Christoph Heuter Das Polizeipräsidium in Wuppertal – ein Bau der 1930er Jahre1 Der Umgang mit Architektur, die während des Dritten Reiches in Deutschland gebaut wurde, fällt uns heute enorm schwer. Das Wissen um die Verbrechen, die in diesen Jahren in Deutschland begangen wurden, läßt einen emotionsfreien Blick auf die Architektur kaum möglich erscheinen. Denn die damalige Auffassung von der Baukunst als der „Königin der Künste“, die das politische System optimal repräsentieren und detailgetreu widerspiegeln könne, lebt bis heute fort. Doch ist Architektur keineswegs imstande, ein politisches System im Verhältnis 1:1 abzubilden, sie bleibt immer vieldeutig. Wohl kaum ein Gebäude in Wuppertal ist derart stark von Legenden umrankt und mit verallgemeinernden Attributen versehen, wie das 1939 fertiggestellte Polizeipräsidium in Unterbarmen. So heißt es mitunter, es sei der einzig erhaltene Bau des Dritten Reiches in Wuppertal, es sei typisch nationalsozialistische Architektur und zudem der erste Teil der im Dritten Reich geplanten Neuen Stadtmitte zwischen Haspel und Loh mit Gauforum, Aufmarschplatz und der „Halle des Bergischen Landes“. In allen Aussagen liegt ein wahrer oder diskutabler Kern, in ihrer Bestimmtheit jedoch sind sie als unrichtig oder irreführend zu bezeichnen.2 Relativ einfach läßt sich die zuerst genannte Äußerung differenzieren, denn beim Polizeipräsidium handelt es sich keinesfalls Polizeipräsidium Wuppertal (Alexander Schaefer 1937–39). Postkarte um 1940, Stadtarchiv Wuppertal 88 um den einzig erhaltenen Bau des Dritten Reiches in Wuppertal. Wie zu allen wirtschaftlich prosperierenden Zeiten wurden in den 1930er Jahren Wohn- und Geschäftshäuser, Fabriken und Bürogebäude errichtet. Es entstanden Wohnsiedlungen wie Metzmachersrath, Lüntenbeck und Konradswüste, zudem kriegsvorbereitende militärische Bauten wie die Kasernen auf den Südhöhen und die Hochbunker der dicht besiedelten nördlichen Stadtteile: Sedansberg, Ölberg, Engelnberg, Rott. Die Hauptpost am Kolk wurde von 1931 bis 1937 errichtet, der Wasserturm Roßkamper Höhe 1938, die Reichsbahndirektion erhielt 1938 einen Erweiterungsbau. Neben diesen erhaltenen Bauten, die teilweise auch repräsentativen Anspruch hatten, sei das 1939 errichtete und in den 1980er Jahren durch einen Neubau ersetzte Sparkassengebäude am Werth genannt. Und doch ist das Polizeipräsidium durch seine zentrale Lage, seine architektonische und künstlerische Ausgestaltung sowie seine historische Bedeutung – als Polizeipräsidium und von 1945 bis in die 1950er Jahre als Rathaus der Stadt Wuppertal – derart tief im Bewußtsein der Bevölkerung verankert, daß die Konzentrierung der kollektiven Erinnerung auf diesen Bau als pars pro toto durchaus erklärlich ist. Sehr viel aufwendiger ist es, der zweiten Aussage zu begegnen: Das Polizeipräsidium sei „typisch nationalsozialistische Architektur“. Eine Definition des spezifischen Charakters von „nationalsozialistischer Architektur“ ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, da es letztlich unmöglich ist, ein politisches Programm wie den Nationalsozialismus (der in sich ja keineswegs einheitlich gewesen ist), und eine durch Funktion und Nutzungsansprüche bedingte künstlerische Gattung wie Architektur in Deckung zu bringen. Ein Beispiel für die Unhaltbarkeit des Begriffes „nationalsozialistische Architektur“ ist das Polizeipräsidium, dessen Stilformen keineswegs spezifisch nationalsozialistisch sind, sondern in der allgemeinen Architekturentwicklung des 20. Jahrhunderts stehen, die sich nicht auf die Diktaturen oder gar auf Deutschland allein begrenzen läßt.3 Der Bau Der als Betonpfeilerbau mit massiven Außenmauern über rechteckigem Grundriß ausgeführte Baukomplex umschließt mit dem straßenseitigen Haupttrakt, dem rückwärtigen Paralleltrakt sowie drei verbindenden Querflügeln zwei in etwa quadratische Innenhöfe. Kühle und Strenge bestimmen den unmittelbaren Eindruck des Gebäudes. In monotoner, schier unendlicher Abfolge ist eine Vielzahl gleichmäßig gestalteter Fensterachsen an der Fassade gereiht. Dezente Differenzierung der Fassadengestaltung erfolgt durch den leicht erhöhten Mitteleingang und die undurchfensterten Gebäudeecken, ferner durch den dunklen Gebäudesockel und das als Halbgeschoß ausgebildete 3. Obergeschoß. Streng und nüchtern ist auch das fünfteilige, über einigen Stufen erhöhte Eingangsportal konzipiert: Hier am Portal, in der Eingangshalle mit der dreiteiligen Öffnung zum mittleren Quertrakt,4 an den Pfeilern der Treppenhäuser sowie den Fenster- und Türgewänden wurde schwarzer Basalt verwendet, der laut Beschreibung des Architekten „in diesem Umfang zum ersten Male bei der Innengestaltung eines Gebäudes Anwendung finden konnte“.5 Die dezente Symmetrie und die reduzierte Geschoßhierarchie, die nicht zwischen Erdgeschoß und Obergeschoß unterscheidet, sowie die Natursteinfassade mit dem vollständigen Verzicht auf Dekor charakterisieren den Bau im Sinne eines streng rationalistischen Neoklassizismus. Dieser „abstrakte Klassizismus“6 integriert Formelemente und Gestaltungsprinzipien der moderaten Moderne der 1920er Jahre: In Verbindung mit den streng gereihten Obergeschoßfenstern erinnert das Flachdach an Berliner oder Frankfurter Großsiedlungen der 1920er Jahre – trotz des dort unüblichen Dachüberstandes. Doch wurde hier anstelle des weißen Putzes – eines der wichtigen Elemente des „Neuen Bauens“ – Naturstein verwendet: Die dunklen, scharf geschnittenen Basaltsteinrahmungen der Fenster und des Hauptportales kontrastieren zur hellen Wandverkleidung aus Ettringer Tuffstein, der in verschieden großen Platten mit gegeneinander gerichteter Scharrie- 89 rung verarbeitet wurde (die gegenwärtige nachteilige Verkleidung stammt aus den 1970er Jahren). Diese mosaikartige, lebhafte Oberflächenstruktur stellt gegenüber dem im Klassizismus üblichen streng lagerhaften Verbund eine ungewöhnlich freie Interpretation dar. Der gleichmäßigen Achsabfolge des Äußeren entspricht die rationelle Anordnung der Büros im Inneren, der ein Rastermaß von 3,12 m zugrunde liegt. Am straßenseitigen Trakt und an den drei