Das Polizeipräsidium in Wuppertal – ein Bau der 1930er Jahre1

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Christoph Heuter
Das Polizeipräsidium in Wuppertal – ein Bau der 1930er Jahre1
Der Umgang mit Architektur, die während
des Dritten Reiches in Deutschland gebaut
wurde, fällt uns heute enorm schwer. Das Wissen um die Verbrechen, die in diesen Jahren in
Deutschland begangen wurden, läßt einen
emotionsfreien Blick auf die Architektur kaum
möglich erscheinen. Denn die damalige Auffassung von der Baukunst als der „Königin der
Künste“, die das politische System optimal repräsentieren und detailgetreu widerspiegeln
könne, lebt bis heute fort. Doch ist Architektur
keineswegs imstande, ein politisches System
im Verhältnis 1:1 abzubilden, sie bleibt immer
vieldeutig.
Wohl kaum ein Gebäude in Wuppertal ist
derart stark von Legenden umrankt und mit
verallgemeinernden Attributen versehen, wie
das 1939 fertiggestellte Polizeipräsidium in
Unterbarmen. So heißt es mitunter, es sei der
einzig erhaltene Bau des Dritten Reiches in
Wuppertal, es sei typisch nationalsozialistische
Architektur und zudem der erste Teil der im
Dritten Reich geplanten Neuen Stadtmitte zwischen Haspel und Loh mit Gauforum, Aufmarschplatz und der „Halle des Bergischen
Landes“. In allen Aussagen liegt ein wahrer
oder diskutabler Kern, in ihrer Bestimmtheit
jedoch sind sie als unrichtig oder irreführend
zu bezeichnen.2
Relativ einfach läßt sich die zuerst genannte Äußerung differenzieren, denn beim
Polizeipräsidium handelt es sich keinesfalls
Polizeipräsidium Wuppertal (Alexander Schaefer 1937–39). Postkarte um 1940, Stadtarchiv Wuppertal
88
um den einzig erhaltenen Bau des Dritten Reiches in Wuppertal. Wie zu allen wirtschaftlich
prosperierenden Zeiten wurden in den 1930er
Jahren Wohn- und Geschäftshäuser, Fabriken
und Bürogebäude errichtet. Es entstanden
Wohnsiedlungen wie Metzmachersrath, Lüntenbeck und Konradswüste, zudem kriegsvorbereitende militärische Bauten wie die Kasernen auf den Südhöhen und die Hochbunker der
dicht besiedelten nördlichen Stadtteile: Sedansberg, Ölberg, Engelnberg, Rott. Die
Hauptpost am Kolk wurde von 1931 bis 1937
errichtet, der Wasserturm Roßkamper Höhe
1938, die Reichsbahndirektion erhielt 1938 einen Erweiterungsbau. Neben diesen erhaltenen
Bauten, die teilweise auch repräsentativen Anspruch hatten, sei das 1939 errichtete und in
den 1980er Jahren durch einen Neubau ersetzte
Sparkassengebäude am Werth genannt.
Und doch ist das Polizeipräsidium durch
seine zentrale Lage, seine architektonische und
künstlerische Ausgestaltung sowie seine historische Bedeutung – als Polizeipräsidium und
von 1945 bis in die 1950er Jahre als Rathaus
der Stadt Wuppertal – derart tief im Bewußtsein der Bevölkerung verankert, daß die Konzentrierung der kollektiven Erinnerung auf diesen Bau als pars pro toto durchaus erklärlich
ist.
Sehr viel aufwendiger ist es, der zweiten
Aussage zu begegnen: Das Polizeipräsidium
sei „typisch nationalsozialistische Architektur“. Eine Definition des spezifischen Charakters von „nationalsozialistischer Architektur“
ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, da
es letztlich unmöglich ist, ein politisches Programm wie den Nationalsozialismus (der in
sich ja keineswegs einheitlich gewesen ist),
und eine durch Funktion und Nutzungsansprüche bedingte künstlerische Gattung wie
Architektur in Deckung zu bringen. Ein Beispiel für die Unhaltbarkeit des Begriffes „nationalsozialistische Architektur“ ist das Polizeipräsidium, dessen Stilformen keineswegs
spezifisch nationalsozialistisch sind, sondern
in der allgemeinen Architekturentwicklung des
20. Jahrhunderts stehen, die sich nicht auf die
Diktaturen oder gar auf Deutschland allein begrenzen läßt.3
Der Bau
Der als Betonpfeilerbau mit massiven
Außenmauern über rechteckigem Grundriß
ausgeführte Baukomplex umschließt mit dem
straßenseitigen Haupttrakt, dem rückwärtigen
Paralleltrakt sowie drei verbindenden Querflügeln zwei in etwa quadratische Innenhöfe.
Kühle und Strenge bestimmen den unmittelbaren Eindruck des Gebäudes. In monotoner,
schier unendlicher Abfolge ist eine Vielzahl
gleichmäßig gestalteter Fensterachsen an der
Fassade gereiht. Dezente Differenzierung der
Fassadengestaltung erfolgt durch den leicht erhöhten Mitteleingang und die undurchfensterten Gebäudeecken, ferner durch den dunklen
Gebäudesockel und das als Halbgeschoß ausgebildete 3. Obergeschoß. Streng und nüchtern
ist auch das fünfteilige, über einigen Stufen erhöhte Eingangsportal konzipiert: Hier am Portal, in der Eingangshalle mit der dreiteiligen
Öffnung zum mittleren Quertrakt,4 an den Pfeilern der Treppenhäuser sowie den Fenster- und
Türgewänden wurde schwarzer Basalt verwendet, der laut Beschreibung des Architekten „in
diesem Umfang zum ersten Male bei der Innengestaltung eines Gebäudes Anwendung finden konnte“.5
Die dezente Symmetrie und die reduzierte
Geschoßhierarchie, die nicht zwischen Erdgeschoß und Obergeschoß unterscheidet, sowie
die Natursteinfassade mit dem vollständigen
Verzicht auf Dekor charakterisieren den Bau
im Sinne eines streng rationalistischen Neoklassizismus. Dieser „abstrakte Klassizismus“6
integriert Formelemente und Gestaltungsprinzipien der moderaten Moderne der 1920er
Jahre: In Verbindung mit den streng gereihten
Obergeschoßfenstern erinnert das Flachdach
an Berliner oder Frankfurter Großsiedlungen
der 1920er Jahre – trotz des dort unüblichen
Dachüberstandes. Doch wurde hier anstelle des
weißen Putzes – eines der wichtigen Elemente
des „Neuen Bauens“ – Naturstein verwendet:
Die dunklen, scharf geschnittenen Basaltsteinrahmungen der Fenster und des Hauptportales
kontrastieren zur hellen Wandverkleidung aus
Ettringer Tuffstein, der in verschieden großen
Platten mit gegeneinander gerichteter Scharrie-
89
rung verarbeitet wurde (die gegenwärtige
nachteilige Verkleidung stammt aus den
1970er Jahren). Diese mosaikartige, lebhafte
Oberflächenstruktur stellt gegenüber dem im
Klassizismus üblichen streng lagerhaften Verbund eine ungewöhnlich freie Interpretation
dar.
