Kapitel 8 Partielle Differentialgleichungen/Randwertprobleme Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/2 Einführung und Beispiele Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/3 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Einführung und Beispiele • Randwertprobleme: Differentialgleichungen für eine Lösungsfunktion u auf einem Intervall (a, b), für die der Wert an den Grenzen a und b vorgegeben sind • Mehrdimensionaler Fall: Differentialgleichung ist auf einer offenen R Teilmenge Ω ∈ d gegeben, enthält partielle Ableitungen der Lösungsfunktion bezüglich der Raumkoordinaten ∂u u(x0 + hei ) − u(x0 ) (x0 ) = lim h→0 ∂xi h • Werte von u auf dem Rand ∂Ω sind vorgegeben Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/4 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Poisson-Gleichung • Die Poisson-Gleichung in einer Dimension −u00 (x) = f (x), x ∈ (a, b) • In mehreren Dimensionen −∆u(x) = f (x), x ∈ Ω Hierbei ist ∆ der Laplace-Operator: d X ∂2u ∆u = 2 ∂x i i=1 Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/5 Konvergenz Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Die Wärmeleitungsgleichung • Die Wärmeleitungsgleichung ∂ u(x, t) ∂ 2 u(x, t) −µ = f (x, t) ∂t ∂x2 für x ∈ (a, b) und t > 0 • In mehreren Dimensionen ∂ u(x, t) − µ∆u(x, t) = f (x, t) ∂t für x ∈ Ω ⊂ d und t > 0 R • t Zeit, µ thermische Leitfähigkeit Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/6 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Wellengleichung • Die Wellengleichung 2 ∂ 2 u(x, t) 2 ∂ u(x, t) −c =0 ∂t2 ∂x2 für x ∈ (a, b) und t > 0 • In mehreren Dimensionen ∂ 2 u(x, t) − c2 ∆u(x, t) = 0 2 ∂t für x ∈ Ω ⊂ d und t > 0 R • c Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/7 Konvergenz Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Beispiel: Thermodynamik • Berechnung der Temperaturverteilung in einem Quadrat Ω Seitenlänge L • Sei J(x) die Energieübertragung pro Zeiteinheit. Es gilt (Taylor) ∂J (x) J(x) − J(x + lei ) = − ∂xi • Gesetz von Fourier: J ist proportional zur räumlichen Veränderung der Temperatur T . Daher: 2 ∂ ∂T 2∂ T J(x) − J(x + lei ) = − kl = −kl ∂xi ∂xi ∂x2i • Summe der Energieschwankungen muss Null sein (im Gleichgewicht) d X ∂2T ∆T (x) = 2 (x) = 0 ∂x i i=1 Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/8 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Beispiel: Hydrogeologie • Studium von Filtrierungsprozessen in Grundwasser • Zweidimensionales Gebiet Ω, besteht aus einem porösen Medium mit konstanter hydraulische Leitfähigkeit K • Darcy-Gesetz: mittlere Filtrierungsgeschwindigkeit des Wassers q = (q1 , q2 , q2 ) ist proportional der Veränderung der Wasserhöhe φ ∂φ ∂φ ∂φ T q = −Kgrad(φ) = −K , , ∂x1 ∂x2 ∂x3 • Massenerhaltung und konstante Dichte des Fluids führen auf 3 X ∂ qi =0 div(q) = ∂xi i=1 • Aus beiden Gleichungen zusammen folgt div(grad(φ)) = ∆φ = 0 d.h. φ erfüllt das Poisson-Problem Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/9 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Randbedingungen • Poisson-Gleichung lässt unendlich viele Lösungen zu • Für eine eindeutige Lösung müssen geeignet Bedingungen am Rand ∂Ω gestellt werden • Dirichlet-Randbedingungen schreiben den Wert von u auf ∂Ω vor u(x) = g(x) für x ∈ ∂Ω • Neumann-Randbedingungen schreiben den Wert der Ableitung von u in Normalenrichtung am Rand vor ∂u (x) = n · grad(u) = h(x) ∂n Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/10 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Lösbarkeit von Randwertproblemen • Eindeutige Lösbarkeit des Dirichlet-Randwertproblems kann gezeigt werden, wenn 1 2 die Funktionen f und g stetige sind und das Gebiet Ω hinreichend regulär ist • Die Lösung des Neumann-Problems ist unter den gleichen Bedingungen eindeutig, bis auf eine