parallel zueinander ausgerichteten Querflügeln, die die beiden Innenhöfe umschließen, sind die Mittelflure zweihüftig, im rückwärtigen Gebäudetrakt entlang der Wittensteinstraße sind sie einhüftig ausgebildet. Die zweihüftigen Flure erhalten durch Oberlichtbänder über den Zimmertüren Tageslicht – eine Lösung, die seit den 1920er Jahren im Bürohausbau Standard ist. Einige Großräume – Meldeämter und Säle sowie das siebengeschossige Polizeigefängnis – stimmen in ihren Geschoßhöhen nicht mit den Bürogeschossen überein: Ihre Fenster sind daher, um das Gleichmaß der Straßenfassade nicht zu stören, zu den Innenhöfen oder zur Gebäuderückseite orientiert.7 Besonders der mittlere Querflügel wird durch Variation der Fensterformen betont: Zu beiden Höfen hin begleiten ihn die über die gesamte Gebäudehöhe reichenden Fensterbahnen der Treppenhäuser, und sein oberstes Geschoß ist durch die hohen Fensterbahnen des „Großen Saales“ (heute Saal 300) mit flankierenden Rundfenstern kenntlich gemacht. Die Ansicht zur Wittensteinstraße (ehemals Besenbruchstraße) ist mit reduziertem Gestaltungsanspruch deutlich als Rückseite konzipiert: Die Fassade ist überwiegend verputzt; Naturstein findet sich nur bei der Eckquaderung, dem Erker des „Kleinen Saales“ und dem Band des Treppenhauses. Das ruhige Achsmaß ist damit unterbrochen, auch tritt der Trakt weit von der Straßenflucht zurück: Ein Pavillonbau markiert die Hofzufahrt mit den aufwendigen Gittertoren, ihm korrespondiert das freistehende Rückwärtige Ansicht des Polizeipräsidiums Wuppertal, Zentralblatt der Bauverwaltung 62, 1942, S. 301 90 Wohnhaus des Polizeipräsidenten am östlichen Rand des Grundstücks. Somit stellt sich das Gebäude nach außen hin als ein sehr kühler, kaum gegliederter oder mit dekorativen Elementen versehener Bau dar, den man im Zeitempfinden der 1920er und 1930er Jahre mit Attributen wie sachlich, nüchtern und erhaben versehen haben mag. Der Architekt Architekt des Gebäudes ist der Regierungsbaurat Alexander Schaefer (21. August 1887, Saaralben/Lothringen – 8. Juni 1954 Wuppertal). Der Auftrag wurde ihm aufgrund seines 1. Preises in einem engeren Wettbewerb erteilt, der im Herbst 1935 unter erfahrenen staatlichen Baubeamten ausgeschrieben worden war.8 Schaefer war ein preußischer Baubeamter, dessen aktive berufliche Tätigkeit nach Studium an der TH Hannover 1913 im Staatsdienst begann und 1952 mit Erreichen des Ruhestandsalters endete. In der Zwischenzeit war er vom Regierungsbaumeister (1921) über den Regierungsbaurat (1928), den Oberregierungsbaurat (1941) zum Regierungsbaudirektor (1949) aufgestiegen. Schaefer wurde 1944 zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie für Bauforschung, 1947 zum außerordentlichen Mitglied der Akademie für Städtebau und Landesplanung berufen. 1947 wurde er vom Entnazifizierungsausschuß der Militärregierung für entlastet erklärt. Er war von 1922 bis 1952 im Rheinland kontinuierlich bei verschiedenen staatlichen Stellen tätig: Nach seiner Tätigkeit beim Hochbauamt Elberfeld hatte er 1923–1928 die Bauleitung der Remscheider Polizeibauten inne, 1928–1934 die Bauleitung des Polizeipräsidiums und der Polizeiunterkunft in Düsseldorf, 1935–1943 die Bauleitung des Wuppertaler Polizeipräsidiums. Anschließend war Schaefer 1943–44 beim Staatshochbauamt Mönchengladbach und von 1944 bis 1952 bei der Regierung Düsseldorf beschäftigt. Brüche in der Karriere gibt es nicht; Schaefer war lediglich im September 1945 für 18 Tage von seinen Dienstgeschäften entbunden.9 Architekten mit praktischer Erfahrung, loyale Baubeamte wie Alexander Schaefer waren zu allen Zeiten gefragt. Über Schaefers Person ist außer den dürren Karrieredaten nichts bekannt, von seinen wenigen ausgeführten Bauten lassen sich die Schwerpunkte seiner Tätigkeit und seine Auffassung von Architektur jedoch indirekt ableiten. Ganz offensichtlich wurde Schaefers Erfahrung bei der Planung von Polizeipräsidialgebäuden geschätzt: Nach Ausführung seiner ersten Bauten in Remscheid betraute man ihn mit der Leitung des umfangreichen Düsseldorfer Baukomplexes von Polizeipräsidium und Landesfinanzamt am Jürgensplatz,10 für den 1928 ein Wettbewerb ausgelobt worden war.11 Auf Grundlage des Wettbewerbsergebnisses fertigte der Regierungsbaurat Schaefer, der nicht am Wettbewerb teilgenommen hatte, den Ausführungsentwurf – ein damals übliches Verfahren, den freien Architekten blieb nur das Preisgeld. Beim Wettbewerb für das Wuppertaler Präsidialgebäude, der von vornherein auf staatliche Baubeamte beschränkt worden war, erzielte Schaefer den 1. Preis. Besonders gelobt wurde die funktionale Konzeption: „Grundriß und Aufriß sind klar und einfach, die vielfältigen Raumbedürfnisse mit Sicherheit und Erfahrung dem Hauptgedanken untergeordnet, ohne daß an irgendeiner Stelle ein Zwang zu spüren ist.“12 „Die Architektur ist reif und sicher. Sie wird sich dem Straßenbild gut einfügen und das Wesen eines Polizeipräsidiums angemessen zum Ausdruck bringen.“13 Dieses Urteil würdigt exakt die Intention Schaefers, denn das Motto, mit dem er seinen Wettbewerbsentwurf bedachte, lautete „Eingepaßt“.14 Die Jury kommentierte weiter: „Das Bild der großen, baumbestandenen Adolf-Hitler-Straße, an der der Bauplatz gelegen ist, … bewahrt … in den klassizistischen Teilen auch heute noch eine gewisse Eigenart. Auf diese schlichten und niedrigen Häuser mit ihrem hellen Anstrich und den mäßig steilen grauen Dächern Rücksicht zu nehmen, erschien geboten.