Der gleichmäßigen Achsabfolge des Äußeren entspricht die rationelle Anordnung der
Büros im Inneren, der ein Rastermaß von 3,12 m
zugrunde liegt. Am straßenseitigen Trakt und
an den drei parallel zueinander ausgerichteten
Querflügeln, die die beiden Innenhöfe umschließen, sind die Mittelflure zweihüftig, im
rückwärtigen Gebäudetrakt entlang der Wittensteinstraße sind sie einhüftig ausgebildet. Die
zweihüftigen Flure erhalten durch Oberlichtbänder über den Zimmertüren Tageslicht – eine
Lösung, die seit den 1920er Jahren im Bürohausbau Standard ist. Einige Großräume –
Meldeämter und Säle sowie das siebengeschossige Polizeigefängnis – stimmen in ihren
Geschoßhöhen nicht mit den Bürogeschossen
überein: Ihre Fenster sind daher, um das
Gleichmaß der Straßenfassade nicht zu stören,
zu den Innenhöfen oder zur Gebäuderückseite
orientiert.7
Besonders der mittlere Querflügel wird
durch Variation der Fensterformen betont: Zu
beiden Höfen hin begleiten ihn die über die gesamte Gebäudehöhe reichenden Fensterbahnen
der Treppenhäuser, und sein oberstes Geschoß
ist durch die hohen Fensterbahnen des „Großen
Saales“ (heute Saal 300) mit flankierenden
Rundfenstern kenntlich gemacht. Die Ansicht
zur Wittensteinstraße (ehemals Besenbruchstraße) ist mit reduziertem Gestaltungsanspruch deutlich als Rückseite konzipiert: Die
Fassade ist überwiegend verputzt; Naturstein
findet sich nur bei der Eckquaderung, dem Erker des „Kleinen Saales“ und dem Band des
Treppenhauses. Das ruhige Achsmaß ist damit
unterbrochen, auch tritt der Trakt weit von der
Straßenflucht zurück: Ein Pavillonbau markiert die Hofzufahrt mit den aufwendigen Gittertoren, ihm korrespondiert das freistehende
Rückwärtige Ansicht des Polizeipräsidiums Wuppertal, Zentralblatt der Bauverwaltung 62, 1942,
S. 301
90
Wohnhaus des Polizeipräsidenten am östlichen
Rand des Grundstücks.
Somit stellt sich das Gebäude nach außen
hin als ein sehr kühler, kaum gegliederter oder
mit dekorativen Elementen versehener Bau
dar, den man im Zeitempfinden der 1920er und
1930er Jahre mit Attributen wie sachlich,
nüchtern und erhaben versehen haben mag.
Der Architekt
Architekt des Gebäudes ist der Regierungsbaurat Alexander Schaefer (21. August 1887,
Saaralben/Lothringen – 8. Juni 1954 Wuppertal). Der Auftrag wurde ihm aufgrund seines 1.
Preises in einem engeren Wettbewerb erteilt,
der im Herbst 1935 unter erfahrenen staatlichen Baubeamten ausgeschrieben worden
war.8 Schaefer war ein preußischer Baubeamter, dessen aktive berufliche Tätigkeit nach
Studium an der TH Hannover 1913 im Staatsdienst begann und 1952 mit Erreichen des Ruhestandsalters endete. In der Zwischenzeit war
er vom Regierungsbaumeister (1921) über den
Regierungsbaurat (1928), den Oberregierungsbaurat (1941) zum Regierungsbaudirektor
(1949) aufgestiegen. Schaefer wurde 1944 zum
ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie für Bauforschung, 1947 zum außerordentlichen Mitglied der Akademie für Städtebau
und Landesplanung berufen. 1947 wurde er
vom Entnazifizierungsausschuß der Militärregierung für entlastet erklärt. Er war von 1922
bis 1952 im Rheinland kontinuierlich bei verschiedenen staatlichen Stellen tätig: Nach seiner Tätigkeit beim Hochbauamt Elberfeld hatte
er 1923–1928 die Bauleitung der Remscheider
Polizeibauten inne, 1928–1934 die Bauleitung
des Polizeipräsidiums und der Polizeiunterkunft in Düsseldorf, 1935–1943 die Bauleitung
des Wuppertaler Polizeipräsidiums. Anschließend war Schaefer 1943–44 beim Staatshochbauamt Mönchengladbach und von 1944
bis 1952 bei der Regierung Düsseldorf beschäftigt. Brüche in der Karriere gibt es nicht;
Schaefer war lediglich im September 1945 für
18 Tage von seinen Dienstgeschäften entbunden.9 Architekten mit praktischer Erfahrung,
loyale Baubeamte wie Alexander Schaefer waren zu allen Zeiten gefragt.
Über Schaefers Person ist außer den dürren
Karrieredaten nichts bekannt, von seinen wenigen ausgeführten Bauten lassen sich die
Schwerpunkte seiner Tätigkeit und seine Auffassung von Architektur jedoch indirekt ableiten.
Ganz offensichtlich wurde Schaefers Erfahrung bei der Planung von Polizeipräsidialgebäuden geschätzt: Nach Ausführung seiner
ersten Bauten in Remscheid betraute man ihn
mit der Leitung des umfangreichen Düsseldorfer Baukomplexes von Polizeipräsidium und
Landesfinanzamt am Jürgensplatz,10 für den
1928 ein Wettbewerb ausgelobt worden war.11
Auf Grundlage des Wettbewerbsergebnisses
fertigte der Regierungsbaurat Schaefer, der
nicht am Wettbewerb teilgenommen hatte, den
Ausführungsentwurf – ein damals übliches
Verfahren, den freien Architekten blieb nur das
Preisgeld.
Beim Wettbewerb für das Wuppertaler Präsidialgebäude, der von vornherein auf staatliche Baubeamte beschränkt worden war, erzielte Schaefer den 1. Preis. Besonders gelobt
wurde die funktionale Konzeption:
„Grundriß und Aufriß sind klar und einfach, die vielfältigen Raumbedürfnisse mit Sicherheit und Erfahrung dem Hauptgedanken
untergeordnet, ohne daß an irgendeiner Stelle
ein Zwang zu spüren ist.“12 „Die Architektur ist
reif und sicher. Sie wird sich dem Straßenbild
gut einfügen und das Wesen eines Polizeipräsidiums angemessen zum Ausdruck bringen.“13
Dieses Urteil würdigt exakt die Intention
Schaefers, denn das Motto, mit dem er seinen
Wettbewerbsentwurf bedachte, lautete „Eingepaßt“.14
Die Jury kommentierte weiter:
„Das Bild der großen, baumbestandenen
Adolf-Hitler-Straße, an der der Bauplatz gelegen ist, … bewahrt … in den klassizistischen
Teilen auch heute noch eine gewisse Eigenart.
Auf diese schlichten und niedrigen Häuser mit
ihrem hellen Anstrich und den mäßig steilen
grauen Dächern Rücksicht zu nehmen, erschien geboten.“15
Mit „Eingepaßt“ ist tatsächlich das Stichwort für die Einordnung nicht nur des Wupper-
91
Polizeiinspektion Remscheid (Alexander Schaefer 1923–28), Foto: Christoph Heuter, 1996
taler Präsidiums gegeben, sondern auch für
Schaefers Polizeibauten der 1920er Jahre in
Remscheid und Düsseldorf.
In Remscheid entstand von 1923 bis 1928
ein weitläufiger Komplex mit Verwaltungsund Wohnbauten, deren prägnantester Bauteil
die zum heutigen Quimperplatz orientierte Polizeiinspektion ist. Es ist ein repräsentativer
Putzbau mit symmetrisch gegliederter, dekorarmer Fassade, gleichmäßiger Abfolge der
Fenster und Betonung der Mitte – hier durch
eine Blendkolonnade sowie eine Attika mit Lünettfenstern, die das steile Walmdach dominiert. Das Gebäude steht deutlich in der Tradition von Repräsentationsbauten des Historismus, zum Beispiel des 1913–1923 erbauten
Barmer Rathauses von Carl Roth. Mit der Anreicherung eines nüchternen Funktionsbaues
durch wenige Repräsentationselemente ist es
dem Wuppertaler Präsidium nahe verwandt.
