliege, Trypanosomen gelangen ins Blut, einen Lymphknotenschwellung tritt auf, dann kommt es zu einer Meningoencephalitis, Kopfschmerzen, Schlafstörungen Therapie: Chemotherapie Tularämie = Hasenpest, Ohara-Krankheit, Nagetierseuche, die auch beim Menschen auftreten kann. Vorkommen: besonders bei Kaninchenjägern in Russland und Nordamerika, Übertragung durch infizierte Hauskatzen, auch in der BRD gibt es endemische Herde Erreger: Francisella tularensis, führt zu Lymphknotenvereiterung, Fieber Typhus = Typhus abdominalis Unterleibstyphus, zyklische Infektionskrankheit mit Generalisationsstadium (Bakteriämie) und Organmanifestationen (insbesondere charakteristische Veränderungen am lymphatischen Apparat des Dünndarms). Erreger: Salmonella Thyphi, Symptome: hohes Fieber, Komplikationen: Menigitis, Bronchopneumonie, Cholangitis, Cholezysitis Letalität: 2-5% Prophylaxe: Schutzimpfung, Sanierung von Wasser und gesunden Ausscheidern Paratyphus = Salmonellaparatyphi A,B,C z.B. Salmonella enterititis (Hunderte von Salmonellen werden klassifiziert, Namen nach Ort, wo zuerst vorgekommen) Windpocken Komplikationen: Gehirnhautentzündung, hämorrhagische (blutige) Windpocken ./.