“15 Mit „Eingepaßt“ ist tatsächlich das Stichwort für die Einordnung nicht nur des Wupper- 91 Polizeiinspektion Remscheid (Alexander Schaefer 1923–28), Foto: Christoph Heuter, 1996 taler Präsidiums gegeben, sondern auch für Schaefers Polizeibauten der 1920er Jahre in Remscheid und Düsseldorf. In Remscheid entstand von 1923 bis 1928 ein weitläufiger Komplex mit Verwaltungsund Wohnbauten, deren prägnantester Bauteil die zum heutigen Quimperplatz orientierte Polizeiinspektion ist. Es ist ein repräsentativer Putzbau mit symmetrisch gegliederter, dekorarmer Fassade, gleichmäßiger Abfolge der Fenster und Betonung der Mitte – hier durch eine Blendkolonnade sowie eine Attika mit Lünettfenstern, die das steile Walmdach dominiert. Das Gebäude steht deutlich in der Tradition von Repräsentationsbauten des Historismus, zum Beispiel des 1913–1923 erbauten Barmer Rathauses von Carl Roth. Mit der Anreicherung eines nüchternen Funktionsbaues durch wenige Repräsentationselemente ist es dem Wuppertaler Präsidium nahe verwandt. Die Dekorelemente sind dem sogenannten Bergischen Heimatschutzstil entlehnt, der seit etwa 1907 eine Rückbesinnung auf die um 1800 entstandene Architektur des Bergischen 92 Landes an der Wende vom Spätbarock oder Rokoko zum Klassizismus intendierte und in den bergischen Städten das Baugeschehen der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend prägte.16 Der Motivvergleich zwischen der überwiegend im Wohnhausbau ausgeprägten „Bergischen Bauweise“ und dem Repräsentationsbau von 1923/28 erscheint gewagt; entscheidend ist aber, daß die Architekten in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts von derartigen Beziehungen überzeugt waren und die historischen Formen zur Legitimierung ihrer voluminösen Neubauten heranzogen. Ganz in diesem Sinne der Berücksichtigung örtlicher Bautraditionen und Sehgewohnheiten lassen sich Schaefers Düsseldorfer Polizeibauten interpretieren: Als wesentliche Gestaltungselemente des Äußeren seien die Backsteinfassaden über einem leicht geböschten Natursteinsockel genannt.17 Das direkte Vorbild für eine derartige Gestaltung ist evident: 1926 hatte Wilhelm Kreis, seinerzeit Professor für Architektur an der Kunstakademie Düssel- Elemente der architektonischen Moderne der 1920er Jahre sind vor allem im Inneren adaptiert: Der Dekorverzicht bedingt die schlichte Gestaltung und die klaren Linien: Wie in Wuppertal sind die Flure durch Oberlichter erhellt, und die kreisrund ausgeschnittene Lichthalle des Foyers, der mit Treppenhäusern und Etagenfluren die Erschließungswege des Gebäudes zugeordnet sind, animierte einen der bekanntesten Architekturfotografen des 20. Jahrhunderts, den Kölner Hugo Schmölz (1879–1938) zu Fotografien von hoher Eindringlichkeit – „Neue Sachlichkeit“ mag als Stilbegriff für die Aufnahmen von Schmölz und die Architektur von Schaefer gleichermaßen gelten.18 Die künstlerische Ausgestaltung Tafelbild eines Färberpaares im Polizeipräsidium Wuppertal (Hans Kohlschein, um 1940), Zentralblatt der Bauverwaltung 62, 1942, S. 313 dorf, die Dauerbauten der GeSoLei (Ausstellung für Gesundheit, soziale Fürsorge und Leibesübungen) fertiggestellt – heute bekannt unter dem Namen Ehrenhof und durch die dortigen Einrichtungen der Tonhalle, des Städtischen Kunstmuseums und des NRW-Forums für Kultur und Wirtschaft. Gegenüber den in Bauornamentik und Bauplastik reich ausgestalteten Kulturtempeln des Ehrenhofes sind Schaefers nüchterne Bauten in den Dekorformen deutlich reduziert, wie es sich für Verwaltungsbauten geziemt: strenge Achsabfolge der Fenster, kleine Schlitze zur Belichtung des 4. Obergeschosses. Diese erinnern an Schießscharten und könnten mit der Sockelböschung und dem Backsteinmauerwerk als Reminiszenz an die Düsseldorfer Befestigungsanlagen verstanden werden – für ein Polizeigebäude regelrecht eine „architecture parlante“. Um den Bogen zurück zum Wuppertaler Polizeipräsidium zu schlagen und den ungebrochenen Lebenslauf von Schaefer nicht isoliert stehen zu lassen, sei er parallel gesetzt zu den Viten weiterer Künstler, die an der Gestaltung des Wuppertaler Polizeipräsidiums beteiligt waren. Da ist zunächst der genannte Hugo Schmölz, der gleichermaßen die Fotografien für die Polizeipräsidien in Düsseldorf 1933/34 und Wuppertal 1939 fertigte. Schmölz war in der Weimarer Republik und während des Dritten Reiches kontinuierlich mit Aufträgen versehen, und nach seinem Tode im April 1938 führte sein Sohn Karl-Hugo Schmölz das Atelier unter des Vaters Namen in den 1940er und 1950er Jahren fort. Eine derart spektakuläre Treppenhausansicht wie in Düsseldorf gibt es vom Wuppertaler Polizeipräsidium nicht, doch verdienen auch hier die Treppenhäuser und die kunsthandwerklichen Arbeiten Beachtung. Die Lebensläufe der hierfür verantwortlich zeichnenden Künstler und Kunsthandwerker waren gleichfalls nicht auf die 1930er Jahre beschränkt. Malereien, Plastiken und kunstgewerbliche Arbeiten finden sich vornehmlich in den Verkehrsräumen wie den Foyers der einzelnen Geschosse, den Treppenhäusern und den Fluren 93 Wandgemälde „Die Neue Zeit“ im Polizeipräsidium Wuppertal (Hans Kohlschein 1939), Postkarte um 1940, Stadtarchiv Wuppertal vor Repräsentationsräumen wie dem Großen und Kleinen Saal sowie dem Büro des Polizeipräsidenten. Die figürlichen Wandmalereien wurden von Hans Kohlschein (1879–1948) unter Mithilfe seines Bruders Joseph Kohlschein d. J. (1884–1958) gefertigt; beide werden der Düsseldorfer Malerschule zugerechnet. Hans Kohlschein lehrte von 1921 bis 1928 als Professor an der dortigen Kunstakademie und machte sich seit 1902 mit seinem ersten beachteten Gemälde „Schlesische Landwehr bei Waterloo“ im Oberpräsidialgebäude Breslau vor allem als Historienmaler einen Namen. Kohlschein verband monumentale Gesamtwirkungen mit einem zunächst naturalistischen Duktus; seit den 1920er Jahren verlegte er sich auf einen zeichnerisch-dekorativen Stil mit flächigem Bildaufbau, lockeren Konturierungen und expressiver Betonung von Haltung und Ge- 94 stik.19 Während die Eingangshalle des Erdgeschosses durch dekorative Fahnenflächen mit dem Hoheitszeichen (Reichsadler mit Hakenkreuz) in Goldstickerei versehen war, wurden die Foyers des 1. und 2. Obergeschosses mit figürlichen Darstellungen Kohlscheins ausgestaltet: Im 1. Obergeschoß befinden sich in symmmetrischer Anordnung die Reitergruppen „Die Alte Zeit“ und „Die Neue Zeit“; beide wurden sogleich nach Kriegsende überstrichen und erst im Herbst 1999 bei Renovierungsarbeiten im Hause wiederentdeckt.20 Die „Alte Zeit“ zeigt drei Ritter mit den Standarten der in der Schlacht von Worringen 1288 vereint kämpfenden Grafschaften Mark, Berg und Jülich, die „Neue Zeit“ drei uniformierte Reiter, die durch Standarten und Uniformen als die Stützen des nationalsozialistischen