Die Dekorelemente sind dem sogenannten
Bergischen Heimatschutzstil entlehnt, der seit
etwa 1907 eine Rückbesinnung auf die um
1800 entstandene Architektur des Bergischen
92
Landes an der Wende vom Spätbarock oder
Rokoko zum Klassizismus intendierte und in
den bergischen Städten das Baugeschehen der
1. Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend
prägte.16
Der Motivvergleich zwischen der überwiegend im Wohnhausbau ausgeprägten „Bergischen Bauweise“ und dem Repräsentationsbau
von 1923/28 erscheint gewagt; entscheidend
ist aber, daß die Architekten in der 1. Hälfte des
20. Jahrhunderts von derartigen Beziehungen
überzeugt waren und die historischen Formen
zur Legitimierung ihrer voluminösen Neubauten heranzogen.
Ganz in diesem Sinne der Berücksichtigung örtlicher Bautraditionen und Sehgewohnheiten lassen sich Schaefers Düsseldorfer Polizeibauten interpretieren: Als wesentliche Gestaltungselemente des Äußeren seien die Backsteinfassaden über einem leicht geböschten
Natursteinsockel genannt.17 Das direkte Vorbild für eine derartige Gestaltung ist evident:
1926 hatte Wilhelm Kreis, seinerzeit Professor
für Architektur an der Kunstakademie Düssel-
Elemente der architektonischen Moderne
der 1920er Jahre sind vor allem im Inneren adaptiert: Der Dekorverzicht bedingt die
schlichte Gestaltung und die klaren Linien:
Wie in Wuppertal sind die Flure durch Oberlichter erhellt, und die kreisrund ausgeschnittene Lichthalle des Foyers, der mit Treppenhäusern und Etagenfluren die Erschließungswege des Gebäudes zugeordnet sind, animierte
einen der bekanntesten Architekturfotografen
des 20. Jahrhunderts, den Kölner Hugo
Schmölz (1879–1938) zu Fotografien von hoher Eindringlichkeit – „Neue Sachlichkeit“
mag als Stilbegriff für die Aufnahmen von
Schmölz und die Architektur von Schaefer
gleichermaßen gelten.18
Die künstlerische Ausgestaltung
Tafelbild eines Färberpaares im Polizeipräsidium Wuppertal (Hans Kohlschein, um 1940),
Zentralblatt der Bauverwaltung 62, 1942,
S. 313
dorf, die Dauerbauten der GeSoLei (Ausstellung für Gesundheit, soziale Fürsorge und Leibesübungen) fertiggestellt – heute bekannt unter dem Namen Ehrenhof und durch die dortigen Einrichtungen der Tonhalle, des Städtischen Kunstmuseums und des NRW-Forums
für Kultur und Wirtschaft.
Gegenüber den in Bauornamentik und Bauplastik reich ausgestalteten Kulturtempeln des
Ehrenhofes sind Schaefers nüchterne Bauten in
den Dekorformen deutlich reduziert, wie es
sich für Verwaltungsbauten geziemt: strenge
Achsabfolge der Fenster, kleine Schlitze zur
Belichtung des 4. Obergeschosses. Diese erinnern an Schießscharten und könnten mit der
Sockelböschung und dem Backsteinmauerwerk als Reminiszenz an die Düsseldorfer Befestigungsanlagen verstanden werden – für ein
Polizeigebäude regelrecht eine „architecture
parlante“.
Um den Bogen zurück zum Wuppertaler
Polizeipräsidium zu schlagen und den ungebrochenen Lebenslauf von Schaefer nicht isoliert stehen zu lassen, sei er parallel gesetzt zu
den Viten weiterer Künstler, die an der Gestaltung des Wuppertaler Polizeipräsidiums beteiligt waren. Da ist zunächst der genannte Hugo
Schmölz, der gleichermaßen die Fotografien
für die Polizeipräsidien in Düsseldorf 1933/34
und Wuppertal 1939 fertigte. Schmölz war in
der Weimarer Republik und während des Dritten Reiches kontinuierlich mit Aufträgen versehen, und nach seinem Tode im April 1938
führte sein Sohn Karl-Hugo Schmölz das Atelier unter des Vaters Namen in den 1940er und
1950er Jahren fort.
Eine derart spektakuläre Treppenhausansicht wie in Düsseldorf gibt es vom Wuppertaler Polizeipräsidium nicht, doch verdienen
auch hier die Treppenhäuser und die kunsthandwerklichen Arbeiten Beachtung. Die Lebensläufe der hierfür verantwortlich zeichnenden Künstler und Kunsthandwerker waren
gleichfalls nicht auf die 1930er Jahre beschränkt.
Malereien, Plastiken und kunstgewerbliche
Arbeiten finden sich vornehmlich in den Verkehrsräumen wie den Foyers der einzelnen Geschosse, den Treppenhäusern und den Fluren
93
Wandgemälde „Die Neue Zeit“ im Polizeipräsidium Wuppertal (Hans Kohlschein 1939), Postkarte
um 1940, Stadtarchiv Wuppertal
vor Repräsentationsräumen wie dem Großen
und Kleinen Saal sowie dem Büro des Polizeipräsidenten.
Die figürlichen Wandmalereien wurden
von Hans Kohlschein (1879–1948) unter Mithilfe seines Bruders Joseph Kohlschein d. J.
(1884–1958) gefertigt; beide werden der Düsseldorfer Malerschule zugerechnet. Hans
Kohlschein lehrte von 1921 bis 1928 als Professor an der dortigen Kunstakademie und
machte sich seit 1902 mit seinem ersten beachteten Gemälde „Schlesische Landwehr bei Waterloo“ im Oberpräsidialgebäude Breslau vor
allem als Historienmaler einen Namen. Kohlschein verband monumentale Gesamtwirkungen mit einem zunächst naturalistischen Duktus; seit den 1920er Jahren verlegte er sich auf
einen zeichnerisch-dekorativen Stil mit flächigem Bildaufbau, lockeren Konturierungen und
expressiver Betonung von Haltung und Ge-
94
stik.19 Während die Eingangshalle des Erdgeschosses durch dekorative Fahnenflächen mit
dem Hoheitszeichen (Reichsadler mit Hakenkreuz) in Goldstickerei versehen war, wurden
die Foyers des 1. und 2. Obergeschosses mit figürlichen Darstellungen Kohlscheins ausgestaltet: Im 1. Obergeschoß befinden sich in
symmmetrischer Anordnung die Reitergruppen
„Die Alte Zeit“ und „Die Neue Zeit“; beide
wurden sogleich nach Kriegsende überstrichen
und erst im Herbst 1999 bei Renovierungsarbeiten im Hause wiederentdeckt.20
Die „Alte Zeit“ zeigt drei Ritter mit den
Standarten der in der Schlacht von Worringen
1288 vereint kämpfenden Grafschaften Mark,
Berg und Jülich, die „Neue Zeit“ drei uniformierte Reiter, die durch Standarten und Uniformen als die Stützen des nationalsozialistischen
Staates – SS, Polizei und Wehrmacht – zu erkennen sind.