additive Konstante Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/11 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Das Dirichlet-Randwertproblem • Betrachte eindimensionalen Fall des Dirichlet-Randwertproblems • Gegeben: zwei Konstanten α und β und eine Funktion f (x) • Finde eine Funktion u(x), so dass −u00 (x) = f (x) u(a) = α u(b) = β für x ∈ (a, b) • Man kann durch zweifache Integration leicht zeigen: wenn f ∈ C 0 ([a, b]) (d.h. f ist stetig), dann existiert eine eindeutige Lösung u ∈ C 2 ([a, b]) (d.h. u ist zweimal stetig differenzierbar) • Bemerkung: Das Randwertproblem kann nicht in die Form eines Cauchy-Problems gebracht werden, da u an verschiedenen Punkten vorgegeben ist. Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/12 Finite Differenzen Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/13 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Finite Differenzen • Unterteile das Intervall [a, b] in N + 1 Teilintervalle Ij = [xj , xj+1 ] mit j = 0, . . . , N • Alle Intervall haben die gleiche Breite h (der Einfachheit halber) • Die Differentialgleichung muss in jedem Punkt erfüllt sein, d.h. für alle j = 1, . . . , N −u00 (xj ) = f (xj ) (*) • An den Rändern gilt u(x0 ) = α bzw. u(xN +1 ) = β • Ersetze in Gl. (*) die zweite Ableitung durch eine finite Differenzenapproximation u(x + h) − 2u(x) + u(x − h) δ 2 u(x) = h2 Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/14 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Finite Differenzen • Für alle Knoten xj mit j = 1, . . . , N gilt dann uj+1 − 2uj + uj−1 = f (xj ) h2 und an den Rändern gilt u0 = α bzw. uN +1 = β − • Fasst man die Koeffizienten in der Matrix A zusammen, die Werte an den Knoten im Lösungsvektor u = (u1 , . . . , uN )T und die rechte Seite als f erhält man Au = h2 f • Bei dem ersten und letzten Eintrag der rechten Seite müssen um die Randwerte α und β korrigiert werden f = (f (x1 ) + α/h2 , f (x2 ), . . . , f (xN −1 ), f (xN ) + β/h2 )T Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/15 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Finite Differenzen • Die Matrix A hat folgende Form 2 −1 0 · · · 0 .. −1 2 −1 . . . .. 0 A = 0 −1 . . .. .. . 2 −1 . 0 · · · 0 −1 2 • A ist symmetrisch und positiv definit • A ist tridiagonal ⇒ kann effizient mit dem Thomas-Algorithmus gelöst werden • Schlecht konditioniert: Konditionszahl K(A) = λmax /λmin = Ch−2 Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/16 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Fehler der finiten Differenzen • Fehler des Verfahrens (wenn f zweimal stetig differenzierbar) h2 max |u(xj ) − uj | ≤ max |f 00 (x)| j=0,...,N +1 96 x∈[a,b] • Folgerung: das Verfahren konvergiert mit Ordnung 2 Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/17 Konvergenz Finite Elemente Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/18 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Finite Elemente • Alternatives Verfahren zu finiten Differenzen • Betrachte das Ausgangsproblem −u00 (x) = f (x) • Multipliziere beide Seiten mit einer beliebigen Funktion v und integriere b Z − Z 00 u (x)v(x)dx = b f (x)v(x)dx a a • Durch partielle Integration erhalten wir Z b 0 0 0 u (x)v (x)dx − [u a (x)v(x)]ba Z = b f (x)v(x)dx a Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/19 Konvergenz Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Finite Elemente • Annahme v wird Null an den Rändern a und b (Dies läßt sich auch streng begründen, soll hier aber nicht gemacht werden) Z b Z b u0 (x)0 v(x)dx = f (x)v(x)dx a (*) a • Gleichung (*) ist definiert für alle Funktionen u, v ∈ C 1 • Einschränkung jetzt auf eine endliche Teilmenge: stückweise lineare Polynome A. Quarteroni, F. Saleri Prof. R. Leithner,Quelle: E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/20 