Staates – SS, Polizei und Wehrmacht – zu erkennen sind. Im 2. Obergeschoß findet sich rechts des Mittelganges eine Darstellung der bäuerlichen Arbeit, wiedergegeben durch einen Sämann und einen Bauern mit Pflug, sowie links der industriellen Arbeit, die durch Arbeiter im Steinbruch vorgestellt ist. Mit der Dreiheit von „Arbeiter, Bauern, Soldaten“ ist die in der Malerei der 1930er Jahre verbreitete Trias der Berufsgruppen vertreten, die in programmatischen Triptychen wie von Hans Schmitz-Wiedenbrück dargestellt wurde.21 Für die Arbeiter hatte sich Kohlschein die für die historische Entwicklung des Bergischen Landes bedeutsame Berufsgruppe der Steinbrecher ausgesucht. Ergänzt wurde diese Arbeiterdarstellung mit Bezug auf die regionalen Gewerke durch einige heute verlorene Tafelbilder, die im Flur des 1. Obergeschosses im rückwärtigen Gebäudeteil hingen: Überliefert ist lediglich die Darstellung eines Färberpaares, das mit in Bottichen gelagerten Tüchern hantiert.22 Im Hintergrund erhebt sich eine idealisierte Darstellung der Stadtlandschaft Wuppertals – man erkennt die Schwebebahn, jedoch sind die zu assoziierenden Türme des Hardtrückens – Elisenturm und Bismarckturm – nicht durch ein derart tiefes Tal getrennt. Es läßt sich ein schlüssiges ikonographisches Programm ablesen: Die traditionellen Gewerbe des Bergischen Landes – Landwirtschaft, Steinbrucharbeit und Textilgewerbe – seien durch die Herrscher der Alten Zeit gefördert und zur Blüte geführt worden und würden nun durch die Herrscher der Neuen Zeit beschützt und weiter gepflegt. Die Hoheitszeichen im Erdgeschoß stellen die allgemeinste Aussage dar: Im Zeichen des Hakenkreuzes werde – der nationalsozialistischen Ideologie gemäß – die deutsche Geschichte zu ihrer höchsten Stufe der Vollendung geführt. Weitere künstlerische Gestaltungen in den Treppenhäusern ergänzen das Bildprogramm des Polizeipräsidiums. Die Heizkörperverkleidungen aus getriebenem Eisen mit Blattgoldeinlagen zeigen figürliche Darstellungen: zum Beispiel Löwenpaare, die Garnbündel oder Wappenschilde präsentieren, oder idyllisch-allegorische Darstellungen wie eine Familien bei der Obsternte. Gefertigt wurden diese Kunst- schmiedearbeiten durch den Düsseldorfer Bildhauer Ernst Gottschalk (1877–1942), Schüler von Hubert Netzer an der Kunstakademie Düsseldorf.23 Ebenfalls von Ernst Gottschalk stammen die Marmorreliefs, die auf Höhe des 3. Obergeschosses als Blickfänge an den Treppenhauswänden dienen: Hier sind die Elemente der körperlichen Zucht und Ertüchtigung „Kampf“ und „Sport“ dargestellt, die als Voraussetzung zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit zu verstehen sind. Athletische Männer in heroischer Nacktheit – der Körperkult des Dritten Reiches mit dem Rückgriff auf Darstellungstraditionen, die seit der Antike überliefert sind, ist nicht zuletzt seit den Olympischen Spielen von 1936 wichtiger Bestandteil der Ideologie und Selbstdarstellung des Regimes. In der Vorhalle des 3. Obergeschosses, vor dem Großen Saal, ist das Fußbodenmosaik, das in den anderen Geschossen rein ornamental belassen ist, durch figürliche Darstellungen betont: Die stark abstrahierten Tierkreiszeichen verweisen auf das Kontinuum des Jahreslaufes, auf die stete Wiederkehr der Monate und mögen als Verweis auf die unterstellte Unendlichkeit des „Tausendjährigen Reiches“ legitimiert worden sein. Schließlich seien die Stadtwappen in den geätzten Glasscheiben des Treppenhauses genannt, an denen sich der Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums ablesen läßt: Für Wuppertal steht der Bergische Löwe mit Garnbündel und Laurentius-Rost, für Remscheid der Bergische Löwe mit der Sichel, für Velbert der Löwe mit zwei Schlüsseln, für Solingen Anker und Schwert.24 Dazwischen findet sich immer wieder das Hoheitszeichen, der Reichsadler mit dem heute entfernten Hakenkreuz im Ehrenkranz. Für letztgenannte Gestaltungen – Mosaikfußboden und Glasfenster – zeichnet ein Künstler verantwortlich, der nach dem Krieg zu den populärsten in Wuppertal zählte: Ernst Oberhoff (1906–1980). Oberhoff hatte an der Kunstgewerbeschule Barmen bei Gustav Wiethüchter und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Heinrich Campendonk studiert, er wurde 1933 Lehrer an der Kunstgewerbeschule Barmen und 1936 hauptamtlicher Dozent an dieser 95 Mosaik in der Vorhalle des 3. Obergeschosses (Ernst Oberhoff 1939). Foto Christoph Heuter, 2000 mittlerweile in „Meisterschule des deutschen Handwerks“ umbenannten Schule. Von 1945 bis 1971 leitete er als Dozent für freie und angewandte Malerei die Abteilung für Wandmalerei und Raumgestaltung an der nun „Werkkunstschule Wuppertal“ betitelten Einrichtung. Diese Tätigkeit unterbrach Oberhoff nur von 1950 bis 1953, als er Leiter der Klasse für Wandmalerei und Maltechnik an der Kunstakademie Düsseldorf war. Dort zählten Wolf Vostell und Joseph Beuys zu seinen Schülern; sie verfaßten zu seiner Werkschau 1974 warmherzige Widmungen.25 Bekannteste Werke Oberhoffs in Wuppertal sind neben Arbeiten im Von der Heydt-Museum die Metallstabplastik Merkur an der Fassade der Kaufmännischen Schulen West (Bundesallee) von 1953, der jüngst von der Firma Vorwerk nach alten Entwürfen neu gefertigte Teppichboden des oberen Foyers im Opernhaus und das seit dem Umbau von 1961 entfernte Glasfenster aus der Eingangshalle des Hauptbahnhofs Elberfeld von 1953: Dies zeigt vor einer idealisierten Stadtland- 96 schaft Wuppertals – zu erkennen ist die Schwebebahn - eine Reihe von Männern, die durch ihre Attribute als Vertreter bestimmter Berufsgruppen ausgewiesen sind: unter anderem einen Werkzeugschmied und einen Bleicher, aber auch einen Angestellten oder Beamten mit einem Schriftstück.26 Oberhoff, dem nach 1945 wohl niemand eine geistige Nähe zum NS-System nachgesagt haben dürfte, war mit seiner Biographie somit verstrickt in den Lauf der deutschen Geschichte: Er war jung und ehrgeizig, hatte die Gelegenheit, während des Dritten Reiches Karriere zu machen und nahm lukrative Aufträge an – dies sei sachlich konstatiert, ohne seine Beweggründe im einzelnen ausleuchten zu können. Außer den Arbeiten