Im 2. Obergeschoß findet sich rechts des
Mittelganges eine Darstellung der bäuerlichen
Arbeit, wiedergegeben durch einen Sämann
und einen Bauern mit Pflug, sowie links der industriellen Arbeit, die durch Arbeiter im Steinbruch vorgestellt ist. Mit der Dreiheit von „Arbeiter, Bauern, Soldaten“ ist die in der Malerei
der 1930er Jahre verbreitete Trias der Berufsgruppen vertreten, die in programmatischen
Triptychen wie von Hans Schmitz-Wiedenbrück dargestellt wurde.21 Für die Arbeiter
hatte sich Kohlschein die für die historische
Entwicklung des Bergischen Landes bedeutsame Berufsgruppe der Steinbrecher ausgesucht. Ergänzt wurde diese Arbeiterdarstellung
mit Bezug auf die regionalen Gewerke durch
einige heute verlorene Tafelbilder, die im Flur
des 1. Obergeschosses im rückwärtigen Gebäudeteil hingen: Überliefert ist lediglich die
Darstellung eines Färberpaares, das mit in Bottichen gelagerten Tüchern hantiert.22 Im Hintergrund erhebt sich eine idealisierte Darstellung der Stadtlandschaft Wuppertals – man erkennt die Schwebebahn, jedoch sind die zu assoziierenden Türme des Hardtrückens – Elisenturm und Bismarckturm – nicht durch ein
derart tiefes Tal getrennt.
Es läßt sich ein schlüssiges ikonographisches Programm ablesen: Die traditionellen
Gewerbe des Bergischen Landes – Landwirtschaft, Steinbrucharbeit und Textilgewerbe –
seien durch die Herrscher der Alten Zeit gefördert und zur Blüte geführt worden und würden
nun durch die Herrscher der Neuen Zeit beschützt und weiter gepflegt. Die Hoheitszeichen im Erdgeschoß stellen die allgemeinste
Aussage dar: Im Zeichen des Hakenkreuzes
werde – der nationalsozialistischen Ideologie
gemäß – die deutsche Geschichte zu ihrer
höchsten Stufe der Vollendung geführt.
Weitere künstlerische Gestaltungen in den
Treppenhäusern ergänzen das Bildprogramm
des Polizeipräsidiums. Die Heizkörperverkleidungen aus getriebenem Eisen mit Blattgoldeinlagen zeigen figürliche Darstellungen: zum
Beispiel Löwenpaare, die Garnbündel oder
Wappenschilde präsentieren, oder idyllisch-allegorische Darstellungen wie eine Familien bei
der Obsternte. Gefertigt wurden diese Kunst-
schmiedearbeiten durch den Düsseldorfer
Bildhauer Ernst Gottschalk (1877–1942),
Schüler von Hubert Netzer an der Kunstakademie Düsseldorf.23 Ebenfalls von Ernst Gottschalk stammen die Marmorreliefs, die auf
Höhe des 3. Obergeschosses als Blickfänge an
den Treppenhauswänden dienen: Hier sind die
Elemente der körperlichen Zucht und Ertüchtigung „Kampf“ und „Sport“ dargestellt, die als
Voraussetzung zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit zu verstehen sind. Athletische Männer in heroischer Nacktheit – der Körperkult
des Dritten Reiches mit dem Rückgriff auf
Darstellungstraditionen, die seit der Antike
überliefert sind, ist nicht zuletzt seit den Olympischen Spielen von 1936 wichtiger Bestandteil der Ideologie und Selbstdarstellung des Regimes.
In der Vorhalle des 3. Obergeschosses, vor
dem Großen Saal, ist das Fußbodenmosaik, das
in den anderen Geschossen rein ornamental belassen ist, durch figürliche Darstellungen betont: Die stark abstrahierten Tierkreiszeichen
verweisen auf das Kontinuum des Jahreslaufes,
auf die stete Wiederkehr der Monate und mögen als Verweis auf die unterstellte Unendlichkeit des „Tausendjährigen Reiches“ legitimiert
worden sein. Schließlich seien die Stadtwappen in den geätzten Glasscheiben des Treppenhauses genannt, an denen sich der Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums ablesen
läßt: Für Wuppertal steht der Bergische Löwe
mit Garnbündel und Laurentius-Rost, für Remscheid der Bergische Löwe mit der Sichel, für
Velbert der Löwe mit zwei Schlüsseln, für Solingen Anker und Schwert.24 Dazwischen findet sich immer wieder das Hoheitszeichen, der
Reichsadler mit dem heute entfernten Hakenkreuz im Ehrenkranz.
Für letztgenannte Gestaltungen – Mosaikfußboden und Glasfenster – zeichnet ein
Künstler verantwortlich, der nach dem Krieg
zu den populärsten in Wuppertal zählte: Ernst
Oberhoff (1906–1980). Oberhoff hatte an der
Kunstgewerbeschule Barmen bei Gustav Wiethüchter und an der Kunstakademie Düsseldorf
bei Heinrich Campendonk studiert, er wurde
1933 Lehrer an der Kunstgewerbeschule Barmen und 1936 hauptamtlicher Dozent an dieser
95
Mosaik in der Vorhalle des 3. Obergeschosses (Ernst Oberhoff 1939). Foto Christoph Heuter, 2000
mittlerweile in „Meisterschule des deutschen
Handwerks“ umbenannten Schule. Von 1945
bis 1971 leitete er als Dozent für freie und angewandte Malerei die Abteilung für Wandmalerei und Raumgestaltung an der nun „Werkkunstschule Wuppertal“ betitelten Einrichtung.
Diese Tätigkeit unterbrach Oberhoff nur von
1950 bis 1953, als er Leiter der Klasse für
Wandmalerei und Maltechnik an der Kunstakademie Düsseldorf war. Dort zählten Wolf Vostell und Joseph Beuys zu seinen Schülern; sie
verfaßten zu seiner Werkschau 1974 warmherzige Widmungen.25 Bekannteste Werke Oberhoffs in Wuppertal sind neben Arbeiten im Von
der Heydt-Museum die Metallstabplastik Merkur an der Fassade der Kaufmännischen Schulen West (Bundesallee) von 1953, der jüngst
von der Firma Vorwerk nach alten Entwürfen
neu gefertigte Teppichboden des oberen Foyers
im Opernhaus und das seit dem Umbau von
1961 entfernte Glasfenster aus der Eingangshalle des Hauptbahnhofs Elberfeld von 1953:
Dies zeigt vor einer idealisierten Stadtland-
96
schaft Wuppertals – zu erkennen ist die Schwebebahn - eine Reihe von Männern, die durch
ihre Attribute als Vertreter bestimmter Berufsgruppen ausgewiesen sind: unter anderem einen Werkzeugschmied und einen Bleicher,
aber auch einen Angestellten oder Beamten mit
einem Schriftstück.26
Oberhoff, dem nach 1945 wohl niemand
eine geistige Nähe zum NS-System nachgesagt
haben dürfte, war mit seiner Biographie somit
verstrickt in den Lauf der deutschen Geschichte: Er war jung und ehrgeizig, hatte die
Gelegenheit, während des Dritten Reiches Karriere zu machen und nahm lukrative Aufträge
an – dies sei sachlich konstatiert, ohne seine
Beweggründe im einzelnen ausleuchten zu
können.
Außer den Arbeiten im Polizeipräsidium
sind seine Malereien für die Unteroffiziersräume der damaligen „Waldkaserne Saarburg“
bekannt.27 Bekannt ist auch, daß Oberhoffs
Malerfachklasse eng mit dem Hochbauamt der
Stadt Wuppertal und der Lackfabrik des Dr.