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Finite Elemente • Raum der Stückweise linearen Polynome Vh • Mit Einschränkung, dass die Funktionen an den Intervallgrenzen verschwinden Vh0 • Das Finite-Elemente-Approximations-Problem ist dann folgendermassen definiert: Definition (Finite Elemente Approximation) Finde uh ∈ Vh , so dass uh (a) = α und uh (b) = β und Z b Z b 0 0 uh (x)vh (x)dx = f (x)v(x)dx a für alle vh ∈ a Vh0 Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/21 Konvergenz Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Finite Elemente Basisfunktionen • Funktionen in Vh0 sind stückweise lineare Polynome • Basisfunktionen φk in der Abbildung dargestellt • Jede Funktion vh in Vh0 lässt sich darstellen als vh (x) = N X vj φj (x) j=1 mit vj = vh (xj ) Quelle: A. Quarteroni, F. Saleri Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/22 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Finite Elemente Basisfunktionen • Darstellung der Basisfunktion φj (x): φj (x) = x−xj−1 x j −xj−1 fallsx ∈ [xj−1 , xj ], 0 sonst x−xj+1 xj −xj+1 fallsx ∈ [xj , xj+1 ], • Die φj heißen auch Formfunktionen oder Hutfunktionen • Es gilt φj (xk ) = δjk Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/23 Konvergenz Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Finite Elemente • Es ist ausreichend wenn die Gleichung Z b u0h (x)vh0 (x)dx b Z = a f (x)v(x)dx a nur für alle Basisfunktionen φj erfüllt ist • Sie ist dann automatisch auch für alle vh ∈ Vh0 erfüllt • Einsetzen des Ansatzes uh (x) = αφ0 (x) + N X uj φj (x) + βφN +1 (x) j=1 führt dann auf N lineare Gleichungen in den uj , d.h. ein lineares Gleichungssystem der Form Au = f Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/24 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Finite Elemente • In dem linearen Gleichungssystem Au = f ist die Matrix A gegeben durch Z (A)ij = b φ0i (x)φ0j (x)dx a und die rechte Seite f durch Z b (f )i = f (x)φi (x)dx a • Integrationen brauchen nicht über das ganze Intervall [a, b] zu laufen, sondern nur über das kleine Teilintervall, wo φi bzw. φj nicht Null ist • Die Integration wird im Allgemeinen numerisch ausgeführt mit Methoden, wie sie in Kapitel 4 vorgestellt wurden (bevorzugt Gauss-Integration) Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/25 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Finite Elemente • Wenn alle Intervalle die gleiche Länge h haben ist A die gleiche Matrix wie bei den finiten Differenzen • Die rechte Seite unterscheidet sich dagegen: während bei finiten Differenzen der Vektor f die Werte von f an genau an einem Punkt enthält, sind es bei finiten Elementen gemittelte Werte • Finite Elemente können auch stückweise Polynome höheren Grades verwenden, was die Genauigkeitsordnung des Verfahrens entsprechend erhöht Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/26 Finite Differenzen in zwei Dimensionen Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/27 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Finite Differenzen in zwei Dimensionen • Betrachte partielle Differentialgleichung in einem zweidimensionalen Gebiet Ω • Idee: approximiere partielle Ableitungen durch Differenzenquotienten auf einem Gitter • Lösung u wird nur in den Knoten des Gitters approximiert Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/28 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Diskretisierungsgitter • Problem: Konstruktion eines geeigneten Diskretisierungsgitters • Annahme: Ω ist ein Rechteck (a, b) × (c, d) • Unterteile (a, b) in Intervalle (xk , xk+1 ) gleicher Länge hx = (b − a)/(Nx + 1) mit k = 0, . . . , Nx • Unterteile (c, d) in Intervalle (yk , yk+1 ) gleicher Länge hy = (d − c)/(Ny + 1) mit k = 0, . . . , Ny • Knotenwerte