im Polizeipräsidium sind seine Malereien für die Unteroffiziersräume der damaligen „Waldkaserne Saarburg“ bekannt.27 Bekannt ist auch, daß Oberhoffs Malerfachklasse eng mit dem Hochbauamt der Stadt Wuppertal und der Lackfabrik des Dr. Kurt Herberts zusammenarbeitete – Oberhoff, der den Seniorchef Walter Herberts in Kunstfragen beriet,28 hat wohl den Kontakt zu den bekanntesten Malern hergestellt,29 die sich in den 1930er Jahren in Wuppertal aufhielten:30 Die als „entartet“ verfemten modernen Maler Willi Baumeister und Oskar Schlemmer waren während des Dritten Reiches bei Herberts tätig.31 Oberhoff stellte bereits kurz nach Kriegsende, im Frühjahr 1946, eigene Arbeiten im „Studio für Neue Kunst“ des Architekten Heinz Rasch aus, der seinerseits mit Schlemmer und Baumeister in engem freundschaftlichem Kontakt gestanden hatte. In der Besprechung der Wuppertaler Zeitung vom 17. Januar 1939 zu Oberhoffs Malereien in der Saarburg-Kaserne findet sich eine Charakterisierung, die sich wie ein Schlüssel zur Ikonographie auch des Polizeipräsidiums liest: „ … man trug aus dem Gedanken einer volksbindenden Idee Motive aus den anderen Berufsgruppen und Ständen heran. Man stellte neben den Arbeiter den Bauer und den Soldaten, brachte Typen der Heimat und griff endlich auch zum letzten und höchsten Inhalt der Monumentalmalerei, der Darstellung des Menschen im zeitlosen Ausdruck höchster Kraft und Schönheit, wie sie sich im olympischen Sport zeigen“. Ein Schlüssel zur gesamten architektonisch-künstlerischen Programmatik des Polizeipräsidiums findet sich auf dem obersten Absatz des rückwärtigen Treppenhauses: Über mächtigen Knaggen ist der aus Steinblöcken gefügte Balken des Richtfestes angebracht, der durch Medaillons ergänzt wird. Der Balken trägt die Inschrift „GESETZT BEIM RICHTFEST AM 15. OKTOBER 1937“, die Medaillons zeigen links die Werkzeuge von Maurer und Steinhauer: Kelle, Wasserwaage, Lot und Klüpfel; rechts das Zeichen der Baumeister mit Winkel und Zirkel. Die Inschrift des linken Medaillons lautet: „EHRET EURE DEUTSCHEN MEISTER, DANN BANNT IHR GUTE GEISTER“, die des rechten: „HALTE FEST AM ALTEN, SEI AUFGESCHLOSSEN DEM NEUEN“.32 Tatsächlich läßt sich das Polizeipräsidium als ein Versuch interpretieren, Alt und Neu, Bauhandwerk und Bauindustrie, Tradition und Moderne zu einer Einheit zu verschmelzen. Allein schon die Existenz und die Position des Richtbalkens deutet hierauf hin: Das Gebäude hat ein Flachdach, genauer: eine extrem flach geneigte Dachkonstruktion, die keine Gelegenheit für stolze Zimmerleute bietet, einen mächtigen Dachstuhl zu errichten und dies zu feiern – der Richtfestbalken ist somit ins Treppenhaus verlagert. Das Flachdach war in den 1920er Jahren Hauptstreitpunkt und Glaubensfrage in der extrem aufgeheizten Architekturdebatte um traditionelles oder modernes Bauen, gipfelnd im sogenannten „Zehlendorfer Dächerkrieg“. Als Symbol, fast schon als Fetisch des „Neuen Bauens“ war das Flachdach besonders den Bauhandwerkern ein Dorn im Auge, die um ihre berufliche Existenz fürchteten.33 Sie sahen die in den späten 1920er Jahren vorangetriebenen Bestrebungen zur Erneuerung der Bauwirtschaft als Bedrohung für das gesamte traditionelle Baugewerbe an – Experimente mit Stahl- oder Holzhäusern in normierter Serienproduktion, Technisierung, Industrialisierung und Präfabrikation wurden durch die zunehmend radikalisierten Ideologen wie dem Architekten Paul Schultze-Naumburg bereits Ende der 1920er Jahre mit bösen Etiketten wie „Baubolschewismus“ oder „rassische Entartung“ verteufelt.34 Beim Polizeipräsidium Wuppertal nun versuchte man den Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Ausrichtungen. Die Erfordernisse der modernen, technisierten Gesellschaft und ihrer aus Effektivitätsgründen zentralisierten Verwaltungseinheiten bedingten einen Großbau, der am wirtschaftlichsten – wie seit Jahrzehnten üblich – als Stahlbetonständerbau ausgeführt wurde. Zur Rationalisierung der inneren Abläufe entwarf Alexander Schaefer einen funktionalen Zweckbau, der auch im Inneren einige Elemente der architektonischen Moderne der 1920er Jahre ganz selbstverständlich aufgriff: Verwiesen sei hier nur auf die Oberlichte, die den zweihüftigen Fluren Tageslicht zuführen. Um diesen funktionalen Zweckbau allgemein akzeptabel und verträglich zu machen, was sich ideologisch gleich mit dem hehren 97 Ideal der „Volksgemeinschaft“ verbrämen ließ, und um eines der größten Wuppertaler Bauvorhaben seit Weltwirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und Machtergreifung nicht zum Konfliktfall werden zu lassen, war die Einbeziehung des heimischen Bau- und Kunsthandwerkes neben der von Schaefer ohnehin schon gepflegten Einbindung in die örtliche Architekturtradition auch eine politische Notwendigkeit – und ein Schachzug, um das Ganze als großangelegte Gemeinschaftsleistung propagieren zu können: Es seien neben dem bereits Vorgestellten die schmiedeeisernen Gitter der Tore und Treppenhäuser des Düsseldorfer Kunstschmiedes Kohlhaas genannt,35 ferner die Holzvertäfelungen und Intarsien an den Türen des Großen Saales, die hölzernen Treppengeländer sowie die nicht erhaltenen Beschriftungen und Spruchbänder an den Wänden der breiten Querflure von Prof. Hans Schreiber, Wuppertal36 und die ebenfalls heute verlorenen Plastiken an der Reviertür von Prof. Erich Cleff, Wuppertal.37 Schließlich sei auf die geplanten Figurengruppen nach Entwürfen des Düsseldorfer Bildhauers Alfred Zschorsch verwiesen,38 die auf den Treppenwangen des Haupteinganges aufgestellt werden sollten: Allegorien der Polizei als „Schützer“ und „Kämpfer“ bzw. „Aufklärer“.39 Insgesamt finden sich also Arbeiten von Künstlern aus dem Umkreis der Kunstakademie Düsseldorf oder der Kunstgewerbeschule bzw. Meisterschule Wuppertal. Und dennoch: Das Polizeipräsidium ist – sieht man von den expliziten Parteisymbolen ab – nicht allein für die Zeit des Dritten Reiches charakteristisch. Bauten, die klassizistische Stiltraditionen und handwerkliche Elemente mit modernen Bautechniken verbinden, wurden in den 1910er und 1920er Jahren kontinuierlich erbaut, nur wurde