Kurt Herberts zusammenarbeitete – Oberhoff,
der den Seniorchef Walter Herberts in Kunstfragen beriet,28 hat wohl den Kontakt zu den
bekanntesten Malern hergestellt,29 die sich in
den 1930er Jahren in Wuppertal aufhielten:30
Die als „entartet“ verfemten modernen Maler
Willi Baumeister und Oskar Schlemmer waren
während des Dritten Reiches bei Herberts
tätig.31 Oberhoff stellte bereits kurz nach
Kriegsende, im Frühjahr 1946, eigene Arbeiten
im „Studio für Neue Kunst“ des Architekten
Heinz Rasch aus, der seinerseits mit Schlemmer und Baumeister in engem freundschaftlichem Kontakt gestanden hatte.
In der Besprechung der Wuppertaler Zeitung vom 17. Januar 1939 zu Oberhoffs Malereien in der Saarburg-Kaserne findet sich eine
Charakterisierung, die sich wie ein Schlüssel
zur Ikonographie auch des Polizeipräsidiums
liest:
„ … man trug aus dem Gedanken einer
volksbindenden Idee Motive aus den anderen
Berufsgruppen und Ständen heran. Man stellte
neben den Arbeiter den Bauer und den Soldaten, brachte Typen der Heimat und griff endlich auch zum letzten und höchsten Inhalt der
Monumentalmalerei, der Darstellung des Menschen im zeitlosen Ausdruck höchster Kraft
und Schönheit, wie sie sich im olympischen
Sport zeigen“.
Ein Schlüssel zur gesamten architektonisch-künstlerischen Programmatik des Polizeipräsidiums findet sich auf dem obersten Absatz des rückwärtigen Treppenhauses: Über
mächtigen Knaggen ist der aus Steinblöcken
gefügte Balken des Richtfestes angebracht, der
durch Medaillons ergänzt wird.
Der Balken trägt die Inschrift „GESETZT
BEIM RICHTFEST AM 15. OKTOBER 1937“, die
Medaillons zeigen links die Werkzeuge von
Maurer und Steinhauer: Kelle, Wasserwaage,
Lot und Klüpfel; rechts das Zeichen der Baumeister mit Winkel und Zirkel. Die Inschrift
des linken Medaillons lautet: „EHRET EURE
DEUTSCHEN MEISTER, DANN BANNT IHR GUTE
GEISTER“, die des rechten: „HALTE FEST AM ALTEN, SEI AUFGESCHLOSSEN DEM NEUEN“.32
Tatsächlich läßt sich das Polizeipräsidium
als ein Versuch interpretieren, Alt und Neu,
Bauhandwerk und Bauindustrie, Tradition und
Moderne zu einer Einheit zu verschmelzen. Allein schon die Existenz und die Position des
Richtbalkens deutet hierauf hin: Das Gebäude
hat ein Flachdach, genauer: eine extrem flach
geneigte Dachkonstruktion, die keine Gelegenheit für stolze Zimmerleute bietet, einen mächtigen Dachstuhl zu errichten und dies zu feiern
– der Richtfestbalken ist somit ins Treppenhaus
verlagert. Das Flachdach war in den 1920er
Jahren Hauptstreitpunkt und Glaubensfrage in
der extrem aufgeheizten Architekturdebatte um
traditionelles oder modernes Bauen, gipfelnd
im sogenannten „Zehlendorfer Dächerkrieg“.
Als Symbol, fast schon als Fetisch des „Neuen
Bauens“ war das Flachdach besonders den
Bauhandwerkern ein Dorn im Auge, die um
ihre berufliche Existenz fürchteten.33 Sie sahen
die in den späten 1920er Jahren vorangetriebenen Bestrebungen zur Erneuerung der Bauwirtschaft als Bedrohung für das gesamte traditionelle Baugewerbe an – Experimente mit
Stahl- oder Holzhäusern in normierter Serienproduktion, Technisierung, Industrialisierung
und Präfabrikation wurden durch die zunehmend radikalisierten Ideologen wie dem Architekten Paul Schultze-Naumburg bereits Ende
der 1920er Jahre mit bösen Etiketten wie „Baubolschewismus“ oder „rassische Entartung“
verteufelt.34
Beim Polizeipräsidium Wuppertal nun versuchte man den Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Ausrichtungen. Die Erfordernisse
der modernen, technisierten Gesellschaft und
ihrer aus Effektivitätsgründen zentralisierten
Verwaltungseinheiten bedingten einen Großbau, der am wirtschaftlichsten – wie seit Jahrzehnten üblich – als Stahlbetonständerbau ausgeführt wurde. Zur Rationalisierung der inneren Abläufe entwarf Alexander Schaefer einen
funktionalen Zweckbau, der auch im Inneren
einige Elemente der architektonischen Moderne der 1920er Jahre ganz selbstverständlich
aufgriff: Verwiesen sei hier nur auf die Oberlichte, die den zweihüftigen Fluren Tageslicht
zuführen.
Um diesen funktionalen Zweckbau allgemein akzeptabel und verträglich zu machen,
was sich ideologisch gleich mit dem hehren
97
Ideal der „Volksgemeinschaft“ verbrämen ließ,
und um eines der größten Wuppertaler Bauvorhaben seit Weltwirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und Machtergreifung nicht zum
Konfliktfall werden zu lassen, war die Einbeziehung des heimischen Bau- und Kunsthandwerkes neben der von Schaefer ohnehin schon
gepflegten Einbindung in die örtliche Architekturtradition auch eine politische Notwendigkeit – und ein Schachzug, um das Ganze als
großangelegte Gemeinschaftsleistung propagieren zu können: Es seien neben dem bereits
Vorgestellten die schmiedeeisernen Gitter der
Tore und Treppenhäuser des Düsseldorfer
Kunstschmiedes Kohlhaas genannt,35 ferner
die Holzvertäfelungen und Intarsien an den
Türen des Großen Saales, die hölzernen Treppengeländer sowie die nicht erhaltenen Beschriftungen und Spruchbänder an den Wänden der breiten Querflure von Prof. Hans
Schreiber, Wuppertal36 und die ebenfalls heute
verlorenen Plastiken an der Reviertür von Prof.
Erich
Cleff, Wuppertal.37 Schließlich sei auf die geplanten Figurengruppen nach Entwürfen des
Düsseldorfer Bildhauers Alfred Zschorsch verwiesen,38 die auf den Treppenwangen des
Haupteinganges aufgestellt werden sollten: Allegorien der Polizei als „Schützer“ und
„Kämpfer“ bzw. „Aufklärer“.39 Insgesamt finden sich also Arbeiten von Künstlern aus dem
Umkreis der Kunstakademie Düsseldorf oder
der Kunstgewerbeschule bzw. Meisterschule
Wuppertal.
Und dennoch: Das Polizeipräsidium ist –
sieht man von den expliziten Parteisymbolen
ab – nicht allein für die Zeit des Dritten Reiches charakteristisch. Bauten, die klassizistische Stiltraditionen und handwerkliche Elemente mit modernen Bautechniken verbinden,
wurden in den 1910er und 1920er Jahren kontinuierlich erbaut, nur wurde und wird ihnen in
den Medien weniger Aufmerksamkeit zuteil,
als den stets brillant inszenierten, aufsehenerregenden Schöpfungen des Neuen Bauens.
Beispiele hierfür finden sich in der näheren
Umgebung: Zunächst ist das Gebäude der Industrie- und Handelskammer an der Alexanderbrücke zu nennen, das 1928 von Prof. Peter
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Klotzbach und Paul Fliether errichtet wurde –
es zeigt eine im weitesten Sinne nüchtern-klassizistische Grundhaltung mit Natursteinfassade, einem aufwendigen Treppenhaus mit
schmiedeeisernem Gitter sowie Malereien des
Kunstgewerbeschullehrers Althoff im Sitzungssaal. Unmittelbar vergleichbar mit dem
Wuppertaler Polizeipräsidium ist zudem das
1928–30 errichtete Gebäude der Industrie- und
Handelskammer in Dortmund von Peter
Grund.