ui,j an Gitterpunkten u(xi , yj ) gesucht Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/29 Konvergenz Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Diskretisierungsgitter Quelle: A. Quarteroni, F. Saleri Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/30 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Differenzenquotienten • Approximation der partiellen Ableitung durch Differenzenquotienten (wie in Kapitel 4) • In x-Richtung δx2 ui,j = ui−1,j − 2ui,j + ui+1,j h2x • In y-Richtung ui,j−1 − 2ui,j + ui,j+1 h2y • Genauigkeitsordnung ist 2 bezüglich hx bzw. hy δy2 ui,j = Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/31 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Diskretisierung der Differentialgleichung • In der partiellen Differentialgleichung ∂2u ∂2u − + 2 = f (x, y) ∂x2 ∂y werden die partiellen Ableitungen jetzt durch die Differenzenquotienten ersetzt − δx2 ui,j + δy2 ui,j = fi,j • Falls das Gitter in beide Richtungen gleichmäßig ist, d.h. hx = hy = h, erhalten wir 1 − 2 (ui−1,j + ui,j−1 − 4ui,j + ui+1,j + ui,j+1 ) = fi,j h Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/32 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Diskretisierung der Differentialgleichung Quelle: A. Quarteroni, F. Saleri Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/33 Konvergenz Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Diskretisierung der Differentialgleichung • Für jeden Knoten ui,j benötigt die diskretisierte Gleichung 5 Knotenwerte ⇒ Name des Verfahrens auch 5-Punkt-Verfahren für den Laplace-Operator • Zu den Randknoten gehörige Unbekannte werden mit ui,j = gi,j eliminert. Für die Randknoten ist i = 0 oder i = Nx oder j = 0 oder j = Ny . • Das Verfahren hat daher nur N = Nx NY Unbekannte. Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/34 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Diskretisierung der Differentialgleichung • Bringe die Knoten in lexikographische Ordnung, d.h. nummeriere von links nach rechst, dann von oben nach unten • Beispiel für Nx = 5, Ny = 3: (1, 1), (2, 1), . . . , (5, 1), (1, 2), . . . , (5, 2), (1, 3), . . . , (5, 3) | {z } | {z } | {z } | {z } | {z } | {z } | {z } 1 2 5 6 10 11 15 • Die Matrix A nimmt jetzt block-tridiagonale Form an T D D T A = 0 ... .. . 0 ··· 0 ··· .. . .. . D D 0 T D 0 .. . 0 D T Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/35 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Diskretisierung der Differentialgleichung • Die Einträge D und T sind selbst wieder Matrizen (daher block-tridiagonal) • D ist eine Diagonalmatrix mit Einträgen −1/h2 auf der Diagonalen • T ist folgende tridiagonale Matrix 2 −1 0 · · · 0 .. −1 2 . . . . 1 . . .. . . −1 0 T= 2 0 h .. . −1 2 −1 0 · · · 0 −1 2 Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/36 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Diskretisierung der Differentialgleichung Quelle: A. Quarteroni, F. Saleri Muster der zum 5-Punkte-Verfahren gehörigen Matrix mit lexikographischer Ordnung der Unbekannten Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/37 Konvergenz Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Diskretisierung der Differentialgleichung • Die Matrix A ist symmetrisch und positiv definit • A ist daher auch nicht-singulär und das System besitzt eine eindeutige Lösung • A ist eine dünnbesetzte Matrix: die Anzahl der Elemente ungleich Null ist sehr viel kleiner als die gesamte Anzahl der Elemente der Matrix • Alle Elemente ungleich Null liegen auf nur fünf Diagonalen • Erzeugung dünnbesetzter Matrizen in Matlab mit dem Befehl sparse • System kann mit direkten als auch mit iterativen Verfahren gelöst werden. Aber: die Matrix ist schlecht konditioniert für kleine h (Konditionszahl O(h− 2)) Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/38 