und wird ihnen in den Medien weniger Aufmerksamkeit zuteil, als den stets brillant inszenierten, aufsehenerregenden Schöpfungen des Neuen Bauens. Beispiele hierfür finden sich in der näheren Umgebung: Zunächst ist das Gebäude der Industrie- und Handelskammer an der Alexanderbrücke zu nennen, das 1928 von Prof. Peter 98 Klotzbach und Paul Fliether errichtet wurde – es zeigt eine im weitesten Sinne nüchtern-klassizistische Grundhaltung mit Natursteinfassade, einem aufwendigen Treppenhaus mit schmiedeeisernem Gitter sowie Malereien des Kunstgewerbeschullehrers Althoff im Sitzungssaal. Unmittelbar vergleichbar mit dem Wuppertaler Polizeipräsidium ist zudem das 1928–30 errichtete Gebäude der Industrie- und Handelskammer in Dortmund von Peter Grund. Unter den Verwaltungsgebäuden der Handelskammern, Versicherungen oder Banken, die zwischen 1925 und 1955 entstanden sind, ließen sich mühelos weitere Beispiele finden, die in ähnlicher Weise Solidität und Sicherheit ausstrahlen wollen. Dieser kontinuierliche Klassizismus findet sich jedoch nicht nur bei der nüchternen Zweckarchitektur der Verwaltungsbauten, sondern auch im Neoklassizismus der Repräsentationsarchitektur, der in den 1920er und 1930er Jahren ein internationales Phänomen der westlichen Welt war und keinesfalls auf die Diktaturen begrenzt blieb.40 Es läßt sich somit konstatieren, daß die architektonische Gestaltung des Polizeipräsidiums Wuppertal durchaus in der kontinuierlichen Entwicklung der Architektur des 20. Jahrhunderts steht, für die die idealtypische Abfolge „20er Jahre = modern; 30er Jahre = neoklassizistisch“ eine unzulässige Verallgemeinerung bedeutet. Architektur ist kein abbildendes Medium, Bezüge zu außerarchitektonischen Kriterien bleiben allgemein und sind selten über Eindrücke wie streng, nüchtern, hierarchisch gegliedert hinaus zu interpretieren. Die künstlerische Gestaltung des Präsidiums ist - sofern sie sich der NS-Symbole bedient oder Inhalte der Ideologie direkt abbildet – ideologisch stark gebunden, doch ist auch hier die konkrete stilistische Ausprägung vieldeutig, was besonders an den Mosaiken Oberhoffs deutlich wird, die man gut und gerne in die 1950er Jahre datieren könnte. Als Charakteristika für das Bauen im Dritten Reich lassen sich somit weniger die Steine in ihrer Form, Beschaffenheit und Anordnung benennen, als die Organisierung des Staates und die hierarchische, zentralisierte Neuord- Industrie- und Handelskammer Wuppertal (Peter Klotzbach und Paul Fliether 1928). Foto um 1928, Untere Denkmalbehörde Wuppertal nung des gesamten Bauwesens: Berufsverbote für nicht-„arische“ Architekten, Aufhebung der Planungsautonomie der Gemeinden. Die äußere architektonische Hülle eines eigentlich sachlichen, in konventionellen Formen gegliederten und mit uralten, klassischen Würdeformeln wie Symmetrie und Axialität gestalteten Baues gestattet keinen Rückschluß auf das Unrecht, das bekanntlich hinter dieser Fassade begangen wurde. Das Grauen, das einen im dunklen Eingangsbereich beschleichen mag, entsteht wohl eher im Kopf des Betrachters. Ein Schüler des Politikwissenschaftlers Hans Fraenkel, der als Emigrant bereits 1940 mit seinem „Doppelstaat“ eine wichtige Analyse des NS-Systemes vorlegte, nämlich Wuppertals Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl sagte bei der Gedenkfeier und Gedenktafelenthüllung im Polizeipräsidium am 1. September 1999: „Ein Gebäude ist eigentlich neutral, was in einem Gebäude geschieht, bestimmen die Men- schen, die darin tätig sind.“41 Aus einer derartigen Auffassung heraus war es überhaupt nur möglich, das Polizeipräsidium nach dem Krieg als Rathaus der Stadt Wuppertal zu nutzen. Robert Daum residierte als erster frei gewählter Oberbürgermeister Wuppertals also in dem Gebäude, in dem er selbst 1944 kurzzeitig in Haft gesessen hatte. Angesichts der ungeheuren Zerstörungen in Wuppertal – auch das Barmer Rathaus war schwer beschädigt – wurde die Nutzung als rein pragmatisch-zweckmäßig verstanden. Der Wettbewerb zum Generalbebauungsplan 1938 Abschließend bleibt zu fragen, inwieweit das Polizeipräsidium den Planungen für eine „Neue Mitte“ der Stadt Wuppertal zuzuordnen ist, die mit dem großen städtebaulichen Wett- 99 Planung für die neue Stadtmitte Wuppertals (Walther Bangert 1939).Deutsche Bauzeitung 73 (1939), S. 746 bewerb von 1938 ausgelobt wurden. Die Entwürfe des Preisträgers Walther Bangert zeigen, daß die in allen Planungen erheblich verbreiterte Hauptachse der Allee, die in den großen Platz mündet, ihre Ausweitung direkt am Präsidium erfährt.42 In der Propaganda integrierte man das Präsidium natürlich gern in diese Konzeption, sollte doch die Zufälligkeit der Nachbarschaft zur Neuen Mitte kaschiert und alles als von langer Hand vorbereitet und durchdacht erscheinen: Das Präsidium wurde somit zu einem ersten Beispiel der Neugestaltung Wuppertals instrumentalisiert. Doch lag der Bauplatz schon Jahre zuvor fest: Noch vor der Städtevereinigung im Wuppertal konnte sich die Stadt Barmen 1928 durch das Angebot, einen Bauplatz aus eigenem Besitz zur Verfügung zu stellen, der zudem etwa in der Mitte zwischen beiden Stadtzentren lag, den Zuschlag sichern.43 Und beim Wettbewerb für den Neubau, den Alexander Schaefer ja mit einem der Ausführung weitgehend entsprechenden 100 Entwurf gewonnen hatte, lag die Fassade noch etwa in der Flucht der Nachbarbebauung. Erst vor Beginn der Ausschachtungsarbeiten, also im Herbst 1936, wurde die Fassadenflucht zurückverlegt – mit einiger Sicherheit überwiegend aus verkehrlichen Gründen.44 Auch für den Wettbewerb eines Generalbebauungsplanes zur Neugestaltung des Wuppertals lassen sich neben den von der Propaganda aufgebauschten repräsentativen Zwecken ganz nüchterne, pragmatische Gründe finden: Die Verkehrssituation des engen Wuppertales war katastrophal, der Fernverkehr von Düsseldorf nach Hagen verlief im Tal durch ein Gewirr enger Straßen. Mit Otto Schillinger war 1928 ein Städtebauexperte nach Wuppertal gekommen, der sich als Leiter des Stadtplanungsamtes von 1932 bis 1965 die Lösung dieser Fragen zur ersten Aufgabe machte. Er arbeitete 1938 die Rahmenbedingungen für den städtebaulichen Wettbewerb aus, auf deren Grundlage die Teilnehmer ihre Pläne zu entwickeln hatten, und er verwirklichte in den 1950er Jahren mit Baudezernent Hetzelt die Führung der Talstraße in ihrem heutigen Verlauf.45 Auch in stadtplanerischer Hinsicht bedeuten also die Jahre 1933 und 1945 keinesfalls einen Bruch – die Kontinuitäten überwiegen. 