Unter den Verwaltungsgebäuden der Handelskammern, Versicherungen oder Banken,
die zwischen 1925 und 1955 entstanden sind,
ließen sich mühelos weitere Beispiele finden,
die in ähnlicher Weise Solidität und Sicherheit
ausstrahlen wollen. Dieser kontinuierliche
Klassizismus findet sich jedoch nicht nur bei
der nüchternen Zweckarchitektur der Verwaltungsbauten, sondern auch im Neoklassizismus der Repräsentationsarchitektur, der in den
1920er und 1930er Jahren ein internationales
Phänomen der westlichen Welt war und keinesfalls auf die Diktaturen begrenzt blieb.40
Es läßt sich somit konstatieren, daß die architektonische Gestaltung des Polizeipräsidiums Wuppertal durchaus in der kontinuierlichen Entwicklung der Architektur des 20. Jahrhunderts steht, für die die idealtypische Abfolge „20er Jahre = modern; 30er Jahre = neoklassizistisch“ eine unzulässige Verallgemeinerung bedeutet. Architektur ist kein abbildendes Medium, Bezüge zu außerarchitektonischen Kriterien bleiben allgemein und sind selten über Eindrücke wie streng, nüchtern, hierarchisch gegliedert hinaus zu interpretieren.
Die künstlerische Gestaltung des Präsidiums
ist - sofern sie sich der NS-Symbole bedient
oder Inhalte der Ideologie direkt abbildet –
ideologisch stark gebunden, doch ist auch hier
die konkrete stilistische Ausprägung vieldeutig, was besonders an den Mosaiken Oberhoffs
deutlich wird, die man gut und gerne in die
1950er Jahre datieren könnte.
Als Charakteristika für das Bauen im Dritten Reich lassen sich somit weniger die Steine
in ihrer Form, Beschaffenheit und Anordnung
benennen, als die Organisierung des Staates
und die hierarchische, zentralisierte Neuord-
Industrie- und Handelskammer Wuppertal (Peter Klotzbach und Paul Fliether 1928). Foto um 1928,
Untere Denkmalbehörde Wuppertal
nung des gesamten Bauwesens: Berufsverbote
für nicht-„arische“ Architekten, Aufhebung der
Planungsautonomie der Gemeinden. Die
äußere architektonische Hülle eines eigentlich
sachlichen, in konventionellen Formen gegliederten und mit uralten, klassischen Würdeformeln wie Symmetrie und Axialität gestalteten
Baues gestattet keinen Rückschluß auf das Unrecht, das bekanntlich hinter dieser Fassade begangen wurde. Das Grauen, das einen im dunklen Eingangsbereich beschleichen mag, entsteht wohl eher im Kopf des Betrachters.
Ein Schüler des Politikwissenschaftlers
Hans Fraenkel, der als Emigrant bereits 1940
mit seinem „Doppelstaat“ eine wichtige Analyse des NS-Systemes vorlegte, nämlich Wuppertals Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl sagte bei der Gedenkfeier und Gedenktafelenthüllung im Polizeipräsidium am 1. September 1999:
„Ein Gebäude ist eigentlich neutral, was in
einem Gebäude geschieht, bestimmen die Men-
schen, die darin tätig sind.“41
Aus einer derartigen Auffassung heraus
war es überhaupt nur möglich, das Polizeipräsidium nach dem Krieg als Rathaus der Stadt
Wuppertal zu nutzen. Robert Daum residierte
als erster frei gewählter Oberbürgermeister
Wuppertals also in dem Gebäude, in dem er
selbst 1944 kurzzeitig in Haft gesessen hatte.
Angesichts der ungeheuren Zerstörungen in
Wuppertal – auch das Barmer Rathaus war
schwer beschädigt – wurde die Nutzung als
rein pragmatisch-zweckmäßig verstanden.
Der Wettbewerb zum
Generalbebauungsplan 1938
Abschließend bleibt zu fragen, inwieweit
das Polizeipräsidium den Planungen für eine
„Neue Mitte“ der Stadt Wuppertal zuzuordnen
ist, die mit dem großen städtebaulichen Wett-
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Planung für die neue Stadtmitte Wuppertals (Walther Bangert 1939).Deutsche Bauzeitung 73
(1939), S. 746
bewerb von 1938 ausgelobt wurden.
Die Entwürfe des Preisträgers Walther Bangert zeigen, daß die in allen Planungen erheblich verbreiterte Hauptachse der Allee, die in
den großen Platz mündet, ihre Ausweitung direkt am Präsidium erfährt.42 In der Propaganda
integrierte man das Präsidium natürlich gern in
diese Konzeption, sollte doch die Zufälligkeit
der Nachbarschaft zur Neuen Mitte kaschiert
und alles als von langer Hand vorbereitet und
durchdacht erscheinen: Das Präsidium wurde
somit zu einem ersten Beispiel der Neugestaltung Wuppertals instrumentalisiert. Doch lag
der Bauplatz schon Jahre zuvor fest: Noch vor
der Städtevereinigung im Wuppertal konnte
sich die Stadt Barmen 1928 durch das Angebot,
einen Bauplatz aus eigenem Besitz zur Verfügung zu stellen, der zudem etwa in der Mitte
zwischen beiden Stadtzentren lag, den Zuschlag sichern.43 Und beim Wettbewerb für den
Neubau, den Alexander Schaefer ja mit einem
der Ausführung weitgehend entsprechenden
100
Entwurf gewonnen hatte, lag die Fassade noch
etwa in der Flucht der Nachbarbebauung. Erst
vor Beginn der Ausschachtungsarbeiten, also
im Herbst 1936, wurde die Fassadenflucht
zurückverlegt – mit einiger Sicherheit überwiegend aus verkehrlichen Gründen.44
Auch für den Wettbewerb eines Generalbebauungsplanes zur Neugestaltung des
Wuppertals lassen sich neben den von der
Propaganda aufgebauschten repräsentativen
Zwecken ganz nüchterne, pragmatische Gründe
finden: Die Verkehrssituation des engen Wuppertales war katastrophal, der Fernverkehr von
Düsseldorf nach Hagen verlief im Tal durch ein
Gewirr enger Straßen. Mit Otto Schillinger war
1928 ein Städtebauexperte nach Wuppertal gekommen, der sich als Leiter des Stadtplanungsamtes von 1932 bis 1965 die Lösung dieser Fragen zur ersten Aufgabe machte. Er arbeitete
1938 die Rahmenbedingungen für den städtebaulichen Wettbewerb aus, auf deren Grundlage die Teilnehmer ihre Pläne zu entwickeln
hatten, und er verwirklichte in den 1950er Jahren mit Baudezernent Hetzelt die Führung der
Talstraße in ihrem heutigen Verlauf.45 Auch in
stadtplanerischer Hinsicht bedeuten also die
Jahre 1933 und 1945 keinesfalls einen Bruch –
die Kontinuitäten überwiegen.