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Beispiel • Beispiel: Lösen des Poisson-Problems mit rechter Seite f (x, y) = 8π 2 • Dirichlet-Randbedingungen: g(0, y) = g(1, y) = 0 g(x, 0) = g(x, 1) = sin(2πx) • Numerische Lösung mit dem 5-Punkte-Verfahren mit h = 1/10 und h = 1/20 • Relativer Fehler in den Knoten 0.029 bzw. 0.0081 Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/39 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Beispiel Quelle: A. Quarteroni, F. Saleri Lösung der Poisson-Gleichung mit finiten Differenzen und h = 1/10 Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/40 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Beispiel Quelle: A. Quarteroni, F. Saleri Lösung der Poisson-Gleichung mit finiten Differenzen und h = 1/20 Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/41 Konvergenz Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/42 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Konsistenz und Konvergenz • Wie groß ist der Approximationsfehler? Geht dieser gegen Null, wenn h → 0? • Falls ja, d.h. max |u(xi , yi ) − ui,j | → 0 wenn h → 0 i,j ist das Verfahren konvergent. • Notwendige Bedingung für die Konvergenz eines Verfahrens ist die Konsistenz. • Konsistenz: der lokale Abschneidefehler geht gegen Null für h → 0 Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/43 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Konsistenz und Konvergenz • Lokaler Abschneidefehler: der Fehler, der entsteht, wenn die exakte Lösung in das numerische Verfahren eingesetzt wird • Lokaler Abschneidefehler τh im Knoten (xi , yj ) für das 5-Punkte-Verfahren: τh (xi , yi ) = − f (xi , yj ) − (u(xi−1 , yj ) + u(xi , yj−1 ) − 4u(xi , yj ) + u(xi , yj+1 ) + u(xi+1 , yj ))/h2 • Es lässt sich schließen (Hinweis: Taylor-Entwicklung in zwei Variablen), dass lim τh (xi , yj ) = 0 h→0 D.h. das Verfahren ist konsistent. Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/44 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Konsistenz und Konvergenz • Ferner kann man zeigen, dass das Verfahren auch konvergent ist. • Es gilt folgender Satz: Satz (Konvergenz des 5-Punkte-Verfahrens) Sei die exakte Lösung u ∈ C 4 (Ω̄), das heißt, all ihre Ableitungen bis zur vierten Ordnung sind auf dem abgeschlossenen Gebiet Ω̄ stetig. Dann existiert eine Konstante C > 0, so dass max |u(xi , yj ) − ui,j | ≤ CM h2 , i,j wobei M der maximale Absolutbetrag der vierten Ableitung von u in Ω̄ ist. Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/45 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Zusammenfassung • Randwertprobleme sind Differentialgleichungen auf einem Gebiet R Ω ⊂ d (einem Intervall, falls d = 1), die Informationen über die Lösung auf dem Rand von Ω benötigen; • Die Approximation mit finiten Differenzen basiert auf der Diskretisierung einer gegebenen Differentialgleichung in ausgewählten Punkten (Knoten genannt), in denen die Ableitungen durch Finite-Differenzen-Formeln ersetzt werden; • Das Verfahren der finiten Differenzen erzeugt einen Vektor, dessen Komponenten bezüglich der Schrittweite quadratisch gegen die exakte Lösung konvergieren; Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/46 Einführung und Beispiele Finite Differenzen Finite Elemente Finite Differenzen in zwei Dimensionen Konvergenz Zusammenfassung • Das Verfahren der finiten Elemente basiert auf einer geeigneten Umformulierung der ursprünglichen Differentialgleichung und auf der Annahme, dass die angenäherte Lösung ein stückweise stetiges Polynom ist; • Die zu den Diskretisierungen mit finiten Differenzen und finiten Elementen gehörigen Matrizen sind dünn besetzt und schlecht konditioniert. Prof. R. Leithner, E. Zander | Einführung in numerische Methoden für Ingenieure | 8/47