4 Das Denk-Mal Polizeipräsidium Es bleibt erschreckend, daß es für die breite Masse der Bevölkerung, für die Architekten, Baubeamten und Künstler ganz selbstverständlich und normal war, ihre Tätigkeit in den Dienst des verbrecherischen Regimes zu stellen, wenn dadurch der Broterwerb gesichert werden konnte. Die wenigsten hatten Skrupel, verweigerten sich dem Unrechtssystem und solidarisierten sich mit ihren Nachbarn. Das Polizeipräsidium wurde also nicht von anonymen Braunhemden gebaut, die im alltäglichen Sprachgebrauch so häufig unter dem Etikett „die Nationalsozialisten“ in eine leichter zu ertragende Ferne gerückt werden, sondern von unseren Eltern, Großeltern und deren Mitmenschen.46 Vielleicht ist dies die Mahnung, die das Polizeipräsidium Wuppertal als Baudenkmal heute an uns richtet. Anmerkungen 1 Eine Kurzfassung dieses am 9. September 2000 beim „Tag des offenen Denkmals“ gehaltenen Vortrages erschien in „Polis. Zeitschrift für Architektur und Stadtentwicklung“, Wuppertal 11 (2000), Heft 2. 2 Um die Klärung der historischen und gegenwärtigen Bedeutung des Polizeipräsidiums, um die Dokumentation seiner Geschichte und Nutzung sowie um die Aufarbeitung von Lebensläufen, die mit dem Präsidium in Zusammenhang stehen, bemüht sich derzeit eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe des Bergischen Geschichtsvereins, der Begegnungsstätte Alte Synagoge und des Polizeipräsidiums selbst. Auf Initiative der Arbeitsgruppe wurde am 1. September 1999 die Gedenktafel „Wir wollen nicht vergessen“ am Haupteingang des Präsidiums angebracht. 3 Wenn anhand einer detaillierten Beschreibung und vergleichenden Analyse versucht wird, 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 diese Zusammenhänge zu klären, so geschieht dies ausdrücklich nicht in der Absicht, die historische Singularität des NS-Systems zu relativieren, sondern aus der Überzeugung heraus, daß Politik und Architektur wesensfremde Dinge sind, die sich nicht einfach deckungsgleich zueinander in Beziehung setzen lassen. Meiner am 19.11.1999 bei einer Exkursion im Rahmen der Werkstatt „Geschichtsarbeit und historisch-politisches Lernen zum Nationalsozialismus“ vorgetragenen Interpretation, in diesem dreiteiligen Durchgang eine dezente Anspielung auf das seit der Antike tradierte TriumphbogenSchema zu sehen, schien Herrn Prof. Dr. Joachim Petsch zu gewagt. Doch zieht man die weiteren durchweg sehr allgemeinen Architekturzitate in den Bauten Schaefers zum Vergleich heran, wird diese Vagheit als typisches Merkmal seiner Zitierweise erkennbar. Konstruktiv notwendig ist die Unterteilung nicht. Alexander Schaefer: „Der Neubau des Polizeipräsidiums in einer westdeutschen Großstadt“. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 62 (1942), S. 308 (im folgenden zitiert als: Schaefer/ ZBV 1942). Den Begriff „abstrakter Klassizismus“ prägte Lars Olof Larsson in „Klassizismus in der Architektur des 20. Jahrhunderts“. In: Albert Speer – Architektur. Arbeiten 1933–1942. Frankfurt, Berlin, Wien 1978, S. 161. Frau Gudrun Panne, Staatliches Bauamt Wuppertal, danke ich für die Bereitstellung von Bauunterlagen. Oberbaurat Quehl: „Wettbewerb Polizeipräsidium Wuppertal“. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 56 (1936): 429–436 (im folgenden kurz: Quehl/ ZBV 1936). Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv (NWHSA) BR PE 3880. Heutige Anschrift Jürgensplatz 5–7, damals Kavalleriestraße. Das Grundstück erstreckt sich im Karree von Fürstenwall, Hubertusstraße, Jürgensplatz und Neusser Straße. Bauwarte 4 (1928), S. 133–148 und 221–222. Quehl/ ZBV 1936 (wie Anm. 8), S. 435. Quehl/ ZBV 1936 (wie Anm. 8), S. 435. NWHSA BR PE 3880; Schreiben des Preußisches Ministeriums für Finanzen an Schaefer vom 1. Oktober 1935. Quehl/ ZBV 1936 (wie Anm. 8), S. 429. Vgl. Florian Speer: „Heimatschutz-Stil. Anmerkungen zu einem Stilphänomen in der Architektur der Jahrhundertwende“. In: Geschichte im Wuppertal 6 (1997), S. 27–50; und Christoph Heuter: „Ein energischer Versuch in neuzeitli- 101 17 18 19 20 21 22 23 24 25 cher Richtung. Ludwig Lemmer (1891–1983), Stadtbaurat in Remscheid 1921–1933“. In: Hausforschung im Bergischen Land und im angrenzenden Westfalen. Publikation der Vorträge der Fachtagung in Lindlar am 17. und 18. 10. 1997 vom Arbeitskreis für Bauforschung im Rheinland, Arbeitsgruppe des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (erscheint voraussichtlich 2001). Alexander Schaefer: „Neubau des Polizeipräsidiums Düsseldorf“. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 54 (1934), S. 333–346. Für Hinweise und die Ermöglichung einer Besichtigung des Düsseldorfer Präsidiums danke ich Herrn Polizeihauptkommissar Klaus-Fr. Dönecke. Vgl. Karl-Hugo Schmölz und Rolf Sachsse (Hg.): Hugo Schmölz. Fotografierte Architektur 1924–1937. München 1982, S. 83–89. Vgl. den Beitrag von Michael Dückershoff über Hans Kohlschein in: Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819–1918. München 1998, Band 2, S. 260–262. Vgl. Wuppertaler Rundschau vom 23.10.1999 und 27.10.1999. Hans Schmitz Wiedenbrück: „Arbeiter, Bauern, Soldaten“. Das Triptychon wurde ausgestellt auf der „Großen deutschen Kunstausstellung“ München 1941. Der Verbleib des Mittelteiles (Soldaten) ist unbekannt, die Seitenflügel (Arbeiter, Bauer) befinden sich im Besitz der Bundesrepublik Deutschland. Vgl. Schaefer/ ZBV 1942 (wie Anm. 5), S. 312 und 313. Im Bereich der Architekturplastik sind von Gottschalk Werke an Bauten des Wilhelm Kreis bekannt (z. B. Rathaus Herne 1911, Offiziers-Genesungsheim Bühlerhöhe bei Baden-Baden 1913).Vgl. Ruth Meyer-Kahrweg: Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal. Wuppertal 1991, Bd. II, S. 51–52 (im folgenden kurz: Meyer-Kahrweg 1991). Der Polizeipräsidialbezirk umfaßte seit 1922 Elberfeld, Barmen, Vohwinkel, Cronenberg, Ronsdorf – die 1929 zu Wuppertal vereinten Städte, ferner Remscheid, Lüttringhausen und Lennep, die 1929 zu Remscheid vereint wurden und schließlich Neviges, Velbert und Wülfrath. 