4
Das Denk-Mal Polizeipräsidium
Es bleibt erschreckend, daß es für die breite
Masse der Bevölkerung, für die Architekten,
Baubeamten und Künstler ganz selbstverständlich und normal war, ihre Tätigkeit in den
Dienst des verbrecherischen Regimes zu stellen, wenn dadurch der Broterwerb gesichert
werden konnte. Die wenigsten hatten Skrupel,
verweigerten sich dem Unrechtssystem und solidarisierten sich mit ihren Nachbarn. Das Polizeipräsidium wurde also nicht von anonymen
Braunhemden gebaut, die im alltäglichen
Sprachgebrauch so häufig unter dem Etikett
„die Nationalsozialisten“ in eine leichter zu ertragende Ferne gerückt werden, sondern von
unseren Eltern, Großeltern und deren Mitmenschen.46 Vielleicht ist dies die Mahnung, die
das Polizeipräsidium Wuppertal als Baudenkmal heute an uns richtet.
Anmerkungen
1 Eine Kurzfassung dieses am 9. September 2000
beim „Tag des offenen Denkmals“ gehaltenen
Vortrages erschien in „Polis. Zeitschrift für Architektur und Stadtentwicklung“, Wuppertal 11
(2000), Heft 2.
2 Um die Klärung der historischen und gegenwärtigen Bedeutung des Polizeipräsidiums, um die
Dokumentation seiner Geschichte und Nutzung
sowie um die Aufarbeitung von Lebensläufen,
die mit dem Präsidium in Zusammenhang stehen, bemüht sich derzeit eine interdisziplinäre
Arbeitsgruppe des Bergischen Geschichtsvereins, der Begegnungsstätte Alte Synagoge und
des Polizeipräsidiums selbst. Auf Initiative der
Arbeitsgruppe wurde am 1. September 1999 die
Gedenktafel „Wir wollen nicht vergessen“ am
Haupteingang des Präsidiums angebracht.
3 Wenn anhand einer detaillierten Beschreibung
und vergleichenden Analyse versucht wird,
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diese Zusammenhänge zu klären, so geschieht
dies ausdrücklich nicht in der Absicht, die historische Singularität des NS-Systems zu relativieren, sondern aus der Überzeugung heraus, daß
Politik und Architektur wesensfremde Dinge
sind, die sich nicht einfach deckungsgleich zueinander in Beziehung setzen lassen.
Meiner am 19.11.1999 bei einer Exkursion im
Rahmen der Werkstatt „Geschichtsarbeit und historisch-politisches Lernen zum Nationalsozialismus“ vorgetragenen Interpretation, in diesem
dreiteiligen Durchgang eine dezente Anspielung
auf das seit der Antike tradierte TriumphbogenSchema zu sehen, schien Herrn Prof. Dr. Joachim Petsch zu gewagt. Doch zieht man die weiteren durchweg sehr allgemeinen Architekturzitate in den Bauten Schaefers zum Vergleich
heran, wird diese Vagheit als typisches Merkmal
seiner Zitierweise erkennbar. Konstruktiv notwendig ist die Unterteilung nicht.
Alexander Schaefer: „Der Neubau des Polizeipräsidiums in einer westdeutschen Großstadt“. In:
Zentralblatt der Bauverwaltung 62 (1942), S. 308
(im folgenden zitiert als: Schaefer/ ZBV 1942).
Den Begriff „abstrakter Klassizismus“ prägte
Lars Olof Larsson in „Klassizismus in der Architektur des 20. Jahrhunderts“. In: Albert Speer –
Architektur. Arbeiten 1933–1942. Frankfurt,
Berlin, Wien 1978, S. 161.
Frau Gudrun Panne, Staatliches Bauamt Wuppertal, danke ich für die Bereitstellung von Bauunterlagen.
Oberbaurat Quehl: „Wettbewerb Polizeipräsidium Wuppertal“. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 56 (1936): 429–436 (im folgenden
kurz: Quehl/ ZBV 1936).
Nordrhein-Westfälisches
Hauptstaatsarchiv
(NWHSA) BR PE 3880.
Heutige Anschrift Jürgensplatz 5–7, damals Kavalleriestraße. Das Grundstück erstreckt sich im
Karree von Fürstenwall, Hubertusstraße, Jürgensplatz und Neusser Straße.
Bauwarte 4 (1928), S. 133–148 und 221–222.
Quehl/ ZBV 1936 (wie Anm. 8), S. 435.
Quehl/ ZBV 1936 (wie Anm. 8), S. 435.
NWHSA BR PE 3880; Schreiben des Preußisches Ministeriums für Finanzen an Schaefer
vom 1. Oktober 1935.
Quehl/ ZBV 1936 (wie Anm. 8), S. 429.
Vgl. Florian Speer: „Heimatschutz-Stil. Anmerkungen zu einem Stilphänomen in der Architektur der Jahrhundertwende“. In: Geschichte im
Wuppertal 6 (1997), S. 27–50; und Christoph
Heuter: „Ein energischer Versuch in neuzeitli-
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cher Richtung. Ludwig Lemmer (1891–1983),
Stadtbaurat in Remscheid 1921–1933“. In:
Hausforschung im Bergischen Land und im angrenzenden Westfalen. Publikation der Vorträge
der Fachtagung in Lindlar am 17. und 18. 10.
1997 vom Arbeitskreis für Bauforschung im
Rheinland, Arbeitsgruppe des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
(erscheint voraussichtlich 2001).
Alexander Schaefer: „Neubau des Polizeipräsidiums Düsseldorf“. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 54 (1934), S. 333–346. Für Hinweise
und die Ermöglichung einer Besichtigung des
Düsseldorfer Präsidiums danke ich Herrn Polizeihauptkommissar Klaus-Fr. Dönecke.
Vgl. Karl-Hugo Schmölz und Rolf Sachsse
(Hg.): Hugo Schmölz. Fotografierte Architektur
1924–1937. München 1982, S. 83–89.
Vgl. den Beitrag von Michael Dückershoff über
Hans Kohlschein in: Lexikon der Düsseldorfer
Malerschule 1819–1918. München 1998, Band
2, S. 260–262.
Vgl. Wuppertaler Rundschau vom 23.10.1999
und 27.10.1999.
Hans Schmitz Wiedenbrück: „Arbeiter, Bauern,
Soldaten“. Das Triptychon wurde ausgestellt auf
der „Großen deutschen Kunstausstellung“ München 1941. Der Verbleib des Mittelteiles (Soldaten) ist unbekannt, die Seitenflügel (Arbeiter,
Bauer) befinden sich im Besitz der Bundesrepublik Deutschland.
Vgl. Schaefer/ ZBV 1942 (wie Anm. 5), S. 312
und 313.
Im Bereich der Architekturplastik sind von Gottschalk Werke an Bauten des Wilhelm Kreis bekannt (z. B. Rathaus Herne 1911, Offiziers-Genesungsheim Bühlerhöhe bei Baden-Baden
1913).Vgl. Ruth Meyer-Kahrweg: Denkmäler,
Brunnen und Plastiken in Wuppertal. Wuppertal
1991, Bd. II, S. 51–52 (im folgenden kurz:
Meyer-Kahrweg 1991).
Der Polizeipräsidialbezirk umfaßte seit 1922 Elberfeld, Barmen, Vohwinkel, Cronenberg, Ronsdorf – die 1929 zu Wuppertal vereinten Städte,
ferner Remscheid, Lüttringhausen und Lennep,
die 1929 zu Remscheid vereint wurden und
schließlich Neviges, Velbert und Wülfrath.
1925/26 wurde der Bezirk auf Solingen, Ohligs,
Wald, Gräfrath und Höhscheid ausgedehnt, die
seit 1929 Groß-Solingen bilden.