1925/26 wurde der Bezirk auf Solingen, Ohligs, Wald, Gräfrath und Höhscheid ausgedehnt, die seit 1929 Groß-Solingen bilden. Albrecht Ade (Hg.): Ernst Oberhoff – Malerei Zeichnungen Grafik. Krefeld 1974 (im folgenden kurz: Oberhoff 1974). Auf dem Briefbogen seiner „Organisation für direkte Demokratie 102 26 27 28 29 30 31 32 durch Volksabstimmung“ schrieb Joseph Beuys: „Dem Lehrer Ernst Oberhoff, den ich bereits als Student als einen demokratischen erleben konnte, widme ich in Dankbarkeit diesen Satz meiner psychologischen Überlegung. …“ (Oberhoff 1974, S. 88). Vgl. Meyer-Kahrweg 1991 (wie Anm. 23), Bd. II, S. 115. Für Hinweise zu Oberhoff danke ich Herrn Dr. Herbert Pogt, Von der Heydt-Museum Wuppertal. Ehemalige Generaloberst Höppner-Kaserne, Freudenberger Straße 55, heute Fachbereich der Uni Wuppertal. Vgl. Rheinische Landeszeitung – Wuppertaler Zeitung Nr. 17 vom 17. Januar 1939. Vgl.: Schlemmer – Baumeister – Krause. Wuppertal 1937–1944 (Kat. Ausst. Von der HeydtMuseum Wuppertal 20.5.-1.7.1979), unpag. (Zeittafel). Vgl. Heinz Rasch in Oberhoff 1974 (wie Anm. 25), S. 24. Die Vermutung über ein Zusammentreffen Oberhoffs mit Baumeister und Schlemmer, die Hermann J. Mahlberg anhand der Berichte über Arbeiten der Oberhoff-Klasse an Lackschränken, Wandschirmen und Wandmalereien äußerte, ist mit der Erinnerung der von Heinz Rasch geschilderten Beratungstätigkeit Oberhoffs gegenüber Walter Herberts zu belegen. Vgl. Hermann J. Mahlberg: „Die Geschichte der Kunstgewerbeschulen Barmen/Elberfeld bis zur Begründung der Werkkunstschule Wuppertal im Jahre 1949“. In: Der Dekan des Fachbereichs 5 der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal (Hg.): kunst/ design & co – Von der Kunstgewerbeschule Barmen/Elberfeld – Meisterschule – Werkkunstschule zum Fachbereich 5 der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal 1894–1994. Festschrift zum 100jährigen Jubiläum. Wuppertal 1994, S. 12– 57, hier S. 44. Dort sind Hinweise auf Oberhoffs Tätigkeit für Herberts im Bericht des damaligen Leiters der Meisterschule Etbauer vom 6. September 1941 an den Regierungspräsidenten Düsseldorf zitiert (NWHSA Reg. Düss. Nr. 47840 II). Vgl. Schlemmer – Baumeister – Krause (wie Anm. 28). Das mittlere Medaillon, auf das Haken in der Wand hinweisen, ist nicht erhalten. Es zeigte das Hakenkreuz mit der Inschrift eines Ausspruchs von Adolf Hitler: „ICH SEHE ES ALS DIE WICHTIGSTE AUFGABE AN, EINE FORM ZU FINDEN, DIE DEN 33 34 35 36 37 38 39 40 FORDERUNGEN DER GEGENWART NACH EINFACHHEIT UND SCHLICHTHEIT GERECHT WIRD UND ZUGLEICH EINE WÜRDIGE HALTUNG BEWAHRT“ (zitiert nach General-Anzeiger der Stadt Wuppertal Nr. 244 vom 16./17.10.1937). Barbara Miller-Lane: Architektur und Politik in Deutschland 1918–1945. Braunschweig/ Wiesbaden 1986, S. 123–141, insb. S. 130–133 (im folgenden kurz: Miller-Lane 1986). Miller-Lane 1986 (wie Anm. 32), S. 133–141. Der Düsseldorfer Kunstschmied Kohlhaas, der die Kunstschmiedearbeiten der Eingangstore fertigte, konnte nicht näher identifiziert werden. Prof. Hans Schreiber (1894–1980), Meisterschule des deutschen Handwerks, Wuppertal. Zu Schreiber vgl. Meyer-Kahrweg 1991 (wie Anm. 23), Bd. II, S. 139. Arbeiten von Prof. Erich Cleff (1881–1961), Meisterschule des deutschen Handwerks, Wuppertal. Zu Cleff vgl. Meyer-Kahrweg 1991 (wie Anm. 23), Bd. II, S. 31. Alfred Zschorsch (1887–1956). Zu Zschorsch vgl. Meyer-Kahrweg 1991 (wie Anm. 23), Bd. II, S. 166f. Über die Figurengruppen sind wir nur durch Zeitungsberichte informiert: General-Anzeiger Nr. 108 vom 06.05.1938 und Nr. 173 vom 28.07.1939; vgl. Meyer-Kahrweg 1991 (wie Anm. 23), Bd. I, S. 329f. Lars Olof Larsson hat bereits 1978 anhand etlicher Beispiele auf die kontinuierliche und internationale Präsenz des Neoklassizismus hingewiesen (Lars Olof Larsson: „Klassizismus in der Architektur des 20. Jahrhunderts“. In: Albert Speer – Architektur. Arbeiten 1933–1942. Frankfurt, Berlin, Wien 1978, S. 151–175. Daß Larssons klärender Aufsatz in dem gegenüber der Architektur und Person Albert Speers distanzlos wirkenden „Prachtband“ „Albert Speer – Architektur. Arbeiten 1933–1942“ erschienen 41 42 43 44 45 46 ist, hat sicherlich zu der bis heute fortwirkenden überscharfen Polarisierung der Fachdiskussion um die Architektur der 1930er Jahre in Deutschland beigetragen. Hans Kremendahl: „Polizei – Vom Terror zur Partnerschaft“. In: Der Polizeipräsident (Hg.): Wir wollen nicht vergessen! Dokumentation der Gedenkfeier zur Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung durch die Geheime Staatspolizei in Wuppertal 1939 bis 1945 am 1. September 1999 im Polizeipräsidium. Broschüre, herausgegeben in Verbindung mit dem Ressort Presseamt und Stadtmarketing der Stadt Wuppertal und der Begegnungsstätte Alte Synagoge. Wuppertal 1999, S. 5–8, hier S. 6. „Der große Städtebauwettbewerb Wuppertal“. In: Deutsche Bauzeitung 73 (1939), S. 745–755. Quelle: Chronik „Der Polizeipräsident in Wuppertal“, S. 5. Tagebuch des Polizeipräsidenten; handschriftliche Chronik, bewahrt im Polizeipräsidium Wuppertal. Für die freundliche Gewährung der Einsichtnahme sowie vielfältige Hilfestellungen bei der Recherche im Hause danke ich herzlich dem Wuppertaler Polizeipräsidenten Herrn Klaus Koehler und seinen Mitarbeitern. Schaefer/ ZBV 1942 (wie Anm. 5), S. 302. Zu Schillinger vgl. Hans Joachim de Bruyn-Ouboter: „Otto Schillinger – Wuppertaler Stadtplanung zwischen Gustav Stresemann und Ludwig Erhard“. In: Wuppertaler Biographien 17. Folge. Wuppertal 1993: 125–144. Die Schwierigkeit im Umgang mit dem Widerspruch der an bürgerlichen Tugenden und christlichen Geboten orientierten Elterngeneration und der Übertretung der Tugenden und Gebote durch eben diese Generation hat Hiltrud Kier eindrucksvoll formuliert. Hiltrud Kier: Architektur der 50er Jahre. Bauten des Gerling-Konzerns in Köln. Frankfurt/ Main, Leipzig 1994, S. 103