Albrecht Ade (Hg.): Ernst Oberhoff – Malerei
Zeichnungen Grafik. Krefeld 1974 (im folgenden kurz: Oberhoff 1974). Auf dem Briefbogen
seiner „Organisation für direkte Demokratie
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durch Volksabstimmung“ schrieb Joseph Beuys:
„Dem Lehrer Ernst Oberhoff, den ich bereits als
Student als einen demokratischen erleben
konnte, widme ich in Dankbarkeit diesen Satz
meiner psychologischen Überlegung. …“
(Oberhoff 1974, S. 88).
Vgl. Meyer-Kahrweg 1991 (wie Anm. 23), Bd.
II, S. 115. Für Hinweise zu Oberhoff danke ich
Herrn Dr. Herbert Pogt, Von der Heydt-Museum
Wuppertal.
Ehemalige Generaloberst Höppner-Kaserne,
Freudenberger Straße 55, heute Fachbereich der
Uni Wuppertal. Vgl. Rheinische Landeszeitung
– Wuppertaler Zeitung Nr. 17 vom 17. Januar
1939.
Vgl.: Schlemmer – Baumeister – Krause. Wuppertal 1937–1944 (Kat. Ausst. Von der HeydtMuseum Wuppertal 20.5.-1.7.1979), unpag.
(Zeittafel).
Vgl. Heinz Rasch in Oberhoff 1974 (wie Anm.
25), S. 24.
Die Vermutung über ein Zusammentreffen
Oberhoffs mit Baumeister und Schlemmer, die
Hermann J. Mahlberg anhand der Berichte über
Arbeiten der Oberhoff-Klasse an Lackschränken, Wandschirmen und Wandmalereien
äußerte, ist mit der Erinnerung der von Heinz
Rasch geschilderten Beratungstätigkeit Oberhoffs gegenüber Walter Herberts zu belegen.
Vgl. Hermann J. Mahlberg: „Die Geschichte der
Kunstgewerbeschulen Barmen/Elberfeld bis zur
Begründung der Werkkunstschule Wuppertal im
Jahre 1949“. In: Der Dekan des Fachbereichs 5
der Bergischen Universität-Gesamthochschule
Wuppertal (Hg.): kunst/ design & co – Von der
Kunstgewerbeschule Barmen/Elberfeld – Meisterschule – Werkkunstschule zum Fachbereich
5 der Bergischen Universität-Gesamthochschule
Wuppertal 1894–1994. Festschrift zum
100jährigen Jubiläum. Wuppertal 1994, S. 12–
57, hier S. 44. Dort sind Hinweise auf Oberhoffs
Tätigkeit für Herberts im Bericht des damaligen
Leiters der Meisterschule Etbauer vom 6. September 1941 an den Regierungspräsidenten
Düsseldorf zitiert (NWHSA Reg. Düss. Nr.
47840 II).
Vgl. Schlemmer – Baumeister – Krause (wie
Anm. 28).
Das mittlere Medaillon, auf das Haken in der
Wand hinweisen, ist nicht erhalten. Es zeigte das
Hakenkreuz mit der Inschrift eines Ausspruchs
von Adolf Hitler: „ICH SEHE ES ALS DIE WICHTIGSTE AUFGABE AN, EINE FORM ZU FINDEN, DIE DEN
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FORDERUNGEN DER GEGENWART NACH EINFACHHEIT UND SCHLICHTHEIT GERECHT WIRD UND ZUGLEICH EINE WÜRDIGE HALTUNG BEWAHRT“ (zitiert nach General-Anzeiger der Stadt Wuppertal
Nr. 244 vom 16./17.10.1937).
Barbara Miller-Lane: Architektur und Politik in
Deutschland 1918–1945. Braunschweig/ Wiesbaden 1986, S. 123–141, insb. S. 130–133 (im
folgenden kurz: Miller-Lane 1986).
Miller-Lane 1986 (wie Anm. 32), S. 133–141.
Der Düsseldorfer Kunstschmied Kohlhaas, der
die Kunstschmiedearbeiten der Eingangstore
fertigte, konnte nicht näher identifiziert werden.
Prof. Hans Schreiber (1894–1980), Meisterschule des deutschen Handwerks, Wuppertal. Zu
Schreiber vgl. Meyer-Kahrweg 1991 (wie Anm.
23), Bd. II, S. 139.
Arbeiten von Prof. Erich Cleff (1881–1961),
Meisterschule des deutschen Handwerks, Wuppertal. Zu Cleff vgl. Meyer-Kahrweg 1991 (wie
Anm. 23), Bd. II, S. 31.
Alfred Zschorsch (1887–1956). Zu Zschorsch
vgl. Meyer-Kahrweg 1991 (wie Anm. 23), Bd.
II, S. 166f.
Über die Figurengruppen sind wir nur durch
Zeitungsberichte informiert: General-Anzeiger
Nr. 108 vom 06.05.1938 und Nr. 173 vom
28.07.1939; vgl. Meyer-Kahrweg 1991 (wie
Anm. 23), Bd. I, S. 329f.
Lars Olof Larsson hat bereits 1978 anhand etlicher Beispiele auf die kontinuierliche und internationale Präsenz des Neoklassizismus hingewiesen (Lars Olof Larsson: „Klassizismus in der
Architektur des 20. Jahrhunderts“. In: Albert
Speer – Architektur. Arbeiten 1933–1942.
Frankfurt, Berlin, Wien 1978, S. 151–175. Daß
Larssons klärender Aufsatz in dem gegenüber
der Architektur und Person Albert Speers distanzlos wirkenden „Prachtband“ „Albert Speer
– Architektur. Arbeiten 1933–1942“ erschienen
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ist, hat sicherlich zu der bis heute fortwirkenden
überscharfen Polarisierung der Fachdiskussion
um die Architektur der 1930er Jahre in Deutschland beigetragen.
Hans Kremendahl: „Polizei – Vom Terror zur
Partnerschaft“. In: Der Polizeipräsident (Hg.):
Wir wollen nicht vergessen! Dokumentation der
Gedenkfeier zur Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung durch die Geheime Staatspolizei in Wuppertal 1939 bis 1945
am 1. September 1999 im Polizeipräsidium.
Broschüre, herausgegeben in Verbindung mit
dem Ressort Presseamt und Stadtmarketing der
Stadt Wuppertal und der Begegnungsstätte Alte
Synagoge. Wuppertal 1999, S. 5–8, hier S. 6.
„Der große Städtebauwettbewerb Wuppertal“.
In: Deutsche Bauzeitung 73 (1939), S. 745–755.
Quelle: Chronik „Der Polizeipräsident in Wuppertal“, S. 5. Tagebuch des Polizeipräsidenten;
handschriftliche Chronik, bewahrt im Polizeipräsidium Wuppertal. Für die freundliche Gewährung der Einsichtnahme sowie vielfältige
Hilfestellungen bei der Recherche im Hause
danke ich herzlich dem Wuppertaler Polizeipräsidenten Herrn Klaus Koehler und seinen Mitarbeitern.
Schaefer/ ZBV 1942 (wie Anm. 5), S. 302.
Zu Schillinger vgl. Hans Joachim de Bruyn-Ouboter: „Otto Schillinger – Wuppertaler Stadtplanung zwischen Gustav Stresemann und Ludwig Erhard“. In: Wuppertaler Biographien
17. Folge. Wuppertal 1993: 125–144.
Die Schwierigkeit im Umgang mit dem Widerspruch der an bürgerlichen Tugenden und christlichen Geboten orientierten Elterngeneration
und der Übertretung der Tugenden und Gebote
durch eben diese Generation hat Hiltrud Kier
eindrucksvoll formuliert. Hiltrud Kier: Architektur der 50er Jahre. Bauten des Gerling-Konzerns in Köln. Frankfurt/ Main, Leipzig 1994, S.
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